INFORM Heft 1-16 - Hessische Zentrale für Datenverarbeitung

Hessische Zentrale für Datenverarbeitung
INFORM
Magazin für die Hessische Landesverwaltung
E-Justice // Zentrales
elektronisches Schutzschriftenregister
ab Seite 18
Aus zwei mach eins
// LBIH-Direktor Thomas Platte
im Interview ab Seite 8
Bandbreitenerhöhung im
HessenNetz // Zukunftsweisende
Infrastrukturmaßnahme ab Seite 30
1/16 März 2016
43. Jahrgang
2
INFORM 1/16 // IMPRESSUM
INFORM
erscheint viermal jährlich (42. Jahrgang)
Grafisches Konzept
Agentur 42 | Konzept & Design, www.agentur42.de
Herausgeber
Druck
Hessische Zentrale für Datenverarbeitung
Mainzer Straße 29, 65185 Wiesbaden
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Redaktion
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Beirat
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Ehrhardt-Gerst, Dr. Alberto Kohl, Peter Lacher, Susanne
Mehl, Dietmar Mittwich, Manfred Pospich, Eckart Ruß
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EDITORIAL // INFORM 1/16
3
Liebe Leserin,
lieber Leser,
das Jahr hat in unserer Außenstelle in Hünfeld mit
einiger Spannung begonnen. Der Grund dafür:
Zum 1. Januar 2016 musste das „Zentrale elektronische Schutzschriftenregister“ (ZSSR) entsprechend
einer gesetzlichen Vorgabe an den Start gehen.
Beim ZSSR handelt es sich um ein bundesweites
elektronisches Register zur Hinterlegung von
Schutzschriften bei den Gerichten. Die HZD zeichnete neben dem Oberlandesgericht in Frankfurt
und der IT-Stelle der hessischen Justiz in Bad
Vilbel für das Projekt verantwortlich. Hessen hat es
komplett und rechtssicher entwickelt und die HZD
betreibt es seit der Live-Schaltung. Das Besondere:
Das ZSSR ist ein erster Meilenstein auf dem Weg
zum elektronischen Rechtsverkehr mit den Gerichten, der bis 2022 umgesetzt sein muss, sozusagen
die Probe aufs Exempel für den gemeinsamen
weiteren Weg. Das Projektteam selbst ist hochzufrieden mit der geleisteten Arbeit – und überzeugt,
dass die Umsetzung unter dem gegebenen Zeitdruck und innerhalb des Budgetrahmens nur so gut
funktioniert hat, weil alle an einem Strang gezogen
haben. Mit dieser Leistung haben wir gezeigt, dass
wir für die spannenden Zeiten, die auf die Justiz
und uns zukommen, bestens aufgestellt sind.
Auch der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) hatte einen spannenden Jahresanfang.
Seit dem 1. Januar 2016 bündelt das LBIH die Kompetenzen des Hessischen Bau- und des Hessischen
Immobilienmanagements und steht der Landes­
verwaltung als zentraler Partner zur Seite. LBIHDirektor sprach mit INFORM über die Fusion und
deren Bedeutung für die „IT-Hochzeit“.
Die CeBIT steht vor der Tür. Wie jedes Jahr ist die
HZD wieder am Hessenstand im Public Sector Parc
vertreten. In diesem Jahr präsentieren wir den
HessenPC 3.0, die „Next Generation“. Im Dezember hat uns der EGOV-VR einstimmig mit seiner
Bereitstellung beauftragt, ab September dieses
Jahres führen wir ihn in der Landesverwaltung ein.
Eng mit ihm verzahnt ist das Thema App. In Hannover stellen wir erstmals unsere App-Strategie
vor, genauso wie das Föderierte Identitätsmanagement. Wenn Sie zur CeBIT fahren: Schauen Sie
bei uns vorbei und informieren Sie sich. Die Ver­
treterinnen und Vertreter der HZD und ich freuen
uns, Sie auf der CeBIT zu treffen.
Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen
Ihr
Joachim Kaiser
Direktor der HZD
4
INFORM 1/16 // INHALT
Aus zwei mach eins
Seit dem 1. Januar 2016 gehen das Hessische Baumanagement und das Hessische Immobilien­
manage­ment gemeinsame Wege. Welche Herausforderungen und Chancen die Fusion für die IT mit
sich bringt, erklärt Thomas Platte, Direktor des neuen Landes­betriebes Bau und Immobilien Hessen.
// Inhalt
im gespr äch
8
Aus zwei mach eins
Thomas Platte im Gespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Thomas Platte, Direktor des neuen Landesbetriebes Bau und
Immobilien Hessen (LBIH), im Interview
notizen
12 Kurznachrichten aus Deutschland, Hessen und der HZD
kolumne
17 HZD Web-Lounge
Kurz gesagt mit 6LoWPAN
18schwerpunk t: zssr
20 Hessen entwickelt und betreibt bundesweites Register
Punktlandung bei Produktivsetzung
21
23.545 Schutzschriften
23
Technische Kenngrößen
23
Was sind Schutzschriften?
24
IT-Architektur
26
Projektverlauf
27
Fallbeispiel
Schwerpunkt:
Zentrales elektronisches Schutz­
schriften­­register
Das Zentrale elektronische Schutzschriftenregister
ist seit Jahresbeginn produktiv. Betreiber ist das
Land Hessen, zuständige Stelle das Oberlandesgericht Frankfurt am Main. Unter großem Zeitdruck
hat eine kleine Projektgruppe aus Oberlandes­
gericht, IT-Stelle der hessischen Justiz und HZD
die Entwicklung des vollautomatisierten Verfahrens gestemmt und ist mit einer Punktlandung am
1. Januar 2016 in Betrieb gegangen.
ZSSR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
INHALT // INFORM 1/16
Bandbreitenerhöhung im HessenNetz
Die HZD betreibt das landesweite HessenNetz. Es
verbindet die Dienststellen der Ressorts und IT-Verfahren der Landesverwaltung, es bietet Zugriff auf
zentrale Dienste und Ressourcen des Landes und es
bildet die Basis für weitere HZD-Produkte wie HessenVoice oder den HessenPC. In diesem Jahr profitieren die Kunden der HZD von einer kostenneutralen Bandbreitenerhöhung.
Zukunftsweisende Infrastrukturmaßnahme . . . . . 30
hessens cio
28Nachgefragt
Hessens CIO zu E-Government und CeBIT
hzd-maga zin
29 HZD auf der CeBIT
30 Bandbreitenerhöhung im HessenNetz
Zukunftsweisende Infrastrukturmaßnahme
32 Ein Rundum-sorglos-Paket
LAN-Port der HZD kommt bei den Kunden gut an
34 Hyper-V
Funktionale Erweiterung des HZD-Standards zur Virtualisierung
36 Ideale Schnittstelle
EGOV-VR bringt IT-Verantwortliche an einen Tisch
38 Responsive Design
Der neue Standard für hessische Internetauftritte
it-sicherheit
41 Awareness
Zahlen oder nicht zahlen?
facet ten der it
42Psychologie in IT Über Steaks, Austern und lernende Systeme
Facetten der IT
Wie entscheiden Menschen? Kann man diese Prozesse als Informationsverarbeitung verstehen? Im
Studiengang „Psychologie in IT“ an der TU Darmstadt
wird das erforscht. Die Ergebnisse sind wichtig für
die Entwicklung künstlicher Intelligenz und besserer
Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine.
Psychologie in IT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
service
46 Tipps und Tricks Schnellbausteine in Outlook 2010
5
6
INFORM 1/16
INFORM 1/16
LBIH // Seit dem 1. Januar 2016 erbringt der neue Landesbetrieb Bau
und Immobilien Hessen als zentraler Partner in der Hessischen Landes­
verwaltung alle Dienstleistungen des Bau-, Gebäude- und Standort­
managements aus einer Hand. Auch die Gebäude der HZD fallen in
die Verantwortung des LBIH. Im Bild: die Besprechungsräume des
IT-Dienstleisters. Interview mit LBIH-Direktor Thomas Platte ab Seite 8
7
8
INFORM 1/16 // IM GESPRÄCH
Aus zwei mach eins
// LBIH-Direktor
Thomas Platte im Interview
Seit dem 1. Januar 2016 gehen das Hessische Baumanagement (hbm) und das Hessische Immobilienmanagement (HI) gemeinsame Wege. Welche Herausforderungen und
Chancen die Fusion für die IT mit sich bringt, erklärt Thomas Platte, Direktor des neuen
Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen (LBIH), im Interview.
INFORM: Herr Direktor Platte, zunächst einmal wünschen wir Ihnen viel Erfolg für Ihre neue Aufgabe als
Direktor des LBIH. Wie haben Sie das vergangene
Jahr erlebt?
haben die Kolleginnen und Kollegen hier Großartiges
geleistet. Wir nehmen diesen positiven Schwung
mit. Ich freue mich auf die neuen Aufgaben und sehe
den Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen für
die kommenden Herausforderungen in einer guten
Ausgangsposition.
Platte: Im vergangenen Jahr haben wir einen bedeu­tenden Schritt hin zu einem zentralen Bau- und Immo­biliendienstleister gemacht. Die Organisations­s truk­
turen, Prozesse und Unternehmenskulturen bei­der
Betriebe mussten vereinheitlicht werden. Dies erfor­
derte ein systematisches Schritt-für-Schritt-Vor­gehen,
Mut zu Entscheidungen sowie Geduld, Zeit und
Disziplin.
INFORM: Im Vorfeld wurde im Strukturprojekt hbm/
HI die konzeptionelle Zusammenlegung des LBIH
erarbeitet. Welche Herausforderungen gab es im
Teilprojekt „IT“ in Zusammenarbeit mit dem HZDBereich „Anwendungsmanagement hbm und HI“ zu
bewältigen?
Wir haben gezeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen den formal noch getrennt organisierten Betrieben funktionieren kann. Als ein Beispiel möchte ich
hier das Thema Unterbringung von flüchtenden und
hilfesuchenden Menschen benennen. In Teamarbeit
Platte: Die besondere Herausforderung liegt in der
Zusammenführung der unterschiedlichen IT-Systeme
der beiden „ehemaligen“ Landesbetriebe begründet. Bislang besteht eine Koexistenz der IT-Systeme,
wobei das Hessische Baumanagement mit einem >>
IM GESPRÄCH // INFORM 1/16
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10
INFORM 1/16 // IM GESPRÄCH
LEBENSLAUF THOMAS PLATTE
­
Geboren 09. 02.1960 in Treysa (Schwalmstadt, Hessen)
1986
TH Darmstadt, Bauingenieurwesen,
Dipl.-Ing.
1988
große Staatsprüfung, Bauassessor
2000
Sicherheitsingenieur, BGV A 6 (VBG 122)
Bau BG Wuppertal
1990 –1997
Hessische Straßenbauverwaltung
1997
Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main,
Referent Bauingenieurwesen und Vergabe- und Vertragsangelegenheiten
(Anhörungsstelle § 18.2 VOB/B-Verfahren, § 11.2 AVB-Verfahren)
2002
Dienststellenleiter der Staatlichen Neubauleitung Polizeipräsidium Frankfurt am
Main
2004
Stellvertretender Direktor des am
01.01.2004 gegründeten landeseigenen
Betriebs Hessisches Baumanagement
(hbm)
Seit 2007
Direktor des hbm
Seit
01.01.2016
Direktor des Landesbetriebes Bau und
Immobilien Hessen (LBIH)
Seit 1999
Beisitzer der Vergabekammer beim
Regierungspräsidium Darmstadt
Seit 2001
Lehrbeauftragter am Studienzentrum
Rotenburg a. d. Fulda
Terminalserver-System mit zentraler Anwendungs- und Datenbereitstellung arbeitet.
Das Hessische Immobilienmanagement verfügt über ein
Client‑System mit dezentraler und föderaler Datenhaltung.
INFORM: Die „ehemaligen“ Landesbetriebe hbm und HI arbei­
teten seit Jahren in unterschiedlicher Intensität mit der HZD
zu­sammen. Wenn Sie an das aktuelle IT-Projekt denken, was
erwarten Sie von Ihrem Dienstleistungspartner HZD?
Die Konsolidierung der IT-Infrastruktur ist ein großes Projekt,
bei dem wir gerne die Beratungsleistungen und Unterstützung
v.l.: Finanzminister Dr. Thomas Schäfer und LBIH-Direktor Thomas Platte
der HZD in Anspruch nehmen und genommen haben. Von
dem zentralen IT‑Dienstleister für die Hessische Landesverwaltung erwarten wir den gleichen zuverlässigen und stabilen
System­betrieb, von dem wir bereits in den vergangenen Jahren profitieren konnten.
INFORM: Können Sie uns einen Einblick in die Rahmenbedingungen des Projektes gewähren? Wann wird die Konsolidierungsphase voraussichtlich abgeschlossen sein?
Platte: Die Konsolidierungsphase wird nach derzeitigem Stand
der Planungen frühestmöglich beginnen und voraussichtlich
Ende des Jahres 2016 abgeschlossen sein. Das neue IT-System
sollte sehr gut auf die Erfordernisse und Bedürfnisse des Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen zugeschnitten sein
und die Geschäftsprozesse effizient unterstützen.
INFORM: Können Sie uns den aktuellen Stand des Projektes
E-Vergabe aufzeigen?
Platte: Die E-Vergabe bzw. der Vergabemanager ist der Nachfolger der Anwendung Vergabe- und Vertragsdaten (VVD), mit
der Vergabeverfahren im Baubereich rechtskonform durchgeführt werden. Im Zuge der IT-Systemzusammenführung der
„ehemaligen“ Landesbetriebe werden auch die Vergaben des
IM GESPRÄCH // INFORM 1/16
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HZD - LEIS TUNGEN FÜR DA S LBIH
­
ƒƒ B
ereitstellung und Betrieb von IT-Verfahren in einer
zentralisierten WTS-Umgebung (E-Gov Shared
Hosting Plattform)
ƒƒ Zentraler File-Service zur Ablage der Geschäftsdaten
ƒƒ S
harePoint Extranet zum Datenaustausch mit
externen Firmen
ƒƒ B
etrieb der dezentralen Server in den Lokationen des
Kunden
ƒƒ E-Vergabe / VVD
ƒƒ U
mfängliches Client-Management im Rahmen des
HessenPC
ƒƒ Kommunikationsdienste (WAN und LAN)
ƒƒ O
rchestrierung der genannten Leistungen in einem
umfänglichen Anwendungsmanagement
LBIH KOMPAK T
­
Beschäftigte: ca. 2.000
Zentrale:
Wiesbaden, Abraham-Lincoln-Straße 38–42
Niederlassungen:
Niederlassung Nord in Kassel, Niederlassung Ost in Fulda, Niederlassung Mitte in Gießen, Niederlassung West
in Wiesbaden, Niederlassung Rhein-Main in Frankfurt
und Niederlassung Süd in Darmstadt
Aufgaben:
Der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen versteht
sich als zentraler und verlässlicher Partner der Hessischen Landesverwaltung, der künftig seine vielfältigen
Baumanagement- und ImmobilienbewirtschaftungsLeistungen aus einer Hand erbringen wird. Seine Kompetenz und vielfältige Expertise machen ihn zu einem
Komplettanbieter für alle Dienstleistungen des Bau-,
Gebäude- und Standortmanagements.
www.lbih.hessen.de
Technischen Gebäudemanagements hiermit abgewickelt, um
eine größere Transparenz für den LBIH zu erreichen. Noch in
diesem Jahr sollen die ersten vollelektronischen Angebots­
abgaben durchgeführt werden, um bestmöglich für die gesetzlichen Anfor­derungen ab 2017 gerüstet zu sein.
INFORM: Warum ist die neue IT-Architektur so wichtig für die
Fachanwendungen?
Platte: Mit der neuen IT-Struktur des LBIH wird gewährleistet,
dass niederlassungsübergreifendes und standortunabhängiges Arbeiten möglich ist. Durch die vielfältigen betrieblichen
Aufgaben aus dem Bau- und Immobilienbereich ist eine enge
Verzahnung der Daten und Fachanwendungen erforderlich,
die bestmöglich mit der IT-Architektur des LBIH realisiert
werden kann.
Schlussendlich möchte ich der HZD ein ausdrückliches Dankeschön für die konstruktive Unterstützung bei der Konzeption
der neuen IT-Struktur des Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen aussprechen. Mein Dank schließt selbstverständlich
die Kolleginnen und Kollegen aus dem IT-Bereich der „ehemaligen“ Landesbetriebe hbm und HI ein.
Die Fragen stellte Birgit Lehr, HZD.
12
INFORM 1/16 // NOTIZEN
MIS 2.0 // Portfoliomanagement optimieren, Zentrales Risiko–
management einführen
Risiken identifizieren
und erfassen
(Projekt/Verfahren)
Risiken bewerten und
Maßnahmen festlegen
(Projekt/Verfahren)
Seit Ende 2015 hat die HZD das Management-Informations-System MIS in der
Version 2.0 in Betrieb. Mit dieser SharePoint-basierten Fachanwendung professionalisiert die HZD ihr Projekt- und
Verfahrensmanagement weiter.
Ob Eckdaten, Informationen zu Releases
oder Risiken – die Daten aller HZDProjekte, Verfahren und Basisdienste
fließen einheitlich und strukturiert ins
MIS 2.0 ein. Das System liefert dadurch
Managementberichte aufbereiten
(MIS)
einen optimalen Überblick über Statusinformationen, Risikoverhalten, aber auch
Risiko­­details, die dem Management zur
Bewertung bereitgestellt werden.
Thomas Kaspar, Technischer Direktor der
HZD und Zentraler Risikomanager: „Unser
besonderes Augenmerk bei der Weiterentwicklung des MIS galt in dieser Phase
dem Risikomanagement. Dafür haben
wir einen HZD-weiten Prozess definiert
und in diesem Zusammenhang das
Risiken steuern und
Maßnahmen überwachen
(Management HZD)
Risikomanagement umfangreich überarbeitet und erweitert.“ Die MIS-Risikoliste
ist ein einheitliches Risikoregister, über
das identifizierte Risiken erfasst, bewertet und verfolgt werden. Aktuell wird der
zugehörige Risikomanagement-Prozess
in der gesamten HZD eingeführt.
Die Erweiterung von MIS um weitere Kom-­
po­nenten ist bereits in Vorbereitung. //
Dezentrale Standorte sichern // Tool unverbindlich testen
Wie bereits in INFORM 3/14 vorgestellt, wurde für die hessische
Justiz ein zentrales Tool zur Sicherung dezentraler Standorte
erfolgreich eingeführt. Dort werden mittels der EMC-Appliance
Avamar in den 102 Standorten der hessischen Justiz Sicherun­gen
von lokalen Daten vor Ort vorgenommen und in das Rechenzen­
trum der HZD-Außenstelle Hünfeld repliziert. Daten und Kom­
munikation sind hierbei verschlüsselt. Dank globaler Deduplika­
tion werden die Datenmengen derart reduziert, dass auch eine
Sicherung über geringe WAN-Bandbreiten problemlos möglich
ist.
Im Testlabor der HZD in Wiesbaden steht nun eine Test- und
Pilotierungsumgebung für weitere Interessenten aus der Hessi­
schen Landesverwaltung zur Verfügung. Hier können unverbind­
lich Sicherungen angelegt werden, um das Produkt „Zentrale
Datensicherung dezentraler Standorte“ in der entsprechenden
Kundenumgebung zu erproben und den Kundenbedürfnissen
anzupassen.
Auf Kundenseite genügt hierzu die Installation eines entspre­
chenden Clients auf der zu sichernden Umgebung und die
Abstimmung mit der HZD beim weiteren Vorgehen. //
Weitere Informationen beim Produkt­
management der HZD:
Dr. Martin Scheuermann
0611 340 1563
[email protected]
NOTIZEN // INFORM 1/16
Arbeitssitzung der KOPIT eG
// Kooperationsplattform IT
öffentliche Auftraggeber
HZD IN Z AHLEN
­
100
000
Über
LAN-Ports betreibt
die HZD aktuell für die
v.l.: Joachim Kaiser, Bertram Huke, Prof. Enrico Schleiff und Prof. Udo Kebschull von der KOPIT eG
Hessische Landesverwaltung. Mit LAN-Port
Im Januar erörterten der Vorstand der KOPIT eG mit
den Direktoren von HZD und der ekom 21 – KGRZ
Hessen sowie dem Vizepräsidenten und dem Rechen­
zentrumsleiter der Goethe Universität aktuell relevante
Themen. Dabei stand u.a. Privacy und Sicherheit beim
Einsatz von Windows 10 auf der Tagesordnung. Anfang
April wird die HZD hierzu über ihre Analyseergebnisse
berichten und dabei mit den Mitgliedern unter Einbe­
zug von Experten aus der Fachebene die Diskussion
fortsetzen, um Lösungen und Strategien zu finden, den
Einsatz von Windows 10 mit den Anforderungen der
öffentlichen Verwaltung in Einklang zu bringen. //
wird jeder kundenseitig
installierte, d.h. physikalisch vorhandene Port
bezeichnet. Das Dienstleistungspaket der HZD
umfasst alles von der
Planung, über den Betrieb bis hin zur Erneuerung. Ausführ­licher
Bericht ab Seite 32. //
13
14
INFORM 1/16 // NOTIZEN
PERSONALIEN
HessenPC 3.0 einstimmig
beauftragt // Bereitstellung im
September
Das Gremium der Verantwortlichen der Ressorts für
E-Government (EGOV-VR) hat in seiner Dezember-Sit­
zung die HZD mit der Bereitstellung des HessenPC 3.0
beauftragt. Zuvor hatte die HZD die zukünftige Ausprä­
gung des Standard-Clients ausgearbeitet, die auf Ebene
der Arbeitskreise Standards / Architektur / Controlling so­
wie IT-Sicherheit diskutiert wurde. Joachim Kaiser, Direk­
tor der HZD: „Die einstimmige Entscheidung zeigt, dass
eine weitgehende Standardisierung nicht im Widerspruch
zu den dienstlichen Erfordernissen der einzelnen Ressorts
steht.“
Den HessenPC 3.0 auf Basis von Windows 10/Office 2013
stellt die HZD ab September 2016 bereit. Er ermöglicht
die Nutzung von Touch-Oberflächen und damit den pro­
duktiven Einsatz von Tablet-PCs. Er ist auch die Basis für
ein HessenPC SmartPhone. Die „Next Generation“ stellt
einen Meilenstein bei der Unterstützung des mobilen Ar­
beitens in der Hessischen Landesverwaltung dar. //
Gabriele
Pawlitzek ist seit
dem 1. Januar
2016 Abtei­lungs­­
leite­rin Rechenzen­trum in der
HZD. Als Dipl.Ing. Elektro­tech­nik arbeitete sie u.a. in Managementpositionen beim Deutschen Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Europäischen Organisation für meteorologische Satelliten
(EUMESAT), der European Maritime
Safety Agency (EMSA), der International Finance Corporation (IFC) der
Welt­­bank sowie der Landeshauptstadt München. Ihre beruflichen
Stationen führten sie nach München,
Braunschweig, Darmstadt, Genf,
Lissa­bon und Washington D.C. Bevor
sie zur HZD kam, leitete sie den
Servicebereich Rechenzentrum (it@M)
der bayerischen Landeshauptstadt. //
Hans-Georg
Ehrhardt-Gerst
ist seit dem 9.
No­vember 2015
Abteilungsleiter
J – Verfahren der
Justiz sowie
Leiter der HZD-Außenstelle in Hün­feld. Er begann 1993 seine Ausbildung
für den gehobenen Dienst im Finanzamt Bad Homburg und war danach
sowohl im Finanzamt Bad Homburg
als auch in der Oberfinanzdirektion
Frankfurt am Main tätig. Seit 2000
ist er in der HZD und hat sich hier in
vielen Aufgabengebieten und
Funk­tionen erfolgreich eingebracht,
zuletzt als stellvertretender Abteilungs­
leiter J. Zusätzlich war Hans-Georg
Ehrhardt-Gerst im Rahmen einer
Rotation im Hessischen Ministerium
der Justiz tätig. //
NOTIZEN // INFORM 1/16
15
LUSD // Technik effizient eingesetzt
Die Lehrer und Schülerdatenbank (LUSD) der
Schul­verwaltung liefert die Grunddaten für die
Planung und die Statistik von rund 2.000 Schulen
mit über 60.000 Lehrkräften und mehr als
800.000 Schülerinnen und Schülern in Hessen.
Regelmäßig wird die Software auf den aktuellen
Stand gebracht, um eine stets aktuelle und
gesetzeskonforme Anwendung zu gewährleisten.
Während dieser sog. Releasewechsel steht das System den Schulen für eine gewisse Zeit
nicht zur Verfügung. Diese sog. Downtime konnte jetzt um mehr als die Hälfte verkürzt
werden. Dies ist u. a. einer zur Produktion identischen aufgebauten PreProduktion zu
verdanken. Damit können alle notwendigen Installationsarbeiten im Vorfeld vollständig
auf der PreProduktion durchgeführt und getestet werden. Am angesetzten Produktionstermin werden dann die Zugriffe der Endanwender durch einen Schwenk der Umgebung
umgeleitet. Die PreProduktion wird damit zur Produktion und umgekehrt. //
Projektmanagement // HZD stärkt Kompetenzbasis
Um die Kompetenzbasis der HZD im
Projektmanagement weiter voranzutreiben, leiteten der Direktor Joachim
Kaiser und der Technische Direktor
Thomas Kaspar eine Personalentwick­lungsmaßnahme in diesem Bereich
in die Wege. Die ersten Beschäftigten nahmen im vergangenen Jahr an
einer aufwändigen professionellen
Fortbildung teil und ließen sich zur/
zum „Projektmanagement-Fachfrau/Fachmann GPM/ IPMA Level D“ zer­tifizieren. Die Prüfung wurde von der
Gesellschaft für Projektmanagement
abgenommen. Im Januar überreichte
Thomas Kaspar die Zertifikate an
Jörg Schäfer, Ronja Schwarz, Sabine
Spang und Lejla Trtovac. Weitere
Fortbildungen bei ausgewählten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
sollen folgen. //
v.l.: Thomas Kaspar, technischer Direktor der HZD,
Lejla Trtovac, Jörg Schäfer, Ronja Schwarz, Sabine
Spang, Andrea Fuchs, Bereichsleiterin Personal
16
INFORM 1/16 // NOTIZEN
E-Government-Gesetz des
Bundes // Konsequenzen für die Länder
Wie gehen die Länder mit dem E-Government-Gesetz des Bundes um? Dieser Frage stellten sich ALD-Vertreter aus fast allen
Bundesländern Ende November 2015 bei ihrem turnusmäßigen
Treffen, das dieses Mal in der HZD stattfand.
Der Bund hat mit der Veröffentlichung des E-Government-Gesetzes eine Vorreiterrolle übernommen. Das E-GovernmentGesetz gilt für die Behörden des Bundes, aber auch der Länder
und der Kommunen, wenn sie Bundesrecht ausführen. Bei der
Ausführung von Landesrecht ist es nicht relevant. Um diese Regelungslücke zu schließen und um weitere Sachverhalte im Sinne des E-Government zu regeln, haben einzelne Länder eigene
E-Government-Gesetze erlassen oder bereiten diese gerade vor.
Die hierbei verfolgten Ansätze sind durchaus unterschiedlich,
was den zweitägigen Austausch in der ALD-Unterarbeitsgruppe
„Projekte und Entwicklung“ umso spannender machte. Die Diskussionen kreisten rund um die Fragen:
ƒƒ Wie weit sind die Bundesländer mit ihren landesweiten
E-Government-Gesetzen?
ƒƒ Wie weit wurde das Bundesgesetz adaptiert, wo bestehen
Unterschiede, was wurde zusätzlich geregelt?
ƒƒ Was ist aus den gesetzlichen Regelungen als Folgeaktivitäten entstanden, wie sehen die Lösungsansätze aus?
ƒƒ Entstehen neue Geschäftsfelder für die Landesdienstleister?
Folgende Punkte sind u.a. Bestandteil des neuen E-GovernmentGesetzes des Bundes:
ƒƒ Verpflichtung der Verwaltung zur Eröffnung eines elektronischen Kanals und zusätzlich der Bundesverwaltung zur
Eröffnung eines De-Mail-Zugangs
ƒƒ Grundsätze der elektronischen Aktenführung und des ersetzenden Scannens
ƒƒ Erleichterung bei der Erbringung von elektronischen Nachweisen und der elektronischen Bezahlung in Verwaltungsverfahren
ƒƒ Verpflichtung zur Dokumentation und Analyse von Prozessen
ƒƒ Vorschriften zur Georeferenzierung von statistischen Daten
und Registerdaten
Joachim Kaiser, Direktor der HZD, begrüßte die Teilnehmer und
berichtete über den aktuellen Stand in Hessen: „Hessen hat mit
der ‚Digitalen Verwaltung Hessen 2020‘ einen wichtigen Grundstein zur Umsetzung der Anforderungen des E-GovernmentGesetzes des Bundes gelegt. Die HZD selbst hat die meisten
Themen des Bundesgesetzes vorangetrieben: sei es De-Mail,
die Nachfolgelösung für die E-Akte nach dem Supportende
2020 des Produkts DOMEA® oder INSPIRE. Für ein Hessisches
E-Government-Gesetz gibt es Planungen: Diese legen Schwerpunkte auf die verbindliche Führung elektronischer Akten durch
die Landesbehörden und die Rolle und Prozesse der IT-Sicherheit.“
ALD-Untergruppe „Projekte und Entwicklung“, die HZD ist durch Dr. Udo Ornik (li.)
vertreten.
Gastgeber des nächsten Gruppentreffens im Juni 2016 ist Dataport, Thema wird „Beratung als Service“ sein. Die Gruppe geht
dann der Frage nach: In welcher Art und in welchem Umfang erbringen die öffentlichen Datenzentralen Beratungsleistungen? //
KOLUMNE // INFORM 1/16
Web-Lounge // Kurz gesagt
mit 6LoWPAN
Es könnte so schön sein im „Smart Home“: Das Licht wird
gedimmt, sobald der Fernseher eingeschaltet wird. Die
Waschmaschine läuft automatisch an, wenn ansonsten
nicht so viel Strom verbraucht wird. Fängt es an zu regnen
oder verlässt man das Haus, schließen sich automatisch
die Fenster. Und während man auf dem Weg vom Büro
nach Hause ist, wird die Heizung langsam hochgedreht
und es öffnet sich das Garagentor.
Für derartige Anwendungen gibt es Lösungen. Technische Komponenten wie intelligente Schalter oder kommunikative Lampen sind am Markt erhältlich. Es könnte
tatsächlich alles schön sein im Smart Home. Aber noch
handelt es sich um Einzellösungen. Wenn daraus eine
Gesamtlösung werden soll, wird es schwierig, denn es
gibt auch zahlreiche Protokolle, mit denen die intelligenten Geräte kommunizieren können. Doch die meisten
von ihnen verstehen nur wenige dieser Sprachen.
Das Internet der Dinge beschränkt sich nicht allein auf
„Haus und Hof“. Je nach Zählweise für Sensoren und
Kommunikationselemente in den Objekten schwanken
Schätzungen für die Zahl der vernetzten Dinge zwischen
14 und über 200 Milliarden in den kommenden Jahren.
Das smarte Auto, das vernetztes Fahren unterstützt und
dazu mit Verkehrsschildern und anderen Fahrzeugen
kommuniziert, ist ein großes Objekt. Viele Geräte sind
jedoch recht klein: etwa der Beacon, der per BluetoothLE seine ID funkt und so ortsgebundene Informationen
unterstützt. Oder die Sensoren, mit denen das Bewässe­
rungssystem im Garten den Flüssigkeitsbedarf einzelner Pflanzen ermittelt. Aufwändige und energiehungrige
Funktechnik verbietet sich da in kleinen Massenartikeln
von selbst. Der Kostendruck wird dadurch verstärkt, dass
verschiedene Systemlösungen inkompatibel und nicht
interoperabel sind. Hat man sich für ein System entschieden, ist es nicht ohne weiteres möglich, billigere Geräte
eines anderen Herstellers zu integrieren. Die unterschiedlichen Kommunikationsprotokolle, die Vielzahl der
Geräte, deren Größe und die Kosten für die Kommunikation erschweren das Zusammenwachsen der Dinge im
Internet.
Wie im täglichen Leben gilt auch hier: Wenn das Nebeneinander konkurrierender Systeme nicht funktioniert,
hilft nur Verständigung. In der Technik greifen dann Normen und Standards. Ein Standard, der geschaffen wurde,
um die Kommunikation mit Milliarden Geräten zu unterstützen, ist IPv6. Diese Version des Internetprotokolls ermöglicht es überhaupt erst, so viele Geräte zu benennen
– mit einer IP-Adresse zu versehen. Doch die Kommunikation mit IPv6 ist für kleine Geräte mit möglichst billiger
Technik zu aufwändig. Daher wurde eine vereinfachte
Version des Protokolls entwickelt und inzwischen von der
Internet Engineering Task Force zum gültigen Standard
erklärt: Hinter dessen Namen „6LoWPAN“ verbirgt sich
die Kommunikation mit „IPv6 über drahtlose persönliche
Netzwerke mit geringem Energieverbrauch“ (engl.: „IPv6
over Low Energy Wireless Personal Area Networks“). Das
Protokoll wurde schlanker gemacht und optimiert. Daneben wurde die Kompression der sogenannten HeaderInformationen in den Datenpaketen verbessert. Das
ist dadurch möglich, dass das Protokoll nur über kurze
Funkstrecken verwendet wird und somit die Adressen in
den Datenpaketen gekürzt werden können. Einige der
etablierten Lösungstechniken haben 6LoWPAN bereits
implementiert, sodass zumindest eine Grundlage für die
Kooperation der verschiedenen Ansätze geschaffen ist.
dr. markus beckmann
Architektur, Produkte und Standards
Verfasser des Trendberichts der HZD
[email protected]
17
18
INFORM 1/16 //
E-Justice
// Zentrales
elektronisches
Schutzschrif­
tenregister
Modernste Technik, medienbruchfreie Kommunikationswege,
sichere Datenverarbeitung: Die Justiz in Hessen arbeitet seit
Jahren intensiv an der Digitalisierung ihrer Abläufe und Kommunikationswege. Mit dem Elektronischen Gerichts- und Verwaltungspostfach (EGVP), mit ELEVATOR zur Unterstützung
von elektronischen Empfangs- und Versendeprozessen, mit
ZEPOTE für die Nutzung zentraler Druck- und Versendeprozesse oder mit JUKOS, einem Verfahren zur Automation des
Gerichtskosten- und Gerichtskassenwesen sowie der Geldstrafenvollstreckung hat die hessische IT-Infrastruktur schon
lange wichtige Komponenten, die im Zuge des elektronischen
Rechtsverkehrs nun weiter miteinander verknüpft werden.
2013 wurde Deutschlands Justiz mit dem „Gesetz zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs“ verpflichtet, schrittweise die elektronische Aktenführung einzuführen und bis
auf wenige Ausnahmen ausschließlich elektronisch zu kommunizieren. Spätestens 2022 muss alles umgesetzt sein.
Aufgabe der HZD ist es, die technischen Voraussetzungen zu
schaffen und die IT-Landschaft anzupassen bzw. aufzubauen.
Das alles bedarf einer sorgfältigen Planung und Umsetzung.
Deshalb haben sich verschiedene Länder zu dem Entwicklungs- und Pflegeverbund e2 zusammengeschlossen und die
anstehenden Aufgaben verteilt. Eine erste Herkulesaufgabe
innerhalb des elektronischen Rechtsverkehrs war die Erstellung eines bundesweiten Schutzschriftenregisters. Am 1. Januar 2016 ging das Zentrale elektronische Schutzschriftenregister (ZSSR) an den Start – entwickelt und betrieben von
Hessen. In diesem Schwerpunkt gibt INFORM einen Einblick
in das ZSSR.
// INFORM 1/16
19
20
INFORM 1/16 //
Hessen entwickelt
und betreibt bundesweites Register
// Punktlandung bei
Produktivsetzung
»Nur ein starkes und
homogenes Projektteam, wie in diesem Fall,
ist in der Lage ein Projekt mit diesen Dimen­
sionen erfolgreich
durchzuführen – termingerecht und innerhalb
des Budget­rahmens.«
SEBASTIAN SCHMIT T
OLG, fachliche Verantwortung ZSSR
Seit dem 1. Januar 2016 ist das Zentrale elektronische Schutzschriften­
register produktiv. Betreiber ist das Land Hessen, zuständige Stelle
das Oberlandesgericht Frankfurt am Main. Unter großem Zeitdruck
hat eine kleine Projektgruppe aus Oberlandesgericht, IT-Stelle der
hessischen Justiz und HZD die Entwicklung des vollautomatisierten
Ver­fahrens gestemmt und ist mit einer Punktlandung zum Jahres­
beginn in Betrieb gegangen.
Das Zentrale Schutzschriftenregister (ZSSR) ist das
erste offizielle Register,
das bundesweit bei allen
ZSSR
Gerichten hinterlegt ist.
Die Bund-Länder-Kommission für Informationstechnik in der Justiz (BLK) hat
Hessen als Vorreiter im elektronischen
Rechtsverkehr mit der Umsetzung des
ZSSR beauftragt. Bisher existierte lediglich ein auf freiwilliger Selbstverpflichtung der Gerichte basierendes Register,
das von der „Europäischen EDV-Akademie des Rechts gGmbH“ bereitgestellt
wurde.
Der unverrückbare Zeitpunkt der Inbetriebnahme des ZSSR stand fest, vorgegeben durch die Zivilprozessordnung.
Sie verpflichtete die Länder, zum 1. Januar 2016 ein zentrales, länderübergreifendes elektronisches Register für Schutzschriften zu führen. Im Oktober 2014
begannen in Hessen die Beteiligten mit
der Projektarbeit – ein straffer Zeitplan
in einer kleinen Projektgruppe, bestehend aus Vertretern des Oberlandes­
gerichts in Frankfurt (OLG), der IT-Stelle
der hessischen Justiz in Bad Vilbel und
der HZD in Hünfeld. Stefan Sbiegay von
der IT-Stelle der hessischen Justiz, der
das Projekt seit Februar 2015 zunächst
als stellvertretender Projektleiter begleitet hat, vergleicht es mit einem 100-Meter-Sprint: „Wir wollten die sehr ambitionierte Zeitschiene unbedingt einhalten.
Die Punktlandung ist uns gelungen, weil
wir ein hervorragendes Team hatten, das
an einem Strang gezogen hat. Besonders hervorheben möchte ich hierbei die
gewissenhafte und engagierte Projektführung durch meinen Vorgänger in der
Projektleitung, Christoph Lecher, der die
Entwicklung des ZSSR maßgeblich beeinflusst hat.“
Sebastian Schmitt vom OLG, der die
fach­liche Verantwortung für das ZSSR-
// INFORM 1/16
21
23.545 Schutzschriften wurden
2015 bundesweit eingereicht.
Es gab rund 60.000 Verfahren mit
Antrag auf Arrest oder einstweilige Verfügung, Fälle, in denen eine
Schutzschrift als einschlägig in
Betracht kommen kann.
Projekt trägt, erklärt: „Architektur und
Funktionalität des ZSSR sind äußerst
komplex. Bei aller Komplexität galt es
aber die Nutzerfreundlichkeit sowohl auf
Seiten der Anwender – also Justizmit­
arbeiter – die im ZSSR recherchieren, als
auch auf Seiten der Einreicher – Anwälte und Privatpersonen – nicht aus dem
Auge zu verlieren. Im Gegensatz zum
Vorgänger ist das ZSSR nun rechtsverbindlich.“
Das Einzigartige am ZSSR: Es ist Teil
des elektronischen Rechtsverkehrs und
hier das erste bundesweite Projekt, das
von A bis Z entwickelt, umgesetzt und
in Betrieb genommen wurde. Das ZSSR
kann und wird eine Vorreiterrolle für weitere Projekte des elektronischen Rechtsverkehrs einnehmen. Denn: Es ist erst
der Anfang. In absehbarer Zeit wird das
besondere elektronische Anwaltspostfach verpflichtend für alle Rechtsanwälte.
Dies wird den elektronischen >>
22
INFORM 1/16 //
»Ich freue mich sehr,
dass wir das Schutzschriftenregister termingerecht in den Produktivbetrieb überführen
konnten. Der Weg dahin
war bisweilen sehr
anstrengend, aber
durch das sehr große
Engagement bei allen
beteiligten Stellen
ist es uns gelungen,
alle Herausforderungen
noch rechtzeitig zu
meistern.«
S T EFA N SBIEG AY
IT-Stelle der hessischen Justiz,
Projektleiter ZSSR
Rechtsverkehr weiter forcieren und vereinfachen.
Ab Januar 2018 wird das
Elektronische EmpfangsZSSR
bekenntnis und die elektronische Zustellung von Anwalt zu Anwalt Standard und spätestens ab dem
1. Januar 2022 der elektronische Rechtsverkehr einziger zugelassener Kommu­
nikationsweg für Anwälte und für Behör­
denvertreter und Vertreter öffentlichrechtlicher Körperschaften mit den
Gerichten in ganz Deutschland sein.
Keine Mehrfacheinreichung
mehr nötig
In der bisherigen Praxis war es üblich,
dass Anwälte und natürliche bzw. juristische Personen eine Schutzschrift bei
mehreren Gerichten einreichen bzw. zurücknehmen mussten. Das hatte folgenden Grund: Der Verfasser der Schutzschrift konnte aufgrund des sogenannten „fliegenden Gerichtstands“ nicht
immer sicher sein, bei welchem Gericht
sein „Gegner“ den Antrag zum Erlass
einer einstweiligen Verfügung einreicht.
Mit dem neuen ZSSR entfällt die Mehrfacheinreichung. Sobald ein Einreicher
eine Schutzschrift in das zentralisier- >>
// INFORM 1/16
Technische Kenngrößen
Hochverfügbare virtuelle Server im
Rechenzentrum der HZD
Betriebssystem Windows Server
2012 R2
Entwicklerumgebung auf Basis.Net
Hochverfügbare geclusterte
Datenbank Oracle 12 c
Software-Komponenten für Ein­
reichung, Recherche und Register
Was sind Schutzschriften ?
// Grundlagen des ZSSR
ƒƒ S
chutzschriften sind vorbeugende Schriftsätze gegen erwartete Anträge
auf Arrest oder einstweilige Verfügung (vorwiegend im gewerblichen
Rechtsschutz). Bei der Entscheidungsfindung wird der Richter in eine
vom potenziellen Antragsgegner eingereichte Schutzschrift Einsicht
nehmen und diese berücksichtigen.
ƒƒ D
ie Rechtsgrundlage zum Zentralen elektronischen Schutzschriftenregister stellt die Schutzschriftenregisterverordnung (SRV) dar.
ƒƒ G
emäß dem am 1. Januar 2016 in Kraft getretenen § 945a ZPO führt die
Landesjustizverwaltung Hessen das Schutzschriftenregister.
ƒƒ R
echtsanwälte dürfen ab dem 1. Januar 2017 Schutzschriften ausschließlich elektronisch im ZSSR einreichen. Schutzschriften in Papierform sind
auch künftig in individuellen Fällen rechtlich zulässig, allerdings nur bei
einem einzelnen Gericht und ohne Übertragung ins ZSSR.
ƒƒ D
as Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz hat durch
Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates die näheren
Bestimmungen über die Einrichtung und Führung des Registers, über
die Einreichung von Schutzschriften zum Register, über den Abruf von
Schutzschriften aus dem Register sowie über die Einzelheiten der Datenübermittlung und -speicherung sowie der Datensicherheit und der
Barrierefreiheit zu treffen.
23
24
INFORM 1/16 //
IT­Architektur
SAFE
TRUSTED
DOMAINS
Recherchierende Benutzer
A ut
ti
hen
ng
eru
f i zi
(IT.NRW, Bayern, ...)
Schutzschriften recherchieren (mit SAML-Token)
J U S T I Z- M I TA R B E I T E R
te Register einstellt, gilt
sie bei allen ordentlichen
Gerichten und Arbeitsgerichten der Länder als
ZSSR
eingereicht. Die Gerichte ihrerseits erhalten Zugriff über eine
Webanwendung. Anhand vieler Parameter können sie im Register recherchieren.
Allerdings dürfen die Daten nur für die
Erfüllung der gesetzlichen Aufgaben
genutzt werden – einen etwaigen Missbrauch überprüft das OLG. Deshalb werden Abrufvorgänge protokolliert.
Einreichende Benutzer
JUSTIZ
OnlineFormular für die
Einreichung von
Schutzschriften
PORTAL
mit Formulartheke
SONSTIGE
natürliche/juristische
Person
OSCI
GESTÜTZTE
DRITT
PRODUKTE
Vollautomatisierter Prozess
Technisch interessant ist der vollautomatisierte Prozess des Online-Formulars,
das Hessen in Kooperation mit NordrheinWestfalen entwickelt hat. Hans-Georg
Ehrhardt-Gerst, Abteilungsleiter Justiz
bei der HZD und ZSSR-Projektverantwortlicher: „Um die elektronische Einreichung von Schutzschriften zu vereinfachen, wurde im Rahmen der Entwicklung
des Schutzschriftenregisters ein erstes
wirkliches Online-Formular erstellt, über
das Schutzschriften-Einreichungen und
-Rücknahmen rechtsverbindlich durchgeführt werden können.“ Der Nutzer
wird vollautomatisiert durch den Prozess
geführt: >>
beA
R E C H T S A N W A LT
Besonderes elektronisches Anwaltspostfach
Nachrichten
versenden
Einreichungen/
Rücknahmen
versenden
// INFORM 1/16
Hessische IT-Infrastruktur
IT-Service-Desk
ZSSR
SUPPORT
Zentrales
elektronisches
Schutzschriftenregister
TESTA/DOI-NETZ
First Level
SUPPORT
Second Level
Mitteilungen
elektronisch
versenden
Einreichungen/
Rücknahmen
empfangen
Mitteilungen
in Papierform
versenden
(ZEPOTE)
Gebühren
erheben
(JUKOS)
Gebührenabrechnung
JUKOS
ELEVATOR
EGVP
Elektronische Nachrichten
Verteilen Aufbereiten
Transformieren Organisieren
Elektronisches Gerichts- und
Verwaltungspostfach
Abkürzungen
Verfahren zur Erhebung
der Justizkosten
Druckzentrum
ZEPOTE
Zentraler Postausgang
und Telekopie
beA: besonderes elektronisches Anwaltspostfach
OSCI: Online Services Computer Interface
EGVP: Elektronisches Gerichts- und Verwaltungspostfach
ELEVATOR: Elektronische Nachrichten Verteilen Aufbereiten Transformieren Organisieren
ZEPOTE: Zentraler Postausgang und Telekopie
JUKOS: Verfahren zur Erhebung der Justizkosten
SAFE: Secure Access to Federated E-Justice
SAML: Security Assertion Markup Language
25
26
INFORM 1/16 //
Projektverlauf
APRIL 2015:
Grobkonzept,
Abstimmung
mit allen Ländern und dem
Bund
OKTOBER
2014:
Projektstart,
Definition der
Rahmenbedin­gungen
»Nur aufgrund der vertrauensvollen Zusammenarbeit von Bund und
Ländern war es möglich, das ZSSR in der
gesetzlichen Frist in
Hessen zu errichten. Die
bundesdeutsche Justiz
hat damit den Willen zur
Umsetzung des E-Justice-Gesetzes bekräftigt.«
SVEN VOSS
Referatsleiter „Großreferat Informa­
tionstechnik und Modernisierung“ im
Hessischen Ministerium der Justiz
ƒƒ Eingabe der Daten
ZSSR
ƒƒ Rechtsverbindliche Signatur (qualifizierte elek­
tronische Signatur, qeS)
ƒƒ Ü
bertragung an das Elektronische
Gerichts- und Verwaltungspostfach
(EGVP) des ZSSR
ƒƒ A
blage zur Recherche für Justiz-Mitarbeiter
Ebenfalls vollautomatisiert sind auch
ƒƒ der Versand von Mitteilungen
ƒƒ d
ie Erstellung und der Versand der
Kostenrechnung
ƒƒ d
ie Löschung der Schutzschriften
sechs Monate nach ihrer Einstellung
ƒƒ d
ie Mitteilung an den Einreicher
im Falle der Einschlägigkeit seiner
Schutzschrift
Übergabe in den Linienbetrieb der HZD
sind die Verantwortlichen Ende Januar
zufrieden. Auf Seiten der Justizmitarbeiter funktioniert die Recherche einwandfrei und wird zielführend in Anspruch
genommen. Auf Seiten der Einreicher
gab es anfangs kleine Nacharbeiten bei
der qualifizierten elektronischen Signatur und beim Support. Hans-Georg
Ehrhardt-Gerst: „Die HZD ist zuständig
für den technischen Betrieb des ZSSR,
dazu gehört auch der Support. Sowohl
für das ZSSR als auch für die weiteren
Schritte, die die HZD in den kommenden
Jahren mit dem elektronischen Rechtsverkehr gehen wird, unterstützen wir die
Anwender heute schon mit erweiterten
Service­zeiten. Ein 7x24-Betrieb mit
entsprechen­den Supportstrukturen ist
eine der künftigen Anforderungen, mit
denen die HZD sich folgerichtig bereits
heute beschäftigt.“
Betrieb und Support
birgit lehr
Nach der Punktlandung der Inbetriebnahme Anfang des Jahres und der
Kommunikation, Information
[email protected]
// INFORM 1/16
JULI 2015:
Beginn der Programmierung
und Erstellung
der Begleitdokumente (z.B.
Handbücher)
JUNI 2015:
Feinkonzept,
Abstimmung
mit allen
Ländern und
dem Bund
NOVEMBER
2015:
Erstellung
der Betreiberhomepage
OKTOBER
2015:
Beginn der
intensiven
Testphase
27
1. JANUAR
2016:
Produktivsetzung
MITTE
DEZEMBER
2015:
Implementierung in die
hessische ITInfrastruktur
Fallbeispiel
Der Hersteller eines Produktes und eine Vertriebsgesellschaft schließen
einen Vertrag über die exklusiven Vertriebsrechte in einem konkreten Gebiet. Der Hersteller (Antragsteller) kann durch den Erlass einer einstweiligen
Verfügung der Vertriebsgesellschaft (Antragsgegner) untersagen, konkurrierende Produkte in diesem Gebiet zu vertreiben.
Die Vertriebsgesellschaft befürchtet einen solchen Antrag, weil bereits eine
vorgerichtliche Auseinandersetzung stattgefunden hat, oder weil sie sich
pauschal dagegen schützen möchte. Wegen des „fliegenden Gerichtsstandes“ kann sie aber nicht sicher sein, welches Gericht tatsächlich in dieser
Sache zuständig ist.
In diesem Fall bietet sich die Einreichung einer Schutzschrift beim ZSSR an.
Damit gilt die Schutzschrift bei allen ordentlichen Gerichten und Arbeitsgerichten als eingereicht.
Weitere Informationen
Zentrales Schutzschriftenregister: www.schutzschriftenregister.hessen.de
Online-Formular: www.zssr.justiz.de
»Das ZSSR war eine der
größeren Hürden auf
dem Weg zum elektronischen Rechtsverkehr.
Die erfolgreiche Entwicklung und Produktivsetzung hat uns in unseren kommenden Auf­gaben auf dem Weg zur
elektronischen Justiz
bestärkt.«
HANS- GEORG EHRHARDT- GERS T
HZD, technische Umsetzung und
tech­nischer Betrieb ZSSR
28
INFORM 1/16 // NACHGEFRAGT
Nachgefragt // Hessens CIO zu
E-Government und CeBIT
INFORM: In diesem Heft berichten wir über das Gremium
EGOV-VR. In ihm beraten und entscheiden die Ressortverantwortlichen gemeinsam über wichtige IT-Themen der
Landesverwaltung. Welche Rolle erwarten Sie als CIO von
der HZD im Zusammenhang mit dem EGOV-VR?
Dr. Thomas Schäfer: Obwohl es auf Landesebene in
Hessen formal nur einen CIO gibt, ist es für mich wichtig, Entscheidungen immer auch zwischen den Ressorts
der Landesverwaltung abzustimmen. Auch im IT-Bereich
muss die Devise gelten, dass wir für alle Ressorts ständig
nach Optimierungsmöglichkeiten streben. Und das gelingt uns nur, wenn die IT-Verantwortlichen der Ressorts
gut organisiert an einem Strang ziehen. Deshalb habe ich
vor rund einem Jahr das „Gremium der E-GovernmentVerantwortlichen der Ressorts“, kurz EGOV-VR, ins Leben
gerufen. An den Sitzungen nehmen auch Vertreter der
HZD beratend teil. Wir bauen auf die Expertise der HZD
und nicht zuletzt auf ihre über 40-jährige IT-Erfahrung.
Denn davon profitiert das Land Hessen tagtäglich.
Die HZD erweist sich als ein kompetenter Berater des
EGOV-VR. Von unserem IT-Dienstleister erwarte ich auch
in Zukunft, dass er sich für die IT-Standardisierung stark
macht und – wo nötig – diese auch einfordert. In Zeiten
der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte ist es darüber hinaus geboten, dass die vorhandenen Mittel so
wirtschaftlich wie möglich eingesetzt werden. Auch in
dieser Hinsicht kann die HZD dem EGOV-VR mit Rat und
Tat zur Seite stehen.
INFORM: Wie könnten die Rahmenbedingungen für ein
wirkungsvolles Handeln im Bereich des E-Government Ihrerseits noch verbessert werden?
Dr. Thomas Schäfer: Als Hessischer Finanzminister und
CIO setze ich mir gern ehrgeizige Ziele. Mit der neuen digitalen Strategie des Landes soll in den kommenden fünf
Jahren die Digitalisierung der Verwaltung weiter vorangetrieben werden. Darüber hinaus wird es auch meine Aufgabe sein, unsere Strukturen zu optimieren, um die vielen
Potenziale des E-Government für unser Land noch besser
nutzbar zu machen. Das Beispiel des EGOV-VR zeigt doch,
wie sinnvoll es ist, Kräfte und Ressourcen zu bündeln und
Strukturen weiter zu verbessern. Aus diesem Grund möchte ich eine weitere Verstärkung der ressortübergreifenden Koordinierung, um neben den strategischen Grundsatzfragen auch in den ganz alltäglichen Projekten noch
besser voranzukommen. Dazu wird die Funktion eines
Co-CIO dienen, die wir in diesem Jahr einrichten werden.
INFORM: Wechseln wir das Thema. Im März pulsiert die
digitale Welt wieder besonders intensiv auf der CeBIT in
Hannover. Welche Anregungen erwarten Sie sich persönlich und für Hessen von der CeBIT?
Dr. Thomas Schäfer: Als technikbegeisterter Mensch
freue ich mich auch in diesem Jahr wieder auf den Besuch der IT-Messe und auf die Impulse, die von ihr ausgehen werden. Hessen präsentiert sich in diesem Jahr
erneut im sogenannten Public Sector Parc. Damit geben
wir interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich direkt über unsere E-Government-Lösungen zu
informieren und mit uns in Dialog zu treten. Besonders
wichtig finde ich aber auch den Dialog mit den anderen
Ausstellern. Die Messe bietet einen einzigartigen Rahmen, um mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern die Kooperation zu vertiefen und neue Ideen
zu entwickeln.
CeBIT 2016
HZD THEMEN: HessenPC 3.0 Next Generation
App-Strategie Erhöhung der
Mobilität Föderiertes Identitätsmanagement Einmal authenti­
siert – überall akzeptiert
Wir freuen uns auf Ihren
Besuch. Sie finden uns im Public
Sector Parc, Halle 7, Stand D40
30
INFORM 1/16 // HZD-MAGAZIN
Bandbreitenerhöhung
im HessenNetz
// Zukunftswei­sende
Infrastrukturmaßnahme
Die HZD betreibt im Auftrag der Hessischen Landesregierung ein landesweites
Netz zur Sprach- und Datenkommunikation (HessenNetz). Dieses hochverfüg­
bare Multi Protocol Label Switching (MPLS) Netzwerk verbindet die Dienststellen der Ressorts und IT-Verfahren der Landesverwaltung und bietet Zugriff auf
zen­trale Dienste und Ressourcen des Landes. Es bildet außerdem die Basis für
weitere Produkte der HZD, z.B. HessenVoice oder den HessenPC. In diesem
Jahr profitieren die Kunden der HZD von einer kostenneutralen Bandbreitenerhöhung.
HZD-MAGAZIN // INFORM 1/16
Seit der Einführung der MPLS Plattform im Jahr 2008 hat die
HZD das HessenNetz stetig weiterentwickelt. Durch Techniken
wie Quality of Service oder die Priorisierung von Echtzeit-Daten wurde die Nutzung der zur Verfügung stehenden Bandbreite im HessenNetz immer weiter optimiert. Aber auch die
Zentralisierung von Verfahren, Diensten und die Entwicklung
neuer Produkte wurden in diesem Zeitraum vorangetrieben.
So wird heute zum Beispiel ein Großteil der Voice- und Videodaten über das Datennetz transportiert. Der Bedarf an Bandbreite steigt dadurch seit Jahren kontinuierlich an und wird
durch das immer höhere Datenvolumen zum limitierenden
Faktor für bestehende Verfahren und neue Produkte. Auch in
Zukunft ist ein weiterer Anstieg des Datenvolumens absehbar.
Kostenneutrale Bereitstellung
Nach einer europaweiten Ausschreibung im vergangenen
Jahr hat die HZD neue Rahmenverträge für Leistungen des
HessenNetzes abgeschlossen. Von den Kosteneinsparungen,
die in dieser Ausschreibung erzielt werden konnten, werden
die Kunden in Form einer Bandbreitenerhöhung profitieren.
Diese Erhöhung läuft für die Kunden kostenneutral ab. Selbst
anfallende Kosten für Verkabelungsmaßnahmen oder Parallelbereitstellung der neuen Leitungen werden von der HZD
getragen. Die Kundenanschlüsse steigen dabei in die nächsthöhere Bandbreitenklasse auf. Die Kunden erzielen im Rahmen dieser zukunftsorientierten Infrastrukturmaßnahme eine
Leistungsverbesserung der Bandbreite um den Faktor zwei bis
fünf bei gleichen LEV-Entgelten. Damit ist es möglich, mit dem
vorhandenen Budget den Bandbreitenbedarf für die Zukunft
abzudecken.
Mbit/s
100
90
80
Alte
Bandbreite
Neue
Bandbreite
70
60
50
40
30
BANDBREITENERHÖHUNG 2015/2016
ƒ
Bandbreitenerhöhung von über 400 MPLS-Systemanschlüssen im HessenNetz
ƒ
Proaktive Beseitigung von Bandbreitenengpässen
ƒ
Leistungsfähigkeit und Zukunftssicherheit von Dienststellen erhöhen
ƒ
Wechsel auf zukunftsorientierte Glasfasertechnologie
bei einem Großteil der Anschlüsse
ƒ
Leistungssteigerung um den Faktor zwei bis fünf bei
gleichen LEV-Entgelten
ƒ
Projektlaufzeit bis 31. Dezember 2016
Glasfaser statt Kupfer
Um die große Anzahl der Bandbreitenerhöhungen koordiniert
durchzuführen, hat die HZD im Juni 2015 das Projekt „Bandbreitenerhöhung 2015/2016“ gestartet. Das Projekt betrifft
über 400 Dienststellen des Landes. Für hohe Bandbreiten
werden Glasfaserverbindungen bis in die Gebäude benötigt.
Der bisherige Versorgungsgrad der Dienststellen mit Glasfaser-Anschlussleitungen liegt bei ca. 20 Prozent, sodass im
Rahmen des Projekts ein Großteil der Dienststellen von Kupfer
auf zukunftssicheres Glasfaser wechselt.
Dieser Wechsel des Mediums bedingt, dass in vielen Fällen für
die Verlegung der Glasfaserkabel aufwändige Tiefbauarbeiten
und interne Verkabelungsarbeiten durchgeführt werden müssen. Zusätzlich müssen die Knotenstandorte des HessenNetzes
in Wiesbaden, Hünfeld, Frankfurt und Kassel weiter ausgebaut
werden, um die Vielzahl der Leitungen parallel bereitstellen zu
können.
Nach den Kundeninformationen befindet sich das Projekt aktuell in der Realisierungsphase. Die Umstellung der über 400
betroffenen Dienststellen hat begonnen – viele Anschlüsse
sind schon auf die nächsthöhere Bandbreitenklasse umgestellt.
Das Projekt befindet sich damit im Zeitplan, was auch einer guten Abstimmung und Zusammenarbeit mit allen Beteiligten zu
verdanken ist. Wir sind daher sicher, alle Dienststellen bis zum
Projektende am 31. Dezember 2016 mit der höheren Bandbreite ausgestattet zu haben.
20
10
0
Je nach Höhe der alten Bandbreite profitieren Kunden von einer kostenneutralen
Leis tungsverbesserung um den Faktor zwei bis fünf bei gleichen LEV-Entgelten.
31
timo kÖnig
Planung Netze
[email protected]
32
INFORM 1/16 // HZD-MAGAZIN
Ein Rundum-sorglos-Paket
// LAN-Port der HZD kommt bei
den Kunden gut an
PC-Arbeitsplätze, Telefone, Drucker und viele weitere Geräte in den Dienststellen des Landes Hessen
sind über das Local Area Network, LAN, miteinander verbunden und kommunizieren darüber. Das LAN
ist eine Basis-Infrastruktur, auf der die Anwendungen der Hessischen Landesverwaltung aufsetzen. Seit
2011 bietet die HZD eine Art „Rundum-sorglos-Paket“ für die Netzinfrastruktur der Dienststellen des
Landes Hessen. Das Produkt LAN-Port beinhaltet Hardware, Planung, Aufbau und Betrieb eines LANs
zu einem monatlichen Festpreis. Im November 2015 konnte die HZD den 100.000sten LAN-Port beim
Hessischen Statistischen Landesamt (HSL) in Betrieb nehmen.
Thomas Drieß vom HSL (li.) und Uwe Pörschke von der HZD begutachten die neue LAN-Verkabelung im Hessischen Statistischen Landesamt.
HZD-MAGAZIN // INFORM 1/16
Das HSL hatte sich für das HZD-Produkt LAN-Port entschieden,
weil eine Erneuerung seines LANs notwendig war und der
LAN-Port aufgrund seiner hohen Standardisierung die beste
Basis für IT-Produkte des Landes, wie HessenPC oder HessenVoice, ist. Etwa 2.000 LAN-Ports haben HZD und HSL im Zuge
des umfangreichen und komplexen Projekts im Statistischen
Landesamt in mehreren Zwischenschritten geplant und umgesetzt. Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, mussten
u.a. vorab alle IP-Adressen im HSL-LAN umgestellt werden.
Für Thomas Drieß, zuständig für die Informationstechnik im
HSL, liegen die Vorteile klar auf der Hand: „Wir müssen uns
jetzt kaum mehr um unser Netzwerk kümmern und können uns
somit intensiver auf unsere Kernaufgaben konzentrieren. Mit
dem LAN-Port haben wir außerdem den Landesstandard als
unsere Basistechnik gewählt, auf dem der geplante Rollout des
HessenPC im HSL optimal aufsetzen kann.“
Für Gisela Pauly, Bereichsleiterin Planung Netze in der HZD, ist
der LAN-Port eine Erfolgsgeschichte. Sie begann 2010, als die
HZD auf vielfachen Kundenwunsch ein Produkt entwickelte,
das alle Aspekte eines modernen LAN-Designs beinhalten
sollte. Bis dahin konnten die Kunden bei der HZD Anlieferung
und Installation der Hardware bestellen. Zusätzlich konnten
sie Dienste wie Überwachung, Entstörung und Austausch von
Komponenten in unterschiedlichen Service-Leveln buchen.
Das führte aufgrund der Investitionskosten zum Teil zu erheblichen Modernisierungsstaus. Das Produkt LAN-Port sollte
diesen Mangel beheben. In einem sorgfältigen Prozess, den
sie vom TÜV zertifizieren ließ, entwickelte die HZD ein Leistungspaket, das alle Aspekte eines modernen, standardisierten LANs berücksichtigt. Es stellt die Netzinfrastruktur zum
Anschluss von Arbeitsplatzgeräten, Servern und anderen
IT-Komponenten bereit.
ANSPRECHPAR TNER
­
Bei Interesse an dem HZD-Produkt LAN-Port wenden Sie
sich bitte an Ihren zuständigen Kundenberater oder an
den HZD-Produktmanager Uwe Pörschke.
[email protected], Tel.: 0611-340-1895
ƒƒ
Anschluss an den Übergang zum HessenNetz
ƒƒ
ngebotsmodelle für alle Dienststellen des Landes HesA
sen auf Basis eines Menge x Preis-Modells
ƒƒ
erschiedene Service-Levels, die vom Basis-Dienst bis zu
V
einer 7/24 Stunden Überwachung reichen
ƒƒ
ünstige Preise, die laut einer Benchmark-Studie von 2013
G
mehr als 30 Prozent unter dem Marktniveau liegen
Seit der Einführung des LAN-Ports im Jahr 2011 ist der Kunden­kreis, beginnend mit der Polizei, der Staatskanzlei und dem
Hessischen Finanzministerium, stetig gewachsen. Inzwischen
werden weit über die Hälfte aller LAN-Ports im Land Hessen
durch die HZD betrieben und betreut, seit 2012 auch in der
Finanzverwaltung und seit 2013 in der Justizverwaltung. Für
die Kunden bedeutet das eine deutliche Erleichterung, da sie
die Betreuung ihrer Netzinfrastruktur in die Hände der HZD
legen können, und so mehr Ressourcen für ihr Kerngeschäft
zur Verfügung haben. Gleichzeitig wissen sie ihre Netzinfrastruktur auf dem neuesten Stand, auf dem ergänzende BasisDienste wie HessenVoice oder HessenPC und die IT-Verfahren
ihrer Dienststellen reibungslos aufsetzen können.
Zu den LAN-Port Leistungen der HZD zählen u.a.:
ƒƒ
tandortbezogene Planung, Aufbau und Betrieb von
S
Kunden-LANs einschließlich Erneuerung der Komponenten in regelmäßigen Abständen
33
friederike van roye
Kommunikation, Information
[email protected]
34
INFORM 1/16 // HZD-MAGAZIN
Hyper-V // Funktionale
Erweiterung des HZD-Standards
zur Virtualisierung
Die HZD ist bestrebt, ihren Kunden erstklassige
IT-Services zu liefern. Das beinhaltet nicht nur einen möglichst störungsfreien Betrieb, sondern
auch die Ausprägung effizienter Infrastrukturen.
Ein wesentlicher Baustein dazu ist die Nutzung
von Virtualisierungstechnologien.
Als Plattformlösung für alle Kunden hat die HZD bisher virtuelle Server auf Basis der Virtualisierungs-Software von VMware
angeboten. Plattformbetrieb bedeutet hier, dass eine fertige
Serverlandschaft der HZD bereitsteht, aus der einzelne virtuelle Server für Kunden erstellt werden – hoch verfügbar und
entlang der Sicherheitsrichtlinien des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik konzipiert.
Virtuelle Server auf Basis der Hyper-V Software von Microsoft
hat die HZD bislang nur kundenspezifisch als Individuallösung
erstellt. Seit 2015 bietet die HZD nun auch virtuelle Server mit
Hyper-V als Plattformlösung an. Durch diese Entscheidung
stieg der Virtualisierungsgrad der zentral betriebenen Systeme
der HZD noch einmal an. Heute kann die HZD auch solche Systeme berücksichtigen, die bislang unter dem VMware-Produkt
außen vor blieben.
Unter Hyper-V realisiert die HZD nun auch Windows Server im
Betriebssystem Cluster und sieht das Produkt als Grundlage
für dezentrale Virtualisierungslösungen vor. Ebenso werden zu
virtualisierende Clients für Testszenarien unter diesem Produkt
betrieben. Für die erste Phase der Umsetzung hat die HZD
vorgesehen, bereits bestehende Instanzen aus kundenspezifischen Lösungen in einer zentralen Infrastruktur zu konsolidieren. Daneben werden neue Bedarfe gedeckt. Ein zentraler
Entscheidungskatalog regelt, ob für Neubedarfe VMware
vSphere oder Microsoft Hyper-V eingesetzt wird. So kommt es
LEIS TUNGSDATEN VON H Y PER-V 2012 ­
Ressource
Hyper-V 2012
CPUs (Prozessoren) je
physischem Server
320
Arbeitsspeicher je
physischem Server
4 TB
Virtuelle CPUs pro
physischem Server
2.048
Virtuelle CPUs je VM
64
Arbeitsspeicher je VM
1 TB
Aktive VMs je
physischem Server
1.024
Anzahl an Hosts im
Clusterverbund
63
Anzahl an VMs pro
Verbund
8.000
Unterstützte GastBetriebssysteme
Windows Server
2000 / 2003 / 2008 / 2008
R2 / 2012 / 2012 R2
Windows XP
/ Vista / 7 / 8 / 8.1 / 10
Linux SLES 10 SP3, RHEL 5/6,
CentOS 5.2-6
Mögliche Betriebssysteme für VMs (virtuelle Maschinen) sind Windows Server, Windows
Clients und Linux. Die HZD beschränkt sich bei den eingesetzten Betriebssystemversio­
nen auch im Virtualisierungsumfeld auf solche, die als Standard definiert sind. Seitens
der Hersteller nicht mehr unterstützte Versionen wie Windows Server 2000 oder 2003
sowie Windows XP oder Vista kommen auch unter Hyper-V nicht mehr zum Einsatz.
HZD-MAGAZIN // INFORM 1/16
35
Architektur von Hyper-V 2012
Parent Partition
Child Partition
Child Partition
Windows Server 2012
VM Manager
Windows VM
Linux VM
Anwender /
Applikation
Gerätetreiber
Original Gerätetreiber
Gerätetreiber
Hypercall Adapter
Hypercall API
Hypercall API
Hypercall API
Betriebssystem
Kernel
VMBus
Hyper-V Hypervisor
Hardware (64 Bit Intel VT oder AMD-V)
Der Hypervisor – eine schlanke Abstraktionsschicht, die direkt auf der Hardware läuft – bildet den Kern der Hyper-VVirtualisierungslösung. Für die Steuerung ist in der „Parent Partition“ eine ebenfalls schlanke Windows Server 2012Installation verantwortlich. Daneben werden in den „Child Partitions“ jeweils unabhängig voneinander die virtuellen
Maschinen betrieben.
also nicht zu einer konkurrierenden Situation beider Lösungen,
sondern zu einer funktionalen Erweiterung des bestehenden
Standards. Nutzer von virtuellen Servern müssen also auch
künftig nicht darüber nachdenken, welche technische Lösung
sie benötigen. Je nach Anforderung bekommen sie die Technologie, die am besten zu ihnen passt.
Seit Mitte September 2015 steht neben der Lösung für einen
einzelnen Kunden eine zentralisierte Microsoft Hyper-V Plattform für alle Kunden innerhalb des Intranets der HZD bereit. Zum
Einsatz kommt Hyper-V 2012 (Release 4), das die Anforderun-
gen großer Installationen genauso deckt wie VMware vSphere.
Das Hyper-V Betriebsteam der Windows Serverfarm freut sich
auf neue Verfahren oder solche, die bisher auf physischen
Servern betrieben und dazu beitragen werden, den Virtualisierungsgrad in der HZD noch weiter zu erhöhen.
matthias rÜter
Bereichsleiter Windows Serverfarm
[email protected]
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INFORM 1/16 // HZD-MAGAZIN
Ideale
Schnittstelle
// EGOV-VR
bringt
IT-Verantwort­
liche an
einen Tisch
Meeting des EGOV-VR in der HZD im September 2015
HZD-MAGAZIN // INFORM 1/16
Die Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) entwickelt
sich rasant weiter. Das Land Hessen nutzt sie für ein modernes,
effizientes und bürgerfreundliches E-Government. Sie hilft
Arbeitsschritte zu vereinfachen, Prozesse zu beschleunigen
und damit am Ende auch Kosten einzusparen. Die HZD ist in
diesem Prozess Ideen- und Taktgeber, fördert ihn, wird aber
auch von vielen Seiten gefordert. Je komplexer die Technik,
desto wichti­ger wird die Abstimmung einer einheitlichen Vor­­gehensweise innerhalb der Landesverwaltung. Um die verschie­denen Inte­res­sen an einen Tisch zu bringen, wurde das
„Gremium der E-Govern­ment-Verant­wort­lichen der Ressorts“,
kurz EGOV-VR, von Hessens CIO und Finanzminister Dr.
Thomas Schäfer ins Leben gerufen. Im EGOV-VR kommen die
IT-Verantwortlichen der hessischen Minis­terien, der Staats­kanzlei und des Landtags regelmäßig zusammen, um sich mit
den ressortübergreifenden Fragen der IT in der Landesver­
waltung zu befassen. Vertreter der HZD und des HCC nehmen
in beratender Funktion teil. Ebenso Vertreter des Hessischen
Datenschutzbeauftragten und des Hessischen Rechnungshofs.
Michael Hohmann, Zentralabteilungsleiter im Finanzministe­
rium und einer der Leiter des EGOV-VR, zeigt sich mit der
intensiven Arbeit des Gremiums sehr zufrieden: „Uns ist es mit
dem EGOV-VR erstmals gelungen, ein ressortübergreifen­des
Diskussions- und Entscheidungsgremium zu bilden. Berechtigte Nutzerinteressen werden ebenso thematisiert wie die Not­wendigkeit der Standardisierung. Aus dem regelmäßigen
Neben- oder Gegeneinander ist ein konstruktives und produktives Miteinander geworden. Das freut mich sehr.“
In den Sitzungen geht es vor allem um Themen der
ƒƒ Standardisierung
ƒƒ Wirtschaftlichkeit
ƒƒ Innovation
ƒƒ IT-Sicherheit
Ein Beispiel ist der HessenPC: Im Jahr 2011 eingeführt, dient
er der Standardisierung der Büroarbeitsplätze im Land. Der
EGOV-VR ist das Gremium, in dem über die Weiterentwicklung
beraten und beschlossen wird. Diskutiert werden Fragen zu
Hardware, Software und Sicherheit. Ende 2015 hat der EGOVVR die HZD beauftragt, den HessenPC 3.0 für eine landesweite Einführung vorzubereiten. Es ist ein deutlicher Sprung
zu mehr Leistung und mehr Sicherheit (s. INFORM 3/15).
Der EGOV-VR arbeitet auf Basis der „Digitalen Verwaltung
Hessen 2020“ (s. INFORM 3/15) und eng mit anderen Gremien
37
EGOV-V R
­
Leitung:
Michael Hohmann, Leiter der Zentralabteilung im
Finanzministerium
Viktor Jurk, Leiter der Abteilung E-Government
und Verwaltungsinformatik, Informationstechnik,
im Innenministerium
Teilnehmer / stimmberechtigt:
IT-Verantwortliche der Ressorts, der Staatskanzlei und
des Hessischen Landtags
Weitere Teilnehmer / beratend:
Vertreter der HZD, des HCC, des Hessischen Datenschutzbeauftragten und des Hessischen Rechnungshofs
Treffen: Alle 8 Wochen
zusammen. Er befasst sich mit den IT-relevanten Themen und
Beschlussvorschlägen, die durch Gremien wie die „Sitzung
der Zentralabteilungsleiter zum Thema Staatsmodernisierung“
(ZAL-SMO) oder den „Kabinettsausschuss Staatsmodernisierung“ (KASMO) entschieden werden. Eine enge Zusammenarbeit gibt es auch mit den seit vielen Jahren bestehenden
IT-Arbeitskreisen wie dem „AK St/Ar/C“1 oder dem „AK ITSicher­­heit“. Der EGOV-VR koordiniert deren Tätigkeiten, vergibt­
Arbeitsaufträge und entscheidet über Beschlussvorschläge.
Für die HZD ist das Gremium aus Sicht von Joachim Kaiser,
Direktor der HZD, ein Gewinn. Sie findet dort ein kompetentes
Forum für alle übergeordneten IT-Themen. Durch die Schnitt­
stellenfunktion zwischen Technik und Verwaltung trägt der
EGOV-VR außerdem zu einer Beschleunigung der IT-Standardisierungsprozesse bei und unterstützt die HZD so bei der
schrittweisen Umsetzung ihres ganzheitlichen Automationskonzeptes.
Arbeitskreis Standardisierung/Architektur/Controlling
1 friederike van roye
Kommunikation, Information
[email protected]
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INFORM 1/16 // HZD-MAGAZIN
Responsive Design // Der
neue Standard für hessische
Internetauftritte
Mit der Einführung des Release 2.0 gehorchen die Basisauftritte der Hessischen Landesverwaltung dem
Paradigma des Responsive Designs. Das bedeutet vor allem: Die Webseiten passen sich sowohl der
Größe der Displays von PCs und Notebooks als auch der von Tablets und Smartphones an. Das flexible
Layout bietet Nutzern damit auf allen Endgeräten – stationär aber vor allem auch mobil – eine gleichbleibend hohe Benutzerfreundlichkeit.
HZD-MAGAZIN // INFORM 1/16
39
Responsive Design am Beispiel der Startseite von www.hzd.hessen.de: Je nach Breakpoints werden Bilder entsprechend der Auflösung des Endgeräts skaliert, Bedienelemente
vergrößert oder verkleinert, ein auf Desktop-Monitoren dreispaltiges Layout erscheint auf dem Smartphone im Querformat zweispaltig und im Hochformat einspaltig – das leidige
Zoomen für eine vernünftig lesbare Schriftgröße entfällt. Je nach Auflösung können Elemente „entfernt“ oder anders positioniert werden. Die Breakpoints der hessischen Internetauftritte entsprechen den Standard-Auflösungen von Smartphones (320px bis 480px), Tablets (768px bis 1024px) und Desktops (1024px+).
Die Nutzung des Internets verlagert sich in atemberaubendem
Tempo vom „klassischen“ Rechner auf Tablets, Smartphones und
andere Geräte (Fernseher, Entertainmentsysteme für Autos etc.),
deren Displays extrem unterschiedliche Größen und Auflösungen mit sich bringen und deren Bedienung nicht dem klassischen Muster (Maus, Tastatur) folgt.
Responsive Design ist eine recht neue (der Begriff wurde 2012
geprägt) Technik, die diese Entwicklung aufgreift und sich
bereits zum Standard für die Realisierung von Webauftritten
entwickelt hat.
Responsive Design könnte man mit „reagierendes Webdesign“
übersetzen. Sowohl die Navigation als auch die Inhalts- und
Navigationselemente sowie der strukturelle Aufbau einer
Webseite passen sich der Bildschirmauflösung des jeweiligen
Endgeräts an. Die neue Technik folgt also dem Nutzer und nicht
wie bisher, der Nutzer den meist starren Layouts konventioneller
Webseiten. Neben den klassischen Bedienmustern unterstützt
Responsive Design auch neue Eingabemethoden wie Tippen
oder Wischen auf Touchscreens.
Mit Responsive Design kann man geräteunabhängig kommunizieren. Für Unternehmen und Webseiten-Betreiber ist das heute
ein wesentlicher Faktor ihrer Kommunikationsstrategie. Entsprechend der rasant wachsenden Zahl und Vielfalt internetfähiger
Geräte gibt es auch eine Fülle an technischen Entwicklungen für
die Anpassung der Webseiten. Responsive Design spielt mit der
geräteübergreifenden Flexibilität eine tragende Rolle in dieser
Bewegung, ein neuer Standard, auch in der Hessischen Landesverwaltung.
Die hessischen Internetauftritte
Eine Herausforderung bei der Umstellung konventioneller
Inter­netauftritte auf Responsive Design stellt die Testphase dar.
Grund dafür sind die vielen möglichen Bildschirmgrößen und
-auflösungen. Bei der Lösung der hessischen Basisauftritte gibt
es drei Breakpoints, die einen „Umbruch“ der Darstellung auslösen. Die Breakpoints entsprechen den Standard-Auflösungen
von Smartphones (320px bis 480px), Tablets (768px bis 1024px)
und Desktops (1024px+). >>
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INFORM 1/16 // HZD-MAGAZIN
Nach intensiven Testprozessen mit Emulatoren, Simulatoren und
realen Endgeräten war es zum Jahresende 2015 planmäßig soweit: Die HZD konnte alle Basisauftritte des Landes erfolgreich
auf Responsive Design umstellen, das Infoportal www.hessen.de
ist in Arbeit.
Ganz ohne Mehrkosten profitieren die Dienststellen heute von
benut­zerfreundlichen Internetauftritten, die dem neuen technischen Standard entsprechen. Ein wichtiger Aspekt für die
Nachhaltigkeit von responsiven Webseiten stellt auch der geringe Pflegeaufwand für die Web-Redakteure dar. Sie legen wie
gewohnt die gesamten Inhalte einer Webseite, ob Grafiken oder
Texte, einmalig an. Diese werden auf allen aktuellen sowie zukünftigen Endgeräten und Auflösungen mit gleichbleibendem
Bedienkomfort zur Verfügung gestellt.
Responsive Design zeigt sich in der Summe als kosteneffizienter
Ansatz für ganzheitliche Kommunikation, da die verstärkte Nutzung des Internets über mobile Endgeräte Webseiten-Betreiber,
Unternehmen und Verwaltungen mehr denn je zwingen, auf die
Bedürfnisse der mobilen Nutzer einzugehen.
Die Technik dahinter
Software und Theme
Das Hessen-Portal ist aktuell mit dem (Web-)Content-Management-System Drupal 7 aufgesetzt. Die Layoutvorlage nennt man
Theme. Das Drupal Haupt-Theme ist das OMEGA3/4 Theme.
Aus diesem resultiert das angepasste Theme für die hessischen
Internetauftritte.
Das Responsive Design ist ein einziges Layout, das sich automatisch und selbstständig an die jeweilige Displaygröße des
Endgerätes anpasst. Dies geschieht mit Hilfe von Medienabfragen/Media Queries, die das CSS (Cascading Style Sheets) zur
Verfügung stellt. Mit CSS werden Gestaltungsanweisungen erstellt, die v.a. zusammen mit den Auszeichnungssprachen HTML
und XML eingesetzt werden.
Compass
Compass ist ein Framework, das die SASS-Stylesheet-Sprache
verwendet, um leistungsfähige und einfache Stylesheets (CSS)
zu generieren.
Compass verringert deutlich den Entwicklungsaufwand, indem
es eine Vielzahl an Programmen und Werkzeugen zur Verfügung
stellt, um CSS-Dateien einfacher und schneller zu erstellen.
SASS
SASS (Syntactically Awesome StyleSheets) ist eine CSS-Erweiterung. Sie erlaubt die Verwendung von Variablen, verschachtelten CSS-Regeln, Mixins (Funktionen), @inline und @include
Importen und einiges mehr, alles in einer voll CSS-kompatiblen
Syntax.
SASS wandelt große Style-Syntaxen mit Hilfe der Compass StyleBibliotheken in gut organisierte sowie kleine Stylesheets um, die
dadurch besonders performant sind. Dies kommt dem Laufzeitverhalten im Aufbau der responsiven Webseite im Browser
zugute.
Singularity
Für die responsive Umsetzung der Basisauftritte hat die HZD
Singularity, ein Grid-System der neuen Generation, verwendet.
Singularity ist eine Compass-Erweiterung und stellt mit SASS
das Kompilierungs-Werkzeug. Mit Hilfe von Funktionen (Mixins)
und Variablen der Singularity-Bibliothek wird das SASS definiert
und das CSS kompiliert.
Singularity hat den Vorteil, dass es auf dem internen Verhältnis
statt auf dem Kontext basiert, was zu einer besseren Konsistenz
der Spalten und Spaltenzwischenräume (Gitter) über alle Haltepunkte (Breakpoints) hinweg führt.
Breakpoint
Breakpoint (Haltepunkt) ist ein SASS-Plugin, es wird neben dem
Singularity zusätzlich installiert.
Breakpoint macht Medienabfragen (Media-Queries) extrem einfach. Mit Breakpoint lassen sich die Übergangspunkte definieren, die im CSS festgelegte Minimal-/Maximalwerte beinhalten,
die ein bestimmtes Verhalten bei einer bestimmten Displaybreite oder auch -höhe eines Endgerätes veranlassen.
marcel pschorn
Web 2.0 Entwicklung
[email protected]
IT-SICHERHEIT // INFORM 1/16
Awareness // Zahlen oder nicht
zahlen?
Ich starte meinen Rechner. Plötzlich erscheint die Aufforderung, dass ich Geld bezahlen soll, damit ich Zugriff
auf meine Daten bekomme. Ein Scherz? Nein! So oder so
ähnlich erging es in den vergangenen Monaten Anwendern, Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen.
Was war passiert? Ein Hacker hat Zugriff auf die betroffenen Rechner erlangt. Aber sein Hauptziel war nicht,
Daten (PINs, Adressen, vertrauliche Dokumente …) zu
klauen. Er hat stattdessen Dokumente und Dateien verschlüsselt. Diese liegen zwar noch auf dem Computer,
die Inhalte sind aber vom Anwender nicht mehr zu lesen,
da der Schlüssel nicht verfügbar ist.
Natürlich hat diese Angriffstaktik bzw. die eingesetzte
Software schnell einen eigenen Namen bekommen: Ransomware (ransom = Lösegeld). Der Begriff ist Programm.
Will der Anwender wieder Zugriff auf seine Daten haben, so soll er dafür bezahlen. Erst wenn er das Lösegeld
gezahlt hat, bekommt er vom Hacker den notwendigen
Schlüssel übermittelt – so zumindest das Versprechen.
Bezahlen oder nicht bezahlen, das ist hier die Frage. Fragt
man das BSI, so lautet die klare Antwort: Nein. Denn es
ist nicht sicher, dass der Hacker den Schlüssel herausgibt, selbst wenn man bezahlt. Es gibt aber auch andere
Stimmen. Ist der Anwender auf die Daten angewiesen
und kann er nicht auf eine Datensicherung zurückgreifen,
bleibt ihm vielleicht keine andere Wahl – und zumindest
ein Funke Hoffnung. Bezahlt wird übrigens in der Internetwährung Bitcoin. Der damit verbundene Bezahlvorgang kann weitgehend anonym durchgeführt werden.
Gibt es eine aktuelle Datensicherung, so ist die Entscheidung klar, die Daten werden eingespielt und alles ist gut.
Das hört sich zunächst einfach an, aber es ist eine Menge
Arbeit. Denn es ist nicht damit getan, die verschlüsselten
Dokumente zu ersetzen. Der Rechner sollte auf jeden Fall
neu aufgesetzt werden, da sich die Schadsoftware vielleicht auch an anderen Stellen auswirkt.
Nach Expertenmeinung ist Ransomware relativ einfach
zu bauen und ihr Einsatz scheint sehr lukrativ zu sein. Indiz dafür sind die vielen neuen Versionen, die in den vergangenen Wochen aufgetreten sind.
Wie kann sich der Anwender vor Ransomware schützen?
Die Datensicherung: Regelmäßig Daten sichern. Diese
Forderung ist nicht neu, aber sie hilft. Sind meine Daten
weg (in diesem Fall verschlüsselt), können sie aus der
Datensicherung rekonstruiert werden. Dieser Tipp richtet sich vornehmlich an Privatanwender, am Arbeitsplatz
sorgt die zentrale Administration für die Sicherung der
Daten, zumeist aber nicht der lokalen Daten.
Die Datensicherung sollte immer getrennt vom Rechner
gelagert werden. Ist die externe Sicherungsplatte über
USB oder das Netzwerk permanent mit dem PC verbunden, kann auch sie Opfer des Angriffs werden.
Die Hoffnung: Bei einigen Angriffen ist es gelungen, die
Verschlüsselung zu knacken und die Daten wieder herzustellen. Das sind aber Ausnahmen und man darf sich
nicht darauf verlassen. Informationen im konkreten Fall
liefern die Hersteller von Virenscannern.
Mein Verhalten: Die Angriffe erfolgen über die üblichen
Wege: Anhänge und Links in Mails oder auf verseuchten Webseiten. Ein aktueller Virenscanner und aktuelle
Software-Versionen (Browser, Flashplayer …) sind unerlässlich bei der Abwehr. Nichtsdestotrotz muss der Anwender immer aufmerksam und vorsichtig sein, er sollte
z.B. keinem Link auf unbekannte Seiten in sozialen Netzwerken oder andere Plattformen folgen.
bernd reimann
IT-Fortbildung
[email protected]
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42
INFORM 1/16 // FACET TEN DER IT
Psychologie in IT
// Über Steaks, Austern
und lernende Systeme
Für die neue INFORM-Serie werfen wir in diesem Jahr einen Blick in ausgefallene Anwendungsgebiete
der IT. Den Auftakt macht ein Bericht über die Schnittstelle zwischen Psychologie und Informationstechnologie. An der Technischen Universität (TU) in Darmstadt gibt es dazu einen eigenen Studiengang.
Ein Schachcomputer ist dem Menschen
heutzutage im Spiel überlegen. Umgekehrt ist ein dreijähriges Kind jedem Roboter weit voraus, wenn es darum geht,
eine Schachfigur zu erkennen, zu greifen
und zu bewegen. Unglaublich komplex
sind die Wechselwirkungen zwischen
Sinnesreizen, deren Verarbeitung in
Gehirn und Körper sowie daraus resultierenden Verhaltensweisen. Diese Prozesse in Maschinen nachzubilden ist u.a. das
Ziel der künstlichen Intelligenz. Roboter,
Autos oder ganze Fabriken, die Informationen aus ihrer Umgebung wahrnehmen, verarbeiten und in Handlung
übersetzen, gehören zu den wichtigsten
Zukunftstechnologien. Dafür braucht es
interdisziplinäre Zusammenarbeit und
Kompetenzen, die sich sowohl beim
menschlichen Verhalten als auch in der
Informationsverarbeitung auskennen.
Constantin Rothkopf, Professor für Psychologie der Informationsverarbeitung,
gehört zu denjenigen, die von beidem
viel verstehen. Er forscht und lehrt seit
2013 an der TU in Darmstadt.
In seinem Büro in der Alexanderstraße
stehen Standardwerke der Kognitionswissenschaften und der Informatik im
großen Bücherregal. Er hat 2008 an der
University of Rochester in den USA einen
Doppelabschluss in „Brain & Cognitive
Sciences“ sowie „Computer Sciences“
abgelegt und anschließend promoviert.
In Darmstadt bringt Prof. Rothkopf beide
Disziplinen zusammen. So hat er unter
anderem den Masterstudiengang „Psychologie in IT“ entwickelt. Den Bachelorstudiengang in diesem Fach gibt es
an der TU seit 2012, sodass die ersten
Studierenden im Wintersemester 2015
nahtlos mit dem Master weitermachen
konnten.
Steak, Lachs oder Austern?
Wie entscheiden Menschen? Und kann
man diese Prozesse tatsächlich als Informationsverarbeitung verstehen und daraus entsprechende Algorithmen ableiten? Das ist nicht nur für Ökonomen und
Psychologen interessant, auch für die
Entwicklung von intelligenten Maschinen
ist die Beantwortung dieser Frage von
entscheidender Bedeutung, gilt es doch,
lernende Systeme zu entwickeln und
die Schnittstellen zwischen Mensch und
Maschine zu optimieren.
Entscheidungsprozesse bei Menschen
folgen nicht immer linearen Strukturen. >>
FACETTEN DER IT // INFORM 1/16
WEITERE INFORMATIONEN
­
Wer Lust hat, an sich selbst zu testen, wie komplex die menschliche Informationsverarbeitung funktioniert, findet zwei eindrucksvolle Beispiele unter
dem Stichwort „Teste deine Wahrnehmung – Ergebnis in zwei Minuten“ oder
„McGurk-Effekt“ auf Youtube. Weitere Informationen zum Studiengang unter:
www.it.psychologie.tu-darmstadt.de
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44
INFORM 1/16 // FACET TEN DER IT
Ein Standardbeispiel für eine nichtlineare
Entscheidung erzählt von einem Restaurant: Der Kellner bietet dem Gast Steak
oder Lachs an. Der Gast entscheidet sich
für Steak. Einige Zeit später ergänzt der
Kellner, dass auch frische Austern auf der
Tageskarte stünden. Der Gast entscheidet sich daraufhin für den Lachs. Was
zunächst unlogisch erscheint, ist für Kognitionswissenschaftler nachvollziehbar
und inzwischen quantitativ modellierbar.
Menschen beziehen unterschiedlichste
Sinneswahrnehmungen und Erfahrungen in ihre Entscheidungsprozesse mit
ein. In dem Restaurantbeispiel könnte
die zusätzliche Information über die Austern dazu geführt haben, dass der Gast
dies als ein Indiz für eine gute Qualität
des Restaurants bei Meerestieren wertet
und sich daraufhin für Meerestier statt
Fleisch entscheidet, aber Lachs grundsätzlich Austern vorzieht.
Prof. Dr. Constantin Rothkopf erwarb einen DoppelPhD für Kognitions- und
Computerwissenschaften an
der Universität in Rochester.
2013 wurde er zum Professor
(W2) an die TU Darmstadt
berufen, wo er u.a. den Masterstudiengang „Psychologie
in IT“ mit aufbaute.
Ein wesentliches Merkmal bei Entscheidungsprozessen ist die Unsicherheit.
Aus der Vielzahl der Sinneswahrnehmungen konstruiert das Gehirn dann durch
eine Art strukturierte Berechnung von
Unsicherheiten die beste Antwort auf die
Frage: Was ist die sinnvollste Erklärung
für das, was da draußen passiert? „Und
da ist der Mensch sehr, sehr gut“, betont
Prof. Rothkopf, „da kann keine Maschine
mithalten.“
Menschliches Verhalten
berechnen
An der Schnittstelle zwischen Psychologie und IT versuchen die Wissenschaftler
Algorithmen für menschliches Verhalten
Verzahnung zwischen Psychologie und IT
INFORM: Wie sind Sie auf den Studiengang gekommen?
Tabea Wilke, 19 Jahre, studiert
im 3. Semester Psychologie in
IT an der TU Darmstadt.
Wilke: Zuerst wollte ich Mathe studie­ren.
Aber dann habe ich mich informiert und
gedacht, dass das Studien­fach für mich
doch etwas trocken ist. Danach habe
ich in die Informatikrichtung gedacht,
weil mir das in der Schule sehr viel Spaß
gemacht hat, aber auch Psychologie fand
ich schon immer interessant. Dann bin
ich auf den Studiengang Psychologie in
IT aufmerksam geworden und das war
genau das Richtige. Ich habe mich dann
auch nur dafür beworben.
INFORM: Was gefällt Ihnen besonders
gut?
Wilke: Mir gefällt alles sehr gut. Besonders interessant finde ich die Verzahnung zwischen Psychologie und IT. Die
Informatik macht mir sehr viel Spaß.
In Psychologie habe ich bisher nur die
Grundlagen der Grundlagen kennengelernt. Deswegen kann ich das noch
nicht so gut beurteilen.
INFORM: Was weniger?
Wilke: Eigentlich stört mich nichts. An
der einen oder anderen Stelle merkt
man, dass der Studiengang noch nicht
so eingespielt ist. Aber das ist kein
Problem.
INFORM: Wo soll es beruflich mal hingehen?
Wilke: Ich finde Spieleentwicklung inte­ressant, besonders Serious Games. Ich
denke, da kann man sehr gut beide
Aspekte einbringen: Psychologie und
IT.
FACETTEN DER IT // INFORM 1/16
45
Studium mit Gestaltungsspielraum
zu entwickeln und diese dann auch in
künstlichen Systemen anzuwenden oder
umgekehrt Software zu entwickeln, die
hilft, psychologische Fragestellungen
zu untersuchen. So ist es der Arbeitsgruppe um Prof. Rothkopf beispielsweise gelungen, in Laborexperimenten
exakt vorherzuberechnen, wann und
wo menschliche Probanden ihren Blick
hinwenden, um für weitere Handlungen
wichtige Ereignisse zu entdecken. In anderen Studien konnte die Arbeitsgruppe
nachweisen, dass mit mathematischen
Modellen der Informationsverarbeitung
Eigenschaften des Gehirns vorhergesagt
werden können, z.B. bei Bildern über das
gesamte Gesichtsfeld hinweg, die etwa
beim Durchqueren eines Waldes entstehen. „Wir haben einen solchen Algorithmus berechnet und eine Entsprechung
auf der Ebene der Nervenzellen gefunden. Wir können also tatsächlich einen
Zusammenhang herstellen zwischen
unserer Umgebung, unseren Handlungsweisen in dieser Umgebung und Datenverarbeitungsschritten, die das Gehirn
ausführt“, so Prof. Rothkopf.
Selbstfahrendes Auto
Das derzeit bekannteste Beispiel für die
Zukunftstechnologie „Lernende Systeme“ ist das selbstfahrende Auto, zuerst
von Google entwickelt und bereits
erstaunlich zuverlässig. Inzwischen hat
man erkannt, dass es nicht genügt, wenn
das Auto die Verkehrsregeln kennt,
Informationen aus der Umgebung verarbeitet und aus beidem Geschwindigkeit
und Lenkbewegung berechnet, denn:
„Menschen halten sich unter bestimmten
Umständen nicht an die Verkehrsregeln“, betont Prof. Rothkopf und nennt
als Beispiel unübersichtliche Ecken, an
denen man dem anderen die Vorfahrt
gewährt, obwohl man eigentlich selbst
die Vorfahrt hätte. „Wie sich Menschen
INFORM: Was gefällt Ihnen besonders
gut?
Großberger: Gut finde ich, dass der
Studiengang Psychologie und Informatik zu genau gleichen Teilen abdeckt.
Da gibt es keinen Schwerpunkt auf
dem einen oder anderen Aspekt.
Lukas Großberger, 23 Jahre,
studiert im 7. Semester Psychologie in IT an der TU Darmstadt. Er schreibt gerade seine
Bachelorarbeit
INFORM: Wie sind Sie auf den Studiengang gekommen?
Großberger: Am Tag der offenen Tür
wollte ich mich über Psychologie informieren. Mir war aber auch klar, dass
ich das nicht alleine studieren wollte.
Außerdem interessierte mich auch Informatik, da ich dort bereits Erfahrung
im Bereich Softwareengineering hatte.
Ein Berater erzählte mir, dass es einen
ganz neuen Studiengang gibt, der
beides kombiniert und hat mir einen
Flyer gegeben. Je mehr ich gelesen
habe, umso mehr war es um mich
geschehen. Ich habe mich dann nur auf
diesen Studiengang beworben und bin
wirklich sehr, sehr zufrieden.
tatsächlich im Verkehr verhalten, folgt
sogar bei der Regelbrechung starken
Gesetzmäßigkeiten“, so der Wissenschaftler. Diese Gesetzmäßigkeiten
zu finden, zu formulieren und dann für
intelligente künstliche Systeme – wie das
selbstfahrende Auto – bereitzustellen
ist u.a. Aufgabe von Schnittstellenwis-
Der Name „Psychologie in IT“ führt da
manchmal in die Irre. Großartig finde
ich den unfassbaren Gestaltungsspielraum, den wir als erster Jahrgang in
unserem Studienfach haben. So haben
wir von der Fachschaft beispielsweise
an der Gestaltung des Masterstudiengangs mitwirken können.
INFORM: Was weniger?
Großberger: Was auf der einen Seite
ein Vorteil ist, ist auf der anderen ein
Nachteil: Wir sind noch nicht so ein
eingespielter Studiengang, da bekommt man auch die eine oder andere
Unebenheit mit.
INFORM: Wo soll es beruflich mal
hingehen?
Großberger: Diese Entscheidung
schiebe ich noch ein bisschen auf. Erst
einmal möchte ich den Master machen. Vielleicht gehe ich danach in die
Selbstständigkeit.
Forschung würde mir auch Spaß
machen – vielleicht auch in der Forschungsabteilung eines großen
Unternehmens. Mal sehen, es ist noch
alles offen.
senschaften wie Psychologie in IT. Beste
Berufsaussichten also für seine Studierenden, ist Prof. Rothkopf überzeugt.
friederike van roye
Kommunikation, Information
[email protected]
46
INFORM 1/16 // SERVICE
Tipps & Tricks // Schnell­
bausteine in Outlook 2010
In früheren Word-Versionen nannte man Schnellbausteine
auch Textbausteine oder Autotext. Vielleicht haben Sie in Word
schon einmal Textbausteine angelegt. Nun können Sie das
genauso auch in Microsoft Outlook 2010 anwenden.
NACHRICHTEN MIT GLEICHEM ODER ÄHNLICHEM INHALT
Haben Sie sich schon mal darüber Gedanken gemacht:
ƒƒ Wie oft schreiben Sie Nachrichten mit gleichen oder
ähnlichen Texten? Vielleicht mehrmals am Tag, in der
Woche oder im Monat?
ƒƒ Wie lange brauchen Sie, um eine gute Formulierung zu
finden?
ƒƒ Wieviel Zeit kostet es Sie, den Text in der Nachricht zu
korrigieren?
Wäre es nicht schön, wenn es eine Möglichkeit gäbe, diese
Texte in Outlook abzuspeichern, um sie bei Bedarf wiederverwenden zu können? Wieviel Zeit könnten Sie dann
sparen? Mit Outlook 2010 ist dies möglich. Die Funktion,
die dahinter steckt, heißt: Schnellbausteine.
SCHNELLBAUSTEIN ANLEGEN
Öffnen Sie eine neue Nachricht. Schreiben oder kopieren Sie den Text hinein, den Sie als Schnellbaustein verfüg1
bar machen möchten. Markieren Sie den Text.
Klicken Sie in dem Register „Einfügen“ auf das Symbol „Schnellbausteine“ und wählen Sie im Kontextmenü „Aus2
wahl im Schnellbausteinkatalog speichern“ aus.
Im Dialogfenster „Neuen Baustein erstellen“ vergeben Sie einen Speichernamen. Bestätigen Sie Ihre Eingabe mit
3
„OK“. Tipp: Vergeben Sie möglichst einen kurzen Namen.
3
2
1
SERVICE // INFORM 1/16
SCHNELLBAUSTEIN EINFÜGEN
Um einen Baustein in eine E-Mail einzufügen,
4
xxx
klicken Sie im Register „Einfügen“ erneut auf
das Symbol „Schnellbausteine“ und wählen
den Baustein aus, den Sie in Ihr Dokument
einfügen möchten.
Alternativ funktioniert bei längeren Namen
5
auch folgende Technik: Nachdem Sie die
ersten vier Buchstaben geschrieben haben,
erscheint über Ihrem Text eine Box mit einem
Textvorschlag, wenn Sie jetzt die ENTER-Taste
drücken, wird der Text eingefügt.
4
5
Sie können auch den Speichernamen des Schnellbausteins in eine neue E-Mail schreiben und die Taste F3 drücken.
SCHNELLBAUSTEIN FÜR TEXT UND ANLAGE
Das abgebildete Textbeispiel legt sofort die Frage
nahe: Geht das auch mit Anlagen? Diese Frage
kann man mit „Ja“ beantworten. Der Trick besteht
darin, die Anlagen in den Text einzufügen. Im Nachrichtenformat Rich-Text ist dies möglich.
6
Fügen Sie dafür zu Ihrem Text die Anlagen
6
hinzu. Klicken Sie dann im Register „Text formatieren“ auf das Symbol „Aa Rich-Text“. Die
Anlagen erscheinen im Text.
7 Markieren Sie Text und Anlagen und legen
Sie einen Schnellbaustein wie beschrieben
an.
7
Noch ein Tipp: Schnellbausteine lassen sich auch
im Kalender für Termine oder Besprechungs­
einladungen verwenden.
christane stahr
IT-Fortbildung
[email protected]
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