Karfreitag 2016 Bahar ist hier geboren und aufgewachsen Musik - Orgel: Hermann Wenzel (1863-1944) - Präludium d-Moll (aus und zusammen bemühen wir uns um Geflüchtete; „Allerseelen“ Band III Nr.11); Konstanze Wegner war Bundestagsabgeordnete, Begrüßung sie hilft uns nachdenken; Ilka Sobottke Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Melissa Nonnenmacher ist Gast in der Vesperkirche; Ich schreie aber meine Hilfe ist ferne! Wir sind hier zusammen (Kreuz im Bild) Die Welt schreit nach Gottes Gerechtigkeit! (Corpus i.B) Und suchen nach Trost und Ermutigung inmitten der Finsternis Karfreitag und wir hier sind zusammen Und angesichts des Leids aller Welt. Zusammen mit den Vielen an den Bildschirmen Wir schreien zu Gott Herzlich willkommen in der CityKirche Konkordien in Mannheim Wir hoffen auf Gerechtigkeit und Versöhnung Wir freuen uns sehr, Und blicken in all dem darauf, wie Gott unser Leid trägt: dass Sie alle heute mit uns diesen Gottesdienst feiern. Lied 85 1-3+5 Oh Haupt voll Blut und Wunden Seit Jahren gibt es in dieser Kirche die Vesperkirche, einen Ort, Votum wo Bedürftige in Mannheim Essen, Zuflucht und Hilfe finden. Im Namen des Vaters, der das Leben schenkt, Unsere Kirche ist auch ein Treffpunkt für Geflüchtete. im Namen des Sohnes, der aufsteht gegen den Tod Wir begegnen einander, teilen schwere Erfahrungen im Namen des Heiligen Geistes, der Hoffnung gibt in der Finsternis. und erschließen gemeinsam Räume für Neues. Gruß So sind wir hier zusammen an diesem Karfreitag Jesus Christus unser Herr und Bruder sei mit euch! mit Menschen die auch sonst bei uns dazu gehören: Gemeinde: und mit deinem Geist! Mustafa ist geflüchtet aus dem Irak; Shavgar ist Student, wir haben ihm geholfen, seine Familie zu retten; Verena Schlarb 2 Psalm 22.1 709.1 Friedel Goetz / Verena Schlarb am Boden liegt voll Furcht Lasst uns beten mit Worten des Psalms, die Frauen beginnen mit mir. Gott schreit mit dem Kind, er hungert, er flüchtet, er versinkt, er stirbt Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Gott schweigt in den Lügen und Phrasen der Mächtigen Ich schreie aber meine Hilfe ist ferne. In der Sprachlosigkeit der Opfer Mein Gott, des Tages rufe ich, Gott stirbt – doch antwortest du nicht wen soll ich noch bitten, und doch ich rufe, Gott zu dir Und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe. Kyrie 178.3 0.11‘ Schola Du aber bist heilig, Bahar Yeniocak: der du thronst über den Lobgesängen Israels. Immer lauter brüllen die rechten Menschenverächter. Unsere Väter hofften auf dich; Mich trifft das persönlich: Und da sie hofften halfst du ihnen heraus. ich bin schließlich ein Mensch. Zu dir schrien sie und wurden errettet, Wir sind angekommen nach mehreren Generationen. sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden. Ankommen ist mit Schmerz verbunden. Sei nicht ferne von mir, Soviel Irritation der Identitäten, denn Angst ist nahe; ein Chaos der Zugehörigkeiten. denn es ist hier kein Helfer. Jeder von uns in der zweiten Aber du Herr sei nicht ferne; und dritten Generation erlebt das! Meine Stärke eile mir zu helfen! Ich werde mich nicht verjagen lassen. Ehre sei dem Vater und dem Sohn… Ich bin nicht angekommen um wieder weg zu gehen. Hier bin ich zuhause. Bußgebet Friedel Goetz Gott weint in der Frau die verkauft, vergewaltigt, geschlagen Shavgar Murad: Ich war Student. 3 Das war nicht leicht, aber ich konnte aufrecht gehen, Die islamische Miliz dachte ich sei ein Spion. bis das Schicksal für mich entschieden hat: Ich habe bei ausländischen Botschaften gearbeitet. Der Krieg in meinem Land, Deswegen war meine ganze Familie in Gefahr. meine Eltern im Gefahr Ich bin vorgegangen. und meine Brüder auf der Flucht. Meine Frau und meine Kinder sind noch im Irak. Nach 2 Jahren harter Arbeit Ich vermisse sie so, haben wir meine Familie gerettet, vor allem unsere kleine Tochter. aber die Angst ist immer noch da. Sie war erst ein halbes Jahr als ich weg bin. Die Sprache verstehen sie nicht Jetzt ist sie zwei. aber die Blicke sagen viel mehr: Ich versuche hier ein Leben aufzubauen Ihr seid nicht zu Hause! aber ich habe noch nicht einmal die Papiere… Auch ich, denn ich bin jetzt auch Flüchtling. Zurück können wir nicht Gott ich klage und rufe dich an meine Seite: KYRIE Schola Männer 0.11‘ Verena Schlarb dorthin wo wir wussten, wer wir sind Hier sind wir Niemand Konstanze Wegner: bestenfalls Flüchtlinge Was hatten wir für Hoffnungen nur Flüchtlinge Wir waren voller Zuversicht Vor 25 Jahren als die Mauer fiel Eine Versöhnung zwischen Ost und West möglich schien Die Apartheid in Südafrika endete. Mustafa Mawlood: Die Welt war so hell Ich musste schnell weg aus dem Irak. Jetzt aber verfinstert sich alles in Gewalt und Kriegen 4 Wieder neue Anschläge in Brüssel, Istanbul, weltweit! Wissen gar nicht wie das gehen soll. Und hier bei uns Anschläge auf Flüchtlingsheime. Sind entkräftet von der eigenen Verzweiflung Nicht zu ertragen die Mordlust der Fanatiker! und von der Verachtung anderer. Woher kommt die Kraft neu aufzustehen? Jetzt sind die Geflüchteten da. Weiterzugehen? Sind sie die Ärmsten? Neu an Versöhnung zu arbeiten? Was sind dann die anderen, die nichts haben? Ist Armut inzwischen so normal, Gott ich klage und rufe dich an meine Seite: Friedel dass wir sie einfach hinnehmen? KYRIE Schola Frauen Melissa Nonnenmacher: Anne Ressel: Wenn ich nur 1,2 Prozent nehme von meinem Medikament So viele Arme kommen zu uns in die Kirche. Dann bleibt mir ein Klinikaufenthalt erspart Manche mit Renten unter dem Existenzminimum. Dann bin ich gesellschaftsfähig. Andere ohne Obdach. Sonst kann es sein, Deutsche, aber auch Polen, Russen, Rumänen, dass ich den Rahmen sprenge die hier schon lange leben. Ich höre Stimmen, Krank am Körper und an der Seele. bin versucht ihnen zu folgen Sie finden kaum Arbeit und bin so auch in Gefahr Wenn dann mal tageweise, die Gefühle derer zu verletzen nicht versichert und schlecht bezahlt. die mir nahe sind. An bezahlbare Wohnung nicht zu denken. Psychose ist die Hölle Sie stellen keine Anträge. Krank zu sein 5 und deshalb kämpfen zu müssen um das Mindeste ist oft entwürdigend. Und noch durch deinen Tod hindurch Lass mich daran festhalten: Du bist da Dein Tod umfängt auch mein Leben und Sterben Gott ich klage und rufe dich an meine Seite: Friedel KYRIE 0.11‘ Schola alle Gnadenspruch: Verena Verachtet war er und von Menschen verlassen, einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, ein Verachteter. Doch unsere Krankheiten, er hat sie getragen, und reißt mich heraus aus allen Todesmächten. So bitte ich Dich: Bleib bei mir! Amen, Amen, Amen Lesung aus Johannes 19 Anne Ressel Gott stellt sich auf die Seite der Leidenden und Schwachen in der Mordmaschinerie des römischen Imperiums lässt sich unser Gott auf die Anklagebank setzen Neben Aufrührer, von Armut Gezeichnete und Gauner. und unsere Schmerzen hat er auf sich genommen. Lied 80 1-2 O Traurigkeit, o Herzeleid ist das nicht zu beklagen? Gott des Vaters einigs‘ Kind, wird ins Grab getragen. O große Not! Gotts Sohn liegt tot. Am Kreuz ist er gestorben; hat dadurch das Himmelreich uns aus Lieb erworben. CHOR: Silcher: Schau hin nach Golgatha Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. Tagesgebet Friedel Goetz Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen Dein Tod Jesus – kein Zufall, kein Unfall der Geschichte! und setzten sie auf sein Haupt Du gibst dich hin an unser Leid und unsere Schmerzen und legten ihm ein Purpurgewand an ohnmächtig und traten zu ihm und sprachen: und trägst so alle Ungerechtigkeit. Sei gegrüßt, König der Juden!, Manchmal sehe ich nur Tod und schlugen ihm ins Gesicht. Spüre nur den Schmerz Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: Dennoch im tiefsten Schmerz Arthur: Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, 6 dass ich keine Schuld an ihm finde. Und er spricht zu den Vertretern der jüdischen Obrigkeit: Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone Seht, das ist euer König! und das Purpurgewand. Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn! Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch! Da überantwortete er Jesus, dass er gekreuzigt würde. Als ihn die Hohenpriester und ihre Leute sahen, Sie nahmen ihn aber schrien sie: Kreuzige! Kreuzige! und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. denn ich finde keine Schuld an ihm. Dort kreuzigten sie ihn Sie antworteten ihm: und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte. Wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz muss er sterben, Lied 85 6 Ich will hier bei dir stehen verachte mich doch nicht; von denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht. dir will ich nicht gehen, wenn dir dein Herze bricht, wenn dein Haupt Als Pilatus dies Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr wird erblassen im letzten Todesstoß, alsdann will ich dich fassen in und ging wieder hinein in das Prätorium meinem Arm und Schoß und spricht zu Jesus: Woher bist du? ARTHUR Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; Redest du nicht mit mir? ARTHUR und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden. Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, Als aber die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, und Macht habe, dich zu kreuzigen? nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, Du hättest keine Macht über mich, INGE für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch das Gewand. wenn es dir nicht von oben her gegeben wäre. Das war aber ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen. Da sprachen sie untereinander: Er führte Jesus heraus und setzte sich auf den Richterstuhl. Lasst uns das nicht zerteilen, sondern darum losen, 7 wem es gehören soll. Es ist vollbracht!, und neigte das Haupt und verschied. So sollte die Schrift erfüllt werden, BIBEL AUF DEM ALTAR ZUGESCHLAGEN Anne die sagt (Psalm 22,19): KERZEN WERDEN GELÖSCHT Anne »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten. Credo Ilka In das Schweigen und in die Dunkelheit hinein spricht unser Glaube Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter Ich glaube und seiner Mutter Schwester, An das Licht in der Finsternis Maria, die Frau des Kleopas, und Maria von Magdala. An Trost in Krankheit Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, An Linderung im Schmerz den er liebte, spricht er zu seiner Mutter: An Nähe in der Einsamkeit Frau, siehe, das ist dein Sohn! An Klarheit trotz der Sucht Danach spricht er zu dem Jünger: An die Harmonie des Chaos Siehe, das ist deine Mutter! Dass die Irren Recht haben Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Dass die Zartherzigen siegen CHOR: Er nahm alles wohl in acht in der letzten Stunde Ich glaube Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, An den Aufstand gegen die Verhältnisse spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. An Versöhnung im Streit Da stand ein Gefäß voll Essig. An Gerechtigkeit die heilt Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig An Vergebung die die Vergebenden tröstet und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund. An immer neues Vertrauen Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Dass Grenzen fallen 8 und wir einander neu Heimat finden lassen Predigt: Die Welt schreit nach Gottes Gerechtigkeit Ich glaube Ihr Lieben, An Gottes Anwesenheit Karfreitag heißt: verborgen, unerkannt wir werfen Gott vor die Füße was uns quält. in der Ohnmacht mächtig Den Schock und die Trauer über die Opfer in Brüssel. an innige Gemeinschaft von oben und unten Den Schmerz der Armen von denen am Rand und denen an der Macht Die von allem immer nur das nötigste haben die Schwachen in der Mitte Keine Heizung, keinen Strom, keine Krankenversicherung die Kinder auf dem Ehrenplatz Mehr Scham als Würde den Stummen das Wort Die Not der vielen, die auf der Straße leben den Lahmen der Tanz hier bei uns in diesem reichen Land Ich glaube Das Leid der hungernden Mütter und Kinder auf der ganzen Welt. An das Aufstehn‘ mitten im Tod Das Schreien und Weinen der vergewaltigten und gedemütigten An das Wunder neuen Lebens in dieser Welt Frauen und Mädchen. Und an die Herrlichkeit des ewigen Festsaals! Amen Die Verzweiflung der Geflüchteten in den Lagern, in Idumeni Das Warten ohne Hoffnung vor den Zäunen, Lied 91 1+4-5 Herr stärke mich, dein Leiden 2.00 in den Booten, Kinder in den Armen, den Tod vor Augen. Wir klagen vor Gott, klagen ihn an Und Gott? Anders als alle Welt wiegelt nicht ab, schaut nicht weg und entzieht sich nicht. Gott liefert sich aus in Jesus Christus, wehrlos 9 Lässt sich binden Die Welt schreit nach Gottes Gerechtigkeit: Lässt sich verleumden, beschimpfen, anschreien, bespucken Und Gott bittet uns durch Christus: und nimmt allen Schmerz und alle Schuld auf sich. „Lasst euch versöhnen!“ Stirbt. weil er weiß: Karfreitag und Gott stirbt! Wir können die Welt nicht so ertragen, wie sie ist. Aber erträgt Gott sie denn noch? Der Apostel Paulus sah das so: All die Gewalt, die absurde Lust am Töten und Sterben! Die Liebe Christi hält uns zusammen, Die Not, den Tod und den Schmerz? da wir erkannt haben, Hat Gott die Welt nicht geschaffen und behauptet, alles sei gut? Einer ist für alle gestorben. War das ein Fehlurteil? Gott versöhnt uns durch Christus Täglich schreit es zum Himmel, wie ungerecht diese Welt ist. und gibt uns die Aufgabe, die Versöhnung weiterzutragen. Täglich neue Gewalt und Anschläge Ja Gott war es Brüssel, Istanbul, Aleppo, Sanaa. Der in Christus die Welt mit sich versöhnte. Gott sitzt auf der Anklagebank …und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. und teilt den Schmerz. So sind wir nun Botschafter im Auftrag Jesu Christi, Sitzt da vor denen, die klagen. und bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Gott ist kein Zuschauer Gott hat ihn, Gott ist der Angeklagte in diesem Prozess. an unserer Stelle zu einem sündigen Menschen gemacht damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden. Aber dann wendet sich der Angeklagte plötzlich um denen zu, die die Macht des Todes an sich gerissen haben Den Mächtigen, die Bomben werfen lassen 10 auf Krankenhäuser, Menschen in Schlangen vor Bäckereien, Schulen, Moscheen und Kirchen. So sieht sie aus: Gottes Gerechtigkeit. Gott geht ganz nach unten Gott wendet sich um, denen zu, die ihr Geld missbrauchen Gott wendet sich nicht von oben her zu Um immer mehr Wohlstand an sich zu reißen, Gott geht mit, mitten hinein in den Schmerz während andere verarmen. Und reißt uns ebenso mit hinein. Gott wendet sich um denen zu, die Waffen verkaufen Gottes Verhältnis zur Welt und mit Lebensmitteln spekulieren, ist bestimmt durch den Schmerz seiner Liebe. die profitieren von der Gewalt und vom Hunger in unserer Welt Den Schmerz Gottes Gott wendet sich um, denen zu, bezeugt die Hinrichtung auf Golgatha, die Menschen anbrüllen und bedrohen. Gott ist kein Zuschauer. Und denen zu, die nichts wollen als morden Und so sind auch die Zuschauer des Todeskampfes Jesu nicht, Schmerzen zufügen und sich so mächtig fühlen. was sie zu sein meinten: Zuschauer. Der angeklagte Gott lässt sich von der Übermacht dieser Sie sind Betroffene, Beteiligte, Akteure. Todesmaschinerie überrollen, Die Anklage Gottes auf Golgatha zeigt: wehrlos, liefert sich aus Den Zuschauer Gott gibt es genauso wenig steht da für die vielen die nicht mehr aufrecht stehen, wie den Zuschauer Gottes. weil Gott ihren Schmerz nicht erträgt. Der Tod Jesu erlaubt kein unbeteiligtes Zuschauen. Stellt sich vor sie, Wer dem Gekreuzigten begegnet, steht in der ersten Reihe am Stacheldrahtzaun stirbt als Zuschauer Gottes, lässt sich schlagen, beschimpfen, vergewaltigen, schmähen. um als Zeuge und Akteur aufzuerstehen. Gott lässt sich anklagen und richten und hinrichten Gott geht in den Tod. 11 Ortswechsel: an den Tisch im Mittelgang (auf dem Weg von der Kanzel an den Tisch:) Gott ist kein Zuschauer und lässt uns nicht im Zuschauen. am Tisch Gott bittet uns: Lasst euch versöhnen… werdet Botschafter der Versöhnung für alle Welt!“ Was aber sind Sie? Paradoxerweise gerade heute: ein Zuschauer, eine Zuschauerin - Versöhnung geschieht hier in dieser Kirche - wie an so vielen Orten - dennoch Opfer? Täter? Betroffen? wenn Geflüchtete und andere Noch im Versuch sich zu entziehen? Theater spielen miteinander oder zusammen kochen, Oder längst ein Akteur wenn sie Musik machen und Kunst. Jemand die oder der mitgestaltet, das Leben in unserer Gesellschaft Wenn in der Zeit der Vesperkirche in diesem Land und darüber hinaus. hunderte von Menschen zusammenkommen: Wer sind Sie? Arbeitslose, Wohnungslose, Kranke an Leib und Seele, Und wo stehen Sie in dieser Szenerie Rentnerinnen, Menschen, zwischen Brüllern, Armen und Schlägern, die die Kontrolle über ihr Leben verloren haben denen die sich selbst retten und keine Ahnung, wie sie Morgen aushalten sollen. und jenen die sich direkt unter das Kreuz stellen. Sitzen gemeinsam an Tischen und werden bedient. Sohn? Mutter? Da begegnen Menschen einander auf eine Weise, Gott geht nach unten die die Welt so nicht kennt: deshalb tun wir das hier auch freundliche Manager, hilfsbereite Rentnerinnen Wir wollen keine Kirche für die Armen sein und engagierte Jugendliche bedienen jeden Einzelnen, Keine Kirche für die Geflüchteten fragen was einer möchte und versuchen Sonderwünsche zu erfüllen Wir gestalten das Leben in unserer Kirche (fünf Löffel Zucker in den Kaffee mit den Armen, mit den Flüchtlingen. und vielleicht doch noch ein Stück Kuchen...) 12 (Der ehemalige Oberbürgermeister Auf einmal gelingt Freundschaft, wir teilen, fragt nach, ob es geschmeckt hat und räumt ab.) eine strahlt, einer findet zur Ruhe. Jeden Tag werden so hunderte satt – und viele etwas glücklicher. Und dann mag es sein, zuweilen Helfende ebenso, wie die die Unterstützung finden. dass die eine oder der andere frei wird. Frei trotzig aufzustehen und einzustehen mit dem eigenen Leben. An Weihnachten hat Mustafa Bedürftige bedient Es ist der Trotz der Versehrten, Ein Bild der Versöhnung von oben und unten des unerfüllten oder gedemütigten Lebens, Ein Bild der Versöhnung derer, die draußen stehen der Armut und der bitteren Not. Und derer die dazugehören Ein Bild der Versöhnung auch unter den Armen Steht auf, trotzig, inmitten von Schmerz und Finsternis die allzu oft in Konkurrenz gesetzt werden. lebt aus der Liebe! Wir feiern Versöhnung Wenn ein Tisch zum Mittelpunkt wird, Auch und gerade an diesem Tag. dann sind wir in Christus in dieser Kirche mit allem was wir mitbringen: Schmerz, Sehnsucht und Hoffnung. Werden wir so die Gerechtigkeit? Das Foto von Mustafa mit seiner Familie und sind wir dann am Ende selbst Gerechte? Der Stein aus der Mauer, die Zeitung, die Dornenkrone. Wer sich selbst gerecht sprechen würde, Wir teilen Schmerz und Sehnsucht und Hoffnung wäre doch nur selbstgerecht. Und üben so Gerechtigkeit. Es geht gar nicht so sehr um unsere Gerechtigkeit. Dieser Tisch ist das Bild für die Gerechtigkeit. Sondern um Gottes Gerechtigkeit! In diesen Begegnungen laufen wir Gott hinterher. Es geht darum dass wir einen Auftrag haben: Der sitzt schon längst an den Tischen der Begegnung. Die Versöhnung aller Welt weiterzusagen! 13 Die Versöhnung durch Gott gilt der ganzen Welt. die trauern um ihre Toten und Versehrten Nicht nur wir hier an diesem Tisch, umarme und tröste sie, heile die Wunden in dieser Kirche üben die Gerechtigkeit und mach Mut dennoch an Freiheit In unserer Stadt richtet Gott seine Gerechtigkeit auf und Frieden festzuhalten! Das ganze Land soll Versöhnung finden Ja die ganze Welt, die Religionen sollen für den Frieden aufstehen! Friedel: Um der Versöhnung willen bitten wir dich, Gott! Gottes Versöhnung war nie anders gedacht als universal Mustafa Mawlood: dass meine Familie auch kommen kann, Sie betrifft jeden und jede einzelne, die ganze Menschheit! dass sie so schnell wie möglich kommen kann, (Mann und Frau und Alte und Junge, und jedes Kind) denn meine Familie bedeutet mir alles. Geflüchtete, nie Angekommene, immer Dagebliebene Sie betrifft Hartherzige und Zartherzige Verena: Um der Versöhnung willen bitten wir dich, Gott Menschen aller Religionen und Kulturen und jedes Geschöpf. Shavgar Murad: Für alle die geflüchtet sind vor Gewalt und Not Lasst euch versöhnen! vor sich nur Grenzzäune, Mauern und das Meer Damit wir in ihm Frieden finden, den Frieden der höher ist als aller hinter sich Wüsten und Gefahr Menschen Vernunft, der bewahre eure Herzen und Sinne in Christus kein Dach über sich, kein Kissen unter sich, Zelte im Schlamm Jesus Amen. dass sie einen Ort finden wo sie sicher sind Lied wo sie bleiben und ankommen dürfen 86 1, 3, 5 Jesu meines Lebens Leben wo sie ein Recht haben auf Leben und ein zuhause. Fürbitte Verena: Um der Versöhnung willen bitten wir dich, Gott Konstanze Wegner für die Menschen in Brüssel und überall auf der Welt die in Angst und Schrecken leben Friedel: Um der Versöhnung willen bitten wir dich, Gott Bahar Yeniocak: Dass der Hass verstummt der boshafte Blick weicht 14 Dass wieder Herzlichkeit und Freundlichkeit wachsen Dass neu Zuwendung und Interesse denen begegnen Segen Die versuchen hier anzukommen Gott segne dich und behüte dich! Gott lasse leuchten sein Angesicht über dir Verena: Um der Versöhnung willen bitten wir dich, Gott und sei dir freundlich zugewandt! Anne Ressel: für unsere Politiker Gott erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden! Dass sie den Mut behalten zu streiten Musik – Orgel: „Erbarm dich mein, o Herre Gott“ –BWV 721 Johann für Lösungen die tragen Sebastian Bach (1685-1750) Dass sie das Geld für die Ärmsten nicht von den Armen nehmen, sondern von denen die viel zu viel haben Verena: Um der Versöhnung willen bitten wir dich, Gott Melissa Nonnenmacher dass nach Krankheit der Seele Dass nach Qualifikation zur Genesungsbegleiterin ich meine persönliche Erfahrung der Genesung weitergeben kann dass mein Engagement endlich Wertschätzung findet, auch finanziell - vielleicht muss ich nicht immer arm bleiben Kantorei: Notre pere - Durufle Vater Unser Kantorei: Verleih uns Frieden
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