Ausgabe | 13 08. April 2016 powered by Wirtschaft Europäer stecken Milliarden in illegale Drogen Der Drogenmarkt in Europa floriert. Jährlich geben die Europäer etwa 24 Milliarden Euro für illegale Drogen aus F Endverbrauchermarkt bei etwa 38 Proür die organisierte Kriminalität gehört der Drogenmarkt in Euzent, was einem Marktwert von mehr als ropa zu den wichtigsten Einnahme9,3 Milliarden Euro jährlich entspricht. quellen, wie Europol und der aktuelle „In der EU haben etwa 22 Millionen Jahresbericht der Europäischen BeobErwachsene die Droge im letzten Jahr achtungsstelle für Drogensucht zeikonsumiert und rund 1 Prozent der gen. Darin werde aufgezeigt, welche erwachsenen Europäer konsumieren „Verbindungen es zu anderen krimisie nahezu täglich, was das Risiko genellen Tätigkeiten gibt und wie illegasundheitlicher und gesellschaftlicher le Einkünfte aus dem Drogenhandel Folgeschäden erhöht.“ für die Finanzierung der MigrantenDer Heroinmarkt ist mit einem schleusung und terroristischer AkVolumen von 6,8 Milliarden Euro der tivitäten genutzt werden und damit zweitgrößte, illegale Drogenmarkt in internationale EntwicklungsbemüEuropa. Gerade hier sei der Anteil der hungen untergraben“, sagte Dimitris drogenbedingten Todesfälle hoch, so Avramopoulos, EU-Kommissar für die Kommission in ihrem Bericht. „Die Migration und Inneres. vermehrte Sicherstellung sehr großer Geschätztes Mindestvolumen des illegalen Markts für die Heroinmengen lässt auf eine zunehDer Bericht zeigt, dass die EU- Hauptdrogen in der EU. Grafik: EU-Kommission Bürger schätzungsweise jedes Jahr mende Flexibilität und Dynamik im zwischen 21 und 31 Milliarden Euro Hinblick auf Produktionstechniken, ausgeben. Die Untersuchungen haben wei- Drogenmarkt infolge der Globalisierung Produktionsorte, Handelsrouten und Vorsen darauf hin, dass es eine zunehmende und neuer Technologien beschleunigt, so gehensweisen schließen.“ Dies spiegele sich organisatorische und technische Komple- die EU-Kommission. in der Verlagerung des Schmuggels auf Noch immer ist Cannabis in Europa Seecontainer und auf neue Handelsrouten xität, Verflechtung und Spezialisierung der an den Drogenmärkten beteiligten die am häufigsten konsumierte Droge. So durch Afrika, den Südkaukasus, Syrien und Gruppierungen gibt. Zudem habe sich der liegt der Anteil von Cannabis am illegalen den Irak wider. Analyse Weltweiter Anstieg der Diabetes-Fälle Anfangs vor allem ein Problem der reichen Industrieländer kommt die Krankheit nun nach und nach auch in anderen Regionen der Welt an. Vor allem in den ärmeren Ländern führt dies zu einer steigenden Zahl der Todesfälle, weil eine adäquate Behandlung oft kaum möglich ist. In dieser Woche veröffentlichte die WHO ihren ersten globalen DiabetesBericht. Die Ergebnisse sind frappierend. Die Zahl der Diabetiker ist auf weltweit 422 Millionen angestiegen (2012). Im Jahr 1980 waren es nur 108 Millionen. Aus diesem Grund widmet sich in diesem Jahr der Weltgesundheitstag auch dem Thema Diabetes. „Diabetes breitet sich aus“, sagt die WHO-Generaldirektorin angesichts der neuen Erkenntnisse. „Sie ist nicht mehr nur eine Krankheit vermeintlich reicher Nationen, tatsächlich steigen die DiabetesFälle stetig und überall, vor allem aber in den Ländern mit mittleren Einkommen.“ Von den 1,5 Millionen 2012 an den Folgen von Diabetes Verstorbenen kamen rund 80 Prozent aus Ländern mit geringen bzw. mittlerem Einkommen. Oft wird die Krankheit dort zu spät entdeckt und meist können sich die Betroffenen die teuren Medikamente nicht leisten. Bei weiteren 2,2 Millionen Todesfällen waren ein zu hoher Blutzuckerwert und damit verbundene Risiken hinsichtlich von Herzkreislaufkrankheiten vorausgegangen. In dem Bericht mahnt die WHO deshalb zu umfassenderen Gegenmaßnahmen. Geschehe dies nicht, könnte Diabetes bis spätestens 2030 zu den sieben häufigsten Todesursachen weltweit gehören. Allein in Deutschland sind derzeit etwa 6 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. Doch selbst hierzulande weiß fast jeder Fünfte nicht einmal, dass er an der Krankheit erkrankt ist. Die Zahl der Diabetes Typ-2-Neuerkrankkungen unter deutschen Jugendlichen hat sich in den vergangenen Jahren sogar verfünffacht. 1 powered by Ausgabe | 13/16 Haupthandelswege von Cannabis in Europa. Kokain ist das am häufigsten konsumierte, illegale Stimulans in Europa. Ihr Endkonsumentenmarkt wird auf mindestens 5,7 Milliarden Euro jedes Jahr geschätzt. Vor allem in West- und Südeuropa wird viel Kokain konsumiert. Besorgniserregend Grafik: EU-Kommission aber seien im Moment vor allem die synthetischen Stimulanzien wie Amphetamin, Methamphetamin und MDMA. Und hier vor allem die Beschaffbarkeit der hochdosierten MDMA-Produkte und der zunehmende Methamphetaminkonsum. „Bei der 08. April 2016 Gesamtbetrachtung der Daten zeigt sich deutlich, dass Methamphetamin bei der Drogenproblematik in Europa relevanter zu werden droht. Eine Überwachung dieses Bereichs ist also angebracht.“ Zu den bekannten Drogen kommen außerdem noch neue psychoaktive Substanzen hinzu. Allein 2015 wurden 100 neue Substanzen erstmalig im Frühwarnsystem der EU aufgeführt. Damit sind mittlerweile 560 an neuen Substanzen im Frühwarnsystem. Etwa 70 Prozent davon traten allein erst in den vergangenen fünf Jahren auf. Der Markt nimmt eine immer größere Rolle ein. 2014 wurden in der EU fast 50.000 Mal neue Substanzen mit einem Gesamtgewicht von annähernd 4 Tonnen sichergestellt. „Viele dieser Substanzen sind deutlich stärker als ihre kontrollierten Entsprechungen. Hauptsächlich wurden synthetische Cannabinoide sichergestellt, die als legaler Ersatz für Cannabis verkauft werden dürfen.“ Pharma Keine Steuervorteile: Mega-Pharma-Fusion geplatzt Der US-Pharmariese Pfizer hat die milliardenschwere Übernahme des Botox-Herstellers Allergan platzen lassen W egen einer Verschärfung der US- sion arbeiten. „Aus dem geplanten Zusam- mit einem größeren Therapiespektrum als Steuergesetze ist die 160 Milli- menschluss wird ein weltweit führendes bislang“, sagte Chairman und Chief Exearden Dollar schwere Übernahme des biopharmazeutisches Unternehmen entste- cutive Officer Ian Read damals. „Allergans Botox-Herstellers Allergan durch Geschäftsbereiche ergänzen und den US-Pharmariesen Pfizer geerweitern Pfizers Portfolio sowohl durch hervorragende innovative scheitert. Der geplante Zusamals auch etablierte Arzneimittel“. menschluss sei in gegenseitigem In der zweiten Jahreshälfte sollte Einvernehmen abgebrochen die Fusion abgeschlossen werden. worden, teilte Pfizer am MittPfizer wollte nach dem Zuwoch mit. Pfizer müsse Allergan dafür 150 Millionen Dollar zahsammenschluss seinen Hauptsitz nach Irland verlagern. In Irland len. sind die Steuersätze deutlich niedHintergrund sind neue Maßnahmen der US-Regierung gegen riger als in den USA. Bisher liegt Steuervorteile im Zuge solcher der Hauptsitz in New York. Die Übernahmen. In den USA haben in neuen US-Vorschriften schließen den vergangenen Jahren zahlreiche nun eine Verlegung von FirmenKonzerne nach Großfusionen ihre sitzen nach Übernahmen jedoch Firmensitze ins Ausland verlegt, Mit Viagra hat Pfizer noch immer ein weltweit bekanntes Produkt auf aus. Dafür ist für Pfizer der Hauptwas massive Steuerersparnisse dem Markt. grund der Fusion weggebrochen. Foto: Flickr/ Toshiyuki IMAI/CC by sa 2.0 mit sich bringt. Diese als Inversion Mit einem jährlichen Umsatz bezeichnete Taktik ist in Amerika von 48,9 Milliarden Dollar (2015) ein Politikum geworden. hen mit großen Stärken in der Erforschung zählt Pfizer mittlerweile über 97.000 MitIm November hatten beide Unterneh- und Entwicklung neuer Wirkstoffe und für arbeiter weltweit. Allein etwa 2.000 davon men bekanntgegeben, dass sie an einer Fu- die Versorgung von noch mehr Menschen arbeiten in Deutschland. 2 powered by Ausgabe | 13/16 08. April 2016 Forschung Bakterien sollen zur Krebsbekämpfung eingesetzt werden Es gibt einige Bakterien, die im Kampf gegen den Krebs eine positive Wirkung haben könnten D ie Zahl der an Krebs Erkrankten steigt jedes Jahr. Krebs gehört zu den häufigsten Todesursachen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO (Stand 2012) schätzte, dass in den kommenden zwei Jahrzehnten die Zahl der Neuerkrankungen um etwa 70 Prozent ansteigen wird. Jedes Jahr sterben in der EU mehr als 100.000 Menschen an arbeitsbedingten Krebserkrankungen. Diese Zahl übersteigt die Anzahl der tödlichen Arbeitsunfälle um das Zwanzigfache, wie eine Untersuchung des Europäischen Gewerkschaftsinstituts (ETUI) zeigt. In Deutschland sind es etwa 17.700 Fälle. Die Internationale Arbeitsorganisation schätzt die Zahl der weltweiten Todesfälle aufgrund arbeitsbedingter Krebserkrankungen auf 666.000. Krebs ist Todesursache Nummer 1 – zumindest in den Hochlohnländern. Aus diesem Grund investieren Pharmaunternehmen, Stiftungen und auch Regierungen weiter stark in die Erforschung neuer Behandlungsmethoden. Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung setzt dabei auf probiotische E.coli-Bakterien. Probiotisch deshalb, weil es bei dem Einsatz von pathogenen Bakterien oft zu anderen gefährlichen Auswirkungen auf den Körper des Menschen kommt. Bei probiotischen Bakterien ist ein Einsatz gegen Krebs möglich, ohne dass es zu anderen Schädigungen durch die Bakterien kommt. Die pathogenen Bakterien mussten so stark modifiziert werden, um dem Patienten nicht zu schaden, dass die therapeutische Wirkung am Ende auch ausblieb. Die Wissenschaftler des HelmholtzZentrums für Infektionsforschung (HZI) haben nun die Ergebnisse zu ersten Tests mit probiotischen Bakterien an Mäusen in der Fachzeitschrift „Oncotarget“ veröffentlicht. Das Ergebnis: Die Bakterien griffen tatsächlich die Tumore an, ohne toxisch zu wirken. Die Bakterien, die die Wissenschaftler bei den Mäusen einsetzten, werden bereits jetzt von Millionen Menschen genutzt, um Darmstörungen zu behandeln. Vor allem Symbioflor-2 habe effizient die Tumore zerstört. „Das belegt das vielversprechende Potenzial bei der Therapie von soliden Tumoren, obwohl die therapeutische Potenz nicht ganz an die von ‘Salmonella’ heranreicht“, sagt Dino Kocijancic, Wissenschaftler in der Abteilung für Molekulare Immunologie am HZI. „Aber wegen ihrer überlegenen Tumorspezifität und der Tatsache, dass sie nicht abgeschwächt werden müssen, eignen sie sich gut als Bio-Vehikel zur Einschleusung therapeutischer Moleküle in Tumore“. Probiotische E.coli-Bakterien eignen sich zur Krebsbehandlung. Foto: Flickr/ NIAID/Cc by 2.0 Forschung Elektrische Gabel soll ungesunde Salzzufuhr reduzieren Mittels eines Reglers kann die Intensität des Salzgeschmacks eingestellt werden T rotzdem immer wieder vor einem zu hohen Konsum von Salz gewarnt wird, greifen weiterhin viele zum beliebten Gewürz. Geschmacksverstärker und die oft schon durch Unternehmen stark gesalzenen Fertigprodukte haben den Geschmack der Konsumenten in den vergangenen Jahren stark geprägt. Selbst in Produkten, in denen wir kein Salz erwarten, ist nicht selten Salz enthalten. Unsere Geschmacksnerven haben sich daran gewöhnt und fordern oft mehr Salz, weil die Empfindlichkeit dafür nachgelassen hat. Allerdings ist ein zu hoher Salzgehalt ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko. Um gefährdeten Menschen den Ausstieg aus dem Salzkonsum zu erleichtern, hat die japanische Wissenschaftlerin Hiromi Nakamura vom Rekimoto Lab der University of Tokyo an der Entwicklung einer besonderen Gabel geforscht. Diese arbeitet mit elektrischen Impulsen. Im Griff der Gabel befindet sich eine Batterie, die per Knopfdruck leichte Stro- 3 powered by Ausgabe | 13/16 Die Gabel soll neben einem salzigen auch einen sauren Geschmack auslösen können. Foto: Flickr/Marcus Quigmire/CC by sa 2.0 mimpulse auslöst. So entsteht der Geschmack von Salz im Kopf, ohne dass die Nahrung gesalzen wurde. Mithilfe eines Reglers kann entsprechend auch die Intensität des Salzgeschmacks bestimmt werden. Der Prototyp ist für etwas mehr als 17 Dollar zu haben zuzüglich der Kosten einer Gabel. Die Gabel kann auch metallische und saure Geschmäcker erzeugen, so die Japan Today. Grundlage der Gabel war ein Test, bei dem elektrische Impulse genutzt werden, um zu sehen, ob bestimmte Regionen der Zunge von Patienten noch aktiv oder abgestorben sind. Bis zu sechs Stunden kann die Gabel genutzt werden, ohne geladen zu werden. In Deutschland liegt einer aktuellen Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zufolge der tägliche Salzkonsum bei Frauen bei 8,4 Gramm und bei Männern im Schnitt bei 10 Gramm. „Das heißt: Über 75 Prozent der 08. April 2016 Männer und fast 70 Prozent der Frauen überschreiten die Empfehlung der DGE täglich.“ Eine hohe tägliche Salzzufuhr ist ein ernstzunehmender Risikofaktor für die Entstehung von Bluthochdruck und kardiovaskulären Erkrankungen. Den Versuch, Menschen einen Geschmack vorzugaukeln, um sie von ungesunden Lebensmitteln fern zu halten, macht auch der Right Cup. Über die Crowdfunding-Plattform Indiegogo lief im vergangenen Jahr eine Aktion zur Umsetzung der Idee. Dabei setzen die Entwickler auf den Zusammenhang zwischen Geruch und Geschmack. Demnach ist vor allem der Geruch zu 80 Prozent entscheidend für das Geschmackserlebnis. Das Team um Isaac Lavi nutzt die Aromen, die die großen Unternehmen auch für ihre Getränke einsetzen. Die Aromen wurden direkt in den Trinkbecher integriert statt in das Getränk an sich. Damit ist der Becher aufgrund des Geruchs in der Lage, dem Trinkenden vorzugaukeln, er konsumiere etwa Zitronenlimonade statt Wasser. Sechs verschiedene Geschmacks- bzw. Geruchsrichtungen werden bereits angeboten: Beeren, Orange, Apfel, Zitrone, Pfirsich und Cola. Für Menschen, die nicht ausreichend Wasser trinken, könnte dies eine gute Alternative sein. Wirtschaft Studie: Vorsicht vor Werbung mit Vitaminen Die Lebensmittelbranche setzt auf stetig neue Mittel, um ihre Produkte an die Konsumenten zu bringen F oodwatch hat im Februar und März 2016 in Deutschland und den Niederlanden in Supermärkten und Discountern recherchiert. In beiden Ländern wurde dazu jeweils ein Markt der drei umsatzstärksten Händler aufgesucht und alle Produkte erfasst, auf deren Verpackungsvorderseite mit Vitaminen geworben wird. In Deutschland wurden 214 und in den Niederlanden 430 solcher Produkte gefunden. Die Lebensmittel wurden anschließend anhand des WHO-Nährwertprofilmodells als ausgewogen oder unausgewogen eingestuft. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind eindeutig: Von den in Deutschland untersuchten Produkten mit beworbenen Von den untersuchten Produkten sind knapp 90 Prozent zu süß, zu fettig oder zu salzig. Foto: foodwatch 4 powered by Ausgabe | 13/16 zuckrige Getränke – die Lebensmittelhersteller nutzen die Unfähigkeit der EU schamlos aus, sich endlich auf Regeln zu einigen“, so foodwatch. Die HealthClaims-Verordnung sollte in der EU eigentlich genau das verhindern. Nur Lebensmittel, die danach als ausgewogen eingestuft werden, sollen mit gesundheits- oder nährwertbezogenen Angaben werben dürfen. Die EU-Kommission hat 2009 einen Entwurf für ein solches Modell vorgelegt. Die Umsetzung ist jedoch seit sieben Jahren im Verzug. Derzeit ist allerdings unklar, ob die Nährwertprofile schließlich, wie in der VerDurch den Verweis auf zusätzliche Vitamine kann das Produkt ordnung festgeschrieben, als besonders gesund und hochwertig dargestellt werden. eingesetzt werden oder ob Grafik: foodwatch sie gestrichen werden sollen. Unter dem Deckmantel der Vitaminen erfüllen 89 Prozent (190 von 214 Produkten) nicht die Kriterien des WHO- „Vereinfachung von Gesetzen“ (dem soNährwertprofilmodells für ausgewogene genannten REFIT-Programm) führt die EU Lebensmittel. In den Niederlanden sind derzeit eine Evaluierung der Health-Claims76 Prozent (325 von 430) der untersuchten Verordnung bezüglich der Nährwertprofile Produkte mit Vitaminwerbung unausge- durch. Mitte April 2016 stimmt außerdem wogen. Vor allem auf Süßigkeiten und das europäische Parlament über den Vorgesüßten Getränken sind derart irrefüh- schlag ab, die Nährwertprofile ganz aus rende Botschaften zu finden. Aber auch der Verordnung zu streichen. Doch nicht nur die Verbrauchertäubei Fruchtsäften und Joghurts wird dies von den Herstellern gern genutzt, um ihre schung ist bei dieser Herstellerpraxis zu Produkte gesünder und damit attraktiver kritisieren. Bei Produkten, die mit Vitamiwirken zu lassen. nen angereichert wurden, besteht darüber „Ob Fruchtgummis, Bonbons oder hinaus die Gefahr einer Überdosierung. 08. April 2016 Diese kann nachteilige Folgen für die Gesundheit haben. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät zum Beispiel von der Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin A (außer bei Margarine) und Vitamin D ab. Dennoch sind zum Beispiel viele gesüßte ACE-Getränke oder zuckrige Joghurts mit Vitamin D auf dem Markt. „Hier wird gezielt mit der Angst von Verbraucherinnen und Verbrauchern vor einem Vitaminmangel gespielt, um die Produkte als gesund zu vermarkten“, heißt es in der Studie von foodwatch. In 85 Prozent der Fälle wurden die Vitamine künstlich zugefügt. Dabei sind die meisten Menschen in Deutschland laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) mit Vitaminen ausreichend versorgt. Aus diesem Grund müsse die EU-Kommission endlich die Health-ClaimsVerordnung umsetzen. Schließlich stellen die Folgen der weitverbreiteten Fehlernährung bereits jetzt eine immense gesellschaftliche Herausforderung dar: In den letzten Jahrzehnten ist weltweit ein dramatischer Anstieg von Übergewicht und ernährungsbedingten Krankheiten wie Diabetes Typ II zu beobachten. In Deutschland gelten ungefähr 60 Prozent der Menschen als übergewichtig, fast jeder Vierte gilt als fettleibig. Experten zufolge entstehen allein durch Adipositas (Fettleibigkeit) in Deutschland jährlich 63 Milliarden Euro gesamtgesellschaftliche Kosten. Mehr als 6 Millionen Menschen sind hierzulande an Diabetes Typ II erkrankt. Politik Bundesärztekammer fürchtet Schwächung der Ethik-Kommission Der neue Gesetzentwurf könnte die Unabhängigkeit der Kommission beeinträchtigen Z war wurden einige der früheren Anmerkungen und Forderungen durch die Bundesärztekammer in den Referentenentwurf übernommen, doch einige wichtige Aspekte seien nicht berücksichtigt worden, kritisiert die Bundesärztekammer. Bei dem Referentenentwurf geht es um das Vierte Gesetz zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften. Hauptkritikpunkt der Kammer ist die Rolle der Ethik-Kommission. Demnach sei die von Bundestag und Bundesrat beschlossene Aufrechterhaltung der unabhängigen Bewertung eines Antrages zur Durchführung einer klinischen Prüfung durch Bundesoberbehörden und nach Landesrecht gebildeten Ethik-Kommissionen („Zwei-Säulen-Prinzip“) im vorgelegten Kabinettsentwurf des geplanten Gesetzes nicht gewährleistet. Wichtig ist der Bundesärztekammer, dass vor allem die zuständige Bundesoberbehörde (BOB) zu- künftig stärker an die Ethik-Kommission gebunden wird. So solle die BOB nur Genehmigungen erteilen können, wenn „die zuständige Ethik-Kommission zu zentralen Aspekten wie Nutzen-RisikoBewertung für den einzelnen Patienten sowie die erwartete Bedeutung für die Heilkunde eine positive Stellungnahme erteilt hat“, heißt es in der Stellungnahme der Bundesärztekammer. Eine darüber hinaus geplante Bildung einer Bundes-Ethik-Kommission sei nicht 5 powered by Ausgabe | 13/16 notwendig und würde nur rechtliche Bedenken auslösen: Eine unmittelbar bei den Genehmigungs- und Zulassungsbehörden des Bundes angesiedelte Ethik-Kommission dagegen bietet nicht die Gewähr für die Unabhängigkeit, die sowohl die Deklaration von Helsinki des Weltärztebundes als auch die Verordnung (EU) Nr. 536/2014 (gemäß Artikel 2 Abs. 2 Ziffer 11) fordern. Mit gutem Grund haben sich Bundesrat und Bundestag ausdrücklich für eine Trennung zwischen BOB einerseits und nach Landesrecht gebildeten Ethik-Kommissionen andererseits ausgesprochen. Sollte der Entwurf dennoch an der Bildung einer Bundes-Ethik-Kommission festhalten wollen, müssten zwei Grundvoraussetzungen geschaffen werde, so die Bundesärztekammer. So sollte die Schaffung einer Bundes-Ethik-Kommission der Zustimmung des Bundesrats bedürfen. Außerdem müsse die Verordnungsermächtigung an tatbestandliche Die Bundesärztekammer fordert eine Stärkung der Ethik-Kommission. 08. April 2016 Voraussetzungen gebunden und die Ermächtigung zeitlich befristet werden. Die Ärzte kritisieren darüber hinaus auch, dass der geplante Gesetzesentwurf vorsieht, zukünftig klinische Prüfungen auf Bundesebene zu genehmigen. „Wenn die zuständige Bundesoberbehörde gleichzeitig für die Genehmigung klinischer Prüfungen und die Registrierung der Ethik-Kommissionen verantwortlich sein soll, besteht ein erheblicher Interessenkonflikt“, so die BÄK. Foto: Flickr/United Soybean Board/Cc by 2.0 Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredakteurin: Jennifer Bendele. Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de 6
© Copyright 2024 ExpyDoc