UZ-Extra – Zeitung der DKP www.dkp.de Das Berliner Uniklinikum Charité lagert kräftig aus – zu schlechteren Bedingungen für die Beschäftigten. Seiten 4-5 Die Jugendorganisation SDAJ macht mobil gegen Rüstung und für Konversion. Seite 6 25 Cent Wir sind für FRIEDEN weil Krieg Fluchtursache Nr. 1 ist – aber nicht nur deshalb W ir wollen eine Welt frei von Ausbeutung, Unterdrückung, Krieg und Profit. Wir wollen Frieden, das Recht auf tariflich bezahlte Arbeit und eine intakte Umwelt. Wir brauchen Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich, bezahlbare Wohnungen für alle und soziale Leistungen, damit alle in Würde leben können. Das Profitstreben der Kapitalbesitzer und ihrer Regierungen führt zur Verlängerung und Intensivierung der Arbeitszeit, zu Arbeitslosigkeit und prekär Beschäftigten und Armut hier und zu Krieg, Ausbeutung der Ressourcen, Zerstörung der Umwelt, katastrophalen Veränderungen des Klimas auf der ganzen Welt. Das Ergebnis der „Militäreinsätze“ der letzten 15 Jahre sind 1,5 Mio. tote Menschen, Zerstörung, Ver wüstung, Not, Elend und Hunger in ganzen Regionen. Mit keinem dieser Kriege wurden Fortschritte für Menschenrechte, Demokratie oder ein besseres Leben der Menschen erzielt. Im Gegenteil, sie sind die Ursache für die Flucht der vielen Menschen, die in ihrer Not bei uns landen. Solange die Kriege nicht beendet sind, wird auch der Zustrom an flüchtenden Menschen nicht aufhören. Denn Menschen, auf oder neben deren Wohnungen Bomben fallen, die tausende Kilometer zurückgelegt haben und alles zurückgelassen haben, haben nichts zu verlieren und werden sich auch nicht vom Meer, einem Zaun oder Soldaten an der Grenze abschrecken lassen. Deswegen müssen zivile Lösungen für politische Konflikte gesucht und gefunden und Grenzen für Waffenlieferungen geschlossen werden. Krieg ist ein Verbrechen, für das es keine Rechtfertigung gibt. Den wirtschaftlichen, politischen und militärischen Machteliten Deutschlands und der NATO und den Eignern internationaler Kon zerne und Rüstungsfirmen geht es nicht um die Sicherheit für die Menschen auf dem Globus, sondern um die Aufrechterhaltung ihrer weltweiten Vorherrschaft und die Sicherung ihrer Profite. Lesen Sie weiter aus Seite 2 1. i a M RA T X E UZ EXTRA Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei Fortsetzung von der Titelseite Wir rufen auf zu den Maikundgebungen. Denn Krieg ist ein Verbrechen. Mit unseren Steuerngeldern werden wir gezwungen, die Rüstungsausgaben der Bundesregierung für die Beteiligung an diesen Kriegen zu finanzieren. Schon jetzt gibt die Bundesregierung jährlich 35 Mrd. Euro jedes Jahr für den Rüstungshaushalt aus. Den Betrag will sie auf 56 Mrd. jährlich ausweiten. 130 Mrd. Euro sollen wir für das neue Aufrüstungsprogramm zahlen. Mit solchen Summen könnten leicht die 6 Prozent Lohnerhöhung für die Beschäftigten der Kommunen und des Bundes, ein soziales Wohnungsprogramm, von dem alle profitieren, durchgesetzt werden. Das Rentenniveau könnte angehoben und das Renteneintrittsalter herabgesetzt sowie ein Konversionsfonds aufgelegt werden, der den Menschen, die in der Rüstungsindustrie arbeiten müssen, alternative, humane Arbeitsplätze sichert. Darüber hinaus brauchen wir 100 Milliarden Euro jährlich für Bildung, Verkehrsinfrastruktur, kommunale Ausgaben, energetische Gebäudesanierung, lokale Pflegein- frastruktur und zusätzliche Arbeitsmarktausgaben, für Sprachkurse und Integrationsunterstützung für die Geflohenen, bezahlbar über eine Vermögenssteuer für die Reichen. Denn das reichste Prozent der privaten Haushalte in Deutschland besitzt 9 000 Milliarden Euro. Das ist ein Drittel des vorhandenen Nettovermögens. Bessere sozialen Bedingungen für alle vermindern die Furcht vor Arbeitslosigkeit, Altersarmut und sozialer Ausgrenzung. Damit wird rassistischen Hetzern der Boden entzogen und ein solidarisches internationales Miteinander wird möglich. Die wirklich teuren Flüchtlinge, das sind nicht die, die vor Krieg und Terror fliehen. Die wirklich teuren, das sind die Steuerflüchtlinge, das sind die Konzerne und reichsten Familien, die mit tausend Tricks die öffentliche Hand in Deutschland jedes Jahr um Milliarden Euro prellen. Der 1. Mai ist der Tag der Internationalen Solidarität und überlange oder (zu gering bezahlte) Arbeitszeiten führen zu Krankheit und Not. Der nützliche Feind w w w . m a r x i s t i s c h e - b l a e t t e r. d e IS & Co. Interview mit Imad Mustafa Der nützliche Feind Salvador Oberhaus »Djihad – Made in Germany« und die Konstruktion des Anderen Joachim Guilliard Terror made by NATO Klaus von Raussendorff Der takfiristische Terrorismus in der Debatte der Islamgelehrten Klaus Wagener Imperialistische High-Tech-Terroristen Rudolph Bauer Terrorismus und der scheiternde Krieg Dirk De Block Sechs Vorschläge zur Bekämpfung dschihadistischer Radikalisierung von Jugendlichen Einzelpreis 9,50 € Jahresabo 48,00 € ermäßigtes Abo 32,00 € Weitere Themen u. a.: Michael Stiels-Glenn Mer losse d’r Dom in Kölle oder: Die Kirche mal im Dorf lassen | Thomas Hagenhofer Industrie 4.0 in Davos – neuer Schub für die Monopolbildung | Interview mit Paul Rodermund und Jann Meier (SDAJ) »Antimilitaristisches Bewusstsein verbreiten und Klassenbewusstsein stärken« | Willi Gerns Putins Attacke gegen Lenin gescheitert! | Stefan Kühner Stabilität in Staat und Gesellschaft Vietnams | Andreas Wehr Ein anNeue derer Weg für Griechenland | Antoni Aguiló Eine Bresche im Impulse Patriarchat: Louise Michel | Roger Keeran Chruschtschows Verlag »Geheimrede« und die historische Wahrheit | Priscilla Metscher James Connolly und die erweiterte Klassenpolitik Hoffnungstraße 18 des Jahres 1916. 100 Jahre irischer Osteraufstand | Dis45127 Essen kussionsbeiträge: Der Papst ist der Papst (Manfred Sohn) Zur Tel.: 0201-23 67 57 Faschismusanalyse der KPD (O) (Theodor Bergmann, Herbert Münchow) Seite 2 Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei Seite 3 Z P U - Pr e fe s t 1.-3. Juli Dortmund 2016 Revierp Wischlinge ark n Vo l ksfe Hier sprechen Monopol-Interessen ess st UZ EXTRA der DK „Ich komme zum UZ-Pressefest, weil ich dort tausende Menschen treffe, mit denen ich für eine Gesellschaft ohne Klassen und eine Welt ohne Krieg und Naturzerstörung kämpfen kann.“ Susann Witt-Stahl, Journalistin und Chefredakteurin der „/Melodie & Rhythmus/“ (/M&R/), Hamburg Die Galionsfiguren der “Alternative für Deutschland“ (AfD) reden viel – nur nicht im Interesse der Lohnabhängigen, Erwerbslosen und Selbstständigen M it markigen Sprüchen in der Flüchtlingsdebatte setzen sich die Aushängeschilder der AfD wie Frauke Petry oder Beatrix von Storch in Szene und sichern so der schon fast totgesagten Partei einen Abgeordnetensitz nach dem nächsten bei den Landtagswahlen. Auch um bei diesem Beutezug um Abgeordnetenmandate nicht den Löwenanteil zu verlieren, setzen die Spitzenpolitiker der regierenden Parteien auf eine Tabuisierung der AfD – z.B. indem Merkel gegenüber der Bild am Sonntag Anfang März beklagte, die AfD sei „eine Partei, die Gesellschaft nicht zusammenführt“. Die moralisierende Empörung der Bundeskanzlerin kann getrost als das eingeordnet werden, was sie ist: ein politisches Schmierentheater, von dem sowohl die Union als auch die AfD profitieren; die AfD, weil sie weiter ihr OppositionsImage pflegen kann – die Unionsparteien, weil diese Abgrenzung davon ablenken soll, dass nach 10 Jahren Merkel-Regierung laut jüngsten Armutsberichts der Wohlfahrtsverbände 12,5 Mio. Menschen in Deutschland als arm gelten. Diese asoziale Spaltung der Bevölkerung durch CDU/CSU und SPD ist es, die u.a. auch den sozialen Nährboden bildet, den die AfD jetzt bestellt. Prüfstand AfD: Wem nützt das Gesagte? Die AfD gibt vor, die Interessen der einheimischen Bevölkerung gegenüber Flüchtlingen und Migranten zu vertreten. Doch was fordert die AfD konkret? Auf ihrer Internetseite spricht sich sie sich eindeutig für Zuwanderung aus – aber nur für hochqualifizierte Fachkräfte entlang den Erfordernissen des deutschen Arbeitsmarktes und bei starker Einschränkung des Rechts auf Sozialleistungen. Wem nützt das? Den Monopolunternehmen in Deutschland, die so Zugriff haben auf hochqualifizierte, motivierte („integrationswillige“) und entrech- tete Arbeitskräfte, für deren Ausbildung sie keinen Cent zahlen mussten – und die als besonders entrechteter Teil der Lohnabhängigen bestens geeignet sind, um als Lohndrücker missbraucht zu werden. Was die AfD also fordert geht zu Lasten der Migranten und Flüchtlinge – aber eben auch der einheimischen Bevölkerung. Die lachenden Dritten: die deutschen Banken und Konzerne. AfD gegen zunehmende Flucht nach Europa? Genauso wie die inszenierte „Obergrenzen“-Debatte in der Union lenkt auch das AfD-Geschrei nach Schusswaffeneinsatz gegen flüchtende Frauen und Kinder an der deutschen Grenze davon ab, dass die AfD – genauso wie die Parteien der Großen Koalition – sich laut ihrer politischen Leitlinien eindeutig für eine Mitgliedschaft der BRD in der NATO ausspricht. Damit erklärt sich die AfD zum Fan eines imperialistischen Staatenbünd- nisses, deren Mitglieder und Verbündete im Nahen und Mittleren Osten mit ihrer Kriegspolitik Fluchtverursacher Nr. 1 sind. Und noch mehr: Mit ihrer Hetze gegen Flüchtlinge und Muslime lenkt die AfD von dem notwendigen Widerstand gegen die derzeitigen BundeswehrAufrüstungspläne im Umfang von 130 Mrd. Euro durch die Große Koalition ab. Und wieder sind die deutschen Monopole die lachenden Dritten – vorneweg in diesem Fall Daimler, Rheinmetall, KraussMaffei Wegmann und ThyssenKrupp. UZ EXTRA Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei Seite 4 mit Ohne uns läuft keine Interview Kati Ziemer, Foto: Uwe Hiksch OPERATION Betriebsrätin bei der CFM UZ: Dienstleistungen sind 2006 von der Charité in die Charité CFM Facility Management GmbH – kurz CFM – ausgegliedert worden. In welchen Bereichen sind die Beschäftigten der CFM eingesetzt? Wie unterscheiden sich die Bedingungen der KollegInnen von denen an der Charité? Kati Ziemer: In die CFM sind fast alle Dienstleistungen ausgelagert, die nicht unmittelbar mit Patienten zu tun haben. So ist es in Ausschreibungsunterlagen des Objektes CFM mit einem Leistungsumfang von 1,5 Mio. Euro zu lesen. Immer mehr Aufgaben und Bereiche werden von der Mutter Charité in die Tochter geschoben (siehe Infokasten auf Seite 5, Anm. d. Red.). Zudem wird immer weiter ausgegründet, nach dem „Er folgsmodell“ CFM folgten weitere Ausgründungen und Kooperationen, in die Dienstleistungen und Personal geschoben wurden und werden. Die CFM hat ca. 2 800 Beschäftigte – Tendenz steigend. Ungefähr 520 – es waren mal ca. 900 – sind per „Gestellung“ von der Charité in die CFM ausgeliehen, für sie gilt der Tarifvertrag der Charité. In der CFM gibt es keinen Tarifvertrag, hier werden lediglich die für allgemeinverbindlich erklärten Tarifverträge angewandt, das sind mittlerweile sieben. Es ist nicht einfach, die unterschiedlichen Arbeitszeiten, Löhne und Gehälter oder Urlaubsansprüche aus den verschiedenen Bereichen, die sowieso schon sehr unterschiedlich sind, im Auge zu behalten. Es gehört zum Alltag der KollegInnen, mit diesen Unterschieden klarkommen zu müssen. Es gehört mittlerweile zur „Normalität“, dass es Gehaltsunter- schiede von 400 bis 1 000 Euro gibt. Das wird nicht immer toleriert, führt zu Diskussionen und Neiddebatten. Auch die Arbeitszeiten sind völlig unterschiedlich und reichen von Minijobs über Teilzeit von 20 bis 35 Stunden die Woche bis hin zu 42 Stunden die Woche, auch Urlaubsansprüche gehen von 24 Tagen bis hin zu 30 (+5). Das zieht sich durch alle Bereiche und ist für alle deutlich sichtbar. UZ: Ihr habt in den vergangenen Jahren mehr und mehr KollegInnen in ver.di organisiert. Sprecht ihr die KollegInnen vor allem mit dem Thema der ungleichen Behandlung auf eine Mitgliedschaft an? Kati Ziemer: In der Problematik der unterschiedlichen Bedingungen liegt tatsächlich enormer sozialer Sprengstoff. Hier wird allen immer wieder vor Augen geführt, welches Spiel getrieben wird. Die Unterschiede sind politisch gewollt. Ein Politiker sagte uns einmal in einem Gespräch zu diesem Thema: „Niedriglöhne sind in der Ausschreibung eingepreist.“ Die ver.di-Betriebsgruppe ist seit Bestehen der CFM – es sind jetzt zehn Jahre – dabei, die KollegInnen für dieses Thema zu sensibilisieren. Wenn du fragst, wie wir die Kolleginnen und Kollegen ansprechen, dann kann ich nur sagen, das ergibt sich in ganz normalen Unterhaltungen, es sind die Themen des Alltags. Schon wenn man nach scheinbar belanglosen Dingen fragt, sich nach dem Befinden erkundigt, nach dem Urlaub oder dem Dienstplan… das reicht meist aus, um ins Gespräch zu kommen. Es ist wichtig, den KollegInnen zuzuhören und die Probleme ernst zu nehmen. Meist kommt das Gespräch von selbst auf das Thema Tarifvertrag und Gewerkschaft. Ein Gespräch allein reicht aber nicht aus, man verabredet sich für später und lädt zur Betriebsgruppe ein. UZ: Warum ist euch der gewerkschaftliche Organisationsgrad so wichtig? In euren Publikationen wird der ja oft angesprochen, so mein Eindruck. Kati Ziemer: Wie gut der Tarifvertrag ist liegt in unserer Mächtigkeit, an unserem Organisationsgrad, das versuchen wir zu vermitteln. Ausschlaggebend für den Erfolg sind die KollegInnen und was sie bereit sind dafür zu tun. Aber die KollegInnen wissen meist selbst, was sie tun müssten, um etwas verändern zu können. Die Situation bei der CFM und die Arbeitsbedingungen sind ja ein starkes Argument für einen Beitritt zur Gewerkschaft. Überzeugen ist aber dennoch nicht so einfach, wir hören auch immer wieder Gründe, warum es gerade nicht geht, warum der Eintritt in ver.di nicht möglich ist. Da geht es um Geld, da ist Unwissen dabei, manche meinen „Brauche ich nicht“ – das sind so die einfachen Argumente. Resignation und Desinteresse oder gar Angst vor Repressalien oder Benachteiligung – das alles können wir nicht so einfach wegwischen und nehmen wir ernst. Aber gerade dann Seite 5 Was macht die CFM? Z P U - Pr Die CFM Facility Management GmbH ist eine Tochter der Charité. Diese hält 51 Prozent der Anteile und ist für die strategische Ausrichtung verantwortlich. 49 Prozent halten Vamed Deutschland sowie die Global Player Dussmann Service und Hellmann Worldwide Logistics. Der Umsatz der CFM lag 2014 bei 136,89 Millionen Euro, der Jahresüberschuss bei 424 000 Euro. Ein wesentlicher Teil der anfallenden Aufgaben in der Charité wird inzwischen von der CFM erledigt. Zu diesen Aufgaben gehören: ó Die Reinigung der gesamten Klinik vom Patientenzimmer bis hin zur Desinfektion und Bettenaufbereitung, inkl. der Sterilisation von OP-Instrumenten, dem Packen der Siebe und Transport zu den OPs. ó Die Versorgung von Patienten und Beschäftigten ó Sicherheitsdienst sowie Post ess e fe s t 1.-3. Juli Dortmund 2016 Revierp Wischlinge ark n der DK nen guten Tarifvertrag abschließen. Aber lieber keinen Tarifvertrag als einen schlechten! Mit dieser Möglichkeit müssen wir auch umgehen können. UZ: In welchem Zusammenhang steht euer Kampf mit dem Kampf der KollegInnen an der Charité? Wie bewertet ihr den Kampf und die Verhandlungen für eine betriebliche Regelung für mehr Personal? Kati Ziemer: Die KollegInnen schauen immer sehr gespannt und neugierig auf die Charité. Leider ist es uns 2011 nicht gelungen, die beiden Streiks zu vereinen. Die unmittelbare Zusammengehörigkeit wird in solchen Situationen deutlich: Die KollegInnen in der CFM stehen genauso unter Druck und sind dauerhafter Überlastung ausgesetzt. Auch in der CFM ist Personalmangel der Normalzustand. Eine Personalbemessung gerade in der Reinigung und die Festlegung der zumutbaren Reinigungsfläche könnte für die KollegInnen echte Entlastung bringen. Die KollegInnen der CFM blicken gespannt auf die zu erwartenden Ergebnisse der Tarifverhandlungen zur Mindestbesetzung und zum Gesundheitsschutz und die Umsetzung. Die Hoffnung schwingt auch hier immer mit und der Wunsch, etwas zu verändern. Gerade für junge Menschen, die ihre Zukunft planen wollen, sind schlechte Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung ein Grund zu gehen. Die bleiben nicht lange, was den Personalmangel verschärft. Das trifft für die Charité und jeden anderen Betrieb zu. Statt dieses Problem anzugehen, wird in der CFM noch akribisch aussortiert, und wer unbequem ist, Fragen stellt oder gewerkschaftlich organisiert ist, hat wenige Chancen, über die zwei Jahre der Befristung zu kommen. Die Abhängigkeit der Charité von der Servicetochter CFM ist existenziell und ohne die CFM ist der Krankenhausbetrieb nicht möglich. Allein die Versorgung mit OP-Verbrauchsmaterialien reicht nur ein bis zwei Tage … ohne uns läuft keine OP! Die Essensversorgung der Patienten muss täglich er folgen, um nur einige Beispiele zu nennen. Wenn sich die KollegInnen dieser Macht kollektiv bewusst werden, dann haben wir gewonnen. Mit dieser Erkenntnis können wir alles erreichen. Vo l ksfe tut es gut, eben nicht allein zu sein und in der Betriebsgruppe Schutz und Gleichgesinnte zu finden. Nur gemeinsam sind wir in der Lage den Tarifvertrag für die CFM zu erringen. Klar ist, das bekommen wir nicht geschenkt. UZ: Ihr macht öffentlich, wie der Stand der Mitgliederwerbung ist und gebt an, dass ihr erst ab 30 Prozent Organisationsgrad handlungsfähig seid. Was heißt das konkret und ist es nicht problematisch, wenn ihr gegenüber der CFM-Leitung offen zugebt, nicht genug ver.di-Mitglieder zu haben, um in Tarifverhandlungen bessere Bedingungen durchzusetzen? Kati Ziemer: Offenheit gehört zu den wichtigsten Elementen der bedingungsgebundenen Tarifarbeit. Wir gehen so offen und ehrlich mit unseren Mitgliederzahlen um, weil die KollegInnen genau das wissen müssen. Und auf die kommt es uns an. Wir haben 2011 sehr lange gestreikt, ohne das Ziel zu erreichen, einen Tarifvertrag für die Kolle gInnen in der CFM abzuschließen. Damals waren wir nicht stark und mächtig genug. Den Fehler wollen wir nicht noch einmal machen. Mit unseren Veröffentlichungen zu den Mitgliederzahlen wollen wir die KollegInnen erreichen, die noch immer zweifeln und unsicher sind. Auch der Arbeitgeber soll genau das wissen, er hat ja schon auf unsere wachsenden Mitgliederzahlen mit Lohnerhöhungen reagiert. Aber auch 9,50 Euro bedeuten keine tarifliche Regelung und gleichen den Lohnunterschied zu den Charité-Beschäftigten nicht aus. UZ: Was geschieht, wenn der Organisationsgrad von 30 Prozent erreicht ist? Kati Ziemer: Der Plan ist, in allen Bereichen gut aufgestellt zu sein. Sind wir stark und bereit, in die Auseinandersetzung zu gehen, dann fordern wir die CFM zu Gesprächen auf. Es gibt mitgliederstarke Bereiche in der Logistik, wie den Krankentransport und den Sicherheitsdienst. Wir haben aber auch Bereiche, da kriegen wir keinen Fuß in die Tür und konnten bisher kaum Mitglieder gewinnen. Wenn wir unser erstes Ziel, die 30 Prozent Mitglieder in der CFM zu gewinnen, nicht erreichen, dann müssen wir auch uns gegenüber ehrlich sein: Wir werden dann eher kei- Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei st UZ EXTRA und Telefondienste ó Gärtnerarbeiten und Straßenreinigung innerhalb des Geländes ó Der gesamte Technikbereich, angefangen mit der Versorgung von Wärme und Kälte, Lüftung, Sanitär, und ó die gesamte Logistik, Ver- und Entsorgung aller Standorte. Hier sind die KollegInnen verantwortlich für die Versorgung der drei großen bettenführenden Standorte mit notwendigen Verbrauchsmaterialien, von dem OP-Material bis hin zu lebensrettenden Blutkonser ven der Blutbanken. ó Der Krankentransport, der intern und extern agiert ó Die Archivierung und Pflege der Patientenakten ist ebenfalls in den Händen der CFM ó Neuerdings auch die Patientenaufnahme und teilweise die Dokumentation von Behandlungsdaten zur Abrechnung. Ich komme zum Pressefest weil … „Das UZ-Pressefest wird ein Treffpunkt für alle, die gegen Krieg und Faschismus aktiv sind. Ein Fest der Solidarität für alle, die keinen Frieden mit dem Kapitalismus machen wollen. Kraft tanken, mit FreundInnen, Kolleginnen und GenossInnen diskutieren und feiern – das ist das UZPressefest der DKP.“ Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP Die Positionen der DKP zur Arbeitszeitverkürzung sind zusammengefasst in der Broschüre „30 Stunden sind genug – Runter mit den Stunden!“, Bezug über: www.uzshop.de UZ EXTRA Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei zu einfach zu glauben, dass die Kriege einen Bogen um Europa machen werden und wir hier nicht direkt betroffen sind. Der Jugoslawien-Krieg und auch der jüngste Krieg in der Ukraine zeigen: Krieg findet wieder auch in Europa statt. UZ: Ihr habt als SDAJ vor kurzem eine bundesweite antimilitaristische Kampagne beschlossen. Welche Erfahrungen habt ihr bisher mit dem Thema in Betrieb und Gewerkschaft gesammelt? Flo: Wir haben hier positive Erfahrungen damit gemacht, die Frage nach Konversion im Rahmen von Jugendversammlungen zu thematisieren. Mit dem aktuellen Einsatz in Syrien und der sogenannten Flüchtlingskrise wird vielen Jugendlichen schnell klar, wie Kriegspolitik funktioniert. Auch in den kommenden Auseinandersetzungen im Öffentlichen Dienst lohnt es sich auf diese Zusammenhänge hinzunicht mehr und wir Es gibt einen weisen: Wenn machen ihn dicht. Zusammenhang zwiThomas de Doch was bedeutet schen Sparpaketen, Maizière 6 es, sich auf diese Logik Prozent Lohneinzulassen? Wenn es leeren kommunalen erhöhung uns nicht gelingt die Kassen und der „nicht akzepRüstungsspirale zu Aufrüstungspolitik der tabel“ nennt, stoppen, heißt das Bundesregierung müssen wir auch, dass deutsche darauf hinweiWaffen in mehr und mehr Kriegen eingesetzt werden, sen, dass aber anscheinend genug also dass die Kriege zunehmen wer- Geld da ist, um im Mittelmehr den. Das ist keineswegs „nur“ ein Flüchtlinge von ihren Booten zu Problem für die, die dann von deut- schubsen oder bei der Bombardieschen Gewehren, Panzern, U- rung Syriens mitzumischen. Booten und Bomben ermordet wer- Florian Hainrich (25 Jahre) ist den. Wir erleben doch mit der zuständig für den Bereich aktuellen „Flüchtlingskrise“ und Betrieb und Gewerkschaft im auch mit Terroranschlägen in Eu- Bundesvorstand der ropa gerade, wie der Krieg nach Sozialistischen Deutschen Deutschland zurückkommt. Es wäre Arbeiterjugend (SDAJ) Interview mit Florian Hainrich, SDAJ Mobilmachung für den Frieden UZ: Die Bundeswehr ist aktuell in den. Man stellt Mordmaschinen 18 Regionen im Einsatz. Welche her, aber muss natürlich den eigenBedeutung hat die Frage von Krieg en Arbeitsplatz sichern. Diese Problematik ist nicht neu, sie hat sich und Frieden im Betrieb? Flo: Millionen Menschen fliehen in den letzten Jahren allerdings veraus ihren Heimatländern, in denen schärft. Im Schiffsbau zum Beispiel auch deutsche Bomben töten. Doch sinken durch die Krise und die seit die deutsche Kriegspolitik zu the- Jahren bestehenden Überprodukmatisieren, stellt viele kämpferi- tion die Profiterwartungen im zivische Kolleginnen und Kollegen vor len Bereich. Doch das Rüstungseinige Schwierigkeiten. Dabei erge- geschäft verspricht dank staatlicher ben sich einfache Ansatzpunkte. Im Aufträge weiterhin riesige Profite. öffentlichen UZ: Das verunsichert sicher viele Dienst können wir Es wäre zu einfach zu Kolleginnen und deutlich machen, glauben, dass die Kriege Kollegen, oder? dass es einen Zueinen Bogen um Europa sammenhang Flo: Richtig, damachen werden zwischen Sparpamit wird erpresst. keten, leeren komNach dem Motto: munalen Kassen und der Auf- Wenn wir hier keine Rüstung mehr rüstungspolitik der Bundesregie- machen, lohnt sich der Standort rung gibt. Denn die öffentlichen Gelder, die in die Rüstung fließen, stehen im direkten Gegensatz zu besserer Bezahlung sowie einem ausfinanzierten Gesundheits- und Bildungssystem. UZ: Wie steht es um die Rüstungskonversionsdebatte? Flo: In der Rüstungsindustrie wird die Frage nach Konversion kaum diskutiert. Existierende Beschlüsse sind gut. Doch bisher bleiben diese Beschlüsse geduldiges Papier. Das hängt vor allem mit dem Spannungsverhältnis zusammen, in dem sich Beschäftigte in der Rüstungsindustrie wieder fin- Seite 6 t s e f e s s e UZ-Pr er DKP t s e f s k l o V d und m t r o D • 2016 1.–3. Juli ingen l h c s i W rk Revierpa ess e fe s t 1.- 3. Juli 2016 Dortmun d Revierp ark Wischling en Vo l ksfe Z P U - Pr Freitag: ement Mov e h T , a k Red S : Samstag eningrad m, 44 L u r o Y p Gru : Sonntag ano ejar Esther B one Mafia roph c i M d n u Kauft den Soli-Button zur Finanzierung des Festes 5,-/10,- € www.uz-pressefest.de www.dkp.de www.unsere-zeit.de st der DK Spenden bitte auf das Konto des DKP-Parteivorstands, IBAN DE63 4306 0967 4002 4875 01, Stichwort: UZ Pressefest IMPRESSUM UZ-EXTRA der sozialistischen Wochenzeitung UZ. ISSN 0943-4216. PVNr. K 4956 D. Herausgeber: DKP-Parteivorstand. Redaktion UZ-Extra: Wera Richter, V.i.S.d.P.: Nina Hager, Hoffnungstr. 18, 45127 Essen. www.unsere-zeit.de. Druck: Uniondruck, Berlin. Layout: K.-H. Pawlitzki. Fotos: Detlef Deymann, Shari Deymann, Arbeiterfotografie
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