Gottesdienstmodell

Hinsehen und handeln! Diakonische Verantwortung vor Ort
Gottesdienst zum Tag der Diakonin
am Gedenktag der Hl. Katharina von Siena
29. April 2016
Erarbeitet von:
Ulrike Göken-Huismann (Geistliche Leiterin/Begleiterin des kfd-Bundesverbandes)
Pater Dominik Kitta (Präses des Kfd-Bundesverbandes)
Wenn Sie den Gottesdienst nicht am 29. April feiern können, ist es
selbstverständlich auch sinnvoll, das Anliegen einige Tage früher oder später
aufzugreifen.
Bitte verstehen Sie den Gottesdienst als Vorschlag. Gerne dürfen Sie diesen auf
Ihre Situation in Ihrer Gemeinde/Dekanat/Region anpassen, variieren und
verändern.
Vorbereiten:
Ggf. Handmikrophone, CD-Player und meditative kurze Musikstücke
Zum Eingang:
„Selig seid ihr, wenn ihr Wunden heilt“, Gotteslob Nr. 459, 1-4
Eröffnung und Begrüßung:
Sehr herzlich heißen wir Sie am Tag der hl. Katharina von Siena willkommen hier
in der St.-..…Kirche. Wir freuen uns, dass so viele unserer Einladung gefolgt sind.
Wir wollen beginnen: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes.
Amen.
Einführung:
Seit einiger Zeit begehen wir als Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands
(kfd) gemeinsam mit anderen katholischen Verbänden bundesweit den Tag der
Diakonin, in diesem Jahr unter dem Leitwort „Hinsehen und handeln!
Diakonische Verantwortung vor Ort“.
Die Kirchenlehrerin Katharina von Siena, unter deren Schutz und Vorbild der
„Tag der Diakonin“ und das Eintreten für den Diakonat der Frau seit vielen
Jahren gestellt wird, war erfüllt von der Liebe zu Gott und den Nächsten.
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Sie schreibt:
„Ewige Güte, ich soll in dir – so willst du es – schauen und betrachten, dass du
mich liebst, und dass du mich aus Gnade liebst, damit ich mit derselben Liebe
jedes vernunftbegabte Geschöpf liebe.
Daher willst du, dass ich meinen Nächsten aus freier Zuneigung liebe und ihm
diene. Ich soll ihm nach Möglichkeit in seiner geistlichen und leiblichen Not
beispringen, ohne je auf eigenen Nutzen oder Gefallen zu hoffen.“ 1
Katharina, geboren 1347 in Siena, Italien, hat selbst intensiv und hingebungsvoll
Kranke, insbesondere Pestkranke gepflegt, für Arme gesorgt, Gefangene bis zur
Hinrichtung begleitet. Für Katharina von Siena war die eigene umfangreiche
diakonische Tätigkeit äußerst wichtig.
In einem Brief an den Sekretär des Papstes aus dem Jahr 1377 heißt es:
„Von da an entbrannte sie in der Liebe zum Nächsten, so dass sie gerne ihr
Leben für seine Rettung hingäbe. Was sie Gott nicht geben konnte, gab sie dem
Nächsten.
Über den Mitmenschen ging also der Weg und die Antwort an Gott. Das hatte
sie erkannt. So konnte man seine Liebe vergelten.“ 2
Katharina wurde nur 33 Jahre alt, 1380 starb sie in Rom, 1461 erfolgte die
Heiligsprechung, 1970 die Erhebung zur Kirchenlehrerin.
Das Leitwort zum diesjährigen Tag der Diakonin „Hinsehen und handeln!“ ruft
uns dazu auf, die Nöte, Leiden und Sorgen der Menschen vor Ort, in unseren
Lebenszusammenhängen aufmerksam und bewusst wahrzunehmen. Bei den
vielen Eindrücken, die täglich auf uns einströmen, übersehen wir vielleicht die
Menschen in unserer Nähe, die in Notlagen geraten sind; manchmal machen wir
vielleicht auch bewusst die Augen zu; manchmal erhalten wir einen konkreten
Impuls zum Hinsehen. Unser Handeln ist der zweite Schritt. Diakonische
Verantwortung vor Ort heißt, die Not konkret zu lindern, mit den Menschen in
Not solidarisch zu sein, aber auch ungerechte Strukturen von Unterdrückung,
Armut und Gewalt aufzudecken.
Sie sind eingeladen, Ihr „Hinsehen und handeln“ in Gebet, Gesang und
Schriftlesung vor Gott zu bringen; unterschiedliche konkrete Erfahrungen von
Frauen, die diakonisch tätig sind, die anregend und wegweisend sein können,
werden zu hören sein.
Im Kyrie rufen wir Gott um sein Erbarmen an:
Kyrie:
Gotteslob Nr. 163, 7
Gebet:
Gott, öffne unsere Augen, dass wir die Not der anderen sehen; öffne unsere
Ohren, dass wir ihren Schrei hören; öffne unsere Herzen, dass sie nicht ohne
2
Beistand bleiben. Gib, dass wir uns nicht weigern, die Schwachen und Armen zu
verteidigen, weil wir den Zorn der Starken und der Reichen fürchten. Zeige uns,
wo Liebe, Glauben und Hoffnung nötig sind, und lass uns deren
Überbringerinnen sein. Öffne uns Augen und Ohren, damit wir für deinen
Frieden wirken können.
(vgl. Gotteslob/ alt 29,3)
Lied:
„Ubi caritas et amor“, Gotteslob Nr. 444
Evangelium:
Mt 9,35-38 aus der Bibel in gerechter Sprache
So wanderte Jesus durch alle Städte und Dörfer, lehrte in den dortigen
Synagogen und verkündete das Evangelium von der gerechten Welt Gottes und
heilte jede Krankheit und jede Art von Leiden. Jesus sah die vielen Menschen
seines Volkes, und sein Innerstes wurde von einem tiefen Mitgefühl für sie
bewegt. Denn sie waren müde und zerschunden und lagen am Boden wie
Schafe, die niemand haben, sie zu hüten. Da sagt Jesus zu seinen Jüngerinnen
und Jüngern: »Es gibt zwar viel zu ernten, doch wenige, die arbeiten. Also bittet
den Herrn der Ernte, viele Menschen zur Arbeit in seine Ernte zu schicken.«
Anregung zur Vertiefung:
Einzelne Worte aus dem Evangelium wie
-
gerechte Welt Gottes
heilte jede Krankheit
jede Art von Leiden
sein Innerstes
tiefes Mitgefühl
müde und zerschunden
lagen am Boden
wenige, die arbeiten
werden an den unterschiedlichen Standorten im Gottesdienstraum von
unterschiedlichen Stimmen einige Male wiederholt, dazwischen wird ruhige
Musik eingespielt.
Im Anschluss daran wird das Evangelium ein weiteres Mal vorgetragen.
Auslegung:
„Das Antlitz der Barmherzigkeit Gottes ist Jesus Christus.“, so lautet der erste
Satz des Schreibens, mit dem Papst Franziskus vor einem Jahr das „Jahr der
Barmherzigkeit“ ankündigte und dessen erste Hälfte vorüber ist.
Jesus war viel unterwegs, viel „auf Achse“, viele Menschen hat er getroffen,
kennengelernt und vor allem hingeschaut auf die ganz konkrete Situation. Ganz
gleich, ob die Menschen krank oder reich, müde oder zerschunden, fröhlich
Feiernde oder am Rand der Gesellschaft stehende waren, stets hat er den
Eindruck erweckt: Du, die du jetzt vor mir stehst, und Du, der vor mir kniest –
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Du bist mir wichtig. Jetzt bin ich für Dich da. Genau das ist das „Geheimnis der
Barmherzigkeit“:
Das Herz zu öffnen
- für die Frau, deren Kraft nicht mehr ausreicht,
- für das Kind, das mich aus tiefhungrigen Augen anschaut,
- für den Mann, dessen Lebensmut auf den Nullpunkt gesunken ist.
In diakonischer Verantwortung vor Ort zu handeln, ist daher nicht eine „Orts“Bestimmung, sondern eine „Herzenssache“. Ein Krankenhaus oder eine
Kleiderkammer sind sachlich notwendig Orte, aber die Frauen und Männer, die
dort wirken, müssen ihr „Herz“ bei den Kranken und „Nackten“ haben.
„Misericordia“ (Barmherzigkeit, Mitleid) meint genau das.
Gleich singen wir das Lied „Misericordias Domini in aeternum cantabo“
(Die Barmherzigkeiten Gottes besinge ich in Ewigkeit), in dem die
Barmherzigkeit Gottes in die Mehrzahl gesetzt ist, zum einen um die
unbegrenzte Barmherzigkeit Gottes aufzuweisen, aber sicher auch in Erkenntnis
dessen, dass viele heute und immer schon ihr Herz bei den Armen haben und
hatten.
Diakonische Verantwortung nehmen viele Frauen aus unserer kfd wahr und
führen das Handeln Jesu fort; sie schauen konkrete Menschen an und lassen sie
spüren: Du bist mir wichtig! Gott kommt durch sie in die Welt. Es ist
sakramentales Tun. Es wandelt die Menschen und die Welt zum Besseren.
Hinschauen und Handeln – wie Jesus es getan hat. Das ist diakonisches Handeln
an den Menschen. Zu diesem Dienst sind wir gerufen. Jede einzelne, jeder
einzelne. Dazu sind wir gesandt. Denn Jesus schaut mich an. Jetzt und immer
wieder neu. Ich bin ihm wichtig!
Ein Grund mehr zu singen: „Misericordias Domini in aeternum cantabo.“
Hinsehen und handeln! Diakonische Verantwortung vor Ort
hier in unserer Gemeinde/Stadt/Dekanat
Anregung zu konkreten Erfahrungsberichten:
Laden Sie Frauen aus Ihrer kfd/ Ihrer Gemeinde/ Ihren eigenen Reihen ein, die
über ihre ganz konkrete diakonische Tätigkeit berichten. Wir denken z.B. an
eine Mitarbeiterin im Besuchsdienst der kfd oder im Krankenbesuchsdienst, eine
(ehrenamtliche) Caritasmitarbeiterin (z.B. Kleiderkammer), Mitarbeiterinnen in
der Flüchtlingsarbeit (Deutschunterricht oder Lebensmittelausgabe etc.),
(ehrenamtliche) Helferin im Altenheim oder Hospiz, Mitarbeiterin bei der
örtlichen Tafel.
In diesen Berichten können die diakonisch tätigen Frauen erzählen, wie sie
Menschen und ihre Notsituationen wahrnehmen und wie ihr diakonisches
Handeln aussieht. Sie können berichten, welche Nöte sie erleben, welche
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Gesichter die Not ganz konkret vor Ort hat, wie sie genau tätig sind und welche
Erfahrungen sie machen.
Zwischen einzelnen Berichten empfiehlt sich eine Unterbrechung, durch Musik
oder durch das nachfolgende Lied, das wie in Taize mehrere Male gesungen
werden kann.
Lied:
„Misericordias Domini“, Gotteslob Nr. 657,6
Fürbitten:
Liedruf: „Du sei bei uns“, Gotteslob Nr. 182
Wir beten für alle Menschen, die verzweifelt sind, die körperlich oder seelisch
krank sind, die ihre Heimat verlassen müssen, die nicht wissen, wie sie ihren
täglichen Lebensunterhalt bestreiten sollen.
Stelle ihnen Menschen an die Seite, die ihnen helfen, die für sie da sind.
Wir beten besonders für die Kinder, die in Not sind, die keine Lebensperspektive
haben.
Schenke ihnen verlässliche, dauerhafte Unterstützung durch Menschen in ihrer
Nähe.
Wir beten für uns alle.
Gib uns aufmerksame Augen für die Nöte der Menschen und tatkräftige Hände
zum Handeln.
Wir beten für die Frauen, die sich zur Diakonin berufen fühlen.
Lass sie an deiner Kirche nicht verzweifeln und schenke ihnen Orte, an denen sie
auch jetzt schon ihre Berufung, insbesondere zur diakonischen Tätigkeit leben
können.
Wir beten für die Verantwortlichen in unserer Kirche.
Schenke ihnen den Mut, die Zeichen der Zeit zu erkennen und im Vertrauen auf
Deine Geistkraft neue Wege zu gehen.
Wir beten für die Frauen, die vor uns tatkräftig und überzeugend die Nöte der
Menschen gelindert haben, unsere Mütter, Großmütter, Schwestern im Glauben.
Lass sie die Erfüllung ihrer Sehnsucht bei Dir finden.
Ggf. Kollekte:
Wenn Sie z.B. vor Ort ein konkretes diakonisches Projekt haben, das sie auch
finanziell unterstützen wollen, können sie an dieser Stelle eine Kollekte halten.
Schön wäre es, wenn dieses Projekt in Zusammenhang mit den konkreten
diakonischen Tätigkeiten steht, über die berichtet wurden.
Gebet:
Vater unser
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Segen:
Wie Deine Barmherzigkeit die Welt erneuert und erhält,
ist Leben mit neuer Kraft möglich, Gott.
Sende uns aus, dieses Wirken weiter zu führen und in Ewigkeit zu besingen
und segne uns dazu.
Wie Du Menschen angeschaut hast,
ist ihnen Heil zugewachsen und neue Kraft, Jesus Christus.
Sende uns aus, dieses Werk weiter zu führen und in Ewigkeit zu besingen
und segne uns dazu.
Wie Du der Grund aller Charismen und Dienste bist,
ist in unserer kirchlichen Gemeinschaft Sakramentales möglich, Geistkraft.
Sende uns aus, dieses Werk weiter zu führen und weiter zu besingen
und segne uns dazu.
Dein Segen –
der Segen Gottes, des Sohnes und der Geistkraft –
begleite uns und alle, mit denen wir uns verbunden wissen.
Hier und jetzt, jeden Tag neu – bis in alle Ewigkeit.
So segne uns Gott, unser barmherziger Vater und unsere barmherzige Mutter,
der Sohn Jesus Christus, unser Bruder und Freund, der durch die Not der
Menschen im Innersten tief bewegt war,
und die Heilige Geistkraft, die uns auf unserem Weg stärkt.
Amen.
Lied:
„Den Herren will ich loben“, Gotteslob Nr. 395, 1-3
oder „Magnificat“, Gotteslob 390
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1
Katharina von Siena, in: Langwald, Marie-Luise; Niehüser, Isolde (Hg.): Not sehen.
FrauenGottesDienste, Bd. 28, Ostfildern 2010, S. 56.
2
Netzwerk Diakonat der Frau (Hg.): Frauen gestalten diakonische Kirche, Arbeitsheft 1,
Köln 2004, S. 46.
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