Bericht aus Brüssel

14.3.2016
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Bericht aus Brüssel
von Constanze Krehl, MdEP | Ausgabe 03/2016
Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Freundinnen und Freunde,
immer wieder diskutieren die europäischen Staats‐ und Regierungschefinnen und ‐
chefs und immer wieder einigen sie sich auf Maßnahmen, die sie nicht einhalten.
Wenn es so weitergeht, gehört unser grenzfreier Schengenraum bald der
Vergangenheit an. Im luxemburgischen Schengen hatten zahlreiche EU‐Staaten
1985 die Abschaffung stationärer Grenzkontrollen vereinbart. Die Rückkehr zu
nationaler Abschottung wäre eine verheerende Antwort auf die großen
Herausforderungen der EU. Sie würde Europa um Jahrzehnte zurückwerfen.
Auch der EU‐Türkei‐Gipfel sollte Lösungen bringen – wieder einmal. Wo die Türkei
an Syrien grenzt, hat sich die Bevölkerung in einigen Regionen fast verdoppelt,
die Infrastruktur des Landes ist zunehmend überlastet. Die Zusammenarbeit
zwischen der EU und der Türkei ist deshalb dringend erforderlich. Dabei darf aber
keinesfalls ignoriert werden, wie die dortige Regierung Menschenrechte
missachtet, Kurden bekämpft und Journalistinnen und Journalisten verfolgt.
Deshalb kann die EU mit der Türkei zurzeit nur ein "kaltes Abkommen" schließen
und keinen Deal unter Freunden anstreben.
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Aber auch innerhalb der Union droht die Spaltung. Nur wenn alle Länder der EU
endlich zusammenrücken und im gegenseitigen Vertrauen die Verantwortung für
Versäumnisse übernehmen, kann der Krise etwas entgegengesetzt werden. Dafür
aber müssen wir uns in Europa endlich als Einheit begreifen. Denn die Zukunft
eines Europas, wie wir es in den letzten Jahrzehnten aufgebaut haben, geht nur
gemeinsam.
Viele Grüße
Eure Constanze Krehl
"Pledge for Parity": Internationaler Frauentag
2016
Jedes Jahr am 8. März findet der Internationale Frauentag statt. Zahlreiche
Organisationen weltweit führen an diesem Tag Veranstaltungen, Demonstrationen und
Kampagnen durch, die auf die immer noch existierende Missstände im Bereich der
Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam machen sollen. In allen gesellschaftlichen
Bereichen ‐ wirtschaftlich, politisch, kulturell und sozial ‐ erfahren Frauen überall auf
der Welt gravierende Nachteile und sind von Diskriminierung betroffen; das
Themenspektrum ist dabei leider äußerst vielfältig.
Unsere SPD‐Gruppe im Europäischen Parlament unterstützte mit einer Fotoaktion die
Kampagne HeForShe. Bei der Kampagne, die von UN Women initiiert wurde, sollen
besonders Männer angesprochen werden, damit diese sich klar für ein
gleichberechtigtes Verhältnis der Geschlechter positionieren.
Auch das Europäische Parlament hat sich diese Woche mit gleichstellungspolitischen
Themen auseinandergesetzt. Insbesondere die Situation weiblicher Geflüchteter stand
dabei im Fokus. Am Internationalen Frauentag stimmten wir Europaabgeordneten für
einen Bericht, der gezielt auf die Bedürfnisse von Frauen auf der Flucht eingeht.
Frauen und Kinder machen mittlerweile über die Hälfte der Geflüchteten in Europa aus.
Viele sind traumatisiert und haben sexuelle oder andere Formen von Gewalt erlebt.
Manche Frauen sind hochschwanger oder haben ein Neugeborenes bei sich. Diesen
besonderen Umständen müssen wir auch besondere Aufmerksamkeit widmen. Eine
angemessene Gesundheitsversorgung und psychologische Betreuung sind an dieser
Stelle extrem wichtig.
In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft nehmen speziell Frauen einiges auf sich.
Manche werden von Schleppern vergewaltigt oder misshandelt; andere sind gezwungen
ihren Körper für die nächste Etappe oder eine Schwimmweste zu verkaufen. Anstatt
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wegzuschauen müssen wir dieser Realität besonderes Augenmerk schenken.
Frauenrechte sind Menschenrechte und müssen von uns eingefordert und umgesetzt
werden.
In dem Bericht geht es deshalb vor allem um die Bekämpfung geschlechtsspezifischer
Gewalt, beginnend in den Heimatländern, über die Transitländer bis hin zu den
Zielländern. Auch die Forderung nach psychologischer Betreuung und der Kampf gegen
Schleuser, die die Notsituationen der Flüchtenden auf verabscheuungswürdige Art und
Weise ausnutzen, sind Inhalt des am Dienstag verabschiedeten Textes. Der Bericht soll
den Mitgliedsstaaten Empfehlungen für den Umgang mit weiblichen Geflüchteten
geben.
Nicht nur am Weltfrauentag, sondern an jedem Tag, müssen wir dafür kämpfen, dass
Männer und Frauen weltweit gleichberechtigt und partnerschaftlich zusammen leben
können!
Petra Köpping in Brüssel: Für eine starke
sächsische Zivilgesellschaft
Mehr Investitionen in politische Bildung und mehr Wertschätzung bürgerlichen
Engagements ‐ das waren die Kernbotschaften von Petra Köpping, der sächsischen
Integrationsministerin, bei ihrem Arbeitsbesuch Ende Februar in Brüssel. In der
Sitzung der SPD‐Europaabgeordneten berichtete die Staatsministerin über ihre
Arbeit im Kampf für Integration und gegen Rechtsextremismus. Sie nahm dabei
auch Bezug auf die jüngsten Ereignisse in Sachsen. Als Ursache für die
anhaltenden Angriffe auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte nannte sie auch
Fehler in der Politik der früheren CDU‐Landesregierung. Diese habe über viele
Jahre rechtsextreme Probleme ignoriert. Dies habe dazu geführt, dass bis heute
noch keine klare gesellschaftliche Distanzierung zu rechtsextremen Einstellungen
in Sachsen stattgefunden hat. Deswegen, so die Forderung der
Integrationsministerin, müsse jetzt umso schneller gehandelt werden, damit die
Integration Geflüchteter in Sachsen gelingen kann.
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Anlässlich des Arbeitsbesuchs der Integrationsministerin vermittelte ich ein
Gespräch mit der EU‐Kommissarin für Regionalpolitik Corina Creţu. Gegenstand
dieses Gesprächs war es, Wege zu erötern, wie EU‐Fördermittel besser vor Ort
besser genutzt werden können, um Städte und Kommunen zu entlasten. Dabei
betonte die Kommissarin, dass die EU‐Mittel flexibel für Integrationsmaßnahmen
eingesetzt werden können. Wir Sozialdemokratinnen und ‐demokraten sind
überzeugt: Die Hilfe vor Ort muss gerade jetzt unbürokratisch geschehen, damit
Städte und Kommunen die immense Integrationsarbeit bewältigen können.
Berichte aus dem Parlament
Antibiotika sind kein Mastfutter!
Am Donnerstag hat das Europäische Parlament einem Gesetzesentwurf zugestimmt, der
den vorsorglichen Einsatz von Antibiotika bei der Tierzucht verbietet. Kranke und
gesunde Tiere müssen demnach laut Verordnung voneinander getrennt gehalten
werden, um sie zielgerichtet behandeln zu können. So soll ausgeschlossen werden, dass
gesunde Tiere routinemäßig Antibiotika bekommen. Auch die Daten über verabreichte
Mengen müssen in Zukunft gesammelt werden, um einen besseren Überblick über die
europaweite Verwendung zu erhalten und um mögliche Antibiotikaresistenzen
frühzeitig zu erkennen. Die negativen Auswirkungen auf die Umwelt durch Rückstände
der Medikamente im Wasser und im Boden müssen ebenfalls gemeldet werden.
Als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten können wir nicht akzeptieren, dass die
Verabreichung starker Medikamente als ein Ausgleich für schlechte und nicht
artgerechte Tierhaltung dient. Der großflächige Einsatz von Antibiotika bei Tieren
beschleunigt die Entstehung weiterer multiresistenter Keime. Diese sind nicht für die
Tiere, sondern auch für uns Menschen gefährlich. Reserveantibiotika können die letzte
Rettung für Menschen sein, bei denen herkömmliche Medikamente nicht mehr
anschlagen. Es ist also höchste Zeit, dass der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung generell
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gesenkt wird. Mit dem neuen Gesetz schaffen wir dafür eine gute Grundlage.
Gesunde Ernährung ‐ auch in der Schulkantine
Mehr als zehn Prozent der Erstklässlerinnen und Erstklässler in der Bundesrepublik
gelten als übergewichtig. Da Kinder einen Großteil ihrer Zeit in der Schule verbringen,
müssen besonders dort gesunde Lebensmittel zur Verfügung stehen.
Die SPD‐Europaabgeordneten setzen sich deshalb schon lange dafür ein, dass in
Schulküchen vorzugsweise frische, saisonale und regionale Lebensmittel verwendet
werden und Süßungsmittel und künstliche Aromen vom Speiseplan verschwinden. Der
Druck der Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten hat an diesem Dienstag Wirkung
gezeigt. Mit großer Mehrheit hat das Europäische Parlament für die Zusammenführung
des Schulobst‐ und Schulmilchprogramms gestimmt.
Durch die Zusammenlegung können Schulen in Europa deshalb bald unbürokratischer
Geld aus den gesundheitsfördernden Programmen beantragen. Wir konnten
durchsetzen, dass das Budget für das neue Programm auf 250 Mio. Euro aufgestockt
wurde. Außerdem konnte sich das Europäische Parlament mehr Mitspracherecht für
zukünftige Verhandlungen in diesem Bereich sichern.
Damit mehr Schulkinder von dem neuen Gesetz profitieren können, müssen in
Deutschland die Bundesländer das neue EU‐Schulprogramm umsetzen. Das Gesetz gilt
ab dem 1. August 2017.
Kooperation mit der Türkei bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise
Beim EU‐Türkei‐Gipfel einigten sich die Staats‐ und Regierungschefs in Brüssel auf ein
weitreichendes Maßnahmenpaket zur Bewältigung der Flüchtlingskrise. So wurde unter
anderem beschlossen, alle neu ankommenden Bootsflüchtlinge in die Türkei
zurückzuführen. Im Gegenzug wird je ein syrischer Geflüchteter aus der Türkei in die EU
gebracht – damit soll dem perfiden Geschäftsmodell der Menschenschmuggler die
Grundlage genommen werden. Zusätzlich zahlt die EU der Türkei mehrere Milliarden
Euro für die Versorgung der Geflüchteten.
Obwohl dies auf den ersten Blick wie ein ernsthafter Lösungsansatz anmutet, gilt es
sicherzustellen, dass auch die Umverteilung Geflüchteter innerhalb der Europäischen
Union funktioniert. Zugleich darf es keine Diskussionen mit der Türkei geben, in welcher
nicht die dortigen Einschränkungen der Menschenrechte und der Pressefreiheit
angesprochen werden. Weiterhin ist unklar, warum nur Geflüchtete aus Syrien in die EU
gebracht werden sollen, obwohl auch in Ländern wie Afghanistan oder Irak große Gefahr
durch Krieg und Verfolgung droht.
Der EU‐Haushalt ist im Angesicht dieser Herausforderungen unterfinanziert und es
deutet sich die Notwendigkeit eines Nachtragshaushalts an. Wir Sozialdemokratinnen
und Sozialdemokraten setzen uns im Europäischen Parlament dafür ein, dass die
finanziellen Mittel der Europäischen Union den gewachsenen Aufgaben angepasst
werden.
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