Name: Venkat Bhamidipati Stadt: Seattle, WA, USA Unternehmen: Microsoft Titel: CFO, weltweite Enterprise & Partner Group Studium: BA, Commerce, Osmania University MA, Commerce, Osmania University MBA, Indiana University, Kelley School of Business Microsoft | 1 Microsoft Versus Wertvoller: MBA oder CFA Bessere Investition: Interview F&E oder Technologie Ihre Prognose für die globale Wirtschaftssituation 2015: Venkat Bhamidipati Können Sie uns einen Überblick über Ihre Tätigkeit bei Microsoft geben? Ich verantworte die finanzielle Performance der weltweiten Enterprise & Partner Group (EPG), einem 28-MilliardenDollar-Geschäftssegment von Microsoft. Mein Team und ich stellen Erkenntnisse zur finanziellen Situation bereit und unterstützen die Entscheidungsfindung, um sowohl ein langfristiges Unternehmenswachstum als auch eine zeitnahe Ausführung zu ermöglichen. Zu den Kernprioritäten meines Teams zählen Finanzanalysen, eine mehrjährige Businessplanung, das Finanz-Controlling, RessourcenManagemet und das Treffen von Investitionsentscheidungen. Zudem sind wir stark in die Umstellung auf die Cloud, die Identifizierung von Marktchancen und die Entwicklung und Umsetzung von Strategien involviert, mit denen aus Marktchancen bessere Absatzzahlen werden. Was hat Sie in Ihrer Position als Finanzvorstand (CFO) der weltweiten Enterprise & Partner Group am meisten überrascht, bzw. was ist das Wichtigste, das Sie gelernt haben? Im Hinblick auf den Umsatz ist das Enterprise-Business derzeit das größte Geschäftssegment von Microsoft. Wirklich bemerkenswert dabei sind die sich ergebenden Wachstumschancen. Der Umstieg auf die Cloud sowie auf Technologien für Mobilgeräte und andere neue Technologiebereiche birgt ein enormes Wachstumspotenzial. Sowohl unsere starke Kundenorientierung als auch unsere Innovationsstärke tragen dazu bei, dass unsere Kunden langfristig auf unsere Plattform setzen. Dies versetzt uns in eine einzigartige Position: Wir sind nicht nur das größte Segment, sondern vermutlich auch das mit den größten Wachstumschancen. Welches ist Ihrer Meinung nach das größte Missverständnis, mit dem Microsoft derzeit konfrontiert wird? Ich denke, ein großes Missverständnis besteht darin, dass viele glauben, Microsoft sei einfach nur ein Windows-Unternehmen und sonst nichts. Dabei ist Microsoft so viel mehr als nur Windows. Wir sind ein Unternehmen, das auf Produktivität ausgerichtet ist, ein Plattformunternehmen, ein Microsoft | 2 Schlechter, besser unverändert, Sie sind: Frühaufsteher teule oder Die größere forderung: Nach- Heraus- B2B oder B2C Mehr Spaß chauen: beim Zus- Cricket oder Baseball Football Was passiert zuerst? Amazon nutzt Drohnen für die Auslieferung oder ein Mann spaziert auf dem Mars Die bessere langfristige Investition: Facebook oder Twitter „Ein CFO trägt die zeitnahe finanzielle Verantwortung, darf dabei aber nicht das Streben nach einem langfristigen Wachstum innerhalb des gesamten Unternehmens aus den Augen verlieren.“ Unternehmen für Cloud-Lösungen und -dienste und ein Gaming- und Devices-Unternehmen. Unsere Kunden erzielen mit unseren Plattformen und Diensten täglich große Erfolge. Microsoft hat eines der homogensten und doch vielseitigsten Produktportfolios überhaupt. Viele Menschen wissen nicht, dass wir das größte Cloud-Unternehmen weltweit sind. Ich denke, dass die Leute langsam begreifen, dass wir mehr sind, als nur eine Firma, die sich mit einem Betriebssystem befasst. Was glauben Sie ist die größte Herausforderung, vor der CFOs heute stehen? Eine große Herausforderung, vor der CFOs heute stehen, besteht sicherlich darin, zu einem wirklichen Gestalter des Geschäftsnutzens zu werden. Ein CFO trägt die zeitnahe finanzielle Verantwortung, darf dabei aber nicht das Streben nach einem langfristigen Wachstum innerhalb des gesamten Unternehmens aus den Augen verlieren. Die strategische Ausrichtung auf ein langfristiges Unternehmenswachstum sowie eine zeitnahe Rechenschaftspflicht und ein zeitnahes Ergebnismanagement spielen eine große Rolle. Gleichzeitig ist es unerlässlich, die zunehmende Komplexität zu steuern und die Produktivität zu steigern. CFOs nehmen dabei eine einzigartige Position ein. Wir sorgen für ein ausgeglichenes, langfristiges Wachstum, indem wir auf die richtige Ressourcenzuteilung setzen, und kümmern uns parallel dazu um die Steuerung zeitnaher Ergebnisse. Durch neue Technologie ändert sich die Art, wie Unternehmen das Finanzmanagement betreiben, erheblich. Was sehen Sie als nächste große Weiterentwicklung im Finanzmanagement von Unternehmen? Gibt es eine neue Technologie, die Ihrer Meinung nach das Finanzmanagement wesentlich verändern wird? Im Hinblick auf das Finanzmanagement geht es hauptsächlich darum, eine schnellere Entscheidungsfindung zu ermöglichen und Produktivität und Effizienz zu erhöhen. Wie erreiche ich mit weniger mehr? Technologie ermöglicht uns, effektiver und effizienter zu arbeiten und große Datenmengen schneller zu analysieren. Zudem erhalten wir durch sie wertvolle Einblicke, um das Geschäft voranzutreiben. Für uns ist Power BI ein Beispiel für eine neue innovative technische Lösung, die wir heute bei Microsoft einsetzen. Mit Power BI können Mitarbeiter aus dem Finanzbereich große Mengen an Daten analysieren und gewinnen viel schneller als früher wertvolle Erkenntnisse. Wir sind definitiv in der Lage, schneller Einfluss auf das Unternehmen zu nehmen. Welche Finanzwerkzeuge und -strategien werden Ihrer Meinung nach derzeit unter- oder überschätzt? Sie werden es kaum glauben, aber der Return on Investment (ROI) wird nicht immer oder nicht immer korrekt berücksichtigt, ehe Investitionsoder Ausgabenentscheidungen getroffen werden. Dabei sind ROIAnalysen und -Diskussionen, bei denen alle direkten und indirekten Microsoft | 3 Kosten berücksichtigt werden, ein hervorragendes Mittel, um Ziele und Erwartungen unserer Gruppe oder unseres Geschäftsbereichs sowie die zu tätigenden Investitionen zu definieren. Darüber hinaus liefern sie Informationen darüber, wann sich etwas rentiert, und helfen dabei, Investitionen, die zu schnellen Gewinnen führen, gegen solche abzuwägen, die eher für langfristiges Wachstum sorgen. Wie würden Sie Ihre übergeordnete Philosophie bzw. Ihren übergeordneten Ansatz hinsichtlich des Unternehmenswachstums definieren? Ich bin seit jeher davon überzeugt, dass sich ein kundenorientierter Ansatz am besten dazu eignet, das Unternehmenswachstum zu fördern. Dabei werden Investitionen in Geschäftsbereichen priorisiert, die den höchsten Ertrag und den besten Mehrwert für unsere Kunden bieten. Dies ist der Ansatz, den wir derzeit vorfolgen, damit die EPG wächst. Indem wir unsere Kunden mit Hilfe der Cloud dabei unterstützen, dass sie mehr erreichen, aber weniger aufwenden müssen, steigern wir systematisch jedes Jahr unsere Investitionen in Cloud-Bereiche wie Office 365 und Azure. Dies führt letztendlich dazu, dass unser Anteil an den Einnahmen der Kunden steigt und sich die Höhe der Gesamtausgaben unserer Kunden reduziert. So gewinnen beide: die Kunden und wir! In den letzten drei bis vier Jahren gab es ein wahres Hoch an Akquisitionen im Technologiebereich. Wodurch wurde diese Spitze uFAQ Ihrer Meinung nach verursacht, und gehen Sie davon aus, dass dieser Trend anhält? Das Wachstum bei Cloud- und intelligenten Mobiltechnologien ist eine wesentliche Ursache für den Aufschwung der M&A-Aktivitäten der letzten Jahre. Ich gehe davon aus, dass dieser Trend anhält. Nicht nur die Anzahl der Akquisitionen nimmt zu, sondern auch das durchschnittliche Volumen solcher Deals. Sowohl Cloud- und SaaSUnternehmen als auch andere Firmen, die auf den Internet der Dinge-Trend setzen, werden das Ziel solcher Übernahmen. Insgesamt gehe ich davon aus, dass es weiterhin viele Akquisitionen geben wird, die von den vier großen Trends der neuen transformativen Technologie angetrieben werden: intelligente Mobilität, CloudComputing, soziale Vernetzung und Big Data-Analysen. Daten gewähren zwar hilfreiche Erkenntnisse für eine Entscheidungsfindung, beziehen sich aber immer auf die Vergangenheit. Datenmodelle sind nur so gut wie die eingegebenen Daten. Wie wägen Sie bei der Entscheidungsfindung die Verwendung quantitativer und qualitativer Daten und Ihren eigenen Instinkt gegeneinander ab? Beim effektiven Entscheidungsfindungsprozess in Unternehmen spielen oftmals sowohl Kunst als auch Wissenschaft eine Rolle. Häufig treffen CFOs und Personen mit umfangreichen Erfahrungen im Finanzmanagement Entscheidungen, die hauptsächlich auf quantitativen, empirischen Daten basieren, die die Schlussfolgerung untermauern. Gleichzeitig aber können qualitative Daten bzw. ein guter Instinkt, der auf umfangreichen Erfahrungen einer Person basiert, sehr wichtig dabei sein, die optimale Lösung zu finden. Letztendlich, so glaube Microsoft | 4 Interview Master Neue Trends ich, sollte man alle Werkzeuge und Erfahrungen, die zur Verfügung stehen, effektiv nutzen, um zu einer fundierten, optimalen Lösung bzw. Geschäftsentscheidung zu kommen. Jede Entscheidung ist mit einem Risiko verbunden. Die Frage ist, wie schnell können wir eine Entscheidung anhand aller zur Verfügung stehenden Informationen treffen? Kommen wir nun zu einem anderen Thema, und widmen wir uns Ihren Gedanken zur Teambildung. Worauf achten Sie, wenn Sie Mitarbeiter einstellen bzw. fördern? Ich achte hauptsächlich auf mögliche Führungsqualitäten und Wachstumspotenziale. Ich konzentriere mich, neben den Qualifikationen und dem Ausbildungsniveau eines Bewerbers, darauf, ob er oder sie das Potenzial hat, effektiv mit Unwägbarkeiten umzugehen. Und ich versuche einzuschätzen, ob er oder sie in der Lage ist, bei Bedarf Einfluss auf die Entscheidungsfindung zu nehmen, sowohl jetzt als auch in Zukunft. Zudem achte ich darauf, ob jemand wissbegierig ist und „um die Ecke“ denken kann. Wenn ich das Gefühl habe, dass ein Bewerber einzigartige Werte in ein Team einbringt, biete ich ihm oder ihr in der Regel eine Stelle an. Wie viel Wert legen Sie auf Abschlüsse wie CPAs, MBAs und CFAs? Ich denke, solche Qualifikationen sind sehr wertvoll, da sie zum „Rüstzeug“ einer Person beitragen, auf das bei komplexen Geschäftsproblemen, Prozessen und Themen zurückgegriffen werden kann. Allerdings ist ein solcher Abschluss nur eine Variable einer Gleichung. Die Erfahrungen eines Bewerbers insgesamt, seine Teamfähigkeit, sein Umgehen mit Unwägbarkeiten und seine emotionale Intelligenz sind ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Abschließend hätte ich noch einige persönliche Fragen an Sie. Zunächst einmal, warum sind Sie im Finanzbereich tätig? Um im Finanzmanagement erfolgreich zu sein, müssen Sie ein guter Geschäftsmann sein. Es sind die Finanzen, die darüber entscheiden, ob ein Unternehmen stark, gesund und erfolgreich ist. Ich schätze es, dass ich tagtäglich einen großen Einfluss auf einen Bereich habe, der so wichtig für das Wachstum, die Profitabilität und die strategische Ausrichtung eines Unternehmens ist. Als CFO der weltweiten Enterprise & Partner Group sind Sie für Vergangenes rechenschaftspflichtig und tragen die Verantwortung für die Finanzmittel der Gegenwart. Zudem erwartet man von Ihnen Aussagen über die zukünftige Entwicklung. Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft – welche dieser Zeiten ist Ihr Favorit, und welche davon stellt die größte Herausforderung dar? Als Finanzexperte faszinieren mich natürlich alle drei Bereiche. Allerdings muss ich sagen, dass es mir am meisten Spaß macht, die Zukunft mitzugestalten, da dies von großer strategischer Bedeutung für ein Unternehmen ist. Damit verbunden sind oftmals die Einschätzung und Bewertung neuer, aufkommender Technologien und Geschäftsbereiche und ihre möglichen Auswirkungen auf den Umsatz und die Profitabilität eines Unternehmens auf lange Sicht. Der Versuch, die Zukunft vorherzusagen, ist nach meinen Erfahrungen die größte Herausforderung, die sich aus den drei Bereichen ergibt. Welche anderen Unternehmen oder Vordenker in der Wirtschaft beeindrucken Sie? Was macht diese so besonders? Zu den Vordenkern, die ich bewundere, zählt Carol Tome, CFO bei Home Depot. Sie ist, was das Wachstum von Home Depot angeht, im letzten Jahrzehnt sehr pragmatisch vorgegangen. Sie hat das Unternehmen so aufgestellt, dass es den Auswirkungen der letzten Rezession gut standhalten konnte. Ehe sie 2001 die CFORolle übernahm, eröffnete Home Depot nahezu alle 48 Stunden eine neue Filiale. Diese hohe Zahl an Neueröffnungen hat Tome auf ein oder zwei pro Jahr reduziert. Stattdessen hat sie sich bei den Investitionen auf Technologien und andere Bereiche konzentriert, um die Produktivität der vorhandenen Standorte zu erhöhen. Durch die Reduzierung der Kapitalausgaben für neue Standorte hat Tome erreicht, dass das Unternehmen der Rezession in den späten 2000er Jahren trotzen konnte und im Rahmen des bestehenden Portfolios an Filialen eine attraktivere Value Proposition realisiert hat. Darüber Microsoft | 5 hinaus war sie sehr gewissenhaft darin, sich durch Aktienrückkäufe und Dividenden die Unterstützung der Aktionäre zu sichern. Meiner Ansicht nach ist sie ein großartiges Beispiel für einen durch und durch auf Aktionäre fokussierten CFO. Wenn Sie nicht im Finanzmanagement tätig wären, was glauben Sie, würden Sie dann tun? Ich würde unternehmerische Chancen wahrnehmen. Welches ist der beste Rat, den Sie jemandem geben können, der mit CFO-Ambitionen in die CorporateFinance-Welt eintritt? Sammeln Sie umfangreiche Erfahrungen in allen wesentlichen Bereichen des Finanzmanagements, und streben Sie in allen Bereichen, in denen Sie tätig sind, Spitzenleistungen an. Pflegen Sie wichtige Geschäftsbeziehungen oder -partnerschaften, schätzen Sie diese, und erweitern Sie unermüdlich Ihr persönliches Netzwerk, denn dieses ist einer der wertvollsten Schätze, die man haben kann. Bleiben Sie neugierig, und informieren Sie sich stets auch darüber, was außerhalb Ihrer Teams passiert. Die besten Finanzentscheider dienen oftmals als Katalysatoren. Sie bringen Ideen aus verschiedenen Sparten zusammen und brechen Strukturen auf. Dies gilt insbesondere in größeren Unternehmen. Verbessern Sie stetig Ihre Führungsqualitäten und die Fähigkeit, Menschen und Unternehmen zu fördern, denn diese sind die Anführer von Morgen, die Ihr Erbe weitertragen. Am wichtigsten aber ist: „Bleiben Sie sich selbst treu.“ uFAQ INTERVIEW Venkat Bhamidipati Microsoft | 6 Interview Master Neue Trends
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