Frühjahrsbestellung Rüben - Landwirtschaftliches Wochenblatt

INHALT
Die Zuckerrübe
bedarfsgerecht düngen . . . . . 22
Foto: Petercord
Frühjahrsschlitz für Rüben . . 26
Nematoden auch
in Westfalen? . . . . . . . . . . . . . 28
Die Zuckerrübe bedarfsgerecht düngen
Rekorderträge im Zuckerrübenanbau lassen über den bisherigen Nährstoffeinsatz nachdenken.
Ziel ist die optimale Versorgung der Rübe mit allen Nährstoffen, wobei der Stickstoff im Mittelpunkt
steht. Doch es gilt: Eine zu hohe Düngung wirkt sich nachteilig aus.
D
ie Zielgröße beim Anbau
von Zuckerrüben ist nicht
der Rübenertrag, sondern
der Bereinigte Zuckerertrag. Der
Bereinigte Zuckerertrag errechnet
sich aus dem Zuckergehalt abzüglich der Melassebildner Kalium,
Natrium und vor allem Amino-N
und stellt den Gehalt an tatsächlich gewinnbarem Zucker dar.
Durch eine erhöhte Zufuhr von
Stickstoff lassen sich durchaus
noch höhere Rübenerträge erzielen. Gleichzeitig sinkt aber der Zuckergehalt und der Gehalt an Amino-N steigt deutlich an. Dies hat
zur Konsequenz, dass bei erhöhter
Stickstoffdüngung der Bereinigte
Zuckerertrag sinkt. Zu erklären ist
dies durch ein verstärktes Blattwachstum verursacht durch ein
hohes Stickstoffangebot. Die Blätter konkurrieren aber mit der Rübe
um die Assimilate, wodurch weniger Zucker in den Rübenkörper
eingelagert wird.
Sparsam mit Stickstoff
Bei der Düngebedarfsermittlung
nach der Nmin-Methode ist der
N-Sollwert die Ausgangsbasis für
eine schlagbezogene Berechnung
des bedarfsgerechten Stickstoffeinsatzes. Ausgehend vom N-Sollwert wird der Nmin-Bodenvorrat
im März aus 0 bis 90 cm Bodentiefe abgezogen. Abgeleitet aus zahl-
22
10 / 2016
reichen Versuchen ergibt sich für
NRW ein mittlerer N-Sollwert
nach Bereinigter Marktleistung
von 180 kg N/ha. Die Übersicht 1
zeigt die Vorgehensweise bei der
Ermittlung des Stickstoffdüngebedarfs der Zuckerrübe und verdeutlicht dies durch ein Beispiel. Der
N-Sollwert beinhaltet bereits die
mittlere Stickstoffnachlieferung
während der Vegetation. Um das
standortspezifische
Stickstoffnachlieferungspotenzial zu berücksichtigen, wird der N-Sollwert
in Abhängigkeit von Bodenart,
Viehbesatz und Zwischenfruchtentwicklung korrigiert. Auf humusarmen Sandböden und umsetzungsträgen, kalten Ton- oder tonigen Lehmböden wird der
Sollwert um 20 kg N/ha erhöht. Bei
regelmäßiger Zufuhr von organi-
1 N-Sollwert richtig bestimmen
Stickstoffbedarfsermittlung zu Zuckerrüben nach N-Sollwertsystem
Sollwert für Zuckerrüben (abzüglich des Nmin-Wertes
Mitte März in 0–90 cm Bodentiefe
Sollwertkorrektur (standortbezogen)
• nach Bodeneigenschaften
– humusarme, leichte Sandböden (S)
– kalte, umsetzungsträge Böden (utL, tL, T)
• nach Viehbesatz
– je GV/ha (entspricht einer Zufuhr von 80 kg/ha N)
• nach Zwischenfrucht
– ohne Zwischenfrucht
– guter Aufwuchs
– sehr guter Aufwuchs
180 kg/ha N
Korrekturwert (kg/ha N)
+20
+20
–16
0
–20
–40
Die Summe der Zu-/Abschläge sollte 40 kg/ha N nicht übersteigen!
Beispiel: Zuckerrüben auf sandigem Lehm (sL) und 1,0 GV/ha
Sollwert
+ Zuschlag für Standort
– Abschlag für Viehbesatz
– Abschlag für Zwischenfrucht
= korrigierter Sollwert
– Nmin-Wert
= Düngebedarf
180
+0
–16
–20
144
–35
109
schen Düngern steigt das Stickstoffnachlieferungsvermögen des
Bodens. Dies spiegelt sich zum
einen in höheren Nmin-Frühjahrswerten wider, zum anderen wird
dies über einen Abzug vom N-Sollwert in Höhe von 16 kg N/ha je
80 kg Gesamt-N/ha, die regelmäßig
über organische Dünger zugeführt
werden, berücksichtigt. Ein weiterer Korrekturfaktor ist der Zwischenfruchtanbau. Stand vor der
Zuckerrübe eine Zwischenfrucht
mit normaler Entwicklung, so sind
vom Sollwert 20 kg N/ha abzuziehen. Bei besonders gut entwickelten Beständen erhöht sich der Abzug auf 40 kg N/ha.
Nmin-Wert nutzen
Der aktuelle Nmin-Wert muss gemäß Düngeverordnung für jeden
Schlag bzw. jede Bewirtschaftungseinheit ermittelt werden. Dies kann
über eigene Analysen oder über die
Nmin-Richtwerte, die im Wochenblatt veröffentlicht werden, erfolgen. Bei Einsatz von organischen
Düngern ist immer eine eigene Bodenuntersuchung zu empfehlen.
Über www.nmin.de kann eine konkrete N-Düngeempfehlung unter
Berücksichtigung des Nmin-Richtwertes oder des eigenen Analyseergebnisses errechnet werden.
Die neue Düngeverordnung ist
noch nicht rechtskräftig. Klar ist je-
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
Zuckerrübe werden immer häufiger Gülle oder Gärreste aus
Biogasanlagen eingesetzt. Bei einer verlustarmen Ausbringung im
Frühjahr, das heißt, möglichst bodennah bei kühler bedeckter Witterung mit umgehender Einarbeitung in den Boden, kann der darin
enthaltene Ammonium-Stickstoff
voll angerechnet werden. Für eine
gezielte Düngung hat es sich bewährt, den Gehalt an Ammonium-Stickstoff unmittelbar vor der
Ausbringung mittels Schnellbestimmung (etwa Quantofixgerät)
zu ermitteln. Schwieriger zu kalkulieren ist der anrechenbare
Stickstoff aus im Herbst ausge-
Fotos: Agrarfoto.com
doch, dass es detaillierte Vorgaben
zur
Stickstoff-Düngebedarfsermittlung geben wird. Festgelegt
werden bundesweit einheitliche
Stickstoffbedarfswerte, die mit
den jetzigen N-Sollwerten vergleichbar sind. Bei nachweislich
höheren Erträgen wird eine Erhöhung des kulturspezifischen Stickstoffbedarfswertes zulässig sein.
Vorgesehen ist auch die Berücksichtigung von Zu- und Abschlägen vom Stickstoffbedarfswert.
Hierzu zählen der Nmin-Wert im
Boden, die N-Nachlieferung aus
dem Boden und aus der vorjährigen organischen Düngung sowie
die N-Wirkung aus der Vorfrucht.
Derzeit ist nicht davon auszugehen, dass sich beim Stickstoffeinsatz zur Zuckerrübe wesentliche
Änderungen ergeben.
FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN
Sparsam mit Gülle
Die Zuckerrübe ist wegen ihrer
langen Vegetationszeit in der Lage,
den im Boden vorliegenden Stickstoff gut zu nutzen. Das Gleiche
gilt für die zur Zuckerrübe ausgebrachten organischen Dünger. Zur
Zuckerrüben sollten mit Stickstoff nur sparsam gedüngt werden. Sonst steigt
der Amino-N-Gehalt und die ausbeutbare Zuckermenge sinkt.
brachten organischen Düngern.
Zwischenfrüchte sind in der Lage,
den Stickstoff im Herbst weitestgehend aufzunehmen und zu konservieren. Je nachdem, wann die Zwischenfruchtbestände
absterben
und wie die Winterwitterung verläuft, wird relativ frühzeitig wieder Stickstoff freigesetzt. Im Frühjahr kann dann kaum noch differenziert werden, wie viel dieses
Stickstoffes bereits im Nmin-Wert
enthalten ist bzw. welche Stickstoffmenge darüber hinaus aus der
Zwischenfruchtmasse an Nachlieferung zu erwarten ist. Hier kann
nur mit pauschalen Faustzahlen
gerechnet werden. Deshalb ist
dringend zu empfehlen, die organische Düngung bedarfsgerecht im
Frühjahr durchzuführen.
Durch die lange Vegetationsdauer
ist die Rübe in der Lage auch einen
Teil des organisch gebundenen
Stickstoffs zu nutzen. Dieser Anteil ist nicht konkret abschätzbar.
Deshalb sollten Wirtschaftsdünger
zur Zuckerrübe vorsichtshalber
knapp dosiert werden. Nur so kann
einer zu späten, mit Qualitätsrisiken verbundenen Stickstoffnach-
10 / 2016
23
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
2 Schwefeldüngung notwendig?
Abschätzung des Schwefeldüngebedarfs zu Zuckerrüben mithilfe ver-
schiedener Standortfaktoren
Einflussfaktoren
auf Schwefelverfügbarkeit
Schwefeldüngebedarf
wahrscheinlich
nicht wahrscheinlich
Mangelsymptome in Vorjahren
beobachtet
nicht beobachtet
Nmin-Wert
niedrig
hoch
Ertragsniveau des Standortes
hoch
niedrig
Organische Düngung
keine bzw. selten
regelmäßig
Humusgehalt des Bodens
niedrig
hoch
Bodenstruktur
Verdichtungen vorhanden gut durchwurzelbar
lieferung vorgebeugt werden. Die
Gülle- bzw. Gärrestgaben sollten
aus diesen Gründen auf rund 80
bis 100 kg Ammonium-N pro Hektar begrenzt werden.
pH-Wert richtig einstellen
Die Zuckerrübe hat einen hohen
Bedarf an Kalium und Phosphor.
Die K- und P-Gehalte von eingesetzten organischen Düngern können über die Fruchtfolge zu 100 %
angerechnet werden. Ein besonderes Augenmerk muss bei der Zuckerrübe auf die optimale
pH-Wert-Einstellung gelegt werden, da sie eine gute Bodenstruktur benötigt. Sie reagiert sehr empfindlich auf Bodenverdichtungen.
Insbesondere auf schluffreichen,
zur Verschlämmung neigenden
Böden können Starkniederschläge
nach der Saat vor dem Auflaufen
zu Verkrustungen führen, die Totalausfälle und Neusaaten nach
sich ziehen. Zentral ist hier die optimale pH-Wert-Einstellung. Kalk
fördert die Brückenbildung zwischen den Tonteilchen des Bodens
und somit die Krümelbildung. Dadurch wird einer Bodenverschlämmung entgegengewirkt.
Die Basis einer bedarfsgerechten
Grundnährstoffversorgung
einschließlich pH-Wert-Einstellung
ist eine Standard-Bodenuntersuchung möglichst alle drei Jahre
oder innerhalb der Fruchtfolgerotation.
Schwefelbedarf abschätzen
Schwefelmangel zeigt sich durch
Aufhellungen an den jüngsten
Blättern. Die Blattadern sind häufig heller als die Blattspreite. Zusätzlich zeigt sich eine Starrtracht
(Einrollen der Blätter nach oben)
ähnlich wie bei einem Stickstoffmangel. Ob ein Schwefeldüngebedarf auf rübenfähigen Standorten vorliegt, kann anhand verschiedener Faktoren abgeschätzt
werden (siehe Übersicht 2). Eine
Schwefeldüngung ist auf jeden
Fall angezeigt, wenn in der Vergangenheit
Mangelsymptome
eindeutig festgestellt wurden. Ein
24
10 / 2016
Schwefelbedarf ist wahrscheinlich bzw. möglich bei niedrigen
Nmin-Werten aufgrund hoher
Auswaschungsverluste,
weil
Schwefel im Boden wie Nitrat
verlagert wird. Bodenstrukturschäden, niedrige Humusgehalte
und fehlende regelmäßige organische Düngung machen einen
Schwefelbedarf
wahrscheinlicher.
Häufig wird beim Einsatz von Kalioder Phosphatdüngern Schwefel
mitausgebracht, sodass die benötigte Schwefelmenge von etwa
30 kg S/ha zur Verfügung steht.
Versuche belegen, dass eine Ausbringung der schwefelhaltigen Koder P-Dünger auf den besseren
Standorten den Schwefelbedarf
der folgenden Zuckerrübe deckt.
Auf leichten Böden muss über
Winter mit einer Verlagerung des
Schwefels gerechnet werden. Deshalb sollte in diesen Fällen ein
Kali-Dünger mit Schwefel im
Frühjahr oder schwefelhaltiger
Stickstoffdünger eingesetzt werden. Eine gezielte S-Blattdüngung
ist nur bei nachweislich hohem
Bedarf erforderlich.
Organische Dünger enthalten
ebenfalls Schwefel. Die Schwefeldüngewirkung im Jahr der Ausbringung wird jedoch häufig überschätzt. Der Schwefelgehalt entspricht rund 7 bis 10 % des
Gesamtstickstoffgehaltes
und
liegt zu 80 % in organisch gebundener Form vor, sodass nur
eine sehr geringe Düngewirkung
im Jahr der Ausbringung gegeben
ist. Bei langjährigem und regelmäßigem Einsatz organischer
Dünger erhöht sich das Nachlieferungsvermögen des Bodens für
Schwefel.
Die Rübe braucht Bor
Die Zuckerrübe gehört zu den
Bor-bedürftigen Kulturen. Für ihr
Wachstum benötigt sie 300 bis
400 g Bor/ha. Bor ist für zahlreiche
Stoffwechselvorgänge unentbehrlich. Steht der Pflanze nicht genügend Bor zur Verfügung, wird der
Stofftransport in den Leitungsbahnen gestört, was den Rüben- sowie
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN
Auf den Punkt gebracht
Zuckerrüben brauchen Bor. Besonders bei häufiger Sommertrockenheit sollte
eine vorbeugende Blattdüngung zum Reihenschluss eingeplant werden.
Zuckerertrag mindert. Bormangelpflanzen zeigen ein gestauchtes
Wachstum, an den Blattstielen treten Querrisse auf, die sich zunehmend dunkel färben und verkor-
ken. Die Herzblätter sind verformt
und werden schwarz. In fortgeschrittenem Stadium ist auch der
Rübenkörper betroffen. Als Folge
davon kann es zu zusätzlichen In-
• Zuckerrüben dürfen nicht zu
hoch mit Stickstoff gedüngt werden. Sonst sinkt der Bereinigte
Zuckerertrag.
• Ein mittlerer N-Sollwert von
180 kg N/ha reicht.
• Wirtschaftsdünger sollten zur
Zuckerrübe knapp dosiert werden. 80 bis 100 kg Ammonium-N pro Hektar aus Gülle bzw.
Gärresten sind die Grenze.
• Ein besonderes Augenmerk
muss
auf
die
optimale
pH-Wert-Einstellung gelegt werden, da die Rüben eine gute
Bodenstruktur benötigen.
• Eine ausreichende Versorgung mit Schwefel und Bor ist
ebenfalls wichtig.
fektionen mit pilzlichen Erregern
kommen, die zur Fäulnis des Rübenkörpers führen. Es entwickelt
sich die Herz- und Trockenfäule
der Zuckerrübe.
Häufig ist im Boden genügend Bor
vorhanden. Eine Unterversorgung
ist in der Regel auf eine schlechte
Verfügbarkeit zurückzuführen. Die
Ursache einer Borfestlegung liegt
in einem nicht an den Standort angepassten zu hohen oder auch zu
niedrigen pH-Wert. Bormangel
tritt häufig auch bei Trockenheit
auf. Hohe Niederschläge können
zu einer Verlagerung von Bor im
Boden führen.
Die Bordüngung hat sich in den
vergangenen Jahren auf vielen
Standorten zu einer Standardmaßnahme entwickelt. Die zunehmende Häufigkeit an ausgeprägten
Phasen von Sommertrockenheit
spricht ebenfalls für einen vorbeugenden Boreinsatz. Hierbei sollten
über eine gegebenenfalls auch vorbeugende Blattdüngung etwa 300
bis 500 g Bor/ha zum Reihenschluss eingeplant werden. Bei
nachweislichem Bormangel sollte
die Menge erhöht und gegebenenfalls auf zwei Blattdüngungsgaben
verteilt werden. Hierfür stehen
zahlreiche Blattdünger zur Verfügung.
Birgit Apel,
Landwirtschaftskammer NRW
10 / 2016
25
FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN
Fotos: Dr. Schmittmann
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
Das Strip-Till-Gerät bewies in mehrjährigen Versuchen, dass es auf vielen verschiedenen Standorten einsetzbar ist.
Frühjahrsschlitz für Rüben
Beim Frühjahrsschlitz erfolgt die Bodenbearbeitung und Saat in einem
Bearbeitungsgang. Voraussetzung dafür ist ein geeignetes Strip-Till-Gerät.
Die Uni Bonn hat eins speziell für Rüben und schwere Böden entwickelt.
S
trip Till, gemeint ist hier die
Schlitzsaat und die streifenweise
Bodenbearbeitung,
wird in Nordamerika seit Langem
beim Anbau von Reihenkulturen
geschätzt. Es verbessert die Tragfähigkeit der Böden, reduziert
Bodenerosion und steigert die
Rentabilität, da Kraftstoff und Arbeitszeit eingespart werden.
Schlitzsaat-Verfahren
In Deutschland wird das Verfahren
oftmals im Maisanbau in Kombi-
nation mit der Gülle-Injektion angewendet. Auch bei Zuckerrüben
ist Strip-Till möglich.
Zwei Verfahren stehen zur Auswahl – der Herbstschlitz und der
Frühjahrsschlitz.
■ Bei dem Herbstschlitz wird der
Boden im Herbst in Streifen gelockert und im folgenden Frühjahr
werden die Rüben in diese Streifen
gesät. Um die Schlitze wiederzufinden, ist ein sehr genaues RTKGPS erforderlich.
Vorteil des Verfahrens ist, dass der
Boden abtrocknet und die Frostga-
1 Etwa gleiche Erträge
re genutzt werden kann. Nachteilig
ist jedoch, dass es nicht immer gelingt, die Schlitze bei der Saat genau zu treffen.
■ Der Frühjahrsschlitz zeichnet
sich dadurch aus, dass Bodenbearbeitung und Saat in einem Arbeitsgang erfolgen. Das spart Arbeitszeit und Kosten. Oftmals sind
die vorhandenen Strip-Till-Geräte
aber nicht auf die Bedürfnisse der
Zuckerrüben abgestimmt und haben einen sehr hohen Leistungsbedarf. Zudem soll sich der Frühjahrsschlitz, Pioniererfahrung zu-
120
Rübenertrag
Bestandesdichte
100
100
Rübenertrag (t/ha)
rel. Rübenertrag (%)
rel. Bestandesdichte (%)
Das Strip-Till-Gerät eignet sich sowohl für den Frühjahrsschlitz auf
leichten Böden als auch auf schweren, ertragreichen und schlecht erwärmbaren Böden. Es ließ sich an
allen Standorten universell und
funktionssicher einsetzen, sowohl
auf Getreidestoppeln, auf flach ge-
Das Schlitzsaatverfahren (ILT) der Universität Bonn, verglichen mit einem
betriebsüblichen Anbau am Standort Linnich (Kreis Düren) 2014
140
80
60
40
20
80
60
40
20
0
Kontrolle
26
Erfahrungswerte
2 Herbstschlitz liegt zurück
Rübenerträge und Bestandesdichten der Schlitzsaatversuche von 2012 bis
2014 am Standort Klein-Altendorf (bei Meckenheim)
120
folge, nur für leichte sandige
Standorte eignen.
Das Institut für Landtechnik (ILT)
der Universität Bonn hat daher ein
Schlitzsägerät für den Rübenanbau
entwickelt, das sich auch für den
Einsatz auf schweren Böden eignet. In dem Kasten auf der nächsten Seite ist das Bonner Schlitzsägerät mit den technischen Details abgebildet. Es wurde in
mehrjährigen Feldversuchen auf
vielen verschiedenen Standorten
getestet und so Erfahrungswerte
gewonnen.
10 / 2016
ILTSchlitz
im Senf
ILTSchlitz
Stoppeln
Kontrolle
ILTSchlitz
im Senf
ILTSchlitz
Stoppeln
0
betriebsüblich
Stoppeln
Herbstschlitz
Stoppeln
FJ-Schlitz ILT
Senf
betriebsüblich
Senf
Das Sechsreihige Schlitzsägerät für den Rübenanbau
Auf den Punkt gebracht
•
Die Universität Bonn entwickelte für den Zuckerrübenanbau ein Schlitzsägerät, das sich
auch für schwere Böden eignet.
• Die Kombination von Bodenbearbeitung und Aussaat spart
Arbeitsgänge ein.
• Ein 10 cm breiter Streifen
wird nur gelockert und nicht gemischt. Das Gerät ist daher
leichter und benötigt weniger
Hubkraft und Leistung.
• Das spart Kraftstoff und Arbeitszeit. Die Verfahrenskosten
sind im Vergleich zu herkömmlicher Technik geringer.
• Die geringere Bestandesdichte wird durch stärkere Einzelrüben ausgeglichen. Die Zuckergehalte und Erträge sind mit
anderen Verfahren vergleichbar.
grubberten Flächen als auch auf
gehäckseltem Senf. Arbeitstiefen
zwischen 15 und 25 cm sind möglich, eine Tiefe von 20 cm erwies
sich als optimal.
Durch eine entsprechende Einstellung der Hohlscheiben – Anstellwinkel und Abstand – werden die
Zuckerrüben auf 10 bis 12 cm breiten Bearbeitungsstreifen mit Arbeitsgeschwindigkeiten von bis zu
9 km/h ausgesät. Limitierender
Faktor ist hier lediglich die Ablagegenauigkeit des Sägeräts.
Dadurch, dass der Streifen nur gelockert und nicht gemischt wird,
fällt das Gerät von der Bauweise
her leichter aus und benötigt weniger Hubkraft und Leistung. Das
Strip-Till-Gerät spart Kraftstoff
und Arbeitszeit. Die Verfahrenskosten fallen im Vergleich zur herkömmlichen Technik geringer aus.
Auf sandigen (sL) und schluffigen
Die Räumsterne des Schlitzsägeräts (nicht in der Abbildung)
entfernen Pflanzenreste aus den
Bearbeitungsstreifen.
Gezackte
Schneidscheiben erzeugen einen
etwa 5 cm tiefen Schnitt, der das
Anstauen organischer Bestandteile
vor den Zinken verhindert und zudem eine Sollbruchstelle im Boden
erzeugt.
Schmale, angespitzte Zinken mit
leicht auf Griff stehenden Scharen
mit Arbeitstiefen von 15 bis 25 cm
brechen und heben den Boden an
und erzeugen einen nur minimalen
Erdaufwurf.
Für die exakte Tiefenführung sorgen hinter jedem Schar Profilräder mit breiter Auflage und einem
Profilwulst, der die spätere Ablageschicht für das Saatgut vorformt
und verfestigt. Eine feine Krümelung wird nachfolgend durch ein
parallelogrammgeführtes
Hohlscheibenpaar gewährleistet. Deren
versetzte Anordnung sorgt für Verstopfungsfreiheit im Strohmulch
oder auch bei der Saat in Zwischenfruchtresten. Der geringe
Scheibendurchmesser sorgt für
Lehmböden (uL) schafft die neue
Schlitzsätechnik in den schmalen
Streifen Wachstumsbedingungen
für die Rüben, die vergleichbar mit
denen des konventionellen Verfahrens sind. Bodenphysikalische
Untersuchungen zeigten, dass sich
Bodendichten, Aggregatgrößenund Porenvolumenverteilung ähneln.
Ein Nachteil des Frühjahrsschlitzes liegt darin, dass der Boden zwischen Bearbeitung und Aussaat
nicht abtrocknet und die Rüben
später auflaufen als bei der konventionellen Saat. Daher ist die
Wahl des richtigen Saattermins besonders wichtig.
Kulturführung, Pflanzenschutz
und Düngung sind mit herkömmlichen Verfahren identisch. Es soll-
hohe Drehgeschwindigkeiten und
eine entsprechend intensive Krümelwirkung. Der Anstellwinkel und
die Arbeitsbreite können stufenlos
auf 10 bis 20 cm eingestellt werden. Während die erste Scheibe
nur der Krümelung dient, wirft die
zweite Scheibe den Boden zurück
und ebnet ihn für die Saat.
Mit konventionellen Einzelkornsägeräten,
ausgestattet mit Mulchsaatausrüstung
Abstützen
Schneiden
Boden
Mulch
Schlitzen
anheben
lockern
und elektrischem Antrieb, erfolgt
abschließend die Aussaat. Um die
Saatgutablage in die vorgeformte
Profilrinne sicherzustellen und die
Länge des Gerätes zu reduzieren,
werden die einzelnen Aggregate
direkt hinter den Krümelscheiben
angebaut. Zur Rückverfestigung
haben sich Monoflexrollen im Gegensatz zu Fingerdruckrollen bewährt.
Die Maschine bietet die Option,
Unterfußdünger
auszubringen.
Hinter den etwa 2 cm breiten Zinken können dazu höhenverstellbare Einlegerohre angebracht
werden.
Verfestigen
führen
profilieren
Krümeln
Schneiden
Einebnen
Säen
Die Strip-Till-Technik ist kein PS-Fresser. 100 PS reichen für die Bodenbearbeitung und Aussaat in einem Arbeitsgang mit sechs Reihen aus.
te vorab mit Glyphosat behandelt
werden. Je nach Oberflächenstruktur des Bodens (Erdkluten) kann
der Unkrautbesatz eine Herbizidbehandlung mehr erfordern. Wie
bei Direktsaatverfahren bekannt,
sollte auch verstärkt auf Problemunkräuter geachtet werden.
Ähnliche Erträge
Zwar ist der Feldaufgang bei der
Schlitzsaat ungleichmäßiger als
bei den anderen Verfahren, ein
stärkeres Einzelrübenwachstum
gleicht die geringere Bestandesdichte aber wieder aus. Im Vergleich zur flächigen Bodenbearbeitung ist der Anteil beiniger Rüben bei der Schlitzsaat höher.
Bei vergleichbaren Zuckergehal-
ten wird das gleiche Ertragsniveau
erreicht. Das ergaben mehrjährige
Präzisionsversuche in Klein-Altendorf (bei Meckenheim), ein ertragsstarker Standort mit lehmigen
Schluff und 93 Bodenpunkten.
Hier wurde das Schlitzsägerät konventionellen (Pflug) und konservierenden Verfahren gegenübergestellt (Übersicht 1). Zudem verglich der Landwirtschaftliche
Informationsdienst Zuckerrübe
(LIZ) in den vergangenen zwei Jahren das Gerät mit betriebsüblichen
Verfahren und dem Herbstschlitz
an mehreren Standorten. Auch in
diesem Versuch wurden mit dem
Bonner Schlitzsägerät vergleichbare Erträge erzielt (Übersicht 2).
Dr. Oliver Schmittmann,
Universität Bonn
10 / 2016
27
FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
Nematoden auch in Westfalen?
kerer Nematodenbefall eingestellt.
Von einem latenten Nematodenbefall spricht man, wenn die Belastung mit Rübenzysten-Nematoden bis maximal 250 Eier/Larven
je 100 ml Boden beträgt.
Im Rheinland ist der Rübenzysten-Nematode Heterodera schachtii
bereits weitverbreitet. Ist er auch in dem Anbaugebiet der westfälischen
Zuckerfabriken von Bedeutung? Muss bereits gehandelt werden?
Fotos: Heinrichs
Welkeerscheinungen
Großes Welkenest in einem Zuckerrübenbestand, ausgelöst durch zystenbildende Rübennematoden (Heterodera schachtii). Bei so starkem Befall sind Ertragsverluste von bis zu 50 % vorprogrammiert.
D
ie neue marktwirtschaftliche Situation im Zuckerrübenanbau verstärkt den
Druck auf Ertrag und Leistung. Da
bei dem sich abzeichnenden Preisgefüge alle Ressourcen aufgedeckt
werden müssen, stellt sich die Fra-
ge: Können ähnlich wie im Rheinland Zystennematoden auch in
den westfälischen Anbauregionen
die Erträge negativ beeinflussen?
Rübenzysten-Nematoden (Heterodera schachtii) können in Nordrhein-Westfalen in allen intensi-
ven Rübenanbaugebieten auftreten. Je nach Fruchtfolgeanteil der
Rüben und dem Anbau weiterer
Wirtspflanzen hat sich auf vielen
Standorten mit langjährigem und
intensivem Zuckerrübenanbau ein
latenter und vereinzelt auch stär-
1 Mehrerträge mit resistenten und toleranten Sorten
Ertragsleistung nematodenresistenter bzw. -toleranter Zuckerrübensorten, Zusammenfassung von 39 Versuchsstandorten von 2011 bis 2015
Leistung der Standardsorte
Bereinigter Zuckerertrag
Jahr
t/ha
2011
12,6
2012
12,0
2013
11,0
2014
12,6
2015
12,2
125
Ber. Zuckerertrag in %
120
900
800
700
115
621
110
541
105
600
500
421
100
400
448
400
95
300
90
200
85
100
80
28
1000
2011 (7 Standorte)
2012 (9 Standorte)
2013 (9 Standorte)
2014 (6 Standorte)
2015 (8 Standorte)
Eier/Larven je 100 ml Boden
130
0
Standardsorte = 100 %
Kühn, toler.
Nemata, resistent
Kristallina KWS, toler.
Rianna, resistent
Brix, toler.
Hella, toler.
Kleist, toler.
Adrianna KWS, toler.
Finola KWS, toler.
Lisanna KWS toler.
BTS 440, toler.
Vasco, toler.
Daphna
Nematodenbelastung
10 / 2016
Selbst auf stärker befallenen Flächen entwickeln sich die Rüben
zunächst bei guter Nährstoff- und
Wasserversorgung ganz normal
und bis zum Bestandesschluss
ist nichts Nachteiliges festzustellen. Mit zunehmendem Wasserverbrauch im Sommer zeigen die
Rüben dann Welkeerscheinungen
und bleiben im Wachstum zunehmend zurück. Wie hoch letztlich
der Schaden ausfällt, hängt aber
nicht nur von der Höhe des Nematodenbefalls ab, sondern auch
von der Jahreswitterung. Je wärmer und trockener es ist, umso höher fallen die Verluste aus. Es ist
daher auch nicht verwunderlich,
dass die Nematoden bisher gerade in der wärmeren oft mit Sommertrockenheit gekennzeichneten rheinischen Anbauregion eine
große Rolle bei der Ertragsbildung
spielen. Je trockener der Sommer
und je weniger Wasser zur Verfügung steht, desto deutlicher die
Wuchsdepressionen.
Tolerante Sorten
Vor allem im südlichen Rheinland ist daher seit Jahren der Anbau von nematodenresistenten
oder -toleranten Rübensorten ein
fester Baustein im Anbaumanagement. Auch die im Rheinland jährlich durchgeführten Untersuchungen von rund 300 bis 400 Bodenproben zeigten die Notwendigkeit
dieser Strategie. Fast alle Flächen
weisen einen mittleren Nematodenbefall (250 bis 500 Larven je
100 ml Boden) auf. Welche positive Wirkung das für den Rübenanbau im Rheinland brachte und immer noch bringt, ist an der langjährigen Ertrags- und Leistungsgrafik
der Versuche mit nematodentoleranten und -resistenten Sorten abzulesen (Übersicht 1).
Ergebnisse aus Westfalen
Die Frage stellt sich nun: Gilt die
Aussage auch für die westfälischen Anbaugebiete? Im Ertrag
liegen die Zuckerfabriken in Lage
und Warburg im Landesvergleich
immer noch an der Spitze. Was
allerdings auffällt: In den rheinischen Fabriken sind die Zuckererträge in den vergangenen fünf
Jahren stärker angestiegen und der
früher sehr deutliche Ertragsvorteil ist deutlich geschrumpft. Dies
FRÜHJAHRSBESTELLUNG RÜBEN
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
2 Lage: Der Ertragsvorsprung wird geringer
3 Resistente und tolerante Sorten im Vorteil
Ertragssteigerung der rheinisch-westfälischen Zuckerfabriken, (zehnjährige
Entwicklung, Pfeifer & Langen KG)
14,0
13,0
6,0
P&L Appeldorn
P&L Euskirchen
P&L Jülich
P&L Lage
Exponenziell (P&L Appeldorn)
5,5
Vermehrungsfaktor Pf/Pi-Wert
Bereinigter Zuckerertrag t/ha
15,0
12,0
11,0
10,0
5,0
4,5
4,0
Vermehrungsfaktor der
anfälligen Sorte
3,5
3,0
2,5
2,0
Vermehrungsfaktoren der
toleranten Sorten
1,5
1,0
9,0
8,0
Entwicklung der Nematodenpopulation 2015 (Pf/Pi-Wert) bei Anbau von
resistenten und toleranten Sorten
0,5
Trendlinien = Ø jährliche Ertragssteigerungen
2006
2007
2008
2009
zeigt Übersicht 2. Da es bei der Datenaufarbeitung zwischen den Unternehmen Pfeifer & Langen und
Südzucker AG Unterschiede gibt,
werden im Folgenden nur die Pfeifer & Langen-Fabriken betrachtet.
Dort stieg der Bereinigte Zuckerertrag im Fünfjahresschnitt 2011 bis
2015 im Vergleich zur vorhergehenden Periode 2006 bis 2010 in
den rheinischen Zuckerfabriken
um 2,1 bis 2,4 t/ha. In der westfälischen Fabrik in Lage betrug der
Zuwachs im gleichen Zeitraum
nur 1,8 t/ha.
Die Gründe für die Ertragsentwicklung sind mit Sicherheit sehr vielfältig und können nicht nur auf
einen möglichen Nematodenbefall zurückgeführt werden. Auch
die Datengrundlage über mögliche
Befallsstandorte reicht für eine solche Aussage in keiner Weise aus.
So kommen aus dem Bereich Lage
2010
2011
2012
0,0
2013
2014
2015
nur 84 Nematodenproben. 38 %
der Proben waren befallsfrei. Weitere 38 % lagen mit einem Nematodenbefall von unter 250 Larven
je 100 ml Boden unter der Schadschwelle. Die Untersuchungen zeigen aber auch, dass bei 24 % der
Nematodenbefall über der Schadschwelle liegt. Hier waren die Belastungen so hoch, dass bei dem
nächsten Rübenanbau auf diesen
Flächen Ertragsdepressionen nicht
auszuschließen sind, wenn kein
geeignetes
Nematodenmanagement (resistente/tolerante Zuckerrüben, nematodenresistente Zwischenfrüchte) betrieben wird.
Da bisher nur wenige Untersuchungen aus dem Anbaugebiet vorliegen, kann und darf die
Aussage zu möglichen Befallsflächen aus dem bisherigen Datenmaterial natürlich nicht hochgerechnet werden. Um eine höhere
0
Vermehrungsfaktor der
resistenten Sorte
250
500
750
1000
1250
Vorbefall = Nematodenbelastung E/L je 100 ml Boden
Sicherheit zu erhalten, liegt der
erste Schritt im Erfassen und Untersuchen der Zuckerrübenanbauflächen.
Verdachtsflächen beproben
Eine erste und recht einfache Methode, Rübenzysten-Nematoden
nachzuweisen, kann über eine
Spatenprobe erfolgen. Wenn im
Sommer nach dem Reihenschluss
der Rüben auf einer Fläche größere Welkenester auftreten, die beispielsweise nicht durch Bodenunterschiede zu erklären sind, kann
man hier mehrere Rüben mit möglichst viel Wurzelwerk ausgraben.
Bei Nematodenbefall sind an den
Feinwurzeln kleine, rund 1 bis
2 mm große weiße Kügelchen zu
erkennen. Bei diesen Kügelchen,
auch Zysten genannt, handelt es
sich um befruchtete Nematoden-
1500
1750
weibchen, die bis zu 300 Eier/Larven enthalten können.
Genauer und sicherer ist eine gezielte Bodenprobe, die nach der
Rübenernte aus möglichen Befallsnestern gezogen wird. Ist keine gezielte Bodenprobe möglich,
müssen von der gesamten Fläche
Mischproben genommen werden. Damit auch die Nematodennester erfasst werden, muss eine
hohe Zahl an Einzeleinstichen (ca.
100 je ha) gegeben sein. Zum Zeitpunkt der Bodenprobenahme darf
sich weiterhin keine Wirtspflanze des Nematoden (etwa Winterraps) auf der Parzelle im Anbau
befinden. Günstige Zeitpunkte liegen nach der Zuckerrübenoder Getreideernte bis ins Frühjahr
(Schossstadium des Getreides) hinein. Nachteilig ist der hohe Zeitund Arbeitsbedarf für die Probenahme.
➜
10 / 2016
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Befall mit Nematoden lässt sich an kleinen, weißen Kügelchen an der Wurzel
erkennen: Bei den 1 bis 2 mm großen Zysten handelt es sich um befruchtete
Nematodenweibchen, die bis zu 300 Eier/Larven enthalten können.
Um den Zeitaufwand zu verringern, kann auch eine Probenahme
über die abgereinigte Rübenerde,
die bei der Ernte nach der Feldrandlagerung an der Lademaus anfällt, erfolgen. Damit der Nematodenbesatz auch den Durchschnitt
der Fläche widerspiegelt, müssen
die Entnahmestellen der Mischprobe den gesamten Reinigungsbereich erfassen. Da das Probematerial sehr viel organische Masse
enthält, die sich erhitzen kann,
ist eine kühle Lagerung sowie ein
möglichst schneller Transport zum
Untersuchungslabor erforderlich.
Bodenproben können beim Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW untersucht
werden. Die entstehenden Untersuchungskosten je Probe belaufen sich dabei auf 46 € zuzüglich
MwSt.
Ölrettich und Senf helfen
Liegt ein Nematodenbefall vor,
kann auf verschiedene Weise reagiert werden. Der erste Weg zur
Problemlösung liegt im Anbau
Auf den Punkt gebracht
• Auch in den westfälischen
Rübenanbaugebieten beeinträchtigen Nematoden die Ertragsleistung der Zuckerrüben.
• Anders als im Rheinland liegt
aber kein flächendeckender Befall vor.
• Es ist wichtig, in Zukunft mithilfe von Bodenproben Kenntnis über einen möglichen Befall
zu erhalten.
• Rübenzysten-Nematoden
stellen heute dank resistenter
und toleranter Sorten keine größere Gefahr mehr für den Rübenanbau dar.
• Wichtig ist nur, dass die Gefahr erkannt wird, um anschließend richtig handeln zu können.
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10 / 2016
von nematodenresistentem Ölrettich oder Senf im Zwischenfruchtanbau. Dabei sollte die Aussaat bis Ende Juli nach einer früh
räumenden Hauptkultur (etwa
Wintergerste) erfolgen, um ausreichende Wirkungsgrade bei der
Nematodenbekämpfung zu erreichen. Weiterhin ist wichtig, dass
die Zwischenfruchtaussaat mit
der gleichen Sorgfalt erfolgt wie
bei einer Hauptfrucht. Beachtet
man diese grundlegenden Regeln,
kann die Nematodenpopulation in
der Ackerkrume um bis zu 70 %
verringert werden.
Die neuen Anforderungen, die an
eine Zwischenfrucht im Rahmen
des Greenings gestellt werden, stehen einer gezielten Nematodenbekämpfung entgegen. Vor allem
die Forderung, mindestens zwei
Arten auszusäen, wobei eine Art
nicht über 60 % Samenanteil kommen darf, ist schwer umzusetzen.
Selbst wenn der günstigste Fall,
eine Mischung von resistentem
Ölrettich und Senf, angenommen
wird, sind durch die zwangsweise
geringere Aussaatstärke und damit
auch Pflanzendichte von Ölrettich ackerbauliche Nachteile vorbestimmt. Da nicht mehr 160 Ölrettichpflanzen, sondern nur noch
knapp 100 Pflanzen je m2 stehen,
kommt es zu einer deutlich stärkeren Rettichbildung, die kaum
noch vor der Aussaat der Folgekultur Zuckerrübe zu beseitigen
ist. Wie sich letztlich der gezielte Zwischenfruchtanbau zur Nematodenbekämpfung entwickeln
wird, bleibt daher abzuwarten.
Resistente Sorten
Seit der Zulassung der ersten
nematodenresistenten Zuckerrübensorte 1998 steht ein weiteres
Bekämpfungsverfahren zur Verfügung, das den Nematodenbefall
ähnlich wie Ölrettich oder Senf
deutlich reduziert. Die nematodenresistenten Zuckerrübensorten liegen aber aktuell in Zuckergehalt und Zuckerausbeute noch
Im Versuch erkennt man deutlich die Blattaufhellung und Wuchshemmung bei
der Standardsorte in der Mitte, während links und rechts die nematodentoleranten Sorten noch keinerlei Beeinträchtigungen zeigen.
unter dem Niveau der Standardsorten. Liegt kein Nematodenbefall vor, müssen genetisch bedingte Mindererträge von 5 bis
10 % hingenommen werden. Ein
Anbau ist daher nur auf Befallsstandorten mit hohen Nematodendichten wirtschaftlich sinnvoll. Mit einer Befallsreduzierung
von 60 bis 70 % sowie dem weiteren natürlichen Nematodenabbau im Zuge der Fruchtfolge unter
Getreide, können resistente Sorten aber auch Standorte mit sehr
hohen Besatzdichten (über 2500
Larven je 100 ml Boden) sanieren. Ein permanenter Anbau der
resistenten Sorten ist weder aus
pflanzenbaulichen (Resistenzbildung) noch aus wirtschaftlichen
Gesichtspunkten
erforderlich
oder sinnvoll. Resistente Sorten
und Hochleistungssorten sollten,
wenn erforderlich, im Wechsel
angebaut werden.
Seit 2004 sind auch nematodentolerante Rübensorten zugelassen.
Diese Sorten tolerieren den Nematodenbefall und stellen auch unter
Befallsbedingungen hohe Erträge
sicher. Eine direkte Bekämpfung
des Schaderregers erfolgt jedoch
nicht. Die Nematodenvermehrung
wird aber gehemmt, sodass die Populationsdynamik deutlich geringer ausfällt. Deutlich kann das an
dem Pf/Pi-Wert (Übersicht 3) abgelesen werden. Während die Standardsorte 2015 die Nematoden um
das Vier- bis Fünffache vermehrt
hat, verringerte die resistente Sorte den Befall um die Hälfte. Die toleranten Sorten nehmen mit einer
bis zu zweifachen Vermehrungsrate eine Mittelstellung ein. Auch
die Rübenerträge der toleranten
Sorten bewegen sich mittlerweile
auf höchstem Niveau. Zudem wurden bei den neu zugelassenen Sorten auch Zuckergehalt und Saftreinheit deutlich verbessert, sodass sie das Leistungsniveau von
Hochleistungssorten voll erreichen. Die züchterische Leistung
muss aber über höhere Saatgutkosten bezahlt werden. Da der Anbau
(bis auf die höheren Saatgutkosten) mit keinen weiteren negativen Faktoren belastet ist, lohnt die
Aussaat dieser Sorten auch schon
bei latenten Befallsbedingungen
von 200 bis 300 Larven je 100 ml
Boden.
Christian Heinrichs,
Landwirtschaftskammer NRW
Sorten fürs
Frühjahr
Zur bevorstehenden Frühjahrsaussaat stehen bei Sommergerste und
-weizen bewährte und neue Sorten
aus der regionalen Vermehrung in
Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen zur Verfügung.
Darauf weist der Saatbauverband
West e. V. hin. Folgende Sorten
werden empfohlen:
■ Sommerfuttergerste wird regional
unter anderem in Nordrhein-Westfalen angebaut, es stehen die Sorten Britney, Milford, Salome und
Vespa in der Empfehlung und zur
Verfügung.
■ Sommerweizen hat zwar keinen
großen Anbauumfang, ist aber für
zahlreiche Betriebe fruchtfolgebedingt eine wichtige Kultur, nicht
nur in Auswinterungsjahren. Aus
der regionalen Vermehrung stehen bewährte und auch neue Sorten zur Verfügung, etwa Cornetto,
KWS Scirocco, Tybalt und Quintus. Wegen der geringen Vermehrungsflächen sollte Z-Saatgut
rechtzeitig geordert werden.
■ Auch für den Haferanbau ist ausreichend Z-Saatgut verfügbar, etwa
für die regional empfohlenen Sorten Flocke, Ivory, Max, Poseidon
und Symphony.
Der Markt für Sommergetreidesaatgut hat sich zwangsläufig den
verminderten Konsumgetreideflächen angepasst und ist in einigen
Segmenten sogar zur Nischenvermehrung geworden. Aber bekanntermaßen haben auch oder gerade
Marktnischen ihre wirtschaftliche Berechtigung, so der Saatbau■
verband West.