Mord am Schillertag Theologische Fakultät lädt ein zu

URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM160405_Gottesdienste_SS16.pdf
Mord am Schillertag
Theologische Fakultät lädt ein zu Akademischen Gottesdiensten ab 12.
April
Seit alters her tun sich menschliche Abgründe auf, wenn es um Liebe, Gier, Mord oder Furcht geht
- Abgründe, die nach Regeln im zwischenmenschlichen Dasein und Handeln verlangen. Die zehn
Gebote sind solche Regeln. Sie werden in den Akademischen Gottesdiensten, die die
Theologische Fakultät der Universität Jena im aktuellen Sommersemester veranstaltet, ab 12. April
erkundet. "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben." "Du sollst nicht töten." "Du sollst nicht
die Frau deines Nächsten begehren." Wie alltagstauglich sind diese Gebote? Sind sie überhaupt
für den Alltag gedacht? Haben uns diese in der Antike entstandenen Regeln heute noch etwas zu
sagen? Den möglichen Antworten will die Theologische Fakultät in fünf verschiedenen
Gottesdiensten, zu denen alle Interessierten herzlich eingeladen sind, auf die Spur kommen.
Rechtstexte im Alten Orient
Die meisten der zehn Gebote aus der jüdisch-christlichen Tradition sind in der Antike kein
einzigartiges Phänomen. Auch andere altorientalische Rechtstexte babylonischer oder assyrischer
Herrscher hielten schon seit dem 18. Jh. v. Chr. ethische Grundregeln im Umgang mit Tötung,
Ehebruch oder Diebstahl fest. Im Alten Orient waren Rechtstexte prinzipiell an den amtierenden
Herrscher gebunden und wurden von ihm autorisiert. Die Gebotstexte im Alten Testament jedoch
stellen diese rechtliche Bindung an Staat und König infrage und führen die Gebote nun direkt auf
Gott zurück. Laut biblischer Überlieferung empfing der Prophet Mose die zehn Gebote von Gott in
Form zweier Steintafeln auf dem Berg Sinai und überbrachte sie dem Volk Israel. Religions- und
literargeschichtlich jedoch sind die Gebotstexte aber kaum vor dem Ende der judäischen
Königszeit im 7. Jh. v. Chr. zu verorten. Sie fassen ganz verschiedene vorgegebene
Einzelvorschriften und Regelungen zusammen und bündeln sie zu einer Gesamtschau des Willens
Gottes.
Von den zehn Geboten zum höchsten Gebot
Prof. Dr. Manuel Vogel wird die Reihe mit einer Predigt über das "Doppelgebot der Liebe" im
ökumenischen Semestereröffnungsgottesdienst am Dienstag, dem 12. April, um 19.30 Uhr
eröffnen. Das Gebot der Liebe gegenüber Gott, dem Nächsten und sich selbst gilt im Neuen
Testament als das höchste Gebot, wird im Rahmen der zehn Gebote jedoch nicht explizit genannt.
"Das 'höchste Gebot' ist eben nicht 'das erste der zehn'. Das ist ja schon für sich ein dickes Ding",
gibt der Neutestamentler zu bedenken.
Aus aktueller ethischer Perspektive wird Prof. Dr. Martin Leiner, Inhaber des Lehrstuhls für
Systematische Theologie und Ethik, am Sonntag, dem 1. Mai, um 10 Uhr einen Blick auf den
grundsätzlichen Umgang mit Geboten werfen. Ihm folgt am Sonntag, dem 12. Juni, um 10 Uhr der
Mord am Schillertag
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Alttestamentler Prof. Dr. Hannes Bezzel mit einem Gottesdienst zum spannenden Thema "Gier"
auf der Grundlage des 9. und 10. Gebots.
"Viele Menschen denken, dass es sich bei den zehn Geboten um Gebote für den Alltag handelt.
Aber historisch und exegetisch betrachtet sind sie anders zu verstehen", sagt der Alttestamentler
und Dekan der Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Uwe Becker. Er wird sich im ökumenischen
Gottesdienst zum Schillertag am 24. Juni um 17 Uhr unter dem Titel "Mord" sowohl dem 5. Gebot
"Du sollst nicht töten" als auch der Frage widmen, wie die in der Antike geschriebenen Gebote
heute zu verstehen sind.
Am Ende der Reihe wird sich der Kreis schließen, indem Universitätspredigerin Prof. Dr. Corinna
Dahlgrün das erste der zehn Gebote, das Gebot der Alleinverehrung Gottes, mit dem höchsten
Gebot der Gottesliebe im jüdischen Glaubensbekenntnis, dem Sch'ma Jisrael (Deuteronomium
6,4-5) verknüpft. Der Gottesdienst am 3. Juli um 10 Uhr steht unter dem Thema "Furcht".
Interaktion von Wort und Musik
Auch in diesem Semester spielt die Musik eine tragende Rolle bei der Erkundung der Themen.
Dabei werden neben klassischen Orgelwerken auch ungewohnte Klänge in der Stadt- und
Universitätskirche St. Michael ertönen. "Bei der Befolgung von Geboten geht es ja auch
grundsätzlich um die Frage nach Gut und Böse im menschlichem Handeln", sagt
Kirchenmusikdirektor Martin Meier, der die Gottesdienste in Zusammenarbeit mit Bezirkskantor
Andreas Conrad aus Schmalkalden an der Orgel gestalten wird. "Ich denke da zum Beispiel an
Musik aus dem Film 'Der Herr der Ringe'." Wort und Musik stehen bei den
Universitätsgottesdiensten gleichwertig nebeneinander und lassen eine spannende und
bereichernde Interaktion erwarten.
Im Anschluss an die Sonntagsgottesdienste besteht im Rahmen des Kirchcafés die Möglichkeit zu
Austausch und Diskussion. Zu allen Gottesdiensten ist die universitäre wie außeruniversitäre
Öffentlichkeit herzlich eingeladen.
Auf einen Blick:
Universitätsgottesdienste im Sommersemester 2016 in der Universitäts- und Stadtkirche St.
Michael:
• 12.04.2016 um 19.30 Uhr "Liebe - Das Doppelgebot": Prof. Dr. Manuel Vogel
• 01.05.2016 um 10 Uhr "Tun - Die Gebote": Prof. Dr. Martin Leiner
• 12.06.2016 um 10 Uhr "Gier - Das IX. und X. Gebot": Prof. Dr. Hannes Bezzel
• 24.06.2016 um 17 Uhr "Mord - Das V. Gebot": Prof. Dr. Uwe Becker
• 03.07.2016 um 10 Uhr "Furcht - Das I. Gebot": Prof. Dr. Corinna Dahlgrün
Kontakt:
Prof. Dr. Corinna Dahlgrün
Theologische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 6, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 941151
E-Mail: [email protected]
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Meldung vom: 05.04.2016 09:00 Uhr
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