Wohnen im Wartesaal

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Im Garten blühen die Osterglocken, die grün gestrichene Tür
zum Hof steht offen. Sigrid
Merz steckt den Kopf hinein:
„Hello, everthing allright?“
Gestern Nacht ist eine Gruppe
russischer Gäste auf Europareise eingetroffen. Sie bleiben ein
paar Tage im „Wartesaal“, ehe
sie weiterziehen.
Sie wohnen tatsächlich im
alten Wartesaal des Bahnhofs
Kluftern, den Sigrid Merz 2014
gekauft und generalsaniert hat.
Merz hat ein Faible für alte
Häuser. „Ich habe schon meine
Diplomarbeit über Altbausanierung geschrieben“, sagt sie.
Sie ist davon überzeugt, dass
Denkmalschutz nur mit privatem Engagement gelingen
kann. Schon 2000 kaufte sie das
kleine Bahnwärterhäuschen
direkt nebenan, wo sie jetzt mit
ihrer Familie wohnt. Als das
Gebäude zum Verkauf stand,
suchte sie eine „freundliche
Bank“ und schlug zu – wohl
wissend, dass eine Menge
Arbeit auf sie wartete.
„Wir haben das Gebäude
komplett entkernt, eigentlich
standen nur noch die Wände,
der Dachstuhl und die Treppe“,
sagt sie. Lagenweise kratzten
ihre Helfer und sie Lackschichten von altem Holz und klopften Putz von Ziegelwänden.
Jetzt zeigt das Treppenhaus
sein über hundertjähriges Holz,
eine alte Ziegelwand mit krummen Fachwerkbalken hat sie
offen gelassen. Auch um Brandschutz, Lüftungsanlage und
Denkmalvorschriften musste
sie sich kümmern. „Ohne gute
Handwerker mit viel Erfahrung
ist so eine Renovierung nicht zu
Der alte Bahnhof in Kluftern ist heute unter anderem ein Domizil für Feriengäste, die sich auch im Hof zwischen Ferienwohnungen und Gleisen wohl fühlen können.
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„Wir haben das Gebäude
komplett entkernt, eigentlich
standen nur noch die Wände,
Dachstuhl und Treppe.“
Sigrid Merz, Inhaberin des Bahnhofs Kluftern
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„Es ist so ein ehrliches, altes
Haus.“
Sabine Kunzer, Fotografin und
Mieterin im Bahnhof
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schaffen“, sagt Merz.
Sie hat mit ortsansässigen
Betrieben zusammengearbeitet. Die architektonische
Planung etwa übernahm das
Baubüro Bruhn, die Elektrik
erneuerte „Elektrotechnik
Martin“, Bauleitung, Bäder,
und Heizung erledigte die
Firma Zerlaut. Außerdem installierte sie eine solarthermische Anlage auf dem Dach
mit großem Pufferspeicher im
Keller, im Winter unterstützt
eine Holzpellet-Heizung: „Regenerative Energien waren mir
ganz wichtig“, sagt Merz.
Jetzt sind im Erdgeschoss die
Ferienwohnungen „Wartesaal“
und „Gleis 1“, mit großen,
neuen Fenstern, Holzböden
und hell verputzten Wänden.
Die größere hat noch zwei
Zimmer im Obergeschoss, die
kleinere eine Galerie aus alten
Balken. Beide haben Zugang
zum Hof mit Strandkorb, Terrasse und Kinderspielzeug.
„Bisher sind alle Mieter ganz
glücklich gewesen, auch über
die Züge hat sich noch niemand
beschwert“, erzählt Merz. Für
die kommende Saison ist sie zu
80 Prozent ausgebucht, oft von
Menschen, die ein historisches
Ambiente schätzen.
Im ersten Stock hat sich die
Porträt-Fotografin Sabine
Kunzer ihr neues Atelier eingerichtet. Sie erzählt, dass sie mit
dem alten Bahnhof liebäugelt,
seit sie 2011 von Bunkhofen
nach Kluftern zog. „Es ist so ein
ehrliches, altes Haus“, sagt
Kunzer. Dabei ist der Bahnhof
für sie mehr als Kulisse, obwohl
sich die großen Fenster, die
grünen Läden und die offene
Ziegelwand gut als Hintergründe eignen – und sie nebenbei immer wieder zu freier
künstlerischer Arbeit inspirieren. „Gerade bei Porträts ist es
entscheidend wichtig, dass die
Menschen sich sicher und
aufgehoben fühlen. Hier haben
schon Kinder dieses Gefühl“,
sagt sie. Die Wohnung darüber
hat sie gleich mit gemietet.
„Das passt“, finden beide Frauen. Sigrid Merz und Sabine
Porträtistin Sabine Kunzer (links) und ihre Vermieterin Sigrid Merz im Fotostudio im ersten Stock. Beide fühlen sich im alten Bahnhof pudelwohl.
Historisches
Als 1901 der erste Zug im Bahnhof
Kluftern hielt, empfing ihn das
Dorf mit Kanonendonner, Hochrufen und einem Fest in der
bereits ein Jahr vorher eröffneten
Bahnhofsgaststätte. Mit dem Bau
der Bahnverbindung Friedrichshafen – Überlingen ging ein
jahrzehntelanges Ringen zwischen
dem Großherzogtum Baden und
dem Königreich Württemberg zu
Ende. Kluftern bekam seinen
Bahnhof – ein enormer Fortschritt
für die Infrastruktur. Ab jetzt
konnten Äpfel und Milch mit der
Bahn abtransportiert, Holz, Kohle
und landwirtschaftliches Gerät
angeliefert werden.
Traurige Berühmtheit erlangte der
Bahnhof im Dezember 1939, als
zwischen Markdorf und Kluftern
zwei Züge zusammenstießen und
106 Menschen starben. Im Rahmen der Sparmaßnahmen bei der
Bahn wurde der Bahnhof wie viele
andere auch 1988 geschlossen. In
der alten Lagerhalle richtete die
Stadt Friedrichshafen 2003 einen
Jugendtreff ein. Als Kluftern 2005
immerhin wieder einen Haltepunkt
bekam, feierte der Ort und die
Jugendkapelle des Musikvereins
spielte auf. (rau)
Der alte Wartesaal des Bahnhofs Kluftern, den Sigrid Merz 2014 gekauft und
generalsaniert hat, ist heute eine Ferienwohnung. B I L D E R : C O R I N N A R A U PA C H
Kunzer haben sich über die
„BETRIEBsamkeit“ Kluftern
kennen gelernt. Über das Projekt Bahnhof sind sie Freundinnen geworden.
Am Sonntag wollen sie feiern:
Ab 14 Uhr ist Tag der offenen
Tür im Bahnhof Kluftern. Es
gibt Kaffee und Kuchen in der
alten Lagerhalle, und der Geschichtsverein schildert die
Geschichte des Bahnhofs. Die
beteiligten Handwerksbetriebe
stellen sich vor, Sabine Kunzer
zeigt ihre Arbeiten, die Firma
Mayer sorgt für Blumenschmuck und auch der Verein
„Solawi“ – Solidarische Landwirtschaft – ist eingeladen.
„Viele haben uns geholfen.
Viele haben gesehen, dass wir
hier arbeiten und viele wollen
schon wissen, wie es jetzt in
ihrem alten Bahnhof aussieht“,
sagt Merz und freut sich auf viel
Besuch.