Medienmitteilung - Bundesamt für Statistik

Eidgenössisches Departement des Innern EDI
Bundesamt für Statistik BFS
Medienmitteilung
Sperrfrist:
13
04.04.2016, 11:00
Soziale Sicherheit
Nr. 0350-1603-30
10 Jahre Schweizerische Sozialhilfestatistik
Sozialhilfequote gleich wie vor 10 Jahren
Neuchâtel, 04.04.2016 (BFS) – Die Schweizerische Sozialhilfestatistik umfasst mit den
aktuellsten Daten des Jahres 2014 zehn Beobachtungsjahre. Die Sozialhilfequote betrug 2005
wie auch jetzt 3,2 Prozent. Im Zehnjahresvergleich bestätigen sich Beobachtungen aus
früheren Jahren: So sind weiterhin Kinder, Ausländerinnen und Ausländer, Geschiedene und
Personen ohne nachobligatorische Ausbildung einem erhöhten Sozialhilferisiko ausgesetzt.
Diese und weitere Aspekte sind Gegenstand der heute veröffentlichten Publikation des
Bundesamtes für Statistik (BFS).
Die Zahl der Sozialhilfebeziehenden ist im Zeitraum von 2005 bis 2014 um 10 Prozent von rund
238‘000 auf 262‘000 Personen angestiegen. Nimmt man die Sozialhilfequote als Mass des
Sozialhilferisikos, relativiert sich aber der Anstieg der Fallzahlen. Aufgrund des gleichzeitigen
Bevölkerungswachstums liegt die Sozialhilfequote 2014 bei 3,2 Prozent wie im Startjahr 2005.
Die Risikogruppen für Sozialhilfeabhängigkeit haben sich in den letzten zehn Jahren wenig verändert:
Kinder, Ausländerinnen und Ausländer, Einelternfamilien und Geschiedene sind nach wie vor einem
erhöhten Risiko ausgesetzt. Im Verlauf der Jahre zeigt sich aber auch eine Zunahme des
Sozialhilferisikos bei Personen ab 55 Jahren von 1,9 Prozent im Jahr 2005 auf 2,7 Prozent 2014.
Zudem steigt die Anzahl an Einpersonenfällen stark an (2005: knapp 70‘000, 2014: 96‘000).
Zusammenhang zwischen Sozialhilfebezug und tiefem Ausbildungsniveau nimmt zu
Der Zusammenhang zwischen Sozialhilfebezug und tiefem Ausbildungsniveau hat sich in den letzten
zehn Jahren akzentuiert. Während der Anteil an Personen ohne nachobligatorische Ausbildung in der
Wohnbevölkerung im Abnehmen begriffen ist, nimmt er in der Sozialhilfe zu. Der
Wohnbevölkerungsanteil ohne nachobligatorischen Ausbildung beträgt 2005 knapp 14,8 Prozent und
fällt um rund 3 Prozentpunkte auf 12,0 Prozent im 2014. In der Sozialhilfe steigt der Anteil an
Personen ohne nachobligatorische Ausbildung von 42,9 Prozent auf 46,3 Prozent.
Espace de l'Europe 10
CH-2010 Neuchâtel
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Medienmitteilung BFS
Eine nicht abgeschlossene oder ungenügende Ausbildung erweist sich darüber hinaus auch als
Faktor für die Länge des Sozialhilfebezugs. Personen ohne nachobligatorische Ausbildung sind relativ
häufig Dauerbeziehende, die ununterbrochen auf Sozialhilfe angewiesen sind. Neben einer
ungenügenden Ausbildung erhöhen eine Scheidung oder Trennung und eine grosse Anzahl Kinder
das Risiko eines lang anhaltenden Sozialhilfebezugs. Dies trifft insbesondere auf Familien mit Kindern
im Vorschulalter und auf Einelternfamilien zu.
Abnehmende Sozialhilfequote in grossen Städten
Betrachtet man die Sozialhilfebelastung nach Grösse der Gemeinden, so zeigt sich deutlich, dass die
Sozialhilfequote nach Gemeinden mit der Wohnbevölkerung zunimmt. Personengruppen mit erhöhtem
Risiko, Sozialhilfe zu beziehen, sind in Städten mit Zentrumscharakter überproportional vertreten.
Dazu zählen beispielsweise Alleinerziehende, Alleinstehende, Ausländerinnen und Ausländer,
Geschiedene und Arbeitslose. Im Vergleich zum Jahr 2005 zeigt sich aber, dass in den grossen
Städten ab 100‘000 Einwohnern eine Abnahme der Sozialhilfequote zu beobachten ist: während diese
im Jahr 2005 bei 6,3 Prozent gelegen hat, beträgt sie im 2014 5,9 Prozent.
Die räumliche Verteilung der Sozialhilfequote im Jahr 2014 zeigt, dass städtische Gebiete eine höhere
Sozialhilfebelastung aufweisen. Diese regionalen Unterschiede ergeben sich zum einen aus kantonal
unterschiedlich ausgestalteten, der wirtschaftlichen Sozialhilfe vorgelagerten Sozialleistungen. Zum
anderen haben Unterschiede in der Bevölkerungsstruktur und der Wirtschaftsstruktur einen Einfluss
auf die Sozialhilfebelastung.
BUNDESAMT FÜR STATISTIK
Medienstelle
Die Schweizerische Sozialhilfestatistik
Die Schweizerische Sozialhilfestatistik ist ein von Bund und Kantonen getragenes Vorhaben.
Als Ergebnis langjähriger gemeinsamer Anstrengungen von Bund, Kantonen und den
Erhebungsstellen in den Gemeinden stellt sie Informationen zur Verfügung, die eine
faktenbasierte Diskussion über die Existenzsicherung in der Schweiz ermöglichen.
Die Schweizerische Sozialhilfestatistik des BFS hat zum Ziel, gesamtschweizerische, kantonal
und regional vergleichbare Informationen zur Sozialhilfe zu liefern. Sie wurde in enger
Zusammenarbeit von Bund, Kantonen und Gemeinden aufgebaut. Die Sozialhilfedossiers
werden mittels eines standardisierten Fragebogens erfasst. Das BFS betreut die Erhebung der
Daten, ist für die Sicherstellung deren Lieferung zuständig und wertet sie aus.
Die Sozialhilfequote
Der wichtigste Indikator der Sozialhilfestatistik ist die Sozialhilfequote. Diese misst den Anteil
der Personen mit mindestens einem Sozialhilfebezug im Jahr an der ständigen
Wohnbevölkerung am 31. Dezember des Vorjahres. Bis 2010 wurden die entsprechenden
Angaben zur Wohnbevölkerung aus der Statistik des jährlichen Bevölkerungsstandes (ESPOP),
ab 2011 aus der Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP) verwendet.
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Medienmitteilung BFS
Auskunft:
Marc Dubach, BFS, Sektion Sozialhilfe, Tel.: +41 58 463 65 78,
E-Mail: [email protected]
Medienstelle BFS, Tel.: +41 58 463 60 13, E-Mail: [email protected]
Neuerscheinung:
10 Jahre Schweizerische Sozialhilfestatistik, Bestellnummer: 766-1400, Fr 12.-.
Publikationsbestellungen, Tel.: +41 58 463 60 60, Fax: +41 58 463 60 61, E-Mail: [email protected]
Online-Angebot:
Weiterführende Informationen und Publikationen in elektronischer Form finden Sie auf der Webseite
des BFS www.statistik.admin.ch > Themen > 13 - Soziale Sicherheit
Statistik zählt für Sie. www.statistik-zaehlt.ch
Abonnieren des NewsMails des BFS: www.news-stat.admin.ch
Diese Medienmitteilung wurde auf der Basis des Verhaltenskodex der europäischen Statistiken
geprüft. Er stellt Unabhängigkeit, Integrität und Rechenschaftspflicht der nationalen und
gemeinschaftlichen statistischen Stellen sicher. Die privilegierten Zugänge werden kontrolliert und
sind unter Embargo.
Die Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) hat diese
Medienmitteilung drei Tage vor der allgemeinen Veröffentlichung zwecks Erfüllung ihrer Aufgaben
erhalten.
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Medienmitteilung BFS
Anzahl Sozialhilfebeziehende und Sozialhilfequote, 2005 bis 2014
270 000
Sozialhilfebeziehende
260 000
250 000
240 000
230 000
220 000
210 000
200 000
2005
3,4%
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Sozialhilfequote
3,3%
3,2%
3,1%
3,0%
2,9%
2,8%
Quelle: BFS – Sozialhilfestatistik,
ESPOP (bis 2010), STATPOP (ab 2011)
2,7%
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
© BFS, Neuchâtel 2016
Sozialhilfequoten nach soziodemographischen Merkmalen, 2005 und 2014
8%
2005
2014
Sozialhilfequote
2005 und 2014
7%
6%
5%
4%
3%
2%
Quelle: BFS – Sozialhilfestatistik,
ESPOP (bis 2010), STATPOP
(ab 2011)
1%
Altersklasse
Nationalität
Zivilstand
(Personen ab 18 Jahre)
5 000–9 999
10 000–19 999
20 000–49 999
50 000–99 999
≥ 100 000
Geschieden
Verwitwet
Verheiratet
Ledig
Ausländer
Schweizer
56–64
46–55
36–45
26–35
18–25
0–17
0%
Gemeindegrösse
(Einwohner/innen)
© BFS, Neuchâtel 2016
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Höchste abgeschlossene Ausbildung von Sozialhilfebeziehenden
und Bevölkerung (von 25 bis 64 Jahren), 2005 und 2014, in %
Tertiäre Ausbildung
Wohnbevölkerung 2014
Sozialhilfebeziehende 2014
Wohnbevölkerung 2005
Sozialhilfebeziehende 2005
40,2
7,8
28,8
7,0
47,8
45,9
Sekundäre Ausbildung II
50,1
12,0
Ohne Berusfbildung
46,3
14,8
0%
56,5
Quellen: BFS – Sozialhilfestatistik,
Schweizerische Arbeitskräfteerhebung
(SAKE)
42,9
10%
20%
30%
40%
50%
60%
© BFS, Neuchâtel 2016
K 3.3
Sozialhilfe in der Schweiz, 2014
Unterstützte Personen
17 844
10 000
5 000
1 000
SH
BS
TG
AG
BL
JU
≤ 50
ZH
SO
AR AI
Gemeinden mit einem Wert
unter 5 werden nicht dargestellt.
SG
ZG
SZ
LU
NE
GL
OW
BE
NW
UR
GR
FR
VD
Anteil der unterstützten Personen
an der Wohnbevölkerung, in %
≥ 7,0
5,5 – 6,9
4,0 – 5,4
2,5 – 3,9
1,0 – 2,4
< 1,0
TI
VS
GE
0
25
50 km
Raumgliederung: Gemeinden
Quelle: BFS – Sozialhilfestatistik
© BFS, ThemaKart, Neuchâtel 2016
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