Jahresrückblick 2014 - Österreichische Berufsvereinigung für

JAHRESRÜCKBLICK 2014
AG TANZ IN SCHULEN
EINLEITUNG
AKTIVITÄTEN UND VERNETZUNG
ANHANG
Daniela-Katrin Strobl BA | Veronika Larsen MA
AG Tanz in Schulen | [email protected]
Berufsvereinigung für Zeitgenössische Tanzpädagogik
www.tanzpaedagogik.at
EINLEITUNG
Liebe Tanz-in-Schulen – Interessierte,
alljährlich schicken wir euch am Ende des Jahres einen Rückblick über
unsere Tätigkeiten, Erfolge und aktuelle Situationen.
Das Jahr 2014 galt vor allem den Vor- und Nachbereitungen des
Symposiums „Tanz in Schulen“ - das wir am 22. Februar gemeinsam
mit der Berufsvereinigung für Tanzpädagogik Österreich in der
Konservatorium Wien Privatuniversität organisierten. Das Symposium
war ein großer Erfolg – knapp 90 Interessierte haben die
themenbezogenen Vorträge angehört und an der anschließenden
Podiumsdiskussion teilgenommen.
Von Seiten der BAGME (BundesArbeitsGemeinschaft MusikErziehung)
wurden wir daraufhin als kooptiertes Mitglied in den Vorstand
aufgenommen.
Die AGMÖ (ArbeitsGemeinschaft MusikerziehungÖsterreich) hat das
Symposium mitfinanziert und in ihrer Zeitschrift „Musikerziehung JG
67/Heft 2“ darüber berichtet.
Wir konnten weiters in der Zeitung „GIFT 3/2014“ der IG Freie Theater
(siehe auch im Anhang) einen Artikel über den Status Quo von Tanz in
Schulen, unserer Arbeit und das Symposium publizieren.
Das Jahr stand somit also auch ganz im Sinne der
Sichtbarmachung/Verbreitung des Themas und der Förderung der
Diskussion darüber.
Leider sind auf Grund von Personalwechsel oder Personalabbau
vernetzter Institutionen, meist auf Grund von fehlenden oder
gestrichenen Geldern, einige Kontakte und Verbindungen „von oben“
unterbrochen worden – was wir sehr bedauern. Wir werden aber nicht
müde, die Kontakte wieder neu aufzubauen und die Vernetzung noch
auszuweiten.
Das Jahr 2015 wird jedoch das Jahr der Karenz. Während Veronika
Larsen mit Anfang Dezember in Mutterschutz ging wird Daniela-Katrin
Strobl sich ganz auf die praktische Arbeit u.a. im Bereich Tanz in
Schulen konzentrieren.
Wir werden mit neuen Ideen und Impulsen unsere Arbeit im Jahr 2016
fortsetzen.
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In Planung ist weiterhin unser Vorhaben eine Servicestelle zu gründen,
die sich um die Vernetzung von KünstlerInnen und Schulen bemüht
und um das Thema politisch nach außen zu tragen.
Ein weiteres Symposium ist ebenfalls geplant.
In Bezug auf die Debatte rund um ein Lehramt für Tanzpädagogik sind
Elisabeth Hillinger und Nikolaus Selimov in Kontakt.
Wir wünschen nun allen Interessierten fröhliche Feiertage und ein
gutes und erfolgreiches Jahr 2015.
Herzlichst,
Veronika Larsen und Daniela-Katrin Strobl
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AKTIVITÄTEN UND VERNETZUNG
SYMPOSIUM „TANZ IN SCHULEN“ - 22.2.2014
SYMPOSIUMSBERICHT
KOOPTIERTES VORSTANDSMITGLIED DER BAGME
BEITRITT AGMÖ
SZENE BUNTE WÄHNE – INTERNATIONALE
GESPRÄCHSRUNDE TANZ IN SCHULEN
ARTIKEL IG FREIE THEATER
LEHRAMT TANZPÄDAGOGIK – NEUESTER STAND
NEUE FACHGRUPPENKOORDINATORIN DES
MUSIKSCHULMANAGEMENT NÖ
KOMU - TREFFEN
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SYMPOSIUM „TANZ IN SCHULEN“ - 22.2.2014
Am 22. Februar 2014 hat die AG Tanz in Schulen gemeinsam mit
der Österreichischen Berufsvereinigung für Tanzpädagogik zum
Symposium “Tanz in Schulen” in der Konservatorium Wien
Privatuniversität eingeladen. Der Nachmittag war mit knapp 90
Personen sehr gut besucht und zeigt damit wie aktuell die
Thematik derzeit ist.
Die Referierenden haben einen spannenden Diskussionsstoff
geliefert, der in der anschließenden Podiumsdiskussion heiß
diskutiert wurde.
Die Moderation erfolgte durch die AG Tanz in Schulen: DanielaKatrin Strobl, B.A. und Veronika Larsen, M.A.
Referierende waren neben Kristin Grünauer (ehem.
Fachgruppenkoordinatorin Tanz des MSM NÖ), Aurelia Staub
(Choreographin, Tanzpädagogin; derzeit Tanzvermittlung am
Festspielhaus St.Pölten) und Elisabeth Hillinger, M.A., B.A.
(Musik- und Tanzpädagogin, Tanzpädagogin; Lehrende MS
Wien) auch Dir. Mag. Dr. Hubert Pöll (Vize-Präsident der AGMÖ,
Dir. MS Krems, Lehrbeauftragter mdw).
Zu der abschließenden Podiumsdiskussion wurden Univ.-Prof.
Nikolaus Selimov (KWPU), Mag. Gerhard Hofbauer (BAGME), Dr.
Martin Sigmund (ZSK|BMUKK), Mag. Dr. Astrid Weger-Purkhart
(Musisches Gymnasium Salzburg, Mozarteum Salzburg), Mag.
Alexandra Degenhardt- Zach (Dissertantin Mozarteum Salzburg)
und Lena Setzwein (Tanzbus) eingeladen.
SYMPOSIUMSBERICHT
Der ausführliche Symposiumsbericht wurde bereits an alle
Interessierten ausgesendet und ist im Anhang des
Jahresrückblicks zu finden. Die AGMÖ hat den Artikel in ihrer
Zeitschrift „Musikerziehung JG 67/Heft 2“ publiziert – allerdings
versehentlich unter einem falschen Namen - dies wird im
nächsten Heft berichtigt werden.
KOOPTIERTES VORSTANDSMITGLIED DER BAGME
Der Vorstand der BundesArbeitsGemeinschaft MusikErziehung vertreten durch Mag. Gerhard Hofbauer - lud die AG Tanz in
Schulen beim Symposium ein, als kooptiertes Vorstandsmitglied
der BAGME beizutreten und dadurch den Bereich Tanz im
Pflichtschulbereich kompetent zu vertreten und bei Diskussionen
sowie bei konzeptionellen Maßnahmen der BAGME einzubringen.
Diese Möglichkeit, sich in den Musikpädagogischen Bereich
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fachlich einbringen zu können, nahmen wir gerne an - vor allem
da die Gründung einer BAG Tanz nicht vom Bund gefördert wird.
Veronika Larsen nahm bei der 5. Bundestagung der BAGME im
April 2014 in Zeillern/Amstetten teil, welche dem Thema
„Lehrkompetenz und Unterrichtsqualität in Musik“ gewidmet war.
Eine Arbeitsgruppe - moderiert durch Veronika Larsen beschäftigte sich mit dem Thema: „Tanz in Schulen –
Verflechtung bewegungs- und musikdidaktischer Kompetenzen“,
bei welcher sich sehr rasch deutlich machte, dass das
Verständnis von Tanzvermittlung generationsspezifisch sehr
unterschiedlich ist - von ausschließlich Kreistänzen, über
Klatsch- und Bewegungsspiele zur Auflockerung der Stunde bis
zu Cheerleader-Choreographien. Weshalb der wichtigste
Standpunkt, der eingenommen werden musste jener war, dass
es um Zeitgenössischen Tanz, dass es um Zeitgenössische
Vermittlung von Tanz geht, dass Tanz eine eigenständige
Kunstform ist, die weder den Zweck der Auflockerung noch der
Gemeinschaftsbildung in erster Linie anstrebt, sondern genauso
wie die Musik, mit Parameter der Kunst arbeitet und das
gestalterische Selbst der Kinder/Jugendlichen fördern will.
Weiters wurde von Seiten der AG durch Veronika Larsen ein
Antrag an die Bundesversammlung der BAGME gestellt, der
einstimmig angenommen wurde und gemeinsam mit weiteren
Anträgen aus dem musikpädagogischen Bereich ans Ministerium
gestellt wurde: Tanz und Bewegung als „Zentrales
Handlungsfeld“ im Kompetenzkatalog Musikerziehung:
- Tanz und Bewegung ist im Kompetenzkatalog Musikerziehung
als „Zentrales Handlungsfeld“ ausgewiesen. Entsprechende
Kompetenz in diesen Belangen zählt demnach zu den
grundsätzlichen Erfordernissen für alle MusikerzieherInnen.
- In der LehrerInnenausbildung und -Fortbildung ist dafür ein
professionell qualifiziertes Lehrpersonal erforderlich.
- Für die qualitätsvolle Umsetzung des Bereiches Tanz und
Bewegung im Unterricht Musikerziehung sind konkrete
Fortbildungsmaßnahmen und –angebote für Lehrerinnen und
Lehrer notwendig.
Bei der Vorstandsitzung im Juni 2014 in Salzburg wurde
Mag.Gerhard Hofbauer von der Funktion des
Vorstandsvorsitzenden der BAGME seitens des BMBF frühzeitig
entlassen mit der Begründung, dass keine pensionierten
Personen in Bundesfunktionen akzeptiert werden. Ein
interimistisches Koordinationsteam wurde gewählt. Neue
website: bag-musik.at
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BEITRITT AGMÖ
Wie bereits im letzten Jahresrückblick erwähnt ist Daniela-Katrin
Strobl als Vertreterin für die AG Tanz in Schulen bereits 2013
der AGMÖ beigetreten. Eine Kooperation in Bezug auf das
Symposium Tanz in Schulen ist geglückt und die AGMÖ hat das
Symposium dankenswerterweise mitfinanziert. Der VizePräsident der AGMÖ Dir.Mag.Dr. Hubert Pöll referierte außerdem
zum Thema „Bildungskompetenzen und Qualitätssicherung für
Tanz im Schulsystem“.
SZENE BUNTE WÄHNE – INTERNATIONALE GESPRÄCHSRUNDE
TANZ IN SCHULEN
Im Rahmen des Szene Bunte Wähne Festivals in Wien im
Februar/März 2014 wurden Veronika Larsen und Daniela-Katrin
Strobl am 3. März als Vertreterinnen von „Tanz in Schulen in
Österreich“ zur „Internationalen Gesprächsrunde Tanz in
Schulen“ ins WUK eingeladen.
Diskutiert wurden folgende Fragen:
„Die Vermittlung von Tanz in Schulen gewinnt zunehmend an
Bedeutung, nicht zuletzt durch die steigende Anzahl an
Studiengängen im Bereich der Tanzpädagogik und die Gründung
zahlreicher Arbeitsgruppen zum Thema, unter anderem auch in
Österreich. Offene Fragen, die im Rahmen der Gesprächsrunde
diskutiert werden können und sollen sind unter anderem: Welche
Inhalte werden vermittelt? Wer sind die Vermittler_innen?
Welche Maßnahmen zur Qualitätssicherung sind nötig um das
Niveau der Vermittlung hoch zu halten? Was erwarten
Pädagog_innen und Schüler_innen von Tanzvermittlung?“
Die Diskussion war interessant und kontrovers. Sie zeigte vor
allem wie viel im Bereich Tanz in Schulen in Österreich noch zu
tun ist im europäischen Vergleich – sowohl was die politische
Präsenz und die auch damit verbundene Förderung betrifft, als
auch was Qualitätsansprüche und Qualitätsstandards betrifft.
ARTIKEL GIFT – ZEITSCHRIFT FÜR FREIES THEATER
Die IG Freie Theater bringt viermal im Jahr ihre „GIFT - Zeitung
für Freies Theater“ raus. Im Heft 3/2014 hatten wir die
Möglichkeit einen Artikel zum Thema „Tanz in Schulen –
Qualitätssicherung in der Tanzpädagogik“ zu verfassen. Ein
Exemplar der Zeitung ist über die IG Freie Theater
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(Gumpendorferstraße 63B, 1060 Wien) erwerbbar. Im Anhang
oder auf der website einzusehen:
http://www.freietheater.at/?page=service&subpage=gift
LEHRAMT TANZPÄDAGOGIK – NEUESTER STAND
Die Diplomstudien „Lehramt“ wurden an der Uni Wien und mdw
ab dem WS 2014/15 auf das Bachelor- und Mastersystem
umgestellt. Durch diese Umstellung ist es auf struktureller Ebene
möglich die Studiengänge „Zeitgenössische Tanzpädagogik“ (an
der Konservatorium Wien Privatuniversität) und die
Lehramtsstudien der mdw/Uni Wien besser miteinander zu
vergleichen, bzw. die „Zeitgenössische Tanzpädagogik“ in seiner
Struktur an das BA-Lehramt-Studium anzupassen. !Die genaue
Struktur von den BA-bzw. MA-Studien ist jedoch noch vage und
in der Anfangsphase und damit teilweise noch gar nicht existent,
sodass der Aufbau und das Angleichen des Lehramts für
TanzpädagogInnen noch nicht möglich ist.!Elisabeth Hillinger,
M.A., B.A. und Nikolaus Selimov (Leiter der Abteilung Tanz an
der KWPU Wien) bleiben jedoch in Kontakt und bemühen sich
weiterhin um die Umsetzung.
NEUE FACHGRUPPENKOORDINATORIN DES
MUSIKSCHULMANAGEMENT NÖ
Veronika Larsen, M.A. ist seit September 2014 zur neuen
Fachgruppenkoordinatorin des MSM NÖ. Ihre Ziele/Aufgaben
sind es, einerseits für die Musikschulen Niederösterreich
Qualitätsstandards für Tanzunterricht zu erhalten und weiter zu
etablieren - durch Fortbildungsmöglichkeiten, Erweiterung des
Tanzunterrichts an Musikschulen, bestmögliche Umsetzung des
Lehrplans für Tanz uvm. Andererseits ist der Blick auf die
anderen Bundesländer, in denen noch keine Tanzvermittlung an
Musikschulen stattfindet ein wesentlicher - durch die
Zusammenarbeit und Vernetzung mit den
Fachgruppenkoordinatorinnen für Tanz von Oberösterreich und
Wien soll die Vorbildwirkung dieser Bundesländer
Ausgangspunkt für einen bundesweiten Ausbau des
Fächerangebots für Tanz an den Musikschulen sein.
KOMU - TREFFEN
Anfang November 2014 fand in Innsbruck das
Bundesfachgruppentreffen der KOMU (Konferenz Musikschulen
Österreich) statt mit den Themen: „Anforderungsprofil
Musikschullehrende im 21. Jhd.“ und „Kompetenzorientiertes
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Lernen - neue Reifeprüfung In strumentalunterricht gegenseitige Anerkennung der Bildungsleistung“. Für den
Fachbereich Tanz - der vertreten war durch drei
Fachgruppenkoordinatorinnen (W, OÖ, NÖ) und zwei
Tanzpädagoginnen (Vlbg., Szb./Tirol) - galt es bei dieser Tagung
wiederum der Frage nach dem Stellenwert von Tanz im
Bewusstsein der Musikpädagogischen Arbeit nachzugehen und
weitere Bestrebungen zur Verbesserung der bundesweiten
Anerkennung von Tanz als Bildungsbereich in den Musikschulen
zu diskutieren und planen. Eine neue Bundessprecherin wurde
gewählt: Isolde Setka (OÖ) vertritt den Tanz hin zu den KOMUDeligierten.
ANHANG
BERICHT SYMPOSIUM TANZ IN SCHULEN
ARTIKEL IN DER GIFT 3|2014 DER IG FREIE THEATER
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Symposiumsbericht
TANZ IN SCHULEN | 22.2.2014
KONS.podium | KWPU
Daniela-Katrin Strobl + Veronika Larsen | AG Tanz in Schulen
Die AG Tanz in Schulen lud am 22. Februar 2014 in Kooperation mit der
Österreichischen Berufsvereinigung für Tanzpädagogik zum Symposium "Tanz in
Schulen" ein.
Der themenreiche Nachmittag fand im KONS.podium der Konservatorium Wien
Privatuniversität statt, das mit etwa 90 Teilnehmenden voll ausgelastet war.
Das große Interesse der BesucherInnen zeigte, wie aktuell und wichtig die Thematik
derzeit ist, gerade in Bezug auf sämtliche Reformen und Diskussionen über die
Pfichtschule und den Stellenwert von Kultureller Bildung.
© Christoph Varga
Nach den begrüßenden Worten von Eva-Maria Kraft (Obfrau der Österreichischen
Berufsvereinigung für Tanzpädagogik), gaben Veronika Larsen und Daniela-Katrin Strobl
(Gründerinnen der AG Tanz in Schulen) einen Überblick über die derzeitige Situation von
>Tanz in Schulen< in Österreich und berichteten über die bisherigen Bemühungen der
AG Tanz in Schulen.
1
Der Status Quo der Tanzvermittlung in Österreich kann mit drei Bereichen umrissen
werden:
- Best Practice Beispiele (BG3 Salzburg – Tanzmatura; Hegelgasse – Polyästhetischer
Zweig maturierbar; BRG Wels - Tanzschwerpunkt, BORG St. Johann in Tirol Schulversuch Tanz und Musical)
- Musikschulen – Österreichweit große Unterschiede (siehe Referat von K. Grünauer
weiter unten)
- Einzelprojekte an Schulen (gefördert durch u.a. KulturKontakt Austria)
Ein klares bildungspolitisches Statement wurde zum Thema Qualitätssicherung gefällt:
„Zu allererst müsste von den Verantwortlichen von Schulen (Politik!) erkannt
werden, welches besondere persönlichkeits- und gemeinschaftsbildende
Potenzial dieser körperlich fundierten Kunstform zugrunde liegt!“
In Österreich besteht die Notwendigkeit, eine Koordinationsstelle für Tanzvermittlung,
nach dem Vorbild des fünfjährigen Tanzplan Deutschland, einzurichten.
Um Qualitätsstandards der Zeitgenössischen Tanzpädagogik zu etablieren und die
Nachhaltigkeit von Tanz als Kulturelle Bildung zu fördern ist es von großer Dringlichkeit
die verschiedenen Formate - in denen Tanz vermittelt wird - personell, inhaltlich und
strukturell zu fördern.
Auf personeller und inhaltlicher Ebene ist die Thematik Tanzvermittlung janusköpfg zu
betrachten - pädagogische Kompetenzen und künstlerische Kompetenzen müssen
durch eine fundierte Ausbildung gegeben sein. Die strukturelle Förderung von
Tanzvermittlung muss seitens des Bundes ermöglicht werden, denn ohne dessen
politische Entscheidung ist eine nachhaltige Etablierung von Tanz als kulturelle Bildung
nicht umsetzbar.
© Christoph Varga
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„Musikschulen sind Orte der Begegnung und der Auseinandersetzung mit allen
Künsten.“ So steht es im gesamtösterreichischen Lehrplan für Musikschulen, so beginnt
Kristin Grünauer (ehemalige Fachgruppensprecherin für Tanz im Niederösterreichischen
Musikschulwerk) ihr Impulsreferat.
Anhand einer statistischen Erhebung, die sie 2012 im Rahmen der KOMU (Konferenz
Österreichischer Musikschulen) erstellt hat, erläutert sie die Situation von Tanz an
Österreichischen Musikschulen.
Die Ausbildung an Musikschulen wird grundsätzlich als Vorbereitung für eine
professionelle Ausbildung verstanden. Österreichweit gibt es 406 Musikschulen, davon
bieten 148 (also 35%) das Fach Tanz an. Eine einheitliche bundesweite Regelung gibt
es dabei nicht (weder in Bezug auf das Angebot, noch in Bezug auf Lehrpläne).
So wird in den Bundesländern Kärnten und Burgenland Tanz überhaupt nicht
angeboten, in Oberösterreich hingegen in 65 von den insgesamt 68 Musikschulen.
Nicht alle Bundesländer sehen also die Notwendigkeit, Tanzunterricht an Musikschulen
zu integrieren, nicht überall wird ein Lehrplan erarbeitet, nicht alle Bundesländer
entsenden FachgruppenvertreterInnen für Tanz zu den Treffen der KOMU.
Gesetzlich vorgeschriebene Standards gibt es nach wie vor nicht. Das
Musikschulwesen liegt ganz in den Händen der Bundesländer bzw. der Gemeinden.
Dass die Nachfrage jedoch da ist, zeigen auch erste Kooperationen von Musikschulen
und Regelschulen im Bereich Tanz. Dabei stellt sich jedoch die Frage welche Kriterien
erfüllt sein müssen, um als qualifzierte Tanzpädagogin zu gelten. Solch ein
Kriterienkatalog wurde bisher nicht entwickelt, was dringend notwendig wäre, um eine
Sicherstellung der qualitativen Vermittlung zu gewährleisten.
© Christoph Varga
„Ein Spagat ist doch kein Kunststück“ war der Titel des Referats von Aurelia
Staub(Tanzpädagogin, Choreographin), in dem sie Tanz als zu vermittelnde Kunstform
genauer unter die Lupe nahm.
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In ihrem Vortrag stellte sie eine Kategorisierung von Tanz vor, in der sehr klar wird,
welche unterschiedlichen Ziele und Ideologien den verschiedenen Disziplinen zugrunde
liegen.
- Tanz als sportliche Disziplin (Wettkampf)
- Tanz als Konsumgut (Videoclipdance)
- Tanz als soziale Dimension (Community Dance, Volkstanz)
- Tanz als kulturelle Erfahrung (Historische Tänze)
- Tanz als Kunstform (künstlerischer Schaffensprozess)
Ihr Plädoyer an den Zeitgenössischen Tanz verdeutlichte einerseits welchen hohen
Zielen zur Persönlichkeitsentwicklung Tanz als Kunstform begegnen kann und
andererseits welchen strukturellen Schwierigkeiten Tanzschaffende in Österreich
entgegentreten müssen, sodass lediglich ein „Oberfächen schüren“ in der Vermittlung
von Tanz ermöglicht wird. Ihre jahrzehntelangen Bemühungen um die Umsetzung von
nachhaltigen Vermittlungsformaten zeigen wie sehr eine politische Strategie zur
Förderung von Tanz als Kunstform notwendig wäre, um mit den Entwicklungen anderer
europäischer Länder in Zukunft mithalten zu können.
© Christoph Varga
Elisabeth Hillinger machte in ihrem Referat konkrete Umsetzungsvorschläge, wie ein
Lehramt für die Tanzpädagogik aussehen kann. Derzeit gibt es an 3 Universitäten
(Mozarteum Salzburg, Anton Bruckner Privatuniversität Linz, Konservatorium Wien
Privatuniversität) ein Bachelor- bzw. Masterstudium für Tanzpädagogik (bzw. Musik-und
Tanzpädagogik) zu absolvieren. Dieser Abschluss befähigt zum Unterricht an
öffentlichen Musikschulen oder im Privatschulbereich, jedoch nicht um an Regelschulen
unterrichten zu können. An Regelschulen werden immer wieder Sonderverträge erstellt,
jedoch sind die Lohn-Konditionen dafür wesentlicher schlechter als für PädagogInnen
mit Lehramtsabschluss.
4
In dem von ihr erarbeiteten Modell geht sie von den ECTS Punkten derzeitiger
Lehramtsstudien aus und verglich diese mit dem Bachelorstudium „Zeitgenössische
Tanzpädagogik“ an der KWPU. Sie zeigte dabei mehrere Lösungsvorschläge auf, wie
das für ein tanzpädagogisches Lehramt aussehen könnte und verweist dabei auch auf
andere künstlerische Lehramtsstudien, die mit der Hauptuniversität Wien kooperieren.
Letztendlich steht einem Lehramt für Tanzpädagogik nichts im Wege – die gesetzliche
und universitäre Umsetzung hängt vor allem von formalen Richtlinien ab.
© Christoph Varga
Hubert Pöll (Vizepräsident AGMÖ) ging als letzter Vortragender auf das derzeitige
Kompetenzmodell für Musikerziehung ein, in welchem Tanz&Bewegung als eine der drei
Handlungsfelder von Musikerziehung dargestellt ist. Diesem stellte er >Anforderungen
an eineN TanzpädagogIn< gegenüber. Er bezieht sich dabei auf das von der AGMÖ
herausgegebene Kompetenzmodell für Musikerziehung, sowie auf den Leitfaden für
Tanz in Schulen des Bundesverbands Tanz in Schulen Deutschland.
Hubert Pöll unternahm in seinem Vortrag die Unterscheidung zwischen Pfichtschule
und Musikschule, die mit unterschiedlichen Bildungsaufträgen agieren. Der
Pfichtschulbereich soll seiner Annahme nach lediglich zur allgemeinen
Wissensvermittlung dienen. Den Angeboten der Musikschulen obliege die vertiefende
Auseinandersetzung mit den Kunstformen.
Dem muss im Nachhinein unsererseits entgegengehalten werden, dass einzig in den
Pfichtschulen Kindern jeglichen sozialen Umfelds, jeglicher Herkunft und jeglichen
Geschlechts begegnet werden kann. Zur allgemeinen Wissensvermittlung gehört
Kulturelle Bildung ganz wesentlich dazu. Die Kunstform Tanz muss hier ebenso
professionell angeboten, wie andere Kunstformen und kann nicht von
MusikpädagogInnen angeboten werden.
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Zur abschließenden Podiumsdiskussion wurden neben Dr.Martin Sigmund und
Prof.Gerhard Hofbauer aus dem Bereich der Politik, Dr.Mag. Astrid Weger-Purkhard
stellvertretend für Schulen und Prof.Nikolaus Selimov stellvertretend für Universitäten
eingeladen. Zum Thema Forschung kam Mag.Alexandra Degenhardt-Zach und als
freischaffende Tanzpädagogin Lena Setzwein zur Podiumsdiskussion.
© Christoph Varga
Über die Diskussion lässt sich zusammenfassend sagen, dass die Ziele der AG Tanz in
Schulen – d.h. Qualitätssicherung: strukturell, inhaltlich, personell - die Anliegen aller
GesprächspartnerInnen verbinden.
Auf die Frage nach der politischen Strategie um Tanz als Teil Kultureller Bildung zu
etablieren verweist Martin Sigmund (Leiter des Bundeszentrum für schulische
Kulturarbeit) auf die derzeitig sehr schlechten Rahmenbedingungen im
Österreichischen Schulsystem. Er sieht die Integration von Tanz in der Schule eher in
bestehenden Unterrichtsgegenständen (Musik- oder Sporterziehung). Ebenso verweist
er auf die Möglichkeit Tanz im Bereich des Gesundheitswesens zu verankern.
Nikolaus Selimov (Leiter der Tanzabteilung KWPU) stellt fest, dass es in Österreich leider
bei Tanz immer noch nicht um eine gleichwertig anerkannte Kunstform geht.
Er sieht Chancen in der Kooperation von Musikschulen mit Pfichtschulen, wie z.B. im
Rahmen des Projekts ELEMU, in dem ausgebildete Lehrende ihr Fachgebiet (bspw.
TanzpädagogInnen) über einen mehrjährigen Zeitraum an Schulen unterrichten.
Die Möglichkeit, die Gerhard Hofbauer (Vorstandsvorsitzender der BAGME) bietet,
indem er (respektive der BAGME Vorstand) die AG Tanz in Schulen einlädt als
kooptiertes Mitglied der BAGME beizutreten, ist ein wichtiger Schritt dahingehend, dass
im Bereich der Musikerziehung die Fachkompetenzen von Tanz eingebracht und
6
diskutiert werden können.
Im Bezug auf die Forschung berichtet Alexandra Degenhardt-Zach, dass sie im Bereich
der Tanzpädagogischen Forschung Pionierarbeit leistet, und sie sich derzeit auf
Musikpädagogische Forschung stützen muss.
Auch Nikolaus Selimov ist sich der Wichtigkeit der tanzpädagogischen Forschung
bewusst und hat sich dies als Ziel für die nächsten Jahre der Tanzabteilung KWPU
gesetzt.
Ebenso sieht er Handlungsbedarf in Bezug auf das Lehramt Tanzpädagogik und ist
bemüht an einer Umsetzung dessen zu arbeiten.
Astrid Weger-Purkhard begrüßt dies, da ihr Best-Practice Beispiel BRG3 Salzburg mit
Tanzmatura nur möglich ist, da sie ein Team von TanzpädagogInnen hat, die zuvor eine
Lehramtsausbildung in einem anderen Fach absolviert haben.
Lena Setzwein weist auf die Dringlichkeit einer Koordinationsstelle in Österreich hin.
Sie hat durch ihre Tanzprojekte an Schulen in Deutschland die dortige Situation
kennengelernt und berichtet, dass es seit dem Tanzplan (2005-2010) in fast jedem
Bundesland eine eigene Koordinationsstelle gibt, die Tanzschaffende und Schulen berät,
betreut, koordiniert und auf qualitative Vermittlung achtet.
© Christoph Varga
Die von Veronika Larsen und Daniela-Katrin Strobl moderierte Diskussion zeigt die
Diversität der Thematik auf. Klar ist jedoch, dass um im europäischen Vergleich
mithalten zu können weitere Entwicklungsschritte notwendig sind um den Stellenwert
von Tanz als eigenständige Kunstform zu erhöhen.
Die AG Tanz in Schulen ist darum bemüht die Diskussion am Laufen zu halten und wird
weiterhin um politische Unterstützung kämpfen.
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Tanz in Schulen
Qualitätssicherung in der Tanzpädagogik
Daniela-Katrin Strobl und Veronika Larsen
Podiumsdiskussion beim Symposium Tanz in Schulen am Konservatorium Wien,
22.2.2014 © Christoph Varga
Österreich im europäischen Vergleich
In vielen europäischen Nachbarländern (allen voran Deutsch­
land, Belgien, Niederlande) gehört Tanz bereits zum festen
Bestandteil Kultureller Bildung – das Potential, das in die­
ser Kunstsparte und im Bereich der Vermittlung liegt, wurde
spätestens seit Royston Maldoom und dem Film Rhythm Is
it!1 klar. In Deutschland wurde daraufhin ein fünfjähriger
Tanzplan entwickelt und vom Bund mit 12,5 Mio Euro finan­
ziert2. Ziel sollte es sein, Qualität zu sichern, Forschung zu
betreiben und Koordinationsstellen aufzubauen, die zwischen
Schulen und Tanzschaffenden vermitteln. Das Vorhaben ist
gelungen – zeitgenössischer Tanz ist im Bereich der Bildung
ein etablierter und selbstverständlicher Bestandteil gewor­
den. Tanz hat sich dort sowohl in den festen Stundenplänen
einen Platz erobert, als auch in Form von Projekttagen und
Projektwochen.
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gift 03/2014
Österreich hat hier noch viel Nachholbedarf. Unter Tanzver­
mittlung wird immer noch das Ausprobieren von Walzer­
schritten im Rahmen des Musikunterrichts oder Cheerleading
im Sportunterricht verstanden.
2012 sollte zwar eine Bundesarbeitsgemeinschaft für
Tanz in Schulen (solche vom Bund finanzierten AGs gibt es
für sämtliche Schulfächer) gegründet werden, es blieb jedoch
bei einer Tagung für wahllos zusammengewürfelte Interes­
sierte, denen erklärt wurde, dass es nun doch kein Budget
dafür gibt. Das Zentrum für schulische Kulturarbeit (ZSK)
wurde dann im Dezember 2012 von der bmukk Stabsstelle
kreativität kultur schule (kks) beauftragt eine weitere Tagung
zu veranstalten. Trotz reger Teilnahme und Interesse blieb es
von Seiten des Bundes jedoch auch dabei.
Die einzige bundesfinanzierte Institution, die sich um
Tanzvermittlung an Schulen bemüht ist KulturKontaktAustria,
die im Rahmen ihrer „Dialogveranstaltungen“ Initiativpro­
Unter Tanzvermittlung wird immer noch das Ausprobieren von Walzerschritten
im Musikunterricht oder Cheerleading im Sportunterricht verstanden.
jekte fördert. Die Ressourcen, um aktiv zwischen Schule und
Tanzschaffenden zu vermitteln, um Qualität zu sichern oder
Projekte zu dokumentieren, sind begrenzt und oft vom En­
gagement des Personals abhängig.
Qualitätssicherung ist jedoch gerade bei einem unge­
schützten Beruf wie „Tanzpädagog_in“ von enormer Wich­
tigkeit, da derzeit prinzipiell jede_r Projekte an Schulen ma­
chen kann. Ein Qualitätsmerkmal könnte die universitäre
Ausbildung sein – ein Blick in gängige Tanzschulen zeigt je­
doch eine andere Realität. Es gibt immer mehr WochenendAusbildungen zum Theaterpädagogen / zur Tanzpädagogin.
Das mag im kommerziellen Bereich seine Berechtigung ha­
ben, wenn es um Tanz an Schulen geht, sowie um Tanz als
Kulturelle Bildung hat die österreichische Politik jedoch die
Aufgabe, sich mit der Kunstsparte ernsthaft auseinander zu
setzen. Sie würde im Zuge dessen bald merken, dass notwen­
dige Qualifikationen für eine künstlerisch sowie pädagogisch
fundierte Tanzvermittlung nicht in wenigen Wochenenden
erworben werden kann.
(Selbst-, Organisationskompetenz) von den Unterrichtenden
gefordert werden.3
Weder Musikpädagog_innen (deren Ausbildung max.
2 Semesterwochenstunden Tanz&Bewegung enthält) noch
Sportpädagog_innen sind ausreichend qualifiziert, um Tanz
als Kunstform zu unterrichten. Sofern die bestehenden Struk­
turen, in denen Tanz angeboten werden kann (bspw. im Mu­
sikunterricht, Musikschulen) sich um die Einbindung von
Tanz bemühen, bleibt unser Fokus auf der Etablierung von
Qualitätsstandards.
Am 22. Februar 2014 organisierten wir das Symposi­
um Tanz in Schulen an der Konservatorium Wien Privatuni­
versität. Die Veranstaltung zeigte ein breites Interesse sowie
den hohen Aufklärungsbedarf in Bezug auf zeitgenössische
Tanzvermittlung. Die Ergebnisse wurden beim round table
talk – Tanz in Schulen mit anderen europäischen Vertreter_in­
nen im Rahmen des Szene Bunte Wähne Festivals diskutieren.
Dabei wurde klar, dass Österreich derzeit da steht, wo sich
Deutschland vor 10 Jahren befand.
Die AG Tanz in Schulen
Symposium Tanz in Schulen – Ergebnisse der Podiumsdiskussion
Wir gründeten und leiten seit 2012 die AG Tanz in Schulen,
die in die Österreichische Berufsvereinigung für Tanzpäda­
gogik eingegliedert ist. Das Ziel ist, eine Koordinationsstelle
aufzubauen, die sich für Forschung im Bereich der Tanzpä­
dagogik einsetzt und Qualität im Bereich der Vermittlung
und Umsetzung von Tanzprojekten an Schulen gewährlei­
stet. Die AG bemüht sich um einen aktiven Diskurs und um
die Vernetzung von und mit bildungsnahen, kulturellen und
universitären Institutionen. Dabei geht es nicht um die Ein­
führung eines neuen Faches „Tanz“, sondern darum, dass
Tanz in der Vermittlung seinen gleichberechtigten Stellen­
wert neben Musik, Schauspiel und bildender Kunst erlangt.
Außerdem soll Tanz nicht verkürzt – als Bewegungsausgleich
– sondern als Kunstform verstanden und vermittelt werden.
Daher müssen auch Vermittlungskompetenzen (pädagogisch,
didaktisch, methodisch), Fachkompetenzen (tanzpraktisch,
-künstlerisch, -theoretisch) sowie überfachliche Kompetenzen
Nach den Impulsreferaten von Aurelia Staub (Tanzpädagogin,
Choreographin), Kristin Grünauer (ehem. Fachgruppenkoor­
dinatorin Tanz im MSM NÖ), Elisabeth Hillinger (Musik- und
Tanzpädagogin) und Hubert Pöll (Vizepräsident AGMÖ) kam
es zu einer Diskussion, über die sich zusammenfassend sagen
lässt, dass die Anliegen der AG Tanz in Schulen – d. h. Quali­
tätssicherung: strukturell, inhaltlich, personell zu etablieren –
bei allen Gesprächspartner_innen durchaus auf Zustimmung
stößt. Die Bereitschaft, in dafür notwendige Mittel zu inve­
stieren, liegt von Seiten des Bundes jedoch noch fern.
Auf die Frage nach der politischen Strategie, um Tanz
als Teil Kultureller Bildung zu etablieren, verweist Martin Sig­
mund (Leiter des ZSK | BMBF) auf die derzeit sehr schlech­
ten Rahmenbedingungen im österreichischen Schulsystem. Er
sieht die Integration von Tanz in der Schule eher in bestehen­
den Unterrichtsgegenständen (Musik- oder Sporterziehung).
diskurs
55
© Christoph Varga
Ebenso verweist er auf die Möglichkeit, Tanz im Bereich des
Gesundheitswesens zu verankern.
Nikolaus Selimov (Leiter der Tanzabteilung Konserva­
torium Wien) stellt fest, dass es in Österreich leider bei Tanz
immer noch nicht um eine gleichwertig anerkannte Kunst­
form geht. Er sieht Chancen in der Kooperation von Musik­
schulen mit Pflichtschulen, wie z. B. im Rahmen des Pro­
jekts ELEMU4, in dem ausgebildete Lehrende ihr Fachgebiet
über einen mehrjährigen Zeitraum an Schulen unterrichten.
Ebenso sieht er Handlungsbedarf in Bezug auf ein Lehramt
Tanzpädagogik und ist bemüht an einer Umsetzung dessen zu
arbeiten. Hierbei wird die Wichtigkeit der tanzpädagogischen
Forschung deutlich, in welcher derzeit Pionierarbeit geleistet
werden muss.
Die Möglichkeit, die Gerhard Hofbauer (Vorstandsvor­
sitzender der BAGME, Bundesarbeitsgemeinschaft Musik­
erziehung) bietet, indem er die AG Tanz in Schulen einlädt,
als kooptiertes Mitglied dem BAGME-Vorstand beizutreten,
ist ein wichtiger Schritt dahingehend, dass im Bereich der
Musikerziehung die Fachkompetenzen von Tanz eingebracht
und diskutiert werden können. Im „Kompetenzmodell für
Musikerziehung“5 ist Tanz ein Drittel der zu vermittelnden
Kompetenzen. Man ist sich einerseits bewusst, dass man hier
nur Halbwissen vermitteln kann, da in der ME-Ausbildung
solche Kompetenzen nicht vermittelt werden, andererseits
argumentiert man, es gehe nur darum ein paar Walzerschritte
oder Line-dance zu erlernen. Liest man sich das Kompetenz­
modell jedoch durch, ist das widersprüchlich.
Fazit – Was ist zu tun?
In Österreich besteht die Notwendigkeit, eine Koordinations­
stelle für Tanzvermittlung, nach dem Vorbild des fünfjährigen
Tanzplan Deutschland, einzurichten. Um Qualitätsstandards
der zeitgenössischen Tanzpädagogik zu etablieren und die
Nachhaltigkeit von Tanz als Kulturelle Bildung zu fördern,
ist es von großer Dringlichkeit, die verschiedenen Formate,
in denen Tanz vermittelt wird (Initiativprojekte, Kooperation
Musikschule / Schule u. a.), personell, inhaltlich und struk­
turell zu fördern.
Auf personeller und inhaltlicher Ebene ist die Thematik
Tanzvermittlung janusköpfig zu betrachten – pädagogische
Kompetenzen und künstlerische Kompetenzen müssen durch
eine fundierte Ausbildung gegeben sein. Die strukturelle För­
derung von Tanzvermittlung muss seitens des Bundes ermög­
licht werden, denn ohne dessen politische Entscheidung ist
eine nachhaltige Etablierung von Tanz als Teil Kultureller
Bildung nicht umsetzbar.||
Rhythm Is It!, T. Grube und E.S. Lansch, 2004
www.tanzplan-deutschland.de/plan.php
3
Vgl. BV Tanz in Schulen Deutschland: Handlungskompetenzen von
Tanz-in-Schulen
4
www.wien.gv.at/bildung/schulen/musikschule/unterrichtsfaecher/
elemu.html
5
www.agmoe.at
1
2
www.tanzpaedagogik.at
Daniela-Katrin Strobl
Veronika Larsen
ist freischaffende Tanzpädagogin und Choreografin. Sie gründete
und leitet die AG-Tanz in Schulen gemeinsam mit Veronika Larsen
und ist im Vorstand der Österreichischen Berufsvereinigung für Tanzpädagogik.
ist Musik- und Tanzpädagogin sowie zertifizierte Atem-Tonus-Ton®
Pädagogin, leitet gemeinsam mit Daniela-Katrin Strobl die AG-Tanz
in Schulen und ist kooptiertes Vorstandsmitglied der BAGME.
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gift 03/2014