Zeitschrift für Physikalische Chemie Neue Folge, Bd. 56, S. 73—94 (1967) Über die Festkörperabsorptions- und ITuoreszenzspektren von Azaaromaten Von H.-H. Perkampus und K. Kortüm * Abteilung Institut für Organische Braunschweig, Schleinitzstr. Mit 15 Abbildungen (Eingegangen am 2. November 1966) für Molekülspektroskopie Technischen Hochschule am Chemie der Von einer größeren Zahl von mehrkernigen Azaaromaten wurden die Festkörperabsorptions- und Fluoreszenspektren gemessen und mit den Lösungsspektren verglichen. Im Absorptionsspektrum entsprachen die beobachteten Verschiebungen denen, die bei den Aromaten früher festgestellt worden sind. Die Fluoreszenzspektren dünner Filme zeigen, von einigen Ausnahmen abgesehen, unabhängig vom Tempern breite und stark rotverschobene Banden, die den Excimerenbanden bei den Aromaten ähnlich sind. An Hand der unterschiedlichen spektroskopischen Daten der 'I.-und ~LLb-Banden der Azaaromaten im Vergleich zu den entsprechenden Daten der Aromaten werden die Termschemen der Excimeren diskutiert. Einleitung Zusammenhang Untersuchungen über die Festund körperabsorptionsEluoreszenzspektren von Aromaten1-6 ergab sich die grundsätzliche Frage, ob auch Azaaromaten im festen Zustand in Absorption und Emission ähnliche charakteristische Änderungen gegenüber ihren Spektren in Lösung aufweisen, wie dies bei den Aromaten der Fall ist. Besonders die Fluoreszenzspektren der Aromaten Im * 1 2 3 4 397. 5 6 mit unseren Auszug aus der Dissertation von K. Kortüm, Hannover 1966. H.-H. Perkampus, Z. physik. Chem. Neue Folge 13 (1957) 278. H.-H. Perkampus, Z. physik. Chem. Neue Folge 19 (1959) 206. H.-H. Perkampus, Z. physik. Chem. Neue Folge 24 (1960) 1. H.-H. Perkampus und L. Pohl, Z. physik. Chem. Neue Folge 39 (1963) H.-H. Perkampus und L. Pohl, Theor. china. Acta 1 (1963) 116. H.-H. Perkampus und L. Pohl, Z. physik. Chem. Neue Folge 40 (1964) 162. Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM 74 H.-H. Perkampus und . Kortüm im festen Zustand zeigten Banden, die sieh aus der Absorption des Pestkörpers nicht erklären ließen und als Excimerenfluoreszenz gedeutet wurden6'7. Bei den Untersuchungen an Aromaten hatte sich gezeigt, daß bei tiefer Temperatur aufsublimierte dünne Filme durch Tempern in einen höheren Ordnungszustand überführt werden4-6. Es schien deshalb von Interesse, analoge Temperungsversuche an dünnen Filmen von Azaaromaten durchzuführen und die dabei auftretenden Änderungen im Absorptions- und Fluoreszenzspektrum zu verfolgen. 1. Experimenteller Teil Die Festkörper-Absorptionsspektren wurden mit dem registrierenden Spektralphotometer SP 700 der Fa. Unicam, die Lösungsspektren mit dem Zeiss-Spektralphotometer PMQ II mit Monochromator M 4 Q III (Sonderausführung für A3-Spülung) gemessen1-6. Abb. 1. 7 B. Stevens, Darstellung der Küvette. Erklärung siehe Spectrochem. Acta [London] 18 (1962) Text 439. Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM Festkörperabsorptions- und Fluoreszonzspektren von Azaaromaten 75 Die Fluoreszenzspektren wurden mit einer früher beschriebenen Apparatur aufgenommen3-6. Die Apparatur war mit Hilfe einer Wolframbandlampe Typ Wi 14 für Eichzwecke der Fa. Osram geeicht worden. Alle Fluoreszenzspektren wurden auf die wahre Energieverteilung umgerechnet und in relativen Energieeinheiten dargestellt. Die benutzte Festkörperküvette gestattete die Messung der Absorptions- und Fluoreszenzspektren dünner Filme im Hochvakuum an ein und derselben Probe. Abb. 1 gibt die benutzte Küvette im Schnitt wieder. Der äußere Körper ist aus Quarz mit Übergang auf Duran angefertigt. Ein drittes Quarzfenster ist gegen das Fenster Fx um 45 versetzt angebracht und dient zur Anregung der Fluoreszenz. Schwer flüchtige Substanzen werden nach Evakuieren der Küvette über den Pumpstutzen PS und Abschmelzen der Küvette unmittelbar aus dem Stutzen S2 auf die eingekühlte Quarzplatte aufsublimiert. Leichter werden nach Zertrümmern der Ampulle A im Stutzen S-y auf flüchtige die eingekühlte Quarzplatte sublimiert. Um die Kühlung weitgehend ° auf die Platte zu beschränken, wurde der Kühleinsatz mit einem evakuierten Mantel M versehen. T1 und T2 sind die Ausführungen des Thermoelements, dessen Lötstelle L auf der Quarzplatte befestigt war. Zur Einstellung der Temperaturen wurden flüssiger Stickstoff sowie die Frigene 22 und 13 benutzt. Tabello 1. Zusammenstellung der untersuchten Azaaromaten und der angewandten Reinigungsmethoden d destilliert; zonengeschmolzen; s sublimiert = Substanz Chinolin = = Methode d 3,4-Benzchinolin 5,6-Benzchinolin 7,8-Benzchinolin Acridin 1.2- Benzacridin 2.3- Benzacridin 3.4- Benzacridin s s Substanz 1,2- 5,6-Dibenzacridin 1,2- 6,7-Dibenzacridin 1,2- 7,8-Dibenzacridin 3,4- 5,6-Dibenzacridin Chinoxalin Phenazin Azapyren Pyrazin Die untersuchten Azaaromaten wurden zum größten Teil durch Zonenschmelzen gereinigt. Wo dies wegen zu geringer Substanzmengen nicht möglich war, wurde eine Sublimation im Hochvakuum durchgeführt. Chinolin wurde durch Destillation gereinigt. In Tab. 1 sind die untersuchten Substanzen und ihre Reinigung zusammengestellt. Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM 76 H.-H. Pebkampus und . Kobtüm Festkörperabsorptionsspektren In den Abb. 2 bis 7 sind einige Festkörperabsorptionsspektren von Azaaromaten als Beispiele dargestellt. Zum Vergleich ist das Lösungsspektrum mit eingezeichnet. Die spektroskopischen Daten aller Azaaromaten, die für die Diskussion von Bedeutung sind, sind in der Tab. 2 zusammengestellt. 2. 200000 100000 10000 100000 1000 10000 100 1000 55000 50000 20000 Abb.2. 3,4-Benzchinolin. a Lösungsspektrum, w-Heptan (rechte Ordinate); b Festkörperspektrum, 180°C (linke Ordinate) Lösungsmittel, Temperatur und Ordinate sind für die Abb. 2 bis 7 gleich — Die Festkörper-Absorptionsspektren getemperter Filme zeigen zum Teil ein ähnliches Aussehen wie die der entsprechenden Aromaten. Insbesondere ist die intensive Absorptionsbande, die sogenannte 1iîJ-Bande stark verbreitert und erscheint in ihrer Intensität erniedrigt. Dadurch kommt es, wie die Beispiele in den Abbildungen erkennen lassen, zu Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM Festkörpcrabsorptionseiner Überlagerung und Fhioreszenzspoktren Absorptionsbanden der im von Azaaromaten kurzwelligen 77 Teil der Spektren. Im Gegensatz zu den Aromaten lassen sich die Filme der Azaaromaten wesentlich schlechter tempern. Der Temperaturbereich, in dem ein Tempern möglich ist, konnte nur bei den Dibenzacridinen bis auf Zimmertemperatur ausgedehnt werden. I 1 I 55000 50000 45000 Abb.3. 7,8-Benzchinolin. 40000 I I I 35000 30000 25000 cm'1 I 70 20000 —- Lösungsspektrum; b Festkörperspektrum Bei den Festkörperspektren der Aromaten hatte sich gezeigt, daß 1Lb- und xLa-Banden eine unterschiedliche Rotverschiebung beim Übergang von der Lösung zum Festkörper aufweisen2. Die ^-Bande wurde im Mittel um 300 cm-1, die ^-Bande dagegen um 1000 bis 2500 cm-1, je nach Anellierungsgrad, rotverschoben. Die in Tab. 2 zusammengestellten Werte für die Bandenlagen in Lösung und im Festkörper zeigen, daß für die Rotverschiebung der 1L6-Banden der gleiche die Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM 78 Wert H.-H. Pbekampus und . Koetüm 300 cm-1 erhalten wird. Für die ^-Bande ist die Verschiebung größer und schwankt zwischen 600 bis 1300 cm-1. Wegen der von ea. Überlagerung der 1Z-a-Bande durch die ^-Bande sind die o-o-Übergänge der 1La-Bande nicht mit Sicherheit festzulegen. Beim teilweisen Acridin in Abb. 4 ist der Verschiebungseffekt der ^„-Bande gut zu erkennen. Gegenüber dem Lösungsspektrum ist diese Bande deutlich I I I I 55000 50000 45000 40000 Abb. 4. Acridin. a 35000 cm~1-«- I I 30000 25000 110 20000 Lösungsspekti'um ; b Pestkörperspektrum ^-Bande abgesetzt. Ähnlich gut ist die Verschiebung der ^^-Bande beim 2,3-Benzacridin (Azatetracen) in Abb. 5 zu erkennen. Im Gegensatz zu den Ergebnissen bei den Aromaten ist keine Abhängigkeit vom Anellierungsgrad zu beobachten. Die ^-Bande wird dagegen praktisch nur gering verschoben, wie diese Beispiele deutlich zeigen. gegen die Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM Festkörperabsorptions- und Fluoreszenzspektren von Azaaromaten 79 Aus den Werten in Tab. 2 geht somit hervor, daß für die Rotverschiebung der 1Lb- und xZie-Banden ähnliche Beträge gefunden werden wie bei den Aromaten, und daß eine Unterscheidung der 1Lb- und 1LaBanden an ihrer unterschiedlichen Rotverschiebung auch bei den Azaaromaten möglich ist. 200000 100000 d 10000 100000 1000 10000 10000 1000 55000 50000 45000 40000 30000 35000 *rr,-1 25000 20000 15000 - Abb. 5. 2,3-Benzacridin. a Lösungsspektrum; b Festkörperspektrum; chlorid Festkörperspektrum (linke Ordinate, unterer Teil) c Hydro- Für die Zuordnung der 1Lb- und X-La-Banden in den Spektren der Azaaromaten wurden die Ergebnisse der Fluoreszenzpolarisationsmessungen von Gropper und Dörr8 und Zimmermann und Joop9 an 8 H. Geopper und F. Dörr, Ber. Bunsenges. physik. Chem. 67 (1963) 46. H. Zimmermann und N. Joop, Z. Elektrochem., Ber. Bunsenges. physik. Chem. 65 (1961) 61, 66. 9 Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM 80 H.-H. Perkampus und . Kortüm Aromaten und Azaaromaten hinzugezogen sowie eigene Absorptionsmessungen10 und die Spektrendiskussionen der Aeridine von Zanker und Mitarbeitern11. In den Abb. 5 und 7 sind zusätzlich die Festkörperabsorptionsspektren der Hydrochloride des 2,3-Benz- und 1,2-5,6-Dibenz-acridins mit dargestellt. Man erkennt, daß im Kation die X£e-Bande rotverschoben 55000 I 50000 h 45000 I 40000 I 35000 I 30000 I 25000 1 ;0 20000 cm'1 -«Abb. 6. 1,2-Benzacridin. a Lösungsspektrum; b Festkörperspektrum ist, während die 1JL&-Bande praktisch ihre Lage nicht verändert. Ähnliche Verschiebungen im Festkörperspektrum treten auf, wenn die Filme 10 an Stelle von gasförmigem HCl mit den LEWis-Säuren H.-H. Perkampus und H. Köhler, Z. Elektroohem. Ber. Chem. 64 (1960) 365. V. Zanker und W. Schmidt, Chem. Ber. 92 (1959) 615. BF3, Bunsenges. physik. 11 Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM Festkörperabsorptions- und Fluoreszenzspektren von Azaaromaten 81 AlCl3 und AlBr3 umgesetzt werden. Über die Festkörperabsorptions und Fluoreszenzspektren dieser Komplexe soll in einer späteren Arbeit - berichtet werden. 3. Festkörperfluoreszenzspektren der Azaaromaten Bei den Festkörperfluoreszenzspektren der Aromaten konnten wir zeigen, daß Temperungseffekte sich im Fluoreszenzspektrum bedeu- I I I 55000 I I I I 50000 I I I I I I 45000 I I I I 40000 I I I I I 35000 I I I I I 30000 I I I I 25000 I10 20000 cm"1 -a- Lösungsspektrum; 6 Festkörperspektrum; Hydrochlorid Festkörperspektrum —180°C Abb.7. 1,2-5,6-Dibenzacridin. c machen als im ElektronenanregungsDie spektrum4'6. Untersuchung der Azaaromaten zeigt, daß auch hier ähnliche Effekte auftreten. In Abb. 8 sind die Ergebnisse von Fluoreszenzmessungen an einem 5,6-Benzchinolinfilm dargestellt. Ein frisch aufsublimierter Film ergibt tend Z. ausgeprägter bemerkbar physilc. Chem. Neue Folge, Bd. 56, Heft 1/2 6 Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM 82 H.-H. Pbekampus und . Koetüm Lage, der Maxima der 1£6- und 1La-Banden der untersuchten AzaaromaLösung (n-Heptan bzw. -Hexan) und im Festkörper xLb v0_0 [cm-1] 1Ba v0_0 [cm-1] Azaaromat Film Av0_0 Lösung Film 0Lösung Tabelle 2. ten in Chinolin 31900 29000 29150 28920 28040 26210 26050 25380 25510 24250 25500 25380 31620 27 600 27000 5,6-Benzchinolin 3,4-Benzchinolin 7,8-Benzchinolin Acridin 1.2- Benzacridin 3,4-Benzacridin 2.3- Benzacridin 1,2- 5,6-Dibenzacridin 1,2-6,7-Dibenzacridin 1,2- 7,8-Dibenzacridin 3.4- 5,6-Dibenzacridin Chinoxalin Phenazin 1-Azapyren 31700 28 600 28 700 28760 27 940 25700 25800 25400 24900 23800 25100 25000 31100 27000 26 800 200 400 450 160 100 510 250 20 610 450 400 380 520 600 200 35500 34500 33 800 34 300 26770 30400 31400 20930 30300 21900 29 900 29 600 34500 33600 32 800 33300 25500 29400 30500 19800 29200 21300 29000 28 700 26000sh 25 000 28900 27 700 1000 900 1000 1000 1270 1000 900 1130 1100 600 900 900 1000 1200 ein breites Fluoreszenzspektrum mit einem Maximum bei 26000 cm-1, das gegenüber dem Lösungsspektrum um 3000 cm-1 rotverschoben ist. Beim Tempern auf 60 °C nimmt die Intensität ab, gleichzeitig verschiebt sich das Fluoreszenzspektrum um 2000 cm^1 bathochrom. Bei 28000 cm-1 ist eine schwache Schulter angedeutet. Wird dieser Film wieder auf 180°C eingekühlt, so treten praktisch zwei Fluoreszenzspektren nebeneinander auf. Ein kurzwelliges strukturiertes, das dem Lösungsspektrum entspricht und eine breite Fluoreszenzbande mit einem Maximum bei 22500 cm-1. Die Verhältnisse entsprechen somit denen, die wir bei dünnen Filmen einiger Aromaten beschrieben — — haben6. Ein analoges Verhalten wird auch beim 7,8-Benzchinolin beobachtet. Aus Abb. 9 ist zu erkennen, wie die Temperungsbedingungen für die Umordnungsvorgänge entscheidend sind. Ein Film, der nur bis 80 °C getempert wurde, zeigt nach dem Wiedereinkühlen lediglich eine Schulter bei 26000 cm-1 neben einer breiten Fluoreszenzbande bei 22000 cm-1. Der zweite Film zeigt nach dem Tempern bei —40 °C im kurzwelligen Teil ein strukturiertes Fluoreszenzspektrum, das dem Fluoreszenzspektrum in Lösung entspricht. Im Gegensatz hierzu zeigt ein 3,4-Benzchinolinfilm beim Tempern nur eine Rotverschiebung einer breiten und strukturlosen Fluoreszenzbande. Das Maximum dieser Fluoreszenzbande liegt bei 23 600 cm-1 — Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM Festkörperabsorptions- und Fluoreszenzspektren von Azaaromaten 83 und ist gegenüber dem o-o-Übergang der langwelligen Absorptionsbande im Festkörper 5100 cm-1 rotverschoben. Beim 5,6- und 7,8Benzchinolin beträgt die Differenz zwischen dem o-o-Übergang der ^-Bande und der breiten Fluoreszenzbande 6200 cm-1. Geht man zu Acridin und den Benzacridinen über, so tritt im wesentlichen nur noch eine breite und strukturlose Fluoreszenzbande Abb. 9. 7,8-Benzchinolin, Fluoreszenzspektrum. 1 Film frisch aufsublimiert ° 180 0 C-; getempert 80 0 C.; wieder eingekühlt 180 C-; ° 2 Film frisch aufsublimiert 180 C-2; getempert 40 °C.2 — — — — — auf, deren Lage und Intensität durch das Tempern geringfügig verändert wird. In Abb. 10a ist die Fluoreszenzbande eines Acridinfilmes dargestellt. Im Vergleich zum Fluoreszenzspektrum in Methanol in Abb. 10b ist das Fluoreszenzspektrum des Festkörpers um 5000 cm-1 6* Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM 84 H.-H. Pebkampus und . Kortüm rotverschoben. Ähnlich ist die Rotverschiebung, wenn man die Lösung auf —170°0 einkühlt, wie aus Abb. 10b hervorgeht. Bei dieser Temperatur lag jedoch keine glasig erstarrte Lösung vor, da das Methanol auskristallisiert war. Beim Phenazin in Abb. 11 beobachtet man mit dem Tempern eine Blauverschiebung der breiten strukturlosen Fluores- Abb. 10. Acridin -; Fluoreszenzspektrum, getempert — 80 °C.; b 1 20°C; 2 Festkörper frischer Film —180°C Lösung in Methanol c 9,71 10~3; a = · 170°C — zenzbande um 1500 cm-1. Gegenüber dem o-o-Übergang der 1La-Bande im Festkörperabsorptionsspektrum ist die Fluoreszenzbande um 6000 cm"1 rotverschoben. In Abb. 12 gibt das Fluoreszenzspektrum des 1,2-7,8-Dibenzacridins nochmals ein Beispiel für die Rotverschiebung der Festkörper- Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM Festkörperabsorptions- und Fluoreszenzspektren von Azaaromaten 85 fluoreszenz beim Tempern. Ähnliche Festkörperfluoreszenzspektren wurden auch für die anderen Benz- und Dibenzacridine erhalten. Übersichtlich sind die Verschiebungseffekte der Fluoreszenzspektren gegenüber den langwelligen Übergängen in den Festkörperspektren in Tab. 3 zusammengestellt. Aus Tab. 3, Spalte 4, ist zu ersehen, daß, von einigen Ol_ _I_ _I_ 16 18 20 -- —4— _I_ _I_ _I 22 24 -103cm'' Phenazin, Fluoreszenzspektrum; frischer 26 28 30 -- Abb. 11. Film 80 °C- temperter Film —180°C.; ge- — Abb. 12. 1,2-7,8-Dibenzacridin Fluoreszenzspektrum Lösung in n-Heptan. c = 1,30 10-4 molar.; frischer Füm —180°C-; getemperter Film 40°C.; wieder eingekühlter Film —180°C— abgesehen, die Rotverschiebung der Fluoreszenz gegen die Absorption zwischen 4000 bis 6700 cm-1 schwankt. Diese Verschiebungen entsprechen in ihrer Größenordnung denen, die an dünnen Filmen Ausnahmen und Kristallen 12 A 249 von Aromaten beobachtet wurden6-7'12. J. B. Birks und A. J. W. (1959) 297. Cammeron, Proc. Roy. Soc. [London], Ser. Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM 86 H.-H. Perkampus und . Kortüm Tabelle 3. Lage der langivelligen o—o-Übergänge im Absorptionsspektrum und der Fluoreszenzmaxima der Azaaromaten im festen Zustand sowie Ver- Lage Azaaromant Chinolin 5,6-Benzchinolin 3,4-Benzchinolin 7,8 -Benzchinolin Acridin 1,2 -Benzacridin 2.3- Benzacridin 3.4- Benzacridin 1,2- 5,6-Dibenzacridin 1,2- 6,7-Dibenzacridin 1,2- 7,8-Dibenzacridin 3,4- 5,6-Dibenzacridin Phenazin 1 Azapyren schiebung Absorption-Fluoreszenz <Wx [cm-1] »max [cm"1] Absorption Fluoreszenz [cm-1] 31700 28 600 28700 28760 25 500 25700 19 800 25 800 24900 21300 25100 25000 25000 26 800 25400 22400 23600 22 000 18900 19100 16600 20400 18100 19300 21300 21500 19100 19900 Zuordnung o—o-Übergang 6300 6200 5100 6760 6 600 6600 3200 5400 6800 2 000 3 800 3 500 5 900 6900 lLn - 4. Diskussion der Ergebnisse gleichzeitige Messung der Festkörper absorptions- und Fluoreszenzspektren zeigt zunächst, daß mit den starken Rotverschiebungseffekten der Fluoreszenzspektren keine entsprechenden Änderungen der Absorption verbunden sind. Daraus ist zu folgern, daß für die Fluoreszenzemission im Festkörper Vorgänge im Anregungszustand verantwortlich zu machen sind. Es liegt nahe, für diese Effekte die Bildung Excimerer anzunehmen, deren Desaktivierung in Form einer rotverschobenen unstrukturierten Fluoreszenz erfolgen kann13. Am Beispiel des Pyrens in Lösung konnten Förster und Mitarbeiter14-16 diese breite und strukturlose Excimerenfluoreszenz nachweisen, die mit der Fluoreszenz des Pyrens im festen Zustand übereinstimmt3'7-12. Ähnliche Verhältnisse liegen beim 1-Azapyren in Lösung vor, wie aus Abb. 13 zu ersehen ist. In einer 6 IG"3 molaren Lösung von 1-Azapyren in w-Heptan bei Raumtemperatur tritt neben der strukturierten Fluoreszenz zwischen 27000 und 23 000 cm"1 eine breite Bande bei 20000 cm"1 auf, deren Intensität mit der Verdünnung abnimmt, während gleichzeitig die Intensität der strukturierten Fluoreszenz zunimmt. Dieses Maximum entspricht wie aus Abb. 13 ebenfalls zu Die · 13 14 15 Th. Förster, Pure appi. Chem. 4 (1962) 121. Th. Förster und K. Kasper, Z. physik. Chem. Neue Folge 1 K. Kasper, Z. physik. Chem. Neue Folge 12 (1957) 52. (1954) Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM 275. Fostkörperabsorptions- und Fluoroszenzspektren von Azaaromaten 87 ersehen ist, in der Lage dem Fluoreszenzmaximum eines bei 180°C frisch aufsublimierten 1-Azapyrenfilmes, bei dem keine kurzwellige strukturierte Fluoreszenz zu beobachten ist. Dieser dem Pyren ganz analoge Effekt und die Identität der Banden bei 20000 cm"1 spricht dafür, daß die breiten Banden als Excimerenbanden zu deuten sind. — Abb. 13. 1 c = 1-Azapyren, Fluoreszenzspektrum. Lösung in n-Heptan: o 0,55 IO-2; 3 o 0,201 IO"2 molar; Festkörperspek- 0,603 IO-2; 2 · = · = · trum bei —180 C. Abb. 14. 3,4-Benzchinolin, Fluoreszenzspektrum in Lösung. 1 in Methanol c 1,05 IO"2 molar 1,05 IO"2 molar 20°C -; 2 in Methanol c 170°C-; 3 in Methanol c 8,9 IO"5molar 170°C.; 4 in isoPentan/Methylcyclohexan c 1,3 10~3.molar 170°C = · · = = — — = · — Auch beim 3,4-Benzchinolin läßt sich das Auftreten einer breiten rotverschobenen Fluoreszenzbande in Lösung nachweisen. In Abb. 14 sind die Fluoreszenzspektren verschiedener 3,4-Benzchinolin-Lösungen dargestellt. Kurve 1 gibt das strukturierte Fluoreszenzspektrum einer Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM 88 H.-H. Pebkampus und . Kobtüm IO-2 molaren Lösung in Methanol bei Raumtemperatur wieder. Wird diese Lösung auf 170 C eingekühlt, so verschwindet die Struktur und es tritt eine breite Fluoreszenzbande auf, deren Maximum bei 25600 cm-1 stark rotverschoben ist (Kurve 2). Eine 8,9 10-5 molare Lösung in Methanol (Kurve 3) ergibt beim Einkühlen auf —170 C dagegen ein strukturiertes Fluoreszenzspektrum, das dem Spektrum der Kurve 1 ähnelt. Gleichzeitig tritt aber zwischen 22000 und 17000 cm-1 eine strukturierte Phosphoreszenz auf. Eine 10~3 molare Lösung im Gemisch Isopentan/Methylcyclohexan liefert, wie Kurve 4 erkennen läßt, bei —180 °C eine breite Fluoreszenzbande mit einem Maximum bei 25 500 cm-1, auf deren kurzwelliger Flanke ein strukturiertes Fluoreszenzspektrum erscheint, das bei Normaltemperatur allein beobachtet wird. Ferner kann man noch einen schwachen Anteil der Phosphoreszenz zwischen 22000 und 17 000 cm-1 erkennen. In verdünnten Lösungen ist somit auch bei tiefer Temperatur das Auftreten der breiten rotverschobenen Fluoreszenzbande nicht begünstigt. Da diese Bande erst bei höheren Konzentrationen erscheint, ist es naheliegend, sie als Excimerenfluoreszenz anzusehen. Im Festkörperfluoreszenzspektrum liegt diese breite Bande, die dort ausschließlich beobachtet wird, nach der Temperung bei 23600 cm-1. Ein frischer bei 180°C aufsublimierter Film zeigt ein Fluoreszenzmaximum bei 25 600 cm-1, entsprechend Kurve 2 in Abb. 14. Mit dem Tempern verschiebt sich das Maximum bathochrom nach 23600 cm-1. Dieser Effekt wird, wie bereits erwähnt, bei den meisten Azaaromaten beobachtet. Lediglich beim Phenazin beobachtet man nach dem Tempern eine Blauverschiebung. Die Deutung dieser breiten Fluoreszenzbanden bei den Azaaromaten als Excimerenbanden ist für die Diskussion der theoretischen Interpretation der Excimeren von Interesse. Unter der Annahme der Wechselwirkung einer angeregten mit einer unangeregten Molekel läßt sich in Anlehnung an die DAVic-ov-Theorie18 eine Wechselwirkungsenergie ableiten, die in Näherung durch eine Dipol-Dipol-Wechselwirkung zwischen den beiden Molekülen bestimmt ° — · ° — wird17. 733 — Ji1.2 16 Vgl. A. S. Davidov, Theorie of Molecular Excitons, übers, aus dem Russischen von M. Kasha und M. Oppenheimeb, jr., Me Graw-Hill, New York 1962. 17 G. J. HoiTjrNK, Z. Elektroehem., Ber. Bunsenges. physik. Ohem. 64 (1960) 156. Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM Festkörperabsorptions- und. Fluoreszenzspektren von Azaaromaton 89 Diese Wechselwirkungsenergie liefert eine Termaufspaltung, deren Größe den Dipolübergangsmomenten, d.h. den Oszillatorenstärken der Elektronenübergänge proportional ist. Da bei den Aromaten die Oszillatorenstärke für den ^-Übergang sehr klein ist, ist für die Deutung der Excimerenfluoreszenz die Aufspaltung der ^Z^-Bande bestimmend13-18. Die Xiy6-Bande ist bei den angularen und perikondensierten Aromaten die der kleineren Anregungsenergie. Auf Grund der kleinen Oszillatorenstärke besitzt der ^-Anregungszustand eine größere Lebensdauer als der ^-Zustand. Dadurch wird in Lösung die Bildung von Excimeren begünstigt, da diese diffusionsbestimmt ist, wie von Kasper15 und Förster19 gezeigt werden konnte. Im festen Zustand spielt der Einfluß der Diffusion keine Rolle. Hier ist im wesentlichen der Abstand der Moleküle entscheidend. Aus diesem Grunde kann man an ungeordneten Festkörpern bei tiefer Temperatur4 oder bei Anwendung hoher Drucke20, im Gegensatz zum normalen Verhalten, eine Excimerenfluoreszenz beobachten. Bei den Azaaromaten sind nun die Verhältnisse nicht ganz mit denen bei den Aromaten vergleichbar. So wird z.B. das Übergangs verbot für die ^jj-Bande durch den Einbau des Heteroatoms aufgehoben21, so daß die ^-Banden teilweise intensiver werden als die ^-Banden. Zum Vergleich sind in Tab. 4 die spektroskopischen Daten der o-o-Übergänge der Azaaromaten denen der Aromaten gegenüber- gestellt. Beim 1-Azapyren macht sich die Intensitätszunahme der ^-Bande bereits bei den Untersuchungen in Lösung bemerkbar. Vergleicht man Lösungen von Pyren22 und Azapyren vergleichbarer Konzentration, so stellt man fest, daß der Anteil der Excimerenfluoreszenz beim 1-Azapyren deutlich geringer ist. Dies bedeutet, daß infolge der Zunahme der Intensität der langwelligen Absorptionsbande die Lebensdauer des niedrigsten Singulettanregungszustandes verringert und damit in die diffusionsbestimmte Bildung angeregter Dimerer eingegriffen wird. Der Intensitätszunahme der X.L¿-Bande bei den Azaaromaten kommt aber eine allgemeinere Bedeutung zu. Während bei den Aromaten die Aufspaltung der 1iva-Bande das niedrigste Excimeren-Niveau 18 E. Böller, Z. physik. Chem. Neue Folge 34 (1962) 151. E. Döller und Th. Förster, Z. physik. Chem. Neue Folge 34 (1962) 132. 20 H. W. Offen, J. chem. Physics 44 (1966) 699. 21 Vgl. H. H. Jaffé und M. Orchin, Theory and applications of Ultraviolet Spectroscopy. J. Wiley and Sons, Inc. New York and London 1962. 22 J. B, Birks und L. G. Christophoroh, Spectrochim. Acta 19 (1963) 401. 19 Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM 90 H.-H. Pbekampïïs und . Kortüm Tabelle 4. Lage und Intensität der o—o-Übergänge der xLb- und ^L^-Banden der Azaaromaten und der vergleichbaren Aromaten in Lösung (n-Heptan, n-Hexan, Baumtemperatur) Vo-o Chinolin XL„ 0_0 31900 32300 3850 240 35500 35000 3500 3 000 29000 29150 28920 29000 4630 2140 5120 250 34500 33800 34300 34200 5200 4570 6000 20000 Acridin Phenazin Anthracen 28040 27 600 8 900 13200 1,2-Benzacridin 3,4-Benzacridin 1,2-Benzanthracen 26210 26050 26250 1,2- 5,6-Dibenzacridin 1,2- 5,6-Dibenzanthracen Naphthalin 5,6-Benzchinolin 3,4-Benzchinolin 7,8 -Benzchinolin Phenanthren 26770 26000sh 26850 3 350 2 000 12400 12 300 800 30400 31400 28050 5870 3 500 4500 25510 25 650 18500 500 30400 28900 10 800 12 600 1,2- 7,8-Bibenzacridin 3,4- 5,6-Dibenzacridin 1,2- 7,8-Dibenzanthracen 25500 25 380 25650 24700 22000 320 29 900 29600 28750 10500 9 800 5000 2,3 -Benzacridin Tetracen 25380 13300 20930 21700 3 900 10000 1,2- 6,7-Dibenzacridin 1,2 -Benztetracen 24000 15000 21900 22800 2 600 11000 27000 26900 3000 120 28900 29900 17 000 55 500 Azapyren 1 Pyren - 8000 bestimmt, ist dies bei den Azaaromaten nicht der Fall. Dadurch, daß die Intensität der ^-Banden die der 1Lß-Banden erreicht bzw. übertrifft, ergeben sich mehrere Möglichkeiten für die Termaufspaltung im Excimeren. Abb. 15 gibt einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten im Vergleich zum Aromaten (Abb. 15a). Für den Fall, daß die Intensität der beiden Banden gleich groß ist, ergibt sich das Termschema der Abb. 15b. Dies trifft für Chinolin und die Benzchinoline zu, bei denen auch der Abstand der o-o-Übergänge gegenüber Naphthalin und Phenanthren kaum geändert ist, wie aus Tab. 4 zu ersehen ist. Aus dem Termschema b folgt, daß die ExcimerenUnauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM Festkörperabsorptions- und Fluoreszenzspektren von Azaaromaton 91 fluoreszenz dieser Azaaromaten rotverschoben gegenüber der der entsprechenden Aromaten sein sollte. Vergleicht man die Lage der Excimerenbande des Chinolins mit der des Naphthalins23, so stellt man fest, daß beide bei 25400 cm"1 liegen. Dies würde bedeuten, daß die Excimerenfluoreszenz von dem höher liegenden 1La~-Zustand ausgeht. Beim Chinolin beobachtet man jedoch noch eine zweite breite Lumineszenzbande bei 19000 cm-1, die entweder einer Phosphoreszenz im festen Zustand oder der Desaktivierung des 1¿6"-Zustandes zugeschrieben werden müßte. a)f('Lb) »oJ'U « < f('LJ W'U Abb. 15. Tormsohomon b)f('L„) > f('LJ v0.0('Lb) < v0.0('LJ c)f('L„) > f('LJ v0.0('Lb) > v0j'La) und dimerer Aromaten und Azaaromaten; siehe Text monomerer Ein analoger Vergleich der Benzchinoline mit Phenanthren ist nicht möglich, da beim Phenanthren bisher keine Excimerenfluoreszenz beobachtet wurde13-24. Auf Grund des relativ großen Abstandes zwischen den o-o-Übergängen der 1Lb- und 1L(Ï-Banden dürfte hier das niedrigste Excimerenniveau einem 1Lb~-Zustand entsprechen. Bei weiterer Zunahme der Intensität der ^-Banden ändern sich lediglich die Beträge der Aufspaltung, so daß das Termschema im Prinzip gültig bleibt. Im Vergleich zum entsprechenden Aromaten 23 24 E. Döllbe und Th. Föbsteb, Z. physik. Chem. Neue Folge 31 (1962) 274. J. B. Birks und L. G. Christophorou, Nature [London] 197 (1963) 1064. Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM 92 H.-H. Pebkamptjs und . Kobtüm sollte auch in diesen Fällen die Excimerenfluoreszenz rotverschoben sein. 1,2-Benzacridin zeigt gegenüber dem 1,2-Benzanthracen eine um 2000 cm-1 rotverschobene Excimerenbande. Das isomere 3,4-Benzacridin zeigt jedoch nur eine geringe Rotverschiebung. Beim 1,2-5,6-Dibenzacridin liegt die Excimerenbande bei 18100 cm-1. Hier ist wieder der Vergleich mit dem entsprechenden Aromaten nicht möglich, da beim 1,2-5,6-Dibenzanthracen keine Excimerenfluoreszenz beobachtet wurde6'12. Jedoch sollte der niedrigste Excimerenzustand ein 1i6~-Term sein. Ein weiteres Termschema ist in Abb. 15c dargestellt. Es berücksichtigt den Fall, daß die ^^-Bande die kleinere Anregungsenergie besitzt und die Intensität dieser Bande geringer als die der ^-Bande ist. Dieses Termschema gilt, wie aus Tab. 4 zu entnehmen ist, für Acridin, Phenazin, 2,3-Benzacridin und 1,2-6,7-Dibenzacridin. Wegen der geringen Intensität der xIvœ-Banden dieser Verbindungen dürfte der 1La~-Tevm höher als der ^"-Term liegen, zumal mit Ausnahme des 2,3-Benzacridins die o-o-Übergänge der 1La- und 1Lb-Banden nicht weit auseinander liegen (vgl. Tab. 4). Im ungünstigsten Fall kann es, wie im Termschema c gestrichelt dargestellt, zu einer Überlagerung beider Spaltterme kommen. Von den untersuchten Azaaromaten zeigen einige eine sehr kleine Rotverschiebung der Festkörperfluoreszenz gegen den o-o-Übergang in Absorption, wie aus Tab. 3 zu ersehen ist. In diesen Fällen muß man daher annehmen, daß die Desaktivierung des Excimeren von dem höheren Spaltterm aus erfolgt, der jeweils ein 1ia--Term ist. Dies ist der Fall beim 1,2-6,7-, 1,2-7,8- und 3,4-5,6-Dibenzacridin sowie beim 2,3-Benzacridin. Bei den beiden letztgenannten Dibenzacridinen, deren Aufspaltung nach Schema b zu diskutieren ist, sind die Excimerenbanden unsymmetrisch und zeigen im langwelligen Teil eine Schulter. Man kann daher annehmen, daß die breiten Banden aus zwei Teilbanden zusammengesetzt sind, deren Maxima etwa 3000—4000 cm-1 auseinander liegen. Zur Klärung dieser angeschnittenen Fragen sollen jedoch noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Bei diesen Betrachtungen wurde bisher ferner nicht berücksichtigt, daß die Azaaromaten gegenüber den Aromaten ein Dipolmoment besitzen. Dadurch treten bereits im Grundzustand Wechsel Wirkungskräfte auf, die die Lage des Grundzustandes beeinflussen können. Die permanenten Dipolmomente der Azaaromaten begünstigen natürlich Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM Festkörperabsorptions- und Fluoreszenzspoktren von Azaaromaten 93 einer angeregten Molekel mit einer unanfür die Wechselwirkungsenergie des daß Ausdruck der geregten, Excimeren nur eine erste Näherung darstellt. Nicht nur die Lage und Form der breiten Fluoreszenzbanden sprechen für eine Excimerenfluoreszenz, sondern auch die Intensitätsänderungen, die beim Tempern beobachtet werden. Auf Grund theoretischer Betrachtungen ist der Übergang vom niedrigsten Spaltterm zum Grundzustand verboten13. Die Tatsache, daß dieser Übergang als Excimerenfluoreszenz beobachtet wird, kann auf eine teilweise nicht genaue parallele Lage der beiden Moleküle zurückgeführt werden25. In diesem Falle sollten Ordnungserscheinungen beim Tempern sich in der Intensität der Excimerenfluoreszenz bemerkbar machen. In der Tat zeigen die frisch aufsublimierten ungeordneten Filme bei —180°C eine größere Fluoreszenzintensität als die getemperten und wieder eingekühlten Filme. Diese Beobachtung spricht für die zunehmende gegenseitige Orientierung der Moleküle beim Tempern und ist somit ein weiterer Hinweis für die Deutung der breiten Fluoreszenzbande als Excimerenbande. Da für die Desaktivierung der Excimerenzustände durch Strahlung die Lebensdauer dieser Zustände von entscheidender Bedeutung ist, sollen in Fortführung dieser Untersuchungen auch die Abklingzeiten gemessen werden. auch die Wechselwirkung so Zusammenfassung Die Festkörperabsorptionsspektren von Azaaromaten zeigen teilweise die gleichen Effekte, die bereits bei den Aromatenfilmen festgestellt wurden. Im Gegensatz zu den Aromaten sind die Temperungseffekte bei den dünnen Filmen der Azaaromaten jedoch weniger stark ausgeprägt. Für die 1Lb- und 1La-Banden werden unterschiedliche Verschiebungsbeträge gegenüber der Lage dieser Banden in Lösung gefunden, die den bei den Aromaten ermittelten Beträgen entsprechen. Die Festkörperfluoreszenspektren der Azaaromaten weisen Temperungseffekte auf, jedoch bleibt von zwei Ausnahmen abgesehen, die breite stark rotverschobene Fluoreszenzbande erhalten. Durch Vergleich mit Untersuchungen an Lösungen und mit den Ergebnissen analoger Untersuchungen an Aromaten sind die breiten Banden auf eine Excimerenfluoreszenz zurückzuführen. Beim Tempern tritt mit 25 S. P. T. Azitmi und S. P. McGlynn, J. ehem. Physics 41 (1964) 3131. McGlynn, A. T. Armstrong und T. Azxjmi, Modern Quantenchemistry, Part III, Bd. O. Sinanoglu, Academic Press, New York and London 1965. — Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM 94 H.-H. Pbrkampus und . Kortüm Ausnahme des Phenazins eine Rotverschiebung bei gleichzeitiger Intensitätsabnahme der Fluoreszenz auf. Für die theoretische Diskussion der Excimeren sind die Azaaromaten von Interesse, da sie sich in einigen spektroskopischen Daten sehr stark von den analogen Aromaten unterscheiden. Die Durchführung dieser Arbeiten wurde durch Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Verbandes der Chemischen Industrie unterstützt. Hierfür möchten wir an dieser Stelle herzlich danken. Unser Dank gilt ferner den Farbwerken Hoechst für die Überlassung der Frigene. Unauthenticated Download Date | 3/29/16 11:38 AM
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