Hessische Zentrale für Datenverarbeitung INFORM Magazin für die Hessische Landesverwaltung E-Justice // Zentrales elektronisches Schutzschriftenregister ab Seite 18 Aus zwei mach eins // LBIH-Direktor Thomas Platte im Interview ab Seite 8 Bandbreitenerhöhung im HessenNetz // Zukunftsweisende Infrastrukturmaßnahme ab Seite 30 1/16 März 2016 43. Jahrgang 2 INFORM 1/16 // IMPRESSUM INFORM erscheint viermal jährlich (42. Jahrgang) Grafisches Konzept Agentur 42 | Konzept & Design, www.agentur42.de Herausgeber Druck Hessische Zentrale für Datenverarbeitung Mainzer Straße 29, 65185 Wiesbaden Telefon: 0611 340- 0 [email protected], www.hzd.hessen.de Fotos Chefredaktion Manuel Milani Redaktion Birgit Lehr, Friederike van Roye Beirat Markus Brückner, Hans-Otto Ermuth, Hans-Georg Ehrhardt-Gerst, Dr. Alberto Kohl, Peter Lacher, Susanne Mehl, Dietmar Mittwich, Manfred Pospich, Eckart Ruß Druckerei Zeidler GmbH & Co. KG, www.zeidler.de © Bernd Wittelsbach/mauritius images: Titel, S. 4, S. 18/19; © Christos Georghiou/fotolia: S. 5, S. 43; © sdecoret/fotolia: S. 14; © meerisusi/fotolia: S. 30; © mpfphotography/fotolia: S. 38/39; © LBIH: S. 10; © privat: S. 44 oben; Alle anderen © HZD Die in dieser Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der HZD. Wenn Sie die INFORM regelmäßig erhalten möchten, schreiben Sie uns: [email protected] oder rufen Sie uns an: Telefon 0611 340-1484 EDITORIAL // INFORM 1/16 3 Liebe Leserin, lieber Leser, das Jahr hat in unserer Außenstelle in Hünfeld mit einiger Spannung begonnen. Der Grund dafür: Zum 1. Januar 2016 musste das „Zentrale elektronische Schutzschriftenregister“ (ZSSR) entsprechend einer gesetzlichen Vorgabe an den Start gehen. Beim ZSSR handelt es sich um ein bundesweites elektronisches Register zur Hinterlegung von Schutzschriften bei den Gerichten. Die HZD zeichnete neben dem Oberlandesgericht in Frankfurt und der IT-Stelle der hessischen Justiz in Bad Vilbel für das Projekt verantwortlich. Hessen hat es komplett und rechtssicher entwickelt und die HZD betreibt es seit der Live-Schaltung. Das Besondere: Das ZSSR ist ein erster Meilenstein auf dem Weg zum elektronischen Rechtsverkehr mit den Gerichten, der bis 2022 umgesetzt sein muss, sozusagen die Probe aufs Exempel für den gemeinsamen weiteren Weg. Das Projektteam selbst ist hochzufrieden mit der geleisteten Arbeit – und überzeugt, dass die Umsetzung unter dem gegebenen Zeitdruck und innerhalb des Budgetrahmens nur so gut funktioniert hat, weil alle an einem Strang gezogen haben. Mit dieser Leistung haben wir gezeigt, dass wir für die spannenden Zeiten, die auf die Justiz und uns zukommen, bestens aufgestellt sind. Auch der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) hatte einen spannenden Jahresanfang. Seit dem 1. Januar 2016 bündelt das LBIH die Kompetenzen des Hessischen Bau- und des Hessischen Immobilienmanagements und steht der Landes verwaltung als zentraler Partner zur Seite. LBIHDirektor sprach mit INFORM über die Fusion und deren Bedeutung für die „IT-Hochzeit“. Die CeBIT steht vor der Tür. Wie jedes Jahr ist die HZD wieder am Hessenstand im Public Sector Parc vertreten. In diesem Jahr präsentieren wir den HessenPC 3.0, die „Next Generation“. Im Dezember hat uns der EGOV-VR einstimmig mit seiner Bereitstellung beauftragt, ab September dieses Jahres führen wir ihn in der Landesverwaltung ein. Eng mit ihm verzahnt ist das Thema App. In Hannover stellen wir erstmals unsere App-Strategie vor, genauso wie das Föderierte Identitätsmanagement. Wenn Sie zur CeBIT fahren: Schauen Sie bei uns vorbei und informieren Sie sich. Die Ver treterinnen und Vertreter der HZD und ich freuen uns, Sie auf der CeBIT zu treffen. Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen Ihr Joachim Kaiser Direktor der HZD 4 INFORM 1/16 // INHALT Aus zwei mach eins Seit dem 1. Januar 2016 gehen das Hessische Baumanagement und das Hessische Immobilien management gemeinsame Wege. Welche Herausforderungen und Chancen die Fusion für die IT mit sich bringt, erklärt Thomas Platte, Direktor des neuen Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen. // Inhalt im gespr äch 8 Aus zwei mach eins Thomas Platte im Gespräch . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Thomas Platte, Direktor des neuen Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen (LBIH), im Interview notizen 12 Kurznachrichten aus Deutschland, Hessen und der HZD kolumne 17 HZD Web-Lounge Kurz gesagt mit 6LoWPAN 18schwerpunk t: zssr 20 Hessen entwickelt und betreibt bundesweites Register Punktlandung bei Produktivsetzung 21 23.545 Schutzschriften 23 Technische Kenngrößen 23 Was sind Schutzschriften? 24 IT-Architektur 26 Projektverlauf 27 Fallbeispiel Schwerpunkt: Zentrales elektronisches Schutz schriftenregister Das Zentrale elektronische Schutzschriftenregister ist seit Jahresbeginn produktiv. Betreiber ist das Land Hessen, zuständige Stelle das Oberlandesgericht Frankfurt am Main. Unter großem Zeitdruck hat eine kleine Projektgruppe aus Oberlandes gericht, IT-Stelle der hessischen Justiz und HZD die Entwicklung des vollautomatisierten Verfahrens gestemmt und ist mit einer Punktlandung am 1. Januar 2016 in Betrieb gegangen. ZSSR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 INHALT // INFORM 1/16 Bandbreitenerhöhung im HessenNetz Die HZD betreibt das landesweite HessenNetz. Es verbindet die Dienststellen der Ressorts und IT-Verfahren der Landesverwaltung, es bietet Zugriff auf zentrale Dienste und Ressourcen des Landes und es bildet die Basis für weitere HZD-Produkte wie HessenVoice oder den HessenPC. In diesem Jahr profitieren die Kunden der HZD von einer kostenneutralen Bandbreitenerhöhung. Zukunftsweisende Infrastrukturmaßnahme . . . . . 30 hessens cio 28Nachgefragt Hessens CIO zu E-Government und CeBIT hzd-maga zin 29 HZD auf der CeBIT 30 Bandbreitenerhöhung im HessenNetz Zukunftsweisende Infrastrukturmaßnahme 32 Ein Rundum-sorglos-Paket LAN-Port der HZD kommt bei den Kunden gut an 34 Hyper-V Funktionale Erweiterung des HZD-Standards zur Virtualisierung 36 Ideale Schnittstelle EGOV-VR bringt IT-Verantwortliche an einen Tisch 38 Responsive Design Der neue Standard für hessische Internetauftritte it-sicherheit 41 Awareness Zahlen oder nicht zahlen? facet ten der it 42Psychologie in IT Über Steaks, Austern und lernende Systeme Facetten der IT Wie entscheiden Menschen? Kann man diese Prozesse als Informationsverarbeitung verstehen? Im Studiengang „Psychologie in IT“ an der TU Darmstadt wird das erforscht. Die Ergebnisse sind wichtig für die Entwicklung künstlicher Intelligenz und besserer Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine. Psychologie in IT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 service 46 Tipps und Tricks Schnellbausteine in Outlook 2010 5 6 INFORM 1/16 INFORM 1/16 LBIH // Seit dem 1. Januar 2016 erbringt der neue Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen als zentraler Partner in der Hessischen Landes verwaltung alle Dienstleistungen des Bau-, Gebäude- und Standort managements aus einer Hand. Auch die Gebäude der HZD fallen in die Verantwortung des LBIH. Im Bild: die Besprechungsräume des IT-Dienstleisters. Interview mit LBIH-Direktor Thomas Platte ab Seite 8 7 8 INFORM 1/16 // IM GESPRÄCH Aus zwei mach eins // LBIH-Direktor Thomas Platte im Interview Seit dem 1. Januar 2016 gehen das Hessische Baumanagement (hbm) und das Hessische Immobilienmanagement (HI) gemeinsame Wege. Welche Herausforderungen und Chancen die Fusion für die IT mit sich bringt, erklärt Thomas Platte, Direktor des neuen Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen (LBIH), im Interview. INFORM: Herr Direktor Platte, zunächst einmal wünschen wir Ihnen viel Erfolg für Ihre neue Aufgabe als Direktor des LBIH. Wie haben Sie das vergangene Jahr erlebt? haben die Kolleginnen und Kollegen hier Großartiges geleistet. Wir nehmen diesen positiven Schwung mit. Ich freue mich auf die neuen Aufgaben und sehe den Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen für die kommenden Herausforderungen in einer guten Ausgangsposition. Platte: Im vergangenen Jahr haben wir einen bedeutenden Schritt hin zu einem zentralen Bau- und Immobiliendienstleister gemacht. Die Organisationss truk turen, Prozesse und Unternehmenskulturen beider Betriebe mussten vereinheitlicht werden. Dies erfor derte ein systematisches Schritt-für-Schritt-Vorgehen, Mut zu Entscheidungen sowie Geduld, Zeit und Disziplin. INFORM: Im Vorfeld wurde im Strukturprojekt hbm/ HI die konzeptionelle Zusammenlegung des LBIH erarbeitet. Welche Herausforderungen gab es im Teilprojekt „IT“ in Zusammenarbeit mit dem HZDBereich „Anwendungsmanagement hbm und HI“ zu bewältigen? Wir haben gezeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen den formal noch getrennt organisierten Betrieben funktionieren kann. Als ein Beispiel möchte ich hier das Thema Unterbringung von flüchtenden und hilfesuchenden Menschen benennen. In Teamarbeit Platte: Die besondere Herausforderung liegt in der Zusammenführung der unterschiedlichen IT-Systeme der beiden „ehemaligen“ Landesbetriebe begründet. Bislang besteht eine Koexistenz der IT-Systeme, wobei das Hessische Baumanagement mit einem >> IM GESPRÄCH // INFORM 1/16 9 10 INFORM 1/16 // IM GESPRÄCH LEBENSLAUF THOMAS PLATTE Geboren 09. 02.1960 in Treysa (Schwalmstadt, Hessen) 1986 TH Darmstadt, Bauingenieurwesen, Dipl.-Ing. 1988 große Staatsprüfung, Bauassessor 2000 Sicherheitsingenieur, BGV A 6 (VBG 122) Bau BG Wuppertal 1990 –1997 Hessische Straßenbauverwaltung 1997 Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main, Referent Bauingenieurwesen und Vergabe- und Vertragsangelegenheiten (Anhörungsstelle § 18.2 VOB/B-Verfahren, § 11.2 AVB-Verfahren) 2002 Dienststellenleiter der Staatlichen Neubauleitung Polizeipräsidium Frankfurt am Main 2004 Stellvertretender Direktor des am 01.01.2004 gegründeten landeseigenen Betriebs Hessisches Baumanagement (hbm) Seit 2007 Direktor des hbm Seit 01.01.2016 Direktor des Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen (LBIH) Seit 1999 Beisitzer der Vergabekammer beim Regierungspräsidium Darmstadt Seit 2001 Lehrbeauftragter am Studienzentrum Rotenburg a. d. Fulda Terminalserver-System mit zentraler Anwendungs- und Datenbereitstellung arbeitet. Das Hessische Immobilienmanagement verfügt über ein Client‑System mit dezentraler und föderaler Datenhaltung. INFORM: Die „ehemaligen“ Landesbetriebe hbm und HI arbei teten seit Jahren in unterschiedlicher Intensität mit der HZD zusammen. Wenn Sie an das aktuelle IT-Projekt denken, was erwarten Sie von Ihrem Dienstleistungspartner HZD? Die Konsolidierung der IT-Infrastruktur ist ein großes Projekt, bei dem wir gerne die Beratungsleistungen und Unterstützung v.l.: Finanzminister Dr. Thomas Schäfer und LBIH-Direktor Thomas Platte der HZD in Anspruch nehmen und genommen haben. Von dem zentralen IT‑Dienstleister für die Hessische Landesverwaltung erwarten wir den gleichen zuverlässigen und stabilen Systembetrieb, von dem wir bereits in den vergangenen Jahren profitieren konnten. INFORM: Können Sie uns einen Einblick in die Rahmenbedingungen des Projektes gewähren? Wann wird die Konsolidierungsphase voraussichtlich abgeschlossen sein? Platte: Die Konsolidierungsphase wird nach derzeitigem Stand der Planungen frühestmöglich beginnen und voraussichtlich Ende des Jahres 2016 abgeschlossen sein. Das neue IT-System sollte sehr gut auf die Erfordernisse und Bedürfnisse des Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen zugeschnitten sein und die Geschäftsprozesse effizient unterstützen. INFORM: Können Sie uns den aktuellen Stand des Projektes E-Vergabe aufzeigen? Platte: Die E-Vergabe bzw. der Vergabemanager ist der Nachfolger der Anwendung Vergabe- und Vertragsdaten (VVD), mit der Vergabeverfahren im Baubereich rechtskonform durchgeführt werden. Im Zuge der IT-Systemzusammenführung der „ehemaligen“ Landesbetriebe werden auch die Vergaben des IM GESPRÄCH // INFORM 1/16 11 HZD - LEIS TUNGEN FÜR DA S LBIH B ereitstellung und Betrieb von IT-Verfahren in einer zentralisierten WTS-Umgebung (E-Gov Shared Hosting Plattform) Zentraler File-Service zur Ablage der Geschäftsdaten S harePoint Extranet zum Datenaustausch mit externen Firmen B etrieb der dezentralen Server in den Lokationen des Kunden E-Vergabe / VVD U mfängliches Client-Management im Rahmen des HessenPC Kommunikationsdienste (WAN und LAN) O rchestrierung der genannten Leistungen in einem umfänglichen Anwendungsmanagement LBIH KOMPAK T Beschäftigte: ca. 2.000 Zentrale: Wiesbaden, Abraham-Lincoln-Straße 38–42 Niederlassungen: Niederlassung Nord in Kassel, Niederlassung Ost in Fulda, Niederlassung Mitte in Gießen, Niederlassung West in Wiesbaden, Niederlassung Rhein-Main in Frankfurt und Niederlassung Süd in Darmstadt Aufgaben: Der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen versteht sich als zentraler und verlässlicher Partner der Hessischen Landesverwaltung, der künftig seine vielfältigen Baumanagement- und ImmobilienbewirtschaftungsLeistungen aus einer Hand erbringen wird. Seine Kompetenz und vielfältige Expertise machen ihn zu einem Komplettanbieter für alle Dienstleistungen des Bau-, Gebäude- und Standortmanagements. www.lbih.hessen.de Technischen Gebäudemanagements hiermit abgewickelt, um eine größere Transparenz für den LBIH zu erreichen. Noch in diesem Jahr sollen die ersten vollelektronischen Angebots abgaben durchgeführt werden, um bestmöglich für die gesetzlichen Anforderungen ab 2017 gerüstet zu sein. INFORM: Warum ist die neue IT-Architektur so wichtig für die Fachanwendungen? Platte: Mit der neuen IT-Struktur des LBIH wird gewährleistet, dass niederlassungsübergreifendes und standortunabhängiges Arbeiten möglich ist. Durch die vielfältigen betrieblichen Aufgaben aus dem Bau- und Immobilienbereich ist eine enge Verzahnung der Daten und Fachanwendungen erforderlich, die bestmöglich mit der IT-Architektur des LBIH realisiert werden kann. Schlussendlich möchte ich der HZD ein ausdrückliches Dankeschön für die konstruktive Unterstützung bei der Konzeption der neuen IT-Struktur des Landesbetriebes Bau und Immobilien Hessen aussprechen. Mein Dank schließt selbstverständlich die Kolleginnen und Kollegen aus dem IT-Bereich der „ehemaligen“ Landesbetriebe hbm und HI ein. Die Fragen stellte Birgit Lehr, HZD. 12 INFORM 1/16 // NOTIZEN MIS 2.0 // Portfoliomanagement optimieren, Zentrales Risiko– management einführen Risiken identifizieren und erfassen (Projekt/Verfahren) Risiken bewerten und Maßnahmen festlegen (Projekt/Verfahren) Seit Ende 2015 hat die HZD das Management-Informations-System MIS in der Version 2.0 in Betrieb. Mit dieser SharePoint-basierten Fachanwendung professionalisiert die HZD ihr Projekt- und Verfahrensmanagement weiter. Ob Eckdaten, Informationen zu Releases oder Risiken – die Daten aller HZDProjekte, Verfahren und Basisdienste fließen einheitlich und strukturiert ins MIS 2.0 ein. Das System liefert dadurch Managementberichte aufbereiten (MIS) einen optimalen Überblick über Statusinformationen, Risikoverhalten, aber auch Risikodetails, die dem Management zur Bewertung bereitgestellt werden. Thomas Kaspar, Technischer Direktor der HZD und Zentraler Risikomanager: „Unser besonderes Augenmerk bei der Weiterentwicklung des MIS galt in dieser Phase dem Risikomanagement. Dafür haben wir einen HZD-weiten Prozess definiert und in diesem Zusammenhang das Risiken steuern und Maßnahmen überwachen (Management HZD) Risikomanagement umfangreich überarbeitet und erweitert.“ Die MIS-Risikoliste ist ein einheitliches Risikoregister, über das identifizierte Risiken erfasst, bewertet und verfolgt werden. Aktuell wird der zugehörige Risikomanagement-Prozess in der gesamten HZD eingeführt. Die Erweiterung von MIS um weitere Kom- ponenten ist bereits in Vorbereitung. // Dezentrale Standorte sichern // Tool unverbindlich testen Wie bereits in INFORM 3/14 vorgestellt, wurde für die hessische Justiz ein zentrales Tool zur Sicherung dezentraler Standorte erfolgreich eingeführt. Dort werden mittels der EMC-Appliance Avamar in den 102 Standorten der hessischen Justiz Sicherungen von lokalen Daten vor Ort vorgenommen und in das Rechenzen trum der HZD-Außenstelle Hünfeld repliziert. Daten und Kom munikation sind hierbei verschlüsselt. Dank globaler Deduplika tion werden die Datenmengen derart reduziert, dass auch eine Sicherung über geringe WAN-Bandbreiten problemlos möglich ist. Im Testlabor der HZD in Wiesbaden steht nun eine Test- und Pilotierungsumgebung für weitere Interessenten aus der Hessi schen Landesverwaltung zur Verfügung. Hier können unverbind lich Sicherungen angelegt werden, um das Produkt „Zentrale Datensicherung dezentraler Standorte“ in der entsprechenden Kundenumgebung zu erproben und den Kundenbedürfnissen anzupassen. Auf Kundenseite genügt hierzu die Installation eines entspre chenden Clients auf der zu sichernden Umgebung und die Abstimmung mit der HZD beim weiteren Vorgehen. // Weitere Informationen beim Produkt management der HZD: Dr. Martin Scheuermann 0611 340 1563 [email protected] NOTIZEN // INFORM 1/16 Arbeitssitzung der KOPIT eG // Kooperationsplattform IT öffentliche Auftraggeber HZD IN Z AHLEN 100 000 Über LAN-Ports betreibt die HZD aktuell für die v.l.: Joachim Kaiser, Bertram Huke, Prof. Enrico Schleiff und Prof. Udo Kebschull von der KOPIT eG Hessische Landesverwaltung. Mit LAN-Port Im Januar erörterten der Vorstand der KOPIT eG mit den Direktoren von HZD und der ekom 21 – KGRZ Hessen sowie dem Vizepräsidenten und dem Rechen zentrumsleiter der Goethe Universität aktuell relevante Themen. Dabei stand u.a. Privacy und Sicherheit beim Einsatz von Windows 10 auf der Tagesordnung. Anfang April wird die HZD hierzu über ihre Analyseergebnisse berichten und dabei mit den Mitgliedern unter Einbe zug von Experten aus der Fachebene die Diskussion fortsetzen, um Lösungen und Strategien zu finden, den Einsatz von Windows 10 mit den Anforderungen der öffentlichen Verwaltung in Einklang zu bringen. // wird jeder kundenseitig installierte, d.h. physikalisch vorhandene Port bezeichnet. Das Dienstleistungspaket der HZD umfasst alles von der Planung, über den Betrieb bis hin zur Erneuerung. Ausführlicher Bericht ab Seite 32. // 13 14 INFORM 1/16 // NOTIZEN PERSONALIEN HessenPC 3.0 einstimmig beauftragt // Bereitstellung im September Das Gremium der Verantwortlichen der Ressorts für E-Government (EGOV-VR) hat in seiner Dezember-Sit zung die HZD mit der Bereitstellung des HessenPC 3.0 beauftragt. Zuvor hatte die HZD die zukünftige Ausprä gung des Standard-Clients ausgearbeitet, die auf Ebene der Arbeitskreise Standards / Architektur / Controlling so wie IT-Sicherheit diskutiert wurde. Joachim Kaiser, Direk tor der HZD: „Die einstimmige Entscheidung zeigt, dass eine weitgehende Standardisierung nicht im Widerspruch zu den dienstlichen Erfordernissen der einzelnen Ressorts steht.“ Den HessenPC 3.0 auf Basis von Windows 10/Office 2013 stellt die HZD ab September 2016 bereit. Er ermöglicht die Nutzung von Touch-Oberflächen und damit den pro duktiven Einsatz von Tablet-PCs. Er ist auch die Basis für ein HessenPC SmartPhone. Die „Next Generation“ stellt einen Meilenstein bei der Unterstützung des mobilen Ar beitens in der Hessischen Landesverwaltung dar. // Gabriele Pawlitzek ist seit dem 1. Januar 2016 Abteilungs leiterin Rechenzentrum in der HZD. Als Dipl.Ing. Elektrotechnik arbeitete sie u.a. in Managementpositionen beim Deutschen Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Europäischen Organisation für meteorologische Satelliten (EUMESAT), der European Maritime Safety Agency (EMSA), der International Finance Corporation (IFC) der Weltbank sowie der Landeshauptstadt München. Ihre beruflichen Stationen führten sie nach München, Braunschweig, Darmstadt, Genf, Lissabon und Washington D.C. Bevor sie zur HZD kam, leitete sie den Servicebereich Rechenzentrum (it@M) der bayerischen Landeshauptstadt. // Hans-Georg Ehrhardt-Gerst ist seit dem 9. November 2015 Abteilungsleiter J – Verfahren der Justiz sowie Leiter der HZD-Außenstelle in Hünfeld. Er begann 1993 seine Ausbildung für den gehobenen Dienst im Finanzamt Bad Homburg und war danach sowohl im Finanzamt Bad Homburg als auch in der Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main tätig. Seit 2000 ist er in der HZD und hat sich hier in vielen Aufgabengebieten und Funktionen erfolgreich eingebracht, zuletzt als stellvertretender Abteilungs leiter J. Zusätzlich war Hans-Georg Ehrhardt-Gerst im Rahmen einer Rotation im Hessischen Ministerium der Justiz tätig. // NOTIZEN // INFORM 1/16 15 LUSD // Technik effizient eingesetzt Die Lehrer und Schülerdatenbank (LUSD) der Schulverwaltung liefert die Grunddaten für die Planung und die Statistik von rund 2.000 Schulen mit über 60.000 Lehrkräften und mehr als 800.000 Schülerinnen und Schülern in Hessen. Regelmäßig wird die Software auf den aktuellen Stand gebracht, um eine stets aktuelle und gesetzeskonforme Anwendung zu gewährleisten. Während dieser sog. Releasewechsel steht das System den Schulen für eine gewisse Zeit nicht zur Verfügung. Diese sog. Downtime konnte jetzt um mehr als die Hälfte verkürzt werden. Dies ist u. a. einer zur Produktion identischen aufgebauten PreProduktion zu verdanken. Damit können alle notwendigen Installationsarbeiten im Vorfeld vollständig auf der PreProduktion durchgeführt und getestet werden. Am angesetzten Produktionstermin werden dann die Zugriffe der Endanwender durch einen Schwenk der Umgebung umgeleitet. Die PreProduktion wird damit zur Produktion und umgekehrt. // Projektmanagement // HZD stärkt Kompetenzbasis Um die Kompetenzbasis der HZD im Projektmanagement weiter voranzutreiben, leiteten der Direktor Joachim Kaiser und der Technische Direktor Thomas Kaspar eine Personalentwicklungsmaßnahme in diesem Bereich in die Wege. Die ersten Beschäftigten nahmen im vergangenen Jahr an einer aufwändigen professionellen Fortbildung teil und ließen sich zur/ zum „Projektmanagement-Fachfrau/Fachmann GPM/ IPMA Level D“ zertifizieren. Die Prüfung wurde von der Gesellschaft für Projektmanagement abgenommen. Im Januar überreichte Thomas Kaspar die Zertifikate an Jörg Schäfer, Ronja Schwarz, Sabine Spang und Lejla Trtovac. Weitere Fortbildungen bei ausgewählten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollen folgen. // v.l.: Thomas Kaspar, technischer Direktor der HZD, Lejla Trtovac, Jörg Schäfer, Ronja Schwarz, Sabine Spang, Andrea Fuchs, Bereichsleiterin Personal 16 INFORM 1/16 // NOTIZEN E-Government-Gesetz des Bundes // Konsequenzen für die Länder Wie gehen die Länder mit dem E-Government-Gesetz des Bundes um? Dieser Frage stellten sich ALD-Vertreter aus fast allen Bundesländern Ende November 2015 bei ihrem turnusmäßigen Treffen, das dieses Mal in der HZD stattfand. Der Bund hat mit der Veröffentlichung des E-Government-Gesetzes eine Vorreiterrolle übernommen. Das E-GovernmentGesetz gilt für die Behörden des Bundes, aber auch der Länder und der Kommunen, wenn sie Bundesrecht ausführen. Bei der Ausführung von Landesrecht ist es nicht relevant. Um diese Regelungslücke zu schließen und um weitere Sachverhalte im Sinne des E-Government zu regeln, haben einzelne Länder eigene E-Government-Gesetze erlassen oder bereiten diese gerade vor. Die hierbei verfolgten Ansätze sind durchaus unterschiedlich, was den zweitägigen Austausch in der ALD-Unterarbeitsgruppe „Projekte und Entwicklung“ umso spannender machte. Die Diskussionen kreisten rund um die Fragen: Wie weit sind die Bundesländer mit ihren landesweiten E-Government-Gesetzen? Wie weit wurde das Bundesgesetz adaptiert, wo bestehen Unterschiede, was wurde zusätzlich geregelt? Was ist aus den gesetzlichen Regelungen als Folgeaktivitäten entstanden, wie sehen die Lösungsansätze aus? Entstehen neue Geschäftsfelder für die Landesdienstleister? Folgende Punkte sind u.a. Bestandteil des neuen E-GovernmentGesetzes des Bundes: Verpflichtung der Verwaltung zur Eröffnung eines elektronischen Kanals und zusätzlich der Bundesverwaltung zur Eröffnung eines De-Mail-Zugangs Grundsätze der elektronischen Aktenführung und des ersetzenden Scannens Erleichterung bei der Erbringung von elektronischen Nachweisen und der elektronischen Bezahlung in Verwaltungsverfahren Verpflichtung zur Dokumentation und Analyse von Prozessen Vorschriften zur Georeferenzierung von statistischen Daten und Registerdaten Joachim Kaiser, Direktor der HZD, begrüßte die Teilnehmer und berichtete über den aktuellen Stand in Hessen: „Hessen hat mit der ‚Digitalen Verwaltung Hessen 2020‘ einen wichtigen Grundstein zur Umsetzung der Anforderungen des E-GovernmentGesetzes des Bundes gelegt. Die HZD selbst hat die meisten Themen des Bundesgesetzes vorangetrieben: sei es De-Mail, die Nachfolgelösung für die E-Akte nach dem Supportende 2020 des Produkts DOMEA® oder INSPIRE. Für ein Hessisches E-Government-Gesetz gibt es Planungen: Diese legen Schwerpunkte auf die verbindliche Führung elektronischer Akten durch die Landesbehörden und die Rolle und Prozesse der IT-Sicherheit.“ ALD-Untergruppe „Projekte und Entwicklung“, die HZD ist durch Dr. Udo Ornik (li.) vertreten. Gastgeber des nächsten Gruppentreffens im Juni 2016 ist Dataport, Thema wird „Beratung als Service“ sein. Die Gruppe geht dann der Frage nach: In welcher Art und in welchem Umfang erbringen die öffentlichen Datenzentralen Beratungsleistungen? // KOLUMNE // INFORM 1/16 Web-Lounge // Kurz gesagt mit 6LoWPAN Es könnte so schön sein im „Smart Home“: Das Licht wird gedimmt, sobald der Fernseher eingeschaltet wird. Die Waschmaschine läuft automatisch an, wenn ansonsten nicht so viel Strom verbraucht wird. Fängt es an zu regnen oder verlässt man das Haus, schließen sich automatisch die Fenster. Und während man auf dem Weg vom Büro nach Hause ist, wird die Heizung langsam hochgedreht und es öffnet sich das Garagentor. Für derartige Anwendungen gibt es Lösungen. Technische Komponenten wie intelligente Schalter oder kommunikative Lampen sind am Markt erhältlich. Es könnte tatsächlich alles schön sein im Smart Home. Aber noch handelt es sich um Einzellösungen. Wenn daraus eine Gesamtlösung werden soll, wird es schwierig, denn es gibt auch zahlreiche Protokolle, mit denen die intelligenten Geräte kommunizieren können. Doch die meisten von ihnen verstehen nur wenige dieser Sprachen. Das Internet der Dinge beschränkt sich nicht allein auf „Haus und Hof“. Je nach Zählweise für Sensoren und Kommunikationselemente in den Objekten schwanken Schätzungen für die Zahl der vernetzten Dinge zwischen 14 und über 200 Milliarden in den kommenden Jahren. Das smarte Auto, das vernetztes Fahren unterstützt und dazu mit Verkehrsschildern und anderen Fahrzeugen kommuniziert, ist ein großes Objekt. Viele Geräte sind jedoch recht klein: etwa der Beacon, der per BluetoothLE seine ID funkt und so ortsgebundene Informationen unterstützt. Oder die Sensoren, mit denen das Bewässe rungssystem im Garten den Flüssigkeitsbedarf einzelner Pflanzen ermittelt. Aufwändige und energiehungrige Funktechnik verbietet sich da in kleinen Massenartikeln von selbst. Der Kostendruck wird dadurch verstärkt, dass verschiedene Systemlösungen inkompatibel und nicht interoperabel sind. Hat man sich für ein System entschieden, ist es nicht ohne weiteres möglich, billigere Geräte eines anderen Herstellers zu integrieren. Die unterschiedlichen Kommunikationsprotokolle, die Vielzahl der Geräte, deren Größe und die Kosten für die Kommunikation erschweren das Zusammenwachsen der Dinge im Internet. Wie im täglichen Leben gilt auch hier: Wenn das Nebeneinander konkurrierender Systeme nicht funktioniert, hilft nur Verständigung. In der Technik greifen dann Normen und Standards. Ein Standard, der geschaffen wurde, um die Kommunikation mit Milliarden Geräten zu unterstützen, ist IPv6. Diese Version des Internetprotokolls ermöglicht es überhaupt erst, so viele Geräte zu benennen – mit einer IP-Adresse zu versehen. Doch die Kommunikation mit IPv6 ist für kleine Geräte mit möglichst billiger Technik zu aufwändig. Daher wurde eine vereinfachte Version des Protokolls entwickelt und inzwischen von der Internet Engineering Task Force zum gültigen Standard erklärt: Hinter dessen Namen „6LoWPAN“ verbirgt sich die Kommunikation mit „IPv6 über drahtlose persönliche Netzwerke mit geringem Energieverbrauch“ (engl.: „IPv6 over Low Energy Wireless Personal Area Networks“). Das Protokoll wurde schlanker gemacht und optimiert. Daneben wurde die Kompression der sogenannten HeaderInformationen in den Datenpaketen verbessert. Das ist dadurch möglich, dass das Protokoll nur über kurze Funkstrecken verwendet wird und somit die Adressen in den Datenpaketen gekürzt werden können. Einige der etablierten Lösungstechniken haben 6LoWPAN bereits implementiert, sodass zumindest eine Grundlage für die Kooperation der verschiedenen Ansätze geschaffen ist. dr. markus beckmann Architektur, Produkte und Standards Verfasser des Trendberichts der HZD [email protected] 17 18 INFORM 1/16 // E-Justice // Zentrales elektronisches Schutzschrif tenregister Modernste Technik, medienbruchfreie Kommunikationswege, sichere Datenverarbeitung: Die Justiz in Hessen arbeitet seit Jahren intensiv an der Digitalisierung ihrer Abläufe und Kommunikationswege. Mit dem Elektronischen Gerichts- und Verwaltungspostfach (EGVP), mit ELEVATOR zur Unterstützung von elektronischen Empfangs- und Versendeprozessen, mit ZEPOTE für die Nutzung zentraler Druck- und Versendeprozesse oder mit JUKOS, einem Verfahren zur Automation des Gerichtskosten- und Gerichtskassenwesen sowie der Geldstrafenvollstreckung hat die hessische IT-Infrastruktur schon lange wichtige Komponenten, die im Zuge des elektronischen Rechtsverkehrs nun weiter miteinander verknüpft werden. 2013 wurde Deutschlands Justiz mit dem „Gesetz zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs“ verpflichtet, schrittweise die elektronische Aktenführung einzuführen und bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich elektronisch zu kommunizieren. Spätestens 2022 muss alles umgesetzt sein. Aufgabe der HZD ist es, die technischen Voraussetzungen zu schaffen und die IT-Landschaft anzupassen bzw. aufzubauen. Das alles bedarf einer sorgfältigen Planung und Umsetzung. Deshalb haben sich verschiedene Länder zu dem Entwicklungs- und Pflegeverbund e2 zusammengeschlossen und die anstehenden Aufgaben verteilt. Eine erste Herkulesaufgabe innerhalb des elektronischen Rechtsverkehrs war die Erstellung eines bundesweiten Schutzschriftenregisters. Am 1. Januar 2016 ging das Zentrale elektronische Schutzschriftenregister (ZSSR) an den Start – entwickelt und betrieben von Hessen. In diesem Schwerpunkt gibt INFORM einen Einblick in das ZSSR. // INFORM 1/16 19 20 INFORM 1/16 // Hessen entwickelt und betreibt bundesweites Register // Punktlandung bei Produktivsetzung »Nur ein starkes und homogenes Projektteam, wie in diesem Fall, ist in der Lage ein Projekt mit diesen Dimen sionen erfolgreich durchzuführen – termingerecht und innerhalb des Budgetrahmens.« SEBASTIAN SCHMIT T OLG, fachliche Verantwortung ZSSR Seit dem 1. Januar 2016 ist das Zentrale elektronische Schutzschriften register produktiv. Betreiber ist das Land Hessen, zuständige Stelle das Oberlandesgericht Frankfurt am Main. Unter großem Zeitdruck hat eine kleine Projektgruppe aus Oberlandesgericht, IT-Stelle der hessischen Justiz und HZD die Entwicklung des vollautomatisierten Verfahrens gestemmt und ist mit einer Punktlandung zum Jahres beginn in Betrieb gegangen. Das Zentrale Schutzschriftenregister (ZSSR) ist das erste offizielle Register, das bundesweit bei allen ZSSR Gerichten hinterlegt ist. Die Bund-Länder-Kommission für Informationstechnik in der Justiz (BLK) hat Hessen als Vorreiter im elektronischen Rechtsverkehr mit der Umsetzung des ZSSR beauftragt. Bisher existierte lediglich ein auf freiwilliger Selbstverpflichtung der Gerichte basierendes Register, das von der „Europäischen EDV-Akademie des Rechts gGmbH“ bereitgestellt wurde. Der unverrückbare Zeitpunkt der Inbetriebnahme des ZSSR stand fest, vorgegeben durch die Zivilprozessordnung. Sie verpflichtete die Länder, zum 1. Januar 2016 ein zentrales, länderübergreifendes elektronisches Register für Schutzschriften zu führen. Im Oktober 2014 begannen in Hessen die Beteiligten mit der Projektarbeit – ein straffer Zeitplan in einer kleinen Projektgruppe, bestehend aus Vertretern des Oberlandes gerichts in Frankfurt (OLG), der IT-Stelle der hessischen Justiz in Bad Vilbel und der HZD in Hünfeld. Stefan Sbiegay von der IT-Stelle der hessischen Justiz, der das Projekt seit Februar 2015 zunächst als stellvertretender Projektleiter begleitet hat, vergleicht es mit einem 100-Meter-Sprint: „Wir wollten die sehr ambitionierte Zeitschiene unbedingt einhalten. Die Punktlandung ist uns gelungen, weil wir ein hervorragendes Team hatten, das an einem Strang gezogen hat. Besonders hervorheben möchte ich hierbei die gewissenhafte und engagierte Projektführung durch meinen Vorgänger in der Projektleitung, Christoph Lecher, der die Entwicklung des ZSSR maßgeblich beeinflusst hat.“ Sebastian Schmitt vom OLG, der die fachliche Verantwortung für das ZSSR- // INFORM 1/16 21 23.545 Schutzschriften wurden 2015 bundesweit eingereicht. Es gab rund 60.000 Verfahren mit Antrag auf Arrest oder einstweilige Verfügung, Fälle, in denen eine Schutzschrift als einschlägig in Betracht kommen kann. Projekt trägt, erklärt: „Architektur und Funktionalität des ZSSR sind äußerst komplex. Bei aller Komplexität galt es aber die Nutzerfreundlichkeit sowohl auf Seiten der Anwender – also Justizmit arbeiter – die im ZSSR recherchieren, als auch auf Seiten der Einreicher – Anwälte und Privatpersonen – nicht aus dem Auge zu verlieren. Im Gegensatz zum Vorgänger ist das ZSSR nun rechtsverbindlich.“ Das Einzigartige am ZSSR: Es ist Teil des elektronischen Rechtsverkehrs und hier das erste bundesweite Projekt, das von A bis Z entwickelt, umgesetzt und in Betrieb genommen wurde. Das ZSSR kann und wird eine Vorreiterrolle für weitere Projekte des elektronischen Rechtsverkehrs einnehmen. Denn: Es ist erst der Anfang. In absehbarer Zeit wird das besondere elektronische Anwaltspostfach verpflichtend für alle Rechtsanwälte. Dies wird den elektronischen >> 22 INFORM 1/16 // »Ich freue mich sehr, dass wir das Schutzschriftenregister termingerecht in den Produktivbetrieb überführen konnten. Der Weg dahin war bisweilen sehr anstrengend, aber durch das sehr große Engagement bei allen beteiligten Stellen ist es uns gelungen, alle Herausforderungen noch rechtzeitig zu meistern.« S T EFA N SBIEG AY IT-Stelle der hessischen Justiz, Projektleiter ZSSR Rechtsverkehr weiter forcieren und vereinfachen. Ab Januar 2018 wird das Elektronische EmpfangsZSSR bekenntnis und die elektronische Zustellung von Anwalt zu Anwalt Standard und spätestens ab dem 1. Januar 2022 der elektronische Rechtsverkehr einziger zugelassener Kommu nikationsweg für Anwälte und für Behör denvertreter und Vertreter öffentlichrechtlicher Körperschaften mit den Gerichten in ganz Deutschland sein. Keine Mehrfacheinreichung mehr nötig In der bisherigen Praxis war es üblich, dass Anwälte und natürliche bzw. juristische Personen eine Schutzschrift bei mehreren Gerichten einreichen bzw. zurücknehmen mussten. Das hatte folgenden Grund: Der Verfasser der Schutzschrift konnte aufgrund des sogenannten „fliegenden Gerichtstands“ nicht immer sicher sein, bei welchem Gericht sein „Gegner“ den Antrag zum Erlass einer einstweiligen Verfügung einreicht. Mit dem neuen ZSSR entfällt die Mehrfacheinreichung. Sobald ein Einreicher eine Schutzschrift in das zentralisier- >> // INFORM 1/16 Technische Kenngrößen Hochverfügbare virtuelle Server im Rechenzentrum der HZD Betriebssystem Windows Server 2012 R2 Entwicklerumgebung auf Basis.Net Hochverfügbare geclusterte Datenbank Oracle 12 c Software-Komponenten für Ein reichung, Recherche und Register Was sind Schutzschriften ? // Grundlagen des ZSSR S chutzschriften sind vorbeugende Schriftsätze gegen erwartete Anträge auf Arrest oder einstweilige Verfügung (vorwiegend im gewerblichen Rechtsschutz). Bei der Entscheidungsfindung wird der Richter in eine vom potenziellen Antragsgegner eingereichte Schutzschrift Einsicht nehmen und diese berücksichtigen. D ie Rechtsgrundlage zum Zentralen elektronischen Schutzschriftenregister stellt die Schutzschriftenregisterverordnung (SRV) dar. G emäß dem am 1. Januar 2016 in Kraft getretenen § 945a ZPO führt die Landesjustizverwaltung Hessen das Schutzschriftenregister. R echtsanwälte dürfen ab dem 1. Januar 2017 Schutzschriften ausschließlich elektronisch im ZSSR einreichen. Schutzschriften in Papierform sind auch künftig in individuellen Fällen rechtlich zulässig, allerdings nur bei einem einzelnen Gericht und ohne Übertragung ins ZSSR. D as Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz hat durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates die näheren Bestimmungen über die Einrichtung und Führung des Registers, über die Einreichung von Schutzschriften zum Register, über den Abruf von Schutzschriften aus dem Register sowie über die Einzelheiten der Datenübermittlung und -speicherung sowie der Datensicherheit und der Barrierefreiheit zu treffen. 23 24 INFORM 1/16 // ITArchitektur SAFE TRUSTED DOMAINS Recherchierende Benutzer A ut ti hen ng eru f i zi (IT.NRW, Bayern, ...) Schutzschriften recherchieren (mit SAML-Token) J U S T I Z- M I TA R B E I T E R te Register einstellt, gilt sie bei allen ordentlichen Gerichten und Arbeitsgerichten der Länder als ZSSR eingereicht. Die Gerichte ihrerseits erhalten Zugriff über eine Webanwendung. Anhand vieler Parameter können sie im Register recherchieren. Allerdings dürfen die Daten nur für die Erfüllung der gesetzlichen Aufgaben genutzt werden – einen etwaigen Missbrauch überprüft das OLG. Deshalb werden Abrufvorgänge protokolliert. Einreichende Benutzer JUSTIZ OnlineFormular für die Einreichung von Schutzschriften PORTAL mit Formulartheke SONSTIGE natürliche/juristische Person OSCI GESTÜTZTE DRITT PRODUKTE Vollautomatisierter Prozess Technisch interessant ist der vollautomatisierte Prozess des Online-Formulars, das Hessen in Kooperation mit NordrheinWestfalen entwickelt hat. Hans-Georg Ehrhardt-Gerst, Abteilungsleiter Justiz bei der HZD und ZSSR-Projektverantwortlicher: „Um die elektronische Einreichung von Schutzschriften zu vereinfachen, wurde im Rahmen der Entwicklung des Schutzschriftenregisters ein erstes wirkliches Online-Formular erstellt, über das Schutzschriften-Einreichungen und -Rücknahmen rechtsverbindlich durchgeführt werden können.“ Der Nutzer wird vollautomatisiert durch den Prozess geführt: >> beA R E C H T S A N W A LT Besonderes elektronisches Anwaltspostfach Nachrichten versenden Einreichungen/ Rücknahmen versenden // INFORM 1/16 Hessische IT-Infrastruktur IT-Service-Desk ZSSR SUPPORT Zentrales elektronisches Schutzschriftenregister TESTA/DOI-NETZ First Level SUPPORT Second Level Mitteilungen elektronisch versenden Einreichungen/ Rücknahmen empfangen Mitteilungen in Papierform versenden (ZEPOTE) Gebühren erheben (JUKOS) Gebührenabrechnung JUKOS ELEVATOR EGVP Elektronische Nachrichten Verteilen Aufbereiten Transformieren Organisieren Elektronisches Gerichts- und Verwaltungspostfach Abkürzungen Verfahren zur Erhebung der Justizkosten Druckzentrum ZEPOTE Zentraler Postausgang und Telekopie beA: besonderes elektronisches Anwaltspostfach OSCI: Online Services Computer Interface EGVP: Elektronisches Gerichts- und Verwaltungspostfach ELEVATOR: Elektronische Nachrichten Verteilen Aufbereiten Transformieren Organisieren ZEPOTE: Zentraler Postausgang und Telekopie JUKOS: Verfahren zur Erhebung der Justizkosten SAFE: Secure Access to Federated E-Justice SAML: Security Assertion Markup Language 25 26 INFORM 1/16 // Projektverlauf APRIL 2015: Grobkonzept, Abstimmung mit allen Ländern und dem Bund OKTOBER 2014: Projektstart, Definition der Rahmenbedingungen »Nur aufgrund der vertrauensvollen Zusammenarbeit von Bund und Ländern war es möglich, das ZSSR in der gesetzlichen Frist in Hessen zu errichten. Die bundesdeutsche Justiz hat damit den Willen zur Umsetzung des E-Justice-Gesetzes bekräftigt.« SVEN VOSS Referatsleiter „Großreferat Informa tionstechnik und Modernisierung“ im Hessischen Ministerium der Justiz Eingabe der Daten ZSSR Rechtsverbindliche Signatur (qualifizierte elek tronische Signatur, qeS) Ü bertragung an das Elektronische Gerichts- und Verwaltungspostfach (EGVP) des ZSSR A blage zur Recherche für Justiz-Mitarbeiter Ebenfalls vollautomatisiert sind auch der Versand von Mitteilungen d ie Erstellung und der Versand der Kostenrechnung d ie Löschung der Schutzschriften sechs Monate nach ihrer Einstellung d ie Mitteilung an den Einreicher im Falle der Einschlägigkeit seiner Schutzschrift Übergabe in den Linienbetrieb der HZD sind die Verantwortlichen Ende Januar zufrieden. Auf Seiten der Justizmitarbeiter funktioniert die Recherche einwandfrei und wird zielführend in Anspruch genommen. Auf Seiten der Einreicher gab es anfangs kleine Nacharbeiten bei der qualifizierten elektronischen Signatur und beim Support. Hans-Georg Ehrhardt-Gerst: „Die HZD ist zuständig für den technischen Betrieb des ZSSR, dazu gehört auch der Support. Sowohl für das ZSSR als auch für die weiteren Schritte, die die HZD in den kommenden Jahren mit dem elektronischen Rechtsverkehr gehen wird, unterstützen wir die Anwender heute schon mit erweiterten Servicezeiten. Ein 7x24-Betrieb mit entsprechenden Supportstrukturen ist eine der künftigen Anforderungen, mit denen die HZD sich folgerichtig bereits heute beschäftigt.“ Betrieb und Support birgit lehr Nach der Punktlandung der Inbetriebnahme Anfang des Jahres und der Kommunikation, Information [email protected] // INFORM 1/16 JULI 2015: Beginn der Programmierung und Erstellung der Begleitdokumente (z.B. Handbücher) JUNI 2015: Feinkonzept, Abstimmung mit allen Ländern und dem Bund NOVEMBER 2015: Erstellung der Betreiberhomepage OKTOBER 2015: Beginn der intensiven Testphase 27 1. JANUAR 2016: Produktivsetzung MITTE DEZEMBER 2015: Implementierung in die hessische ITInfrastruktur Fallbeispiel Der Hersteller eines Produktes und eine Vertriebsgesellschaft schließen einen Vertrag über die exklusiven Vertriebsrechte in einem konkreten Gebiet. Der Hersteller (Antragsteller) kann durch den Erlass einer einstweiligen Verfügung der Vertriebsgesellschaft (Antragsgegner) untersagen, konkurrierende Produkte in diesem Gebiet zu vertreiben. Die Vertriebsgesellschaft befürchtet einen solchen Antrag, weil bereits eine vorgerichtliche Auseinandersetzung stattgefunden hat, oder weil sie sich pauschal dagegen schützen möchte. Wegen des „fliegenden Gerichtsstandes“ kann sie aber nicht sicher sein, welches Gericht tatsächlich in dieser Sache zuständig ist. In diesem Fall bietet sich die Einreichung einer Schutzschrift beim ZSSR an. Damit gilt die Schutzschrift bei allen ordentlichen Gerichten und Arbeitsgerichten als eingereicht. Weitere Informationen Zentrales Schutzschriftenregister: www.schutzschriftenregister.hessen.de Online-Formular: www.zssr.justiz.de »Das ZSSR war eine der größeren Hürden auf dem Weg zum elektronischen Rechtsverkehr. Die erfolgreiche Entwicklung und Produktivsetzung hat uns in unseren kommenden Aufgaben auf dem Weg zur elektronischen Justiz bestärkt.« HANS- GEORG EHRHARDT- GERS T HZD, technische Umsetzung und technischer Betrieb ZSSR 28 INFORM 1/16 // NACHGEFRAGT Nachgefragt // Hessens CIO zu E-Government und CeBIT INFORM: In diesem Heft berichten wir über das Gremium EGOV-VR. In ihm beraten und entscheiden die Ressortverantwortlichen gemeinsam über wichtige IT-Themen der Landesverwaltung. Welche Rolle erwarten Sie als CIO von der HZD im Zusammenhang mit dem EGOV-VR? Dr. Thomas Schäfer: Obwohl es auf Landesebene in Hessen formal nur einen CIO gibt, ist es für mich wichtig, Entscheidungen immer auch zwischen den Ressorts der Landesverwaltung abzustimmen. Auch im IT-Bereich muss die Devise gelten, dass wir für alle Ressorts ständig nach Optimierungsmöglichkeiten streben. Und das gelingt uns nur, wenn die IT-Verantwortlichen der Ressorts gut organisiert an einem Strang ziehen. Deshalb habe ich vor rund einem Jahr das „Gremium der E-GovernmentVerantwortlichen der Ressorts“, kurz EGOV-VR, ins Leben gerufen. An den Sitzungen nehmen auch Vertreter der HZD beratend teil. Wir bauen auf die Expertise der HZD und nicht zuletzt auf ihre über 40-jährige IT-Erfahrung. Denn davon profitiert das Land Hessen tagtäglich. Die HZD erweist sich als ein kompetenter Berater des EGOV-VR. Von unserem IT-Dienstleister erwarte ich auch in Zukunft, dass er sich für die IT-Standardisierung stark macht und – wo nötig – diese auch einfordert. In Zeiten der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte ist es darüber hinaus geboten, dass die vorhandenen Mittel so wirtschaftlich wie möglich eingesetzt werden. Auch in dieser Hinsicht kann die HZD dem EGOV-VR mit Rat und Tat zur Seite stehen. INFORM: Wie könnten die Rahmenbedingungen für ein wirkungsvolles Handeln im Bereich des E-Government Ihrerseits noch verbessert werden? Dr. Thomas Schäfer: Als Hessischer Finanzminister und CIO setze ich mir gern ehrgeizige Ziele. Mit der neuen digitalen Strategie des Landes soll in den kommenden fünf Jahren die Digitalisierung der Verwaltung weiter vorangetrieben werden. Darüber hinaus wird es auch meine Aufgabe sein, unsere Strukturen zu optimieren, um die vielen Potenziale des E-Government für unser Land noch besser nutzbar zu machen. Das Beispiel des EGOV-VR zeigt doch, wie sinnvoll es ist, Kräfte und Ressourcen zu bündeln und Strukturen weiter zu verbessern. Aus diesem Grund möchte ich eine weitere Verstärkung der ressortübergreifenden Koordinierung, um neben den strategischen Grundsatzfragen auch in den ganz alltäglichen Projekten noch besser voranzukommen. Dazu wird die Funktion eines Co-CIO dienen, die wir in diesem Jahr einrichten werden. INFORM: Wechseln wir das Thema. Im März pulsiert die digitale Welt wieder besonders intensiv auf der CeBIT in Hannover. Welche Anregungen erwarten Sie sich persönlich und für Hessen von der CeBIT? Dr. Thomas Schäfer: Als technikbegeisterter Mensch freue ich mich auch in diesem Jahr wieder auf den Besuch der IT-Messe und auf die Impulse, die von ihr ausgehen werden. Hessen präsentiert sich in diesem Jahr erneut im sogenannten Public Sector Parc. Damit geben wir interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich direkt über unsere E-Government-Lösungen zu informieren und mit uns in Dialog zu treten. Besonders wichtig finde ich aber auch den Dialog mit den anderen Ausstellern. Die Messe bietet einen einzigartigen Rahmen, um mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundesländern die Kooperation zu vertiefen und neue Ideen zu entwickeln. CeBIT 2016 HZD THEMEN: HessenPC 3.0 Next Generation App-Strategie Erhöhung der Mobilität Föderiertes Identitätsmanagement Einmal authenti siert – überall akzeptiert Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Sie finden uns im Public Sector Parc, Halle 7, Stand D40 30 INFORM 1/16 // HZD-MAGAZIN Bandbreitenerhöhung im HessenNetz // Zukunftsweisende Infrastrukturmaßnahme Die HZD betreibt im Auftrag der Hessischen Landesregierung ein landesweites Netz zur Sprach- und Datenkommunikation (HessenNetz). Dieses hochverfüg bare Multi Protocol Label Switching (MPLS) Netzwerk verbindet die Dienststellen der Ressorts und IT-Verfahren der Landesverwaltung und bietet Zugriff auf zentrale Dienste und Ressourcen des Landes. Es bildet außerdem die Basis für weitere Produkte der HZD, z.B. HessenVoice oder den HessenPC. In diesem Jahr profitieren die Kunden der HZD von einer kostenneutralen Bandbreitenerhöhung. HZD-MAGAZIN // INFORM 1/16 Seit der Einführung der MPLS Plattform im Jahr 2008 hat die HZD das HessenNetz stetig weiterentwickelt. Durch Techniken wie Quality of Service oder die Priorisierung von Echtzeit-Daten wurde die Nutzung der zur Verfügung stehenden Bandbreite im HessenNetz immer weiter optimiert. Aber auch die Zentralisierung von Verfahren, Diensten und die Entwicklung neuer Produkte wurden in diesem Zeitraum vorangetrieben. So wird heute zum Beispiel ein Großteil der Voice- und Videodaten über das Datennetz transportiert. Der Bedarf an Bandbreite steigt dadurch seit Jahren kontinuierlich an und wird durch das immer höhere Datenvolumen zum limitierenden Faktor für bestehende Verfahren und neue Produkte. Auch in Zukunft ist ein weiterer Anstieg des Datenvolumens absehbar. Kostenneutrale Bereitstellung Nach einer europaweiten Ausschreibung im vergangenen Jahr hat die HZD neue Rahmenverträge für Leistungen des HessenNetzes abgeschlossen. Von den Kosteneinsparungen, die in dieser Ausschreibung erzielt werden konnten, werden die Kunden in Form einer Bandbreitenerhöhung profitieren. Diese Erhöhung läuft für die Kunden kostenneutral ab. Selbst anfallende Kosten für Verkabelungsmaßnahmen oder Parallelbereitstellung der neuen Leitungen werden von der HZD getragen. Die Kundenanschlüsse steigen dabei in die nächsthöhere Bandbreitenklasse auf. Die Kunden erzielen im Rahmen dieser zukunftsorientierten Infrastrukturmaßnahme eine Leistungsverbesserung der Bandbreite um den Faktor zwei bis fünf bei gleichen LEV-Entgelten. Damit ist es möglich, mit dem vorhandenen Budget den Bandbreitenbedarf für die Zukunft abzudecken. Mbit/s 100 90 80 Alte Bandbreite Neue Bandbreite 70 60 50 40 30 BANDBREITENERHÖHUNG 2015/2016 Bandbreitenerhöhung von über 400 MPLS-Systemanschlüssen im HessenNetz Proaktive Beseitigung von Bandbreitenengpässen Leistungsfähigkeit und Zukunftssicherheit von Dienststellen erhöhen Wechsel auf zukunftsorientierte Glasfasertechnologie bei einem Großteil der Anschlüsse Leistungssteigerung um den Faktor zwei bis fünf bei gleichen LEV-Entgelten Projektlaufzeit bis 31. Dezember 2016 Glasfaser statt Kupfer Um die große Anzahl der Bandbreitenerhöhungen koordiniert durchzuführen, hat die HZD im Juni 2015 das Projekt „Bandbreitenerhöhung 2015/2016“ gestartet. Das Projekt betrifft über 400 Dienststellen des Landes. Für hohe Bandbreiten werden Glasfaserverbindungen bis in die Gebäude benötigt. Der bisherige Versorgungsgrad der Dienststellen mit Glasfaser-Anschlussleitungen liegt bei ca. 20 Prozent, sodass im Rahmen des Projekts ein Großteil der Dienststellen von Kupfer auf zukunftssicheres Glasfaser wechselt. Dieser Wechsel des Mediums bedingt, dass in vielen Fällen für die Verlegung der Glasfaserkabel aufwändige Tiefbauarbeiten und interne Verkabelungsarbeiten durchgeführt werden müssen. Zusätzlich müssen die Knotenstandorte des HessenNetzes in Wiesbaden, Hünfeld, Frankfurt und Kassel weiter ausgebaut werden, um die Vielzahl der Leitungen parallel bereitstellen zu können. Nach den Kundeninformationen befindet sich das Projekt aktuell in der Realisierungsphase. Die Umstellung der über 400 betroffenen Dienststellen hat begonnen – viele Anschlüsse sind schon auf die nächsthöhere Bandbreitenklasse umgestellt. Das Projekt befindet sich damit im Zeitplan, was auch einer guten Abstimmung und Zusammenarbeit mit allen Beteiligten zu verdanken ist. Wir sind daher sicher, alle Dienststellen bis zum Projektende am 31. Dezember 2016 mit der höheren Bandbreite ausgestattet zu haben. 20 10 0 Je nach Höhe der alten Bandbreite profitieren Kunden von einer kostenneutralen Leis tungsverbesserung um den Faktor zwei bis fünf bei gleichen LEV-Entgelten. 31 timo kÖnig Planung Netze [email protected] 32 INFORM 1/16 // HZD-MAGAZIN Ein Rundum-sorglos-Paket // LAN-Port der HZD kommt bei den Kunden gut an PC-Arbeitsplätze, Telefone, Drucker und viele weitere Geräte in den Dienststellen des Landes Hessen sind über das Local Area Network, LAN, miteinander verbunden und kommunizieren darüber. Das LAN ist eine Basis-Infrastruktur, auf der die Anwendungen der Hessischen Landesverwaltung aufsetzen. Seit 2011 bietet die HZD eine Art „Rundum-sorglos-Paket“ für die Netzinfrastruktur der Dienststellen des Landes Hessen. Das Produkt LAN-Port beinhaltet Hardware, Planung, Aufbau und Betrieb eines LANs zu einem monatlichen Festpreis. Im November 2015 konnte die HZD den 100.000sten LAN-Port beim Hessischen Statistischen Landesamt (HSL) in Betrieb nehmen. Thomas Drieß vom HSL (li.) und Uwe Pörschke von der HZD begutachten die neue LAN-Verkabelung im Hessischen Statistischen Landesamt. HZD-MAGAZIN // INFORM 1/16 Das HSL hatte sich für das HZD-Produkt LAN-Port entschieden, weil eine Erneuerung seines LANs notwendig war und der LAN-Port aufgrund seiner hohen Standardisierung die beste Basis für IT-Produkte des Landes, wie HessenPC oder HessenVoice, ist. Etwa 2.000 LAN-Ports haben HZD und HSL im Zuge des umfangreichen und komplexen Projekts im Statistischen Landesamt in mehreren Zwischenschritten geplant und umgesetzt. Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, mussten u.a. vorab alle IP-Adressen im HSL-LAN umgestellt werden. Für Thomas Drieß, zuständig für die Informationstechnik im HSL, liegen die Vorteile klar auf der Hand: „Wir müssen uns jetzt kaum mehr um unser Netzwerk kümmern und können uns somit intensiver auf unsere Kernaufgaben konzentrieren. Mit dem LAN-Port haben wir außerdem den Landesstandard als unsere Basistechnik gewählt, auf dem der geplante Rollout des HessenPC im HSL optimal aufsetzen kann.“ Für Gisela Pauly, Bereichsleiterin Planung Netze in der HZD, ist der LAN-Port eine Erfolgsgeschichte. Sie begann 2010, als die HZD auf vielfachen Kundenwunsch ein Produkt entwickelte, das alle Aspekte eines modernen LAN-Designs beinhalten sollte. Bis dahin konnten die Kunden bei der HZD Anlieferung und Installation der Hardware bestellen. Zusätzlich konnten sie Dienste wie Überwachung, Entstörung und Austausch von Komponenten in unterschiedlichen Service-Leveln buchen. Das führte aufgrund der Investitionskosten zum Teil zu erheblichen Modernisierungsstaus. Das Produkt LAN-Port sollte diesen Mangel beheben. In einem sorgfältigen Prozess, den sie vom TÜV zertifizieren ließ, entwickelte die HZD ein Leistungspaket, das alle Aspekte eines modernen, standardisierten LANs berücksichtigt. Es stellt die Netzinfrastruktur zum Anschluss von Arbeitsplatzgeräten, Servern und anderen IT-Komponenten bereit. ANSPRECHPAR TNER Bei Interesse an dem HZD-Produkt LAN-Port wenden Sie sich bitte an Ihren zuständigen Kundenberater oder an den HZD-Produktmanager Uwe Pörschke. [email protected], Tel.: 0611-340-1895 Anschluss an den Übergang zum HessenNetz ngebotsmodelle für alle Dienststellen des Landes HesA sen auf Basis eines Menge x Preis-Modells erschiedene Service-Levels, die vom Basis-Dienst bis zu V einer 7/24 Stunden Überwachung reichen ünstige Preise, die laut einer Benchmark-Studie von 2013 G mehr als 30 Prozent unter dem Marktniveau liegen Seit der Einführung des LAN-Ports im Jahr 2011 ist der Kundenkreis, beginnend mit der Polizei, der Staatskanzlei und dem Hessischen Finanzministerium, stetig gewachsen. Inzwischen werden weit über die Hälfte aller LAN-Ports im Land Hessen durch die HZD betrieben und betreut, seit 2012 auch in der Finanzverwaltung und seit 2013 in der Justizverwaltung. Für die Kunden bedeutet das eine deutliche Erleichterung, da sie die Betreuung ihrer Netzinfrastruktur in die Hände der HZD legen können, und so mehr Ressourcen für ihr Kerngeschäft zur Verfügung haben. Gleichzeitig wissen sie ihre Netzinfrastruktur auf dem neuesten Stand, auf dem ergänzende BasisDienste wie HessenVoice oder HessenPC und die IT-Verfahren ihrer Dienststellen reibungslos aufsetzen können. Zu den LAN-Port Leistungen der HZD zählen u.a.: tandortbezogene Planung, Aufbau und Betrieb von S Kunden-LANs einschließlich Erneuerung der Komponenten in regelmäßigen Abständen 33 friederike van roye Kommunikation, Information [email protected] 34 INFORM 1/16 // HZD-MAGAZIN Hyper-V // Funktionale Erweiterung des HZD-Standards zur Virtualisierung Die HZD ist bestrebt, ihren Kunden erstklassige IT-Services zu liefern. Das beinhaltet nicht nur einen möglichst störungsfreien Betrieb, sondern auch die Ausprägung effizienter Infrastrukturen. Ein wesentlicher Baustein dazu ist die Nutzung von Virtualisierungstechnologien. Als Plattformlösung für alle Kunden hat die HZD bisher virtuelle Server auf Basis der Virtualisierungs-Software von VMware angeboten. Plattformbetrieb bedeutet hier, dass eine fertige Serverlandschaft der HZD bereitsteht, aus der einzelne virtuelle Server für Kunden erstellt werden – hoch verfügbar und entlang der Sicherheitsrichtlinien des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik konzipiert. Virtuelle Server auf Basis der Hyper-V Software von Microsoft hat die HZD bislang nur kundenspezifisch als Individuallösung erstellt. Seit 2015 bietet die HZD nun auch virtuelle Server mit Hyper-V als Plattformlösung an. Durch diese Entscheidung stieg der Virtualisierungsgrad der zentral betriebenen Systeme der HZD noch einmal an. Heute kann die HZD auch solche Systeme berücksichtigen, die bislang unter dem VMware-Produkt außen vor blieben. Unter Hyper-V realisiert die HZD nun auch Windows Server im Betriebssystem Cluster und sieht das Produkt als Grundlage für dezentrale Virtualisierungslösungen vor. Ebenso werden zu virtualisierende Clients für Testszenarien unter diesem Produkt betrieben. Für die erste Phase der Umsetzung hat die HZD vorgesehen, bereits bestehende Instanzen aus kundenspezifischen Lösungen in einer zentralen Infrastruktur zu konsolidieren. Daneben werden neue Bedarfe gedeckt. Ein zentraler Entscheidungskatalog regelt, ob für Neubedarfe VMware vSphere oder Microsoft Hyper-V eingesetzt wird. So kommt es LEIS TUNGSDATEN VON H Y PER-V 2012 Ressource Hyper-V 2012 CPUs (Prozessoren) je physischem Server 320 Arbeitsspeicher je physischem Server 4 TB Virtuelle CPUs pro physischem Server 2.048 Virtuelle CPUs je VM 64 Arbeitsspeicher je VM 1 TB Aktive VMs je physischem Server 1.024 Anzahl an Hosts im Clusterverbund 63 Anzahl an VMs pro Verbund 8.000 Unterstützte GastBetriebssysteme Windows Server 2000 / 2003 / 2008 / 2008 R2 / 2012 / 2012 R2 Windows XP / Vista / 7 / 8 / 8.1 / 10 Linux SLES 10 SP3, RHEL 5/6, CentOS 5.2-6 Mögliche Betriebssysteme für VMs (virtuelle Maschinen) sind Windows Server, Windows Clients und Linux. Die HZD beschränkt sich bei den eingesetzten Betriebssystemversio nen auch im Virtualisierungsumfeld auf solche, die als Standard definiert sind. Seitens der Hersteller nicht mehr unterstützte Versionen wie Windows Server 2000 oder 2003 sowie Windows XP oder Vista kommen auch unter Hyper-V nicht mehr zum Einsatz. HZD-MAGAZIN // INFORM 1/16 35 Architektur von Hyper-V 2012 Parent Partition Child Partition Child Partition Windows Server 2012 VM Manager Windows VM Linux VM Anwender / Applikation Gerätetreiber Original Gerätetreiber Gerätetreiber Hypercall Adapter Hypercall API Hypercall API Hypercall API Betriebssystem Kernel VMBus Hyper-V Hypervisor Hardware (64 Bit Intel VT oder AMD-V) Der Hypervisor – eine schlanke Abstraktionsschicht, die direkt auf der Hardware läuft – bildet den Kern der Hyper-VVirtualisierungslösung. Für die Steuerung ist in der „Parent Partition“ eine ebenfalls schlanke Windows Server 2012Installation verantwortlich. Daneben werden in den „Child Partitions“ jeweils unabhängig voneinander die virtuellen Maschinen betrieben. also nicht zu einer konkurrierenden Situation beider Lösungen, sondern zu einer funktionalen Erweiterung des bestehenden Standards. Nutzer von virtuellen Servern müssen also auch künftig nicht darüber nachdenken, welche technische Lösung sie benötigen. Je nach Anforderung bekommen sie die Technologie, die am besten zu ihnen passt. Seit Mitte September 2015 steht neben der Lösung für einen einzelnen Kunden eine zentralisierte Microsoft Hyper-V Plattform für alle Kunden innerhalb des Intranets der HZD bereit. Zum Einsatz kommt Hyper-V 2012 (Release 4), das die Anforderun- gen großer Installationen genauso deckt wie VMware vSphere. Das Hyper-V Betriebsteam der Windows Serverfarm freut sich auf neue Verfahren oder solche, die bisher auf physischen Servern betrieben und dazu beitragen werden, den Virtualisierungsgrad in der HZD noch weiter zu erhöhen. matthias rÜter Bereichsleiter Windows Serverfarm [email protected] 36 INFORM 1/16 // HZD-MAGAZIN Ideale Schnittstelle // EGOV-VR bringt IT-Verantwort liche an einen Tisch Meeting des EGOV-VR in der HZD im September 2015 HZD-MAGAZIN // INFORM 1/16 Die Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) entwickelt sich rasant weiter. Das Land Hessen nutzt sie für ein modernes, effizientes und bürgerfreundliches E-Government. Sie hilft Arbeitsschritte zu vereinfachen, Prozesse zu beschleunigen und damit am Ende auch Kosten einzusparen. Die HZD ist in diesem Prozess Ideen- und Taktgeber, fördert ihn, wird aber auch von vielen Seiten gefordert. Je komplexer die Technik, desto wichtiger wird die Abstimmung einer einheitlichen Vorgehensweise innerhalb der Landesverwaltung. Um die verschiedenen Interessen an einen Tisch zu bringen, wurde das „Gremium der E-Government-Verantwortlichen der Ressorts“, kurz EGOV-VR, von Hessens CIO und Finanzminister Dr. Thomas Schäfer ins Leben gerufen. Im EGOV-VR kommen die IT-Verantwortlichen der hessischen Ministerien, der Staatskanzlei und des Landtags regelmäßig zusammen, um sich mit den ressortübergreifenden Fragen der IT in der Landesver waltung zu befassen. Vertreter der HZD und des HCC nehmen in beratender Funktion teil. Ebenso Vertreter des Hessischen Datenschutzbeauftragten und des Hessischen Rechnungshofs. Michael Hohmann, Zentralabteilungsleiter im Finanzministe rium und einer der Leiter des EGOV-VR, zeigt sich mit der intensiven Arbeit des Gremiums sehr zufrieden: „Uns ist es mit dem EGOV-VR erstmals gelungen, ein ressortübergreifendes Diskussions- und Entscheidungsgremium zu bilden. Berechtigte Nutzerinteressen werden ebenso thematisiert wie die Notwendigkeit der Standardisierung. Aus dem regelmäßigen Neben- oder Gegeneinander ist ein konstruktives und produktives Miteinander geworden. Das freut mich sehr.“ In den Sitzungen geht es vor allem um Themen der Standardisierung Wirtschaftlichkeit Innovation IT-Sicherheit Ein Beispiel ist der HessenPC: Im Jahr 2011 eingeführt, dient er der Standardisierung der Büroarbeitsplätze im Land. Der EGOV-VR ist das Gremium, in dem über die Weiterentwicklung beraten und beschlossen wird. Diskutiert werden Fragen zu Hardware, Software und Sicherheit. Ende 2015 hat der EGOVVR die HZD beauftragt, den HessenPC 3.0 für eine landesweite Einführung vorzubereiten. Es ist ein deutlicher Sprung zu mehr Leistung und mehr Sicherheit (s. INFORM 3/15). Der EGOV-VR arbeitet auf Basis der „Digitalen Verwaltung Hessen 2020“ (s. INFORM 3/15) und eng mit anderen Gremien 37 EGOV-V R Leitung: Michael Hohmann, Leiter der Zentralabteilung im Finanzministerium Viktor Jurk, Leiter der Abteilung E-Government und Verwaltungsinformatik, Informationstechnik, im Innenministerium Teilnehmer / stimmberechtigt: IT-Verantwortliche der Ressorts, der Staatskanzlei und des Hessischen Landtags Weitere Teilnehmer / beratend: Vertreter der HZD, des HCC, des Hessischen Datenschutzbeauftragten und des Hessischen Rechnungshofs Treffen: Alle 8 Wochen zusammen. Er befasst sich mit den IT-relevanten Themen und Beschlussvorschlägen, die durch Gremien wie die „Sitzung der Zentralabteilungsleiter zum Thema Staatsmodernisierung“ (ZAL-SMO) oder den „Kabinettsausschuss Staatsmodernisierung“ (KASMO) entschieden werden. Eine enge Zusammenarbeit gibt es auch mit den seit vielen Jahren bestehenden IT-Arbeitskreisen wie dem „AK St/Ar/C“1 oder dem „AK ITSicherheit“. Der EGOV-VR koordiniert deren Tätigkeiten, vergibt Arbeitsaufträge und entscheidet über Beschlussvorschläge. Für die HZD ist das Gremium aus Sicht von Joachim Kaiser, Direktor der HZD, ein Gewinn. Sie findet dort ein kompetentes Forum für alle übergeordneten IT-Themen. Durch die Schnitt stellenfunktion zwischen Technik und Verwaltung trägt der EGOV-VR außerdem zu einer Beschleunigung der IT-Standardisierungsprozesse bei und unterstützt die HZD so bei der schrittweisen Umsetzung ihres ganzheitlichen Automationskonzeptes. Arbeitskreis Standardisierung/Architektur/Controlling 1 friederike van roye Kommunikation, Information [email protected] 38 INFORM 1/16 // HZD-MAGAZIN Responsive Design // Der neue Standard für hessische Internetauftritte Mit der Einführung des Release 2.0 gehorchen die Basisauftritte der Hessischen Landesverwaltung dem Paradigma des Responsive Designs. Das bedeutet vor allem: Die Webseiten passen sich sowohl der Größe der Displays von PCs und Notebooks als auch der von Tablets und Smartphones an. Das flexible Layout bietet Nutzern damit auf allen Endgeräten – stationär aber vor allem auch mobil – eine gleichbleibend hohe Benutzerfreundlichkeit. HZD-MAGAZIN // INFORM 1/16 39 Responsive Design am Beispiel der Startseite von www.hzd.hessen.de: Je nach Breakpoints werden Bilder entsprechend der Auflösung des Endgeräts skaliert, Bedienelemente vergrößert oder verkleinert, ein auf Desktop-Monitoren dreispaltiges Layout erscheint auf dem Smartphone im Querformat zweispaltig und im Hochformat einspaltig – das leidige Zoomen für eine vernünftig lesbare Schriftgröße entfällt. Je nach Auflösung können Elemente „entfernt“ oder anders positioniert werden. Die Breakpoints der hessischen Internetauftritte entsprechen den Standard-Auflösungen von Smartphones (320px bis 480px), Tablets (768px bis 1024px) und Desktops (1024px+). Die Nutzung des Internets verlagert sich in atemberaubendem Tempo vom „klassischen“ Rechner auf Tablets, Smartphones und andere Geräte (Fernseher, Entertainmentsysteme für Autos etc.), deren Displays extrem unterschiedliche Größen und Auflösungen mit sich bringen und deren Bedienung nicht dem klassischen Muster (Maus, Tastatur) folgt. Responsive Design ist eine recht neue (der Begriff wurde 2012 geprägt) Technik, die diese Entwicklung aufgreift und sich bereits zum Standard für die Realisierung von Webauftritten entwickelt hat. Responsive Design könnte man mit „reagierendes Webdesign“ übersetzen. Sowohl die Navigation als auch die Inhalts- und Navigationselemente sowie der strukturelle Aufbau einer Webseite passen sich der Bildschirmauflösung des jeweiligen Endgeräts an. Die neue Technik folgt also dem Nutzer und nicht wie bisher, der Nutzer den meist starren Layouts konventioneller Webseiten. Neben den klassischen Bedienmustern unterstützt Responsive Design auch neue Eingabemethoden wie Tippen oder Wischen auf Touchscreens. Mit Responsive Design kann man geräteunabhängig kommunizieren. Für Unternehmen und Webseiten-Betreiber ist das heute ein wesentlicher Faktor ihrer Kommunikationsstrategie. Entsprechend der rasant wachsenden Zahl und Vielfalt internetfähiger Geräte gibt es auch eine Fülle an technischen Entwicklungen für die Anpassung der Webseiten. Responsive Design spielt mit der geräteübergreifenden Flexibilität eine tragende Rolle in dieser Bewegung, ein neuer Standard, auch in der Hessischen Landesverwaltung. Die hessischen Internetauftritte Eine Herausforderung bei der Umstellung konventioneller Internetauftritte auf Responsive Design stellt die Testphase dar. Grund dafür sind die vielen möglichen Bildschirmgrößen und -auflösungen. Bei der Lösung der hessischen Basisauftritte gibt es drei Breakpoints, die einen „Umbruch“ der Darstellung auslösen. Die Breakpoints entsprechen den Standard-Auflösungen von Smartphones (320px bis 480px), Tablets (768px bis 1024px) und Desktops (1024px+). >> 40 INFORM 1/16 // HZD-MAGAZIN Nach intensiven Testprozessen mit Emulatoren, Simulatoren und realen Endgeräten war es zum Jahresende 2015 planmäßig soweit: Die HZD konnte alle Basisauftritte des Landes erfolgreich auf Responsive Design umstellen, das Infoportal www.hessen.de ist in Arbeit. Ganz ohne Mehrkosten profitieren die Dienststellen heute von benutzerfreundlichen Internetauftritten, die dem neuen technischen Standard entsprechen. Ein wichtiger Aspekt für die Nachhaltigkeit von responsiven Webseiten stellt auch der geringe Pflegeaufwand für die Web-Redakteure dar. Sie legen wie gewohnt die gesamten Inhalte einer Webseite, ob Grafiken oder Texte, einmalig an. Diese werden auf allen aktuellen sowie zukünftigen Endgeräten und Auflösungen mit gleichbleibendem Bedienkomfort zur Verfügung gestellt. Responsive Design zeigt sich in der Summe als kosteneffizienter Ansatz für ganzheitliche Kommunikation, da die verstärkte Nutzung des Internets über mobile Endgeräte Webseiten-Betreiber, Unternehmen und Verwaltungen mehr denn je zwingen, auf die Bedürfnisse der mobilen Nutzer einzugehen. Die Technik dahinter Software und Theme Das Hessen-Portal ist aktuell mit dem (Web-)Content-Management-System Drupal 7 aufgesetzt. Die Layoutvorlage nennt man Theme. Das Drupal Haupt-Theme ist das OMEGA3/4 Theme. Aus diesem resultiert das angepasste Theme für die hessischen Internetauftritte. Das Responsive Design ist ein einziges Layout, das sich automatisch und selbstständig an die jeweilige Displaygröße des Endgerätes anpasst. Dies geschieht mit Hilfe von Medienabfragen/Media Queries, die das CSS (Cascading Style Sheets) zur Verfügung stellt. Mit CSS werden Gestaltungsanweisungen erstellt, die v.a. zusammen mit den Auszeichnungssprachen HTML und XML eingesetzt werden. Compass Compass ist ein Framework, das die SASS-Stylesheet-Sprache verwendet, um leistungsfähige und einfache Stylesheets (CSS) zu generieren. Compass verringert deutlich den Entwicklungsaufwand, indem es eine Vielzahl an Programmen und Werkzeugen zur Verfügung stellt, um CSS-Dateien einfacher und schneller zu erstellen. SASS SASS (Syntactically Awesome StyleSheets) ist eine CSS-Erweiterung. Sie erlaubt die Verwendung von Variablen, verschachtelten CSS-Regeln, Mixins (Funktionen), @inline und @include Importen und einiges mehr, alles in einer voll CSS-kompatiblen Syntax. SASS wandelt große Style-Syntaxen mit Hilfe der Compass StyleBibliotheken in gut organisierte sowie kleine Stylesheets um, die dadurch besonders performant sind. Dies kommt dem Laufzeitverhalten im Aufbau der responsiven Webseite im Browser zugute. Singularity Für die responsive Umsetzung der Basisauftritte hat die HZD Singularity, ein Grid-System der neuen Generation, verwendet. Singularity ist eine Compass-Erweiterung und stellt mit SASS das Kompilierungs-Werkzeug. Mit Hilfe von Funktionen (Mixins) und Variablen der Singularity-Bibliothek wird das SASS definiert und das CSS kompiliert. Singularity hat den Vorteil, dass es auf dem internen Verhältnis statt auf dem Kontext basiert, was zu einer besseren Konsistenz der Spalten und Spaltenzwischenräume (Gitter) über alle Haltepunkte (Breakpoints) hinweg führt. Breakpoint Breakpoint (Haltepunkt) ist ein SASS-Plugin, es wird neben dem Singularity zusätzlich installiert. Breakpoint macht Medienabfragen (Media-Queries) extrem einfach. Mit Breakpoint lassen sich die Übergangspunkte definieren, die im CSS festgelegte Minimal-/Maximalwerte beinhalten, die ein bestimmtes Verhalten bei einer bestimmten Displaybreite oder auch -höhe eines Endgerätes veranlassen. marcel pschorn Web 2.0 Entwicklung [email protected] IT-SICHERHEIT // INFORM 1/16 Awareness // Zahlen oder nicht zahlen? Ich starte meinen Rechner. Plötzlich erscheint die Aufforderung, dass ich Geld bezahlen soll, damit ich Zugriff auf meine Daten bekomme. Ein Scherz? Nein! So oder so ähnlich erging es in den vergangenen Monaten Anwendern, Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen. Was war passiert? Ein Hacker hat Zugriff auf die betroffenen Rechner erlangt. Aber sein Hauptziel war nicht, Daten (PINs, Adressen, vertrauliche Dokumente …) zu klauen. Er hat stattdessen Dokumente und Dateien verschlüsselt. Diese liegen zwar noch auf dem Computer, die Inhalte sind aber vom Anwender nicht mehr zu lesen, da der Schlüssel nicht verfügbar ist. Natürlich hat diese Angriffstaktik bzw. die eingesetzte Software schnell einen eigenen Namen bekommen: Ransomware (ransom = Lösegeld). Der Begriff ist Programm. Will der Anwender wieder Zugriff auf seine Daten haben, so soll er dafür bezahlen. Erst wenn er das Lösegeld gezahlt hat, bekommt er vom Hacker den notwendigen Schlüssel übermittelt – so zumindest das Versprechen. Bezahlen oder nicht bezahlen, das ist hier die Frage. Fragt man das BSI, so lautet die klare Antwort: Nein. Denn es ist nicht sicher, dass der Hacker den Schlüssel herausgibt, selbst wenn man bezahlt. Es gibt aber auch andere Stimmen. Ist der Anwender auf die Daten angewiesen und kann er nicht auf eine Datensicherung zurückgreifen, bleibt ihm vielleicht keine andere Wahl – und zumindest ein Funke Hoffnung. Bezahlt wird übrigens in der Internetwährung Bitcoin. Der damit verbundene Bezahlvorgang kann weitgehend anonym durchgeführt werden. Gibt es eine aktuelle Datensicherung, so ist die Entscheidung klar, die Daten werden eingespielt und alles ist gut. Das hört sich zunächst einfach an, aber es ist eine Menge Arbeit. Denn es ist nicht damit getan, die verschlüsselten Dokumente zu ersetzen. Der Rechner sollte auf jeden Fall neu aufgesetzt werden, da sich die Schadsoftware vielleicht auch an anderen Stellen auswirkt. Nach Expertenmeinung ist Ransomware relativ einfach zu bauen und ihr Einsatz scheint sehr lukrativ zu sein. Indiz dafür sind die vielen neuen Versionen, die in den vergangenen Wochen aufgetreten sind. Wie kann sich der Anwender vor Ransomware schützen? Die Datensicherung: Regelmäßig Daten sichern. Diese Forderung ist nicht neu, aber sie hilft. Sind meine Daten weg (in diesem Fall verschlüsselt), können sie aus der Datensicherung rekonstruiert werden. Dieser Tipp richtet sich vornehmlich an Privatanwender, am Arbeitsplatz sorgt die zentrale Administration für die Sicherung der Daten, zumeist aber nicht der lokalen Daten. Die Datensicherung sollte immer getrennt vom Rechner gelagert werden. Ist die externe Sicherungsplatte über USB oder das Netzwerk permanent mit dem PC verbunden, kann auch sie Opfer des Angriffs werden. Die Hoffnung: Bei einigen Angriffen ist es gelungen, die Verschlüsselung zu knacken und die Daten wieder herzustellen. Das sind aber Ausnahmen und man darf sich nicht darauf verlassen. Informationen im konkreten Fall liefern die Hersteller von Virenscannern. Mein Verhalten: Die Angriffe erfolgen über die üblichen Wege: Anhänge und Links in Mails oder auf verseuchten Webseiten. Ein aktueller Virenscanner und aktuelle Software-Versionen (Browser, Flashplayer …) sind unerlässlich bei der Abwehr. Nichtsdestotrotz muss der Anwender immer aufmerksam und vorsichtig sein, er sollte z.B. keinem Link auf unbekannte Seiten in sozialen Netzwerken oder andere Plattformen folgen. bernd reimann IT-Fortbildung [email protected] 41 42 INFORM 1/16 // FACET TEN DER IT Psychologie in IT // Über Steaks, Austern und lernende Systeme Für die neue INFORM-Serie werfen wir in diesem Jahr einen Blick in ausgefallene Anwendungsgebiete der IT. Den Auftakt macht ein Bericht über die Schnittstelle zwischen Psychologie und Informationstechnologie. An der Technischen Universität (TU) in Darmstadt gibt es dazu einen eigenen Studiengang. Ein Schachcomputer ist dem Menschen heutzutage im Spiel überlegen. Umgekehrt ist ein dreijähriges Kind jedem Roboter weit voraus, wenn es darum geht, eine Schachfigur zu erkennen, zu greifen und zu bewegen. Unglaublich komplex sind die Wechselwirkungen zwischen Sinnesreizen, deren Verarbeitung in Gehirn und Körper sowie daraus resultierenden Verhaltensweisen. Diese Prozesse in Maschinen nachzubilden ist u.a. das Ziel der künstlichen Intelligenz. Roboter, Autos oder ganze Fabriken, die Informationen aus ihrer Umgebung wahrnehmen, verarbeiten und in Handlung übersetzen, gehören zu den wichtigsten Zukunftstechnologien. Dafür braucht es interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kompetenzen, die sich sowohl beim menschlichen Verhalten als auch in der Informationsverarbeitung auskennen. Constantin Rothkopf, Professor für Psychologie der Informationsverarbeitung, gehört zu denjenigen, die von beidem viel verstehen. Er forscht und lehrt seit 2013 an der TU in Darmstadt. In seinem Büro in der Alexanderstraße stehen Standardwerke der Kognitionswissenschaften und der Informatik im großen Bücherregal. Er hat 2008 an der University of Rochester in den USA einen Doppelabschluss in „Brain & Cognitive Sciences“ sowie „Computer Sciences“ abgelegt und anschließend promoviert. In Darmstadt bringt Prof. Rothkopf beide Disziplinen zusammen. So hat er unter anderem den Masterstudiengang „Psychologie in IT“ entwickelt. Den Bachelorstudiengang in diesem Fach gibt es an der TU seit 2012, sodass die ersten Studierenden im Wintersemester 2015 nahtlos mit dem Master weitermachen konnten. Steak, Lachs oder Austern? Wie entscheiden Menschen? Und kann man diese Prozesse tatsächlich als Informationsverarbeitung verstehen und daraus entsprechende Algorithmen ableiten? Das ist nicht nur für Ökonomen und Psychologen interessant, auch für die Entwicklung von intelligenten Maschinen ist die Beantwortung dieser Frage von entscheidender Bedeutung, gilt es doch, lernende Systeme zu entwickeln und die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine zu optimieren. Entscheidungsprozesse bei Menschen folgen nicht immer linearen Strukturen. >> FACETTEN DER IT // INFORM 1/16 WEITERE INFORMATIONEN Wer Lust hat, an sich selbst zu testen, wie komplex die menschliche Informationsverarbeitung funktioniert, findet zwei eindrucksvolle Beispiele unter dem Stichwort „Teste deine Wahrnehmung – Ergebnis in zwei Minuten“ oder „McGurk-Effekt“ auf Youtube. Weitere Informationen zum Studiengang unter: www.it.psychologie.tu-darmstadt.de 43 44 INFORM 1/16 // FACET TEN DER IT Ein Standardbeispiel für eine nichtlineare Entscheidung erzählt von einem Restaurant: Der Kellner bietet dem Gast Steak oder Lachs an. Der Gast entscheidet sich für Steak. Einige Zeit später ergänzt der Kellner, dass auch frische Austern auf der Tageskarte stünden. Der Gast entscheidet sich daraufhin für den Lachs. Was zunächst unlogisch erscheint, ist für Kognitionswissenschaftler nachvollziehbar und inzwischen quantitativ modellierbar. Menschen beziehen unterschiedlichste Sinneswahrnehmungen und Erfahrungen in ihre Entscheidungsprozesse mit ein. In dem Restaurantbeispiel könnte die zusätzliche Information über die Austern dazu geführt haben, dass der Gast dies als ein Indiz für eine gute Qualität des Restaurants bei Meerestieren wertet und sich daraufhin für Meerestier statt Fleisch entscheidet, aber Lachs grundsätzlich Austern vorzieht. Prof. Dr. Constantin Rothkopf erwarb einen DoppelPhD für Kognitions- und Computerwissenschaften an der Universität in Rochester. 2013 wurde er zum Professor (W2) an die TU Darmstadt berufen, wo er u.a. den Masterstudiengang „Psychologie in IT“ mit aufbaute. Ein wesentliches Merkmal bei Entscheidungsprozessen ist die Unsicherheit. Aus der Vielzahl der Sinneswahrnehmungen konstruiert das Gehirn dann durch eine Art strukturierte Berechnung von Unsicherheiten die beste Antwort auf die Frage: Was ist die sinnvollste Erklärung für das, was da draußen passiert? „Und da ist der Mensch sehr, sehr gut“, betont Prof. Rothkopf, „da kann keine Maschine mithalten.“ Menschliches Verhalten berechnen An der Schnittstelle zwischen Psychologie und IT versuchen die Wissenschaftler Algorithmen für menschliches Verhalten Verzahnung zwischen Psychologie und IT INFORM: Wie sind Sie auf den Studiengang gekommen? Tabea Wilke, 19 Jahre, studiert im 3. Semester Psychologie in IT an der TU Darmstadt. Wilke: Zuerst wollte ich Mathe studieren. Aber dann habe ich mich informiert und gedacht, dass das Studienfach für mich doch etwas trocken ist. Danach habe ich in die Informatikrichtung gedacht, weil mir das in der Schule sehr viel Spaß gemacht hat, aber auch Psychologie fand ich schon immer interessant. Dann bin ich auf den Studiengang Psychologie in IT aufmerksam geworden und das war genau das Richtige. Ich habe mich dann auch nur dafür beworben. INFORM: Was gefällt Ihnen besonders gut? Wilke: Mir gefällt alles sehr gut. Besonders interessant finde ich die Verzahnung zwischen Psychologie und IT. Die Informatik macht mir sehr viel Spaß. In Psychologie habe ich bisher nur die Grundlagen der Grundlagen kennengelernt. Deswegen kann ich das noch nicht so gut beurteilen. INFORM: Was weniger? Wilke: Eigentlich stört mich nichts. An der einen oder anderen Stelle merkt man, dass der Studiengang noch nicht so eingespielt ist. Aber das ist kein Problem. INFORM: Wo soll es beruflich mal hingehen? Wilke: Ich finde Spieleentwicklung interessant, besonders Serious Games. Ich denke, da kann man sehr gut beide Aspekte einbringen: Psychologie und IT. FACETTEN DER IT // INFORM 1/16 45 Studium mit Gestaltungsspielraum zu entwickeln und diese dann auch in künstlichen Systemen anzuwenden oder umgekehrt Software zu entwickeln, die hilft, psychologische Fragestellungen zu untersuchen. So ist es der Arbeitsgruppe um Prof. Rothkopf beispielsweise gelungen, in Laborexperimenten exakt vorherzuberechnen, wann und wo menschliche Probanden ihren Blick hinwenden, um für weitere Handlungen wichtige Ereignisse zu entdecken. In anderen Studien konnte die Arbeitsgruppe nachweisen, dass mit mathematischen Modellen der Informationsverarbeitung Eigenschaften des Gehirns vorhergesagt werden können, z.B. bei Bildern über das gesamte Gesichtsfeld hinweg, die etwa beim Durchqueren eines Waldes entstehen. „Wir haben einen solchen Algorithmus berechnet und eine Entsprechung auf der Ebene der Nervenzellen gefunden. Wir können also tatsächlich einen Zusammenhang herstellen zwischen unserer Umgebung, unseren Handlungsweisen in dieser Umgebung und Datenverarbeitungsschritten, die das Gehirn ausführt“, so Prof. Rothkopf. Selbstfahrendes Auto Das derzeit bekannteste Beispiel für die Zukunftstechnologie „Lernende Systeme“ ist das selbstfahrende Auto, zuerst von Google entwickelt und bereits erstaunlich zuverlässig. Inzwischen hat man erkannt, dass es nicht genügt, wenn das Auto die Verkehrsregeln kennt, Informationen aus der Umgebung verarbeitet und aus beidem Geschwindigkeit und Lenkbewegung berechnet, denn: „Menschen halten sich unter bestimmten Umständen nicht an die Verkehrsregeln“, betont Prof. Rothkopf und nennt als Beispiel unübersichtliche Ecken, an denen man dem anderen die Vorfahrt gewährt, obwohl man eigentlich selbst die Vorfahrt hätte. „Wie sich Menschen INFORM: Was gefällt Ihnen besonders gut? Großberger: Gut finde ich, dass der Studiengang Psychologie und Informatik zu genau gleichen Teilen abdeckt. Da gibt es keinen Schwerpunkt auf dem einen oder anderen Aspekt. Lukas Großberger, 23 Jahre, studiert im 7. Semester Psychologie in IT an der TU Darmstadt. Er schreibt gerade seine Bachelorarbeit INFORM: Wie sind Sie auf den Studiengang gekommen? Großberger: Am Tag der offenen Tür wollte ich mich über Psychologie informieren. Mir war aber auch klar, dass ich das nicht alleine studieren wollte. Außerdem interessierte mich auch Informatik, da ich dort bereits Erfahrung im Bereich Softwareengineering hatte. Ein Berater erzählte mir, dass es einen ganz neuen Studiengang gibt, der beides kombiniert und hat mir einen Flyer gegeben. Je mehr ich gelesen habe, umso mehr war es um mich geschehen. Ich habe mich dann nur auf diesen Studiengang beworben und bin wirklich sehr, sehr zufrieden. tatsächlich im Verkehr verhalten, folgt sogar bei der Regelbrechung starken Gesetzmäßigkeiten“, so der Wissenschaftler. Diese Gesetzmäßigkeiten zu finden, zu formulieren und dann für intelligente künstliche Systeme – wie das selbstfahrende Auto – bereitzustellen ist u.a. Aufgabe von Schnittstellenwis- Der Name „Psychologie in IT“ führt da manchmal in die Irre. Großartig finde ich den unfassbaren Gestaltungsspielraum, den wir als erster Jahrgang in unserem Studienfach haben. So haben wir von der Fachschaft beispielsweise an der Gestaltung des Masterstudiengangs mitwirken können. INFORM: Was weniger? Großberger: Was auf der einen Seite ein Vorteil ist, ist auf der anderen ein Nachteil: Wir sind noch nicht so ein eingespielter Studiengang, da bekommt man auch die eine oder andere Unebenheit mit. INFORM: Wo soll es beruflich mal hingehen? Großberger: Diese Entscheidung schiebe ich noch ein bisschen auf. Erst einmal möchte ich den Master machen. Vielleicht gehe ich danach in die Selbstständigkeit. Forschung würde mir auch Spaß machen – vielleicht auch in der Forschungsabteilung eines großen Unternehmens. Mal sehen, es ist noch alles offen. senschaften wie Psychologie in IT. Beste Berufsaussichten also für seine Studierenden, ist Prof. Rothkopf überzeugt. friederike van roye Kommunikation, Information [email protected] 46 INFORM 1/16 // SERVICE Tipps & Tricks // Schnell bausteine in Outlook 2010 In früheren Word-Versionen nannte man Schnellbausteine auch Textbausteine oder Autotext. Vielleicht haben Sie in Word schon einmal Textbausteine angelegt. Nun können Sie das genauso auch in Microsoft Outlook 2010 anwenden. NACHRICHTEN MIT GLEICHEM ODER ÄHNLICHEM INHALT Haben Sie sich schon mal darüber Gedanken gemacht: Wie oft schreiben Sie Nachrichten mit gleichen oder ähnlichen Texten? Vielleicht mehrmals am Tag, in der Woche oder im Monat? Wie lange brauchen Sie, um eine gute Formulierung zu finden? Wieviel Zeit kostet es Sie, den Text in der Nachricht zu korrigieren? Wäre es nicht schön, wenn es eine Möglichkeit gäbe, diese Texte in Outlook abzuspeichern, um sie bei Bedarf wiederverwenden zu können? Wieviel Zeit könnten Sie dann sparen? Mit Outlook 2010 ist dies möglich. Die Funktion, die dahinter steckt, heißt: Schnellbausteine. SCHNELLBAUSTEIN ANLEGEN Öffnen Sie eine neue Nachricht. Schreiben oder kopieren Sie den Text hinein, den Sie als Schnellbaustein verfüg1 bar machen möchten. Markieren Sie den Text. Klicken Sie in dem Register „Einfügen“ auf das Symbol „Schnellbausteine“ und wählen Sie im Kontextmenü „Aus2 wahl im Schnellbausteinkatalog speichern“ aus. Im Dialogfenster „Neuen Baustein erstellen“ vergeben Sie einen Speichernamen. Bestätigen Sie Ihre Eingabe mit 3 „OK“. Tipp: Vergeben Sie möglichst einen kurzen Namen. 3 2 1 SERVICE // INFORM 1/16 SCHNELLBAUSTEIN EINFÜGEN Um einen Baustein in eine E-Mail einzufügen, 4 xxx klicken Sie im Register „Einfügen“ erneut auf das Symbol „Schnellbausteine“ und wählen den Baustein aus, den Sie in Ihr Dokument einfügen möchten. Alternativ funktioniert bei längeren Namen 5 auch folgende Technik: Nachdem Sie die ersten vier Buchstaben geschrieben haben, erscheint über Ihrem Text eine Box mit einem Textvorschlag, wenn Sie jetzt die ENTER-Taste drücken, wird der Text eingefügt. 4 5 Sie können auch den Speichernamen des Schnellbausteins in eine neue E-Mail schreiben und die Taste F3 drücken. SCHNELLBAUSTEIN FÜR TEXT UND ANLAGE Das abgebildete Textbeispiel legt sofort die Frage nahe: Geht das auch mit Anlagen? Diese Frage kann man mit „Ja“ beantworten. Der Trick besteht darin, die Anlagen in den Text einzufügen. Im Nachrichtenformat Rich-Text ist dies möglich. 6 Fügen Sie dafür zu Ihrem Text die Anlagen 6 hinzu. Klicken Sie dann im Register „Text formatieren“ auf das Symbol „Aa Rich-Text“. Die Anlagen erscheinen im Text. 7 Markieren Sie Text und Anlagen und legen Sie einen Schnellbaustein wie beschrieben an. 7 Noch ein Tipp: Schnellbausteine lassen sich auch im Kalender für Termine oder Besprechungs einladungen verwenden. christane stahr IT-Fortbildung [email protected] 47
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