INHALT Die Zuckerrübe bedarfsgerecht düngen . . . . . 22 Foto: Petercord Frühjahrsschlitz für Rüben . . 26 Nematoden auch in Westfalen? . . . . . . . . . . . . . 28 Die Zuckerrübe bedarfsgerecht düngen Rekorderträge im Zuckerrübenanbau lassen über den bisherigen Nährstoffeinsatz nachdenken. Ziel ist die optimale Versorgung der Rübe mit allen Nährstoffen, wobei der Stickstoff im Mittelpunkt steht. Doch es gilt: Eine zu hohe Düngung wirkt sich nachteilig aus. D ie Zielgröße beim Anbau von Zuckerrüben ist nicht der Rübenertrag, sondern der Bereinigte Zuckerertrag. Der Bereinigte Zuckerertrag errechnet sich aus dem Zuckergehalt abzüglich der Melassebildner Kalium, Natrium und vor allem Amino-N und stellt den Gehalt an tatsächlich gewinnbarem Zucker dar. Durch eine erhöhte Zufuhr von Stickstoff lassen sich durchaus noch höhere Rübenerträge erzielen. Gleichzeitig sinkt aber der Zuckergehalt und der Gehalt an Amino-N steigt deutlich an. Dies hat zur Konsequenz, dass bei erhöhter Stickstoffdüngung der Bereinigte Zuckerertrag sinkt. Zu erklären ist dies durch ein verstärktes Blattwachstum verursacht durch ein hohes Stickstoffangebot. Die Blätter konkurrieren aber mit der Rübe um die Assimilate, wodurch weniger Zucker in den Rübenkörper eingelagert wird. Sparsam mit Stickstoff Bei der Düngebedarfsermittlung nach der Nmin-Methode ist der N-Sollwert die Ausgangsbasis für eine schlagbezogene Berechnung des bedarfsgerechten Stickstoffeinsatzes. Ausgehend vom N-Sollwert wird der Nmin-Bodenvorrat im März aus 0 bis 90 cm Bodentiefe abgezogen. Abgeleitet aus zahl- 22 10 / 2016 reichen Versuchen ergibt sich für NRW ein mittlerer N-Sollwert nach Bereinigter Marktleistung von 180 kg N/ha. Die Übersicht 1 zeigt die Vorgehensweise bei der Ermittlung des Stickstoffdüngebedarfs der Zuckerrübe und verdeutlicht dies durch ein Beispiel. Der N-Sollwert beinhaltet bereits die mittlere Stickstoffnachlieferung während der Vegetation. Um das standortspezifische Stickstoffnachlieferungspotenzial zu berücksichtigen, wird der N-Sollwert in Abhängigkeit von Bodenart, Viehbesatz und Zwischenfruchtentwicklung korrigiert. Auf humusarmen Sandböden und umsetzungsträgen, kalten Ton- oder tonigen Lehmböden wird der Sollwert um 20 kg N/ha erhöht. Bei regelmäßiger Zufuhr von organi- 1 N-Sollwert richtig bestimmen Stickstoffbedarfsermittlung zu Zuckerrüben nach N-Sollwertsystem Sollwert für Zuckerrüben (abzüglich des Nmin-Wertes Mitte März in 0–90 cm Bodentiefe Sollwertkorrektur (standortbezogen) • nach Bodeneigenschaften – humusarme, leichte Sandböden (S) – kalte, umsetzungsträge Böden (utL, tL, T) • nach Viehbesatz – je GV/ha (entspricht einer Zufuhr von 80 kg/ha N) • nach Zwischenfrucht – ohne Zwischenfrucht – guter Aufwuchs – sehr guter Aufwuchs 180 kg/ha N Korrekturwert (kg/ha N) +20 +20 –16 0 –20 –40 Die Summe der Zu-/Abschläge sollte 40 kg/ha N nicht übersteigen! Beispiel: Zuckerrüben auf sandigem Lehm (sL) und 1,0 GV/ha Sollwert + Zuschlag für Standort – Abschlag für Viehbesatz – Abschlag für Zwischenfrucht = korrigierter Sollwert – Nmin-Wert = Düngebedarf 180 +0 –16 –20 144 –35 109 schen Düngern steigt das Stickstoffnachlieferungsvermögen des Bodens. Dies spiegelt sich zum einen in höheren Nmin-Frühjahrswerten wider, zum anderen wird dies über einen Abzug vom N-Sollwert in Höhe von 16 kg N/ha je 80 kg Gesamt-N/ha, die regelmäßig über organische Dünger zugeführt werden, berücksichtigt. Ein weiterer Korrekturfaktor ist der Zwischenfruchtanbau. Stand vor der Zuckerrübe eine Zwischenfrucht mit normaler Entwicklung, so sind vom Sollwert 20 kg N/ha abzuziehen. Bei besonders gut entwickelten Beständen erhöht sich der Abzug auf 40 kg N/ha. Nmin-Wert nutzen Der aktuelle Nmin-Wert muss gemäß Düngeverordnung für jeden Schlag bzw. jede Bewirtschaftungseinheit ermittelt werden. Dies kann über eigene Analysen oder über die Nmin-Richtwerte, die im Wochenblatt veröffentlicht werden, erfolgen. Bei Einsatz von organischen Düngern ist immer eine eigene Bodenuntersuchung zu empfehlen. Über www.nmin.de kann eine konkrete N-Düngeempfehlung unter Berücksichtigung des Nmin-Richtwertes oder des eigenen Analyseergebnisses errechnet werden. Die neue Düngeverordnung ist noch nicht rechtskräftig. Klar ist je- Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Zuckerrübe werden immer häufiger Gülle oder Gärreste aus Biogasanlagen eingesetzt. Bei einer verlustarmen Ausbringung im Frühjahr, das heißt, möglichst bodennah bei kühler bedeckter Witterung mit umgehender Einarbeitung in den Boden, kann der darin enthaltene Ammonium-Stickstoff voll angerechnet werden. Für eine gezielte Düngung hat es sich bewährt, den Gehalt an Ammonium-Stickstoff unmittelbar vor der Ausbringung mittels Schnellbestimmung (etwa Quantofixgerät) zu ermitteln. Schwieriger zu kalkulieren ist der anrechenbare Stickstoff aus im Herbst ausge- Fotos: Agrarfoto.com doch, dass es detaillierte Vorgaben zur Stickstoff-Düngebedarfsermittlung geben wird. Festgelegt werden bundesweit einheitliche Stickstoffbedarfswerte, die mit den jetzigen N-Sollwerten vergleichbar sind. Bei nachweislich höheren Erträgen wird eine Erhöhung des kulturspezifischen Stickstoffbedarfswertes zulässig sein. Vorgesehen ist auch die Berücksichtigung von Zu- und Abschlägen vom Stickstoffbedarfswert. Hierzu zählen der Nmin-Wert im Boden, die N-Nachlieferung aus dem Boden und aus der vorjährigen organischen Düngung sowie die N-Wirkung aus der Vorfrucht. Derzeit ist nicht davon auszugehen, dass sich beim Stickstoffeinsatz zur Zuckerrübe wesentliche Änderungen ergeben. FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN Sparsam mit Gülle Die Zuckerrübe ist wegen ihrer langen Vegetationszeit in der Lage, den im Boden vorliegenden Stickstoff gut zu nutzen. Das Gleiche gilt für die zur Zuckerrübe ausgebrachten organischen Dünger. Zur Zuckerrüben sollten mit Stickstoff nur sparsam gedüngt werden. Sonst steigt der Amino-N-Gehalt und die ausbeutbare Zuckermenge sinkt. brachten organischen Düngern. Zwischenfrüchte sind in der Lage, den Stickstoff im Herbst weitestgehend aufzunehmen und zu konservieren. Je nachdem, wann die Zwischenfruchtbestände absterben und wie die Winterwitterung verläuft, wird relativ frühzeitig wieder Stickstoff freigesetzt. Im Frühjahr kann dann kaum noch differenziert werden, wie viel dieses Stickstoffes bereits im Nmin-Wert enthalten ist bzw. welche Stickstoffmenge darüber hinaus aus der Zwischenfruchtmasse an Nachlieferung zu erwarten ist. Hier kann nur mit pauschalen Faustzahlen gerechnet werden. Deshalb ist dringend zu empfehlen, die organische Düngung bedarfsgerecht im Frühjahr durchzuführen. Durch die lange Vegetationsdauer ist die Rübe in der Lage auch einen Teil des organisch gebundenen Stickstoffs zu nutzen. Dieser Anteil ist nicht konkret abschätzbar. Deshalb sollten Wirtschaftsdünger zur Zuckerrübe vorsichtshalber knapp dosiert werden. Nur so kann einer zu späten, mit Qualitätsrisiken verbundenen Stickstoffnach- 10 / 2016 23 Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben 2 Schwefeldüngung notwendig? Abschätzung des Schwefeldüngebedarfs zu Zuckerrüben mithilfe ver- schiedener Standortfaktoren Einflussfaktoren auf Schwefelverfügbarkeit Schwefeldüngebedarf wahrscheinlich nicht wahrscheinlich Mangelsymptome in Vorjahren beobachtet nicht beobachtet Nmin-Wert niedrig hoch Ertragsniveau des Standortes hoch niedrig Organische Düngung keine bzw. selten regelmäßig Humusgehalt des Bodens niedrig hoch Bodenstruktur Verdichtungen vorhanden gut durchwurzelbar lieferung vorgebeugt werden. Die Gülle- bzw. Gärrestgaben sollten aus diesen Gründen auf rund 80 bis 100 kg Ammonium-N pro Hektar begrenzt werden. pH-Wert richtig einstellen Die Zuckerrübe hat einen hohen Bedarf an Kalium und Phosphor. Die K- und P-Gehalte von eingesetzten organischen Düngern können über die Fruchtfolge zu 100 % angerechnet werden. Ein besonderes Augenmerk muss bei der Zuckerrübe auf die optimale pH-Wert-Einstellung gelegt werden, da sie eine gute Bodenstruktur benötigt. Sie reagiert sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen. Insbesondere auf schluffreichen, zur Verschlämmung neigenden Böden können Starkniederschläge nach der Saat vor dem Auflaufen zu Verkrustungen führen, die Totalausfälle und Neusaaten nach sich ziehen. Zentral ist hier die optimale pH-Wert-Einstellung. Kalk fördert die Brückenbildung zwischen den Tonteilchen des Bodens und somit die Krümelbildung. Dadurch wird einer Bodenverschlämmung entgegengewirkt. Die Basis einer bedarfsgerechten Grundnährstoffversorgung einschließlich pH-Wert-Einstellung ist eine Standard-Bodenuntersuchung möglichst alle drei Jahre oder innerhalb der Fruchtfolgerotation. Schwefelbedarf abschätzen Schwefelmangel zeigt sich durch Aufhellungen an den jüngsten Blättern. Die Blattadern sind häufig heller als die Blattspreite. Zusätzlich zeigt sich eine Starrtracht (Einrollen der Blätter nach oben) ähnlich wie bei einem Stickstoffmangel. Ob ein Schwefeldüngebedarf auf rübenfähigen Standorten vorliegt, kann anhand verschiedener Faktoren abgeschätzt werden (siehe Übersicht 2). Eine Schwefeldüngung ist auf jeden Fall angezeigt, wenn in der Vergangenheit Mangelsymptome eindeutig festgestellt wurden. Ein 24 10 / 2016 Schwefelbedarf ist wahrscheinlich bzw. möglich bei niedrigen Nmin-Werten aufgrund hoher Auswaschungsverluste, weil Schwefel im Boden wie Nitrat verlagert wird. Bodenstrukturschäden, niedrige Humusgehalte und fehlende regelmäßige organische Düngung machen einen Schwefelbedarf wahrscheinlicher. Häufig wird beim Einsatz von Kalioder Phosphatdüngern Schwefel mitausgebracht, sodass die benötigte Schwefelmenge von etwa 30 kg S/ha zur Verfügung steht. Versuche belegen, dass eine Ausbringung der schwefelhaltigen Koder P-Dünger auf den besseren Standorten den Schwefelbedarf der folgenden Zuckerrübe deckt. Auf leichten Böden muss über Winter mit einer Verlagerung des Schwefels gerechnet werden. Deshalb sollte in diesen Fällen ein Kali-Dünger mit Schwefel im Frühjahr oder schwefelhaltiger Stickstoffdünger eingesetzt werden. Eine gezielte S-Blattdüngung ist nur bei nachweislich hohem Bedarf erforderlich. Organische Dünger enthalten ebenfalls Schwefel. Die Schwefeldüngewirkung im Jahr der Ausbringung wird jedoch häufig überschätzt. Der Schwefelgehalt entspricht rund 7 bis 10 % des Gesamtstickstoffgehaltes und liegt zu 80 % in organisch gebundener Form vor, sodass nur eine sehr geringe Düngewirkung im Jahr der Ausbringung gegeben ist. Bei langjährigem und regelmäßigem Einsatz organischer Dünger erhöht sich das Nachlieferungsvermögen des Bodens für Schwefel. Die Rübe braucht Bor Die Zuckerrübe gehört zu den Bor-bedürftigen Kulturen. Für ihr Wachstum benötigt sie 300 bis 400 g Bor/ha. Bor ist für zahlreiche Stoffwechselvorgänge unentbehrlich. Steht der Pflanze nicht genügend Bor zur Verfügung, wird der Stofftransport in den Leitungsbahnen gestört, was den Rüben- sowie Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN Auf den Punkt gebracht Zuckerrüben brauchen Bor. Besonders bei häufiger Sommertrockenheit sollte eine vorbeugende Blattdüngung zum Reihenschluss eingeplant werden. Zuckerertrag mindert. Bormangelpflanzen zeigen ein gestauchtes Wachstum, an den Blattstielen treten Querrisse auf, die sich zunehmend dunkel färben und verkor- ken. Die Herzblätter sind verformt und werden schwarz. In fortgeschrittenem Stadium ist auch der Rübenkörper betroffen. Als Folge davon kann es zu zusätzlichen In- • Zuckerrüben dürfen nicht zu hoch mit Stickstoff gedüngt werden. Sonst sinkt der Bereinigte Zuckerertrag. • Ein mittlerer N-Sollwert von 180 kg N/ha reicht. • Wirtschaftsdünger sollten zur Zuckerrübe knapp dosiert werden. 80 bis 100 kg Ammonium-N pro Hektar aus Gülle bzw. Gärresten sind die Grenze. • Ein besonderes Augenmerk muss auf die optimale pH-Wert-Einstellung gelegt werden, da die Rüben eine gute Bodenstruktur benötigen. • Eine ausreichende Versorgung mit Schwefel und Bor ist ebenfalls wichtig. fektionen mit pilzlichen Erregern kommen, die zur Fäulnis des Rübenkörpers führen. Es entwickelt sich die Herz- und Trockenfäule der Zuckerrübe. Häufig ist im Boden genügend Bor vorhanden. Eine Unterversorgung ist in der Regel auf eine schlechte Verfügbarkeit zurückzuführen. Die Ursache einer Borfestlegung liegt in einem nicht an den Standort angepassten zu hohen oder auch zu niedrigen pH-Wert. Bormangel tritt häufig auch bei Trockenheit auf. Hohe Niederschläge können zu einer Verlagerung von Bor im Boden führen. Die Bordüngung hat sich in den vergangenen Jahren auf vielen Standorten zu einer Standardmaßnahme entwickelt. Die zunehmende Häufigkeit an ausgeprägten Phasen von Sommertrockenheit spricht ebenfalls für einen vorbeugenden Boreinsatz. Hierbei sollten über eine gegebenenfalls auch vorbeugende Blattdüngung etwa 300 bis 500 g Bor/ha zum Reihenschluss eingeplant werden. Bei nachweislichem Bormangel sollte die Menge erhöht und gegebenenfalls auf zwei Blattdüngungsgaben verteilt werden. Hierfür stehen zahlreiche Blattdünger zur Verfügung. Birgit Apel, Landwirtschaftskammer NRW 10 / 2016 25 FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN Fotos: Dr. Schmittmann Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Das Strip-Till-Gerät bewies in mehrjährigen Versuchen, dass es auf vielen verschiedenen Standorten einsetzbar ist. Frühjahrsschlitz für Rüben Beim Frühjahrsschlitz erfolgt die Bodenbearbeitung und Saat in einem Bearbeitungsgang. Voraussetzung dafür ist ein geeignetes Strip-Till-Gerät. Die Uni Bonn hat eins speziell für Rüben und schwere Böden entwickelt. S trip Till, gemeint ist hier die Schlitzsaat und die streifenweise Bodenbearbeitung, wird in Nordamerika seit Langem beim Anbau von Reihenkulturen geschätzt. Es verbessert die Tragfähigkeit der Böden, reduziert Bodenerosion und steigert die Rentabilität, da Kraftstoff und Arbeitszeit eingespart werden. Schlitzsaat-Verfahren In Deutschland wird das Verfahren oftmals im Maisanbau in Kombi- nation mit der Gülle-Injektion angewendet. Auch bei Zuckerrüben ist Strip-Till möglich. Zwei Verfahren stehen zur Auswahl – der Herbstschlitz und der Frühjahrsschlitz. ■ Bei dem Herbstschlitz wird der Boden im Herbst in Streifen gelockert und im folgenden Frühjahr werden die Rüben in diese Streifen gesät. Um die Schlitze wiederzufinden, ist ein sehr genaues RTKGPS erforderlich. Vorteil des Verfahrens ist, dass der Boden abtrocknet und die Frostga- 1 Etwa gleiche Erträge re genutzt werden kann. Nachteilig ist jedoch, dass es nicht immer gelingt, die Schlitze bei der Saat genau zu treffen. ■ Der Frühjahrsschlitz zeichnet sich dadurch aus, dass Bodenbearbeitung und Saat in einem Arbeitsgang erfolgen. Das spart Arbeitszeit und Kosten. Oftmals sind die vorhandenen Strip-Till-Geräte aber nicht auf die Bedürfnisse der Zuckerrüben abgestimmt und haben einen sehr hohen Leistungsbedarf. Zudem soll sich der Frühjahrsschlitz, Pioniererfahrung zu- 120 Rübenertrag Bestandesdichte 100 100 Rübenertrag (t/ha) rel. Rübenertrag (%) rel. Bestandesdichte (%) Das Strip-Till-Gerät eignet sich sowohl für den Frühjahrsschlitz auf leichten Böden als auch auf schweren, ertragreichen und schlecht erwärmbaren Böden. Es ließ sich an allen Standorten universell und funktionssicher einsetzen, sowohl auf Getreidestoppeln, auf flach ge- Das Schlitzsaatverfahren (ILT) der Universität Bonn, verglichen mit einem betriebsüblichen Anbau am Standort Linnich (Kreis Düren) 2014 140 80 60 40 20 80 60 40 20 0 Kontrolle 26 Erfahrungswerte 2 Herbstschlitz liegt zurück Rübenerträge und Bestandesdichten der Schlitzsaatversuche von 2012 bis 2014 am Standort Klein-Altendorf (bei Meckenheim) 120 folge, nur für leichte sandige Standorte eignen. Das Institut für Landtechnik (ILT) der Universität Bonn hat daher ein Schlitzsägerät für den Rübenanbau entwickelt, das sich auch für den Einsatz auf schweren Böden eignet. In dem Kasten auf der nächsten Seite ist das Bonner Schlitzsägerät mit den technischen Details abgebildet. Es wurde in mehrjährigen Feldversuchen auf vielen verschiedenen Standorten getestet und so Erfahrungswerte gewonnen. 10 / 2016 ILTSchlitz im Senf ILTSchlitz Stoppeln Kontrolle ILTSchlitz im Senf ILTSchlitz Stoppeln 0 betriebsüblich Stoppeln Herbstschlitz Stoppeln FJ-Schlitz ILT Senf betriebsüblich Senf Das Sechsreihige Schlitzsägerät für den Rübenanbau Auf den Punkt gebracht • Die Universität Bonn entwickelte für den Zuckerrübenanbau ein Schlitzsägerät, das sich auch für schwere Böden eignet. • Die Kombination von Bodenbearbeitung und Aussaat spart Arbeitsgänge ein. • Ein 10 cm breiter Streifen wird nur gelockert und nicht gemischt. Das Gerät ist daher leichter und benötigt weniger Hubkraft und Leistung. • Das spart Kraftstoff und Arbeitszeit. Die Verfahrenskosten sind im Vergleich zu herkömmlicher Technik geringer. • Die geringere Bestandesdichte wird durch stärkere Einzelrüben ausgeglichen. Die Zuckergehalte und Erträge sind mit anderen Verfahren vergleichbar. grubberten Flächen als auch auf gehäckseltem Senf. Arbeitstiefen zwischen 15 und 25 cm sind möglich, eine Tiefe von 20 cm erwies sich als optimal. Durch eine entsprechende Einstellung der Hohlscheiben – Anstellwinkel und Abstand – werden die Zuckerrüben auf 10 bis 12 cm breiten Bearbeitungsstreifen mit Arbeitsgeschwindigkeiten von bis zu 9 km/h ausgesät. Limitierender Faktor ist hier lediglich die Ablagegenauigkeit des Sägeräts. Dadurch, dass der Streifen nur gelockert und nicht gemischt wird, fällt das Gerät von der Bauweise her leichter aus und benötigt weniger Hubkraft und Leistung. Das Strip-Till-Gerät spart Kraftstoff und Arbeitszeit. Die Verfahrenskosten fallen im Vergleich zur herkömmlichen Technik geringer aus. Auf sandigen (sL) und schluffigen Die Räumsterne des Schlitzsägeräts (nicht in der Abbildung) entfernen Pflanzenreste aus den Bearbeitungsstreifen. Gezackte Schneidscheiben erzeugen einen etwa 5 cm tiefen Schnitt, der das Anstauen organischer Bestandteile vor den Zinken verhindert und zudem eine Sollbruchstelle im Boden erzeugt. Schmale, angespitzte Zinken mit leicht auf Griff stehenden Scharen mit Arbeitstiefen von 15 bis 25 cm brechen und heben den Boden an und erzeugen einen nur minimalen Erdaufwurf. Für die exakte Tiefenführung sorgen hinter jedem Schar Profilräder mit breiter Auflage und einem Profilwulst, der die spätere Ablageschicht für das Saatgut vorformt und verfestigt. Eine feine Krümelung wird nachfolgend durch ein parallelogrammgeführtes Hohlscheibenpaar gewährleistet. Deren versetzte Anordnung sorgt für Verstopfungsfreiheit im Strohmulch oder auch bei der Saat in Zwischenfruchtresten. Der geringe Scheibendurchmesser sorgt für Lehmböden (uL) schafft die neue Schlitzsätechnik in den schmalen Streifen Wachstumsbedingungen für die Rüben, die vergleichbar mit denen des konventionellen Verfahrens sind. Bodenphysikalische Untersuchungen zeigten, dass sich Bodendichten, Aggregatgrößenund Porenvolumenverteilung ähneln. Ein Nachteil des Frühjahrsschlitzes liegt darin, dass der Boden zwischen Bearbeitung und Aussaat nicht abtrocknet und die Rüben später auflaufen als bei der konventionellen Saat. Daher ist die Wahl des richtigen Saattermins besonders wichtig. Kulturführung, Pflanzenschutz und Düngung sind mit herkömmlichen Verfahren identisch. Es soll- hohe Drehgeschwindigkeiten und eine entsprechend intensive Krümelwirkung. Der Anstellwinkel und die Arbeitsbreite können stufenlos auf 10 bis 20 cm eingestellt werden. Während die erste Scheibe nur der Krümelung dient, wirft die zweite Scheibe den Boden zurück und ebnet ihn für die Saat. Mit konventionellen Einzelkornsägeräten, ausgestattet mit Mulchsaatausrüstung Abstützen Schneiden Boden Mulch Schlitzen anheben lockern und elektrischem Antrieb, erfolgt abschließend die Aussaat. Um die Saatgutablage in die vorgeformte Profilrinne sicherzustellen und die Länge des Gerätes zu reduzieren, werden die einzelnen Aggregate direkt hinter den Krümelscheiben angebaut. Zur Rückverfestigung haben sich Monoflexrollen im Gegensatz zu Fingerdruckrollen bewährt. Die Maschine bietet die Option, Unterfußdünger auszubringen. Hinter den etwa 2 cm breiten Zinken können dazu höhenverstellbare Einlegerohre angebracht werden. Verfestigen führen profilieren Krümeln Schneiden Einebnen Säen Die Strip-Till-Technik ist kein PS-Fresser. 100 PS reichen für die Bodenbearbeitung und Aussaat in einem Arbeitsgang mit sechs Reihen aus. te vorab mit Glyphosat behandelt werden. Je nach Oberflächenstruktur des Bodens (Erdkluten) kann der Unkrautbesatz eine Herbizidbehandlung mehr erfordern. Wie bei Direktsaatverfahren bekannt, sollte auch verstärkt auf Problemunkräuter geachtet werden. Ähnliche Erträge Zwar ist der Feldaufgang bei der Schlitzsaat ungleichmäßiger als bei den anderen Verfahren, ein stärkeres Einzelrübenwachstum gleicht die geringere Bestandesdichte aber wieder aus. Im Vergleich zur flächigen Bodenbearbeitung ist der Anteil beiniger Rüben bei der Schlitzsaat höher. Bei vergleichbaren Zuckergehal- ten wird das gleiche Ertragsniveau erreicht. Das ergaben mehrjährige Präzisionsversuche in Klein-Altendorf (bei Meckenheim), ein ertragsstarker Standort mit lehmigen Schluff und 93 Bodenpunkten. Hier wurde das Schlitzsägerät konventionellen (Pflug) und konservierenden Verfahren gegenübergestellt (Übersicht 1). Zudem verglich der Landwirtschaftliche Informationsdienst Zuckerrübe (LIZ) in den vergangenen zwei Jahren das Gerät mit betriebsüblichen Verfahren und dem Herbstschlitz an mehreren Standorten. Auch in diesem Versuch wurden mit dem Bonner Schlitzsägerät vergleichbare Erträge erzielt (Übersicht 2). Dr. Oliver Schmittmann, Universität Bonn 10 / 2016 27 FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Nematoden auch in Westfalen? kerer Nematodenbefall eingestellt. Von einem latenten Nematodenbefall spricht man, wenn die Belastung mit Rübenzysten-Nematoden bis maximal 250 Eier/Larven je 100 ml Boden beträgt. Im Rheinland ist der Rübenzysten-Nematode Heterodera schachtii bereits weitverbreitet. Ist er auch in dem Anbaugebiet der westfälischen Zuckerfabriken von Bedeutung? Muss bereits gehandelt werden? Fotos: Heinrichs Welkeerscheinungen Großes Welkenest in einem Zuckerrübenbestand, ausgelöst durch zystenbildende Rübennematoden (Heterodera schachtii). Bei so starkem Befall sind Ertragsverluste von bis zu 50 % vorprogrammiert. D ie neue marktwirtschaftliche Situation im Zuckerrübenanbau verstärkt den Druck auf Ertrag und Leistung. Da bei dem sich abzeichnenden Preisgefüge alle Ressourcen aufgedeckt werden müssen, stellt sich die Fra- ge: Können ähnlich wie im Rheinland Zystennematoden auch in den westfälischen Anbauregionen die Erträge negativ beeinflussen? Rübenzysten-Nematoden (Heterodera schachtii) können in Nordrhein-Westfalen in allen intensi- ven Rübenanbaugebieten auftreten. Je nach Fruchtfolgeanteil der Rüben und dem Anbau weiterer Wirtspflanzen hat sich auf vielen Standorten mit langjährigem und intensivem Zuckerrübenanbau ein latenter und vereinzelt auch stär- 1 Mehrerträge mit resistenten und toleranten Sorten Ertragsleistung nematodenresistenter bzw. -toleranter Zuckerrübensorten, Zusammenfassung von 39 Versuchsstandorten von 2011 bis 2015 Leistung der Standardsorte Bereinigter Zuckerertrag Jahr t/ha 2011 12,6 2012 12,0 2013 11,0 2014 12,6 2015 12,2 125 Ber. Zuckerertrag in % 120 900 800 700 115 621 110 541 105 600 500 421 100 400 448 400 95 300 90 200 85 100 80 28 1000 2011 (7 Standorte) 2012 (9 Standorte) 2013 (9 Standorte) 2014 (6 Standorte) 2015 (8 Standorte) Eier/Larven je 100 ml Boden 130 0 Standardsorte = 100 % Kühn, toler. Nemata, resistent Kristallina KWS, toler. Rianna, resistent Brix, toler. Hella, toler. Kleist, toler. Adrianna KWS, toler. Finola KWS, toler. Lisanna KWS toler. BTS 440, toler. Vasco, toler. Daphna Nematodenbelastung 10 / 2016 Selbst auf stärker befallenen Flächen entwickeln sich die Rüben zunächst bei guter Nährstoff- und Wasserversorgung ganz normal und bis zum Bestandesschluss ist nichts Nachteiliges festzustellen. Mit zunehmendem Wasserverbrauch im Sommer zeigen die Rüben dann Welkeerscheinungen und bleiben im Wachstum zunehmend zurück. Wie hoch letztlich der Schaden ausfällt, hängt aber nicht nur von der Höhe des Nematodenbefalls ab, sondern auch von der Jahreswitterung. Je wärmer und trockener es ist, umso höher fallen die Verluste aus. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass die Nematoden bisher gerade in der wärmeren oft mit Sommertrockenheit gekennzeichneten rheinischen Anbauregion eine große Rolle bei der Ertragsbildung spielen. Je trockener der Sommer und je weniger Wasser zur Verfügung steht, desto deutlicher die Wuchsdepressionen. Tolerante Sorten Vor allem im südlichen Rheinland ist daher seit Jahren der Anbau von nematodenresistenten oder -toleranten Rübensorten ein fester Baustein im Anbaumanagement. Auch die im Rheinland jährlich durchgeführten Untersuchungen von rund 300 bis 400 Bodenproben zeigten die Notwendigkeit dieser Strategie. Fast alle Flächen weisen einen mittleren Nematodenbefall (250 bis 500 Larven je 100 ml Boden) auf. Welche positive Wirkung das für den Rübenanbau im Rheinland brachte und immer noch bringt, ist an der langjährigen Ertrags- und Leistungsgrafik der Versuche mit nematodentoleranten und -resistenten Sorten abzulesen (Übersicht 1). Ergebnisse aus Westfalen Die Frage stellt sich nun: Gilt die Aussage auch für die westfälischen Anbaugebiete? Im Ertrag liegen die Zuckerfabriken in Lage und Warburg im Landesvergleich immer noch an der Spitze. Was allerdings auffällt: In den rheinischen Fabriken sind die Zuckererträge in den vergangenen fünf Jahren stärker angestiegen und der früher sehr deutliche Ertragsvorteil ist deutlich geschrumpft. Dies FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben 2 Lage: Der Ertragsvorsprung wird geringer 3 Resistente und tolerante Sorten im Vorteil Ertragssteigerung der rheinisch-westfälischen Zuckerfabriken, (zehnjährige Entwicklung, Pfeifer & Langen KG) 14,0 13,0 6,0 P&L Appeldorn P&L Euskirchen P&L Jülich P&L Lage Exponenziell (P&L Appeldorn) 5,5 Vermehrungsfaktor Pf/Pi-Wert Bereinigter Zuckerertrag t/ha 15,0 12,0 11,0 10,0 5,0 4,5 4,0 Vermehrungsfaktor der anfälligen Sorte 3,5 3,0 2,5 2,0 Vermehrungsfaktoren der toleranten Sorten 1,5 1,0 9,0 8,0 Entwicklung der Nematodenpopulation 2015 (Pf/Pi-Wert) bei Anbau von resistenten und toleranten Sorten 0,5 Trendlinien = Ø jährliche Ertragssteigerungen 2006 2007 2008 2009 zeigt Übersicht 2. Da es bei der Datenaufarbeitung zwischen den Unternehmen Pfeifer & Langen und Südzucker AG Unterschiede gibt, werden im Folgenden nur die Pfeifer & Langen-Fabriken betrachtet. Dort stieg der Bereinigte Zuckerertrag im Fünfjahresschnitt 2011 bis 2015 im Vergleich zur vorhergehenden Periode 2006 bis 2010 in den rheinischen Zuckerfabriken um 2,1 bis 2,4 t/ha. In der westfälischen Fabrik in Lage betrug der Zuwachs im gleichen Zeitraum nur 1,8 t/ha. Die Gründe für die Ertragsentwicklung sind mit Sicherheit sehr vielfältig und können nicht nur auf einen möglichen Nematodenbefall zurückgeführt werden. Auch die Datengrundlage über mögliche Befallsstandorte reicht für eine solche Aussage in keiner Weise aus. So kommen aus dem Bereich Lage 2010 2011 2012 0,0 2013 2014 2015 nur 84 Nematodenproben. 38 % der Proben waren befallsfrei. Weitere 38 % lagen mit einem Nematodenbefall von unter 250 Larven je 100 ml Boden unter der Schadschwelle. Die Untersuchungen zeigen aber auch, dass bei 24 % der Nematodenbefall über der Schadschwelle liegt. Hier waren die Belastungen so hoch, dass bei dem nächsten Rübenanbau auf diesen Flächen Ertragsdepressionen nicht auszuschließen sind, wenn kein geeignetes Nematodenmanagement (resistente/tolerante Zuckerrüben, nematodenresistente Zwischenfrüchte) betrieben wird. Da bisher nur wenige Untersuchungen aus dem Anbaugebiet vorliegen, kann und darf die Aussage zu möglichen Befallsflächen aus dem bisherigen Datenmaterial natürlich nicht hochgerechnet werden. Um eine höhere 0 Vermehrungsfaktor der resistenten Sorte 250 500 750 1000 1250 Vorbefall = Nematodenbelastung E/L je 100 ml Boden Sicherheit zu erhalten, liegt der erste Schritt im Erfassen und Untersuchen der Zuckerrübenanbauflächen. Verdachtsflächen beproben Eine erste und recht einfache Methode, Rübenzysten-Nematoden nachzuweisen, kann über eine Spatenprobe erfolgen. Wenn im Sommer nach dem Reihenschluss der Rüben auf einer Fläche größere Welkenester auftreten, die beispielsweise nicht durch Bodenunterschiede zu erklären sind, kann man hier mehrere Rüben mit möglichst viel Wurzelwerk ausgraben. Bei Nematodenbefall sind an den Feinwurzeln kleine, rund 1 bis 2 mm große weiße Kügelchen zu erkennen. Bei diesen Kügelchen, auch Zysten genannt, handelt es sich um befruchtete Nematoden- 1500 1750 weibchen, die bis zu 300 Eier/Larven enthalten können. Genauer und sicherer ist eine gezielte Bodenprobe, die nach der Rübenernte aus möglichen Befallsnestern gezogen wird. Ist keine gezielte Bodenprobe möglich, müssen von der gesamten Fläche Mischproben genommen werden. Damit auch die Nematodennester erfasst werden, muss eine hohe Zahl an Einzeleinstichen (ca. 100 je ha) gegeben sein. Zum Zeitpunkt der Bodenprobenahme darf sich weiterhin keine Wirtspflanze des Nematoden (etwa Winterraps) auf der Parzelle im Anbau befinden. Günstige Zeitpunkte liegen nach der Zuckerrübenoder Getreideernte bis ins Frühjahr (Schossstadium des Getreides) hinein. Nachteilig ist der hohe Zeitund Arbeitsbedarf für die Probenahme. ➜ 10 / 2016 29 Befall mit Nematoden lässt sich an kleinen, weißen Kügelchen an der Wurzel erkennen: Bei den 1 bis 2 mm großen Zysten handelt es sich um befruchtete Nematodenweibchen, die bis zu 300 Eier/Larven enthalten können. Um den Zeitaufwand zu verringern, kann auch eine Probenahme über die abgereinigte Rübenerde, die bei der Ernte nach der Feldrandlagerung an der Lademaus anfällt, erfolgen. Damit der Nematodenbesatz auch den Durchschnitt der Fläche widerspiegelt, müssen die Entnahmestellen der Mischprobe den gesamten Reinigungsbereich erfassen. Da das Probematerial sehr viel organische Masse enthält, die sich erhitzen kann, ist eine kühle Lagerung sowie ein möglichst schneller Transport zum Untersuchungslabor erforderlich. Bodenproben können beim Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW untersucht werden. Die entstehenden Untersuchungskosten je Probe belaufen sich dabei auf 46 € zuzüglich MwSt. Ölrettich und Senf helfen Liegt ein Nematodenbefall vor, kann auf verschiedene Weise reagiert werden. Der erste Weg zur Problemlösung liegt im Anbau Auf den Punkt gebracht • Auch in den westfälischen Rübenanbaugebieten beeinträchtigen Nematoden die Ertragsleistung der Zuckerrüben. • Anders als im Rheinland liegt aber kein flächendeckender Befall vor. • Es ist wichtig, in Zukunft mithilfe von Bodenproben Kenntnis über einen möglichen Befall zu erhalten. • Rübenzysten-Nematoden stellen heute dank resistenter und toleranter Sorten keine größere Gefahr mehr für den Rübenanbau dar. • Wichtig ist nur, dass die Gefahr erkannt wird, um anschließend richtig handeln zu können. 30 10 / 2016 von nematodenresistentem Ölrettich oder Senf im Zwischenfruchtanbau. Dabei sollte die Aussaat bis Ende Juli nach einer früh räumenden Hauptkultur (etwa Wintergerste) erfolgen, um ausreichende Wirkungsgrade bei der Nematodenbekämpfung zu erreichen. Weiterhin ist wichtig, dass die Zwischenfruchtaussaat mit der gleichen Sorgfalt erfolgt wie bei einer Hauptfrucht. Beachtet man diese grundlegenden Regeln, kann die Nematodenpopulation in der Ackerkrume um bis zu 70 % verringert werden. Die neuen Anforderungen, die an eine Zwischenfrucht im Rahmen des Greenings gestellt werden, stehen einer gezielten Nematodenbekämpfung entgegen. Vor allem die Forderung, mindestens zwei Arten auszusäen, wobei eine Art nicht über 60 % Samenanteil kommen darf, ist schwer umzusetzen. Selbst wenn der günstigste Fall, eine Mischung von resistentem Ölrettich und Senf, angenommen wird, sind durch die zwangsweise geringere Aussaatstärke und damit auch Pflanzendichte von Ölrettich ackerbauliche Nachteile vorbestimmt. Da nicht mehr 160 Ölrettichpflanzen, sondern nur noch knapp 100 Pflanzen je m2 stehen, kommt es zu einer deutlich stärkeren Rettichbildung, die kaum noch vor der Aussaat der Folgekultur Zuckerrübe zu beseitigen ist. Wie sich letztlich der gezielte Zwischenfruchtanbau zur Nematodenbekämpfung entwickeln wird, bleibt daher abzuwarten. Resistente Sorten Seit der Zulassung der ersten nematodenresistenten Zuckerrübensorte 1998 steht ein weiteres Bekämpfungsverfahren zur Verfügung, das den Nematodenbefall ähnlich wie Ölrettich oder Senf deutlich reduziert. Die nematodenresistenten Zuckerrübensorten liegen aber aktuell in Zuckergehalt und Zuckerausbeute noch Im Versuch erkennt man deutlich die Blattaufhellung und Wuchshemmung bei der Standardsorte in der Mitte, während links und rechts die nematodentoleranten Sorten noch keinerlei Beeinträchtigungen zeigen. unter dem Niveau der Standardsorten. Liegt kein Nematodenbefall vor, müssen genetisch bedingte Mindererträge von 5 bis 10 % hingenommen werden. Ein Anbau ist daher nur auf Befallsstandorten mit hohen Nematodendichten wirtschaftlich sinnvoll. Mit einer Befallsreduzierung von 60 bis 70 % sowie dem weiteren natürlichen Nematodenabbau im Zuge der Fruchtfolge unter Getreide, können resistente Sorten aber auch Standorte mit sehr hohen Besatzdichten (über 2500 Larven je 100 ml Boden) sanieren. Ein permanenter Anbau der resistenten Sorten ist weder aus pflanzenbaulichen (Resistenzbildung) noch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten erforderlich oder sinnvoll. Resistente Sorten und Hochleistungssorten sollten, wenn erforderlich, im Wechsel angebaut werden. Seit 2004 sind auch nematodentolerante Rübensorten zugelassen. Diese Sorten tolerieren den Nematodenbefall und stellen auch unter Befallsbedingungen hohe Erträge sicher. Eine direkte Bekämpfung des Schaderregers erfolgt jedoch nicht. Die Nematodenvermehrung wird aber gehemmt, sodass die Populationsdynamik deutlich geringer ausfällt. Deutlich kann das an dem Pf/Pi-Wert (Übersicht 3) abgelesen werden. Während die Standardsorte 2015 die Nematoden um das Vier- bis Fünffache vermehrt hat, verringerte die resistente Sorte den Befall um die Hälfte. Die toleranten Sorten nehmen mit einer bis zu zweifachen Vermehrungsrate eine Mittelstellung ein. Auch die Rübenerträge der toleranten Sorten bewegen sich mittlerweile auf höchstem Niveau. Zudem wurden bei den neu zugelassenen Sorten auch Zuckergehalt und Saftreinheit deutlich verbessert, sodass sie das Leistungsniveau von Hochleistungssorten voll erreichen. Die züchterische Leistung muss aber über höhere Saatgutkosten bezahlt werden. Da der Anbau (bis auf die höheren Saatgutkosten) mit keinen weiteren negativen Faktoren belastet ist, lohnt die Aussaat dieser Sorten auch schon bei latenten Befallsbedingungen von 200 bis 300 Larven je 100 ml Boden. Christian Heinrichs, Landwirtschaftskammer NRW Sorten fürs Frühjahr Zur bevorstehenden Frühjahrsaussaat stehen bei Sommergerste und -weizen bewährte und neue Sorten aus der regionalen Vermehrung in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen zur Verfügung. Darauf weist der Saatbauverband West e. V. hin. Folgende Sorten werden empfohlen: ■ Sommerfuttergerste wird regional unter anderem in Nordrhein-Westfalen angebaut, es stehen die Sorten Britney, Milford, Salome und Vespa in der Empfehlung und zur Verfügung. ■ Sommerweizen hat zwar keinen großen Anbauumfang, ist aber für zahlreiche Betriebe fruchtfolgebedingt eine wichtige Kultur, nicht nur in Auswinterungsjahren. Aus der regionalen Vermehrung stehen bewährte und auch neue Sorten zur Verfügung, etwa Cornetto, KWS Scirocco, Tybalt und Quintus. Wegen der geringen Vermehrungsflächen sollte Z-Saatgut rechtzeitig geordert werden. ■ Auch für den Haferanbau ist ausreichend Z-Saatgut verfügbar, etwa für die regional empfohlenen Sorten Flocke, Ivory, Max, Poseidon und Symphony. Der Markt für Sommergetreidesaatgut hat sich zwangsläufig den verminderten Konsumgetreideflächen angepasst und ist in einigen Segmenten sogar zur Nischenvermehrung geworden. Aber bekanntermaßen haben auch oder gerade Marktnischen ihre wirtschaftliche Berechtigung, so der Saatbau■ verband West.
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