Artikel Grasshoppers 8.3.2016

Süddeutsche Zeitung Landkreise
LANDKREIS MÜNCHEN
Dienstag, 8. März 2016
München-Land-Nord, München-Land-Süd Seite R8
Grashüpfer lieben Kunstrasen
Dank des neuen Allwetterplatzes erlebt der Hockeysport in Höhenkirchen einen ungeahnten Aufschwung
Höhenkirchen-Siegertsbrunn – Es ist
ein altbekanntes Problem vieler Sportvereine: Wenn Jahr für Jahr die Besten abwandern, ist es schwer, richtig leistungsstark
zu werden. Jahrelang kämpften die „Grasshoppers“ in Höhenkirchen mit der Problematik, dass die talentiertesten Hockeyspieler zur Konkurrenz wechselten. Gerade Jugendliche von 15 Jahren an verließen den
Verein. Der Grund war einerseits, dass es
keine Rasenfläche gab, auf der im Frühling
und Sommer draußen trainiert werden
konnte. Zwangsweise konzentrierte sich
der Verein auf das Üben in der Halle. Immer mehr der Heranwachsenden wanderten deshalb zum Münchner SC, ASV München oder dem HC Wacker ab. Und dann
folgten andere, denen nichts anderes übrig
blieb, weil ihre Jahrgänge durch die Weggänge zum Teil zu wenig Spieler aufwiesen, um ein Team zu bilden.
SPORT IM LANDKREIS
Jetzt aber sieht es danach aus, als könn- Obwohl die Saison erst nach Ostern beginnt, nutzt Trainer Sepp Poschner mit seinen
te sich das ändern. Mit dem neuen Kunstra- Schützlingen den neuen Platz bereits fleißig.
FOTO: BARDEHLE
sen, der im vergangenen Jahr verlegt wurde, bricht eine neue Ära in Höhenkirchen
an. Seit Mitte Oktober existieren zwei hochWie die letzten Spielzeiten auf dem Feld eines verband Kicker und Hockeyspieler:
wertige Kunstrasenplätze bei der SpVgg. in Ermangelung eines vernünftigen Plat- Der Wunsch nach einem Kunstrasenplatz.
Auf dem satten Grün, umrandet von meer- zes abgelaufen sind, erläutert Hockey-Ab- Die Fußballer nämlich mussten ein Gelänblauen Streifen – einem Blau so durchdrin- teilungsleiterin Gabriele Lemmle: „Mehr de mit Naturrasen bespielen, das allerlei
gend wie der Boden eines Hallenschwimm- oder weniger provisorisch, wir haben in überraschende Abschüssigkeiten aufwies
beckens – finden jetzt die ersten Hockey- Haar den Kunstrasen der Fußballer be- und bei Regenwetter fast komplett unter
trainings statt. Ungewöhnlich früh treibt nutzt, in Ottobrunn handelten wir Sonder- Wasser stand – der Platz war über einer tiees die Grasshoppers nach draußen, sogar einheiten aus und durften sonntagabends fen Kiesgrube aufgeschichtet worden.
in den Wintermonaten trainierten sie par- auf den Platz.“ Um ausreichend Spielpra- Hier wurde der dringende Wunsch nach Saallel zu den Hallenzeiten im Freien. Trai- xis zu sammeln wurden vor Saisonbeginn nierung und Umgestaltung laut.
ner Sepp Poschner ist jeden Dienstag mit vereinzelt Camps veranstaltet, selbstreUnd so konnte die neue Trainingsstätte
den Minis und D-Gruppen (U8) auf dem dend keine ideale Vorbereitung.
der SpVgg Höhenkirchen zwei Sparten des
Platz, später mit den Knaben (U10), dann
Die komplizierte Organisation dürften Vereins glücklich machen. Der Gemeindefolgen am Abend die Herren. Offiziell be- nun der Vergangenheit angehören. Fast rat stimmte der Realisierung von zwei
ginnt die Sommersaison erst nach den Os- fünf Jahre hat es gedauert, bis der Wunsch Kunstrasenplätzen für 3, 2 Millionen Euro
terferien. „Nachdem der Rasen im vorigen nach einem Hockeyplatz realisiert wurde – zu. Gerade für die Hockeyabteilung ist das
Oktober offiziell eingeweiht war, blieben gerechnet ab dem Zeitpunkt, als das Pro- ein wahrer Glücksfall, denn damit war die
uns nur wenige Wochen der Feldsaison“, jekt im Jahr 2011 in den Haushaltsplan der zuvor durchaus drohende Auflösung der
sagt Poschner. Da liegt es nahe, dass man Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn Sparte endgültig vom Tisch.
jetzt die neu gewonnene Trainingsfläche aufgenommen wurde. Damals hatte Ho„Ein Verein ist eine große Pyramide“,
über den Winter nebenher würdigt – und ckey in der Gemeinde keine Lobby, der Fuß- sagt Trainer Sepp Poschner, der seit
wenn es nur ein Mal pro Woche ist.
ball dominierte innerhalb der SpVgg. Doch zwei Jahren das Team der Grasshoppers
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Das sind die Minis im Alter von vier bis
sechs Jahren, später die D- und C-Kinder.
„Die Grasshoppers können bei den Minis
zurzeit den stärksten Zulauf verzeichnen“,
berichtet Pressesprecherin Petra Kohler.
Die Anzahl der Minis, die nicht nur aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn, sondern auch
aus Neubiberg, Ottobrunn, Vaterstetten
oder Grünwald kommen, hat sich im Vergleich zur vorigen Hallensaison 2014/15
verdreifacht. Man kann also sagen, dass
die Gemeinde in einen zukunftsträchtigen
Sport investiert hat. Nach der Gründung
im Jahr 2007 zählten die Grasshoppers gerade mal 40 Mitglieder, in diesem Winter,
nach neun Jahren Betrieb, liegen die Mitgliederzahlen bei 250. Bleibt die Frage,
wie es um die Spitze der Pyramide bestellt
ist, um die ältesten Jugendjahrgänge und
die Erwachsenen. Ein positives Beispiel ist
Iain Delaney. Er hat lange bei der SpVgg Höhenkirchen trainiert, bis er als Spieler zum
HLC Rot-Weiß München wechselte. Nun
ist er – animiert durch die neuen besseren
Trainingsbedingungen – wieder zurückgekehrt. Eine Männermannschaft hätten die
Grasshoppers allerdings zur aktuellen Hallensaison nie und nimmer zusammengebracht, ebenso wenig wie eine männliche
A- oder B-Jugend (U18/U16). Also entschied die Vereinsleitung kurzerhand, Junioren aus diesen beiden Altersstufen mit
den Erwachsenen wild zu mischen und eine Herrenmannschaft zu melden. „Unsere
zusammengemixte Truppe hat in der Halle richtig viel Spaß und so wollen wir dieses
System auf dem Feld fortführen“, erklärt
Sprecherin Kohler.
Bislang gibt es das Modell nicht für beide Geschlechter. Laut Kohler gibt es aber
Überlegungen, „eine ähnliche Lösung für
die älteren Mädchen anzubieten“. Eine Damenmannschaft könnte man dann analog
zu den Männern bilden. Vielleicht mit den
engagierten Hockeymüttern aus Höhenkirchen? Bislang sind einige Frauen unter der
Anleitung von Spartenchefin Lemmle bei
den „Minga Mums“ aktiv, einer Spielvereinigung verschiedener Münchner Clubs. Daher gäbe es für ein Damenteam sicher Potenzial.
anna hordych
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ZwergerL