PRESSEMITTEILUNG - Universität Hohenheim

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17.03.2016
PRESSEMITTEILUNG
Besser als Pasta:
Nudeln aus heimischem Hartweizen gut für die Sehkraft
Universitäten Hohenheim und Jena: Verbraucher wollen gelbe Nudeln – weshalb deutscher
Hartweizen viele Carotinoide enthält. Davon profitieren auch die Augen.
PRESSEFOTOS unter www.uni-hohenheim.de
Die Deutschen essen am liebsten gelbe Nudeln – eine Vorliebe, die ihren Augen
zugutekommen könnte. Denn die Weizenzüchter trugen ihr Rechnung, indem sie den für
Nudeln verwendeten Hartweizen auf immer gelberes Gries gezüchtet haben. Hartweizen
enthalte daher mittlerweile fünfmal mehr gelbe Carotinoide als Brotweizen, stellt PD Dr.
Friedrich Longin von der Universität Hohenheim fest. Und das kann für die Sehkraft sehr
förderlich sein, sagt PD Dr. Volker Böhm von der Universität Jena. Leider, bedauern die
Experten, decke der regionale Anbau nur ein Drittel des Bedarfs.
Pasta und Bella Italia: In den Köpfen der Deutschen ist das untrennbar miteinander verbunden.
Dabei sind original-italienische Teigwaren hierzulande gar nicht so beliebt, denn die deutschen
Verbraucher greifen im Gegensatz zu den Südeuropäern eigentlich lieber zu gelben Nudeln.
Die kräftige gelbe Farbe verdanken diese Teigwaren nicht etwa künstlichen Farbstoffen, sondern
– sofern sie kein Ei enthalten – der Weizenzüchtung. „Seit Jahrzehnten wird Hartweizen, aus dem
Nudeln produziert werden, mit einem Farbmessgerät auf die Gelbfärbung untersucht und auf
diese Eigenschaft gezüchtet“, schildert Dr. Longin, Weizen-Experte an der
Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim.
Carotinoide im Weizen für gesunde Augen
Und das hat einen angenehmen Nebeneffekt: Die Färbung entsteht durch die Carotinoide Lutein
und Zeaxanthin, denen insbesondere eine große Bedeutung für das menschliche Auge
zugeschrieben wird. „Die Carotinoide können oxidative Schäden in der Makula, dem Punkt des
schärfsten Sehens in unserem Auge, verhindern“, erläutert Dr. Böhm. Der Lebensmittelchemiker
von der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat gemeinsam mit Dr. Longin unterschiedliche
Hartweizenproben auf die Gehalte an Carotinoiden untersucht.
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Die sogenannte altersbezogene Makuladegeneration (AMD) sei in den Industrieländern die
häufigste Ursache für schwere Sehbehinderungen im Alter. „Lutein kann nach unseren
Erkenntnissen die AMD-Entwicklung verzögern, eventuell sogar verhindern“, so Dr. Böhm.
Hinsichtlich der Prävention der AMD seien die Experten zwar noch unsicher wieviel Lutein täglich
aufgenommen werden soll. „Aber Hartweizennudeln liefern im Rahmen einer
abwechslungsreichen Ernährung auf jeden Fall einen relevanten Teil der täglichen
Luteinaufnahme – ohne Nahrungsergänzungsmittel.“
Vorliebe für gelbe Nudeln steigert Luteingehalte im Hartweizen
Das gilt nur für Nudeln aus deutschem Hartweizen – oder französischem oder kanadischem. In
diesen drei Ländern ist ein Faible für gelbe Teigwaren zu beobachten, da dort traditionell auch
Eiernudeln gern gegessen werden.
Dementsprechend konnten die Forscher in einer Untersuchung von Hartweizen aus acht Ländern
vor allem in den Proben aus Deutschland, Frankreich und Kanada besonders hohe Luteingehalte
ermitteln. „Im Vergleich zu dem populären italienischen Hartweizen hatte deutscher Durum – wie
Hartweizen auch genannt wird – fast den doppelten Gehalt an Lutein“, erklärt Dr. Longin.
Heimischer Durum auch in Punkto Nachhaltigkeit überlegen
Hartweizen aus heimischem Anbau macht also aus Nudeln eine interessante natürliche Quelle für
Lutein und Zeaxanthin. Doch damit nicht genug: Auch in Punkto Nachhaltigkeit schneidet hiesiger
Durum am besten ab. Eine Analyse der Universität Hohenheim bescheinigt ihm eine gute
Ökobilanz.
„Das Treibhausgaspotenzial ist durch den relativ geringen Düngereinsatz pro Kilo Erntegut sehr
gering“, berichtet Dr. Longin. Hinzu kämen die kurzen Transportwege – die regionale Produktion
weise den kleinsten CO2-Fußabdruck auf. „In Lieferungen aus Kanada und den USA finden sich
darüber hinaus auch häufig Sojakörner, die oft gentechnisch verändert sind und in die Nudeln
gelangen können.“
Anbaufläche sollte verdoppelt werden
Heimischer Durum schneide also in vielen Belangen besser ab als importierte Ware. „Doch der
aktuelle Anbau von etwa 20.000 Hektar Hartweizen in Deutschland deckt gerade ein knappes
Drittel des Bedarfs der heimischen Nudelhersteller“, bedauert Dr. Longin.
Sein Appell: Die heimische Produktion sollte ausgeweitet werden. „Die doppelte Anbaufläche
wäre schon recht gut – für die Landwirte, die Umwelt und die Gesundheit der Verbraucher.“
Links:
Pressemitteilung: Ökobilanz - Pasta aus Deutschland schlägt ausländische Konkurrenz
Text: Elsner / Klebs
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Kontakt für Medien:
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PD Dr. Friedrich Longin, Universität Hohenheim, Landessaatzuchtanstalt - Arbeitsgebiet Weizen
T 0711 459 23846, E [email protected]
PD Dr. Volker Böhm, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Arbeitsgruppe Bioaktive Pflanzenstoffe
T 03641 949 633, E [email protected]
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