Kreuz & Quer Der Podcast aus dem Bistum Trier Christina Weise – 9. April 2016 altfried g. rempe „Rio bewegt.Uns.“ Ich bin Christina Weise von der Kampagne „Rio bewegt.Uns.“. In diesem Sommer finden die Olympischen und Paralympischen Spiele in Rio de Janeiro statt. Es ist eine besondere Stadt, denn Rio zieht jeden direkt in seinen Bann. Von ganz oben auf dem Berg, wo die Christus-Statue steht, lässt sich über die Stadt hinaus bis aufs freie Meer blicken. Vorbei an Villen, Hochhäusern und Holzhütten. In Rio de Janeiro leben Arm und Reich direkt beieinander und doch liegen Welten zwischen ihnen. So auch am Strand Ipanema. Atmo Strand Ipanema hat eine schöne Flaniermeile unter hohen Bäumen mit traditionellen Bars. Vom Strand aus fällt der Blick rechts auf den Hügel mit dem Armenviertel Vidigal. Gelegentlich hallen die Schüsse der sich bekriegenden Banden von hier bis hinunter zum Strand. In den Armenvierteln von Rio, die Favelas heißen, ist der Alltag ein anderer als unten. Hier gibt es keine gepflasterten Straßen, keine Müllabfuhr und nur ab und zu Strom. Die vielen einfachen Hütten, die sich die Berghänge hochziehen, sind oft nur über hunderte Treppenstufen und matschige Erdböden erreichbar. Hier lebt der Großteil der Bewohner von Rio. Die meisten von ihnen sind schwarz, haben Gelegenheitsjobs und nur zwei Zimmer für ihre fünfköpfige Familie. Viele Favelas, besonders die außerhalb des touristischen Zentrums, sind immer noch sehr gefährlich. Das bekommen besonders die Kleinsten zu spüren. Viele Kinder werden vernachlässigt, da die Eltern den ganzen Tag arbeiten müssen. Viele verbringen die meiste Zeit auf den gefährlichen Straßen des Viertels. Nur selten gibt es hier Kindertagesstätten. Atmo Kinder In der Favela Vidigal sowie auch im Complexo 18, einer Favela im Norden Rio de Janeiros, haben einige Familien Glück: Hier bieten Kindertagesstätten den Kleinen „Kreuz & Quer“ – 09.04.2016 – Seite 2 einen Ort, an dem sie den ganzen Tag willkommen und geborgen sind. Die ganzheitliche Förderung der Kinder macht es möglich, dass sie die Belastungen durch Armut, Gewalt und unsichere Familienverhältnisse zu verkraften lernen. Eine Beziehung zu den Olympischen und Paralympischen Spielen haben die Kinder und ihre Familien aber nicht. Sie sind viel zu weit weg vom Geschehen, erklärt Fernanda Milanez. Sie ist zuständig für die Kindertagesstätte im Complexo 18. O-Ton Fernanda:„Nur wenige Kinder und Jugendliche aus den Armenvierteln nehmen an den Spielen teil. Weder als Zuschauer noch als solche, die später einen sozialen Nutzen davon haben werden. Eher im Gegenteil. Sie sind viel zu weit weg von diesen Orten. Gleichzeitig sehen wir diese Megaevents aber als Chance, um das sichtbar zu machen, was sonst nicht gesehen wird. Die Aufmerksamkeit auf die Menschen zu lenken, die sonst am Rande stehen.“ Die Kampagne „Rio bewegt.Uns.“ möchte genau das: die Benachteiligten in den Mittelpunkt rücken. „Rio bewegt.Uns.“ ist ein Aktionsbündnis aus 17 Partnern aus Kirche und Sport. Unter anderem sind dabei: die beiden Hilfswerke Adveniat und Misereor, der BDKJ, Kolping, die DJK, der Deutsche Behindertensportverband und der Deutsche Olympische Sportbund. Sie haben sich zusammengetan, um besonders Kindern und Jugendlichen in Rio bessere Startbedingungen für ihren Lebensweg zu ermöglichen. Zusammen mit den Menschen in Deutschland. Denn hier laufen, radeln und wandern Aktionsgruppen für die sozialen Projekte, die „Rio bewegt.Uns.“ unterstützt. Mitmachen ist ganz einfach: Egal ob laufen, schwimmen oder fahren ... wichtig ist, dass Kilometer zurückgelegt werden. Das Ziel dabei: Aufmerksamkeit schaffen für die Menschen in Rio de Janeiro. Außerdem: Spenden sammeln pro zurückgelegtem Kilometer. Hier werden die Aktionsgruppen meist von Sponsoren unterstützt. Auf der Homepage www.rio-bewegt-uns.de wird eingezeichnet, wo überall in Deutschland schon Menschen für Rio aktiv geworden sind. Und es gibt Ideen für Solidaritätsaktionen. Der Kreativität sind aber keine Grenzen gesetzt! Je vielfältiger, desto besser. Auch in Rio unterstützt „Rio bewegt.Uns.“ Vielfalt im Sport. Nur wenige Menschen haben hier Zugang zu Sportstätten und Sportangeboten. Besonders in den Armenvierteln mangelt es daran. Dabei lieben die Brasilianer Sport! Im Norden Rio de Janeiros, genau zwischen vier Favelas, liegt ein Sport- und Sozialzentrum. Das Herzstück des Zentrums ist ein eigener Fußballplatz mit umliegender Laufbahn. Atmo Sport „Kreuz & Quer“ – 09.04.2016 – Seite 3 Für die Jugendlichen aus den umliegenden Favelas ist das Zentrum wie eine andere Welt. Hier erwartet sie ein für Brasilien ungewöhnlich vielfältiges Sportangebot: Fußball, Basketball, Leichtathletik und der brasilianische Kampftanz Capoeira. Basketball spielen sie auf einem überdachten Betonplatz, Fußball auf unebenem Kunstrasen und sie laufen auf einer stark beschädigten Laufbahn. Aber die Jugendlichen sind froh, dass es überhaupt eine Sportgelegenheit in ihrer Umgebung gibt. Denn das ist nicht normal für diese Region von Rio de Janeiro. Neben dem Sport bietet das Zentrum auch Schulergänzungsunterricht an. Denn zu Hause haben die Jugendlichen nicht die nötige Ruhe, um sich den Schulaufgaben zu widmen. In dem Projekt wird ein wichtiger Grundstein gelegt für die Zukunft der Kinder und Jugendlichen. „Rio bewegt.Uns.“ unterstützt das Sportzentrum, die Kindertagesstätten in Vidigal und dem Complexo 18 sowie viele weitere Projekte in Rio. „Rio bewegt.Uns.“ fordert gleiche Startbedingungen für alle – besonders für die Menschen außerhalb der Stadien.
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