MIDAS SPITZENTITEL FRÜHJAHR 2016 Whisper | Lesetipps der BuchMarkt-Redaktion Cornelia Camen Ein sensationelles Zeitdokument 60 Jahre unveröffentlicht ! Was für ein Debüt: Mit 66 Jahren hat J. Paul Henderson mit Letzter Bus nach Coffeeville seinen ersten Roman geschrieben (Diogenes) – und der steckt voller liebevoller Figuren, obwohl es auch (aber nicht nur) um das Thema Alzheimer geht. Im Hörbuch habe ich Martha Grimes’ Inspektor Jury (… und die Frau Ulrich Faure So ein Buch ist selten: Rui Zink hat mit Die Installation der Angst (Weidle) einen Roman geschrieben, den man in einem Zug lesen muss. Tolle Autoren-Interviews von Carsten Gansel bei Verbrecher. Immer wieder faszinierend: Dada. Martin Mittelmeier hat die Geschichte dieser Barbara Meixner Wie unaufgeregt Peter Stamm in Weit über das Land (S. Fischer) klarstellt, dass die Dramatik des Lebens in der Normalität besteht, hat mich zutiefst beeindruckt und beunruhigt. Und wie radikal Ronja von Rönne in Wir kommen (Aufbau) alles langweilig findet, auch. Diese Backlist-Empfehlung muss sein: Das Jörn Meyer Silvester 1958, 22 Uhr: Der Magnum-Fotograf Burt Glinn erfährt bei einer Party in New York von der Flucht des Diktators Batista aus Kuba. Bereits um 7 Uhr am nächsten Morgen fliegt er auf die Insel und sagt zu seinem Taxifahrer in Havanna: »Bringen Sie mich zur Revolution!« »Glinns unglaubliche Fotos der Revolution auf Kuba und Fidel Castros Einmarsch in Havanna sind atemberaubende Zeugnisse seines legendären Schaffens.« (Los Angeles Times) 192 Seiten, Hardcover mit SU, 24,5 x 30,4 cm ISBN 978-3-907100-59-2, € 59.00 (Frühling 16) Mehr Infos & Leseprobe: www.midascollection.com Mit großer Spannung erwartet hatte ich Panikherz (Kiepenheuer & Witsch) von Benjamin von Stuckrad-Barre: Sein schonungsloser Bericht über den eigenen Aufstieg, den Absturz in die Drogensucht und die Rettung durch Udo Lindenberg ist gleichermaßen schockierend wie unterhaltsam. Schön, dass er wieder obenauf Friederike von Diest Das dritte und letzte Buch von Kai Meyers Seiten der Welt-Trilogie (Blutbuch) (FJB) räumt mit allerlei Fragen auf, die sich im Laufe der Reihe gestellt haben, und beweist wieder, dass auch Hauptfiguren nicht automatisch bis zum Ende überleben müssen. Bei Nicole Gozdeks Titel Die Magie der Namen (ivi) fiel es mir Susanna Wengeler Mit dem Titel eines meiner Favoriten in diesem Monat bekommt man fast schon den halben Lesetipp voll: Die Katze, der Hund, Rotkäppchen, die explodierenden Eier, der Wolf und Omas Kleiderschrank (Freies Geistesleben, übersetzt von Alexandra Ernst) von Diane und Christyan Fox zeigt, wie man jemandem Christian von Zittwitz Meine Frau hat sich auf Anhieb in Als Hemingway mich liebte von Naomi Wood (HoCa) verliebt, „und meine Kundinnen auch“. Das erhofft sie jetzt auch wieder für Anthony Doerrs „schöne neue Novelle“ Memory Wall (C.H. Beck) und für die „wieder großartig erzählte“ Familiengeschichte Ich freue mich, dass Midas Collection 124 in Rot) wiederentdeckt, gelesen von Hörbuchpreisträger Frank Arnold (Audiobuch). Die berührende Geschichte einer libanesischen Familie erzählt Pierre Jarawan in Am Ende bleiben die Zedern, für die Timo Weisschnur den richtigen Ton findet (Osterwold audio). Und für Gänsehaut-Spannung sorgt Clare Mackintoshs Meine Seele so kalt (Lübbe Audio) – mit einem großartigen Sprecherensemble (Sabina Godec, Philipp Schepmann, Thomas Balou Martin). Bewegung aufgeschrieben (Siedler). Ein Wurf: Aleš Štegers Archiv der toten Seelen (Schöffling). Klein, aber ganz fein: Colum McCanns Verschwunden bei Dörlemann. Cora Stephan hat mit Ab heute heiße ich Margo beinahe eine Jahrhundertgeschichte hingelegt (KiWi). Auch die möchte man in einem Zug lesen, aber: 640 Seiten. Man soll mit ihm keine Scherze treiben, aber wenn Qualtinger Mein Kampf vorliest, wird’s ein Bad in Stilblüten (filmedition suhrkamp). halbe Haus (Dumont) von Gunnar Cynybulk, eine vielschichtig erzählte Geschichte um eine Familie in den letzten DDR-Jahren, ist so treffend im Detail und so sympatisch, dass ich die Figuren gerne persönlich kennen würde. Und unter den großartigen Kochbuch-Novitäten hat es mir Barcelona (Christian) von Stephan Mitsch besonders angetan: Hat man dieses wunderschöne Buch, muss man gar nicht mehr hinfahren – oder erst recht. ist! Dank Michael Kleebergs Neuübersetzung habe ich nun auch endlich John Meade Falkners klassischen Abenteuerroman Moonfleet (Liebeskind) für mich entdeckt – toll! Viel zu entdecken gibt es auch Auf dem Land (Kunstmann): Illustratorin Julia Rothman erklärt in wunderbaren Bildern Tiere, Pflanzen, landwirtschaftliches Gerät und Prozesse so einfach und charmant, dass auch ich nun landtauglich bin – unbedingt reinschauen! wirklich schwer, beim Lesen zwischendurch Pause zu machen. Offenbar sind nicht nur Namen magisch, sondern auch Geschichten darüber. Sieht aus wie ein Fantasy-Roman, ist im Grunde aber eher die Geschichte darüber, wie ein Fantasy-Hasser einen solchen schreibt, inklusive Anleitung: „Die Welt der High Fantasy, das Königreich, ist mittelalterlich. Oder zumindest vorindustriell“ (vgl. Mal Peet: Die Murdstone Trilogie, S. 23 (Piper)). eine Geschichte erzählt, der einem dauernd ins Wort fällt, weil er einfach alles besser weiß. Großes Kino – inklusive eines Lasers der Liebenswürdigkeit. Und immer wieder lese ich mich in den Geschichten von Patti Smith fest. M Train (Kiepenheuer & Witsch, übersetzt von Brigitte Jakobeit) ist ein Ausflug zu Dichterinnen wie Sylvia Plath und Künstlerinnen wie Frida Kahlo – und in die Cafés, in denen die Autorin ihr Buch geschrieben hat. ich geboren bin von Birgit Vanderbeke (Piper). Beide haben wir uns bei Thomas Hardings Sommerhaus am See (dtv) nicht dem Sog nacherzählter Familiengeschichten über hundert Jahre entziehen können. Und hingerissen bin ich wieder von der erzählerischen Klasse Ulrich Ritzels und seinem Krimi Nadjas Katze (btb), habe aber als Kommissar-ChenJunkie sofort auch Xiaolong Qius achten ShanghaiKrimi Schakale in Shanghai (Zsolnay) verschlungen. BuchMarkt April 2016
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