Ausstellungsprogramm 2016 AUSSTELLUNGEN IM JÜDISCHEN MUSEUM WIEN – PALAIS ESKELES/ DOROTHEERGASSE 11 Die Universität. Eine Kampfzone Bis 28. März 2016 Die Ausstellung gibt anlässlich des 650. Jubiläums der Universität Wien erstmals einen Überblick über die Beziehungsgeschichte zwischen Jüdinnen, Juden und den Wiener Universitäten vom ausgehenden Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert. Nach einer Zeit des Ausschlusses und der parallelen Wissenswelten öffnete Kaiser Joseph II. die Universität Wien 1782, mehr als 400 Jahre nach ihrer Gründung, für die Juden. 100 Jahre später trugen jüdische Wissenschaftler mit bahnbrechenden Forschungen zur Glanzzeit der Wiener Universität bei. Als 1897 die Philosophische Fakultät der Universität Wien die Tore auch für Frauen öffnete, stellten Jüdinnen sofort ein Viertel der Studentinnen. Die Universitäten wurden zum Hoffnungsgebiet der stark wachsenden jüdischen Bildungsschicht, entpuppten sich jedoch bald als Kampfzone: Die Übergriffe durch antisemitische Studenten nahmen drastisch zu und trugen in der Ersten Republik Züge von Pogromen. Nationalsozialistische Studenten und deutschnationale Rektoren versuchten, die Zahl der Jüdinnen und Juden an den Universitäten mit Schikanen und Gewalt zu reduzieren. Von dieser Politik des Ausschlusses mit allen Mitteln, die lange vor dem „Anschluss“ 1938 begann, haben sich die Wiener Universitäten bis heute nicht erholt. Die Ausstellung führt vom Mittelalter über die Nachkriegszeit mit der Affäre Borodajkewycz bis zum heutigen Umgang mit den vertriebenen jüdischen Forschern bzw. Nobelpreisträgern, die vom Boulevard gern als „Altösterreicher“ reklamiert werden. Kurator: Werner Hanak-Lettner „VALIE EXPORT interveniert“ im Jüdischen Museum Wien Seit 18. November 2015 VALIE EXPORT interveniert im Schaudepot und Archiv des Jüdischen Museums Wien. Als temporäre Kuratorin hat EXPORT eine Installation aus berührenden Objekten und Dokumenten jüdischer Wiener Kinder gestaltet, die die Schoa nicht überlebt haben. Zu sehen ist die Intervention in jenem Raum, der die Tätigkeit des Sammelns und Erinnerns am deutlichsten sichtbar macht – dem Schaudepot des Jüdischen Museums. Das Schaudepot zeigt die umfangreichen Sammlungen des Jüdischen Museums und deren Entstehungsgeschichten. Vergangenheit und Gegenwart der jüdischen Geschichte Wiens werden ebenso vermittelt wie die Geschichte des Museums selbst. VALIE EXPORTs Intervention tritt in Dialog mit der bestehenden Ausstellung und ermöglicht eine neue Perspektive auf die Objekte und ihre Geschichten. Kuratorin: Astrid Peterle 1 Stars of David. Wien - New York - Hollywood 13. April bis 2. Oktober 2016 Barbra Streisand, Bob Dylan, Billy Joel, Neil Diamond, Amy Winehouse, Paul Simon, Leonard Cohen, Lou Reed oder Matisyahu, das sind nur einige Namen von Künstlerinnern und Künstlern, die Musikgeschichte geschrieben haben. Die „heimliche“ Hymne der USA, „God Bless America“, aber auch „White Christmas“ stammen von Irving Berlin, einem Sohn jüdischer Einwanderer aus Weißrussland. Jüdische Musikerinnen und Musiker prägten das Musik-Business des 20. und 21. Jahrhundert und leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Unterhaltungskultur. „Stars of David“ thematisiert unterschiedliche Genres, porträtiert wesentliche Exponenten und geht zurück bis in die Zeit der k.u.k.-Monarchie, wo wesentliche Wurzeln dieser (Musik-) Geschichte zu finden sind. Am Beginn des 20. Jahrhunderts gab es eine wechselseitige Beeinflussung der Unterhaltungsmusik in den USA und in Europa: Die europäischen Immigranten brachten ihre musikalischen Traditionen nach Amerika und die amerikanische Musik fand Eingang in die europäische Unterhaltungskultur. Erst durch die Emigration vieler jüdischer KünstlerInnen aus Europa in der Zeit des Nationalsozialismus hat sich nach 1945 die kreative Innovation eindeutig in den angloamerikanischen Raum verschoben, da die meisten in Hollywood erfolgreichen Emigranten nicht nach Europa zurückkehrten. Ihre Musik ist wieder nach Europa zurückgekehrt – alle Genres vom Musical, über die Filmmusik bis hin zu Jazz, Rock und Pop sind heute internationale Kategorien. Die Ausstellung zeigt dies anhand der wichtigsten Komponisten und Interpreten: MusicalKomponisten von George Gershwin über Jerome Kern bis zu Leonard Bernstein und Steven Sondheim, landeten Kassenschlager am Broadway oder in Hollywood und schufen Klassiker der Filmmusik, viele wurden mit Oscars, Grammys ausgezeichnet. Vor allem im Jazz avancierten jüdische Musiker wie Benny Goodman, Artie Shaw, Stan Getz oder John Zorn zu Szene-Ikonen. In Rock und Pop, in Punk und Rap stachen Gruppen wie Kiss, die Ramones und die Beastie Boys hervor. Neben den internationalen Stars werden die israelische, französische und Wiener Szene beleuchtet: Von Serge Gainsbourg bis hin zu den Sabres um Edek Bartz, Geduldig und Thiman oder Arik und Timna Brauer. Kuratoren: Marcus G. Patka, Alfred Stalzer Die bessere Hälfte. Jüdische Künstlerinnen bis 1938 19. Oktober bis April 2017 Die Rahmenbedingungen für Wiener Künstlerinnen waren vor 1938 denkbar schlecht. Umso erstaunlicher ist es, wie viele Frauen sich in diesem Metier durchsetzen konnten. Ein großer Teil von ihnen kam aus assimilierten jüdischen Familien. Malerinnen wie Tina Blau, Broncia Koller, Marie Louise von Motesiczky oder die Keramikerinnen Vally Wieselthier und Susi Singer haben ihren Platz in der Kunstgeschichte gefunden. Doch viele andere sind – zu Unrecht - in Vergessenheit geraten, wie die Bildhauerin Theresa Feodorowna Ries, die Malerinnen Grete Wolf-Krakauer und Helene Taussig oder die Malerin und Graphikerin Lili Rethi. Die Ausstellung stellt 40 Künstlerinnen vor und zeichnet deren außergewöhnliche Ausbildungs- und Karrierewege nach, die vom Kampf um Anerkennung in einer männlich dominierten Kunstszene erzählen, aber auch von vielversprechenden Karrieren, die durch das Exil unterbrochen oder in den Vernichtungslagern des Nationalsozialismus für immer beendet wurden. Eine Ausstellung mit vielen Wiederentdeckungen Kuratorinnen: Andrea Winklbauer, Sabine Fellner 2 AUSSTELLUNGEN IM EXTRAZIMMER IN DER DOROTHEERGASSE 11 Post41. Berichte aus dem Getto Litzmannstadt Bis 6. März 2016 Die Ausstellung „Post41“ dokumentiert Zeugnisse aus dem Getto Litzmannstadt. Postkarten und Tagebücher, Auszüge aus der Gettochronik sowie Foto- und Filmbeiträge bilden Versatzstücke einer Rekonstruktion, einer Erzählung, die sich im Grunde nicht erzählen lässt. 70 Jahre nach der Räumung des Gettos widmen Institutionen in Wien und Łódź jenen 5.000 Jüdinnen und Juden, die 1941 vom Wiener Aspangbahnhof nach Łódź deportiert wurden, eine Ausstellung und ein Gedenkbuch. Viele der Deportierten starben in den ersten Monaten an Hunger und Krankheiten, die meisten wurden in Kulmhof/Chełmno und Auschwitz ermordet. Nur wenige erlebten die Befreiung. „Niemand kann das wirklich verstehen. Es war eine Atmosphäre, die man nicht schildern kann. Man kann sie nicht filmen, man kann sie nicht erzählen.“ (Grete Stern, 2013) KuratorInnen: Dan Fischman, Regina Wonisch, Angelika Brechelmacher Unterhaltung zwischen Prater und Stadt. Wege ins Vergnügen 16. März 2016 bis 18. September 2016 Mit der Eröffnung des Praters hatte das Vergnügen in Wien 1766 einen Hauptwohnsitz gefunden. Auf dem Weg aus der Stadt entstanden im Laufe der nächsten 150 Jahre immer neue Vergnügungsorte. Als die Leopoldstadt ab 1850 ein jüdischer Einwandererbezirk aus den Ländern der Monarchie wurde, entwickelte sich das Straßengeflecht zwischen Donaukanal, Augarten und Praterstern zum Zentrum der multikulturellen Wiener Moderne. 1927 berichtete Joseph Roth: „Die zwei großen Straßen der Leopoldstadt sind: die Taborstraße und die Praterstraße. Die Praterstraße ist beinahe herrschaftlich. Sie führt direkt ins Vergnügen. Juden und Christen bevölkern sie.“ Die Ausstellung „Wege ins Vergnügen“ spürt den interessantesten Darbietungsorten nach. Zu Wort kommen Zuschauer, Zensur und Presse. „Auftritte“ haben aber auch die damals gefeierte Stars der urbanen Szene wie Heinrich Eisenbach, Abisch Meisels, Gisela Werbezirk, Gertrud Kaus oder Hans Moser. Kuratorinnen: Lisa Noggler-Gürtler, Brigitte Dalinger Das Wohnzimmer der Familie Glück 28. September 2016 bis April 2017 Das Wohnzimmer der Familie Glück ist ein ganz normales Wiener Wohnzimmer aus den 1920er Jahren und auch wieder nicht: Denn während die meisten Möbel der Wiener Jüdinnen und Juden in den Jahren nach 1938 „arisiert“ in Wien blieben, gelang es der Familie Glück, ihre Einrichtung über Frankreich nach New York zu bringen. Die Ausstellung wird im Stile eines „Historischen Zimmer“ präsentiert und erzählt von der Geschichte einer jüdischen Kürschner-Familie mit all ihren Einzelschicksalen, sowohl von ihrem Ankommen in Wien aus den nordöstlichen Kronländern um 1900, als auch ihrer Flucht nach 1938 nach Frankreich und in die USA. Henry Gluck (Heinz Glück), der dieses Zimmer dem Jüdischen Museum Wien schenkte, wurde 1934 in Wien geboren. Sein Vater Erwin (geb. 1904) konnte im Jahr 1939 von Wien aus mitsamt der Wohnzimmereinrichtung der Familie über Paris nach New York fliehen. Seiner Frau Lily und dem Sohn Henry gelang dies nicht: Henry wurde 1942 bei einer katholischen Familie in Nizza untergebracht, Lily wurde deportiert und ermordet. Erwin eröffnete in New York an der 34. Straße mit seinem Bruder wiederum eine Kürschnerei. Er starb1978. Nach dem Tod seiner zweiten Frau 2013, wurde die Wohnung in New York aufgelassen. Das Jüdische Museum Wien feiert die Rückkehr dieses Wiener Wohnzimmer aus New York mit einer sehr persönlichen Ausstellung, die viel über die große 3 Geschichte verrät. Kurator: Werner Hanak-Lettner, Adina Seeger AUSSTELLUNGEN IM JÜDISCHEN MUSEUM WIEN - MUSEUM JUDENPLATZ Wiesenthal in Wien Bis 8. Mai 2016 Anlässlich des 10. Todestages von Simon Wiesenthal (1908-2005) zeigt das Jüdische Museum Wien seit 20. September 2015 die Ausstellung „Wiesenthal in Wien“ im Museum Judenplatz. Simon Wiesenthal hat wie kaum ein anderer die Aufarbeitung der NSVergangenheit und damit ein wichtiges, lange ausgeblendetes Kapitel der österreichischen Nachkriegsgeschichte geprägt. Die Ausstellung im Museum Judenplatz zeigt zehn Aspekte, die Wiesenthals Leben und Arbeit zwischen Wien und der Welt charakterisierten: als weltberühmter Aufdecker von Nazi-Verbrechen und als umtriebiger oppositioneller Politiker innerhalb der Wiener Kultusgemeinde, von seiner unablässigen Forderung nach Aufklärung bis zu seiner gelebten Erinnerungsarbeit. Die Ausstellung wurde vom wissenschaftlichen Team des JMW in Teamarbeit kuratiert. Wiener Synagogen. Ein Memory 18. Mai bis 17. November 2016 Die Wiener Synagogen waren bis zu ihrer Zerstörung 1938 ein wesentlicher Bestandteil der Wiener Stadtarchitektur und Stadtkultur. Die virtuelle Rekonstruktion ermöglicht einen erhellenden Einblick in diese nicht mehr existenten Wiener Räume. Ein Großteil der Synagogen Wiens wurde im Zeitraum 1890 bis 1910 errichtet – einer Zeit, in der die Zuwanderung von Jüdinnen und Juden aus den Kronländern der Donaumonarchie ihren Höhepunkt erreichte. Die Architekten Bob Martens und Herbert Peter rekonstruieren seit Jahren Wiener Synagogen mittels moderner Computeranimation, hinzu kommen nun prominente Beispiele aus Niederösterreich, anderen Bundesländern sowie Synagogen Wiener Architekten in der ehemaligen k.u.k.-Monarchie. Neben der Präsentation dieser Animationen nach der neuesten Technologie werden Modelle der Synagogen und Originalbaupläne, die sich im Archiv des Jüdischen Museums Wien befinden, erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. KuratorInnen: Bob Martens, Herbert Peter in Zusammenarbeit mit Danielle Spera und Werner Hanak-Lettner Jewish by Love. Marilyn, Liz & Co 30. November 2016 bis Mai 2017 Diese Ausstellung im Museum Judenplatz entsteht in Zusammenarbeit mit dem Jewish Museum New York und reflektiert den Eintritt der beiden großen Persönlichkeiten Liz Taylor und Marilyn Monroe in das Judentum. Künstlerischer Zeuge ist dabei einer der wesentlichen Protagonisten der New Yorker Kunstszene: Andy Warhol. Wie essentiell dieser Schritt das (Privat-)Leben öffentlicher Personen beeinflusste und veränderte, wird auch anhand der Biographie eines bekannten österreichischen Sportlers verdeutlicht, der heute als Botschafter zwischen den Kulturen in den USA eine wichtige Rolle übernommen hat, Markus Rogan. Bisher unveröffentlichte Dokumente gestatten Einblicke in eine Welt des konfessionellen Übergangs und Neuanfangs. Kuratorin: Danielle Spera 4 Information Jüdisches Museum Wien Dorotheergasse 11, 1010 Wien Öffnungszeiten Sonntag bis Freitag, 10:00-18:00 Uhr, Samstag geschlossen Museum Judenplatz Judenplatz 8, 1010 Wien Öffnungszeiten Sonntag bis Donnerstag, 10:00-18:00 Uhr, Freitag, 10:00-14:00 Uhr (Sommerzeit Fr bis 17 Uhr), Samstag geschlossen Tel: +43-1-535 04 31 E-Mail: [email protected] , www.jmw.at Tickets Das Jüdische Museum ist ein Museum der Wien Holding. Für beide Museen gibt es ein gemeinsames Ticket zum Preis von € 10, ermäßigt € 8, Gruppen € 7, Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr frei, StudentInnen (bis 27 Jahre), Zivil- und Präsenzdiener € 5, Schulklassen haben nach wie vor freien Eintritt, für die Schülerführung ist ein Kostenbeitrag von € 20 zu leisten. Kosten Audioguide Museum Judenplatz € 2, Multimedia-Guide Museum Dorotheergasse € 4. Jeden Sonntag um 15 Uhr kostenlose Führung durch die neue permanente Ausstellung, an jedem ersten Sonntag im Monat ist eine Führung im Museum Judenplatz um 16.30 Uhr ebenfalls kostenlos inkludiert. Rückfragehinweis/Medienbüro des Jüdischen Museums Wien Alfred Stalzer, Mediensprecher Astrid Meixner, Medienbetreuung (Büro Stalzer) Tel.: +43-1-505 31 00 Mobil: +43-664-506 49 00 E-Mail: [email protected] Foto- und Pressematerial zu den aktuellen Ausstellungen finden Sie auf der Homepage des Medienbüros unter: www.stalzerundpartner.com unter Service/Downloads. Einblick in die laufenden Ausstellungen und Veranstaltungen erhalten Sie über Youtube unter https://www.youtube.com/user/JewishMuseumVienna oder auf Flickr unter http://www.flickr.com/photos/jewish_museum_vienna. In Partnerschaft mit: Für die Unterstützung des Museums danken wir: 5 Medienpartner: 6
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