Medienmitteilung Zürich, 10. März 2016 Mit obsessiven Energien eine Brücke von Dada zu Heute schlagen Die performative Ausstellung «Obsession Dada», noch bis 15. Mai im Cabaret Voltaire, versammelt hunderte Dokumente aus dem Archiv des Kurators Harald Szeemann. Mit einer raumgreifenden Installation – als Referenz zu Harald Szeemanns «Einmanntheater» – schafft Una Szeemann eine «Bühne für Obsessionen». Das Kupfer, aus dem die Bühne angefertigt ist, leitet die gegenwärtige «obsessive Energie» der hier gezeigten Performances von der Krypta in den Saal, in dem vor 100 Jahren die Dadaisten auftraten. Mit Thomas Hirschhorn, Gianni Motti, Carlos Amorales und Shana Lutker stehen wichtige zeitgenössische Künstler auf der Bühne, welche eigenwillige Positionen vertreten und die Kunst als eine geistige Funktion des 1 Menschen verstehen mit dem Zwecke, ihn aus dem Chaos zu befreien. Heute abend, zur vierten der sechzehn Obsession Dada-Soiréeen, tritt Thomas Hirschhorn auf. Der Schweizer Künstler erschafft Monumente und Denkmäler, welche die Menschen an ihre Widerständigkeit und Selbstständigkeit erinnern, die sie mit der Autonomie der Kunst erlangen können. In seiner Lecture im Cabaret Voltaire mit dem Titel «Ich will einen kritischen Körper aufbauen!» thematisiert er seine Absicht als Künstler. Carlos Amorales, einer der meistbeachtetsten mexikanischen Künstler der Gegenwart und Begründer einer neuen avantgardistischen Bewegung, wird am 25. März auftreten. Der schweiz-italienische Aktionskünstler Gianni Motti, von der Weltwoche als «Kunstanarchist» betitelt, steht am 7. April auf der Bühne. Die New Yorkerin Shana Lutker entwickelt mit «The Nose, The Cane, The Broken Left Arm» eine Performance, die sich dem Ende von Dada und dem Beginn einer Riehe von Faustkämpfen der Surrealisten widmet. Ausstellung zum Jubiläum Die von Adrian Notz und Una Szeemann kuratierte Ausstellung «Obsession Dada» ist Teil des Jubiläumsprogramms «165 Feiertage: Obsession Dada», mit welchem der 100. Geburtstag von Dada im Cabaret Voltaire gefeiert wird. «Obsession Dada» besteht aus vier Elementen: Fünf Zeitungen zum Archiv Harald Szeemann, Manifeste sowie Performances von internationalen Künstlerinnen und Künstlern und die Bühne selbst. Die aus Kupfer gefertigte Installation wurde von Una Szeemann konzipiert und in Zusammenarbeit mit Markus Kummer konstruiert. Die Zeitungen geben einen von Una Szeemann und Adrian Notz editierten Einblick in das mehrere Tausend Dokumente umfassende Archiv und fokussieren auf die Themen «Dada» und «Obsession» bzw. auf Dada Künstler, mit denen Szeemann gearbeitet hat und auf das «Museum der Obsessionen» (MO), mit dem Szeemann seine Obsessionen als einen Antrieb für seine Arbeit definiert hat. Archiv Harald Szeemann Das Archiv von Harald Szeemann (1933-2005) ist weltweit das grösste private Archiv über moderne und zeitgenössische Kunst. Es ging 2011 an das Getty Research Center über. Mit den rund 700 publizierten Dokumenten wird erstmals eine Vielzahl der Akten zugänglich gemacht. Der Ausgangspunkt der Ausstellung sowie von Szeemanns Schaffen ist das «Einmanntheater», das er als Student betrieb. Die Beschäftigung im Einmanntheater brachte Szeemann über Studien des Cabaret 1 Zitat Kurt Schwitters, Manifest Proletkunst (Merz 2, 1923) und Kabaretts zu Hugo Ball, für den er 1957 ein Gedenkabend veranstaltete. Dies wird im zweiten Band «Hugo Ball 1886-1927» beleuchtet. Nachdem Szeemann als Kurator in der Kunsthalle Bern und an der Documenta 5 in Kassel gearbeitet hatte, kuratierte er eine Ausstellung über das Leben seines verstorbenen Grossvaters in seiner Wohnung. Dieser sehr private und intime Zugang zur Ausstellungstätigkeit ermöglichte ihm eine Reflexion seiner Arbeit, aus der heraus das «Museum der Obsessionen» als Idee erwuchs, was in Band 3 dokumentiert ist. Das «Museum der Obsessionen» war unmittelbar mit einem ausführenden Organ verbunden, der «Agentur für geistige Gastarbeit», welche im Grunde auch ein «Einmanntheater» war, da Szeemann von der Idee, über die Finanzierung und Umsetzung der Ausstellung bis zur Grafik der Einladungen und Kataloge alles in Personalunion machte. Eine der ersten Ausstellungen des MO waren die «Junggesellenmaschinen» (JG). In den JG spielte neben dem Schriftsteller Franz Kafka und dem Dada Künstler Marcel Duchamp auch das Pataphysiker Idol Alfred Jarry eine tragenden Rolle, wie man der vierten Zeitung nachschlagen kann. «Der Hang zum Gesamtkunstwerk» (GKW) schliesslich spiegelt die Idee des «Museum der Obsessionen», so dass man dazu verführt ist auch das MO als ein Gesamtkunstwerk zu interpretieren. Im fünften Band zum GKW wird Kurt Schwitters mit seinem Merzbau, welche für GKW rekonstruiert wurde, beleuchtet. Ähnlich wie Szeemann arbeitete Schwitters auch als «Einmanntheater» als Künstler, Texter, Dichter, Performer, Typograph und Werber und schuf mit Merz sogar eine «Einmann-Kunstbewegung» als Antwort und Weiterführung von Dada. Die Obsession von zeitgenössischen Künstlern Die Beschäftigung mit der Arbeit von Harald Szeemann ist für «Obsession Dada» nicht nur aus diesen inhaltlichen Gründen essenziell, sondern auch, weil Szeemann eine Brücke von den Dada Künstlern über die Kunst der sechziger Jahre zur zeitgenössischen Kunst schlägt. Das diesseitige, zeitgenössische Ende der Brücke präsentiert «Obsession Dada» gleich doppelt. Tagsüber sind auf der «Obsession Dada» Bühne neben den Zeitungen auch reproduzierte Manifeste der Obsessionen von nachfolgenden Künstlern aufgelegt, welche die Besucher der Ausstellung gerne mitnehmen dürfen. Carlos Amorales, Oppy de Bernardo & Aldo Mozzini, Sarah Bernauer, Domenico Billari, Monica Bonvicini, Martin Chramosta, Marcel Duchamp, Rainer Ganahl, Gülsün Karamustafa, Markus Kummer, Ingeborg Lüscher, Garrett Nelson, Adrian Notz, Esteban Pagés, Lia Perjovschi, Dan Perjovschi, Dragana Sapanjos, Nedko Solakov und Lawrence Weiner. Diese Sammlung von Manifesten wird laufend erweitert. An mindestens einem Abend in der Woche schliesslich wird die kupferne «Obsession Dada» Bühne von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern aus Italien, Bulgarien, Mexiko, den U.S.A., Frankreich, der Schweiz, Spanien, Schweden und Brasilien bespielt. Den Auftakt machten am 5. Februar 2016 das Kollektiv Lu Cafausu mit Emilio Fantin, Luigi Negro, Giancarlo Norese, Cesare Pietroiusti und Luigi Presicce sowie Giovanni Morbin und Stefano Benini. Darauf folgten: Oppy De Bernardo & Aldo Mozzini (12. Februar), Garrett Nelson (19. Februar), Domenico Billari und James Stephen Wright (3. März), Weiter wird die «Obsession Dada» genährt von: Thomas Hirschhorn (10. März), Marcel Janco (17. März), 2 Carlos Amorales mit Philippe Eustachon (25. März), Michele Robecchi (30. März), Gianni Motti (7. April), Shana Lutker (14. April), Nedko Solakov (21. April), Ermanno Cristini (23. April), Pilar Albarracin (27. April), Lily Reynaud-Dewar (29. April), Grupo EmpreZa (2.–6. Mai) und die Königreiche von Elgaland-Vargaland (KREV) (13. Mai). Setzen Sie sich zur, vor oder auf die «Obsession Dada» Bühne und studieren Sie die fünf Zeitungen, sammeln Sie die Manifeste, bei welchen die Obsession auf Sie übergreift und kommen Sie zu den Obsession Dada Soiréen, um mit uns die «Obsession als eine Energieeinheit» (Szeemann) zu erfahren. Ein Sammelband zu «Einmanntheater», «Hugo Ball 1886-1927», «Museum der Obsessionen», «Junggesellen-maschinen» und «Der Hang zum Gesamtkunstwerk» erscheint im Cabaret Voltaire. ISBN 978-3-9524111-7-9 Preis CHF 100.– Auflage 150 Ex. Das Manifest «SPIEGELGASSE 1, 8001 ZÜRICH (NOV. 2000)» von Esteban Pagés ist ebenfalls im Shop erhältlich Kontakt: Nora Hauswirth, Kommunikation Cabaret Voltaire, Spiegelgasse 1, CH 8001 Zürich www.cabaretvoltaire.ch / [email protected] +41 43 268 08 44, +41 79 613 92 12 3
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