Abstract

Katharina Paulus
Institut für Geographie
Universität Erlangen-Nürnberg
Wetterkreuz 15
91058 Erlangen
Workshop: Netzwerke Wissenschaftsgeschichte
Die Netzwerke hinter der quantitativ theoretischen Wende in der Geographie
In meinem Beitrag möchte ich versuchen die Entwicklungen, die zu einem grundsätzlichen
Wandel der deutschen Geographie in den 1960er und 70er Jahren geführt haben, mit Hilfe der
historischen Netzwerkforschung nachzuzeichnen.
Bis in die 1960er Jahre arbeitete die deutsche Geographie stark idiographisch/beschreibend
und war in weiten Teilen auf länderkundliche Spezialfall Beschreibungen beschränkt („Der
Bazar von Isfahan“, „Das Luxemburger Land“). Seit dem Ende der 1960er kam es zu
tiefgreifenden Veränderungen, die kritischen Rationalismus und theoriegeleitetes Vorgehen in
der Geographie etablierten.
Häufig wird dieser Übergang jedoch nur sehr schematisch erzählt, dabei entsteht der Eindruck
der wissenschaftliche Fortschritt wäre aufgrund einzelner Veröffentlichungen (Dietrich
Bartels(1968): Zur wissenschaftstheoretischen Grundlegung einer Geographie des
Menschen) und durch einige inhaltliche Wortmeldungen der Geographiestudierenden auf dem
Kieler Geographentag 1969 zustande gekommen. In dieser Erzählung wird den dahinter
stehenden Netzwerken von WissenschaftlerInnen, die durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten
und die angebotenen Seminare erst einen langfristigen Wandel des Faches herbeiführen
konnten, kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Die an vielen Orten verschieden schnell und
unterschiedlich nachhaltig ablaufende tiefgreifende Veränderung des Faches wird so nicht in
der möglichen Tiefe und Breite wahrgenommen.
Die Frage, die mich dabei beschäftigt ist, wie die Ideen, die in den USA bereits seit den 1950er
Jahren diskutiert wurden und zu einer grundsätzlichen Neuordnung und Infragestellung der
Geographie als wissenschaftlicher Disziplin geführt haben, mit großer Verzögerung nach
Deutschland gelangten und sich dort verbreiteten. Nach Ende der 1970er Jahre, die von
fachinternen Auseinandersetzungen und tiefgreifenden Veränderungen geprägt waren, ebbte
die Begeisterung für quantitative Methoden merklich ab.
Durch die Verwendung der Analysemethoden der historischen Netzwerkforschung, erhoffe ich
mir einen Überblick über die Orte und Personen von denen ausgehend theoretische
Überlegungen und quantitative Methoden Einzug in die geographische Forschung halten
konnten.