Manuskript

SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Musikstunde
Das ELSA-Quartett oder
Die vier Evangelisten (2)
Matthäus
Von Bettina Winkler
Sendung:
Redaktion:
Dienstag, 22. März 2016
Bettina Winkler
9.05 – 10.00 Uhr
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere
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2
Musikstunde
Das ELSA-Quartett oder Die vier Evangelisten (2)
Matthäus
Von Bettina Winkler
Indikativ 0‘20
Wir befinden uns am zweiten Tag der Karwoche und wenn ich Ihnen heute vom
Evangelisten Matthäus erzählen will, dann denken Sie bestimmt zu allererst an
Johann Sebastian Bach und seine Matthäuspassion – ohne sie geht es nicht. Und
deshalb darf sie auch den musikalischen Anfang machen – verbunden mit dem
Hinweis, dass Sie die komplette Matthäuspassion am Karfreitag in SWR2 um 17.05
Uhr mit dem Kammerchor Stuttgart und dem Barockorchester Stuttgart unter der
Leitung von Frieder Bernius hören können.
Musik 1
Johann Sebastian Bach
Matthäuspassion BWV 244 – Eingangschor „Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen“
Kammerchor Stuttgart
Barockorchester Stuttgart
Leitung: Frieder Bernius
M0032591 001, 7’01
Der Kammerchor Stuttgart und das Barockorchester Stuttgart unter Frieder Bernius
mit dem Beginn von Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion.
Matthäus war einer der Jünger Jesu. Er gilt in der christlichen Tradition auch als
Verfasser des eigentlich anonym überlieferten Matthäusevangeliums, weshalb
Apostel und Evangelist in der darstellenden Kunst stets ein und dieselbe Person
sind. Der Verfasser des ersten biblischen Evangeliums ist aber wahrscheinlich nicht
identisch mit dem Zöllner Matthäus, den Jesus am See Genezareth unter die
zwölf Apostel beruft und der nach dem Markus- und Lukas Evangelium Levi heißt.
Zwar berichten die Kirchenväter über eine hebräisch verfasste Sammlung des
Apostels Matthäus mit Reden und Worten Jesu, doch ist von diesem Text nichts
erhalten. Der Jünger Matthäus ist der Sohn des Alphäus. Er war, wie schon
gesagt, von Beruf Zöllner in Kafarnaum und wurde von Jesus in den Kreis der zwölf
Apostel berufen.
3
Musik 2
Jan Pieterson Sweelinck
„Viri Galilei quid statis aspicientes“
Gesualdo Consort Amsterdam
Leitung: Harry van der Kamp
M0298778 039, 2‘15
Musik von Jan Pieterson Sweelinck: „Viri Galilei quid statis aspicientes“ – „Ihr
Männer von Galiläa, warum blickt ihr in den Himmel“, ein geistlicher Gesang zu
Christi Himmelfahrt, bei dem die Apostel angesprochen werden, gesungen vom
Gesualdo Consort Amsterdam.
Bei Matthäus, dem Evangelisten, handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen
christlichen Schriftgelehrten. Darauf deuten sowohl sein Umgang mit dem Alten
Testament als auch der kunstvolle Aufbau des Evangeliums hin. Der Autor nutzt
Symbolzahlen als Gliederungsprinzip, schafft bewusst Dubletten, die bestimmte
Abschnitte hervorheben, baut Vorverweise ein, die spätere Themen und
Ereignisse gleichsam präludieren, und setzt gezielt theologische Schlüsselbegriffe
ein, um das Grundthema für größere Abschnitte zu bezeichnen.
In der Forschung ist die Frage umstritten, ob das Matthäusevangelium in einem
juden- oder heidenchristlichen Milieu entstanden ist. Dieses Evangelium ist auf
jeden Fall über weite Strecken von einer judenchristlichen Tradition geprägt. Der
Evangelist greift in den "Reflexionszitaten" auf das Alte Testament zurück und
bezeichnet das Auftreten Jesu als die Erfüllung der dort überlieferten
Verheißungen. Die Tora wird grundsätzlich als verbindlich anerkannt und die
Mission Jesu ist auf die "verlorenen Schafe Israels" begrenzt.
Musik 3
Andreas Raselius
„Und siehe, ein kananäisch Weib“, Evangelienmotette
Spandauer Kantorei Berlin
Leitung: Michael Behrmann
1907390 013, 2‘22
Die Spandauer Kantorei Berlin mit einer Evangelienmotette von Andreas Raselius,
in der von den verlorenen Schafen Israels gesprochen wird – eine Episode aus
dem Matthäusevangelium.
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Allem Anschein nach schreibt Matthäus also für eine judenchristliche Gemeinde,
die den Schritt zur Heidenmission vollzogen hat. Zugleich ist sein Evangelium auch
ein Dokument des frühchristlichen Ablöseprozesses von der jüdischen
Synagogengemeinde. Das Heil gilt selbstverständlich allen Völkern. Die Kirche
aber wird als das wahre Israel angesehen, während das alte Heilsvolk verworfen
ist, weil es den Willen Gottes nicht tut. Diese kritische Auseinandersetzung des
Evangelisten mit dem zeitgenössischen Judentum (insbesondere pharisäischer
Prägung) wird durch die distanzierte Sprache Jesu unterstrichen, der von "ihren
Schriftgelehrten" und "euren Synagogen" spricht.
Im Matthäusevangelium steht immer wieder die Lehre Jesu im Vordergrund,
während das Markusevangelium mehr Gewicht auf sein Handeln legt. Im
Vergleich zum Markusevangelium sind die erzählenden Abschnitte im
Matthäusevangelium in der Regel kürzer und abstrakter formuliert. Und auch die
Jünger verhalten sich anders als bei Markus: nicht ihre Blindheit gegenüber Jesus
ist das leitende Thema, sondern ganz im Gegenteil ihre Bereitschaft zum Hören
und Tun – und sie erkennen Jesus. Die Gemeinschaft der Jünger soll so Vorbild für
die nachfolgenden Gemeinden sein und die Kirche als Nachfolgerin der
Jüngergemeinschaft hat den Auftrag, das Salz der Erde und das Licht der Welt zu
sein. Stellvertretend für alle legt Petrus ein Bekenntnis ab: „Du bist der Gesalbte,
der Sohn des lebendigen Gottes.“
Musik 4
Johannes Ciconia
„O Petre, Christi discipule“
Diabolus in Musica
M0297601 019, 3‘14
Diabolus in Musica mit einer Motette von Johannes Ciconia: „O Petre, Christi
discipule“.
Das Matthäusevangelium ist in griechischer Sprache verfasst. In weiten Teilen
findet sich hier eine inhalts- oder sogar wortgleiche Neubearbeitung des
Markusevangeliums. Gleichzeitig greift der Matthäus-Evangelist auf die
sogenannte Logienquelle Q zurück, einen hypothetischen, griechischen,
handschriftlich fixierten Text, der gemäß der Zweiquellentheorie den Autoren des
Matthäus- und des Lukasevangeliums als zweite Quelle vorlag. Inhaltlich soll er
vor allem Aussprüche Jesu enthalten haben, sog. Logien nach griechisch logos
„Wort“, und im Umfeld frühchristlicher Wanderprediger entstanden sein. Eine
Abschrift von Q wurde allerdings nie gefunden. Diese Quelle hat Matthäus aber
wohl dazu inspiriert, sein Evangelium durch fünf Reden zu strukturieren:
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Bergpredigt (5-7), Aussendungsrede (10), Gleichnisrede (13), Gemeinderede (18),
Doppelrede gegen die Pharisäer und die Rede von den letzten Dingen (23-25).
Durch diese ausgedehnten Reden stellt Matthäus Jesus vor allem als Lehrer dar.
Von den Reden ist die Bergpredigt mit ihren Seligpreisungen heute sicherlich die
populärste.
Musik 5
Sergej Rachmaninow
Das große Abend- und Morgenlob op. 37 – Selig ist, der nicht folget dem Rat der
Gottlosen
SWR Vokalensemble Stuttgart
Leitung: Marcus Creed
M0024084 004, 4‘50
Eine Seligpreisung aus der Bergpredigt, Bestandteil des großen Abend- und
Morgenlobs von Sergej Rachmaninow, es sang das SWR Vokalensemble unter
der Leitung von Marcus Creed.
Das Matthäusevangelium besteht aus vier Teilen: dem Prolog, zwei Hauptteilen
und dem Schluss. Der Prolog liefert die Vor- und Kindheitsgeschichte Jesu, die
Begegnung mit Johannes dem Täufer, die Taufe und Versuchung Jesu. Dieser
Prolog hat bei Markus keine Entsprechung, ebenso wenig der ausführliche
Schlussteil. Bei Matthäus findet sich zum ersten Mal ein Verweis auf Jesu Geburt.
Der erste Hauptteil umfasst das öffentliche Wirken Jesu in Galiläa mit der
Verkündigung der Gottesherrschaft. Der zweite Hauptteil beinhaltet Jesu Weg
nach Jerusalem und seine Leidensvoraussage. Im Schlussteil wird die
Leidensgeschichte und der Auferstehungsbericht sowie Jesu nachösterliches
Erscheinen in Galiläa thematisiert.
Die Kirchenväter Eusebius, Irenäus und Origenes sahen im Matthäusevangelium
ein früh entstandenes Evangelium. Doch nach der Zwei-Quellen-Theorie ist das
Markusevangelium auf etwa 70 zu datieren und das Matthäus-Evangelium später
anzusetzen, nach der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70.n.Chr.. Vieles spricht für
Syrien als Entstehungsort des Matthäusevangeliums: unter anderem die Vokabel
Nazoräer als (Selbst-)Bezeichnung der Christen in Syrien.
Musik 6
Trad. (maronitisch)
Alyâwm - 14. Antiphon des Offiziums am Karfreitag
Fadia el-Hage, Gesang / Sarband
Leitung: Vladimir Ivanoff
M0010149 002, 3‘46
6
Musik der syrischen Christen: die 14. Antiphon des Offiziums am Karfreitag, mit
Fadia el-Hage und dem Ensemble Sarband.
Das Matthäusevangelium setzt einen besonderen Akzent auf die Darstellung vom
Leben und Leiden Jesu als Mensch. Sein Evangelistensymbol ist daher der
Mensch, der meist geflügelt dargestellt wird und so einem Engel ähnelt. Matthäus
reflektiert das Menschsein des Messias über den Stammbaum Jesu, den er seinen
Erzählungen breit ausgeführt voranstellt. Jesu Herkunft leitet er von Abraham aus
über den Stamm Davids ab bis zu Josef und damit zu Jesus. Die Ahnenreihe
umfasst dreimal vierzehn Generationen – und die Buchstaben des Namens David
ergeben im hebräischen die Zahl 14. Damit erfüllt sich die messianische
Verheißung des Alten Testaments, vor allem die des Propheten Jesaja. Er
verkündete Juda, Israel und Assur Gottes Gericht, aber auch eine endzeitliche
Wende zu universalem Frieden, Gerechtigkeit und Heil. Als erster Prophet Israels
verhieß er den Israeliten einen zukünftigen Messias als gerechten Richter und
Retter der Armen:
„Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus
seinen Wurzeln bringt Frucht. Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: der
Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist
der Erkenntnis und der Gottesfurcht.“
Musik 7
Arvo Pärt:
„O Sproß aus Israels Wurzel“ aus den Magnificat-Antiphonen
Theatre of Voices
Leitung: Paul Hillier
M0012058 014, 1’07
„O Spross aus Israels Wurzel“ aus den Magnificat-Antiphonen von Arvo Pärt mit
dem Theatre of Voices. Während nur im Lukasevangelium die Geburt Jesu
ausführlich geschildert wird, findet sich allein im Matthäusevangelium die
Erscheinung der Weisen aus dem Morgenland, und verbunden damit die Flucht
der Heiligen Familie nach Ägypten und der Kindermord in Bethlehem.
Im griechischen Urtext des Matthäusevangeliums werden unsere heutigen
"Heiligen Drei Könige" als Magier bezeichnet. Weder ist hier von einer Dreizahl die
Rede noch von Königen. Es gibt aber ein historisches Ereignis, das zumindest für
den prachtvollen Aufzug dieser Gesandtschaft Pate gestanden haben mag. Um
das Jahr 66 herum, also zur Zeit der Entstehung des Matthäus-Evangeliums, kam
eine Gesandtschaft der Parther durch die Länder des Ostens von Armenien nach
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Rom gezogen, um dem Kaiser Nero zu huldigen, der gleich einem Gott verehrt
wurde. Auf einem anderen Weg, als sie gekommen waren, zogen sie wieder in
ihre Heimat zurück. Da der parthische König auch als Magier Tiridates bezeichnet
wurde, ist es gut möglich, dass das die historische Vorlage für den Bibelbericht
war.
Als die Sterndeuter in der Erzählung des Matthäusevangeliums wieder davon
gezogen sind, erscheint Josef im Traum ein Engel, der vom geplanten Kindermord
des Herodes in Bethlehem berichtet und die Heilige Familie zur Flucht nach
Ägypten auffordert. Warum Ägypten? Weil es schon beim Propheten Hosea
heißt: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“
Musik 8
Max Bruch:
„Die Flucht nach Ägypten“, Kantate
Dorothee Jansen, Sopran
Frauenstimmen des Rundfunkchors des WDR
Rundfunkorchester Köln
Leitung: Helmuth Froschauer
M0114853 004, 4‘55
Dorothee Jansen und die Frauenstimmen des Rundfunkchors des WDR mit der
Kantate „Die Flucht nach Ägypten“ von Max Bruch.
Sowohl im Matthäus-Evangelium als auch im Lukas-Evangelium findet sich die
Vorlage für unser heutiges Vaterunser-Gebet:
Die bekanntere, dem heutigen liturgischem Gebrauch zugrundeliegende Version
richtet sich nach dem Text des Matthäusevangeliums. Sie steht in der
Bergpredigt, die als Lehre Jesu gegenüber allen Angehörigen des Gottesvolks
Israel und allen seinen Nachfolgern seinem heilvollen Handeln vorangestellt ist.
Dort konkretisiert das Zitat des Vaterunsers Jesu Lehre vom Beten. Das Beten der
Nachfolger soll sich von einer öffentlichen, wortreichen, auf Außenwirkung
bedachten Art des Betens bei Pharisäern und Heiden unterscheiden. Seine Basis
ist die allem Beten vorlaufende Zusage:
Euer Vater weiß, was ihr braucht, ehe ihr darum bittet.
Darauf folgt die Aufforderung: Darum sollt ihr so beten: ...
Nur die matthäische Version beschließt die Bittenreihe mit einer Doxologie, einem
Lobpreis, der auf die Anfangsbitte um das Kommen des Reiches Gottes
zurückkommt und die vorausgegangene Zusage Gottes im Munde Jesu
gleichsam appellativ an Gott zurückgibt: „Denn dein ist das Reich…“ Dieser
Schluss ist in den ältesten Handschriften nicht überliefert.
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Musik 9
Igor Strawinsky
Otche nash / Vater unser
Tallis Scholars
M0001219 010, 2‘06
Das Vaterunser in der Vertonung von Igor Strawinsky mit den Tallis Scholars.
Die evangelische Kirche feiert am 21. September den „Tag des Apostels und
Evangelisten Matthäus“, auch in der katholischen Kirche wird am 21. September
das Fest des Apostels Matthäus gefeiert. Damit sind eine Reihe von Bräuchen,
Wetterregeln und Redensarten verbunden, denn dieser Tag gilt im
Bauernkalender als Winteranfang und ist ein Orakeltag für die Wettervorhersage:
Wie's Matthäus treibt, es vier Wochen bleibt.
Oder: Tritt Matthäus stürmisch ein, wird bis Ostern Winter sein.
Ist jemand bankrott, so ist im Volksmund bei ihm Matthäi am letzten. Manche
bringen das Sprichwort mit Mt 24 in Zusammenhang, wo von der Zerstörung
Jerusalems und dem Ende der Welt die Rede ist – ein Text, der am letzten
Sonntag des Kirchenjahres gelesen wird.
Musik 10
Johann Sebastian Bach
„Ach, unaussprechlich ist die Not“ aus der Kantate „Du Friedefürst, Herr Jesu
Christ“ BWV 116 für den 25. Sonntag nach Trinititas
Trudeliese Schmidt, Alt
Münchner Bach-Orchester
Leitung: Karl Richter
M0037963 026, 3‘22
Trudeliese Schmidt und das Münchner Bach-Orchester unter Karl Richter mit der
Arie „Ach, unaussprechlich ist die Not“ aus Bachs Kantate für den 25. Sonntag
nach Trinitatis „Du Friedefürst, Herr Jesu Christ“ BWV 116.
Am Ende dieser Musikstunde will ich Ihnen noch eine der Legenden erzählen, die
mit Matthäus verknüpft sind. Der Überlieferung nach zog er nach Abschluss seiner
Arbeit am Evangelium im Jahr 42 nach Parthien, eine antike Landschaft im
Norden des heutigen Iran und im Süden des heutigen Turkmenistan, um dort die
„frohe Botschaft“ zu verkünden. Nach anderer Überlieferung ging er in ein „Land
der Menschenfresser”, genannt „Äthiopien”, das ebenfalls in Mesopotamien lag.
Dort besiegt er die Drachen der Zauberer, erweckte den Sohn des Königs Egippus
9
zum Leben und heilte dessen Tochter Ephigenia vom Aussatz; daraufhin wurde
ihm eine Kirche erbaut und die Königstochter trat ins Kloster ein. Der Bruder des
Königs aber begehrte nach dessen Tod Ephigenia zur Ehe - Matthäus erklärte ihm
vor allem Volk, dass sie die Braut eines höheren Königs sei, worauf der Wütende
ihn am Altar von rückwärts mit dem Schwert durchbohren ließ.
Auch wenn das ein tragisches Ende ist, so hat Matthäus doch – ähnlich wie der
Erzengel Michael – die Drachen besiegt. Und so sei zum Abschluss die folgende
musikalische Parallele erlaubt:
Die Bassarie „Gott stürzet den Hochmut des wütenden Drachen“ aus Georg
Philipp Telemanns Kantate zum Michaelisfest „Siehe, es hat überwunden der
Löwe“. Es singt Matthias Vieweg, Michael Scholl leitet das Weimarer
Barockensemble.
Musik 11
Georg Philipp Telemann
„Gott stürzet den Hochmut des wütenden Drachen“
Bassarie aus „Siehe, es hat überwunden der Löwe“, Kantate zum Michaelisfest
Matthias Vieweg, Bass
Weimarer Barockensemble
Leitung: Michael Scholl
M0088690 002, 4‘34