veranstaltungsprogramm

LANDES
KONZERTE
2015/16
ALTE MUSIK
SONNTAGSMUSIK
VOKAL.ISEN
ORGELKONZERTE
PROGRAMM
Die Wiege der
Harmoniemusik
L’Orfeo Bläserensemble
Freitag 01.04.16 /
Schloßmuseum, Barocksaal
19.30 Uhr
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PROGRAMM
GEORG PHILIPP TELEMANN (1681-1767)
WILHELM FRIEDEMANN BACH
Ouverture F-Dur TWV 44:16
für 2 Oboen, 2 Corni da caccio und Fagott
Fantasie in c-moll, Falck 15 für Cembalo solo
Ouverture - Le Ris - Les Droles - Espaniole en Rondeau - Fanfare
Triosonate c-Moll, TWV 42: c2 aus den Essercizii musici (1739-1740)
für Blockflöte, Oboe und Generalbass
Largo, Vivace, Andante, Allegro
WILHELM FRIEDEMANN BACH (1710-1784)
Fantasie in a-moll, Falck 23 für Cembalo solo
GEORG PHILIPP TELEMANN
Ouverture F-Dur TWV 44:8 / 55:F5 (1714-16)
für 2 Oboen (od. Violinen), 2 Corni da caccio und Fagott
Ouverture - Chasse - Menuet - La Joye - Sarabande - Loure
Pause
Menuet a deux Cornes de Chasse, TWV 40:110 aus dem Getreuen
Musikmeister, Lection VIII (1728-1729)
GEORG PHILIPP TELEMANN
Concerto F-Dur, TWV 42:F14 für Horn, Altblockflöte und B.c
Vivace, Loure, Tempo di Menuet
Concerto a 5 D-Dur TWV 44:2
für 2 Oboen d‘amore, 2 Corni da caccio und Gb.
Allegro - Sicilliano - Presto
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Einführung
Das Werk Georg Philipp Telemanns ist längst mehr als ein bloßer Schwerpunkt der künstlerischen
Arbeit des L›Orfeo Barockorchesters geworden. Vom ersten Kennenlernen über den Erwerb
seiner so farb- wie melodienreichen Sprache bis hin zur Erschließung großer wie kleinerer
Repertoirelücken ist etwas gewachsen, das im Konzert als auch auf Tonträgern immer wieder
aufs Neue zu erblühen und seine Düfte zu versprühen beginnt. Das L’Orfeo Bläserensemble – aus
den Reihen des Barockorchesters hervorgegangen – gibt in diesem Programm eine Auswahl an
kammermusikalisch besetzten Werken des Kosmopoliten aus Magdeburg – von zweistimmigen
Fanfaren bis hin zur Ouvertürensuite, vornehmlich verfasst für eine aus zwei Oboen, zwei Hörnern
und Fagott bzw. Generalbass bestehende Hautboisten-Banda, einer Vorform der klassischen
Harmoniemusik mit ihren paarweise angeordneten Holz- und Hornpartien – zum Besten.
Erste Kompositionen für das aus dem Musikleben am französischen Hofe Ludwigs XIV.
hervorgegangene Ensemble aus hoch bzw. laut klingenden Hölzern – so die Übersetzung von
„Hautbois“ ins Deutsche – haben sich aus der Zeit um 1700-1710 erhalten. Zu jenen dürfte dann im
Jahr 1716 die erste Komposition aus der Feder Telemanns dazugestoßen sein, nämlich ein Marsch,
geschrieben für das sog. Stück-Schiessen der [Frankfurter] Artillerie vom 10. August selbigen
Jahres anlässlich der Geburt des Erzherzog Leopold, dem ersten Sohn Kaiser Karls VI.
Ausschlaggebend für die hier ihren möglichen Gründungsakt erfahrende und allein von Telemann
mit über einem Dutzend erhaltener Gattungsbeiträge unterstützte nachhaltige Transformation des
französischen Oboen-Fagott-Ensembles, war wohl jene besetzungstechnische Neuentwicklung
von der Johann Friedrich Freiherr von Flemming in seinem Vollkommenen Teutschen Soldaten von
1726 Bericht erstattete: „Bey der Königlichen Polnischen und Churfürstlich Sächsischen Infanterie
ist angeordnet, dass über denen Hautboisten annoch zwey Waldhornisten mit einstimmen müssen,
welches eine recht angenehme Harmonie verursacht.“
Tatsächlich scheint das allmähliche Hinzutreten eines Hörnerpaares einen entscheidenden
Moment in der Vorgeschichte der klassischen Harmoniemusik, die in den Wiener Serenaden
eines Wolfgang Amadeus Mozart einen ihrer absoluten Höhepunkt erreichen sollte, darzustellen
– eine Entwicklung, die sich in mehreren Ländern Europas zu unterschiedlichen Zeiten und
unter wechselnden Vorzeichen vollzog. So lassen sich an den ausschließlich in Kopistenschrift
überlieferten „Harmonien“ Telemanns, bereits gewisse lokale Aufführungspraktiken erkennen, wie
etwa der vergleichsweise frühzeitige Verzicht auf das Tasten-Continuo in süddeutschen Hofkapellen
gegenüber solchen aus dem mittel- wie norddeutschen Raum.
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Einer der bedeutendsten unter den letztgenannten – nämlich derjenigen des Landgrafen von
Hessen-Darmstadt stand ab dem Jahr 1711 als Kapellmeister mit dem aus Leipzig abgeworbenen
Michael Böhm, so Johann Gottfried Walther in seinem Musicalischen Lexicon von 1732, nicht
nur „ein vortrefflicher Hautboist“, sondern seit dessen Hochzeit im Jahr 1720 zugleich auch
Telemanns Schwager vor (beider Frauen – Maria Catharina Telemann und Susanna Elisabeth
Böhm geb. Textor waren Schwestern). Folglich dürfte auch er es gewesen sein, der die um 1730
zu datierende Ouvertüre in F-Dur TWV 44:8 von erster Stelle des Oboenpaars aus anführte.
Inmitten der nachfolgenden Suite aus insgesamt fünf Tanz- und Charaktersätzen, welche durch
ihre wohlpositionierten Farbwechsel zwischen Holz und Metall zu gefallen wissen, sticht neben
der heiteren „La Joie“, wo Oboen und Hörner sich beim gegenseitigen Zuwerfen ihrer Motive
vergnügen, eine Sarabande mit seelenumschmeichelnden Harmonien hervor.
Der Weg zu den Adressaten Telemann›scher Bläsersuiten liegt aber bei weitem nicht immer so
offen wie im Falle der einst den Hof-Hautboisten auf Jagdschloss Kranichstein bei Darmstadt
zugedachten Ouverture „La Joie“. Die das Konzertprogramm eröffnende Ouverture a 5 TWV
44:16 etwa, von deren Existenz die Telemann-Forschung erst Anfang der 1990er Jahre erfuhr, ist
auf bisher unbekannten Pfaden in die Notenbestände der Academia Carolina zu Uppsala gelangt
und zwar wohl bereits zu jener Zeit, als Friedrich von Hessen-Kassel, der 1710 die schwedische
Prinzessin Ulrike Eleonora geheiratet hatte, in Personalunion das Amt des dortigen Königs (17201751), sowie (ab dem Jahr 1730) auch des Landgrafen seiner väterlichen Heimat ausübte.
Die später in die Sammlung von Friedrich Kraus, Kapellmeister der Universität Lund übernommene,
bereits in Schweden erstellte Stimmenabschrift, hat interessanterweise infolge der eröffnenden
Ouverture nicht einen einzigen klassischen Suitensatz aufzuweisen – zumindest was deren
doch recht ausgefallene Betitelungen betrifft: Le Ris (Der Spott) – Les Drôles (Die Spaßmacher) –
Espaniole en Rondeau – Fanfare.
Ob uns hier vielleicht eine kleine Don Quichottiade erwartet? Lassen wir uns überraschen …
Musikstücke für Hautboisten-Banden war zu Lebzeiten Telemanns sehr oft, aber durchaus nicht
nur in Suitenform anzutreffen. Das Concerto a 5 beispielsweise, von dem sich eine Fassung in
F-Dur wie auch die heute erklingende in D-Dur erhalten hat, entstand wohl im Laufe der 1720er
Jahre in Hamburg, wo es der aus Altona stammende Peter Frick wohl abgeschrieben und – infolge
seiner Anstellung zum Schweriner Hoforganisten – der Kapelle von Christian II. Ludwig, Herzog von
Mecklenburg, überlassen haben dürfte.
Das Werk, welches in der von Telemann bevorzugten viersätzigen Konzertform (langsam-schnelllangsam-schnell) angelegt ist, verlangt nach zwei Oboi d›amore, 2 Waldhörnern und Basso
continuo und birgt dazu manch spieltechnische Finesse in sich, die einmal mehr von der schon fast
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zum Sprichwort gewordenen, traumwandlerischen Beherrschung instrumentalspezifischer Idiome
seitens des Komponisten zeugt.
Inmitten der „harmonielastigen“ Eckpfeiler des heutigen Konzertabends, kommen aber auch ein
paar anders geartete, mit ungewöhnlichen Instrumental- und Klangkombinationen angereicherte
Kammermusiken zum tragen, die von der überaus reichen Erfindungsgabe des Tonschöpfers
Georg Philipp Telemann zeugen: Zwei dieser Werke lassen sich dem Genre der „Sonate auf
Concertenart“ zurechnen, was dem Critischen Musikus des Johann Adolph Scheibe entsprechend
meint, dass in den betreffenden Musikstücken gewisse gestische und strukturelle Merkmale
des Instrumentalkonzerts, wie die durch Antonio Vivaldi populär gemachte Ritornellform in das
traditionellerweise kontrapunktisch-imitativ geprägte Satzbild der barocken Triosonate eindringen.
Mit Blockflöte, Oboe und Generalbass besetzt und in der für Telemann typischen Viersätzigkeit
angeordnet, stellt sich ein Musikstück seinem Publikum, welches zur etwa gleichen Zeit erstmals
in Darmstadt und Dresden und dazu noch mehrheitlich in Moll erklungen war. Später sollte dieses
im Werkverzeichnis der Komponisten unter der Nummer 42:c2 eingereihte, mit zeitgenössischen
Konzert- und Arienformen ausgestattete Kleinod an prominenter Stelle – nämlich als Trio I – Einzug
in Telemann selbstverlegte Essercizii Musici von 1739/40 halten.
Anstelle einer Tempoanweisung nur mit „Concerto“ überschrieben beginnt das F-Dur-Trio TWV
42:F14 in einer thematischen Gegenüberstellung der beiden so denkbar unterschiedlich gearteten
Hauptprotagonisten Horn und Blockflöte. Während in der darauffolgenden arienhaften Loure der
tiefer gelegene Solopart ein Schweigegebot auferlegt bekommt, darf sich das Publikum in der
rustikalen Klangwelt des werkbeschließenden Tempo di Menuet auch eines vorübergehenden
hölzern- und blechernen Alleingangs erfreuen. Ein weiteres Menuett, das nach der Aufmerksamkeit
der aus der Konzertpause zurückgekehrten Zuhörerinnen und -hörer trachtet und aus den Trichtern
zweier Jagdhörner erschallt, wurde der „Achten Lection“ des Getreuen Music-Meisters, eines von
Telemann in den Jahren 1728 und 29 Musikjournals mit allerlei praktischen Übungen für (oder
wider?) den im Wachstum begriffenen musikalischen Dilettantismus entnommen.
Schließlich findet das Programm noch eine tastenvirtuose Abrundung in Form zweier Fantasien,
die dem einst vielbewunderten improvisatorischen Talent des ältesten Bach-Sohnes Wilhelm
Friedemann auf beredte Weise Ausdruck verleihen.
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Biografie
Das L’Orfeo Bläserensemble wurde 2009 aus den Reihen des L’Orfeo Barockorchesters formiert mit
der Absicht, die kammermusikalische Herangehensweise des Orchesters an die Orchesterliteratur auch
in einer tatsächlichen kammermusikalischen Besetzung zu leben. Die Leitung des Ensembles hat Carin
van Heerden. 2010 erschien die erste CD mit sämtlichen Oktetten und Quintetten des böhmischen
Mozartzeitgenossen, Josef Myslivecek. Das Ensemble gastierte u.a. bei den Donaufestwochen im
Strudengau, bei dem Deutschen Mozartfest Augsburg und dem Mozartfest Würzburg. Zur Zeit widmet
sich das Ensemble der Werke Georg Philipp Telemanns in der Besetzung für 2 Oboen, 2 Hörner, Fagott
und Basso continuo und wird mit dem Programm in Linz und in der Telemannstadt Magdeburg gastieren bevor eine CD zum Telemannjubiläum 2017 erscheint.
Carin van Heerden wurde in Kapstadt (Südafrika) geboren. Sie studierte Blockflöte bei Günther Höller
in Köln und bei Walter van Hauwe in Amsterdam, sowie Barockoboe bei Helmut Hucke. Während ihrer
Studienzeit gewann sie mehrere internationale Wettbewerbe, unter anderen den renommierten internationalen ARD-Wettbewerb in Deutschland (1988). Sie ist Gründungsmitglied des L‘Orfeo
Barockorchesters (Leitung Michi Gaigg) und konzertiert mit diesem Orchester, auch als Solistin, in ganz
Europa und in Südafrika.
Sie arbeitet außerdem mit verschiedenen Ensembles (das Kleine Konzert, Cantus Cölln, Akademie für
Alte Musik Berlin) und Dirigenten wie Ton Koopman, Alan Curtis, Konrad Junghänel und Hermann Max.
Sie hatte eine Professur für Blockflöte an der Universität Mozarteum in Salzburg ab 1993 und anschließend von 2004 bis 2008 an der Musikhochschule Köln inne. Heute unterrichtet sie Barockoboe und
Blockflöte an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz und leitet das dortige Institut für Alte Musik
und Historische Aufführungspraxis. Sie hat die künstlerische Leitung der Linzer Landeskonzertreihe
„Alte Musik im Schloss“. Solo-CD’s ihres Spiels sind erschienen bei cpo (Telemann und Myslivecek),
Cavalli Records (Hotteterre) und Sony (Telemann). Sie übersetzte das bahnbrechende Buch „The eloquent oboe“ von Bruce Haynes.
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www.landeskonzerte.at
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VORSCHAU
Alte Musik im Schloss
Freitag, 08. April 2016, 19:30 Uhr,
Schlossmuseum, Barocksaal
„DIE LIEBE IST FÜRCHTERLICH SCHÖN“…
CAPELLA IMPERIALIS
Marelize Gerber / Sopran, Margot Oitzinger / Alt,
Barbara Julia Reiter / Barockcello, Anne Marie Dragosits / Cembalo