E 12315 ISSN 1865-9306 1/2016 news caritas-mitteilungen für die Erzdiözese Freiburg Gegen den „clash of generations“ „Mach dich stark für mehr Generationengerechtigkeit“ Abscheu gegen Ausgegrenztheit Abschied Abschied von von einem einem Visionär: Visionär: Ein Ein Gespräch Gespräch mit mit Norbert Norbert Scheiwe Scheiwe „Der Kranke ist nicht nur ein Kostenfaktor“ 25 25 Jahre Jahre Landesarbeitsgemeinschaft Landesarbeitsgemeinschaft katholischer katholischer Krankenhäuser Krankenhäuser Gutes braucht gute Ideen. www.dicvfreiburg.caritas.de akz en t e news - caritas-mitteilungen für die Erzdiözese Freiburg news Sie halten den Sinn für die sozialen Anliegen wach. Caritas in BadenWürttemberg zeichnet fünf Journalistinnen und Journalisten aus Dafür, dass sie den Sinn für die sozialen Anliegen in unserer Gesellschaft wachhalten, haben vier Journalistinnen und Journalisten und ein Fotograf den 27. CaritasJournalistenpreis Baden-Württemberg erhalten. Den mit 3.000 Euro dotierten ersten Preis erhielt Peter Schwarz (unser Foto) von der Waiblinger Kreiszeitung für seine vierteilige Serie „Die Flüchtlinge kommen“. Eine Woche lang hat Schwarz in der Waiblinger Notunterkunft für Flüchtlinge mitgearbeitet. Der zweite Preis mit einem Preisgeld von 1.000 Euro ging an Susanne Beßler für ihren im SWR-Fernsehen gesendeten Film „Aus mit dem Haus? Wie ein Familientraum doch noch wahr wird“, einem ansprechenden Plädoyer für bürgerschaftliches Engagement. Ebenfalls mit einem zweiten Preis ausgezeichnet wurden Robin Szuttor (Text) und Andreas Reiner (Bild) von der Stuttgarter Zeitung für den Beitrag „Paule – Nachruf auf einen Außenseiter“. Die Geschichte eines einsamen Mannes, der von Amts wegen nach seinem Tod in einem namenlosen Grab bestattet werden sollte. Mit einer „Lobenden Erwähnung“ wurden Sandra Müller und Katharina Thoms gewürdigt für ihre Multimediareportage „Jeder Sechste ein Flüchtling. Tausende Asylsuchende als Nachbarn“ über die Landeserstaufnahmeeinrichtung in Meßstetten. Herzlichen Glückwunsch! news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Qualitätsvolle Freiwilligenarbeit. Zertifikat bescheinigte gute Arbeit des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg Für seine gute Arbeit im Bereich der Freiwilligendienste hat der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg ein Qualitäts-Zertifikat erhalten, das gemeinsam vom Bund der Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Deutschen Caritasverband erstmals vergeben wurde. Das Zertifikat bescheinigt die Einhaltung von Qualitätsstandards für Freiwilligendienste (Freiwilliges Soziales Jahr FSJ und Bundesfreiwilligendienste BFD), die in einem mehrjährigen intensiven Prozess und in enger Zusammenarbeit zwischen den katholischen Träger sowie dem BDKJ und dem Deutschen Caritasverband entwickelt wurden. Der Diözesan-Caritasverband Freiburg erhielt das Qualitäts-Zertifikat zusammen mit sieben weiteren Trägern bei der Mitgliederversammlung der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Freiwilligendienste in Bonn. Der BAG gehören über 60 katholische Träger nationaler und internationaler Freiwilligendienste an. Gratulation! akzente Das Beste an der Zukunft ist, dass sie uns immer einen Tag nach dem anderen serviert wird. Abraham Lincoln (1809 - 1865) Gute Noten für die Caritas-Schuldnerberatung. Positive Rückmeldung bei Klientenbefragung: „Danke, dass ich als Mensch behandelt wurde“ Die Verschuldung von Privatpersonen nimmt zu, wie der Schuldneratlas 2015 zeigt. Viele von ihnen kommen aus eigener Kraft und ohne Unterstützung nicht mehr aus der Schuldenspirale heraus. Diesen Personen bietet die Schuldnerberatung der Caritas kostenlose und kompetente Hilfe an, die von den Klienten durchweg als sehr positiv bewertet wird. Das hat eine Befragung unter Klienten ergeben, die 2014 in 15 Caritas-Schuldnerberatungsstellen in Baden abschließend beraten worden sind. Insgesamt gaben die befragten Klienten der Beratungsleistung die Durchschnittsnote 1,5, wobei die einzelnen Fragen zu über 90 Prozent mit „sehr gut“ und „gut“ bewertet wurden. 95 Prozent der Befragten würden die Schuldnerberatung der Caritas weiterempfehlen. Zahlreiche persönliche Anmerkungen unterstreichen eindrücklich, wie wichtig und positiv die Beratungsarbeit von den Klienten wahrgenommen wird. Da ist viel von Lob und Dank die Rede, und davon, dass man motiviert und ermutigt wurde. Eine tolle Ermutigung für die Kolleginnen und Kollegen! Kulinarische Erinnerungen: „Wir haben einfach gekocht“. Caritas-Altenpflegeheim Otto-RauchStift in Freudenberg ist Teil eines bundesweiten Kochbuch-Projekts Insider wissen: In einem Alten- und Pflegeheim ist kein Tag wie der andere. Dennoch waren es sehr ungewöhnliche Dinge, die im vergangenen Jahr im Otto-Rauch-Stift in Freudenberg vor sich gingen und weitreichende Folgen hatten: Sechs Seniorinnen des CaritasAltenpflegeheims schrieben quasi an einem Kochbuch mit, das mittlerweile deutschlandweit in der ersten Auflage vergriffen ist und in die zweite geht. Das Otto-Rauch-Stift war als eines von zwölf Seniorenheimen in Deutschland ausgesucht worden, um sich am Projekt „kulinarische Erinnerungen“ zu beteiligen. Das Buch, das als Ergebnis der Reise zu den zwölf Seniorenheimen geschrieben und gestaltet wurde, ist wunderschön geworden. Mittlerweile wurde es sogar im „ZDF-Morgenmagazin“ vorgestellt und wird im Buchhandel als Bestseller beworben. Die Berichte der Besuche in den Heimen sind mit außerordentlich schönen Portraits der Seniorinnen und Senioren angereichert, die Aufnahmen der Gerichte zu den Rezepten machen regelrecht Appetit. news / caritas-mitteilungen / 1-2016 1 in ha lt 1-2016 Grenzen überwinden – Musik als Baustein zur Integration vorwort 4 Gegen den „clash of generations“ Thomas Maier 18 Jung und Alt froh vereint. Generationen verbinden: Seit Jahren kooperieren die Kita St. Konrad und das Altenheim St. Lioba in Villingen Tanja Dinser auf ein wort 6 Den demografischen Wandel durch Innovationen gestalten Bernhard Appel 20 Kinderalltag mit Senioren. Jung erlebt Alt und umgekehrt: Das gemeinsame Mittagessen ist eine intensive Erfahrung Hilda Stösser themen 21 „Heute kommt Opa Hellmut!“ 8 Zukunft gestalten statt Stillstand verwalten. Die Solidarität der Generationen ist eine dynastische, denn sie gilt nur der eigenen Familie Wolfgang Gründinger 21 Den gemeinsamen Austausch fördern. Generationenworkshop in Donaueschingen: Jugendliche und Ältere gestalten die Zukunft Anja Rosenfelder 13 Von Familien und Dorfgemeinschaften lernen. Neues Denken in Generationenbezügen: Das Mehrgenerationenhaus in Freiburg Kuno Feierabend 22 Miteinander stark sein. Bundesgenerationenspiele der Caritas laden zum Mitmachen ein 23 Impulse für ein neues Miteinander der Generationen: Das CKD-Handbuch für Ehrenamtliche 16 Das Mehrgenerationenhaus ermöglicht zum Bespiel… 16 Gemeinsam Probleme erörtern und lösen. Das Projekt „wwwCafé“ auf dem Hotzenwald bringt junge und alte Computerfreaks zusammen Alfred Laffter 17 Ehrenamtliches Engagement verbindet. Die Christliche Krankenhaus-Hilfe führt Menschen verschiedener Generationen zusammen Renate Landwehr 2 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 caritas der gemeinde 24 Gemeinsam geht´s besser: Seelsorge und Sozialarbeit gehören zusammen. Großes Interesse am spannenden Zukunftsthema der Perspektivenwerkstatt in Frankfurt Torsten Gunnemann cv-praxis Aus dem Diözesan-Caritasverband 26 „Im Jahre 2030 leben wir in einer Opakratie“. Jahresauftakt ruft zu mehr Gerechtigkeit zwischen den Generationen auf 27 Sie halten den Sinn für die sozialen Anliegen wach. Caritas in Baden-Württemberg zeichnet fünf Journalistinnen und Journalisten aus 29 „Der Kranke ist nicht nur ein Kostenfaktor“. Die Landesarbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser in Baden-Württemberg feierte in Freiburg ihr 25-jähriges Jubiläum Thomas Maier 30 Qualitätsvolle Freiwilligenarbeit. Zertifikat bescheinigte gute Arbeit des Diözesan-Caritasverbandes Thomas Maier 31 Gute Noten für Caritas-Schuldnerberatung. Positive Rückmeldung bei Klientenbefragung: „Danke, dass ich als Mensch behandelt wurde“ 32 Egon Engler bleibt Vorsitzender der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft „Behindertenhilfe und Gemeindepsychiatrie“ in h alt 1-2016 Zweifellos vermag die Politik Großartiges zu schaffen, aber nur das Herz vollbringt Wunder. George Sand (1804 - 1876) 33 Entbürokratisierung der Pflegedokumentation. Diözesan-Caritasverband unterstützt 16 Einrichtungen bei der Einführung des neuen Strukturmodells Ingrid Nickert-Stude CV Heidelberg 40 Ein besonderer Musikgenuss mit Benefit 34 Abschied von einem Visionär. Norbert Scheiwe nach 27 Jahren als Gesamtleiter des ChristophorusJugendwerks in den Ruhestand verabschiedet – Nachfolger ist Thomas Köck Thomas Maier CV Karlsruhe 41 Kino ohne Grenzen 42 Caritas und Karlsruher Hochschulen kooperieren bei der Kinderbetreuung 43 Ein Ort der Begegnung und Unterstützung 35 Abscheu vor Ausgegrenztheit. Rückblick auf 27 Jahre im Christophorus-Jugendwerk: Ein Gespräch mit Norbert Scheiwe 37 Gemeinsame Messepräsentation zur kirchlichen Erzieherinnenausbildung in Karlsruhe CV Konstanz 44 Investition mit sozialem Bezug in der Stadtmitte Aus den Fachverbänden 37 „Weihnachten mal anders“ 38 Unterstützung für Malteser Kinderhospizdienst CV Hochrhein 40 Musik als Baustein der Integration magazin 52 Gewalt und Demütigungen 54 Hilfe bei Verständigung 55 Im Jahr der Barmherzigkeit nach Rom 56Buchtipp 57 Kultur der Aufnahme und Sicherheit 58 DiCV-Bildungsangebote für Gesundheits- und Sozialberufe 59 Neue Kurse der DCV-FortbildungsAkademie 60Termine U3Impressum CV Mannheim 45 Hilfe für schwer erkrankte Kinder und deren Familien 46 Caritas öffnet zweites Hospiz in Mannheim 46 Erziehungsberatung: Hohe Zufriedenheit CV Tauberkreis 47 Kulinarische Erinnerungen: „Wir haben einfach gekocht“ CV Dekanat Zollern 49 Ein Zeichen der Menschlichkeit Aus den Ortscaritasverbänden CV Freiburg-Stadt 39 Niedrigschwellige Hilfe für Menschen mit psychischer Erkrankung caritas international 50 Syrien: Sicherheit ist nur Schein news / caritas-mitteilungen / 1-2016 3 vo r- wo rt Gegen den „clash of generations“ Durch mehr Generationendialog zu mehr Generationengerechtigkeit: Die Caritas-Kampagne 2016 „Mach dich stark für mehr Generationengerechtigkeit“. Das CaritasJahresthema 2016 richtet den Fokus auf eine Entwicklung, die für unsere Gesellschaft und ihre künftige soziale Ausgestaltung von großer Bedeutung ist. Es geht um die demografische Entwicklung und ihre Folgen. Diese werden am sichtbarsten an der so genannten Bevölkerungspyramide, die – geometrisch gesehen – eigentlich gar keine Pyramide mehr ist. Denn das Verhältnis von Alt und Jung ist – salopp formuliert – aus dem Lot geraten. Die Versorgung der Alten liegt in den Händen der Jungen. Das war immer schon so. Und das wird auch so bleiben, weil es sozusagen in der Natur der Sache liegt. Wer, wenn nicht die nachfolgende Generation kann für die vorhergehende(n) Generation(en) sorgen? Diese natürliche Abfolge ist in den letzten Jahrzehnten allerdings merklich unter Druck geraten, weil die Alten immer älter und die Jungen immer weniger werden. Dazu kommen viele Veränderungen in den Lebensund Arbeitsweisen, die das bisherige Gefüge zwischen den Generationen mit all den „über Generationen“ eingespielten Verhaltens- und Versorgungsmechanismen massiv ins Wanken bringen. Wohin das führen könnte, bringen die diesjährigen Plakatmotive der CaritasKampagne zugespitzt auf den Punkt. Pointiert als Frage formuliert: „Muss die nächste Generation für zwei arbeiten?“ Oder: „Kann die junge Generation künftige Lasten stemmen?“ Auf den ersten Blick könnte man vermuten, die Caritas ergreife einseitig Partei für die Jungen. Dieser Anschein trügt allerdings. Denn nicht um pure Parteinahme geht es, sondern um Gerechtigkeit, und zwar in den Lebensmöglichkeiten und Lebenschancen aller Generationen. Gerechtigkeit meint dabei ein soziales Miteinander, „in dem es einen angemessenen, unparteili- 4 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 chen und einforderbaren Ausgleich der Interessen und der Verteilung von Gütern und Chancen zwischen den beteiligten Personen oder Gruppen gibt“, wie einschlägige Publikationen den Begriff der Gerechtigkeit definieren. Dass die Caritas-Kampagne kein Plädoyer für Einzelinteressen ist, bringt übrigens auch der Motto-Zusatz sehr deutlich zum Ausdruck: „Es geht um die Zukunft von uns allen. Packen wir sie gemeinsam an!“ Vom Konflikt zum „Krieg der Generationen“? Ja, es geht um eine gute Zukunft für alle. Daran mitzuwirken, bedeutet den Blick dafür zu schärfen, wo Ungerechtigkeiten zutage treten. Genauso wichtig ist es aber auch, zunächst einmal unterschiedliche Befindlichkeiten wahrzunehmen, entstehende oder bereits festgesetzte Vorurteile in den Köpfen in Frage zu stellen. Denn nicht selten leidet die Debatte darüber, was gerecht oder ungerecht ist, an verkürzten, unzutreffenden Meinungen der einen über die andere Seite. Das führt aber nicht weiter. Im Gegenteil. Wo unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen zum Konflikt zwischen Alt und Jung zugespitzt oder gar – wie gelegentlich zu hören oder lesen ist – schlagzeilenheischend zum „Krieg der Generationen“ stilisiert werden, da ist der Boden vor-wort Für Wunder muss man beten, für Veränderungen muss man arbeiten. Thomas von Aquin (1224 - 1274) für gegenseitiges Verständnis, aus dem eine Verständigung erwachsen kann, ziemlich vergiftet. Verständnis und Verständigung kann dagegen dort entstehen, wo Menschen unterschiedlicher Generationen sich begegnen und darüber, was ihnen wertvoll und wichtig ist, auseinandersetzen. Nur so kann jeder für den anderen ein Gespür entwickeln. Nur so können letztlich unterschiedliche Interessen miteinander abgeglichen und daraus gemeinsame Handlungsmöglichkeiten erarbeitet werden. Dabei sollten die heute Alten sich ihrer großen Verantwortung für morgen bewusst sein, wenn es um aktuelle politische, wirtschaftliche und ökologische Weichenstellungen geht (Stichwort Nachhaltigkeit). Genauso sollten die heute Jungen sich darüber im Klaren sein, dass sie die Alten von morgen sein werden. Jede Generation muss verantwortungsvoll und solidarisch handeln! Fakt ist, dass die Generationen aufeinander verwiesen und voneinander abhängig sind. Natürlich darf und soll dieses Abhängigkeitsverhältnis nicht zur Belastung werden, weder für die eine noch für die andere Seite. Deshalb: So wie die Versorgung der Alten in den Händen der Jungen liegt, liegt die Zukunftssicherung der Jungen in den Händen der Alten. Es geht um ein verantwortungsvolles und solidarisches Handeln der jeweiligen Generation. Die Generationen dürfen und sollen nicht gegeneinander ausgespielt werden, wie das in manchen Zuspitzungen manchmal durchschlägt: „Die Alten leben auf Kosten der Jungen“ oder „die Jungen setzen sich bloß ins gemachte Nest“. Um solche einfachen, einseitigen Wahrheiten geht es der Caritas, die sich als Solidaritätsstifter versteht, gerade nicht. So betrachtet, will die Caritas-Kampagne 2016 vor allem den Generationendialog voranbringen. In dieser Ausgabe versuchen wir das unter anderem mit einem pointierten, für manche sicher auch provozierenden Beitrag von Wolfgang Gründinger, dem Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen in Berlin. Wir stellen aber auch einige interessante Beispiele vor, wie dieser Dialog zwischen den Generationen ganz praktisch in Gang kommen und gelingen kann. Sie belegen, dass es im echten Leben ein durchaus positives wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis zwischen den Generationen gibt. Ob sich damit ein von manchen als Horrorszenario an die Wand gemalter „clash of generations“ widerlegen lässt, sei dahingestellt. Zuversichtlich stimmen diese realen Gegenmodelle allemal. Thomas Maier ist Öffentlichkeitsreferent des Diözesan-Caritasverbandes Freiburg. Thomas Maier news / caritas-mitteilungen / 1-2016 5 a uf - e in- w o rt Den demografischen Wandel durch Innovationen gestalten Für mehr Generationensolidarität sind neue Sichtweisen und mutige Ideen gefragt Er war bewusst darauf angelegt, zu provozieren: der Vortragstitel bei der Jahresauftaktveranstaltung der Caritas in Baden-Württemberg zur Vorstellung des Jahresthemas 2016 „Mach dich stark für mehr Generationengerechtigkeit“. Und in der Tat, er hat es auch geschafft: „Alte Säcke Politik!? – Was macht der demografische Wandel mit unserem Land? Sind wir auf dem Weg in eine eingeschlafene Gesellschaft?“ Leben die, die heute zur älteren Generation gehören, zu weiten Teilen auf Kosten derer, die jetzt jung sind? Mit der gleichen Fragestellung – aber um einiges charmanter – umwerben uns die Plakate zum Jahresthema 2016 der Caritas. Und das mit einem nicht zu übersehenden und mich nachdenklich machenden Schuss Humor: die Plakate zeigen verschiedene Kinder: Ich sehe ein kleines Mädchen. Es liegt auf dem Rücken und balanciert einen Erwachsenen, wohl den Vater, auf noch dünnen Beinen. Ein anderes Mädchen stemmt schwere Gewichte. Ein Junge schleppt einen Holzbalken auf einer Baustelle. Wieder ein anderer plagt sich in einer Lagerhalle ab und zwei Kinder, ein Erwachsener ist auf dem Bild nicht zu sehen, fragen: „Wie schweißen wir alle Generationen für eine gute Zukunft zusammen?“ 6 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Die Jahresthemen der Caritas haben eine lebenswerte Zukunft für alle Generationen jeweils mit unterschiedlichen Blickwinkeln und Akzenten aufgegriffen: Unter dem Slogan „Stadt – Land – Zukunft“ ging es im Jahr 2015 darum, für Projekte und Initiativen zu sensibilisieren, die nicht nur städtische, sondern auch ländliche Regionen lebenswert und lebendig erhalten. Im Jahr davor ging es mit dem Thema „Weit weg ist näher als du denkst“ darum, unsere „globalen Nachbarn zu entdecken“ und die Globalisierung menschlicher zu gestalten. Das heißt zum Beispiel: Darauf zu achten, was wir kaufen, wie wir leben und mit anderen in Kontakt treten. Denn das alles hat Auswirkungen darauf, wie es Menschen woanders geht. Warum tun wir uns noch so schwer damit, generationengerecht oder, wie es mir besser gefällt, „Generationen solidarisch“ zu handeln? Warum gelingt es Politikern nicht, so wie vielen Privatleuten, Überschuldungen zu vermeiden beziehungsweise entstandene Schulden wieder abzubauen oder bestehende Verschuldungsgrenzen einzuhalten? Für manche Politiker scheint es einfacher, die Staatsschulden zu erhöhen, als unpopuläre Einsparungen durchzusetzen, durch die sie das Risiko auf sich nehmen, nicht wiedergewählt zu werden. Langfristige Folgen werden oft vernachlässigt Bei der Bewertung politischer Maßnahmen zeigt sich, dass für die unmittelbar Betroffenen vor allem die kurzfristigen Auswirkungen im Vordergrund stehen, während die langfristigen Folgen politischer Entscheidungen weitgehend vernachlässigt werden. Wir Menschen sind „Gewohnheitstiere“. Wir fühlen uns im Status quo am wohlsten. Reformen stimmt der Mensch nur dann zu, wenn er sie als gerecht empfindet und wenn anderen Menschen dadurch kein Schaden zugefügt wird. „Man pfeift auf sauberes Wasser und gutes Klima in 100 Jahren, duscht stattdessen täglich und verfährt Benzin“, sagt Christian Elger, Hirnforscher an der Universität Bonn. Nur kurzfristig wirksame Anreize könnten zu langfristig erwünschtem Verhalten führen. Wie können wir uns also stark machen im Sinne des Jahresthemas der Caritas und mehr Generationensolidarität lernen? Am meisten lernen wir Menschen durch die Erfahrung. Ein geschützter Rahmen, in dem wir Erfahrungen machen dürfen, ist das Spiel, nicht nur das Spiel der Kinder, sondern auch das Spiel der Erwachsenen. Ich bin schon heute gespannt auf das Bundesgenerationenspiel, das die Caritas im Rahmen dieser Kampagne initiieren wird, um spielerisch Generationen und Nationen zusammenzubringen. Es gibt durchaus Perspektiven: Soziale Nachhaltigkeit kann über das kleine ABC der Wirtschaftspolitik erreicht werden: Arbeit + Bildung = Chancengerechtigkeit. Frühkindliche Bildung ist dabei der Schlüssel zu mehr sozialer Nachhaltigkeit, die gerade mit Blick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel auch an ökonomischer Bedeutung gewinnt. Eine staatliche Unterstützung benachteiligter Gruppen ist dringend geboten au f-ein -wort Die wichtigste Aufgabe für uns, die wir heute Verantwortung tragen, ist die lebenswerte Zukunft für nachfolgende Generationen. Richard von Weizsäcker (1920 – 2015) und sollte bei der Bildungsfinanzierung ansetzen: Die jährlichen Gebühren, die Eltern für einen Kindergartenplatz in Deutschland bezahlen müssen, sind in vielen Gemeinden höher als die Studiengebühren. Mit anderen Worten: Die Gesellschaft subventioniert die Startchancengerechtigkeit im Kleinkindalter in geringerem Maße als ein Studium. Das ist weder sozial noch ökonomisch nachhaltig. In diesem Zusammenhang könnte auch über die Sinnhaftigkeit eines „Familienwahlrechts“ neu nachgedacht werden, bei dem die Eltern die Stimme für ihre Kinder abgeben. So müsste eine Regierung ihre Entscheidungen mehr zu Lasten der älteren Generation treffen und die Kinder würden nicht zu politisch rechtlosen Untertanen degradiert. Das Prinzip der Nachhaltigkeit gesetzlich verankern Oder wie wäre es, so wie es eine Gruppe von Abgeordneten einmal vorgeschlagen hat, dem Artikel 20a des Grundgesetzes einen Artikel 20b hinzuzufügen: „Der Staat hat in seinem Handeln das Prinzip der Nachhaltigkeit zu beachten und die Interessen künftiger Generationen zu schützen.“ Mit Blick auf die Haushaltswirtschaft in Bund und Ländern wird gefordert, dass sie neben den Erfordernissen des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts auch dem Prinzip der Nachhaltigkeit sowie den Interessen der künftigen Generationen Rechnung trägt. Und mit einem Augenzwinkern gesagt: Was halten Sie davon, einmal darüber nachdenken, Gesetze mit einem „Verfallsdatum“ zu versehen? Sind sie vielleicht nicht schon abgelaufen? Haben sie ihre Ziel- setzung vielleicht nicht längst erreicht und müssten novelliert oder ganz außer Kraft gesetzt werden? Wie wäre es denn, den demografischen Wandel durch Innovationen zu gestalten? Demnach werden Regionen besonders gefördert, die eigene, vor Ort tragfähige Konzepte für den Umgang mit Alterung und Bevölkerungsrückgang entwickeln. So könnten die betroffenen Kommunen beispielsweise den Nahverkehr an ihren Bedarf anpassen und die medizinische Versorgung über Telemedizin gewährleisten. Mit dem Blick auf die Fernschule „Flex“ des Christophorus-Jugendwerkes in Breisach-Oberrimsingen kommt mir ein weiterer Vorschlag in den Sinn: Möglich sein sollten Schulen, die Teleunterricht nutzen oder die von einer Zentrale aus mit Lehrern versorgt werden, damit nicht viele Schüler, sondern nur wenige Lehrer pendeln müssen. Grundsätzlich müssen die Menschen in den betroffenen Regionen ermuntert werden, Lösungen „von unten“ einzubringen, statt auf Hilfe „von oben“ zu warten. Mit eine der Aufgaben der Wirtschaft sollte es sein, ihre Rolle als Weltmarktführer in Umwelttechniken und Umweltschutztechnologien auszubauen. Im Bereich der privaten Haushalte geht es nicht um die eine große Lösung – die gibt es nämlich nicht –, sondern um viele, viele kleine: Wärmedämmung, Recycling, Verzicht auf Geräte mit Stand-by-Betrieb, Umsteigen auf Busse und Bahnen, sparsamerer Umgang mit Wasser – oder einfach mal unnötiges Licht ausmachen. Meist kostet Umweltschutz nicht einmal etwas, son- Diözesan-Caritasdirektor Msgr. Bernhard Appel, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg. dern zahlt sich sogar aus. Und auch in der Kirche und ihrer Caritas haben viele Einrichtungen und Dienste schon einiges zur an Umwelttechnik zur Sicherung der Nachhaltigkeit umgesetzt. Mit diesen Gedanken möchte ich Sie anregen, sich in Ihrem Dienst bei der Caritas, zu Hause und im Freundesoder Bekanntenkreis mit Engagement und Freude stark zu machen für mehr Generationensolidarität. Dabei geht es nicht um eine anonyme Generation: Wer von Ihnen Kinder hat, Enkel oder Nichten und Neffen, dem ist das Thema besonders nahe. Denn besonders für die, die zu uns gehören, wünschen wir nur das Beste! Ich danke Ihnen für Ihr Mitdenken und vor allem Ihr Engagement in Ihrem Dienst und Verantwortungsbereich, auch über das Jahr 2016 hinaus. Bernhard Appel news / caritas-mitteilungen / 1-2016 7 the m e n Zukunft gestalten statt Stillstand verwalten Die Solidarität der Generationen ist eine dynastische, denn sie gilt nur der eigenen Familie Gehört der Jugend die Zukunft? Klar, irgendwie schon. Aber Wählerstimmen, Geld, Firmen, Parteien, Häuser: alles andere gehört den Alten. Generationengerechtigkeit? – Ja, sicher, aber nur, wenn’s den eigenen Enkeln hilft. Ein pointierter, ein provozierender Beitrag zum Caritas-Jahresthema „Mach dich stark für Generationengerechtigkeit“. Wer es als einigermaßen junger Mensch wagt, seine Meinung öffentlich kundzutun, dem schallt es entgegen: Jammert doch nicht, euch geht es doch gut! Und es stimmt ja auch: Meine Generation ist alles in allem in materiellem Wohlstand aufgewachsen. Ich musste nie hungern, hatte immer ein warmes Dach über dem Kopf, und Internet, seit ich 15 bin. Sogar der Arbeitsmarkt scheint es inzwischen ganz gut mit uns zu meinen, denn trotz Bankenkollaps, Währungskrise und Generation Praktikum ist die Jugendarbeitslosigkeit hierzulande bei weitem nicht so gravierend wie in unseren europäischen Nachbarländern. Geht es uns also einfach nur zu gut? Nein, wir jammern nicht. Dennoch erben wir keine schöne heile Welt. Wir spüren die Probleme nur noch nicht, die sich zwar unter der Oberfläche, dafür aber umso massiver zusammenballen. Die auf Kurzatmigkeit geeichte Politik vernachlässigt die Zukunft und 8 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 verwaltet den Stillstand, auf dass sich die Gegenwart verlängere. Deutschland ist ein Land, das längst vergangene Stadtschlösser wieder aufbaut und gleichzeitig Jugendclubs schließt; das über Nacht zig-milliardenschwere Rentenpakete schnürt, aber Förderprogramme für Kitas auf Eis legt, weil angeblich die Kassen leer sind; das Kupferkabel in die Erde legt, während Unternehmen anderswo mit Satelliten, mit Ballons in der Stratosphäre und mit Drohnen ein weltumspannendes WLAN-Netz errichten; dessen Schüler Latein und Altgriechisch lernen müssen, nicht aber Programmieren und Informatik; das in die Vergangenheit flüchtet statt von der Zukunft zu träumen. Der Jugend gehört die Zukunft? Sicherlich. Doch den Alten gehört alles andere: die Wählerstimmen, das Geld, die Firmen, die Parteien, die Häuser, die Zeit. Sie machen die Gesetze, sie sind der größte Konsumfaktor, sie entscheiden über das Schicksal unseres Landes. Sie haben mehr Vergangenheit hinter sich als Zukunft vor sich. Sie stimmen für die Vergangenheit, allenfalls noch für ihre Gegenwart, nicht aber für die Zukunft – eine Zukunft, die ihnen selbst egal sein kann. Demografie und Demokratie: zwei Seiten einer Medaille Demografie und Demokratie sind zwei Seiten einer Medaille. Wenn das Wahlvolk älter wird, verändert das die systematischen Handlungslogiken einer Gesellschaft: ihrer Politik, ihrer Wirtschaft, ihrer Kultur. Deutschland hat die älteste Bevölkerung der Welt, gleich hinter Japan. Bereits heute ist die Hälfte aller Deutschen älter als 46,3 Jahre. Im Jahr 2000 lag die Lebensmitte noch bei vergleichsweise frischen 39,9 Jahren. Und die Alten werden immer zahlreicher, weil wir länger leben und weniger Kinder zur Welt bringen. Im Jahr 2030 wird ein Drittel der Deutschen seinen 65. Geburtstag hinter sich haben. Ohne die Alten wird dann erst recht kein Staat mehr zu machen sein. Selbst wenn die Geburtenraten unverhofft nach oben schnellen würden, ließe sich dieser Trend nicht mehr umkehren, da sich die fehlenden Geburten der letzten drei Jahrzehnte nicht einfach „nachholen“ lassen. Dabei sitzen bereits heute die Grauhaarigen an den Hebeln der Macht. Die Alten von heute leben nicht nur länger als früher, sondern sie verbringen diese gewonnenen Lebensjahre in aller Regel auch in guter Gesundheit und materieller Sicherheit. Die Babyboomer sind die größte und wohlhabendste Generation aller Zeiten und bestimmen Politik, Wirtschaft und Kultur. Das mediale Zerrbild, in dem mittellose Trümmerfrauen gegen wohlstandsverzogene Teenager in Szene gesetzt werden, könnte trügerischer nicht sein. Die materielle Situation der großen Mehrheit der Alten ist besser, als die Talkshows über Altersarmut glauben machen. Alle Vermögens-, Armuts- und Einkommensstatistiken zeigen: Die Alten sind die am reichlichsten ausgestattete Altersgruppe hierzulande. Der durchschnittliche Neurentner besitzt ein Nettovermögen von knapp 175.000 themen Euro. Altersarmut ist zum Glück beinahe ausgerottet: Lediglich 2,6 Prozent der über-65jährigen sind auf die staatliche Grundsicherung angewiesen. Zum Vergleich: 18,2 Prozent aller Kinder unter drei Jahren müssen von Sozialhilfe leben. Und das Risiko, als junger Mensch in Armut aufzuwachsen, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Kinderarmut ist zu einem wesentlich gravierenderen Problem als Altersarmut geworden. Darum aber kümmert sich keine Talkshow. Es geht nicht darum, Alte gegen Junge auszuspielen. Aber wir haben Altersarmut heute erfolgreich besiegt, beinahe zumindest. Jedes einzelne Schicksal einer verarmten Witwe, die vielleicht drei oder sogar mehr Kinder großgezogen und jahrzehntelang Entbehrungen auf sich genommen hat, ist ein Schicksal zuviel. Aber so schlimm solche Schicksale auch sind, dürfen sie den Blick nicht trüben: Denn heute ist es wahr- scheinlicher, ein armes Kind zu treffen als einen armen Rentner. ist eine Anleitung zum politischen Selbstmord. Die Babyboomer bilden die Mitte der Gesellschaft Noch grauhaariger als die Wählerschaft sind die Parteien, in denen die Lebenswelt der Jungen gar nicht mehr vorkommt. Die Hälfte aller SPD- und CDU/CSU-Mitglieder ist über sechzig Jahre alt. Auch die Gewerkschaften sind nicht etwa in der Hand der Arbeiter – sondern der Rentner. Jedes dritte Mitglied der IG Metall beispielsweise ist gar nicht mehr erwerbstätig. In einer Demokratie übersetzt sich Masse in Macht. Die Mitte der Gesellschaft – das sind die Babyboomer, die jetzt in Rente gehen. Sie sind zur wichtigsten Zielgruppe der großen Parteien geworden. Mehr als ein Drittel aller Wähler ist über sechzig Jahre alt, und im Jahr 2030 dürfte ihr Anteil auf mindestens 43 Prozent geklettert sein. Bei der Bundestagswahl 2013 hatte die junge Generation so wenig Gewicht wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. Hätte eine Partei sämtliche Wähler unter 21 mobilisiert, hätte das nicht einmal für die Fünf-Prozent-Hürde gereicht. Hätte sie dagegen alle Wähler über siebzig auf ihre Seite gebracht, wären dies bereits mehr als ein Fünftel aller Stimmen. Politik gegen die Alten Die Solidarität der Generationen sei doch ungebrochen, wird oftmals eingewandt, denn die Großeltern kümmerten sich doch innig um ihre Enkel. Und auch die Eltern wollen doch nur das Beste für ihre Kinder! Stimmt: für ihre Enkel und ihre Kinder. Die sollen es gut haben, auf die besten Schulen gehen, ins Ausland gehen, Klavier spielen, tolle Praktika absolvieren und sich einen klasse Job ergattern. Die Kinder ande- news / caritas-mitteilungen / 1-2016 9 th e m e n rer Leute allerdings mögen die eigenen Kinder dabei gefälligst nicht behelligen. Die Solidarität der Generationen ist eine dynastische: Sie gilt nur der eigenen Familie – obwohl gerade diejenigen Kinder am meisten die Solidarität der Gesellschaft brauchen, deren eigenen Eltern am wenigsten selbst leisten können. Auch wenn das Paradigma des eigensüchtigen Homo Oeconomicus schon immer falsch war und auch für die Alten nicht stimmt: Alte und Junge haben mehrheitlich unterschiedliche Werte und Wünsche, Prioritäten und Interessen. Das ist normal, aber das führt auch zu ganz normalen Konflikten. Das ideologisch unverdächtige MaxPlanck-Institut für demografische Forschung konnte mittels einer methodisch sorgfältig gemachten Befragung von 14.000 Menschen nachweisen, dass die politischen Präferenzen eines Bürgers immer zukunftsfeindlicher 10 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 werden, je älter er wird. Dass beispielsweise ein 65jähriger eine Erhöhung des Kindergelds befürwortet, ist um 85 Prozent weniger wahrscheinlich als bei einem 20jährigen. Die Zustimmung zu flexibleren Arbeitszeiten für Eltern schrumpft um 50 Prozent. Und auch die Befürwortung öffentlicher Kinderbetreuung nimmt etwa ab dem sechzigsten Lebensjahr drastisch ab. Zugleich sprechen sich die Alten für mehr Staatsausgaben aus, wenn sie davon profitieren – zulasten der mittleren Generation: Alte sind wesentlich häufiger als Junge gegen die Erhöhung des Rentenalters und gegen die Kürzung der Rentenbezüge, dafür aber für Steuererhöhungen zur Finanzierung der Rente und für mehr gesetzliche finanzielle Unterhaltspflichten der Kinder gegenüber ihren Eltern. Die Alten denken nur an den eigenen Nachwuchs Den meisten Alten ist einerlei, wie es jungen Eltern, Teenagern und Studierenden geht, wenn es sich dabei nicht gerade um ihren eigenen Nachwuchs handelt. Wenn die Verteilung knapper Ressourcen zur Frage steht, denken sie vor allem an sich selbst. In einer großangelegten Untersuchung zu den Bürgerprotesten in Deutschland aus dem Jahr 2013 stellte das Institut für Demokratieforschung an der Universität Göttingen fest, dass „ganz besonders Vorruheständler, Rentner, Pensionäre“ zu den Protestierern gehören. Beispielsweise sind von den Anti-EnergiewendeDemonstranten, die gegen Windräder oder Stromleitungen auf die Straße und vor die Gerichte gehen, achtzig Prozent über 45 Jahre alt. „Junge bilden die Ausnahme.“ Die Forscher erwarten, „dass sich spätestens zwischen 2015 und 2035 Hunderttausende hochmotivierter und rüstiger Rentner in den öffentlichen Widerspruch begeben.“ themen Diese Imbalance schlägt sich auch bei Volksentscheiden nieder. Für die Schweiz haben Giuliano Bonoli, Professor für Sozialpolitik an der Universität Lausanne, und Silja Häusermann, Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Zürich, das Abstimmungsverhalten bei 22 Volksentscheiden zu Arbeitsmarktpolitik, Rentenpolitik und Familienpolitik untersucht und in fast allen Fällen das Lebensalter als prägenden Faktor identifiziert. So votierten die Alten signifikant häufiger gegen Arbeitszeitverkürzungen, gegen Reformen in der Rentenversicherung und gegen Entlastungen für Familien. Bei einer Volksabstimmung im März 2013 über die Förderung öffentlicher Kinderbetreuung (den so genannten Familienartikel) beispielsweise stimmten die jüngeren Schweizer mehrheitlich dafür, aber die älteren mehrheitlich dagegen. Die Alten wollten demzufolge nicht, dass der Staat jungen Familien mehr öffentliche Kinderbetreuung bietet. Sie erinnern sich: Das ist genau das Ergebnis, wie es das Max-PlanckInstitut prognostiziert hat. Bei einer Volksabstimmung in Österreich im Januar 2013 über die Wehrpflicht stimmten 63 Prozent der unter-30jährigen für die Abschaffung, aber 71 Prozent der über-60jährigen für die Beibehaltung. Damit ist die Abschaffung der Wehrpflicht am Veto der Alten gescheitert. Wer gibt den Alten das Recht, eine Minderheit zu Zwangsdiensten zu verpflichten? Droht die Referendumspolitik der Greise? Wenn künftig auch auf Bundesebene per Volksentscheid abgestimmt werden soll, wird die Alten-Lobby die Themen dekretieren, die Politik vor sich hertreiben und die Jungen unterjochen. Die Interessen von Minderheiten – und damit in einer alternden Gesellschaft auch der Jungen – werden in einer Referendumsrepublik der Greise leicht unterbuttert. Die Sehnsucht nach Beständigkeit in einer Welt, die sich immer schneller dreht, hat den modernen Empörungseifer hervorgebracht und den einstigen Fortschrittseifer verdrängt. Weil zu viele nicht mehr neugierig sind, sondern gerne alles so beibehalten wollen, wie sie es kennen, steht unsere Gesellschaft still. „Nichts ist ungünstiger und unangenehmer für den Bewegungscharakter einer Gesellschaft als die Herrschaft gebildeter Rentiers“, schreibt Heinz Bude, Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel. „In gewisser Weise kann man sich manchmal unsere Gesellschaft als ein Aggregat aus Rentnern vorstellen, in der die Sucht nach Sicherheit alles Leben zum Erliegen gebracht hat“, meint auch Reimer Gronemeyer, Professor für Soziologie an der Universität Gießen. „Es ist ein panischer Egoismus, in den sie sich eingemauert haben. In gut gesicherten Positionen, in abbezahlten Immobilien, mit Lebensversicherung und Pensionsan- news / caritas-mitteilungen / 1-2016 11 th e m e n spruch starren sie auf ihren Garten mit Feuchtbiotop und haben Angst.” Laut Umfragen aus dem Jahr 2015 sind die Deutschen zufrieden mit dem, wie es ist, und sie wollen, dass das auch so bleibt. Ihre größten Ängste: Griechenland-Kosten, Terror und Flüchtlinge. Ihr größter Wunsch: Steuersenkungen. Zukunftsprojekte wie Energiewende, Infrastrukturpaket oder Bildungsreform müssen hinten anstehen. Wir fühlen uns wohl in unserem bequemen Heim und schotten uns ab gegen das unbequeme Draußen: gegen Griechenland und Globalisierung, gegen Flüchtlinge und Freihandel. Gerade die Massenaufmärsche der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ und der unheimliche Erfolg der so genannten Alternative für Deutschland beruhen genau auf der Idee, dass früher alles besser war: D-Mark, weniger Ausländer, weniger Europa, mehr Ruhe und 12 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Ordnung, überschaubar und sicher. Deshalb wählten wir Deutschen eine rechte Altenpartei ins Europaparlament, in fünf Landtage und beinahe in den Bundestag, deswegen ist sie heute in den Umfragen die drittstärkste Kraft. Ihre Ideologie ist immer noch da und viel tiefer in der bürgerlichen Mitte verankert, als viele das wahrhaben wollen, wie Christoph Giesa und Liane Bednarz in ihrem Buch Gefährliche Bürger eingehend dokumentieren. Die Jungen sind liberaler, toleranter weltoffener Gerne wird jungen Menschen eine Anfälligkeit für rechtsextreme oder rechtspopuläre Ideologien unterstellt. Aber sieht man einmal von der speziellen Gruppe der jungen Männer mit niedriger Bildung und niedrigem Einkommen ab, ist die junge Generation liberaler, toleranter und weltoffener als die Alten. „Jugendliche in Deutschland legen mit Bezug auf Muslime einen offeneren und demokratischeren Umgang mit Vielfalt und Diversität an den Tag als Erwachsene“, wie das Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin nachweist. Beispielsweise sprechen sich mehr als 70 Prozent der 16- bis 25jährigen gegen Einschränkungen beim Bau von Moscheen oder beim Tragen des Kopftuchs an Schulen aus – im Gegensatz zu den Alten, die mehrheitlich nach Verboten rufen. Außerdem spielt nationale Symbolik unter jungen Menschen eine weniger große Rolle als bei älteren: Den Jugendlichen ist es vergleichsweise weniger wichtig, als Deutsche wahrgenommen zu werden, bei der Nationalhymne kommen bei ihnen weniger positive Gefühle auf, und für sie ist weniger wichtig, ob ein Mensch deutsche Vorfahren hat oder nicht, um als Deutscher gelten zu können. Ähnliche Ergebnisse liefert die Umfrage „Willkommenskultur in Deutschland“ im themen Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Während die Alten Probleme in den Schulen, eine Belastung des Sozialstaats und soziale Spannungen als Folge der Zuwanderung fürchten, bleiben die Jungen eher gelassen. Gleichermaßen unzweideutig fällt der „Religionsmonitor 2015“ aus: Demzufolge fühlen sich Jüngere vom Islam im Allgemeinen weder bedroht noch überfremdet, wohingegen zwei Drittel der Älteren glauben, der Islam sei eine Bedrohung und passe nicht in die westliche Welt. Die große Mehrheit der Jüngeren denkt, der Islam gehöre zu Deutschland, während eine gleich große Mehrheit der Älteren genau das Gegenteil glaubt. Es sind also vor allem die Alten, die für rechte Ideologie empfänglich sind – und keineswegs die Jungen. Der demografische Wandel verändert das kulturelle Leitmotiv des Landes. Immer mehr Menschen haben den größeren Teil ihrer Lebenszeit bereits hinter sich gebracht. Sie haben kein Interesse mehr an der Zukunft, sondern richten es sich bequem in der Gegenwart ein und konzentrieren sich auf die Sicherung des erreichten Status Quo. Am besten möge alles so bleiben, wie es schon immer war. Die Bundesregierung macht Politik für die Generation der Babyboomer, und die wollen keine Wunder und keine Experimente, sondern ihre Ruhe. Es geht nicht darum, allen Erfolg schlechtzureden, um German Angst oder Miesmacherei. Ebensowenig droht uns der demografische oder sonstwie herbeigeredete Untergang. Wenn wir uns aber satt und selbstgefällig zurücklehnen und sagen: „Es geht uns doch gut!“, dann verpassen wir es, rechtzeitig die Weichen dafür zu stellen, dass dieses Land wieder zu einer Nation am Puls der Zeit wird. Und dann wird das Erwachen aus der Schönfärberei umso bitterer sein. Die größten Fehler macht man meist dann, wenn es einem gut geht. Dazu bedarf es vielleicht eines Rucks, zumindest aber vieler kleiner Schritte in die richtige Richtung. Zurzeit allerdings machen wir zu viele Schritte in die falsche Richtung – oder gar keine. Wir surfen auf der Wohlfühlwelle und sonnen uns in der Politik der ruhigen Raute. Wir leben in einem lebens- und liebenswerten Land, doch wir sollten auch alles dafür tun, dass dieses Land auch so lebens- und liebenswert bleibt. Willy Brandt hat einmal gesagt: „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie selbst zu gestalten.“ Da bleibt die Frage, wer die Zukunft überhaupt noch gestalten will. Und wer überhaupt noch ein Interesse an der Zukunft hat. Wolfgang Gründinger Der Autor ist Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen. Sein Beitrag ist die leicht gekürzte Dokumentation seines Vortrags, den er auf der Jahresauftaktveranstaltung der Caritas in Baden-Württemberg am 3. Februar 2016 in Stuttgart gehalten hat. Von Familien und Dorfgemeinschaften lernen Neues Denken in Generationenbezügen: Das Mehrgenerationenhaus in Freiburg Ein Versuch, den Veränderungen des demographischen Wandels mit neuen Ideen und Konzepten zu begegnen, sind Mehrgenerationenhäuser. Sie wollen das Mit- und Füreinander der Generationen stärken und neue familiäre Netzwerke über verwandtschaftliche Beziehungen hinaus anstoßen. „Mehrgenerationenhäuser sind ein neuer Weg und eine zeitgemäße Antwort auf die Herausforderungen des demografischen Wandels. Die großfamiliären Netzwerke können wir nicht zurückholen, aber wir können aus den Prinzipien von Familien und Dorfgemeinschaften lernen, um heute den Kreislauf des Gebens und Nehmens zwischen den Generationen wieder zu verstärken. Dazu brauchen wir Orte, an denen sich Menschen aller Generationen, unabhängig von verwandtschaftlichen Beziehungen, ganz selbstverständlich im Alltag begegnen, voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen.“ (Ursula von der Leyen) Das Grundanliegen und der Geist dieser Aussage der ehemaligen Bundesfamilienministerin und Initiatorin des Bundesprogramms Mehrgenerationenhäuser (MGH) hat die Sicht auf die tägliche Arbeit unserer Einrichtung verändert und zu einem neuen Denken in Generationenbezügen geführt. Dieses neue Denken ist für das Mehrgenerationenhaus Freiburg nach wie vor leitend und hat seit 2008 die nachhaltige Weitung und positive Entwicklung der ehemaligen Erwachsenenbegegnungsstätte Weingarten zum Mehrgenerationenhaus bewirkt. news / caritas-mitteilungen / 1-2016 13 th e m e n Dadurch, dass nun alle Generationen im Haus präsent und aktiv sind, hat sich die Einrichtung vitalisiert, neues und wohltuendes Leben hat Einzug gehalten. Ohne Aufwand war das natürlich nicht zu haben, ohne Entwicklungsschmerzen ging es auch nicht. Aber profitiert haben am Schluss alle: die Besucher und Gruppen des Hauses, die im Mehrgenerationenhaus engagierten Ehrenamtlichen und Hauptberuflichen und das umgebende Quartier. Die gesamte Einrichtung hat an Attraktivität und eine gute Perspektive für die Zukunft gewonnen. Jung und Alt in einem Boot „Wenn wir uns heute fragen, wie wir in Zukunft leben wollen, müssen wir uns fragen, wie wir das Miteinander der Generationen gestalten wollen.“ Wenn auch momentan von der Flüchtlingsthematik in den Hintergrund gerückt, gilt diese Feststellung aus der Startphase des Mehrgenerationenhausprogramms nach wie vor und wird immer drängender werden: Die Unterstützungskraft verwandtschaftlicher Netzwerke im Alltag von Jung nach Alt und umgekehrt ist gering geworden. Familien brauchen zunehmend zwei Verdiener; Eltern mit (kleinen) Kindern geraten in eine Sandwichposition zwischen der Betreuung ihrer Kinder und dem Unterstützungsbedarf ihrer (Schwieger-)Eltern, lange bevor diese pflegebedürftig sind; nicht alle haben Kinder, aber alle haben Eltern – auch dieser Personenkreis ist damit direkt vom Thema betroffen. Diese Gegebenheiten und kritischen Entwicklungen sind bekannt und werden sich in den kommenden Jahr(zehnt)en voraussichtlich nicht zum Besseren wenden. Dazu kommt das negative Bild der Generationen übereinander. Innerhalb der inzwischen sehr klein gewordenen Familienverbünde haben die Angehörigen der verschiedenen Generationen zwar ein zunehmend gutes Bild voneinander. Außerhalb dieses Verwandtschaftsverbundes wird dieses Bild von den jeweils anderen Generationen aber zunehmend schlechter. Als Grund dafür nehmen Untersuchungen den mangelnden Kontakt der Generationen im Alltag über Verwandtschaftsgrenzen hinaus an. Dies birgt sozialen Sprengstoff. Verwandtschaftsübergreifende und positiv erlebbare Kontakte unter den Generationen im Alltag, sich kennen und schätzen/respektieren sind wesentlich, um einerseits zunehmende soziale Spannungen zu vermeiden und um andererseits die gegenseitigen Unterstützungsfunktionen zwischen den Generationen wieder zu verstärken. Ein gelingendes Miteinander der Generationen über Verwandtschaftsgrenzen hinaus ist also nicht eine moralische Frage, sondern eine pure Notwendigkeit, um den Zusammenhalt der Gesellschaft in Zukunft zu gewährleisten. Wenn es gelingt, gegenseitiges Verständnis und Respekt für die jeweils andere Sichtweise, Situation und Notwendigkeiten zu erreichen, wenn also die junge Generation die Situation der Älteren versteht, ihre Lebensleistung und Erfahrung schätzt und die Älteren die Sichtweise und Zukunftsnotwendigkeiten der Jüngeren ernst nehmen, kann ein konstruktives Miteinander der Generationen entstehen. Das heißt auch, es braucht einen gesellschaftliche Konsens darüber, dass Jung und Alt gemeinsam und generationengerecht die notwendigen Veränderungen, Verzichte und gegebenenfalls gravierenden Einschränkungen aufgrund des demographischen Wandels tragen müssen und wollen. Im Bild gesprochen, sitzen Jung und Alt gemeinsam im gesellschaftlichen Boot, keine Gruppe kann aussteigen und für sich fahren. Jung und Alt könnten mit den Paddeln aufeinander losgehen – und alle würden verlieren. Sie können aber auch mit vereinten Kräften rudern und so das Boot stabilisieren. Nur generationengerecht gestaltete Lösungen können tragfähige Lösungen zur konstruktiven Gestaltung des demografischen Wandels sein. Das Quartier als Ort eines konstruktiven Miteinanders Jung und Alt sitzen gemeinsam im gesellschaftlichen Boot. Nur wenn sie mit vereinten Kräften rudern, können sie das Boot stabil halten und voranbringen. 14 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Der Ort, an dem das alles „ins Leben“ gebracht werden kann, ist der soziale Nahraum, die Nachbarschaft, das Quartier. Die höchste Vitalität und Lebensenergie in einer Familie, aber auch in einem Quartier, einem Stadtteil, einem Gemeinwesen, in einer Gesellschaft ist dort, wo Jung und Alt in gegenseitigem Respekt zusammen leben und den Alltag miteinander in seinen Höhen und Tiefen teilen und gestalten, sich gegenseitig entlasten, unterstützen th emen und mit ihrer je eigenen Lebenserfahrung gegenseitig bereichern. Damit diese positive Lebendigkeit entstehen und als solche wahrgenommen werden kann, braucht es Begegnungsräume und Rückzugsorte für einzelne Altersgruppen – in den Familien, in öffentlichen Institutionen, im öffentlichen Sozialraum. Mehrgenerationenhäuser sind solche Orte: für Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, nationaler Herkunft und sozialer Schichten. Orte für ein positiv erlebtes Miteinander, wo der Zusammenhalt der Generationen über Verwandtschaftsgrenzen hinaus bereits gelebt wird und wächst. Das Quartier als „Mehrgenerationenhaus“ Potentiale von sozialen Einrichtungen und nachbarschaftlichen Netzwerken nutzen: In diesem Sinn braucht es viele Initiativen und Institutionen in einem Quartier, in einer Kommune, die sich als solche Orte verstehen. Dort kann in diesem Sinne ganz alltagspraktisch Bewusstseinsbildung geschehen, Begegnung und ein positives Miteinander der Generationen ermöglicht, bewusst gestaltet und gepflegt werden. Potentiale und Möglichkeiten hiefür haben Kindereinrichtungen ebenso wie Seniorenbegegnungsstätten, Kirchengemeinden, Quartiersarbeitsstellen und nachbarschaftliche Netzwerke, aber auch Gewerbetreibende wie zum Beispiel der Bäcker. Kooperationen unter Akteuren im Quartier und mit nachbarschaftlichen Netzwerken eröffnen hier neue Möglichkeiten und Horizonte. Institutionen, die sich in diesem Sinne in ihrem Quartier engagieren, stärken sich selbst. Sie machen sich zukunftsfähig, weil sie auf eine zentrale Herausforderung Antworten entwickeln. Sie gewinnen an Attraktivität, auch für ehrenamtliches Engagement, das die Möglichkeiten einer Einrichtung auf Dauer potenziert und entlastend wirkt. Diese win-win-Situation wird möglich durch die vielfältigen Kompetenzen der mehr werdenden Menschen, die in der Familiäre Netzwerke über verwandtschaftliche Beziehungen hinaus eröffnen neue Perspektiven für eine generationengerechte Gestaltung des demografischen Wandels. nachberuflichen Phase eine sinnstiftende Tätigkeit oder die Möglichkeit suchen, ihre Fähigkeiten zu pflegen und weiter zu geben. Kuno Feierabend Der Autor leitet das Mehrgenerationenhaus in Freiburg-Weingarten. Wie ein MGH gelingt: Schlüsselangebote & Grundhaltungen n offener Begegnungsbereich, frei zugänglich, mit Ansprechpartner/„Gastgeber“, wochentags möglichst täglich geöffnet n Mittagstisch und/oder Nachmittags-Café (möglichst mehrmals pro Woche und ohne Voranmeldung) n kein Konsumzwang n Räume für Aktivitäten aller Art, nutzbar von allen Bewohnern des Quartiers n Ehrenamt & Hauptberuflichkeit auf Augenhöhe n Intensive Ehrenamtspflege n Generationen-Haltung: weg vom versäulten und segmentierenden Zielgruppendenken, Familie als generationenübergreifendes Netzwerk (auch über leibliche Verwandtschaft hinaus) n Zielgruppenübergreifende Angebote (Kooperationspartner in die Einrichtung holen) n sozialer Nah- und Lebensraum der Menschen als Bezugspunkt (Quartier) n aktive Einbindung der Einrichtung ins Gemeinwesen n Abstimmung mit anderen Akteuren im Quartier und gemeinsame Arbeit an einem gelingenden Miteinander der Generationen im Quartier news / caritas-mitteilungen / 1-2016 15 th e m e n Das Mehrgenerationenhaus ermöglicht zum Beispiel… … Familienentlastung, wenn Frau Müller mit ihren Kindern Simone und Thomas morgens aus dem Haus geht und, nachdem sie die fünfjährige Tochter in den St. Andreas-Kindergarten gebracht hat, nebenan ins MGH geht. Dort hat sie sich mit Frau Bauer verabredet, einer älteren Dame, die sie vor einiger Zeit beim Mittagstisch im MGH kennen gelernt hat. Der zweijährige Thomas freut sich schon auf Frau Bauer, und er sagt zu ihr Oma, obwohl sie gar nicht seine richtige Oma ist – die wohnt nämlich in Berlin und die trifft er leider nur ganz selten. Die „Oma“ Bauer hat der Thomas über den Viktor kennen und mögen gelernt. Der Viktor ist der Enkel von Oma Bauer, und die beiden sind regelmäßig Donnerstag beim Mittagstisch im MGH. Thomas und Viktor spielen immer nach dem Mittagessen im Spielbereich des MGH, am liebsten mit den vielen Matchbox-Autos, die es da gibt. Und die Oma Bauer hat dann immer mit den beiden ein bisschen mitgespielt, wenn sie mit dem Essen fertig war. Das findet Thomas klasse. Seine Mutter trinkt noch eine Tasse Kaffee mit der Oma Bauer und geht dann, wie verabredet, zum Arzt. In zwei Stunden will sie wieder zurück sein. … know-how-Transfer und Zuverdienstmöglichkeit. Das Ehepaar Horvat ist in Rente, aber die ist ziemlich klein. So sind sie auf einen Zuverdienst angewiesen, und den haben sie unter anderem im MGH gefunden. Herr Horvat kann alles reparieren, was man ihm bringt. Und Frau Horvat kann nähen. Nun bieten die Horvats einen Reparatur- und Nähservice an. Jeden Dienstag kommen sie mit Werkzeugkoffer und Nähmaschine ins MGH. Ab 10 Uhr kommen Leute zu Herr Horvat und lassen kaputte Lampen, kleine Möbel und vieles andere reparieren. Frau Horvat näht Knöpfe an, setzt Flicken auf durchgerutschte Hosenbeine, macht zerrissene Puppenkleider wieder schön und vieles mehr. Einen festen Stundensatz verlangen die Horvats nicht – die Leute geben, was ihnen die Reparatur wert ist. Um 12 Uhr gehen die beiden zum Mittagstisch im MGH. Nach 13 Uhr passiert dann etwas Besonderes. Einige Jugendlich kommen nach der Schule zum Mittagessen ins MGH – aber eigentlich kommen sie wegen Herr und Frau Horvat. Denn ab 14 Uhr machen die Horvats nämlich eine Lernwerkstatt mit den Jugendlichen. Herr Horvat repariert mit den Jugendlichen vor allem Fahrräder und bringt ihnen dabei viele technische Tricks bei. Das eingenommene Geld bekommen die Jugendlichen. Frau Horvat näht mit den meist ausländischen Mädchen Puppenkleider, die diese dann auf Flohmärkten verkaufen. So lernen sie nähen und verdienen sich noch ein Taschengeld dabei. Um 16 Uhr machen die Horvats die Werkstatt zu, schauen noch auf einen Kaffee mit Kuchen im MGH-Café vorbei. Dann nehmen sie Werkzeugkiste und Nähmaschine und gehen nach Hause, mit einigen Euro Zuverdienst in der Tasche, vor allem aber mit dem Gefühl, gebraucht zu werden. Gemeinsam Probleme erörtern und lösen Das Projekt „wwwCafé“ auf dem Hotzenwald bringt junge und alte Computerfreaks zusammen Anfang 2014 startete in Görwihl das generationenübergreifende Projekt „wwwCafé“. Ins Leben gerufen wurde es vom Katholischen Bildungswerk Hotzenwald und dem Land Baden Württemberg. „wwwCafé“ ist ein zwangloses Treffen von Computer Interessierten, die einmal im Monat im Pfarrheim St.Martin 16 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 in Görwihl zusammen kommen. Im Anfangsstadium wurde das Projekt von Silvia Redenz geleitet, nach einem Jahr übernahmen Lothar Griesser und Peter Palmer die Leitung des „wwwCafé“. Jeder bringt sein eigenes Tablet, Notebook oder Laptop mit. Sollte ein Teilnehmer keine eigene Ausrüstung dabei haben oder besitzen, stehen Leih-Arbeitsgeräte zur Verfügung. „Wir machen alles, was die Teilnehmen- den wollen“, erklärt Lothar Griesser und beschreibt damit sehr treffend eine der Stärken des Angebotes. Die Teilnehmer im Alter zwischen 35 und 75 Jahren kommen zusammen, um ungezwungen und individuell ihre Kenntnisse zu vertiefen oder auszutauschen. Das Ganze hat keinen Kurscharakter, es gibt keinen dozierenden Kursleiter. Die Teilnehmer fragen und erarbeiten gemeinsam die Antworten. Es geht meistens um Grundlegendes wie zum Beispiel den Zugang zum Internet. th emen Das Versenden von E-Mails, Bildbearbeitung, aber auch social media wie WhatsApp und Skyp sind Themen. Die Kursleiter stehen den Teilnehmern mit Rat und Tat zur Seite, die gegenseitige Unterstützung steht im Vordergrund. Sehr oft ist es der Fall, dass Teilnehmer mit neuen Geräten wie Tablets oder Smartphones kommen und im „wwwCafé“ den Umgang mit den neu erworbenen Geräten lernen. In der Regel nehmen immer zwischen fünf und bis zu 15 Personen am „wwwcafé“ teil. Auf die Frage, was ihnen wichtig an diesem Angebot ist, lautet die Antwort fast unisono: „Das hier ist kein Leistungskurs, wir können ohne Zeitdruck unsere Computerprobleme besprechen und bearbeiten.“ Für den einen oder die andere ist es auch eine generationenübergreifende, oder treffender noch: eine generationenverbindende Problemlösung. Denn was zu Hause vom Enkel oder anderen Angehörigen vielleicht schnell erklärt wird, aber einige Fragen noch offen bleiben, Lothar Griesser (rechts), hier mit einem Teilnehmer, leitet das generationenverbindende Hotzenwälder „wwwCafé“ in Görwihl. kann hier im „wwwCafé“ in aller Ruhe und direkt am Objekt geklärt werden. Jung und Alt zusammen ohne Leistungsdruck, aber stark interessiert an einer gemeinsamen Problemerörte- rung: das ist das Erfolgsrezept von „wwwCafé“. Übrigens erhält jeder, der möchte, natürlich auch einen frisch gemachten Kaffee. Alfred Laffter Ehrenamtliches Engagement verbindet Die Christliche Krankenhaus-Hilfe führt Menschen verschiedener Generationen zusammen Ehrenamtliches Engagement bietet vielfach gute Gelegenheiten, Menschen verschiedener Generationen miteinander in Kontakt und ins Gespräch zu bringen. Die Christliche Krankenhaus-Hilfe an der Freiburger Universitätsklinik ist ein Beispiel dafür. Ein Erfahrungsbericht. Seit 2001 bin ich Rentnerin und seitdem engagiere ich mich ehrenamtlich in der Christlichen Krankenhaus-Hilfe als Grüne Dame an der Uniklinik Freiburg. Seitdem habe ich auch immer wieder Kontakt mit sehr jungen Ehrenamtlichen gehabt. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Ehrenamt des Caritasverbandes Freiburg-Stadt werden uns immer mal wieder junge Menschen vermittelt, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Es gibt dort jeden Donnerstag eine Sprechstunde für interessierte Ehrenamtliche. Es kommen zu uns Studenten, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Sie wollen während ihres Studiums das Alltagsleben kennenlernen und nicht nur die Universität. Manche Studenten bleiben während ihrer gesamten Studienzeit als Grüne Dame oder Herr in der Klinik, besonders Medizinstudenten. Einige engagieren sich für ein paar Monate, so wie sie es mit ihrem Studium vereinbaren können. Eine Studentin, die bei uns einige Monate war, hatte zum Beispiel ein Erlebnis mit einem sehr kranken Patien- news / caritas-mitteilungen / 1-2016 17 th e m e n von jungen Menschen besucht werden, die kleine Besorgungen für sie machen oder einfach am Bett sitzen und mit ihnen sprechen. Menschen unterschiedlicher Generationen miteinander in Kontakt bringen: ein ehrenamtliches Engagement bietet dafür gute Gelegenheiten. ten. Sie hat lange mit ihm gesprochen. Als sie sich verabschiedete, bedankte sich der Patient bei ihr mit den Worten: „Sie haben es geschafft, dass der heutige Tag für mich ein schöner Tag ist.“ Sie war sehr erstaunt und berührt von dieser Aussage. Sie konnte gar nicht glauben, was sie mit ihrem Besuch und ihren Worten bewirkt hatte. Für mich als ältere Ehrenamtliche ist es immer wieder eine große Freude zu sehen, welche große Bereicherung das Ehrenamt für diese jungen Menschen ist. Ich freue mich auch immer wieder über die Dankbarkeit der jungen Ehrenamtlichen, dass sie von uns eine Einführung bekommen für den Dienst als Grüne Dame oder Herr. Zu uns kommen aber auch Schüler, die ein Sozialpraktikum machen wollen. Die Schulen bieten dieses Praktikum an, aber die Schüler suchen sich selbst einen Praktikumsplatz. Für eine Woche sind sie dann bei uns in der Klinik und besuchen mit Begleitung einer Grünen Dame Patienten. Bei uns melden sich aber auch junge Arbeitssuchende. Um ihre Arbeitslosigkeit zu überbrücken, engagieren sie sich ehrenamtlich. Sie sind dankbar, dass sie etwas Sinnvolles tun dürfen, wenn es manchmal auch nur für einige Monate ist. Meine Erfahrung mit all diesen jungen Menschen ist eine sehr Positive. Die kranken Menschen sind sehr angenehm überrascht, dass sie Wir Grünen Damen von der Uniklinik Freiburg haben sehr gute Erfahrungen gemacht mit diesen jungen ehrenamtlichen Menschen und freuen uns schon auf die nächsten Begegnungen. Oft bleibt noch lange nach dem Ende des ehrenamtlichen Dienstes der Kontakt zu diesen jungen Menschen bestehen. Sie schreiben uns und berichten von ihrem beruflichen Weg, oder wenn sie in Freiburg sind, besuchen sie uns in der Klinik, worüber wir uns natürlich sehr freuen. Seit zwei Jahren bin ich nun auch noch Lesepatin in einer Freiburger Schule. Dort betreue ich Kinder der 3. und 4. Klasse, die eine kleine Leseschwäche haben. Ich war sehr erfreut, dass die Kinder schon bald sehr vertraut mit mir waren. Wir lesen nicht nur, sondern sprechen auch über den Buchinhalt, und sie erzählen mir etwas aus ihrem Leben. Ich bin immer wieder sehr erstaunt, wie sie sich auf mein Kommen freuen und wie viele Hände hoch gehen, weil sie mit mir lesen möchten. Es ist eine große Freude für mich. Renate Landwehr Jung und Alt froh vereint Generationen verbinden: Seit Jahren kooperieren die Kita St. Konrad und das Altenheim St. Lioba in Villingen Seit Jahren pflegen die Kita St. Zusammenarbeit immer mehr Konrad und das Altenheim St. Lio- gestärkt. ba eine gute Gemeinschaft. Erste Kooperationsgespräche fanden bereits 2003 statt. Mittlerweile haben verschiedene Aktionen die 18 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Der Startschuss war die Eröffnung der Tagespflege und des Betreuten Wohnens in unmittelbarer Nähe zum Altenheim. Angefangen haben wir mit einem gemeinsamen Singkreis einmal im Monat. Wir singen gemeinsame Lieder, die alle kennen, aber auch besondere Lieder, führen Tänze vor und machen Fingerspiele, die wir aktuell und themenabhängig in der Kita mit den Kindern lernen. th emen Unsere „alte Einrichtung“ war vor dem Umzug in die neue Kita räumlich eingebettet in das Alten- und Pflegeheim mit dem betreuten Wohnen und der Tagespflege. Dadurch bot es sich an, gemeinsam das St. Martinsfest mit einer Andacht in der hauseigenen Kapelle, einer Martinsprozession durch und um das Altenheim und einem großen Martinsfeuer im Garten der Kita zu feiern. Weitere Veranstaltungen waren die gemeinsame Nikolausfeier mit Theateraufführung der Kinder, eine „Weihnachtsback-Aktion“ mit dem Küchenteam im Foyer mit den Bewohnern und den Kindern und das Dekorieren der Weihnachtsbäume auf den verschiedenen Wohnebenen. Über das „Bestprogramm“ der Caritas, bei dem sich engagierte Ehrenamtliche in soziale Projekte einbringen können, fand zweimal im Monat eine Märchenstunde mit unserer Kita und Ehrenamtlichen statt. Zusätzlich wurden Feste im Jahreskreislauf, wie Herbst- beziehungsweise Liobafeste oder Geburtstage, von uns mitgestaltet. Ein besonderes Highlight unserer Kooperation waren lange Jahre unsere gemeinsamen großen Sommerfeste, die unter verschiedenen Themen standen. Es gab Feste im Park von St. Lioba zu den Themen: Mittelalter, Cowboy und Indianer, Piraten, Zirkus, Märchen und Weltreise. Diese besonderen Sommerfeste waren für die Bewohner, ihre Angehörigen, die Kinder mit Familien und die gesamte Bevölkerung immer ein ganz besonderes Ereignis mit vielen Begegnungen. Nach einer Pause von vier Jahren werden wir dieses Jahr wieder ein gemeinsames Sommerfest unter dem Motto: „Ich und Du, wir gehören dazu, aus welchem Land kommst du?“ auf die Beine stellen. Für dieses Motto haben wir uns aufgrund der aktuellen Situation der Flüchtlinge entschieden. Es passt auch sehr gut zum Alltag unserer Kindertageseinrichtung, in der wir derzeit Kinder aus zwölf Nationen betreuen. Seit September 2014 hat sich unsere Angebotsform in der Kita verändert. Wir bieten verlängerte Öffnungszeiten sowie Ganztagsbetreuung mit Mittagessen für die Kinder an. Da wir zum Kindergartenjahr 2014 noch nicht in unsere neue Einrichtung einziehen konnten, hat sich das Altenheim St. Lioba sofort bereit erklärt, uns täglich mit einem leckeren warmen Mittagessen zu versorgen. Nach unserem Einzug in die neue Einrichtung gibt es seit Januar 2015 Mittagessen in der Kita. Da sowohl die Bewohner als auch die Kinder immer wieder nach einem gemeinsamen Mittagessen fragten, kamen wir auf die Idee, einmal im Monat mit den Kindern ins Altenheim St. Lioba zum Mittagessen zu gehen. Dies ist immer ein besonderer Tag, auf den sich alle Kinder und Bewohner gleichermaßen freuen. Auch wenn wir jetzt nicht mehr in direkter Nachbarschaft zum Altenheim St. Lioba sind, halten wir den Kontakt mit unseren gemeinsamen Aktionen und Festen und freuen uns schon jetzt riesig auf das kommende Sommerfest am 2. Juli. Tanja Dinser Kita St. Konrad, Villingen Eine von mehreren generationenverbindenden Aktionen: Auf das gemeinsame Mittagessen einmal im Monat im Villinger Altenheim St. Lioba freuen sich Kinder und Bewohner gleichermaßen. news / caritas-mitteilungen / 1-2016 19 the m e n Kinderalltag mit Senioren Jung erlebt Alt und umgekehrt: Das gemeinsame Mittagessen ist eine intensive Erfahrung Die Ganztageskinder vom Kindergarten St. Fidelis in Sigmaringen essen regelmäßig zu Mittag im benachbarten Alten- und Pflegezentrum. Daraus hat sich ein intensives interessiert zu. Die meisten freuen sich und nehmen genau wahr, wie viele Kinder es sind. Sie fragen nach, wenn jemand fehlt: „Wo ist das Mädchen mit den blonden Locken?“ „Warum kommt der kleine Chinese heute nicht zum Essen?“ Verhältnis entwickelt, das für beide Seiten eine Bereicherung ist. Die Kinder des Kindergartens St. Fidelis in Sigmaringen schieben den Servierwagen durch die Cafeteria des Altenpflegeheims „Seniorenwohnanlage Fideliswiesen“, denn sie essen hier regelmäßig zu Mittag. „Ach ne, die Schreihälse kommen!“ ruft eine alte Dame. Frau Weber ist über 90 Jahre alt, leidet an Altersdemenz und kann viele Dinge nicht mehr richtig einordnen. Die Gegenreaktion bleibt nicht aus: Jannik baut sich vor dem Platz der Seniorin auf und sagt entschieden: „Wenn du das noch einmal sagst, dann hole ich meine Mama!“ Das Zusammenleben zwischen Jung und Alt wird hier täglich intensiv gelebt. Kurz vor zwölf Uhr laufen die Ganztageskinder vom nahe gelegenen Kindergarten los, an der großen Buche vorbei, über die kleine Streuobstwiese bis zur Treppe, die zum „Restaurant“ führt. So nennen die Kinder die Cafeteria liebevoll. Im Foyer angekommen, ziehen die Kinder Jacken und Schuhe aus. Nach dem Händewaschen betreten sie gemeinsam mit der Erzieherin den Speiseraum, grüßen und gehen zu ihren Stammplätzen. Der „Fenstertisch“ ist schön eingedeckt und dekoriert, auch Gläser und Wasser sind vorhanden, wie im Restaurant! Hier sitzen schon etliche Senioren. Sie warten auf die Kinder, winken und schauen 20 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 „Warum hat die Oma einen krummen Rücken?“ Am Tisch sprechen Kinder und Erzieherinnen ein Gebet oder singen ein Lied. Darauf warten die Senioren, und die Kinder warten ihrerseits, wie dies aufgenommen wird. Meistens bekommen sie anschließend Applaus. Sobald die Suppe auf dem Tisch steht, hört man meist nur noch Löffelklappern und ab und zu ein Schlürfen, immer begleitet von aufmerksamen Blicken der alten Bewohner und Gäste. In der Wartepause bis zum zweiten Gang nehmen die Kinder ihrerseits die Atmosphäre im Speiseraum wahr und stellen viele Fragen: „Wieso ist die eine Frau so unfreundlich zu uns?“ „Warum hat die Oma einen krummen Rücken?“ „Ob unsere Tischnachbarin uns heute wieder etwas von ihrem Einkauf schenkt?“ Solche Impulsfragen der Kinder leiten viele Tischgespräche ein, in denen grundlegende Themen des Lebens zur Sprache kommen. Die Erzieherinnen nehmen die Fragen der Kinder ernst und sehen darin eine Chance, über Alter, Gebrechen, Krankheit, aber auch über Werte wie Toleranz, Nächstenliebe, Würde und Lebensfreude zu sprechen. Viele Kinder haben in der heutigen Zeit nicht mehr Gelegenheit, Großeltern, Tanten und Onkel, also die ältere Generation zu erleben und in solch engen und intensiven Kontakt mit ihnen zu treten. Umgekehrt geht es vielen Senioren ähnlich im Umgang mit Kindern. Deshalb sehen die Erzieherinnen dies gemeinsame Mittagessen als große gegenseitige Bereicherung. Häufig erhalten Kinder und Erzieherinnen die Rückmeldung von den Senioren, wie froh sie sind, dass die Kinder täglich kommen. Angehörige oder Gäste staunen, wie unbefangen hier Jung und Alt miteinander umgehen. So bringen die Kinder den Senioren zum Geburtstag öfters ein Ständchen. Regelmäßig werden die Kinder auch zu Festen eingeladen, beispielsweise an St. Martin, zum Erdbeerfest oder zum Sommerfest. Viele Senioren haben das Bedürfnis den Kindern ebenfalls eine Freude zu machen, entweder mit Süßigkeiten oder einem besonderen Lob oder einem Dankeschön fürs Geschirr vorbringen mit dem Servierwagen. Auf jeden Fall geht es immer lebendig zu. Die Kinder lernen sehr viel: Tischkultur, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit und die eigene Meinung zu äußern und sich gelegentlich zu wehren. Auf dem Rückweg zum Kindergarten wirken die Erlebnisse nach und können besprochen werden. So hat sich durch dieses gemeinsame Mittagessen ein intensives Verhältnis zwischen Jung und Alt entwickelt. Weder die eine noch die andere Seite möchte diese Begegnungen missen. Hilda Stösser Kindergarten St. Fidelis, Sigmaringen th emen „Heute kommt Opa Hellmut!“ Seit Herbst 2014 bekommen wir jeden Mittwoch in der Kita St. Michael in Freiburg Besuch. Die Kinder freuen sich immer sehr, wenn es am Morgen heißt: „Heute kommt Opa Hellmut!“. Hellmut Raschdorf (Foto) ist 94 Jahre alt und hat unsere Einrichtung an einem „Tag der offenen Tür“ kennen gelernt. Er hat erfahren, dass Familien aus vielen Nationen und dementsprechend Kinder, die viele unterschiedliche Sprachen sprechen, unsere Kita besuchen. So fragte er an, ob er zu uns kommen kann, um den Kindern vorzulesen. Der Bezug zu Kindern ist ihm nicht fremd, da er selbst ja drei Kinder, neun Enkel und zehn Urenkel (momentan!) hat. Wir hoffen und wünschen, dass uns Opa Hellmut noch lange besuchen kann! Kinder und Erzieher/innen der Kita St. Michael, Freiburg-Haslach Den gemeinsamen Austausch fördern Generationenworkshop in Donaueschingen: Jugendliche und Ältere gestalten ihre Zukunft Die FamilienForschung BadenWürttemberg führt im Auftrag des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg kommunale Generationenworkshops durch. Sie sollen Begegnungen zwischen den Generationen ermöglichen und helfen, einander besser kennen zu lernen. Gemeinsam werden Lösungsansätze und konkrete Projektideen für das ge- nerationenübergreifende Zusammenleben in der Kommune entwickelt. Einer dieser Workshops fand im Dezember 2015 und Januar 2016 in Donaueschingen statt. Kooperationspartner waren das Mehrgenerationenhaus des Caritasverbandes Schwarzwald-BaarKreis, der Stadtseniorenrat und des Kinder-und Jugendbüro. Schule, zur Freizeitgestaltung und zu den Berufen beziehungsweise Berufswünschen konnten sich die Generationen näher kommen, kennenlernen und erste Gemeinsamkeiten entdecken. Zum Einstieg gab es eine kurzen Impuls zum demografischen Wandel und seinen Auswirkungen für Donaueschingen: die Gesellschaft wird immer weniger, älter, bunter. In einer weiteren Arbeitsgruppenphase waren alle Teilnehmenden aktiv und mit viel Freude bestrebt, konstruktive Ideen zu entwickeln, wie man Wünsche der Jugendlichen und der älteren Generation umsetzen kann. Die Ideen reichten vom Mehrgenerationenspielplatz über sich gegenseitig unterstützen bis hin zu gemeinsamen Aktivitäten. Über Fragen zum Lieblingsfach in der Im Vordergrund der Ergebnisse des news / caritas-mitteilungen / 1-2016 21 the m e n Workshops stehen jedoch nicht die konkret geplanten Aktivitäten in naher Zukunft, sondern vielmehr der Beginn eines Prozess, in dem der gemeinsame Austausch zur Selbstverständlichkeit wird. Es gilt weiterhin Räume zu schaffen, in welchen die Generationen miteinander ins Gespräch kommen, miteinander Spaß haben und vor allem Barrieren und Hemmungen abgebaut werden können. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Generationenworkshops in Donaueschingen. Anja Rosenfelder Mehrgenerationenhaus Donaueschingen Miteinander stark sein Bundesgenerationenspiele der Caritas laden zum Mitmachen ein Verständnis wächst durch Begeg- onen und Nationen, laden Flüchtlin- nung und gemeinsames Tun. Hier ge ein mitzumachen. setzt die Idee der Bundesgenerationenspiele an. Sie sind innerhalb der Caritas-Kampagne zur Generationengerechtigkeit ein wichtiges gemeinsames Aktionselement. Spielerisch verbinden sie Generati- 22 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Im Gegensatz zu den „Bundesjugendspielen“, die vorrangig das Ziel haben sportliche Einzelleistungen zu prämieren, setzen die Bundesgenerationenspiele auf Mannschaftsspiele, bei denen das Miteinander der Generationen und Nationalitäten sowie der gemeinsame Spaß entscheidend sind. Die Spielregeln Jedes Team besteht aus mindestens fünf, maximal zehn Personen. Die Teams sollten sowohl mehrere Generationen (Kinder/Jugendliche – Erwachsene – Ü 66) als nach Möglichkeit auch mehrere Nationalitäten umfassen. Die Erfahrung zeigt, dass Teams, die sich themen vorher schon kennen, eine stärkere Motivation des Miteinanders haben. Die Spiele können aber auch dazu beitragen, dass vorher fremde Menschen miteinander in Beziehung kommen. Jedes Team gibt sich oder erhält durch den Veranstalter einen Namen (unter diesem Namen nimmt es an der Verlosung für die Wette teil). 15 Stationen stehen zur Auswahl. Die Veranstalter wählen daraus sechs bis zehn Stationen, aus denen ihre Bundesgenerationenspiele bestehen. Natürlich können auch eigene Ideen umgesetzt werden. Wetten, dass… Die Caritas hat mit Sebastian Krumbiegel von „Die Prinzen“ einen prominenten Wettpaten gewonnen. Er wettet, dass die Caritas es schafft, im Jahr bis Oktober 2016 dezentral in ganz Deutschland durchgeführt. Veranstalter melden Termin und Veranstaltungsort ihrer Bundesgenerationenspiele über ein Termin-Webformular an, so dass die bundesweiten Aktionen auf einer Deutschlandkarte zu finden sind. (can) 2016 eintausend Teams zum Mitspielen zu gewinnen. Als Wetteinsatz wird unter allen teilnehmenden Teams ein Besuch Sebastian Krumbiegels direkt vor Ort ausgelost. An der Verlosung nimmt jedes Team einzeln teil, das heißt je mehr Teams bei einer Veranstaltung sind, umso höher ist die Chance zu gewinnen. Bundesweite Aktion Die Bundesgenerationenspiele werden nicht zentral, sondern im Zeitraum März nnn Mehr Infos zu den Bundesgenerationenspielen (Spielregeln und ausführliche Spieleanleitung; Anmelde- und Terminformulare) finden Sie unter www.caritas.de/magazin/kampagne/starke-generationen/bundesgenerationenspiele/idee nnn Impulse für ein neues Miteinander der Generationen: Das CKD-Handbuch für Ehrenamtliche Neue Kommunikationsformen (Smartphones, WhatsApp, Blogs ...), eine steigende Berufstätigkeit beider Elternteile, Ganztagesschulen, welche die Schüler bis spät nachmittags unter ihresgleichen in ihrer „Schuleinrichtung“ halten oder die zunehmende Zahl älterer Menschen, die ebenfalls unter sich in Seniorenheimen leben, haben eins gemein: sie erschweren die Chance auf ein mögliches Miteinander der Generationen außerhalb der Familie. Gleichzeitig gibt es aber auch immer mehr „junge Alte“, die Lust, Zeit und Kompetenzen einbringen wollen in ehrenamtliches Engagement, das sie jedoch stärker wie bisher selbst mitprägen wollen und zeitlich befristet sehen. In diesem Spannungsfeld wollen die Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD) Räume, Zeiten und Ideen ausloten, um eine Solidarität der Generationen bewusst zu ermöglichen. Darum dreht sich das neue CKD-Handbuch zum Caritas-Jahresthema. Unter dem Titel „GreisenJung. Ein neues Fürund Miteinander der Generationen“ eröffnen kompetente und prominente Autoren und Autorinnen wie zum Beispiel Professor Julia Franz (Universität Tübingen), Professor Thomas Klie (Evangelische Hochschule Freiburg), Karin Nell (Keywork e. V.), Hubertus Schröer (Institut IQM München) oder Bernd Schüler (Patenschaftsprogramm biffy, Berlin), neue, ungewohnte, mitunter auch überraschende Perspektiven. Neben den Fachartikeln enthält das Handbuch zur Gestaltung von Gruppenstunden, runden Tischen, Gottesdiensten oder Infoabenden Methoden, Gebete, Zitate und Texte in unterschiedlicher Länge und mit unterschiedlichem Bezug zum Thema. Für den Caritas-Sonntag gibt es Aktionsideen und einen Gottesdienstbaustein zum Jahresthema. Konkrete Praxisbeispiele aus unterschiedlichen Diözesen und ein Kapitel mit Tipps „GreisenJung. Ein neues Für- und Miteinander der Generationen.“ 77 Seiten, 8,50 Euro für CKD-Mitglieder, 10,50 Euro für Nicht-Mitglieder. Bestellung: www.ckd-netzwerk.de, Telefon 0761 200-461, E-Mail: [email protected] und Links erleichtern eine weitergehende Informationsrecherche. Ebenfalls im Handbuch: Praxisbeispiele und Methoden zur ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe. (can) news / caritas-mitteilungen / 1-2016 23 c a rita s d e r g e m e i n d e caritas der gemeinde Gemeinsam geht‘s besser: Seelsorge und Sozialarbeit gehören zusammen Großes Interesse am spannenden Zukunftsthema der Perspektivenwerkstatt in Frankfurt Seelsorge ist auch Aufgabe von Sozialarbeit, und Sozialarbeit ist auch Aufgabe von Seelsorge. Das ist die Quintessenz der achten Perspektivenwerkstatt, die im Dezember im Frankfurter Konrad-von-PreysingHaus stattfand. Der Einladung zu diesem Studientag gefolgt waren gut 50 Teilnehmer aus den Diözesancaritasverbänden, Bischöflichen Ordinariaten/Generalvikariaten, den Ortscaritasverbänden und erstmals auch Personalverantwortlichen der Bistümer Freiburg, Fulda, Limburg, Mainz, Rottenburg-Stuttgart, Speyer und Trier. Veranstalter war die AG Perspektivenwerkstatt der Regionalgruppe Mitte-Südwest. „Multiprofessionelle Teams – Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in Pastoralteams und Seelsorgerinnen und Seelsorger im Dienst der Caritas“ lautete das diesjährige Motto. Wie die Wie können Seelsorge und Sozialarbeit Hand in Hand arbeiten? 24 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Zusammenarbeit von Seelsorge und Sozialarbeit im Bistum Limburg bereits gut funktioniert, das zeigt das Sozialraum-Projekt in Oberursel-Steinbach von Bezirkscaritasverband Hochtaunus und Pfarrei St. Ursula. Die unterschiedlichen Kompetenzen im Pastoralteam sind, sagte Pastoralreferent Christof Reusch, sehr gewinnbringend. Dank der Kompetenz der Sozialarbeiter im Team profitiert die Seelsorge, die vielschichtigen Problemlagen vor Ort können so gemeinsam angegangen und bewältigt werden. Das gilt aber car itas der gemeinde auch umgekehrt, wie Anja Düringer vom Caritasverband betonte. Die Impulse seitens der Seelsorge sind auch für ihre Arbeit als Sozialarbeiterin enorm hilfreich und bereichernd. Gemeinsam geht es besser – so das Fazit der Praktiker. Wie kann Seelsorge in CaritasEinrichtungen gestärkt werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Teilnehmer der Perspektivenwerkstatt am Nachmittag. Gerade mit Blick auf immer weniger Priester und Seelsorger diskutierten die Teilnehmer darüber, wie dieses Angebot in katholischen Einrichtungen dennoch vorgehalten werden kann. Bruno Schrage, Referent Caritaspastoral im Diözesancaritasverband Köln, stellte das Projekt „Begleiter in der Seelsorge“ vor: Mitarbeiter in den Altenhilfeeinrichtungen werden seelsorglich ausgebildet, um als Ansprechpartner für Bewohner und Angehörige unter anderem bei deren Fragen zu Sterben, Tod und Abschiednehmen helfen zu können. Der Vorteil dabei ist, dass beide sich gut kennen und gerade die Mitarbeiter den Alltag der Bewohner sowie ihre Sorgen und Nöte kennen. werkstatt anwesenden Personalverantwortlichen – auch in Zukunft mit dieser Fragestellung beschäftigen. Sozialarbeiter als neue Seelsorger, als Konkurrenz oder gar als Lückenbüßer für fehlendes Personal? Nein, mitnichten! Das war die einhellige Meinung der Teilnehmer der Perspektivenwerkstatt wie auch des Fuldaer Pastoraltheologen Professor Richard Hartmann in der Diskussion: Es geht vielmehr darum, dass sich beide Professionen ergänzen, Hand in Hand arbeiten und miteinander multiprofessionell die Herausforderungen meistern. Und das heißt eben auch: Seelsorge ist auch Aufgabe von Sozialarbeit, und genauso ist Sozialarbeit Aufgabe von Seelsorge. Torsten Gunnemann Diesen Ansatz zu befördern, ist eine spannende und herausfordernde Sache. Und daher wollen sich alle Teilnehmer – die Referenten Gemeindecaritas, die Referenten der Bischöflichen Ordinariate/Generalvikariate ebenso wie die erstmals an der Perspektiven- nnn Hintergrund Die AG Perspektivenwerkstatt der Regionalgruppe Mitte-Südwest besteht aus den Referenten Gemeindecaritas und Referenten aus den Bischöflichen Ordinariaten/Generalvikariaten der Bistümer Freiburg, Fulda, Limburg, Mainz, Rottenburg-Stuttgart, Speyer und Trier. Die Perspektivenwerkstatt findet einmal jährlich statt. Ziel ist, über Perspektiven einer diakonisch ausgerichteten Pastoral zu informieren sowie das Zusammenwachsen und die Kooperation zwischen Seelsorge und der Arbeit der Caritasverbände zu intensivieren. nnn Das war eine der Fragen, mit denen sich die Teilnehmenden der Perspektivenwerkstatt beschäftigten. news / caritas-mitteilungen / 1-2016 25 c v- p ra x is Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V. „Im Jahre 2030 leben wir in einer Opakratie“ Jahresauftakt: Caritas ruft zu mehr Gerechtigkeit zwischen den Generationen auf 91 Prozent der jungen Menschen glauben, dass sie im Alter arm sein werden. Zu Recht fragen sie, ob wir unseren Wohlstand halten können, wenn die Gesellschaft so rapide altert und zugleich schrumpft. Wie ist es machbar, dass die jüngere Generation nicht für zwei arbeiten muss? Loyalität und Fairness zwischen den Generationen – dieser großen Zukunftsaufgabe nimmt sich die Caritas in Baden-Württemberg unter dem Motto „Mach dich stark für Generationengerechtigkeit“ an. Bei ihrem Jahresauftakt im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart regten die beiden Diözesan-Caritasverbände Freiburg und Rottenburg-Stuttgart an, Bedingungen zu schaffen, damit alle Generationen ein gutes Leben führen können. Im Mittelpunkt stand ein faires Miteinander von Jungen und Alten, aber auch von Einheimischen und Zugewanderten als Gewinn für die gesamte Gesellschaft. Das Fazit: Damit keine Generation zu Lasten der anderen lebt, muss die Politik sicherstellen, dass auch nachfolgende Generationen einen ausreichenden Schutz in den Sozialversicherungssystemen erhalten. Zugleich gilt es, die Lebensleistung der älteren Generation zu respektieren. „Letztlich geht es um die zentrale Frage, welche Voraussetzungen ge- schaffen sein müssen, damit gesellschaftliche Teilhabe und Chancengerechtigkeit für die gegenwärtigen und die zukünftigen Generationen gesichert werden können“, sagte der Freiburger Diözesan-Caritasdirektor Bernhard Appel vor rund 200 Gästen aus Politik, Medien, Kirche und Wissenschaft. „Generationengerechtigkeit bedeutet eine soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Gestaltung der Umwelt und der Gesellschaft, die für jede (auch künftige) Generation annähernd gleiche Teilhabe- und Verwirklichungschancen sicherstellt.“ Dass der Anteil der älteren Menschen bei Wahlen immer größer wird, sieht Wolfgang Gründinger, Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen aus Berlin, kritisch. „Mit Vor rund 200 Gästen aus Politik, Medien, Kirche und Wissenschaft hielt Wolfgang Gründinger (rechts), Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, einen anregenden Vortrag zum Thema „Generationengerechtigkeit“. 26 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 cv-praxis der demografischen Verschiebung der Altersgruppen wächst die Gefahr, dass die Älteren durch ihr strukturelles Wählergewicht die politische Agenda diktieren und Zukunftsthemen verdrängen“, sagte er bei seinem Vortrag (siehe Seite 8). Themen wie Steuererleichterungen für Eltern oder öffentliche Kinderbetreuung fänden nachweislich bei älteren Menschen weniger Zustim- mung. „Im Jahre 2030 werden wir in einer Opakratie leben, in der die Alten das Sagen haben.“ Die Zukunft 2030 hänge davon ab, wie Alte sich im Kampf um Pfründe, Posten und Parkbänke positionierten. Der Stuttgarter Diözesan-Caritasdirektor Oliver Merkelbach sprach von Verantwortung, die wir einmal in Bezug auf unser Handeln und die politischen Weichenstellungen heute für die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder hätten. „Als Caritas sehen wir uns außerdem in der Verantwortung, unseren Beitrag zu leisten, um gemeinsam mit anderen nach Lösungen zu suchen.“ Merkelbach appellierte an viel Fingerspitzengefühl und gegenseitigen Respekt. (bye/tom) Sie halten den Sinn für die sozialen Anliegen wach Caritas in Baden-Württemberg zeichnet fünf Journalistinnen und Journalisten aus Dafür, dass sie den Sinn für die dem 27. Caritas-Journalistenpreis sozialen Anliegen in unserer Ge- Baden-Württemberg ausgezeich- sellschaft wachhalten, wurden im net. Rahmen der Jahresauftaktveranstaltung vier Journalistinnen und Journalisten und ein Fotograf mit Den mit 3.000 Euro dotierten ersten Preis des Wettbewerbs erhielt Peter Schwarz von der Waiblinger Kreiszei- tung für seine dort erschienene vierteilige Serie „Die Flüchtlinge kommen“. Eine Woche lang hat Schwarz in der Waiblinger Notunterkunft für Flüchtlinge mitgearbeitet. In mehreren Beiträgen beschreibt er facettenreich seine Erfahrungen dort und zeichnet eindrückliche Bilder von Menschen und ihren Den 1. Preis überreichten die Diözsan-Caritasdirektoren Oliver Merkelbach (l.) und Bernhard Appel (2.v.r.) an Peter Schwarz (Mitte) von der Waiblinger Kreiszeitung. Ganz rechts: Laudator Thomas Maier. news / caritas-mitteilungen / 1-2016 27 c v- p ra x is Lebens- und Fluchtgeschichten. Dabei gibt Schwarz seine journalistische Distanz auf, markiert das allerdings auch deutlich und reflektiert es. Eine „Lobende Erwähnung“ erhielten Katharina Thoms (l.) und Sandra Müller für eine SWR-Multimediareportage. Der zweite Preis mit einem Preisgeld von 1.000 Euro ging an Susanne Beßler für ihren im SWR-Fernsehen gesendeten Film „Aus mit dem Haus? Wie ein Familientraum doch noch wahr wird“. Eine junge türkische Familie steht vor dem finanziellen Ruin, weil in dem fast fertigen Eigenheim eine falsch angeschlossene Heizungsleitung bricht und 40.000 Liter Wasser das Haus verwüsteten. Doch von unerwarteter Seite kommt Hilfe. So wird der Film zu einem ansprechenden Plädoyer für bürgerschaftliches Engagement. Ebenfalls mit einem zweiten Preis ausgezeichnet wurden Robin Szuttor (Text) und Andreas Reiner (Bild) von der Stuttgarter Zeitung für den Beitrag „Paule – Nachruf auf einen Außenseiter“. Die Geschichte eines einsamen Mannes, der von Amts wegen nach seinem Tod in einem namenlosen Grab bestattet werden sollte. Das allerdings wurde verhindert. Robin Szuttor hat sich auf die Spurensuche begeben und schildert unspektakulär und ohne Effekthascherei das Leben und den Abschied von Paul. Robin Szuttor (l.) und Fotograf Andreas Reiner von der Stuttgarter Zeitung (2. Preis) mit Laudatorin Eva-Maria Bolay. Mit einer „Lobenden Erwähnung“ wurden Sandra Müller und Katharina Thoms ausgezeichnet für ihre Multimediareportage „Jeder Sechste ein Flüchtling. Tausende Asylsuchende als Nachbarn“ über die Landeserstaufnahmeeinrichtung in Meßstetten, die auf der Internetseite des SWR publiziert wurde. Sie ist eine beispielhafte, zeitintensive Begleitung einer sich erst entwickelnden Realität, kreativ und spannend aufbereitet in einem neuen medialen Format. Der unabhängigen Jury lagen 83 Beiträge vor, die in Presse, Hörfunk, Fernsehen und Online erschienen sind. (bye/tom) Susanne Beßler vom SWR (2. Preis) mit Laudator Thomas Hauser. 28 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 cv-praxis „Der Kranke ist nicht nur ein Kostenfaktor“ Die Landesarbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser in Baden-Württemberg feierte in Freiburg ihr 25-jähriges Jubiläum Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Katholischer Krankenhäuser in Baden-Württemberg hat mit einem Gottesdienst und einem Festakt in Freiburg ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Erzbischof Stephan Burger, der dem Gottesdienst vorstand, würdigte das Wirken der Landesarbeitsgemeinschaft und dankte für deren Einsatz. Man stehe heute in der Gefahr, alles unter dem Diktat der Ökonomie und Effizienz zu sehen, sagte Burger vor Vertretern aus Politik, Caritas und Gesundheitswesen in der Mutterhauskirche der Vinzentinerinnen. Gerade in der Medizin brauche es deshalb Zeit und Raum, um sich auf das Wesentliche zu besinnen. „Der Kranke und Bedürftige ist nicht nur ein Kostenfaktor. Er ist Mensch und Mitmensch“, unterstrich der Erzbischof. Es sei Aufgabe der Kirche, dafür einzustehen. Beim anschließenden Festakt knüpfte der ehemalige Bundesverfassungsrichter Professor Paul Kirchhof daran an. „Was ist die christliche Botschaft, wenn uns der Blick auf den Einzelnen verloren geht und nur das Kollektiv gesehen wird“, fragte er und antwortete mit einem Goethe-Zitat: Dort, wo Glaube ist, ist Kultur. Kirchhof plädierte für mehr Selbstbewusstsein, wenn es um die Nachhaltigkeit im Wirken von 2000 Jahren Christentum gehe. Mit dem Blick auf das Gesundheitswesen stellte Kirchhof fest: „Je mehr wir in der medizinischen Technologie voranschreiten, desto mehr drohen wir in der mensch- lichen Zuwendung zurückzubleiben“. Höchstleistungen in der Medizin seien heute selbstverständlich, dazu kommen müsse aber das gute, tröstende Wort. Die Kombination von beidem gebe es in kirchlichen Krankenhäusern vielleicht etwas mehr als in anderen, so Kirchhof. Vor 25 Jahren gründeten die katholischen Krankenhäuser in Baden-Württemberg eine Landesarbeitsgemeinschaft, um ihre Interessen gegenüber Politik und Krankenkassen gemeinsam zu vertreten. Ob Krankenhausplanung, Finanzierungsfragen oder Pflegenotstand: Die Themen, die damals auf der gesundheitspolitischen Agenda standen, sind geblieben, neue sind hinzugekommen, wie zum Beispiel die Umsetzung des Krankenhausstrukturgesetzes oder der zunehmende Mangel an Fachärzten. Zudem sehen sich die kirchlichen Einrichtungen – wie alle Krankenhäuser – einem verschärften Wettbewerb ausgesetzt. Deshalb setzen die katholischen Kliniken nach wie vor auf einen starken Verbund, so der Erste Vorsitzende Richard Wentges. Im Jubiläumsjahr gehören der Landesarbeitsgemeinschaft 25 katholische Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken mit insgesamt 5.600 Betten an. Laut Wentges vertritt die Landesarbeitsgemeinschaft 15 Prozent der Krankenhäuser in Baden-Württemberg mit rund 12.000 Mitarbeitenden. Nahezu alle Einrichtungen bilden in Pflegeberufen aus. In Grußworten gratulierten mehrere Redner und Rednerinnen zum 25-jährigen Jubiläum der Landesarbeitsgemeinschaft. Diözesan-Caritasdirektor Rainer Brockhoff aus Stuttgart erinnerte an den politischen Kampf um faire Wettbewerbsverhältnisse für die kirchlichen Krankenhäuser, die sich diesem Im Festgottesdienst würdigte Erzbischof Stefan Burger das Wirken der Landesarbeitsgemeinschaft der katholischen Krankenhäuser in Baden-Württemberg. news / caritas-mitteilungen / 1-2016 29 c v - p ra x is Der ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof bei seinem Festvortrag. Richard Wentges, der erste Vorsitzende des Landesarbeitsgemeinschaft: Katholische Kliniken im Land setzen nach wie vor auf einen starken Verbund. Wettbewerb stellen und durchaus gut aufgestellt seien. Der Freiburger Diözesan-Caritasdirektor Bernhard Appel verwies auf das christliche Profil, dem laut einer Umfrage von den Patienten nach wie vor eine hohe Wertschätzung entgegengebracht werde. Daran festzuhalten und es angesichts der Debatte um Sterbehilfe mit einer gut aufgestellten Palliativ-Versorgung weiter zu schärfen, sei das Gebot der Stunde. stellten Krankenhausstruktur gelegen sei. Dies komme in einer deutlichen Erhöhung der Investitionsförderung zum Ausdruck. Wichtig sei dabei eine abgestimmte Einzelförderung, um die Krankenhauslandschaft nachhaltig wirtschaftlich zu gestalten. Hier erhofft sich die Landesregierung gelegentlich etwas mehr Verständnis von dem einen oder anderen Träger, so Vierheilig. Ministerialdirigentin Monika Vierheilig aus dem baden-württembergischen Sozialministerium sagte, dass der Landesregierung an einer gut aufge- Matthias Einwag, Hauptgeschäftsführer der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft, dankte dem Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft besonders für die Bereitschaft, sich für das Ganze einzusetzen und nicht nur Einzelinteressen zu verfolgen. Auch Thomas Vortkamp vom Katholischen Krankenhausverband Deutschlands (KKVD) äußerte sich dankbar für das Engagement der Landesarbeitsgemeinschaft, von der wiederum wertvolle Impulse in die Arbeit des KKVD eingingen. Der Vorsitzende des Evangelischen Krankenhausverbandes BadenWürttemberg Urs Keller würdigte die lange ökumenische Zusammenarbeit in diesem Bereich, die beispielhaft sei. Thomas Maier Qualitätsvolle Freiwilligenarbeit Zertifikat bescheinigte gute Arbeit des Diözesan-Caritasverbandes Für seine gute Arbeit im Bereich tasverband jetzt erstmals vergeben der Freiwilligendienste hat der wurde. Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg ein Qualitäts-Zertifikat erhalten, das gemeinsam vom Bund der Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Deutschen Cari- 30 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Das Zertifikat bescheinigt die Einhaltung von Qualitätsstandards für Freiwilligendienste (Freiwilliges Soziales Jahr FSJ und Bundesfreiwilligendienste BFD), die in einem mehrjährigen intensiven Prozess und in enger Zusam- menarbeit zwischen den katholischen Trägern sowie dem BDKJ und dem Deutschen Caritasverband entwickelt wurden. Der Diözesan-Caritasverband Freiburg erhielt das Qualitäts-Zertifikat zusammen mit sieben weiteren Trägern bei der Mitgliederversammlung der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Freiwilligendienste in Bonn. Der BAG gehören über 60 katholische cv-praxis Träger nationaler und internationaler Freiwilligendienste an. Aufgrund der stetig ansteigenden Freiwilligenzahlen während der letzten Jahre, hat sich die katholische Trägergruppe ganz bewusst für eine Fokussierung auf die Qualität der Durchführung der beiden Dienstformate FSJ und BFD entschieden. Bis 2018 werden alle katholischen FSJ- und BFD-Träger überprüft und bewertet. Ziel ist es, den Freiwilligen im gesamten Bundesgebiet einen qualitativ hochwertigen Freiwilligendienst in katholischer Trägerschaft anzubieten. Zu den Qualitätsmerkmalen gehört, dass die christlich geprägten Freiwilligendienste allen Interessierten offen stehen, unabhängig von Herkunft, Religionszugehörigkeit, Bildungsgrad oder anderen persönlichen Merkmalen. Sie verstehen sich als ein Angebot, mit dem nicht nur zusätzliche soziale Schlüsselkompetenzen zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts vermittelt werden sollen. Vielmehr bieten sie einen Rahmen, „den eigenen Lebensentwurf zu betrachten, zu entwickeln und gegebenenfalls zu hinterfragen“, wie es in dem Profil der BAG Freiwilligendienste heißt. Der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg ermöglicht deshalb über gezielte Bildungs- und Begleitungsangebote, dass die Freiwilligen ihre persönlichen Erfahrungen vertiefen und deuten können. „Das dient sowohl der Referatsleiter Michael Bross (2.v.r.) bei der Überreichung des Qualitätszertifikats bei der Mitgliederversammlung der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Freiwilligendienste in Bonn. persönlichen als auch der fachlichen Weiterentwicklung“, erläutert Michael Bross, Referatsleiter Freiwilligendienste im Diözesan-Caritasverband Freiburg. Nach seinen Worten geht es um einen gegenseitigen Lernprozess: „So wie die Freiwilligen durch ihren Dienst geprägt werden und neue Dinge lernen, profitieren umgekehrt alle Beteiligten von den persönlichen Fähigkeiten und Fragenstellungen der Freiwilligen: die Einsatzstellen ebenso wie wir als Träger.“ Beim Diözesan-Caritasverband Freiburg absolvieren aktuell rund 1.100 Freiwillige in 750 Einsatzstellen von der Kita bis zum Altenpflegeheim ein Freiwilliges Soziales Jahr oder einen Bundesfreiwilligendienst. nnn Sprecherinnen für die Freiwilligen Chiara Stroh und Anna Winkler vertreten als Bundesprecherinnen für den Jahrgang 2015/2016 die Freiwilligen der Caritas in der Erzdiözese Freiburg auf Bundesebene. Chiara Stroh leistet ihren Freiwilligendienst in der katholischen Sozialstation Heidelberg Süd, Anna Winkler arbeitet im Waldkindergarten „die Trolle“ in Gundelfingen bei Freiburg. nnn Thomas Maier Gute Noten für Caritas-Schuldnerberatung Positive Rückmeldung bei Klientenbefragung: „Danke, dass ich als Mensch behandelt wurde“ Obwohl der Wirtschaftsmotor der- Schuldneratlas 2015 zeigt. Viele zeit brummt, geraten immer mehr von ihnen kommen aus eigener Menschen in Zahlungsschwie- Kraft und ohne Unterstützung nicht rigkeiten. Die Verschuldung von mehr aus der Schuldenspirale Privatpersonen nimmt zu, wie der heraus. Diesen Personen bietet die Schuldnerberatung der Caritas kostenlose und kompetente Hilfe an, die von den Klienten durchweg als sehr positiv bewertet wird. Das hat eine Befragung unter Klienten ergeben, die 2014 in 15 Caritas-Schuld- news / caritas-mitteilungen / 1-2016 31 c v- p ra x is nerberatungsstellen in Baden abschließend beraten worden sind. 95 Prozent der Befragten würden die Schuldnerberatung der Caritas weiterempfehlen Neben Existenzsicherung und Schuldenregulierung zählen psychosoziale Wirkungen zu den zentralen Effekten von Schuldnerberatung. Diese Themen standen im Zentrum der Befragung. Das Ergebnis zeigt deutlich eine positive Wirkung der Schuldnerberatung auf die persönliche, gesundheitliche und finanzielle Situation der Klienten. Jeweils 61 Prozent haben einen besseren Überblick und können besser schlafen. Über die Hälfte (53 Prozent) der Klienten hat keine Ängste mehr und knapp 57 Prozent von ihnen sagen, dass ihre Lebenssituation sich gebessert hat. Drei Viertel (75 Prozent) der Klienten geben an, bei Bedarf die Schuldnerberatung erneut aufzusuchen. Insgesamt gaben die befragten Klienten der Beratungsleistung die Durchschnittsnote 1,5, wobei die einzelnen Fragen zu über 90 Prozent mit „sehr gut“ und „gut“ bewertet wurden. 95 Prozent der Befragten würden die Schuldnerbera- tung der Caritas weiterempfehlen. Zahlreiche persönliche Anmerkungen unterstreichen eindrücklich, wie wichtig und positiv die Beratungsarbeit von den Klienten wahrgenommen wird. Da ist viel von Lob und Dank die Rede, und davon, dass man motiviert und ermutigt wurde. „Danke, dass ich als Mensch behandelt wurde“, so ein Klient. Und: „Die Beratung war einfühlsam, engagiert und trotz der Professionalität sehr persönlich.“ Ein anderer schreibt: „Es war eine seelische Wohltat, keine Vorwürfe für die verursachten Schulden zu bekommen, sondern Rückhalt und Verständnis. Das gab mir die nötige Motivation und Achtung in Geldangelegenheiten.“ Im Herbst vergangenen Jahres verschickten 15 Schuldnerberatungsstellen 1.096 Fragebogen an Klienten, deren Beratung 2014 geendet hatte. Knapp 37 Prozent von ihnen füllten den Bogen aus und schickten ihn zurück. (tom) Egon Engler bleibt Vorsitzender der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft „Behindertenhilfe und Gemeindepsychiatrie“ dertenhilfe und Gemeindepsychiatrie“ im Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg einstimmig für weitere drei Jahre bestätigt worden. Die Wahl fand turnusgemäß im Rahmen der Mitgliederversammlung der DiözesanArbeitsgemeinschaft statt. Engler führt die Arbeitsgemeinschaft seit ihrer Gründung im Jahr 2005. Egon Engler, Vorstand des Caritasverbandes Freiburg-Stadt (Foto), ist als Vorsitzender der DiözesanArbeitsgemeinschaft (DiAG) „Behin- 32 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Zum stellvertretenden Vorsitzenden bestimmte die Versammlung Martin Riegraf, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes Hochrhein. Als weitere Mitglieder wurden in den Vorstand der Diözesan-Arbeitsgemeinschaft gewählt: Birgit Ackermann (Vorständin des St. Josefshauses Herten), Matthias Fenger (Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes für den Tauberkreis), Wolfgang Heintschel (Geschäftsführer des Caritasverbandes Singen-Hegau) und Gudrun Schemel (Geschäftsfüh- rerin des Caritasverbandes für den Landkreis Lörrach). Inhaltlich beschäftigte sich die Mitgliederversammlung im ersten Teil mit dem Thema Inklusion. Vorgestellt wurden vier Praxisbeispiele aus dem Weiterbildungskurs „Kompetent durch Inklusion“ der Fortbildungsakademie des Deutschen Caritasverbandes. Im zweiten Teil folgten Berichte aus der Arbeit des Vorstandes und den Leitungskreisen der Gemeindepsychiatrie und Behindertenhilfe. In der DiAG „Behindertenhilfe und Gemeindepsychiatrie“ sind die 27 örtlichen Caritasverbände, die Dienste und Einrichtungen in diesem Fachbereich anbieten, sowie das St. Josefshaus Herten vertreten. Die Arbeitsgemeinschaft dient dem fachlichen Austausch und zur Interessensvertretung. (tom) cv-praxis Entbürokratisierung der Pflegedokumentation Diözesan-Caritasverband unterstützt 16 Einrichtungen bei der Einführung des neuen Strukturmodells Die neue, entbürokratisierte Pflegedokumentation mit der strukturierten Informationssammlung als Kern stellt die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen in den Mittelpunkt und befreit Pflegende von überflüssigen Routineeintragungen. Der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg, unter Federführung von Ingrid Nickert-Stude (Abteilung Gesundheitsund Altenhilfe), unterstützt die bundesweite Implementierung dieses Projektes und hat sich mit 16 interessierten Einrichtungen auf dem Weg gemacht, das neue Strukturmodell in die Praxis zu bringen. Die Bundeskampagne „Entbürokratisierung in der Pflege“ hat zur Entwicklung des „Strukturmodells“ geführt. Es wurde von einem Team um die damalige Ombudsfrau Elisabeth Beikirch entwickelt und in ausgewählten Einrichtungen erprobt. Anfang 2015 war der Start für eine bundesweite Implementierung aller interessierten Einrichtungen. Ebenen zu spüren war, an der Problemlösung mitzuwirken. Unterstützung bei der Implementierung in jeder Einrichtung angeboten. Diese Erkenntnisse boten die Grundlage für das Projekt des DiözesanCaritasverbandes. Die teilnehmenden Einrichtungen haben sich im Vorfeld mit den Projektergebnissen des Bundesprojektes auseinander gesetzt und auf Trägerebene die Entscheidung für eine Teilnahme getroffen. Das Fazit der qualifizierten Multiplikatoren lässt sich wie folgt zusammenfassen: Der Umfang der neuen Pflegedokumentation ist sehr überschaubar und rechtlich umschrieben, die Dokumentation erfasst die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen, die häufigsten Risiken werden direkt erfasst und die Dokumentation kann vom interdisziplinären Team genutzt werden. Schwerpunkt des Projektes war die Qualifizierung von Multiplikatoren, die für die Einführung des Strukturmodells in der jeweiligen Einrichtung verantwortlich sind. Sie sollen die Implementierung konstruktiv und motivierend vorantreiben und alle Mitarbeitenden in der Anwendung des Strukturmodells schulen. Für die Implementierung wurde ein individueller Projektplan entwickelt. Die Schulung der Multiplikatoren hatte einen zeitlichen Umfang von drei Tagen. Zusätzlich wurden Trainings zur Dokumentenanalyse, Fallberatung und Ingrid Nickert-Stude nnn Im Juni 2016 gibt es eine Neuauflage des Projektes. Interessierte Einrichtungen können sich bei Ingrid Nickert-Stude, Abteilung Gesundheits- und Altenhilfe, Telefon 0761 8974-226, E-Mail: nickert-stude@ caritas-dicv-fr.de melden. nnn Die wichtigsten Ziele des Strukturmodells sind die Rückbesinnung auf die fachliche Kompetenz der Pflegefachkräfte, die Konzentration auf die Perspektive der Pflegebedürftigen und die Begrenzung der schriftlichen Darstellung des Pflegeprozesses. Dies bedeutet für den Pflegealltag: Mehr Zeit für die Pflegebedürftigen, Entlastung der Mitarbeitenden und Abbau von Bürokratie. Im Praxistestes waren diejenigen Einrichtungen erfolgreich, die die Grundprinzipien des Strukturmodells intern reflektiert und erprobt haben und bei denen Entschlossenheit auf allen Das Fazit der geschulten Multiplikatoren: Der Umfang der neuen Pflegedokumentation ist sehr überschaubar. news / caritas-mitteilungen / 1-2016 33 c v- p ra x is Abschied von einem Visionär Norbert Scheiwe nach 27 Jahren als Gesamtleiter des Christophorus-Jugendwerks in den Ruhestand verabschiedet – Nachfolger ist Thomas Köck Mit einem Dankgottesdienst in der Kirche St. Stephanus und einem großen Fest in der prall gefüllten Tuniberghalle in Oberrimsingen wurde Anfang des Jahres der langjährige Leiter des Christophorus-Jugendwerks Oberrimsingen Norbert Scheiwe in den Ruhestand verabschiedet. 27 Jahre trug er die Gesamtverantwortung für die Jugendhilfereinrichtung des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg. Zum Ende des vergangenen Jahres ist er aus dem aktiven Dienst ausgeschieden. Scheiwes Nachfolger ist Thomas Köck, seit 2013 stelltretender Gesamtleiter des Jugendwerks. Norbert Scheiwe war insgesamt 30 Jahre im Diözesan-Caritasverband Freiburg tätig und hat die Entwicklung des Christophorus-Jugendwerks von der klassischen Erziehungshilfeeinrichtung zu einem Zentrum differenzierter Hilfe für junge benachteiligte Menschen in besonderen Lebenssituationen maßgeblich vorangetrieben. Diözesan-Caritasdirektor Bernhard Appel würdigte ihn bei der Verabschiedung als einen Visionär, der das Christophorus-Jugendwerk nachhaltig zu einer bundesweit anerkannten und angesehenen Einrichtung der Jugendhilfe weiterentwickelt habe. Scheiwe habe eine völlig neue Sicht der Pädagogik umgesetzt, so Appel: „Von der klassischen Erziehungshilfeeinrichtung für benachteiligte junge Menschen hin zu individuellen, differenzierten Förderung mit dem Ziel, die Ressourcen des Einzelnen heraus zu kitzeln und ihm zu helfen, Selbstwertgefühl zu entwickeln.“ Die Arbeit mit jungen Menschen sei Scheiwe, der zunächst eine Lehre zum Bankkaufmann absolviert hatte, bevor er sich der sozialen Arbeit zuwandte, immer ein Herzensanliegen gewesen. Herzliche Worte der Anerkennung und des Dankes richtete Diözesan-Caritasdirektor Bernhard Appel an Norbert Scheiwe und seine Frau. 34 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 „Dies hat er vielfältiger Form bewiesen“, betonte Bernhard Appel. In den 27 Jahren als Gesamtleiter hat Scheiwe zahlreiche Projekte und Initiativen angestoßen. Zu der bereits von Erich Kiehn, dem Gründer des Jugendwerks, eingerichteten staatlich anerkannten Schule und zu den Ausbildungswerkstätten ist unter Scheiwes Verantwortung eine Vielzahl weiterer Angebote entwickelt worden. Sie haben die Einrichtung zu dem gemacht, was sie heute in der Fachwelt darstellt. Dazu zählt unter anderem die individualpädagogische Projektarbeit, die das Jugendwerk in Deutschland, aber auch in Europa und in außereuropäischen Ländern betreibt. Junge Menschen, die vom bestehenden Netz des Hilfesystems nicht mehr aufgefangen werden können, erhalten in diesen Projekten mit individuell zugeschnittenen Hilfekonzepten Chancen für einen neuen Anfang. Ein weiterer großer Leistungsbereich, der unter der Leitung von Norbert Scheiwe aufgebaut wurde, ist die FlexFernschule. Sie ermöglicht jährlich rund 75 jungen Menschen erfolgreich einen Hauptschul- oder Realschulabschluss. Für sein vielfältiges Engagement ist Norbert Scheiwe mehrfach geehrt worden, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und der Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg als „Übermorgenmacher“. Diözesan-Caritasdirektor Bernhard Appel überreichte ihm als Dankeschön für sein unermüdliches und innovatives Wirken die Nachbildung des Posaunenengels vom Freiburger Münster und eine Dankurkunde von Erzbischof Stephan Burger. cv-praxis Bis auf den letzten Platz gefüllt: Weggefährten, Freunde und Angehörige des Christophorus-Jugendwerks verabschiedeten Norbert Scheiwe in den Ruhestand. Herzliche Dankesworte richtete auch der Geschäftsführer des Bundesverbandes der katholischen Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen (BVKE), Stephan Hiller, an den scheidenden Chef des ChristophorusJugendwerks. Norbert Scheiwe habe durch seine engagierte Mitarbeit im Bundesverband viele weiterführende Impulse gegeben. Kein Weg sei ihm zu weit oder zu viel gewesen, sagte Hiller. In seinen abschließenden Dankesworten sprach Scheiwe selbst vom Glück, das ihm im privaten wie beruflichen Leben immer wieder zuteil geworden sei. Die Erziehungshilfe sei kein leichtes „Geschäft“, aber er sei sich sicher, dass die Zukunft des Christophorus-Jugendwerks bei seinem Nachfolger Thomas Köck in guten Händen liege. Thomas Köck, der die Gesamtleitung zum Jahresbeginn übernommen hat, hat in den vergangenen Jahren viel Erfahrung mit den jungen Menschen im Jugendwerk gesammelt und zuletzt auch verantwortlich mitgestaltet. Unter anderem war er maßgeblich für den Aufbau von Hilfen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Jugendwerk zuständig. Thomas Maier Abscheu vor Ausgegrenztheit Rückblick auf 27 Jahre im Christophorus-Jugendwerk: Ein Gespräch mit Norbert Scheiwe Welche Erfahrung, welches Erlebnis in Ihrer 27-jährigen Tätigkeit als Gesamtleiter des Christophorus Jugendwerks ist Ihnen am eindringlichsten in Erinnerung geblieben? Scheiwe: Was mich persönlich und emotional am meisten betroffen hat, ist der Tod von drei Jugendlichen. Das ist für mich die eindrücklichste und auch schwierigste Situation gewesen, die mir nie aus dem Kopf geht und mich auch an meine eigenen Grenzen gebracht hat. Denn unsere Jugendhilfeperspektive ist ja das Leben, die Entwicklung im Leben. Allerdings gehören dazu auch Grenzen. Diese Situation hat mir dies noch einmal sehr deutlich gemacht. Was war die größte Herausforderung im Blick auf Ihre Leitungsverantwortung, die Sie zu meistern hatten? Am Schwierigsten war der Einstieg in die Einrichtung, die Akzeptanz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Dazu gehörte auch die Bewältigung der damals wirtschaftlich schwierigen Situation des Jugendwerks, verbunden mit einer strukturellen und konzeptionellen Weiterentwicklung. Die ersten Jahre waren sehr, sehr schwer. Warum war es so schwer? Ich will es mit einem Bild sagen: auf der einen Seite den bestehenden Wald abzuholzen und das Holz wirtschaftlich einigermaßen gut zu verkaufen, und news / caritas-mitteilungen / 1-2016 35 c v - p ra x is Was würden Sie als Meilenstein in den 27 Jahren Ihrer Gestaltungstätigkeit bezeichnen? Norbert Scheiwe war von 1988 bis 2015 Gesamtleiter des Christophorus-Jugendwerks Oberrimsingen. auf der anderen Seite neue Bäume zu pflanzen, dabei zugleich den Eindruck zu erwecken, dass das alte Holz zwar gut war und ist, das neue Holz aber noch besser wird. Es war schwierig, prospektiv und positiv etwas Neues und Innovatives zu entwickeln, ohne in der Wahrnehmung anderer gleichsam den Stab über das Bisherige zu brechen. Gab es gute, beglückende Erfahrungen? Da gibt es ganz viele Momente. Ich erinnere mich an viele tolle Gespräche mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Ich erinnere mich, wie ich mit einer jugendlichen Gruppe auf dem Pilgerweg nach Le Puy eingezogen bin und die Kirche zum ersten Mal gesehen habe, den Hügel dort über der Marienstatue und wie wir gesagt haben, jetzt schaffen wir es. Oder wie ich mit Jugendlichen die Gelegenheit hatte, viel miteinander zu sprechen über eigene Möglichkeiten. Das abendliche Zusammensein mit den Jugendlichen, aber auch die verbandliche Arbeit, die Vertretungsperspektiven, die Kollegen, der Austausch mit ihnen. Da gibt es ganz viele Momente, die ich sehr positiv in Erinnerung behalten werde. Die Gestaltungsmöglichkeit, die so ein Arbeitsfeld hat, ist etwas ganz Wunderbares. 36 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Ich glaube, es sind die Anfänge: nämlich immer zu versuchen die Bedürfnisse und die Bedarfe rechtzeitig zu erspüren. Also im Vorfeld zu überlegen, was brauchen Menschen, was ist für die Jugendlichen wichtig und wie stimmen wir unsere Mitarbeiter, unsere Strukturen und Konzepte auf diese Bedürfnisse ein. Ich nenne das Thema Partizipation, das Thema Kinderschutz, das Thema Erlebnispädagogik. Wichtig ist, all diese Felder nicht erst dann zu bearbeiten, weil es ein Gesetz fordert oder weil es fachlich gerade aktuell ist, sondern sie zu erspüren im Hinblick darauf, was das Bedürfnis von Menschen ist. Was war und ist das Elixier, das Sie antreibt? Ich würde sagen der Abscheu vor Ausgegrenztheit. Denn ich denke, es ist das Allerschlimmste, ausgegrenzt, nicht Teil einer Gemeinschaft zu sein, egal von welcher Gemeinschaft. Der Mensch ist ein Wesen, das auf diese soziale Perspektive angewiesen ist. Und da kommt eine sozialpolitische Dimension für mich dazu, die heißt Teilhabe. Also nicht nur nicht in der Ecke stehen, sondern an den Aktivitäten und Möglichkeiten, die unser Leben, unsere Gesellschaft bieten, teilzuhaben. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es kommt natürlich auch aus persönlichen Erfahrungen in meinem Leben, dass man dann ganz gut teilhaben kann, wenn Menschen einem beistehen und unterstützen. Gefragt war also Pioniergeist… Ja, und ein bisschen Risikobereitschaft, nicht nur darüber zu reden, sondern einfach zu tun. Einer meiner Grundsätze war immer, man muss Dinge einfach tun, und wenn wir einen Fehler machen, dann machen wir ihn. Aber Fehler sind ja erst einmal nichts grundsätzlich Schlechtes, sondern daraus kann man ganz viel lernen. Also nicht Dinge nicht tun, weil man es falsch machen könnte, sondern Dinge tun, weil sie notwendig sind und wenn man sie falsch macht, schauen, dass man sie richtiger macht. Wie haben Sie in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit dem Diözesan-Caritasverband als Träger des Christophorus Jugendwerks erlebt? In der Regel waren wir immer sehr partnerschaftlich. Einmal braucht man jemand, der schiebt, einmal jemand, der drückt und der zieht. Oder auch einen, der den anderen ziehen lässt. Das habe ich im Verband schon so gespürt, dass diese tragende Zusammenarbeit, diese Möglichkeit zur Kommunikation, auch das Aufleben und die Umsetzung fachlicher Dimensionen immer kein grundsätzliches Problem war. Was braucht es aus Ihrer Sicht an gesellschaftlichen Voraussetzungen, vielleicht auch Veränderungen, damit Jugendliche in schwierigen Situationen nicht völlig ins Abseits geraten? Geduld, viel Toleranz und ganz viel Wohlwollen diesen Menschen gegenüber. Und der Glaube an ihre Fähigkeiten und ihre Möglichkeiten. Denn es gibt es nicht, dass ein Mensch nichts kann. Diesen Schatz zu entdecken und einzubringen in unser Leben und unsere Strukturen, ist die wichtigste Aufgabe. Das ist übrigens die wichtigste Aufgabe aller Eltern und keine spezifische nur der Jugendhilfe. Seit Beginn dieses Jahres sind Sie jetzt im Ruhestand. Was machen Sie mit der Zeit, die Sie jetzt haben? Man legt ja seine caritätische Grundstruktur nicht ab, nur weil die Finanzierungsform sich ändert. Was mir gut tut, ist das Abgeben der Verantwortung für diesen Bereich. Das empfinde ich als einen sehr großen Schritt in eine neue Freiheit. Aber natürlich habe ich auch schon in meiner aktiven Zeit als Leiter des Jugendwerks eine Reihe von cv-praxis Dingen immer nebenbei gemacht. Ich habe ein Kinderhilfswerk gegründet in Indien, ich bin im Jakobswegbereich ziemlich intensiv tätig. Mich interessiert der europäische Gedanke der Erziehungshilfen sehr stark und wir haben in Spanien ein Kontemplationshaus, ein Ruhehaus für Jugendliche entwi- ckelt und ich werde mich natürlich in diesen Bereichen weiter engagieren. Ein Schwerpunkt wird sicherlich in Indien liegen. Da gründen wir zurzeit gerade eine Frauenuniversität mit einer Ordensgemeinschaft zusammen. Bei all dem werde ich im Ruhestand auf die nötige Balance achten und auch einmal ganz gerne auf dem Sofa sitzen oder auf der Terrasse, ein Glas Rosé trinken und einfach nichts machen und nur nachdenken. Interview: Thomas Maier Gemeinsame Messepräsentation zur kirchlichen Erzieher(-innen)ausbildung in Karlsruhe Unter dem Motto „lebendig und vielfältig“ präsentierten sich erstmals gemeinsam alle kirchlichen (katholische und evangelische) Träger und Fachschulen, die Erzieherinnen und Erzieher im Stadtgebiet Karlsruhe ausbilden, an einem Messestand auf der Karlsruher Ausbildungsmesse „Einstieg Beruf“. „Einstieg Beruf“ ist die größte Regionale Messe für berufliche Ausbildung, an der sich über 280 Unternehmen und schulische Ausbildungsstätten aus der gesamten Technologie-Region Karlsruhe beteiligten. Der 15 Meter lange Messestand (Foto) hob sich durch seine Größe von vielen ande- ren Ständen ab und machte somit deutlich, dass kirchliche Kindertagesstätten in Karlsruhe ein großes Potential haben. Zukünftige Auszubildende hatten die Möglichkeit sich umfangreich über den Ausbildungsberuf Erzieherin/Erzieher zu informieren und Kontakte sowohl zu den beiden kirchlichen Fachschulen, als auch zu den vier Kindergartenträgern vor Ort zu knüpfen. Am Messestand präsentierten sich die Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik Bethlehem, die Katholische Fachschule für Sozialpädagogik Agneshaus, der Caritasverband Karlsruhe, die Evangelische Kirchen- verwaltung Karlsruhe, die Katholische Gesamtkirchengemeinde Karlsruhe und der Sozialdienst katholischer Frauen Karlsruhe. (can) Aus den Fachverbänden „Weihnachten mal anders“ Wertvoll und beispielgebend: Ein Leuchtturm des CKD-Projekts „Neue Wege ehrenamtlichen Engagements“ in Villingen Ein Leuchtturm des von der Glücks- St. Lioba in Villingen statt. Rund spirale geförderten CKD-Projekts 60 Menschen folgten am späten „Neue Wege ehrenamtlichen Nachmittag des 24. Dezember Engagements“ war die Veranstal- der Einladung, diesen emotional tung „Weihnachten mal anders“ zu hochsensiblen Abend gemeinsam Heilig Abend 2015. Diese beson- zu verbringen. dere Feier fand im Tagesstüble Eingeladen waren Menschen, die diesen Abend anders als bisher erleben wollten, weil sie einsam und allein waren oder Lust hatten, etwas neues zu probieren, wie etwa Alleinlebende, Alleinerziehende, einkommensschwache Menschen und Menschen, die an diesem Abend auch mit ihren Familien news / caritas-mitteilungen / 1-2016 37 c v- p ra x is und Geschichtenerzählen. Dank vieler bereitwilliger Sponsoren gab es auch Geschenke für alle Teilnehmenden. Für eingeschränkt mobile Menschen war ein Fahrdienst eingerichtet worden. Die Beteiligung vieler Menschen war in der Vorbereitung anregend und anstrengend. Am Ende feierten alle einen Heiligen Abend, der alle Beteiligten mit großer Freude erfüllte. in Gesellschaft sein wollten. Die potentiellen Teilnehmer wurden sehr frühzeitig in die Vorbereitung miteinbezogen. Denn von Anfang an war das Ziel, nicht für, sondern mit den Menschen vorzubereiten, um deren Wünschen und Bedürfnissen am Heiligen Abend Rechnung zu tragen. „Ich möchte an diesem Abend denen ein Stück Heimat geben, die keine haben!“ sagte einer der Beteiligten, der selbst lange Zeit obdachlos war. „Viele haben mir geholfen, jetzt kann ich etwas zurückgeben. Das tut gut.“ Die Beteiligung vieler Menschen führte zu einer anregenden und anstrengen- den Vorbereitungszeit, die auch gelegentlich eine Herausforderung für die Verantwortlichen war. Am Ende gelang ein Fest, das alle Beteiligten mit großer Freude erfüllte. Es begann leise und verhalten, aber im Laufe des Abends „war die Stimmung so gut, dass ich trotz Mikrophon Mühe hatte mir Gehör zu verschaffen“, berichtet Antonia Berberich, die verantwortliche Mitarbeiterin der Stabsstelle Gemeindecaritas im Caritasverband für den Schwarzwald-Baar-Kreis. Zum Gelingen wesentlich beigetragen hat sicher das leckere Mehrgänge-Menü, die liebevoll vorbereitete Dekoration des Raumes und das gemeinsame Singen Das Projekt entstand auf Initiative der Stabsstelle Gemeindecaritas im Caritasverband für den SchwarzwaldBaar-Kreis gemeinsam mit ehrenamtlich engagierten Mitarbeiterinnen der Caritas-Konferenzen der Seelsorgeeinheit Villingen und zahlreichen Kooperationspartnern wie etwa Vertretern des Sozialdienstes katholischer Frauen, des Diakonischen Werks, des DRK und weiterer Verbände und Einrichtungen. Finanziell unterstützt wurde es durch Fördermittel des Erzbischöfliche Seelsorgeamtes Freiburg und des Dekanats Schwarzwald-Baar. Für alle Beteiligten war die Erfahrung, dass mit Vertretern von vielen verschiedenen Gruppen, Initiativen, Verbänden und Einrichtungen trotz aller Unterschiedlichkeit eine gute Kooperation gelingen kann, wertvoll und beispielgebend für künftige Initiativen. Das Projekt „Weihnachten mal anders“ schließt eine Angebotslücke im Sozialraum der Stadt Villingen. Ob es weitergeführt wird, hängt aufgrund des hohen Aufwands davon ab, ob sich für Weihnachten 2016 erneut Verantwortliche finden. Regina Kebekus/Antonia Berberich Unterstützung für Malteser Kinderhospizdienst Die Familie-Bretz-Stiftung aus Freiburg hat dem ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst der Malteser einen Scheck über 10.000 Euro übergeben. In den Räumen der Malteser Diözesangeschäftsstelle in Freiburg überreichte Frank Hummel, Vorstandsmitglied der Familie-BretzStiftung, einen symbolischen Scheck an die Malteser Diözesanleiterin Elisabeth Freifrau Spies von Büllesheim und die Kinder- und Jugendhospiz- 38 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 dienstmitarbeiterin Ulrike Kohler. Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst der Malteser in Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald feiert in diesem Jahr sein fünfjähriges Bestehen. Im Sommer 2011 wurde der ehrenamtliche Dienst gegründet und seitdem von 37 Familien in Anspruch genommen.Die ehrenamtlichen Hospizdienstmitarbeitenden sind gern gesehene Gesprächspartner für die Eltern, sie betreuen das kranke Kind zu Hause und nehmen sich für die Geschwisterkinder Zeit. „Wir sind Teil eines großen Netzwerkes, das eine Familie benötigt, die ein schwerkrankes Kind zu Hause betreut“, sagt die Koordinatorin des Dienstes, Ulrike Kohler. „Jede Familie, unabhängig von Konfession oder Nationalität, deren Kind an einer lebensverkürzenden Krankheit leidet, cv-praxis Tag mit Brunch für alle Familien samt Geschwisterkindern, werden durch die Spende ermöglicht. kann sich an uns wenden. Unser Dienst ist für die Familie kostenlos.“ Aktuell begleiten die 20 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen elf Familien. Die Spende wird unter anderem für die Aus- und Weiterbildung der ehrenamtlichen Kinder- und Jugendhospizdienstmitarbeiter verwendet. Auch besondere Aktionen, wie zum Beispiel ein Bauernhof- Insgesamt gibt es in der Erzdiözese Freiburg drei ambulante Kinder- und Jugendhospizdienste der Malteser: Neben dem Dienst in Freiburg, BreisgauHochschwarzwald, kümmern sich Mitarbeiterinnen im Main-Tauber-Kreis und in Sigmaringen um schwerkranke Kinder. Das Bild zeigt Frank Hummel, Vorstandsmitglied der Familie-BretzStiftung (Mitte), die Malteser Diözesanleiterin Elisabeth Freifrau Spies von Büllesheim (links) und Kinder- und Jugendhospizdienst-Koordinatorin Ulrike Kohler (rechts). nnn Kontakt: Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst Malteser Hilfsdienst e.V. Heinrich-von-Stephan-Straße 14 79100 Freiburg Telefon 07 61 - 4 55 25 33 [email protected] www.malteser-freiburg.de nnn Caritasverband Freiburg-Stadt e.V. Niedrigschwellige Hilfe für Menschen mit psychischer Erkrankung Sozialpsychiatrischer Dienst Freiburg in ökumenischer Trägerschaft besteht seit 25 Jahren Der Sozialpsychiatrische Dienst (SpDi) in Freiburg hat sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Er wird gemeinsam getragen vom Caritasverband Freiburg-Stadt und dem Diakonischen Werk Freiburg. Die insgesamt neun sozialen Fachkräfte des SpDi kümmern sich bei Beratungsterminen, aber auch bei Hausbesuchen, Begleitungen zu Ämtern, Ärzten und bei Besuchen in Kliniken um die sozialen Probleme von Menschen mit einer lang andauernden oder schweren psychischen Erkrankungen. Oft geht es um die Sicherung der materiellen Existenz, die Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten, den Umgang mit Ämtern, um schwierige Wohnverhältnisse oder gar Wohnungslosigkeit. Auch Einsamkeit und Erfahrungen, wegen der Erkrankung abgelehnt zu werden, machen den Menschen zu schaffen. Im letzten Jahr haben sich 747 Menschen an den SpDi gewandt. 300 davon wurden längerfristig unterstützt. Darunter sind auch viele Angehörige und weitere Bezugspersonen von psychisch erkrankten Menschen, denn auch sie benötigen Unterstützung und Informationen. Eine zentrale Bedeutung innerhalb der Hilfen im SpDi kommt dem niedrigschwelligen Beratungs- und Unterstützungsangebot zu, da hier völlig formlos, kostenfrei und ohne Antragstellung oder ärztliche Verordnung Unterstützung in Anspruch genommen werden kann. Der SpDi arbeitet eng mit den psychiatrischen Fachärzten, Kliniken und den anderen Diensten und Einrichtungen für psychisch erkrankte Menschen in Freiburg zusammen. Ferdinand Holyba news / caritas-mitteilungen / 1-2016 39 c v- p ra x is Caritasverband Heidelberg e.V. Ein besonderer Musikgenuss mit Benefit Das SAP Sinfonieorchester spielte für die Caritas-Aktion „Eine Million Sterne“ Das Orchester eröffnete den Abend mit der Marseillaise, der französischen Nationalhymne, und das Publikum gedachte mit einer Schweigeminute der Opfer des Terroranschlages von Paris in der Nacht zuvor. In elf Städten Baden-Württembergs fand die Aktion „Eine Million Sterne“ statt und in 83 Städten bundesweit Die Bläsersektion des SAP Sinfonieorchesters in der voll besetzten Bonifatiuskirche beim Benefizkonzert anlässlich der Aktion „Eine Million Sterne“ des Caritasverbandes Heidelberg. Lichter der Hoffnung brannten vor gab das SAP Sinfonieorchester ein der Bonifatiuskirche bei der Aktion Benefizkonzert, um Spenden zu „Eine Million Sterne“ des Caritas- sammeln für die Arbeit von Caritas verbandes Heidelberg zusammen international und des Caritasver- mit Caritas international. Dazu bandes Heidelberg. Das SAP Sinfonieorchester mit seinem guten Ruf füllte die Bonifatiuskirche komplett mit Zuhörern, die einen besonderen Musikgenuss erleben konnten. Unter der Leitung von Johanna Weitkamp spielte es von Wolfgang Amadeus Mozart ein Konzert für Oboe und Orchester mit Matthias Grünewald als Solist an der Oboe und ein Konzert für Flöte, Harfe und Orchester mit den Solistinnen Doreen Maisch (Flöte) und Frauke Adomeit (Harfe). Dazu kam noch eine Serenade für Streichorchester von Antonin Dvorák. Das Sinfonieorchester überzeugte und begeisterte in allen Teilen und erhielt jeweils lang anhaltenden Beifall. Martin Stock Caritasverband Hochrhein e.V. Musik als Baustein der Integration Grenzen überwinden – ein kreatives Chorprojekt in der Gemeinde Rickenbach Die Idee zu einem dreitägigen des Musicals „Fremde werden Musikworkshop Ende Januar 2016 Freunde“ von Reinhard Horn und entstand im Chorverband Hoch- Ralf Krenzer, einer Wanderung und rhein. Beim Musizieren, gemein- beim gemeinsamen Essen einander samen Singen und Erarbeiten kennenlernen – das war Ziel. 40 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Das Stück handelt von zwei Ländern – den Rotländern und den Gelbländern, die eine Mauer trennt. Als ein Streit ausbricht, reißen die Bürger Stück für Stück die Mauer ein und nähern sich an. Rotländer und Gelbländer vermischen sich auch sichtbar auf der Bühne. cv-praxis Der Chorverband Hochrhein lud 25 deutsche Kinder und 25 Migrantenkinder im Alter von acht bis 14 Jahren zu einem kostenlosen Musikwochenende in die Begegnungsstätte St. Fridolin in Hütten in der Gemeinde Rickenbach ein. Ehrenamtliche aus dem Helferkreis für Flüchtlinge in Rickenbach unterstützten dieses Projekt, in dem sie unter anderem für die Versorgung und Verpflegung in der Unterkunft mit Übernachtung sorgten sowie Fahrdienste besonders am Tag der Aufführung übernahmen. Die Aufführung fand am Sonntagnachmittag statt. Die Gemeindehalle in Willaringen, Gemeinde Rickenbach, war voller Kinder, Eltern, Ehrengäste und Neugierige. Die Tische waren liebevoll von Mitgliedern des Chorverbandes und anderen Helfern gedeckt, ein üppiges Küchenbuffet und Kaffeeduft luden zu Gesprächen und Begegnungen ein. Der Landrat war ebenfalls gekommen wie auch der Bürgermeister von Rickenbach sowie die Präsidentin des Chorverbandes Hochrhein. Und „Fremde werden Freunde“: Das Projekt des Chorverbandes Hochrhein brachte 50 deutsche und Migrantenkinder gemeinsam auf die Bühne. sie wurden nicht enttäuscht. Der rote Samtvorhang öffnete sich und 50 Kinder mit strahlenden Augen präsentierten sich auf der Bühne. Immer wieder gab es großen Beifall. Kleine Tänze und viele Lieder erzählten die Geschichte des Musicals. Alle Kinder gaben sich die Hände, tanzten und sangen gemeinsam. Kanon gesungen: „Geht einer auf den andern zu und lädt ihn zu sich ein – wird keiner auf der großen Welt mehr ganz alleine sein“. Ein tolles Projekt mit Nachhaltigkeit, da einige Kinder richtig Freude am Singen entdeckt haben und vielleicht als neue Chormitglieder bei anderen Auftritten zu bewundern sein werden. Auch das Publikum wurde einbezogen. Als letztes Lied wurde von allen ein Anneli Ahnert Caritasverband Karlsruhe e.V. Kino ohne Grenzen Neue Filmreihe in Karlsruhe für Flüchtlinge und Einheimische Mit einer monatlich stattfindenden Filmreihe „Kino ohne Grenzen“ wollen das Kino „Die Kurbel“, Caritas und Diakonie in Karlsruhe gemeinsam versuchen, durch das Medium Film persönliche Begegnungen zwischen der Stadtbevölkerung und den Flüchtlingen zu ermöglichen. Der gemeinsame Kinobesuch soll zum interkulturellen Austausch anregen. Gezeigt werden Filme, die vorwiegend aus den Herkunftsländern derjenigen stammen, die derzeit in Karlsruhe eine Zuflucht gefunden haben. Die Filme werden in Originalsprache mit deutschen oder englischen Untertiteln gezeigt. In den kommenden Monaten stehen Filme aus dem Iran, dem Libanon, Nigeria, Kamerun, Serbien und vielen weiteren Ländern auf dem Programm. Entstanden ist die Filmreihe aus einem intensiven Prozess, an dem hauptamtliche Mitarbeitende der Projektträger sowie freiwillige Unterstützerinnen und Unterstützer sowie Studierende des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beteiligt waren. Die Filmreihe „Kino ohne Grenzen“ ist Teil des von der Verfahrens- und Sozialberatung von Caritasverband und Diakonischem Werk Karlsruhe organisierten Gesamtprojektes „Vielfalt in Freizeit“. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Flüchtlings- news / caritas-mitteilungen / 1-2016 41 c v- p ra x is fonds der Stadt Karlsruhe sowie aus Eigenmitteln der Kurbel, des Caritasverbandes und des Diakonischen Werks. Zusätzlich haben die Kinobesucher die Möglichkeit, den Fortbestand der Reihe durch einen freiwilligen Soli-Preis zu unterstützen. nnn Kontakt: Sebastian Lemke (Caritasverband Karlsruhe e.V.): [email protected] Sophie Burger (Kurbel Kinogenossenschaft): [email protected] Informationen zum Projekt: www.kino-ohne-grenzen.de nnn Caritas und Karlsruher Hochschulen kooperieren bei der Kinderbetreuung Belegplätze für Kinder von Mitarbeitenden im Kinder- und Familienzentrum Sonnensang Einen Kooperationsvertrag zur Kinderbetreuung im CaritasFamilienzentrum Sonnensang für die Mitarbeitenden der Karlsruher Hochschulen haben deren Vertreter mit dem Caritasverband Karlsruhe geschlossen. Kooperationspartner sind die Pädagogische Hochschule, die Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft sowie die Duale Hochschule Baden-Württemberg Organisation der Kinderbetreuung für ihre Mitarbeitenden gewinnen können. In der Moltkestraße stehen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den genannten Hochschulen zunächst fünf Belegplätze für die Mitarbeitenden aus dem akademischen Bereich und der Verwaltung als Betriebskindergarten zur Verfügung. Die Finanzierung wird von der Stadt Karlsruhe durch Förderung im üblichen Rahmen unterstützt. Die Kinderbetreuungsgarantie ermöglicht Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und ist ein wichtiger Teil der Personalent- wicklung der Hochschulen. Erweitert wird das Angebot um zwei betreute Spielgruppen, in der stundenweise unter Dreijährige versorgt werden. Diese betreuten Spielgruppen werden von den drei Mitarbeiterinnen der PH Karlsruhe übernommen, die bisher schon die Krabbelstube der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe betreut haben. Die Krabbelgruppe zieht zum 1. April 2016 in den Neubau in der Moltkestraße 5 um und steht studierenden Eltern und Mitarbeitenden der Hochschulen dann als Angebot des Caritasverbandes zur Verfügung. (cvk) Karlsruhe. Die Karlsruher Caritas betreibt nach dem Neubau die Kindertagesstätte Haus Sonnensang seit dem 1. September 2015 wieder in seinen neuen Räumen in der Moltkestraße 5. Auf Initiative der Kanzlerin der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, Ursula Wöll, und mit Unterstützung des Leiters der Jugend- und Sozialbehörde, Josef Seekircher, haben die drei Karlsruher Hochschulen, die Pädagogische Hochschule Karlsruhe, die Hochschule für Technik und Wirtschaft und die Duale Hochschule Baden-Württemberg den Caritasverband als Kooperationspartner für die Durchführung und 42 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Sie unterzeichneten den Kooperationsvertrag (v.r.n.l.): Ursula Wöll (Pädagogische Hochschule), Thomas Keilbach (Duale Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe), Daniela Schweitzer (Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft) sowie Christian Pflaum und Hans-Gerd Köhler (Caritas). cv-praxis Dekan Erhard Bechtold und Pfarrer Achim Zerrer (rechts) segneten das Caritas Kinder- und Familienzentrum Sonnengesang. Ein Ort der Begegnung und Unterstützung In Karlsruhe wurde das Caritas Kinder- und Familienzentrum Sonnensang eröffnet Das neue Haus „Kinder- und Familienzentrum Sonnensang“ ist Ende November 2015 offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Dekan Erhard Bechtold und Pfarrer Achim Zerrer segneten die Einrichtung. Das Kinder- und Familienzentrum Sonnensang ist eine Kindertagesstätte mit Krippe, Familienzentrum und Schülerhort für Kinder im Alter von ein bis 14 Jahren. Auf dem rund 3.100 Quadratmeter großen Grundstück steht ein modernes viergeschossiges Gebäude, das etwa 6.600 Quadratmeter Nutzfläche bietet. Die Kindertagesstätte ist im ersten Obergeschoss untergebracht. Die Krippe und das Familienzentrum liegen im Erdgeschoss. Im Dachge- schoss befindet sich die Caritas-Verbandszentrale. Die Kindertagesstätte besteht aus vier Kitagruppen für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, mit je 20 Kindern, bei einer Öffnungszeit von 6.30 Uhr bis 18.30 Uhr. Die Krippe im Erdgeschoss besteht aus drei Gruppen für Kinder im Alter von ein bis drei Jahren. Geöffnet hat sie von 7.30 Uhr bis 16.30 Uhr. Zwei Hortgruppen für Schulkinder sind extern in der untergebracht. Ausgestattet ist das Haus mit einer eigenen Küche, die kindgerechte und gesundheitsbewusste Mahlzeiten zubereitet. Die Kinder nehmen die Mahlzeiten im Kinderrestaurant im Erdgeschoss ein. Als Kooperationspartner übernimmt der Caritasverband Karlsruhe die Verantwortung für die außerschulischen, bedarfsgerechten Angebote. Damit wird die Betreuung der Kinder, über die kostenfreie Betreuungszeit der Ganztagsschule hinaus, sichergestellt. Für die Essensversorgung und die Beaufsichtigung der Ganztagsschulkinder ist ebenfalls der Caritasverband verantwortlich und bietet im Bistro des Kinder- und Familienzentrums die Möglichkeit zur Mittagsverpflegung. Neu im Haus ist das Familienzentrum, als ein Ort der Begegnung, Kommunikation, Beratung, Unterstützung, Bildung für Familien mit Kindern und Menschen verschiedener Generationen aus dem Sozialraum. Die Räumlichkeiten des Familienzentrums können für Familienfeiern, Einzelveranstaltungen, Seminare und Tagungen gemietet werden. Stefanie Schmeck news / caritas-mitteilungen / 1-2016 43 c v- p ra x is Caritasverband Konstanz e.V. Freuen sich über eine gelungene Investition in ein integratives Wohnprojekt (v.l.): Werner Messmer und die beiden Vorstände der Konstanzer Caritas, Andreas Hoffmann und Matthias Ehret. Investition mit sozialem Bezug in der Stadtmitte Werner und Erika Messmer-Stiftung realisiert in Radolfzell zusammen mit der Caritas ein integratives Wohnbauprojekt Pünktlich zum Ende des Jahres 2015 konnten die Mieter das neue soziale Wohnprojekt der Werner und Erika Messmer-Stiftung in Radolfzell beziehen. In nur 14-monatiger Bauzeit entstand ein Haus in zentrale Lage mit 17 Wohnungen, Wohnung zu finden. In Radolfzell haben die Werner und Erika Messmer-Stiftung und der Caritasverband Konstanz hier ein wenig Abhilfe geschaffen mit einem Haus, das barrierefrei und behindertengerecht gestaltet wurde, in dem Menschen mit Unterstützungsbedarf ambulant betreut werden und wo Menschen mit und ohne Behinderungen nun zusammen leben können. Tiefgaragen und zwei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss. Am 22. Dezember konnte das Architekturbüro Riede aus Singen und der bauleitende Architekt Thomas Kauter im Beisein zahlreicher Gäste das sehr freundlich gestaltete Mehrfamilienhaus an den Stifter Werner Messmer übergeben. Symbolisch nahm Werner Messmer mit Stolz und Rührung den Schlüssel für das neue Gebäude entgegen. Wohnraum am Bodensee ist knapp, und besonders schwer haben es Menschen mit einer Behinderung, eine 44 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Ziel des Projektes ist es, Menschen mit und ohne Behinderung eine gleichberechtigte Teilhabe im gesellschaftlichen Leben zu bieten. Angeboten werden Wohnungen für Familien, Paare, Einzelpersonen aller Altersstufen, die ein Interesse an einem guten nachbarschaftlichen Miteinander haben und denen das Thema Behinderung nicht fremd ist. Das Haus bietet für Menschen mit geistiger Behinderung die Möglichkeit, alleine oder gemeinsam in kleineren Wohnungen oder Wohngemeinschaften relativ selbständig zu leben. Assistenz- und Unterstützungsleistungen können individuell und unabhängig in Anspruch genommen werden. Der hieraus resultierende soziale Charakter passt gut zur Werner und Erika Messmer-Stiftung. Die Stiftung hat insgesamt 4,5 Millionen Euro investiert und vermietet die gesamte Wohnanlage an den Caritasverband Konstanz. Das Gesamtmanagement für die Wohnanlage liegt in der Verantwortung des Caritasverbandes. Matthias Ehret, Vorstand des Caritasverbandes, wünscht sich für das Wohnprojekt Menschen mit Neugier, die Offenheit und Toleranz mitbringen, sozial eingestellt sind und für die das Miteinander einen hohen Stellenwert hat. Ein Begegnungsraum im Haus bietet hierfür einen willkommenen Rahmen. Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten wie Spiele-und Bastelnachmittage, feiern und geselliges Beisammensein sind denkbar und stehen allen Bewohnern offen. Erfreulich für den Caritasverband war die Nachfrage, denn alle Wohn-und Geschäftseinheiten sind ab Jahresanfang vermietet. (can) cv-praxis Caritasverband Mannheim e.V. Hilfe für schwer erkrankte Kinder und deren Familien Clara und Kinderklinik: „CliKK“ begleitet Betroffene bereits ab der Diagnose Mit einer Feierstunde haben die Kinderklinik der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) und der ökumenische Kinder- und Jugendhospizdienst CLARA ihr gemeinsames Projekt „CliKK“ gestartet: „Clara in der Kinderklinik“ bietet lebensbedrohlich erkrankten Kindern und deren Familien eine begleitende Unterstützung durch sorgfältig geschulte Ehrenamtliche bereits in der Klinik an. Die Begleitung erfolgt kostenlos und konfessionsunabhängig. CliKK schließe eine wichtige Lücke zwischen medizinisch-therapeutischer Behandlung und seelsorgerischer Begleitung, betonte Matthias Dürken, Oberarzt der Kinderklinik. „Auf der einen Seite steht die hochprofessionelle medizinische Behandlung. Und auf der anderen Seite sehen wir das Defizit, was die seelische Begleitung der ganzen Familie anbelangt“, sagte Dürken. Denn die Krankenhausseelsorge, die psychosoziale Betreuung, die Besuchsdienste und lediglich eine Psychologenstelle für die ganze Kinderklinik könnten nicht auffangen, was notwendig sei. Unterstützung durch das CLARA-Team sei da sehr hilfreich. Die Kinderklinik wolle mit CliKK die Akzeptanz ambulanter Hospizdienste stärken, verdeutlichte Dürken. Möglich wurde CLiKK durch großzügige Spenden, für die sich Professor Horst Schroten, Direktor der Kinderklinik, auch im Namen der betroffenen Kinder bedankte. Für das auf zunächst drei Jahre angelegte Projekt stehen insgesamt 134.000 Euro zur Verfügung. Den Hauptteil hat mit 84.000 Euro die Else Kröner-Fresenius-Stiftung gespendet, weitere Unterstützer sind die Tour der Hoffnung e.V. Bensheim (35.000 Euro), die Stiftung Christuskirche – Kirche Christi (20.000 Euro) und der Lions Club mit dem Konzertabend „Prominente dirigieren“ (5.000 Euro). Der Ökumenische ambulante Kinderhospizdienst Clara wird getragen vom Diakonischen Werk und dem Caritasverband Mannheim. (dv) Unser Foto zeigt (v.l.): Dekan Ralph Hartmann (Evangelische Kirche Mannheim), Renate Schneider und Karl Schneider (Stiftung Christuskirche), Matthias Dürken (Leiter Kinderklinik), Sigrid Schäfer (Clara-Leiterin), Carolin Kröner (Else Kröner-Fresenius-Stiftung), Ortrud Schaffner (CliKK), Peter Hübinger (Direktor Diakonisches Werk ), Regina Hertlein (Vorstand Caritasverband) und Jürgen Pfliegensdörfer (Tour der Hoffnung). news / caritas-mitteilungen / 1-2016 45 c v- p ra x is Caritas eröffnet zweites Hospiz für Mannheim Neuer Standort entsteht in Ilvesheim in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Vetter-Stiftung Künftig haben auch Mannheimer, die im Süden der Stadt leben, ein stationäres Hospiz in ihrer Nähe: Mitte 2017 eröffnet der Caritasverband Mannheim in Ilvesheim das Hospiz St. Vincent Süd. Damit wird das bestehende Hospiz St. Vincent Nord im Stadtteil Waldhof um einen zweiten Standort erweitert. Dieser entsteht in einem Neubau der Heinrich-Vetter-Stiftung. Für 12 Millionen Euro baut die Stiftung neben ihrer Villa das „Regine-Kaufmann-Haus“, in dem ein Pflegeheim mit 42 Plätzen, 19 barrierefreie Woh- nungen und im hinteren Bereich das Hospiz mit acht Plätzen untergebracht werden. Neben dem Neubau liegt ein bereits fertiggestelltes Kinderhaus. „Die Grundidee war, Alt und Jung zusammenzubringen“, erklärt Professor Peter Frankenberg, Vorsitzender der Heinrich-Vetter-Stiftung. Die Hospizgäste, Heimbewohner, Wohnungsmieter und Kinder werden sich im Skulpturenpark der Stiftung begegnen, den alle Einrichtungen nutzen dürfen. „Es wird ein Hospiz im Park“, so Frankenberg. „Die Sterbenden sehen das Leben um sich herum.“ Neben dem Hospiz wird der Caritasverband auch das Pflegeheim betreiben und die Wohnungen vermieten. Der Förderverein unter dem Vorsitz von Roland Hartung, der das Hospiz St. Vincent unterstützt, wird sich auch für den neuen Standort im Süden engagieren. Da die Krankenkassen die Pflegekosten im Hospiz nur zu 90 Prozent, voraussichtlich künftig 95 Prozent, übernehmen, entsteht ein Defizit, das im Hospiz St. Vincent aktuell 90.000 bis 140.000 pro Jahr beträgt. Dies deckt der Förderverein. Darüber hinaus ermöglicht er zusätzliche Angebote wie Musiktherapie. Das Hospiz St. Vincent Süd wird mit acht Einzelzimmern, zu denen jeweils ein eigenes Bad gehört, einem Wohnund Essbereich, einer Küche und einem Raum der Stille ausgestattet sein. Eine große Terrasse wird einen direkten Zugang in den barrierefrei begehbaren Skulpturenpark bieten. Baubeginn ist im Frühjahr 2016. (juk) Erziehungsberatung: Hohe Zufriedenheit Gute Noten für die Psychologischen Beratungsstellen in Mannheim: 98 Prozent der Klienten sind mit der Beratung zufrieden, ebenso viele würden die Beratungsstellen weiterempfehlen. Dieses Ergebnis und weitere Kenn- 46 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 zahlen haben die Stadt Mannheim, die Evangelische Kirche und der Caritasverband Mannheim bei der Vorstellung des gemeinsamen Jahresberichts 2014 präsentiert. Die Psychologischen Beratungsstellen bieten Erziehungsberatung für Familien, Fachberatung für Erzieherinnen, Prävention, Beratung zum Kinderschutz und Online-Beratung für Jugendliche an. Die Hilfe ist kostenlos. cv-praxis Caritasverband für den Tauberkreis e.V. Kulinarische Erinnerungen: „Wir haben einfach gekocht“ Caritas-Altenpflegeheim Otto-Rauch-Stift in Freudenberg ist Teil eines bundesweiten Kochbuch-Projekts Insider wissen: In einem Altenund Pflegeheim ist kein Tag wie der andere. Dennoch waren es sehr ungewöhnliche Dinge, die im April vergangenen Jahres im OttoRauch-Stift in Freudenberg vor sich gingen und weitreichende Folgen hatten: Sechs Seniorinnen des Caritas-Altenpflegeheims schrieben quasi an einem Kochbuch mit, das mittlerweile deutschlandweit in der ersten Auflage vergriffen ist und in die zweite geht. Das Otto-Rauch-Stift war als eines von zwölf Seniorenheimen in Deutschland ausgesucht worden, um sich am Projekt „kulinarische Erinnerungen“ zu Gemeinsam wurde geschnippelt und paniert – und natürlich viel erzählt. beteiligen. Das Leitungsteam stimmte zu, die Federführung hatte der Küchenleiter, und Betreuungsassistent und -assistentinnen fragten bei den alten Damen im Haus herum, wer denn Lust habe, bei einem Kochbuch mitzumachen. Sechs Seniorinnen zwischen 75 und 101 Jahren waren bereit, ihre Lieblingsrezepte kundzutun. Kurze Zeit später traf eine etwas jüngere Frauenriege aus Berlin ein: Manuela Rehn betreibt mit einem Kompagnon in Berlin das Lebensmittelgeschäft „Vom Einfachen das Gute“ und berät mit ihm als „grüneköpfe“ Unternehmen und Marken, Cathrin Brandes ist Foodbloggerin, Dinner Club-Gründerin und Autorin mehrerer Bücher rund um Essen und Trinken. Caro Hoene ist renommierte Porträtfotografin. Die Firma Transgourmet, einen Speziallieferantin für Hotellerie, Gastronomie, Betriebsverpflegung und soziale Einrichtungen, hat das Buchprojekt initiiert und die insgesamt vier Profis (Jörg Reuter gehört auch dazu) engagiert, um eine Reise zu deutschen Seniorenheimen zu machen, Lieblingsrezepte von früher zu erfragen und gemeinsam zu kochen. Die drei Damen aus Berlin brachten einen selbstgebackenen Kuchen nach Freudenberg mit, und dann wurde gemeinsam mit den Seniorinnen und dem Küchenchef des Otto-RauchStifts beratschlagt, welche Leckereien gekocht werden sollen. Und da fing es schon an, lustig zu werden. Die Frage nach Rezepten führte zu Irritationen: Was ist damit gemeint? Eine 101-Jährige erklärte: „Wir haben einfach gekocht, ohne Kochbuch und ohne Rezepte. Wie das funktionierte, hat uns die Mutter gezeigt. Und die hat es von ihrer Mutter gelernt.“ So einfach ist die Sache. Hier lernt jung von alt: Manuela Rehn, einer der Gäste aus Berlin, arbeitet mit Rosa-Maria Werner zusammen und hört gern deren Erzählungen zu. news / caritas-mitteilungen / 1-2016 47 c v - p ra x is Nach dem vergnüglichen Austausch zogen die Berlinerinnen los, um die notwendigen Lebensmittel einzukaufen. Am nächsten Tag um zehn Uhr ging es gemeinsam ans Werk. Es wurde gerührt, geschnitten, paniert, die Kartoffeln wurden geschält. Auf dem Speiseplan standen „Zurek“ – ein Gericht aus Oberschlesien, „Spargel mit Schnitzel“ und „Schneebälle in Vanillesauce“. Alle packten mit an, und natürlich gab es dabei viel zu erzählen und zu lachen. Am Ende konnte man gemeinsam die leckeren regionalen Gerichte genießen. Den alten Damen hat das KochbuchProjekt riesige Freude gemacht. Gemeinsam kulinarische Erfahrungen von früher austauschen, gemeinsam schnippeln und kochen. Die Frau, die das „Rezept“ für die Schneebälle beigesteuert und kräftig mitgeholfen hatte, bekannte später: „Ich habe zwei Tage Kreuzschmerzen gehabt, aber ich würde es jederzeit wieder machen! Das hat so viel Spaß gemacht.“ Und die Seniorinnen können stolz auf sich sein: Das Buch, das als Ergebnis der Reise zu den zwölf Seniorenheimen geschrieben und gestaltet wurde, ist wunderschön geworden. Mittlerweile wurde es sogar im „ZDF-Morgenmagazin“ vorgestellt und wird im Buchhandel als Bestseller beworben. Die Berichte der Besuche in den Heimen sind mit außerordentlich schönen Portraits der Seniorinnen und Senioren angereichert, die Aufnahmen der Gerichte zu den Rezepten machen regelrecht Appetit. Und neben den Menüs, die jeweils gemeinsam gekocht wurden, werden weitere Gerichte vorgestellt, an die sich die Besuchten erinnerten. Das Layout ist sehr übersichtlich, eine klare Schrift erleichtert das Lesen. Und neben den reinen Kochanleitungen leben die Texte von den Berichten und Hintergrundin- formationen über „Essen früher“, die die alten Damen und Herren beigesteuert haben. Im April 2015 war das Recherche-Trio in Freudenberg, und zur Frankfurter Buchmesse im Herbst sollte es soweit sein, das Buch sollte im UmschauVerlag erscheinen. Den Damen aus dem Otto-Rauch-Stift war versprochen worden, dass sie jeweils ein Exemplar erhalten sollten. Das Versprechen wurde eingelöst: Nach der Messe kam die Delegation wieder in Freudenberg auf einen Kaffee vorbei und widmete jedes Exemplar persönlich. Besonders bewegend: Die älteste der Freudenberger Köchinnen war mittlerweile verstorben – aber ihr Ausspruch „Wir haben einfach gekocht“ prangt nun als Titel auf dem schönen Buch. Heidemarie Seifert nnn Das Buch „Wir haben einfach gekocht. 100 Erinnerungen an Lieblingsrezepte“ von Jörg Reuter, Manuela Rehn, Cathrin Brandes und Caro Hoene ist im Umschau-Verlag (Neuer Umschau Verlag, Neustadt an der Weinstraße) erschienen. Der große Hardcover-Band hat 304 Seiten und kostet 29,95 Euro. ISBN: 978-3-86528-8059. Die anderen Stationen auf der kulinarischen Reise sind: Barrien, Berlin, Köthen, Kassel, Dillenburg, Frankfurt am Main, Sinzheim, Nürtingen, Wolfegg, Bad Aibling und Artelshofen. Es gibt neben dem Buch auch eine gut gestaltete Homepage mit tollen Fotografien: http://wir-haben-einfach-gekocht.de. 48 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 nnn cv-praxis Caritasverband für das Dekanat Zollern e.V. Frohe Gesichter: 10.300 Euro sind bei der HZ-Spendenaktion zusammengekommen. Sie fließen dem Caritas-Projekt „Auszeit“ zu, das bedürftigen Familien aus Hohenzollern einen Kurzurlaub ermöglichen wird. Unser Bild zeigt (von links) HZ-Volontärin Valerie Eberle, HZ-Redakteur Matthias Badura, Caritas-Geschäftsführer Elmar Schubert und seine Mitarbeiterinnen Caroline Pfriender, Bircan Akkaya, Gabriele Rogowski, Annika Schlaich und Antje Heubach. Ein Zeichen der Menschlichkeit Spendenaktion der Hohenzollerischen Zeitung bringt 10.300 Euro – Caritas sagt Danke Das sei ein „Hammer“, sagte Elmar Schubert, Geschäftsführer der Caritas im Dekanat Zollern, sichtlich überwältigt. 10.300 Euro für sein Projekt „Auszeit“ – damit hätte er nie gerechnet. Auch in der Redaktion der Hohenzollerischen Zeitung (HZ) herrschte angesichts des Ergebnisses leichtes – aber sehr freudiges – Erstaunen. Spenden in Höhe von 10.300 Euro waren bei der HZ-Weihnachtsaktion innerhalb weniger Wochen eingegangen. Damit sei es möglich, das Projekt „Auszeit“ zu verwirklichen: einen Kurzurlaub für bedürftige Familien oder für Familien in Not. Vielleicht, hofft Schubert, reiche es sogar für zwei solcher Ausfahrten über jeweils vier Tage hinweg. Denn, auch das wollte er die Spender wissen lassen, man werde mit dem Geld auf jeden Fall sorgsam und verantwortungsvoll umgehen. In der Spendenbereitschaft der HZLeser zeigt sich für den Hechinger Caritas-Geschäftsführer, dass die Bürger weiterhin bereit sind, sozial Schwächere zu unterstützen. „Es ist ein Zeichen der Menschlichkeit, es ist ein Zeichen der Solidarität und es ist ein Zeichen, dass unsere Gesellschaft noch immer zusammenhält.“ Das hohe Ergebnis der Aktion, ist Schubert überzeugt, bestärke die Spender, im Verbund mit anderen richtig gehandelt zu haben. Und es animiere womöglich andere, bei anderer Gelegenheit einem anderen Projekt etwas zukommen zu lassen. Er habe, bedauert der Geschäftsführer, oft das Gefühl, dass das soziale Klima rauer werde – zumal im Hinblick auf die sich verschärfende Flüchtlingsdiskussion. Daher schenke ihm das Ergebnis der Spendenaktion ein Gefühl neuer Hoffnung. Schon hat man Kontakt zu anderen caritativen Organisationen aufgenommen, von deren Angeboten und Einrichtungen man kostengünstig oder kostenlos profitieren kann. Denn, Schubert wiederholt es, man will verantwortungsvoll mit dem Geld umgehen. Andererseits wird es den Mitreisenden während der „Auszeit“ an nichts fehlen. Sicher werden die allermeisten von ihnen mit neuen Erfahrungen und gestärkt aus der Freizeit zurückkehren. Da abzusehen war, dass eine stattliche Zahl von Spenden zusammenkommt – wenn auch nicht in der Höhe – haben die Mitarbeiterinnen der Caritas bereits begonnen, die Freizeit zu planen. Matthias Badura Abschließend möchte Elmar Schubert nochmals alle Spender an sein Herz drücken. Und er will der HZ unbedingt das Versprechen abnehmen, einen Tag bei der „Auszeit“ vorbeizuschauen, damit sie ihren Lesern berichten kann, was ihre Spenden Gutes erreicht haben. Mit freundlicher Genehmigung der Hohenzollerischen Zeitung. news / caritas-mitteilungen / 1-2016 49 c a rita s inte r nat i o n a l Syrien: Sicherheit ist nur Schein Oliver Müller, der Leiter von Caritas international, berichtet von einer zunehmenden Militarisierung des Alltags Die Lage in der syrischen Hauptstadt wirkt manchmal ganz normal. Doch immer wieder blitzt der Wahnsinn des Konfliktes auf. Der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, über seine vor Ort gesammelten Eindrücke und die Wege, wie man den Syrern in ihrem Land helfen kann. Wie haben Sie sich gefühlt als Sie aus dem Libanon nach Syrien aufgebrochen sind? Müller: An dem Tag, als wir in Beirut losgefahren sind, habe ich noch morgens im Radio die deutschen Pressestimmen gehört und da sagte jemand: „Wenn es einen Namen für die Hölle auf Erden gibt, dann ist es Syrien.“ Dieser Satz ging mir nahe, da er das Land unglaublich dämonisiert. Ich glaube diese Formulierung ist so nicht richtig, denn wo die Hölle ist, gibt es keine Hoffnung mehr. Und das ist in Syrien trotz allem nicht der Fall. Eine große Anzahl von Menschen setzt sich immer noch für ein friedliches Ende des Konfliktes ein. Gleichzeitig muss ich sagen, dass man sich nicht ganz von den vielen negativen Bildern des Terrorismus, des Leids, des Todes, die mit dem Land und auch der Stadt Damaskus verbunden sind, lösen kann. Ein etwas mulmiges Gefühl hatte ich also schon. Die Grenze zwischen dem Libanon und Syrien ist auch keine Grenze, wie man sie sich vielleicht vorstellt, sondern eine große Aneinanderreihung von Checkpoints. Man ist natürlich froh, wenn man diese hinter sich gebracht hat. Die eigentliche Einreise nach Syrien verlief dann völlig problemlos. Oliver Müller zu Besuch bei einer syrischen Familie, die auf die Hilfe der Caritas angewiesen ist. 50 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Wie haben Sie die Lage in Syrien wahrgenommen? Im Land selbst fühlt man den Druck, unter dem die Menschen stehen und die gedämpfte Stimmung. Paradoxerweise erscheint es einerseits, als herrsche ein normales Leben, andererseits spürt man, dass eben nichts normal ist. Wenn man etwas an der Oberfläche kratzt, dann merkt man, dass vieles nur noch Schein ist. In einem Stadtviertel, wo vor dem Krieg viele Ärzte angesiedelt waren, hängen beispielweise immer noch die Praxis-Schilder an den Gebäuden. Sie erinnern an eine längst vergangene Normalität. Die Ärzte, die dort praktiziert haben, sind längst nicht mehr da. Stattdessen gibt es eine Militarisierung des Alltags, die erschreckend ist. An jeder Ecke sieht man Checkpoints und Rekrutierungsplakate der Armee, auf denen martialische Kämpfer, Männer wie Frauen, zu sehen sind. Dort ist dann zu lesen: „Folgt uns, kämpft für Syrien.“ Es gibt mittlerweile so viele unterschiedliche Gruppen, die proklamieren, für unterschiedlichste Ideen und Ziele zu kämpfen. Demgegenüber steht eine große Ernüchterung in der Bevölkerung. Ein anderer Faktor, der im Moment zu einer Verschlechterung der Lage beiträgt, ist der kalte Winter. In den noch bewohnbaren Häusern leben ganze Flüchtlingsfamilien auf engstem Raum zusammen, manchmal nur in einem einzelnen Zimmer. Die andauernde Kälte und die sehr eingeschränkten Heizmöglichkeiten gepaart mit der täglich drohenden Gefahr durch Granateinschläge macht das Leben für die Menschen extrem schwierig. car itas in ter n ational Wie können die Caritas Partner in Syrien unter solchen Umständen noch arbeiten? Was die Caritas-Arbeit in Syrien angeht, muss man sicherlich nach den verschiedenen Landesteilen, in denen wir agieren, unterscheiden. Es gibt sechs Regionalstellen der Caritas in Damaskus, Hasakah, Homs, Aleppo, Latakia und Horan. Im Großraum Damaskus kann die Caritas unter den bereits beschriebenen Gefahren unbehelligt arbeiten und frei agieren. Lebensmittel und andere Bedarfsgüter sind sogar auf dem Markt verfügbar. Wir helfen den Menschen dort mit einem VersorgungsSystem, das mit Coupons arbeitet. Es gibt Rahmenvereinbarungen mit ausgewählten Läden in der Stadt, in denen Familien mit Caritas-Gutscheinen die Gebrauchsgüter kaufen können, die sie zum täglichen Leben brauchen. Das System hat sich bewährt. Es ist sehr einfach und effektiv und spart zudem die Verwaltungs-, Anschaffungs-, Transportund Lagerkosten. Was konnten Sie während Ihres Besuches über die Situation in Aleppo erfahren, wo erst vor einigen Tagen tausende Menschen vor neuen Bombardierungen durch die syrische Armee und das russische Militär geflohen sind? In Aleppo sieht es natürlich ganz anders aus als in Damaskus. Dort gibt es keine Lebensmittel und andere wichtige Bedarfsgüter mehr auf dem Markt. Sie müssen erst von der Caritas organisiert, transportiert und verteilt werden. Dabei setzen sich unsere Mitarbeiter vor Ort jedes Mal enorm hohen Gefahren aus. Ich war selbst drei Tage mit dem Präsident der Caritas Syrien, Bischof Antoine Audo aus Aleppo, unterwegs. Wenn er über die aktuelle Lage berichtet, dann staune ich, dass die Caritas in dieser Region überhaupt noch Hilfe leisten kann. Das ist bewundernswert und übersteigt fast mein Vorstellungsvermögen. Es gibt tageweise keinen Strom – kein Licht, keinen Kühlschrank, keinen Computer. Es gibt zwar Dieselgeneratoren, aber deren Nutzung ist teuer und Kraftstoff Charakteristisches Straßenbild: Getötete Soldaten werden vom Regime mit Postern geehrt. Unter den Hilfesuchenden sind auch viele Muslime. nur bedingt verfügbar. Die Arbeitsbedingungen unserer Mitarbeiter sind extrem schwierig. Trotz allem erreicht die Hilfe der Caritas in Syrien immer noch viele tausend Menschen. Die Erfahrungen dieser Reise haben auch gezeigt, dass die Caritas vor Ort insgesamt so gut aufgestellt ist, dass wir unsere Hilfen weiter erhöhen können. Die Verhältnisse verlangen, dass die humanitäre Hilfe weiter intensiviert wird. Wir sind in diesem Zusammenhang natürlich auch weiterhin auf die Unterstützung unserer Spender und öffentliche Förderer wie das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung angewiesen. Erreicht Caritas international als christliche Organisation unter die- sen erschwerten Umständen noch Bevölkerungsgruppen außerhalb der christlichen Gemeinden? Ich konnte mich persönlich davon überzeugen, dass die Neutralität unserer Hilfe auch in Syrien gilt. Das bedeutet auch, dass wir versuchen allen Menschen zu helfen, die zu uns kommen. Der Großteil der Hilfen in Damaskus, das habe ich selbst gesehen, geht sicherlich an muslimische Familien, die auch die Mehrzahl der Bevölkerung bilden. Gleichwohl hilft die Caritas auch sehr vielen Christen. Für uns steht weder Herkunft noch Religion im Mittelpunkt, sondern die Bedürftigkeit der Menschen. Interview: Stephanie Binder news / caritas-mitteilungen / 1-2016 51 m a g a z in Gewalt und Demütigungen Eine Wanderausstellung des Landesarchivs beleuchtet das Schicksal der Heimkinder zwischen 1949 und 1975 „Wenn du mal stirbst muss man dir die Schnüss extra totschlagen“, hieß es des Öfteren. „Verwahrlost und gefährdet? Heimerziehung in Baden-Württemberg 1949 bis 1975“, so lautet der Titel einer Wanderausstellung des Landesarchivs. Das zugrunde liegende Forschungsprojekt wirft ein Licht auf das harte Schicksal der Heimkinder in dieser Zeit. Werner Nickolai hatte lange geglaubt, dass er seine Vergangenheit einfach hinter sich lassen könnte. Dass er innerlich abgeschlossen hätte mit dem, was gewesen ist. Dann kam die Geburt seines Sohnes. „Ein Riesengeschenk war das“, sagt er. Aber gleichzeitig sei dadurch auch die Frage nach der eigenen Kindheit aufgebrochen. „Ich musste mich angesichts unseres kleinen Sohnes neu der Frage stellen: Wie war das eigentlich bei mir selbst?“, so Werner Nickolai. Es war komplett anders. Es war bedrückend und traumatisch. Werner Nickolai, studierter Sozialarbeiter und Professor für Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule (KH) Freiburg, wurde 1950 im Saarland geboren, als uneheliches Kind. Finanzielle Zuwendungen vonseiten des Staates für Alleinerziehende gab es damals nicht. Die Mutter war gezwungen, zu arbeiten. Demnach erging es Werner Nickolai so, wie vielen anderen Kindern, die nicht in eine gängige Familienkonstellation hineingeboren wurden: Schon mit sechs Monaten kam er ins Heim. Zunächst in ein Säuglingsheim in Saarbrücken, mit vier Jahren dann in ein Heim für größere Kinder. 52 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Werner Nickolai, Professor an der KH Freiburg und früheres Heimkind: „Es wurde auch anlasslos geprügelt und es gab einen Automatismus der Gewalt“. Beide Einrichtungen waren von Ordensschwestern getragen. Und in beiden Einrichtungen waren körperliche Gewalt und mutwillige Drangsalierung an der Tagesordnung. „Ich will gar nicht alles erzählen, was ich erlebt habe“, sagt Werner Nickolai. Dass das Schlagen von Kindern den damals gängigen Erziehungsvorstellungen entsprach, ist ihm bewusst. „Aber es wurde auch anlasslos geprügelt“, sagt er. „Und es gab einen Automatismus: Wenn ich in der Schule geschlagen wurde und zurück ins Heim kam, wusste die Schwester schon davon und verabreichte mir nochmals Schläge als Strafe für die Schläge in der Schule“, so der Sozialpädagoge. Dazu kamen verbale Demütigungen: Auch mit inzwischen 65 Jahren, kurz vor seiner Emeritierung stehend, kann Werner Nickolai die Tränen nicht unterdrücken, wenn er seine Geschichte erzählt. Zumal seine Erfahrungen in den damaligen Kinderheimen keine Ausnahme waren, sondern häufig vorkamen. Fast flächendeckend, wie das Landesarchiv Baden-Württemberg im Rahmen eines Forschungsprojekts über die „Heimerziehung in BadenWürttemberg 1949 bis 1975“ herausgefunden hat. Die bisherigen Ergebnisse werden derzeit in einer kleinen, aber aussagekräftigen Wanderausstellung präsentiert. Sie war vor kurzem in der Katholischen Hochschule in Freiburg zu sehen und wird auch noch im Laufe der Jahre 2016 und 2017 im Land unterwegs sein. Oft reichten Auffälligkeiten zur Heimeinweisung Die Forschungen brachten auch für die Mitarbeiter des Landesarchivs Überraschendes zutage. Das betrifft zunächst die Zahlen. Bundesweit, so betont Nastasja Pilz, die das Projekt leitet, habe es zwischen dem Kriegsende und der Mitte der 1970er-Jahre rund 800 000 Heimkinder gegeben. In Baden-Württemberg lassen sich nicht weniger als rund 650 Einrichtungen nachweisen. Dazu gehören regelrechte Massenunterkünfte, aber auch kleine Heime in privaten Häusern. Für die Zeit um 1960 gehen die Forscher von rund 20 000 Heimkindern in BadenWürttemberg aus. magazin Eine aus heutiger Sicht außerordentlich hohe Zahl. Wobei es sich nur bei einer Minderheit dieser Kinder um Vollwaisen handelte. Öfter waren es unehelich geborene Kinder oder Kinder aus schwierigen Familien. Zuweilen reichten damals Auffälligkeiten oder Schulschwächen, um die Kinder ins Heim einzuweisen. Zwischenformen gab es nicht. Nur ein Entweder-oder. Zuhause oder Heim. Zu den größten Überraschungen im Zuge der Forschungsarbeiten gehörte für Nastasja Pilz die Tatsache, dass sich so viele Betroffene beim Landesarchiv gemeldet haben, um über ihre Zeit als Heimkinder zu sprechen. Die Projektleiterin selbst war in den letzten drei Jahren mit hunderten ehemaligen Heimkindern im Gespräch. „Wir haben dabei Geschichten gehört, die zuvor nicht einmal in der eigenen Familie erzählt wurden“, weiß sie. Wobei die Gewalt, die fast in allen Heimen eine Rolle spielte, gar nicht das Schlimmste für die Betroffenen gewesen ist. Dies gilt ungeachtet massiver Vorkommnisse wie regelrechter Prügelorgien, Isolation, Essens- und Schlafentzug und damit Maßnahmen, die auch vom damaligen „Züchtigungsrecht“ nicht gedeckt waren. „Am schwersten war für die Kinder die Erkenntnis, nicht in einer Familie zu sein, keinen Rückzugsort, keine wirkliche Beheimatung zu haben“, so Nastasja Pilz. Die Heime und ihre Bewohner seien abgeschottet gewesen. Einschließlich der heimeigenen Schulen. Im Rahmen eines „massiv durchstrukturierten“ Tagesablaufes hätten die Kinder nicht als Individuen gegolten, sondern seien nur als Kollektiv wahrgenommen worden. „Es gab keine Privatsphäre und kaum Zeit alleine“, so die Projektleiterin. „Das ist auch der Grund dafür, warum ehemalige Heimkinder auffallend viel Wert auf Privatsphäre legen.“ Was die Verhältnisse in den Heimen zwischen 1945 und 1975 angeht, lassen sich nach den Ergebnissen des Forschungsprojekts keine Unterschiede zwischen kommunalen, privaten und kirchlichen Trägern ausmachen. Vielerorts ging eine mangelhafte Ausstattung der Einrichtungen mit einer drangvollen Enge einher. Entschuldigung im Namen des Diözesan-Caritasverbandes Mangelhaft war zudem die Ausbildung der Verantwortlichen, wenn es denn überhaupt eine Ausbildung gab. Dies gilt auch und gerade für die Ordensschwestern, die zum Teil schon allein aufgrund der Vielzahl der von ihnen zu betreuenden Kinder völlig überfordert waren. „Manchmal galt damals die Abordnung aus dem Mutterhaus in ein Kinderheim als Strafe“, stellt Nastasja Pilz fest. Werner Nickolai erinnert sich, dass die Ordensschwestern im Saarland „rund um die Uhr“ gearbeitet hätten. „Sie waren immer am Kind und hatten nie frei“, sagt er. „Ihre Gewalt war auch so etwas wie Abwehr.“ Ehemalige Heimkinder haben seit einigen Jahren die Möglichkeit, über den bundesweiten Fond Heimerziehung eine finanzielle Anerkennungsleistung zu beantragen. Vielen Betroffenen aus Baden-Württemberg ist es mithilfe des Forschungsprojekts des Landesarchivs erstmals gelungen, an die entsprechenden Akten zu gelangen, die ihr Schicksal belegen. Dabei stießen einige auch auf Details, die ihnen bisher unbekannt waren und die möglicherweise eine erneute psychische Belastung bedeuten. Zum Beispiel dann, wenn die Akten Briefe der Mutter enthalten, die ihnen als Kinder vom Heimpersonal unterschlagen wurden. Die finanzielle Anerkennungsleistung ist Nastasja Pilz zufolge für die meisten Betroffenen zweitrangig. Viel wichtiger, so die Projektleiterin, sei die Erfahrung: „Man hat mir zugehört, es hat mich jemand ernstgenommen, es hat jemand Entschuldigung gesagt.“ Letzteres tat im Namen des DiözesanCaritasverbandes dessen Vorsitzende Mathea Schneider anlässlich der Ausstellungseröffnung in Freiburg. Sie drückte ihr Bedauern darüber aus, dass Kinder auch in Häusern der Caritas gelitten hätten. Die Caritas-Vorsitzende bezeichnete die Aufarbeitung der Vergangenheit als „unverzichtbar“, verwies aber auch auf die inzwischen völlig veränderte Pädagogik, die junge Menschen in ihren Persönlichkeitsrechten achte und schütze. Tatsächlich ist heute eine Situation wie sie in den 1950er- und 1960erJahren in den Heimen vorzufinden war, unvorstellbar. Die Heimpädagogik hat sich radikal zum Positiven gewandelt. Alles immer zusammen, nie alleine. In vielen Heimen begann der Tag mit gemeinsamer Körperhygiene. Ehemalige Heimkinder verweisen oft auf die fehlende Privatsphäre in den Einrichtungen. news / caritas-mitteilungen / 1-2016 53 ma g a zin Woran das liegt? Für Werner Nickolai steht fest, dass diese Veränderung vor allem von der 68er-Bewegung angestoßen wurde. „Die kämpften damals für alle, die innerhalb der Gesellschaft irgendwie als Randgruppe erschienen“, sagt er. In diesem Zusammenhang sei dann auch die Situation der Heimkinder in den Blick gekommen. Nastasja Pilz verweist darauf, dass der Bruch mit der überkommenen Heimerziehung erstaunlich schnell vollzogen wurde. So gab es noch in den 1960erJahren in fast jeder baden-württembergischen Stadt ein Säuglingsheim – Ende der 1970er-Jahre kein einziges mehr. Die Betreuung der betroffenen Kleinkinder erfolgte fortan in familienähnlichen Gruppen. Und während in den Akten der 1950er-Jahre keine einzige Äußerung eines Kindes zu finden ist, spielte später die Frage nach der persönlichen Befindlichkeit und dem Willen der Kinder eine entscheidende Rolle und wurde in selbstverständlicher Weise schriftlich festgehalten. Auch Heime mit langer Tradition seien spätestens in den 1970er-Jahren komplett umgestellt worden, so Nastasja Pilz. Aber auch zuvor war die Situation nicht überall gleich. Eine Minderheit von Heimkindern hatte Glück. Je nachdem, mit welchen Personen sie es zu tun bekamen. Auch Werner Nickolai hatte nach den schlimmen Jahren seiner Kindheit solches Glück. Er wurde nach Oberrimsingen im Kaiserstuhl in das dortige Christophorus-Jugendwerk, eine Einrichtung in Trägerschaft der Caritas, verlegt. Das hat ihn gerettet. Hier traf er unerwartet auf einfühlsame, kompetente Erzieher. „Wichtig war auch, dass es Männer waren“, sagt er. Inspiriert von ihrem Beispiel reifte in ihm der Wunsch, Sozialarbeit zu studieren. Angesichts solcher Erfahrungen kommt für Werner Nickolai in der Ausstellung des Landesarchivs das „Gelungene“ in der Heimerziehung etwas zu kurz. Ungeachtet aller Missstände habe es schon in den 1950er- und 1960erJahren einzelne Einrichtungen mit qualifiziertem Personal gegeben, meint er. Kritisch sieht Nickolai die Tatsache, dass heutzutage manche Jugendliche eher zu spät in einem Heim untergebracht werden. „Oft aus Kostengründen“, vermutet er. Vor vier Jahren wurde Werner Nickolai noch einmal von seiner Vergangenheit eingeholt. Seine Mutter starb. Ebenso wie sein später geborener Halbbruder war er auf der Beerdigung im Saarland. Der junge Priester begrüßte die Trauergäste und gab einen Überblick über das Leben der Verstorbenen. Die beiden Söhne erwähnte er während der ganzen Feier mit keinem Wort. Werner Nickolai schrieb ihm darauf einen Brief. Die Rechtfertigung des Pfarrers machte ihn fassungslos: Er habe nicht gewollt, dass bekannt wird, dass die Verstorbene zwei uneheliche Kinder hatte. Michael Winter nnn Die nächsten Termine der Wanderausstellung: n 2 3. März bis 4. Mai 2016: Bildungshaus der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul, Untermarchtal, Margarita-Linder-Straße 8, 89617 Untermarchtal. n 4. Oktober bis 25. November 2016: Staatsarchiv Ludwigsburg, Arsenalplatz 3, 71638 Ludwigsburg. n 17. Januar bis 31. März 2017: Generallandesarchiv Karlsruhe, Nördliche Hildapromenade 3, 76133 Karlsruhe. nnn Hilfe bei der Verständigung In Freiburg gibt es ein Beratungszentrum für Menschen mit einer Kommunikationseinschränkung Anfang Januar wurde in Freiburg mit einer Kommunikationsein- das Beratungszentrum für Unter- schränkung offen ist. Drei Fragen stützte Kommunikation offiziell er- an Professor Gregor Renner, den öffnet. In der Region Südbaden ist Geschäftsführer des Beratungszen- das Beratungszentrum die einzige trums für Unterstützte Kommunika- Anlaufstelle, die für alle Personen tion gGmbH in Freiburg. 54 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Was ist Unterstützte Kommunikation? Renner: Menschen, die nicht sprechen können oder anderweitig in der Kommunikation eingeschränkt sind, können sich über Handzeichen, Gebärden, Kommunikationstafeln oder technische magazin mit demenziellen Erkrankungen. Die Art der Erkrankung oder Einschränkung steht weniger im Vordergrund als die Möglichkeiten, die Kommunikation zu erweitern und so mehr selbstbestimmte Teilhabe zu erreichen. Hilfsmittel mit Sprachausgabe mitteilen. Manchmal helfen aber auch Fragestrategien oder Partnertraining. Das alles fällt in das Fachgebiet der Unterstützten Kommunikation. Wie funktioniert das ganz praktisch? Können Sie das an einem Beispiel erläutern? Auf der Eröffnungsfeier des Beratungszentrums für Unterstützte Kommunikation Freiburg hat unter anderem Frau Povhe einen Vortrag gehalten. Sie kann selbst nicht sprechen und nutzt darum ein Sprachausgabegerät. Wegen ihrer Lähmung kann sie auf dem Gerät nicht mit ihren Fingern tippen. Im Rahmen von Beratungen wurde unter anderem Augensteuerungen erprobt, die aber ihre Augenbewegungen nicht zuverlässig erkannten. Nun wurde eine Lösung gefunden, wie sie mit zwei Tasten in ihrer Nackenstütze das Gerät durch Kopfbewegungen bedient. So wurde es möglich, dass sie den Vortrag halten und so über ihre Situation informieren konnte. Welche Menschen finden bei Ihnen Unterstützung? Fragen: Thomas Maier nnn Professor Gregor Renner, Geschäftsführer des Beratungszentrums für Unterstützte Kommunikation in Freiburg. Unterstützung erhalten alle Menschen mit schweren Kommunikationseinschränkungen. Von kleinen Kindern im Vorschulalter bis zu Senioren. Dazu zählen Menschen mit angeborener Behinderung wie Zerebralparese oder Down Syndrom, Menschen mit erworbenen Einschränkungen wie Schlaganfall oder fortschreitenden Muskelerkrankungen (MS, ALS) bis hin zu Menschen Das Beratungszentrum für Unterstützte Kommunikation ist ein Zusammenschluss verschiedener Träger der Behindertenhilfe. Zu ihnen gehören neben der Lebenshilfe, dem Arbeitskreis für Menschen mit und ohne Behinderung, dem Ring der Körperbehinderten auch der Caritasverband Freiburg-Stadt, die Caritaswerkstätten Hochrhein und das St. Josefshaus Herten. Kontakt: Telefon 0761 48994-170/169, E-Mail: [email protected], www.bzuk-freiburg.de nnn Im Jahr der Barmherzigkeit nach Rom Seelsorgeamt und Diözesan-Caritasverband organisieren Pilgerreise in die Ewige Stadt „Seid barmherzig, wie es auch euer (himmlischer) Vater ist!“ – Dieses Jesuswort aus dem Lukasevangelium drückt das wichtigste Anliegen von Papst Franziskus aus: Die Christen sind gerufen, für die Barmherzigkeit Gottes Zeugnis abzulegen und sich den Armen, Schwachen und Notleidenden zuzuwenden. Barmherzigkeit ist deshalb auch das zentrale Stichwort für das Heilige Jahr, das der Papst ausgerufen hat. In diesem Jahr der Barmherzigkeit organisiert das Erzbischöfliche Seelsorgeamt in Kooperation mit dem Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg eine Wallfahrt nach Rom. Die Pilgerreise per Bus findet vom 1. bis 6. September 2016 statt. Mit der Reise sollen insbesondere Personen, die sich ehrenamtlich im Dienst am Nächsten engagieren, aber selbstverständlich auch Hauptamtliche im Dienst der Caritas die Möglichkeit haben, im Heiligen Jahr nach Rom zu pilgern. Zum Programm gehört die Teilnahme an dem Pilgergang durch die Heilige Pforte und an der Papstmesse anlässlich des Gedenktages der seligen Mutter Teresa, deren Heiligsprechung news / caritas-mitteilungen / 1-2016 55 m a g a z in im Rahmen der Messe erfolgen wird. Ebenso sind Begegnungen mit Vertretern des Vatikans, zum Beispiel vom Päpstlichen Rat Cor Unum, der die humanitären Hilfsaktionen des Heiligen Stuhls koordiniert, vorgesehen. Außerdem gibt es Gelegenheit, die antiken Stätten (Katakomben, Forum Romanum etc.) zu besuchen. Eine tägliche Eucharistiefeier und spirituelle Impulse geben Anregungen für den persönlichen Glauben. nnn Information und Anmeldung beim Veranstalter: Schwarzwald-Reisebüro Freiburg Pilgerbüro der Erzdiözese Freiburg Merianstr. 8, 79104 Freiburg Telefon 0761 207 79 22 E-Mail: [email protected] www.pilger-buero.de nnn Buchtipp Joseph Stiglitz, „Reich und Arm. Die wachsende Ungleichheit in unserer Gesellschaft“, Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt, Siedler-Verlag, München 2015, 512 Seiten, ISBN 978-3-8275-0068-7, 24,99 Euro Dass die Ungleichheit in unserer Gesellschaft ständig wächst, ist offenkundig. Die Schere zwischen Einkommensmillionären und Spitzenverdienern auf der einen und denjenigen auf der anderen Seite, die sich nur mit mehreren Jobs gleichzeitig einigermaßen über Wasser halten können, geht immer weiter auseinander. Dass diese Entwicklung kein „Naturphänomen“ und auch kein unabwendbares Schicksal ist, sondern das Ergebnis einer fehlgeleiteten Politik – das belegt der amerikanische 56 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz in seinem neuen Buch. Anhand vieler Beispiele zeigt er eindrucksvoll, welche Risiken die wachsende Ungleichheit birgt und was jener immer größer werdende Teil der Bevölkerung, dem die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in Reich und Arm schadet, gegen sie tun können. Stiglitz widmet sich vor allem den ökonomischen Faktoren der Ungleichheit in der amerikanischen Gesellschaft. Er beschreibt die Wechselwirkungen zwischen Politik und Ökonomie, die er als Teufelskreis bezeichnet, weil er mehr ökonomische Ungleichheit in politische Ungleichheit übersetzt, „insbesondere in dem politischen System der USA, in dem Geld eine so ungezügelte Macht besitzt“, wie er schreibt. In bemerkenswerter Deutlichkeit kritisiert Stiglitz den zeitgenössischen US-Kapitalismus, dessen Einfluss und Auswirkung weltweit und gerade auch in Deutschland seit Jahren zu spüren sind. In seinem gut lesbaren, auch für ökonomische Laien verstehbaren Buch erweist sich der Autor nicht nur als herausragender Wirtschaftsexperte, sondern auch als scharfsinniger politischer Denker, der für eine gerechtere Verteilung des Wohlstandes kämpft. Ein informatives und zugleich ermutigendes Buch für alle, denen das soziale Auseinanderdriften unserer Gesellschaft nicht gleichgültig ist. (tom) magazin Kultur der Aufnahme und der Solidarität Zitate aus den neuen Leitsätzen des Engagements für Flüchtlinge Die katholischen deutschen Bischöfe haben Leitsätze für die kirchliche Flüchtlingsarbeit verabschiedet. Diese wurden zum Ende der Frühjahrsvollversammlung im baden-württembergischen Schöntal vorgestellt. Wir dokumentieren einzelne Zitate aus den Leitsätzen: In der aktuellen Situation erleben wir in unserem Land ein beeindruckendes Maß an Solidarität und Hilfsbereitschaft. Zugleich sind vielerorts die Anzeichen der Ratlosigkeit und Überforderung unverkennbar. Nicht selten wird in der öffentlichen Debatte auch ein rauer Tonfall angeschlagen, der den Anliegen der schutzsuchenden Menschen in keiner Weise gerecht wird. Insbesondere die Zunahme an fremdenfeindlichen Gewalttaten gibt Anlass zu großer Sorge. Ausgangs- und Zielpunkt all unserer Bemühungen muss (...) stets die Wahrung der individuellen Würde jedes Flüchtlings und Asylsuchenden sein - unabhängig von Herkunft und sozialem Stand, Religion und Weltanschauung, Geschlecht und sexueller Orientierung. Bei allen politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um angemessene Antworten auf die gegenwärtigen Migrationsbewegungen ist von Christen ein besonderes Maß an Sensibilität gefordert für die vielen individuellen Lebens- und Leidenswege, die sich hinter den hohen Flüchtlingszahlen verbergen. Gleichzeitig darf jedoch nicht der Eindruck erweckt werden, dass die Kirche einen Ersatz für tragfähige sozialstaatliche und zivilgesellschaftliche Strukturen anbieten könnte. Als Christen setzen wir uns mit Entschiedenheit für die Anliegen der Flüchtlinge und Asylsuchenden ein. Dabei haben wir immer auch das Wohl der gesamten Gesellschaft und insbesondere die Bedürfnisse der benachteiligten Menschen in unserem Land im Blick. Die Kirche vertritt die Anliegen aller benachteiligten Menschen. Das kirchliche Engagement für die vielen Menschen, die an die Ränder unserer Gesellschaft gedrängt werden, wird mit unverminderter Energie fortgesetzt (...). Die Anliegen der benachteiligten Menschen in unserer Gesellschaft und die Bedürfnisse der Flüchtlinge und Asylsuchenden dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sind mit dem christlichen Menschenbild unvereinbar. Gemeinsam mit Papst Franziskus setzt sich die katholische Kirche in Deutschland für eine lebendige „Kultur der Aufnahme und der Solidarität“ ein. Dabei sind wir uns bewusst, dass auch in unserer eigenen Kirche nicht alle das Engagement für Flüchtlinge und Migranten vorbehaltlos unterstützen. Gelegentlich gibt es sogar offenen Widerspruch. Deshalb brauchen wir ein innerkirchliches Gespräch, das Ängste und Befürchtungen aufgreift und überwinden hilft. Zahlreiche Flüchtlinge haben in kirchlichen Gebäuden ein Dach über dem Kopf gefunden. Die zuständigen kirchlichen Verantwortungsträger prüfen auch weiterhin mit der notwendigen Kreativität und Offenheit, welche Objekte rasch und unkompliziert für die Aufnahme von Flüchtlingen bereitgestellt werden können. Neben dieser kurzfristigen Nothilfe müssen wir uns bereits jetzt um längerfristige Lösungen bemühen: Integration kann nur dann gelingen, wenn für alle, die in unserem Land leben, angemessener Wohnraum zur Verfügung steht und Ghettobildung verhindert wird. Von der frühkindlichen und schulischen Bildung bis hin zur Hochschul- und Erwachsenenbildung befinden sich in Deutschland zahlreiche leistungsfähige Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft. Auch die vielfältigen Aktivitäten der katholischen Jugendarbeit sowie der Hochschul- und Studierendengemeinden schaffen Orte des sozialen Lernens. All diese wertvollen Ressourcen müssen noch intensiver als bisher dazu genutzt werden, den Flüchtlingen aussichtsreiche Bildungsperspektiven zu eröffnen. Gleichzeitig wird aufs Neue darüber nachzudenken sein, wie eine stärkere interreligiöse Öffnung katholischer Bildungseinrichtungen mit der Wahrung und Weiterentwicklung ihres christlichen Profils einhergehen kann. Es muss gewährleistet sein, dass christliche Flüchtlinge in unserem Land - gerade in Asylbewerberunterkünften – keine Ausgrenzung oder Bedrängung aufgrund ihres Glaubens erfahren. Wir setzen uns dafür ein, dass das christliche Leben im Mittleren Osten eine Zukunft hat, und finden uns nicht damit ab, dass Christen, die ihre angestammten Länder verlassen müssen, ihre Heimat für immer verlieren könnten. Auch für sie gibt es ein Recht auf Heimat, auch für sie gibt es ein Recht auf Rückkehr. Jeder Mensch, der bei uns Zuflucht sucht, hat Anspruch auf ein faires Verfahren und eine menschenwürdige Behandlung. Dies gilt auch für jene, die nicht dauerhaft in Deutschland bleiben können. Auch für sie tragen wir Verantwortung. Des Weiteren kommt der Einheit der Familie eine große Bedeutung zu. Sie ist ein hohes Gut, für das wir einstehen. An diesen Grundsätzen muss sich die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik messen lassen. (kna) news / caritas-mitteilungen / 1-2016 57 m a g a z in DiCV-Bildungsangebote für Gesundheits- und Sozialberufe Weiterbildung: Qualitätsbeauftragte/r in Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens sowie der Altenhilfe Beginn: 11.04.2016 in Freiburg, Caritas Tagungszentrum Die Weiterbildung zielt auf den Erwerb, die Vertiefung und die Erweiterung der für Qualitätsbeauftragte erforderlichen fachlichen, persönlichen und psychosozialen Kompetenzen. Dies ist insbesondere die Fähigkeit, qualitätssichernde Ziele für den jeweils spezifischen Arbeitsbereich zu entwickeln und umzusetzen. Die Weiterbildung richtet sich an Personen, die in Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens sowie der Altenhilfe mit dem Qualitätsmanagement befasst sind und eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie eine zweijährige Berufserfahrung nachweisen können. Zertifizierte Weiterbildung: Qualifikation für Betreuungskräfte in der Altenhilfe nach §87b SGB XI sowie in der Behindertenhilfe Beginn 19.04.2016 in Freiburg, Waldhof, Akademie für Weiterbildung In dieser Weiterbildung entwickeln die Teilnehmenden ein umfassendes Aufgabenverständnis für die Tätigkeit einer Betreuungskraft im häuslichen und stationären Pflegebereich und erwerben die dafür erforderlichen Kompetenzen. Diese Qualifikation ist einem Grundverständnis verpflichtet, das den Menschen als Individuum in seiner Einmaligkeit wahrnimmt und wertschätzt. Sie will durch die Vermittlung der Haltung einer zugewandten Betreuung einen Beitrag zu mehr Lebensqualität und Teilhabe betagter Menschen leisten. 58 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Die Qualifikation ist in eine Basisqualifikation, ein Betreuungspraktikum und eine Aufbauqualifikation gegliedert. Um Leben und Tod – Kraftquellen kreativer Momente Fortbildung am 21.04.2016 in Freiburg, Seminarhaus am Schönberg Die Teilnehmenden erhalten einen Einblick in die palliative Arbeit einer erfahrenen Kunsttherapeutin und gewinnen Verständnis für die Möglichkeiten, die sich ihrem Klientel durch diesen therapeutischen Zugang bieten. Sie werden mehr davon verstehen, wenn sie selber kreativ werden und dabei die Erfahrung machen, dass sie den Druck, etwas Perfektes schaffen zu müssen, ablegen dürfen. Das kreative Schaffen ohne Angst soll die Teilnehmenden dazu führen, am Ende etwas zu gestalten, das sie persönlich als wertvoll erachten. Die Hauswirtschaft in Zahlen fassen – Der einfache Umgang mit Kennzahlen Fortbildung am 13.05.2016 in Freiburg, St. Carolushaus In diesem Seminar lernen Teilnehmende aus dem Bereich Hauswirtschaft und Küche Kennzahlen selbst zu ermitteln und anzuwenden. Sie erfahren ihren Nutzen für betriebliche Abläufe, und lernen die positiven Auswirkungen auf die Personalplanung schätzen. Kennzahlen sollen helfen, die Arbeit besser zu strukturieren, unnötigen Aufwand zu erkennen und Zeit zu sparen. Staatlich anerkannte Weiterbildung zum/zur Fachpfleger/-in für Gerontopsychiatrie Beginn, 30.05.2016 in Freiburg, Katholische Akademie Die Weiterbildung vermittelt ein umfassendes Rollen- und Aufgabenverständnis als Fachpflegekraft für Gerontopsychiatrie. Sie zeigt Pflegeund Betreuungsmodelle und Konzepte auf, durch die Fachpfleger/-innen für Gerontopsychiatrie innovativ und kreativ zukunftsorientierte Wege in der Gestaltung von Pflege- und Unterstützungsarrangements begehen können, die den Bedarfen und Bedürfnissen gerontopsychiatrisch erkrankter Menschen und deren Familien entsprechen. Die Weiterbildung richtet sich an examinierte Pflegende in Einrichtungen der Altenhilfe, der ambulanten Pflegedienste und Krankenhäuser, die sich für die gerontopsychiatrische Pflege und Betreuung qualifizieren wollen. nnn Weitere Informationen: Akademie für Gesundheits- und Sozialberufe des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg e.V. Weihbischof-Gnädinger-Haus Alois-Eckert-Straße 6 79098 Freiburg Telefon: (0761) 8974 - 246 Telefax: (0761) 8974 - 382 E-Mail: [email protected] nnn magazin Neue Kurse der DCV-Fortbildungs-Akademie Ausführliche Beschreibung anfordern: [email protected] Wirkungsvoll und zielgerichtet intervenieren Mit TZI auf dem Weg zur Arbeitsfähigkeit Seminar von 4. bis 8.04.2016 in Freiburg Wer ein Team oder eine Gruppe führt, hat Anliegen und Interessen, möchte mit seinem Verhalten oder Vorgehen etwas erreichen, um einen Prozess in eine bestimmte Richtung zu lenken. Alles, was er oder sie dabei tut oder auch nicht tut, bewusst oder unreflektiert, hat Wirkung, ermöglicht oder verhindert das Vorhaben. Deshalb gilt es, eigene Verhaltensweisen bewusst in den Dienst der eigenen Ziele zu stellen und ihre Wirkung auf andere wahrzunehmen. Dies fordert eine differenzierte Wahrnehmung und eine hohe Selbst-Bewusstheit. Das Seminar richtet sich an Führungskräfte und Mitarbeiter/-innen in sozialen und pädagogischen Arbeitsfeldern, in Einrichtungen, Diensten und Verbänden der Caritas, ebenso auch an Personen mit Interesse an Themenzentrierter Interaktion (TZI). Menschenwürde und Scham Die Bedeutung von Würde, Scham und Scham-Abwehr für die psychosoziale Beratung Seminar von 11. bis 13.04.2016 in Freiburg Welche Bedeutung hat Würde, Scham und Scham-Abwehr für die psychosoziale Beratung? Solange die Scham als solche von Klient/-in und Berater/-in nicht erkannt wird, sind Versuche, Störungen und Konflikte im Beratungsprozess zu lösen, meist nicht erfolgreich. Neben den problematischen Aspekten gibt es auch produktive und helfende Aspekte des Schamgefühls. Diese können für einen Beratungsprozess von großem Nutzen sein. Das Erkennen und Wahrnehmen von Scham und Scham-Abwehr ist daher für Berater/innen von großer Bedeutung. Das Angebot richtet sich an Menschen, die in beraterischem und therapeutischem Auftrag in ambulanten, teilstationären und stationären Diensten und Einrichtungen der verbandlichen Caritas arbeiten. Sand im Betriebe? Als betriebswirtschaftlich Verantwortliche/r wirksam handeln Seminar von 6. bis 8.06.2016 in Hannover Als Verantwortliche(r) für Finanzen zum Sympathieträger in der Organisation zu werden, ist eine Herausforderung. Und selbst wenn man diesen Anspruch gar nicht hat, ist es doch unbefriedigend oder vielleicht manchmal sogar erschreckend, wie wenig wirksam manche Informationen, Interventionen, Strukturen oder ‚Tools‘ in der Organisation zu sein scheinen. Vor diesem Hintergrund bietet die FortbildungsAkademie das Seminar „Sand im Betriebe?“ an. Darin geht es um die Frage der Wirksamkeit der eigenen betriebswirtschaftlichen Steuerung – mit Blick auf die eingesetzte Methodik, vor allem aber auch mit Blick auf die anderen Beteiligten in der Organisation. In diesem Seminar wird zum einen der Einsatz betriebswirtschaftlicher Steuerungsinstrumente fachlich reflektiert. Zum anderen werden ungewohnte Perspektiven eingenommen und damit hilfreiche neue Zugänge zur Thematik erkundet. Die Kunst der Entschleunigung Ein Anti-Stress-Angebot für Fachkräfte in Verbänden, sozialen Diensten und Einrichtungen Seminar von 20. bis 23.06.2016 in Freiburg Fachkräfte in sozialen Organisationen sind in ihrem beruflichen Alltag durch hohe Arbeitsdichte, immer vielfältigere Anforderungen sowie stetige Veränderungen permanent gefordert. Die Balance zwischen Arbeit und persönlichen, privaten Bedürfnissen scheint dadurch ins Ungleichgewicht zu geraten. Stress verstärkt sich und führt zu körperlichen und/oder psychischen Beschwerden. In diesem Seminar wird als Anti-Stress-Angebot eine Kombination von unterschiedlichen Wegen zur „Entschleunigung“ angeboten: Laufen beziehungsweise Walken sowie Yoga und Meditation werden kombiniert mit Angeboten zur persönlichen Reflexion sowie Theorieimpulsen und Beratung zum Selbst- beziehungsweise Stressmanagement. Ziel ist es, eine bessere Balance zwischen den persönlichen und beruflichen Bedürfnissen und Aufgaben zu finden – die eigene WorkLife-Balance. nnn Ausführliche Informationen zu allen Kursen: Fortbildungs-Akademie des Deutschen Caritasverbandes e.V., Wintererstr. 17-19 79104 Freiburg Telefon 0761 200-1700 Telefax 0761 200-1799 [email protected], www.fak.caritas.de und www.caritas-akademien.de nnn news / caritas-mitteilungen / 1-2016 59 te rm ine April 2016 Juni 2015 05./06.04.16 Arbeitstreffen der CSD-Teamleitungen Staufen, BDB-Musikakademie – Referat Armut, Existenzsicherung, Caritassozialdienst 06.04.16 Tagung der Verwaltungsleitungen Staufen, BDB-Musikakademie – Stabsstelle Ortscaritasverbände 06.04.16Einsatzstellen-Leitungskonferenz Freiburg, WGH – Referat Freiwilligendienste 07.04.16 Leitungskreis Verwaltungsleiter Stuttgart, DiCV – Referat Behindertenhilfe und Gemeindepsychiatrie 07.04.16 AK Gemeindecaritas Freiburg, WGH – Referat Gemeindecaritas APRIL 07./08.04.16 Arbeitstagung Beschäftigungsförderung Staufen, BDB-Musikakademie – Referat Arbeit, Europa, Schuldnerberatung 12./13.04.16 Rollenklärung und Rollenfestigung für Projektmitarbeitende Freiburg, Institut „tandem“ – Projekt „Nah an Menschen von weit weg“ 14./15.04.16 Arbeitskreis Sozialarbeit in der Altenhilfe Staufen, BDB-Musikakademie – Referat Offene Altenhilfe 18.04.16 Grundkurs Schuldnerberatung: Zwangsvollstreckung, Schuldnerschutz Freiburg, Margarete Ruckmich-Haus – Referat Arbeit, Europa, Schuldnerberatung 19.04.16 Leitungskreis Gemeindepsychiatrie Freiburg, Margarete Ruckmich-Haus – Referat Behindertenhilfe und Gemeindepsychiatrie 20.04.16 Fachtag Tafeln Freiburg, WGH – Referat Armut, Existenzsicherung, Caritassozialdienst 20.-22.04.16 Grundmodulreihe zur Leitungsqualifizierung Staufen, BDB-Musikakademie – Referat Tageseinrichtungen für Kinder 21.04.16Kontakt- und Informationstag für neue leitende Mitarbeitende in Einrichtungen der Gesundheits- und Altenhilfe Freiburg, WGH – Abteilung Gesundheits- und Altenhilfe 60 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 impre ss u m news news /caritas-mitteilungen Zeitschrift für soziale Fragen in der Erzdiözese Freiburg 63. Jahrgang Die „caritas-mitteilungen“ sind das offizielle Verbandsorgan für Mitglieder, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Einrichtungen, Diensten und Pfarrgemeinden sowie Freunde der Caritas. Verleger Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V. Weihbischof-Gnädinger-Haus 79111 Freiburg, Alois-Eckert-Straße 6 Gegründet: 16. November 1903 www.dicvfreiburg.caritas.de Redaktion, Gestaltung Thomas Maier, Öffentlichkeitsreferent und Produktion Tel. (07 61) 89 74-1 08 · Fax (07 61) 89 74-3 88 eMail: [email protected] Gerd Bauer, phase-zwei, Wittnau Layoutentwurf Irmhild Haite-Voss, Triolog Freiburg Fotos Achiv: 5, 7, 36, 56; Caritas international: 50, 51; CV Heidelberg: 40; CV Hochrhein: 41; CV Karlsruhe: 42, 43; CV Konstanz: 44; CV Limburg: 25; CV Mannheim: 45; Deutscher Caritasverband: 9, 10, 11, 12, 22, 23; Deutscher Caritasverband/ KNA: 18, 24; Hohenzollerische Zeitung: 49; Bernd Kasper/pixelio.de: 32; KNA: 15; Landeskirchliches Archiv Stuttgart/Schowalter: 53; Thomas Maier: 29, 30, 32, 34, 35; Malteser: 39; privat: 17; 19, 21, 22, 31, 33, 37, 38, 52, 55; Otto-Rauch-Stift: 47; Dieter Schütz, pixelio.de: 14, 15; Thomas Wilk: 26, 27, 28. Satz und Druck Druckerei Herbstritt GmbH, Sexau Redaktionsschluss 30. April 2016 2-2016 news / caritas-mitteilungen / 1-2016 Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V. Postfach 10 01 40, 79120 Freiburg Nr. 1-2016 PVSt, Deutsche Post AG „Entgelt bezahlt“, VKZ E 12315 Stiften für eine bessere Zukunft n n Für Menschen in sozialer Not n n Für Alte, Kranke und Behinderte n n Für bessere Chancen von Kindern und Jugendlichen Caritas-Stiftung für die Erzdiözese Freiburg: Wir übernehmen Verantwortung. ns an. u e i S ufen Bitte r Stiftungsverwaltung: Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V. Weihbischof-Gnädinger-Haus Alois-Eckert-Str. 6 79111 Freiburg Die Caritas-Stiftung für die Erzdiözese Freiburg trägt dazu bei, dass hilfebedürftige Menschen Unterstützung erfahren und neue Hoffnung schöpfen. Ziel ist es, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu bewahren. Setzen Sie ein Zeichen. Übernehmen auch Sie Verantwortung – gemeinsam mit uns! Gerne senden wir Ihnen unsere kostenlose Stiftungsbroschüre zu. Bitte rufen Sie uns an. Msgr. Bernhard Appel Tel. 0761 8974-100 Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe IBAN: DE38 6602 0500 0001 7000 00 Caritas-Stiftung für die Erzdiözese Freiburg
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