Call for Chapters - FHPol Brandenburg

Call for Chapters
„Digitale Polizeiarbeit“ – Springer Verlag
Thomas-Gabriel Rüdiger, M.A. und Dr. P. Saskia Bayerl
Der digitale Raum hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Von einem eher auf
Informationssuche basierenden Konstrukt hin zu einem öffentlichen Raum in dem Menschen jeglichen
Alters, Geschlechts oder kultureller Herkunft miteinander in Verbindung treten. Wie bei jedem
zwischenmenschlichen Verhalten entstehen aus diesen Interaktionen auch Verhaltensweisen, die als
sozial abweichend bezeichnet werden können, oder sogar gegen bestehende Strafrechtsnormen
verstoßen. Diskussionen um Delikte wie Hatespeech, Cybergrooming, Sextortion oder Cybermobbing
verdeutlichen diesen Prozess. Diese Entwicklung symbolisiert auch eine Verschiebung der
sicherheitspolitischen Fragestellungen im digitalen Raum – weg von einer Betrachtung der
Bekämpfung klassischer Cybercrime-Delikte hin zu den polizeilichen Aufgaben, die sich aus den Risiken
und Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion ergeben.
Daher stehen den Sicherheitsbehörden und insbesondere der Polizei Diskussionen zu grundlegenden
Fragen im Rahmen dieser Entwicklung bevor.
Welche Aufgabe soll die Polizei im digitalen Raum einnehmen? Soll sie für die Menschen sichtbar
Streife fahren? Gelten die Polizeigesetze überhaupt im Internet? Soll die Polizei die Funktion einer
Normenkontrolle im digitalen Raum übernehmen? Wenn nicht die Polizei, wer dann? Wer übernimmt
die Gefahrenabwehr im digitalen Raum? Wie werden Menschen – z.B. Kinder – vor Straftaten und
Gefahren im digitalen Raum geschützt? Wie funktioniert polizeiliche Prävention im digitalen Raum?
Soll die Polizei Soziale Medien nutzen? Kann die föderalistische polizeiliche Aufgabenverteilung im
digitalen Raum funktionieren? Wie können Zuständigkeitsbereiche festgelegt werden? Kann das
deutsche Strafrecht überhaupt in einem globalen digitalen Raum gelten? Welche institutionellen
Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Polizeibehörden? Bedarf es verpflichtende Lehrinhalte
Medienkompetenz an Polizeihochschulen? Warum fehlt es bisher an diesen grundlegenden
Diskussionen?
Die Herausgeber Thomas-Gabriel Rüdiger, M.A., Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg,
und Dr. P. Saskia Bayerl, Erasmus Universität Rotterdam beabsichtigen zu diesem Themenkomplex
2017 im Springer Verlag einen Sammelband herauszugeben, der eine Übersicht zu dieser
grundlegenden Diskussion über digitale Normen und Normenkontrolle ermöglicht. Dabei sind wir
interessiert an einem möglichst breiten Spektrum an Sichtweisen von Kriminologie, Rechts- und
Polizeiwissenschaften über Sozial- und Kommunikationswissenschaften bis hin zu Datenschützern und
Aktivisten. Auch konkrete Fallbeispiele, die gesellschaftliche Spannungen oder Möglichkeiten
diskutieren, sind willkommen. Den digitalen Raum fassen wir dabei bewusst breit auf – von sozialen
Netzwerken und (Micro-)Blogs über Foto- und Video-Gemeinschaften zu WhatsApp und kollektiven
Onlinegames.
Dieser Call ist daher bewusst professionsübergreifend gedacht, um diesen Diskurs aus
unterschiedlichen Fachrichtungen und Blickwinkeln zu betrachten.
Nach der jetzigen Planung soll der Sammelband vier Themenkomplexe umfassen:
-
Soziale Medienentwicklungen und soziale Mediennutzung durch die Polizei (Z.B. Wie nutzt
die Bevölkerung den digitalen Raum? Wie betrachtet und nutzt die Polizei den digitalen Raum?
Welche Spannungen ergeben sich aus unterschiedlichen Nutzungserfahrungen oder erwartungen?)
-
Konkrete Einsatzbereiche inklusive Fallstudien (z.B. Internetfahndung, Demonstrationen,
Rekrutierung von Nachwuchs, Aufklärungskampagnen, Herstellen von Vertrauen durch
‚bürgernahe‘ Polizei, etc., aber auch Aspekte wie Polizeikritik, politischer Aktivismus oder
digitaler Vigilantismus, der die Rolle von Polizei im digitalen Raum in Frage stellt)
-
Rechtliche Fragestellungen zu digitalen Polizeiarbeit (z.B. Ist das Legalitätsprinzip eine Hürde?
Gelten die Polizeigesetze? Darf die Polizei Soziale Medien zu Demonstrationskontrolle
einsetzen?)
-
Gesellschaftlicher Diskurs über die Rolle der Polizei im digitalen Raum (z.B. Soll die Polizei im
Internet präsent sein? Welche Auswirkungen hat eine vorhandene oder fehlende Präsenz?
Braucht es digitale Normenkontrolle?)
Die Herausgeber freuen sich natürlich auch über weitere Vorschläge zu passenden Themenkomplexen
und –fragestellungen. Bei Interesse senden Sie uns bitte einen Kapitelvorschlag von maximal zwei
Seiten bis spätestens zum - 01. Juni 2016 - an [email protected] (+49 3301 850 2538) und
[email protected] (+31 10 408 8643).
Die Herausgeber stehen Ihnen auch jederzeit für Rückfragen, Anmerkungen und Kommentare gerne
zur Verfügung.
Geplante Timeline
Abstract
01.06.2016
Einreichung
Erstellung
16.08.2016
Information weitere
Prozedere
Korrektur
15.08.2016
Entscheidung
Annahme
01.01.2017
Deadline Abgabe
Artikel
01.03.2017
01.05.2017
Korrektur / Lektorat
Abgabe bei Verlag
Zu den Herausgebern
Thomas-Gabriel Rüdiger ist studierter Kriminologe (M.A.) auf dem Dienstposten eines akademischen
Rates am Institut für Polizeiwissenschaft der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg.
Seine Forschungsinteressen liegen insbesondere auf digitalen Straftaten und Interaktionsrisiken
sozialer Medien, den Auswirkungen digitaler Polizeiarbeit sowie dem Verständnis von
Normenentwicklungen und -kontrolle im digitalen Raum. Gegenwärtig promoviert er an der
Universität Potsdam in einem intradisziplinären Promotionsvorhaben zur sexuellen Viktimisierung
Minderjähriger in virtuellen Welten. Im Jahr 2013 wurde er für seine Forschungen zur Begehung
krimineller Handlungen in Onlinegames mit dem ersten Europäischen Zukunftspreis der Polizeiarbeit
ausgezeichnet.
Dr. P. Saskia Bayerl ist Associate Professor an der Erasmus Universität Rotterdam, Rotterdam School
of Management, in den Niederlanden und Mitbegründerin des Exzellenzzentrums für das Management
Öffentlicher Sicherheit (Center of Excellence for Public Safety Management, CESAM) am gleichen
Institut. In ihre Forschung beschäftigt sie sich mit dem Spannungsfeld zwischen digitalen
Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz gegen Cybercrime und den organisationalen und
gesellschaftlichen Konsequenzen von zunehmender digitaler Überwachung, mit Schwerpunkt auf
sozialen Medien.