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GELD TIPPS
„Männer überschätzen sich
in Gelddingen gern“
Was tun, wenn der Partner ständig die Aktienkurse checkt? Einer der Fälle
aus der Praxis von BRIGITTE-Finanzexpertin Helma Sick. Hier antwortet sie
auf aktuelle Fragen rund ums Sparen, Anlegen, Vorsorgen, Versichern
Was macht das Hotel mit
meinen Kreditkartendaten?
Ich bin beruflich oft unterwegs und
wundere mich jedes Mal, wenn ich im
Hotel meine Kreditkartendaten angeben muss. „Zur Sicherheit“, heißt es
dann. Muss ich diese Daten denn
angeben, und kann da Missbrauch
getrieben werden?
Mit den Kreditkartendaten kann der
Hotelbetreiber sich absichern, so dass er
nicht auf den Kosten sitzenbleibt. Der
oder die Hotelangestellte notiert sich die
Kreditkartennummer, ruft das Kreditkarten-Unternehmen an, nennt die
Nummer und lässt sich einen bestimmten Betrag zusichern. Kostet z.B. das
Hotelzimmer 120 Euro pro Nacht und Sie
wollen vier Nächte bleiben, kann sich das
Hotel 500 Euro zusichern lassen. Die
Zusicherung gilt in Deutschland für sieben Tage. Es ist im übrigen nicht mög-
lich, ohne Ihr Einverständnis abzubuchen. Verweigern Sie die Herausgabe der
Kreditkartendaten, kann das Hotel Vorauszahlung verlangen oder die Reservierung ablehnen.
Mein Partner ist börsensüchtig
Mein Freund ist besessen von Aktien. Er
kauft sie nämlich nicht nur, sondern
beobachtet sie ständig, surft unentwegt
im Internet, um aktuellste Infor­ma-
tionen zu bekommen. Sind wir unterwegs, ruft er per Handy die Börsenkurse
ab. Spätabends, kurz vor dem Einschlafen, kontrolliert er nochmal sein Aktien­depot. Er meint, er könnte so das Beste
aus seinen Anlagen herausholen. Leider
war das bisher nicht der Fall. Mir geht
sein Verhalten auf die Nerven. Oder ist
es gar bedenklich? Was meinen Sie?
Ich bin ganz Ihrer Ansicht, zumal das
Ganze ja offenkundig nichts bringt. Wer
sich so verhält, will offenbar jedes Risiko
ausschließen. So werden wahllos Informationen aufgenommen, mit dem Ziel,
zum absolut richtigen Zeitpunkt kaufen
und verkaufen zu können. Das aber
gelingt nicht einmal Profis. Doch Männer
überschätzen sich da gern, das ist
bekannt. Psychologen würden vermutlich
das Verhalten Ihres Freundes als
suchtähnlich einstufen. Vielleicht sollte
er einmal mit einem Therapeuten reden.
Schweizer Bank, gute Bank?
Ich habe einen größeren Betrag geerbt
und suche eine gute Geldanlage. Nun
hat mir eine Schweizer Bank eine Festgeldanlage kombiniert mit festverzinslichen Anlagen angeboten, die 8 % Zins
bringen soll. Die Anlage ist sicher, sagt
die Bank, und die Zinsen sind garantiert. Die Bank gibt es allerdings erst
zwei Jahre. Kann man so was wagen?
Ich rate davon ab. 8 % Zinsen gibt es derzeit nicht, und schon gar nicht garantiert.
Und eine Garantie ist außerdem nur so
sicher wie der Anbieter. Sie sollten sich
nicht auf eine unbekannte Bank einlassen, die erst wenige Jahre tätig ist. In der
Schweiz gibt es hervorragende, renommierte und alteingesessene Banken. Aber
auch viele Betrüger bedienen sich des
exzellenten Rufs der Schweiz, um dubiose Anlagen unters Volk zu bringen. Mein
dringender Rat: Hände weg.
Welche Versicherungen
braucht meine Tochter?
Meine Tochter ist 16 und beginnt demnächst eine Ausbildung. Was braucht sie
denn unbedingt an Versicherungen?
In jungen Jahren, wenn das Geld knapp
ist, hat die Absicherung der existenziellen Risiken absoluten Vorrang. Deshalb
müssen zwei elementare Versicherungen
sein: eine Privathaftpflicht, die Ihre
Tochter schützt, wenn sie anderen einen
Schaden zufügt. Solange die Ausbildung
Ihrer Tochter läuft, ist sie über Ihre Privathaftpflicht mit versichert.
Unabdingbar ist nach Ansicht aller
Experten eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Sie zahlt Ihrer Tochter eine
Rente, wenn sie durch eine schwere Er­
krankung oder einen Unfall nicht mehr
im zuletzt ausgeübten Beruf arbeiten
kann. Eine BU sollte so früh wie möglich
abgeschlossen werden, da ja im jugendlichen Alter in der Regel kaum gesundheitliche Probleme bestehen. Diese werden ja
mit zunehmendem Lebensalter wahrscheinlicher, deshalb sollte die BU bis
zum 67. Lebensalter abgeschlossen werden. Ihre Tochter könnte mit einer niedrigen Absicherung (für ca. 500 Euro BURente monatlich) beginnen. Dafür zahlt
sie, wenn sie zum Beispiel eine kaufmännische Ausbildung macht, im Monat ca.
14 Euro. Die Versicherungsgesellschaft
sollte unbedingt eine Nachversicherungsgarantie bieten. Das bedeutet, Ihre Tochter könnte ohne erneute Gesundheitsprüfung den Vertrag erhöhen, wenn sie mehr
verdient. Oder sie könnte von Anfang an
alle drei Jahre ihren Beitrag um fünf Prozent erhöhen, dann würde die Absicherung mit ihrem Einkommen wachsen.
Was taugt die Riester-Rente
wirklich?
Ich verstehe nicht, warum Sie immer
noch so positiv über die Riester-Rente
schreiben, wo doch überall zu lesen ist,
dass die nichts taugt.
Sie sind sicherlich mit mir einer Meinung, wenn ich sage, dass die Deutsche
Rentenversicherung Bund, also die gesetzliche Rentenversicherung, seriös ist. Und
genau diese gesetzliche Rentenversicherung hat nun in einer Studie festgestellt,
dass sich die Riester-Rente, in jungen
Jahren vor allem ein Riester-Fondssparplan, in fast jeder Lebenssituation rechnet. Über den Fondssparplan sind im
Durchschnitt mindestens 5 % Rendite
pro Jahr zu erreichen. Und dazu gibt es
noch die staatlichen Zulagen – pro Person 154 Euro und pro Kind (nach 2008
geboren) 300 Euro pro Jahr. Eine Frau mit
zwei Kindern erhält also vom Staat jährlich 754 Euro geschenkt. Geld, das sie
nicht selbst sparen muss. Sie sehen:
Wenn „überall“ etwas zu lesen ist, muss
das nicht unbedingt stimmen.
Soll ich meine Arbeitszeit
reduzieren?
Ich ziehe demnächst mit meinem Freund
zusammen. Wir haben überlegt, ob es
nicht am besten wäre, wenn ich dann
meine Arbeitszeit etwas reduziere. Dann
würden wir uns beide leichter tun.
Es ist schon erstaunlich: Aus einer Statis­tik des Statistischen Bundesamtes von
2010 geht hervor, dass viele Frauen ihre
Wochenarbeitszeit bereits um ca. fünf
Stunden pro Woche reduzieren, wenn sie
mit ihrem Partner zusammen ziehen,
auch wenn noch gar kein Kind da ist!
Warum machen Frauen das? Ich weiß es
nicht. In erster Linie dürfte es doch für
Ihren Partner leichter sein, wenn Sie
weniger arbeiten und den Haushalt versorgen. Für Sie aber ist eine reduzierte
Arbeitszeit von Nachteil. Denn diese geht
zu Lasten Ihrer späteren Rente. Ich kann
also nur davon abraten. Ist ein Kind
geplant, sollten Sie rechtzeitig mit Ihrem
Partner besprechen, dass es sinnvoll ist,
wenn Sie beide sich die Elternzeit je zur
Hälfte teilen und dann langsam wieder in
den Arbeitsmarkt einsteigen. Elterngeld
und Elterngeld Plus und die von Familienministerin Schwesig geplante Familienarbeitszeit machen das möglich.
Steuern auf Lottogewinn?
Stellen Sie sich vor, ich habe im Lotto
gewonnen. Es ist nicht der Hauptgewinn, aber doch ein nettes Sümmchen.
Muss ich diesen Gewinn nun versteuern?
Nein. Wenn Privatpersonen im Lotto
gewinnen, bleibt das Finanzamt außen
vor. Es wird keine Abgeltungssteuer
abgezogen und Sie müssen dazu auch
keine Angabe in Ihrer Einkommensteuer­erklärung machen. Das gilt auch dann,
wenn Sie eine Glückssträhne haben und
mehrere Male nacheinander gewinnen.
HELMA SICK arbeitet seit
28 Jahren als unabhängige
Finanzberaterin für Frauen.
Sie führt in München
das von ihr gegründete
Unter­nehmen „frau & geld“ ­
gemeinsam mit Renate
Fritz. Ihr neues Buch, das sie mit der
ehemaligen Bundes­fami­lienministerin
Renate Schmidt geschrieben hat, heißt:
„Ein Mann ist keine ­Altersvorsorge. Warum
finanzielle U
­ nabhängigkeit für Frauen so
wichtig ist“ (208 S., 16,99 Euro, Kösel)