Regionalsport Der Landbote Samstag, 19. März 2016 | 35 Den Aufwind weiter spüren Heinz Diener dern als Teil eines Ganzen. «Man muss nicht alles alleine reissen, das ist positiv», vergleicht Maros. «Wir haben viel Potenzial auf allen Positionen. Das macht uns unberechenbarer; die Gegner wissen nicht, wer von uns gerade einen guten Tag hat.» Die Devise ist klar: «Alle Stärken zusammenbringen, dass es dem Team am meisten bringt», betont Trainer Adrian Brüngger. Für die Spielmacher-Position bedeutet es derzeit dies: Maros, der am Sonntag gegen St. Otmar eine Sekunde vor Schluss den Siegtreffer erzielte und am Mittwoch mit einer starken Leistung in Luzern nachdoppelte, ist im Positionsspiel eher torgefährlicher. Kevin Jud seinerseits gilt als unverzichtbarer Konter-Regisseur und verteidigt deshalb. Endgültig vergeben sind die Rollen natürlich nicht. Bis tief in die Saison hinein brachte Maros nicht die Verlässlichkeit und Stabilität auf den Platz, die es für einen Spielmacher braucht. «Es ist nicht ungewöhnlich, dass man sich eine Zeitlang schwertut», erklärt Brüngger. Zuletzt gings besser, unterliefen Maros weniger leichte Fehler. «Langsam habe ich mich ans Spielsystem und alles gewöhnt. Ich hoffe, es geht so weiter», sagt er. Sein Aufwind sowie die definitive Rückkehr von Linkshänder Pascal Vernier sind sehr gute Kunden für den weiteren Saisonverlauf Pfadis. Der Match morgen gegen Minsk ist ein – auch fürs Publikum – attraktives Zwischenspiel sowie eine weitere wertvolle Zugabe in der Entwicklung der Mannschaft. Im April und Mai folgen die entscheidenden Spiele mit Playoffs und CupFinal-Four. «Wir sind», meint Maros, «bereit für die nächsten Wochen.» Urs Stanger die Gesamtbilanz des FCW seit dem Wiederaufstieg der Tessiner 2010. In 18 Spielen seither schauten je acht Siege und Unentschieden, aber nur zwei Niederlagen heraus. Die eine war ein 1:2 im Februar 2011 auf der Schützenwiese – durch ein Tor in der Nachspielzeit. Die andere war ein 0:1 im Dezember 2013 im Tessin – durch ein Tor in der Nachspielzeit. Ein gutes Pflaster ist Chiasso nicht nur für den FCW als Team, sondern vor allem für Stürmer Patrick Bengondo. Zu allen vier Siegen der Winterthurer in diesen bald sechs Jahren im Riva IV trug «Bengo» ein Tor bei, zum 2:1 2011/13, zu den zwei 1:0 2012/13 und auch im vergangenen November, als er in der 64. Minute eingewechselt wurde und in der 87. per Kopf das 2:1 schoss. Es ist das bis heute letzte Tor Bengondos. Er kann auch heute nicht damit rechnen, in der Startelf zu stehen. hjs HANDBALL Pfadis letztes Heimspiel des EHF-Cups morgen Sonntag gegen den SKA Minsk ist ein schönes Zwischenspiel vor den entscheidenden Wochen. Regisseur Filip Maros scheint rechtzeitig in Fahrt zu kommen. «Endlich ein Heimspiel gewinnen.» Das ist die Vorgabe, die sich Adrian Brünggers Pfadi stellt. Stets, fünfmal, haben die Winterthurer in der Gruppenphase des EHF-Cups die Eulachhalle als Verlierer verlassen. Die Aufgabe im sechsten Anlauf morgen Sonntag ab 16 Uhr ist keine leichte: Der SKA Minsk befindet sich – im Gegensatz zu Pfadi – weiterhin im Rennen um die Viertelfinals. Mit den Heimsiegen über Pfadi und vor einer Woche über Leader Bjerringbro-Silkeborg belegt er zwar nur Platz 3, aber mit einem Erfolg in Winterthur würden die Chancen markant steigen. Die Weissrussen haben die für sie sehr wichtige Reise in die Schweiz heute Morgen früh angetreten, am Abend trainieren sie in der Eulachhalle. Mag sein, dass der legendäre Spartak Mironowitsch, seit 1976 Trainer des SKA Minsk, fehlt. Zuletzt machte er nicht alle Auslandreisen mit. Es kommen sechs Spieler, die an der EM 2016 mit Weissrussland Platz 10 belegt haben, darunter Wjatetscheslaw Saldatsenka, der statistisch beste EM-Torhüter. Weiterhin nur Zuschauer in Minsk ist Siarhei Rutenka, der vereinslose Topschütze. «Wir werden alles versuchen, um diesmal als Sieger vom Platz zu gehen», betont Pfadi-Spielmacher Filip Maros. Ungewiss ist der Einsatz von Marcel Hess, der sich vor zwei Wochen am Fuss verletzte. In Minsk hatten die Winterthurer 27:31 verloren, sie seien «für dumme Fehler bestraft» worden, erinnert sich Maros. Der 24-Jährige, der wie die Teamkollegen Stefan Freivogel und Michal Svajlen an der ZHAW Betriebsökonomie studiert, bestreitet sein drittes Europacupjahr. Das Debüt hatte er vor langer Zeit, in der Champions-LeagueSaison 2009/10, gegeben. Dazu gehörte vor gut sechs Jahren «das grosse Highlight», als er mit GC Amicitia Zürich im Palau Blaugrana vor 2500 Zuschauern gegen den FC Barcelona auftreten durfte und zehn Minuten Einsatzzeit erhielt. Mit in der Halle waren Arunas Vaskevicius, Aurel Bringolf, Svajlen und Hess, die inzwischen ebenso in Winterthur spielen. Eine weitere Europacupsaison, im EHF-Cup, folgte. Dann war für länger Schluss. GC Amicitia tauchte in die Abstiegsrunde der NLA ab und 2013 stiess Maros zu den Lakers Stäfa, die sich üblicherweise weit weg von einer europäischen Bühne bewegen. Nach all den (Junioren-)Jahren bei GC Amicitia habe er eine Veränderung gebraucht, erinnert er sich. Die Lakers seien für ihn «ein guter Rückschritt» gewesen. «Ich konnte wieder in Schwung kommen und mich ins Rampenlicht spielen.» Mit dem Transfer letzten Sommer zu Pfadi zahlte sich dies aus: «Ich habe die Chance erhalten, in einem der Top-2-Klubs der Schweiz zu spielen.» Das Team im Vordergrund Vor ihm haben schon andere, die bisher die besten Schützen ihres Teams waren, diesen Schritt getan: Marvin Lier (Endingen), Kevin Jud (Stäfa) und oman Sidorowicz (GC Amicitia). Sie alle stiessen zu Pfadi und mussten sich in einer neuen Rolle zurechtfinden – nicht mehr als Topskorer, son- Seine Rolle erst finden musste Spielmacher Filip Maros bei Pfadi Winterthur. Chiasso – ein gutes Pflaster für den FCW FUSSBALL In Chiasso kann der FCW mit einem Sieg Platz 3 nach Minuspunkten halten, vielleicht sogar nach Pluspunkten zurückerobern. Die Tessiner waren in den letzten Runden aber so erfolgreich wie seit den ersten Wochen der Saison nicht mehr. Die Delegation des FCW ist schon gestern ins Tessin gefahren. Das war ursprünglich nicht geplant. Es zeigt aber, wie wichtig der Teamführung der Match in Chiasso ist. Er gilt als die Chance, mit einem Sieg einen Abstand zum Tabellenende zu schaffen, der dann – ungeachtet der Entwicklungen im «Fall Biel» – als definitiv beruhigend gesehen werden könnte. Dann liesse sich allmählich dazu übergehen, die Personalfragen für die Zukunft zu regeln. Von denen zeichnen sich einige ab. Vor sich hat der FCW den Match gegen eine Mannschaft, die nach vier Spielen ohne Niederlage nur noch einen Rang hinter ihm liegt. Deren einziges Ziel aber ist, sicher in der Liga zu bleiben. Hinter sich haben die Winterthurer einen Match gegen den Leader aus Lausanne, der auch auf der Schützenwiese Eindruck machte – mit der Art, in Unterzahl ein 0:2 wettzumachen. FCW-Trainer Sven Christ wählt im Rückblick nochmals die Formulierung von der «gefühlten Niederlage». Er hat aber auch erkannt, «dass wir viel gut machten». Was dem Trainer als nicht gut vor allem aufgefallen ist: die Fehler bei den Gegentoren und, wie er sagt, «die Körpersprache nach dem 2:0». Da sei offenbar die Meinung zu sehr verbreitet gewesen: «Jetzt haben wir es geschafft.» Als Lehrstück muss beispielsweise gelten, wie schnell aus einem scheinbar unbedeutenden Freistoss an der Seitenlinie und tief in des Gegners Platzhälfte ein Konter und ein Gegentor werden kann. Es wurden Gelegenheiten verpasst, diesen Gegenangriff zu verzögern, beispielsweise mit einem frühen taktischen Foul. Am Ende stand die krasse Fehleinschätzung des Torhüters David von Ballmoos, der es Kwang-Ryong Pak erlaubte, den weiten Pass des Altmeisters Xavier Margairaz von ausserhalb des Strafraums ins verlassene Tor zu köpfeln. Klar ist auch, dass von Ballmoos zu jenem Zeitpunkt gar nicht mehr auf dem Platz hätte stehen dürfen: Er hätte Rot sehen müssen, als er – nach einer ersten Fehleinschätzung eines weiten Passes – Pak ausserhalb des Strafraums umgemäht hatte. War von Ballmoos vor der Pause noch so stark gewesen wie zuletzt üblich, so zog er nachher die ersten schwachen 45 Minuten als Nummer 1 des FCW ein. Avanzini wieder im Pech «Konzentration über 95 Minuten» und nicht nur eine starke Leistung über 60, 70 Minuten müsse der Anspruch des FCW sein, denkt Christ. In Chiasso wird er zumindest auf den Positionen der Aussenverteidiger zu Änderungen gezwungen: Links fehlt die Nummer 1, Dennis Iapi- chino, seit dem Januar wegen Pfeifferschen Drüsenfiebers; mittlerweile trainiert er wieder, aber noch allein. Es fehlt aber auch die Nummer 2, Tobias Schättin, der gegen Lausanne wegen muskulärer Probleme bei Halbzeit gegen Marco Köfler ausgewechselt werden musste. Rechts wäre heute die Rückkehr Michel Avanzinis nach verbüsster Verwarnungssperre vorgesehen gewesen. Aber dann hat sich der Pechvogel aus Aadorf schon wieder verletzt. Im Herbst war er, kaum unter Vertrag, zweimal wegen Wadenproblemen ausgefallen, nun muss er vier bis sechs Wochen pausieren, weil er am Donnerstag im Training bei einem Zweikampf einen Aussenbandteilriss im linken Knie erlitt. Das ist nicht ganz so schlimm wie ursprünglich befürchtet, aber ärgerlich genug. Jan Elvedi, dessen Zwillingsbruder Nico von Borussia Mönchengladbach gestern das erste Aufgebot in die Nationalmannschaft erhielt, gilt wie am Montag als erster Ersatz für Avanzini. Gute Bilanzen gegen Chiasso Der FC Chiasso ist in dieser Saison die Mannschaft mit den deutlichsten Schwankungen: Mit 14 Punkten aus sechs Spielen war er Ende August Erster. Nach 20 Runden war er Mitte Februar Letzter; er gewann keinen der ersten acht Matches unter dem neuen italienischen Trainer Giancarlo Camolese. Und dann hat er sich mit zwei Siegen und zwei Unentschieden in den letzten vier Runden wieder auf Platz 6 vorgearbeitet. Zuletzt spielte er also fast wieder so erfolgreich wie zu Saisonbeginn – und wirkte nicht mehr, wie zwischendurch längere Zeit, wie der designierte Absteiger. Für den FCW ist Chiasso der einzige Gegner, gegen den er im Herbst zweimal gewonnen hat, 3:1 noch gegen Marco Schällibaum auf der Schützi, 3:1 – mit Umberto Romano und Dario Zuffi auf der Bank – Ende November im Riva IV. Sehr positiv ist auch Jan Elvedi (links) gilt als erster Ersatz für den verletzten Michel Avanzini. Marc Dahinden
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