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Anlagebarometer
Für Privatanleger | März 2016
Verschuldung als
Wachstumsbremse
Massiv höhere Verschuldung
in den Schwellenländern
Editorial
Editorial
Liebe
Leserin
Liebe
Leserin
Lieber
Leser
Lieber
Leser
Nach
dem
äusserst
turbulenten
Jahresauftaktweltweit
an den Finanzmärkten
ist mittGegen
Ende
August
ist es
an den Finanzmärkten
zu einem veritablen
lerweile
Ruhe eingekehrt.
Doch
ist trügerisch, denndes
wirlauErdbeben
mitwieder
hohenetwas
Kursverlusten
gekommen.
DiesieAktienperformance
erwarten
während
des
gesamten
Jahres
immer
wieder
Phasen
von
erhöhter
fenden Jahres wurde in kürzester Zeit quasi pulverisiert. Auslöser hierfür waren
Volatilität.
Geopolitischeaus
Risiken
und
Unsicherheiten
im Zusammenhang
mit
schwache
Konjunkturzahlen
China
und
erste Liberalisierungsschritte
an seichinesischenMit
Wirtschaftspolitik
sowie
dereiner
US-Geldpolitik
werden zu
dieeiner
nem der
Devisenmarkt.
der Transformation
von
exportorientierten
Märkte zweifellos in Wachstumsstrategie
Trab halten. Und als ob
Risiken nicht
binnenmarktorientierten
tut der
sichpolitischen
Chinas Volkswirtschaft
genug
wären, stehen
sind dieder
Augen
schon umfangreiche
heute auf die US-Präsidentschaftsschwer.
Allerdings
Regierung
währungs- und fiskalpolitiwahlen
im November
und neu auch
23. Junianzukurbeln.
2016 gerichtet.
Jenes Datum
also, die
an dem
sche Instrumente
zur Verfügung,
umauf
dieden
Wirtschaft
Postwendend
senkte
chinedie
Wähler
über den
oder Weitere
VerbleibMassnahmen
Grossbritanniens
in der
EU abstimmen werden. Erfahsische
Zentralbank
dieAustritt
Leitzinsen.
werden
folgen.
rene Anleger wissen jedoch, dass heftige, fundamental nicht gerechtfertigte Abwärtsbewegungen
an den Börsen
stets auch
interessante
Opportunitäten
bieten.
Denn obschon
globalean eiWir erachten
die jüngsten
Korrekturen
an den
Finanzmärkten
als übertrieben
unddie
glauben
Wachstumsdynamik
etwas
nachgelassen
hat,Turbulenzen
rechnen wirdarf
nichtnicht
mit vergessen
einer Rezession
in den
ne Erholung der Kurse.
Denn
neben all den
werden,
dasswichdie
tigsten
Volkswirtschaften
–
allen
voran
den
USA.
globalen Binnenkräfte – besonders diejenigen der Eurozone und der USA – eine stark stabilisie-
rende Wirkung entfalten.
Christoph Schenk
Chief
Investment
Christoph
SchenkOfficer
Chief Investment Officer
Zürcher Kantonalbank wird in umfangreichen Tabellen im Bedarfsfall durch das Kürzel ZKB ersetzt.
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Impressum
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Herausgeberin Zürcher Kantonalbank Autoren Beat Schumacher, Susanne Toren, David Marmet, Jörn Spillmann, Alessandro Petri Redaktion
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2 Anlagebarometer
Anlagebarometer 3/2016 | Zürcher Kantonalbank
2
9/2015 | Zürcher Kantonalbank
2 Anlagebarometer 03/2016 | Zürcher Kantonalbank
Massiv höhere
Verschuldung in den
Schwellenländern
Die Verschuldung in den Schwellenländern ist in den letzten Jahren rasant auf rund
200% des BIP angestiegen. Verantwortlich dafür ist primär die Unternehmensverschuldung. Der stärkere US-Dollar ist vor allem für Länder mit einer hohen Auslandsverschuldung eine Belastung. Allerdings wurden in den letzten Jahren auch die
Devisenreserven massiv aufgestockt. Zusammen mit dem verschlechterten globalen
Umfeld dämpft die hohe Verschuldung das Wirtschaftswachstum und erhöht die
Finanzrisiken. Von Beat Schumacher
Anlagebarometer 03/2016 | Zürcher Kantonalbank
3
Fokus Verschuldung als Wachstumsbremse
Kreditfinanziertes Wachstum
Die Schwellenländer befinden sich in einer Wachstumskrise. Das BIP-Wachstum liegt unter dem Potenzialwachstum und es ist nicht mit einer baldigen
nennenswerten Konjunkturerholung zu rechnen. Dies
hat mehrere Gründe wie tiefe Rohstoffpreise, das
moderate globale Wirtschaftswachstum, die strukturelle Wachstumsabschwächung in China und hausgemachte (politische) Probleme. Ein wichtiger Faktor
für die fehlende Wachstumsdynamik und die zunehmenden Risiken in den Schwellenländern ist auch
die stark gestiegene private Verschuldung. Die
Emerging Markets erlebten dank der globalen Liquiditätsschwemme und der rekordtiefen Zinsen in
den letzten Jahren ein primär kreditfinanziertes Wachstum. Dabei ist die Kreditvergabe schneller expandiert als das nominelle BIP. Dies reflektiert die gesunkene Krediteffizienz oder anders ausgedrückt: Es
braucht immer mehr Kredite, um eine Einheit BIPWachstum zu erzielen. Diese Entwicklung erschwert
nicht nur eine Konjunkturerholung, sondern erhöht
auch die Finanzrisiken. Unterdessen hat die Gesamtverschuldung der Schwellenländer 200% des BIP
erreicht.
Massiver Anstieg der Privatverschuldung
Grafik 1 zeigt die Entwicklung der Verschuldung der
einzelnen Sektoren in den Schwellenländern. Die
Gesamtverschuldung liegt zwar mit 200% des BIP
noch deutlich unter den 400% der Industrieländer.
Besorgniserregend ist hingegen der starke Anstieg der
Verschuldung um 50% des BIP seit 2007. Während
in den Industrieländern die Staatsverschuldung im
Fokus steht, wurde in den Schwellenländern vor
allem die Verschuldung der Unternehmen (ex Finanzsektor) aufgebläht. Geographisch gesehen ist so wohl das Niveau als auch der Anstieg der Verschuldung in Asien am höchsten. Das Ausmass, die Zusammensetzung und die Dynamik der Verschuldung
variieren selbstverständlich von Land zu Land erheblich. Die Verschuldung der wichtigsten Schwellenländer nach Sektoren im 2. Quartal 2015 ist in
Grafik 2 abgebildet.
Moderate Staats- und Haushaltsverschuldung
Die Staatsverschuldung hat in den letzten Jahren ge samthaft deutlich weniger schnell zugenommen als
4
Anlagebarometer 03/2016 | Zürcher Kantonalbank
die Privatverschuldung. Nur Brasilien, Indien und Ungarn würden momentan das Maastricht-Kriterium
(d.h. die Staatsverschuldung darf nicht mehr als 60%
des BIP betragen) nicht erfüllen. Positiv dabei ist
zudem, dass vor allem die Inlands- und nicht die Auslandsverschuldung angestiegen ist. Auf die externe
Verschuldung wird im Abschnitt «Auslandsverschuldung und Devisenreserven» noch näher einge gangen. Die Verschuldung der privaten Haushalte ist
in den aufstrebenden Volkswirtschaften generell
noch relativ moderat. Mit dem zunehmenden Wohlstand und der Vertiefung der Finanzmärkte steigt
sie aber von einem zumeist tiefen Niveau rasch an. In
einzelnen Ländern wie Malaysia, Thailand und Südkorea hat sie bereits recht hohe Werte erreicht.
Unternehmensverschuldung im Fokus
Am meisten Kopfzerbrechen macht die massiv gestiegene Unternehmensverschuldung, wobei China
hervorsticht. Die zweitgrösste Volkswirtschaft ist zu
einem bedeutenden Teil für das Anschwellen der Unternehmensverschuldung in den Emerging Markets
verantwortlich. Dabei ist zu berücksichtigen, dass über
die Hälfte der Unternehmensverschuldung auf
Staatsunternehmen entfällt. Somit kann sie teilweise
quasi auch als Staatsverschuldung gezählt werden,
würde die Regierung doch zumindest den grossen
Staatsbetrieben im Falle einer Schieflage finanziell
unter die Arme greifen.
Grafik 1: Verschuldung nach Sektoren in
den Schwellenländern (in % des BIP)
200
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
Finanzinstitute
Unternehmen (ex Finanz)
Staat
Private Haushalte
2014
Quellen: Zürcher Kantonalbank, IIF
Auslandsverschuldung und Devisenreserven
Bei rund 90% der Gesamtverschuldung (ex Finanzsektor) handelt es sich um inländische und bei 10%
um externe Verpflichtungen. Vor dem Hintergrund
des starken US-Dollars gegenüber den Schwellenländerwährungen – verstärkt durch die kürzliche Flexibilisierung des Renminbi – wird verständlicherweise
die Auslandsverschuldung mit Argusaugen beobachtet. Bei einer Aufwertung des Greenback steigen
nämlich die Fremdwährungsschulden in lokaler
Währung gerechnet an. Die Auslandsverschuldung
der Schwellenländer liegt bei USD 5 500 Mrd,
was gut 25% ihres BIP entspricht. Davon sind USD
3 100 Mrd Unternehmensschulden in US-Dollar.
Gemäss einer Studie der australischen Zentralbank
sind bei rund zwei Dritteln der 100 grössten Bonds
emittierenden Firmen die Fremdwährungsschulden
mindestens teilweise auf natürliche Art abgesichert,
v.a. indem die Unternehmen einen Grossteil ihrer Umsätze ebenfalls in Fremdwährungen erzielen. Inwieweit Auslandsschulden für ein Land ein Risiko darstellen, hängt auch von seinem Fremdwährungsvermögen ab. Diesbezüglich spielen die Devisenreserven
eine wichtige Rolle. Effektiv sind nicht nur die Schulden, sondern auch die Devisenreserven der Schwellenländer – trotz des Rückgangs in jüngster Zeit – in
den letzten Jahren massiv angestiegen. In Grafik 3 ist
die Entwicklung in Relation zum BIP dargestellt. Die
Devisenreserven betragen momentan rund USD 7 000
Grafik 2: Verschuldung einzelner Länder (in % des BIP)
Mrd und haben sich somit seit 2007 etwa verdoppelt.
Grafik 4 illustriert die Devisenreserven der wichtigsten
aufstrebenden Volkswirtschaften in Relation zur
kurzfristigen Auslandsverschuldung. In vielen Schwellenländern – nicht zuletzt in China – ist dieses Verhältnis nicht besorgniserregend.
Umfeld hat sich verschlechtert
Betrachten wir die Schuldendynamik in den letzten
Jahren, so ist die Privatverschuldung in Relation zum
BIP in China, der Türkei und Brasilien am stärksten
angestiegen. Gemäss diversen Studien ist nicht unbedingt die Höhe der Verschuldung, sondern deren
starker Anstieg ein Alarmsignal für ein zunehmendes
Finanzrisiko. Der Schuldenaufbau kann in den meisten
Ländern sicherlich nicht im gleichen Tempo weitergehen, vor allem auch weil sich das Umfeld verschlechtert hat. Vor dem Hintergrund der starken Kapitalabflüsse aus den Emerging Markets, der wegen
der diversen lokalen und globalen Unsicherheiten ge stiegenen Risikoprämien und der graduellen Zinserhöhung in den USA verschärfen sich die Finanzierungsbedingungen und der Schuldendienst steigt an.
Zusammen mit den tiefen Rohstoffpreisen sowie der
schwachen Konjunktur- und Gewinnentwicklung
führt dies bei immer mehr Unternehmen zu einer Verschlechterung ihrer Bilanz. Es ist somit nicht erstaunlich, dass die notleidenden Kredite ansteigen und die
Banken in den Schwellenländern bei der Kreditver-
Grafik 3: Auslandsschulden und Devisenreserven
der Schwellenländer
250
30
200
25
150
100
20
Staat
China
Korea
Ungarn
Malaysia
Brasilien
Thailand
Polen
Indien
Südafrika
Türkei
Tschechien
Mexiko
Russland
0
Indonesien
50
15
2003
2006
2009
2012
2015
Auslandsschulden in % des BIP
Unternehmen (ex Finanz)
Private Haushalte
Quellen: Zürcher Kantonalbank, IIF
Devisenreserven in % des BIP
Quellen: Zürcher Kantonalbank, IIF, Thomson Datastream
Anlagebarometer 03/2016 | Zürcher Kantonalbank
5
Fokus Verschuldung als Wachstumsbremse
gabe restriktiver geworden sind. Trotz des rasanten
Wachstums der Neuemissionen von Unternehmensanleihen in den letzten Jahren sind die Bankkredite mit
gut 80% immer noch mit Abstand die wichtigste
Finanzierungsquelle für die Unternehmen. Die finanzielle Verfassung des Bankensektors ist somit genau
im Auge zu behalten.
Kreditwachstum schwächt sich ab
Wie Grafik 5 zeigt, hat sich das Wachstum der Kreditvergabe seit einiger Zeit verlangsamt. Allerdings
übertrifft es in den meisten Ländern immer noch das
Wachstum des nominellen BIP. Das bedeutet, dass
sich der Schuldenaufbau relativ zum BIP zwar verlangsamt, aber ein richtiges Deleveraging, d.h. ein Rück-
Grafik 4: Devisenreserven in % der Auslandsverschuldung
Grafik 5: Wachstum der Privatverschuldung (in % vs. Vj.)
30
800
700
600
500
400
300
200
100
0
25
20
15
Russland
China
Indien
Brasilien
Thailand
Korea
Polen
Mexiko
Südafrika
Indonesien
Tschechien
Malaysia
Türkei
10
Devisenreserven in % der kurzfr. Auslandsschulden
Quellen: Zürcher Kantonalbank, IIF, Thomson Datastream
6
gang der Schuldenquote, noch nicht eingesetzt hat.
Der Trend eines langsameren Kreditwachstums wird
noch längere Zeit anhalten müssen und somit ein be lastender Faktor für das Wirtschaftswachstum bleiben. Dank des solideren makroökonomischen Datenkranzes im Vergleich zu früheren Krisen – wie
höhere Devisenreserven, flexible Wechselkurse, solidere Leistungsbilanzen – sollte die Verschuldung in
den grösseren Schwellenländern aber nicht zu einer
Finanzkrise führen. Allerdings könnten vermehrte
Kreditausfälle den Bankensektor belasten, das Vertrauen eintrüben und zu noch stärkeren Kapitalabflüssen und Turbulenzen an den Finanzmärkten
führen.
Anlagebarometer 03/2016 | Zürcher Kantonalbank
5
0
2002
2004
2006
Schwellenländer
2008
2010
2012
2014
Schwellenländer ex China
Quellen: Zürcher Kantonalbank, BIZ
Spezialthema
Platzhalter bitte nicht löschen!
Anlagethema: Gold
Erstarktes Interesse der Finanzindustrie
Profitieren konnte Gold, das seit Jahresbeginn um
rund 15% zulegte, auch von saisonalen Faktoren und
einem überaus starken Interesse westlicher Finanzinvestoren. Diese investierten allein seit Jahresbeginn
rekordhohe 200 Tonnen in Gold-ETFs. Hintergrund
bilden die Finanzmarktturbulenzen, weitere Lockerungsankündigungen diverser Notenbanken sowie ein
nochmals flacherer USD-Aufwertungs- und -Zinserhöhungspfad (Grafik ). Letzterer lässt die Opportunitätskosten für das Halten von Gold historisch niedrig
bleiben (Grafik 3).
2001–12
2013
2014
2015
2016*
Gold (Unze)**
831
1 412
1 294
1 160
1 150
Silber (Unze)**
15.0
23.8
20.1
15.7
15.0
Platin (Unze)**
1 189
1 486
1 434
1 053
1 100
378
725
769
378
400
Palladium (Unze)**
* Prognose
** Jahresdurchschnitt
Quelle: Zürcher Kantonalbank
Grafik 1: Goldnachfrage nach Regionen*
Europa 17%
Nordamerika 11%
Naher Osten 11%
Indien 25%
China 27%
Rest 9%
* Fünfjahresdurchschnitt
Quellen: Zürcher Kantonalbank, World Gold Council
Grafik 2: Gold- und USD-Verlauf
2200
0
1700
50
1200
100
700
200
150
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Gelungener Start ins Jahr 2016
Für 2016 erwartet das Research-Institut Thomson
Reuters GFMS ein Nachfrageplus von 5% – vor allem
getragen von chinesischen Abnehmern. Hintergrund
bilden deren Sorgen um die Abwertung ihrer Währung und ihr schwindendes Vertrauen in die Wirtschaftspolitik. Lebhafter sollte sich auch die Goldabnahme Indiens gestalten, auf das zusammen mit
China rund 50% der Goldnachfrage entfällt (Gra
fik ). Hinter der Goldnachfrage Indiens steht traditionell mit rund 80% die Landbevölkerung. Falls die Regenzeit in Indien nach Abflauen des Wetterphänomens El Niño 2016 wieder normal verläuft, sollten
auch die Ernten wieder besser ausfallen, wovon der
physische Goldmarkt profitiert. Hinzu kommt, dass die
Notenbanken von Schwellenländern wie insbesondere
von Russland, China und der Türkei, die in den letzten
Monaten massiv sinkende Währungsreserven verzeichneten, sehr aktiv als Käufer am Goldmarkt
auftreten.
Überblick Edelmetallpreise
Gold (USD/Unze)
USD (handelsgewichtet; invertiert rechte Skala)
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream
Grafik 3: Tiefe Opportunitätskosten von Gold
120
100
80
60
40
20
0
1970
1972
1974
1976
1978
1980
1982
1984
1986
1988
1990
1992
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
2014
2016
2015 mit leichtem Nachfragerückgang
Die Gesamtnachfrage nach physischem Gold ist 2015
um rund 2% zurückgegangen. Dabei gab die grösste
Nachfragekomponente, die Schmucknachfrage, um
3% nach. Rückläufig war auch die Nachfrage der Privatanleger (–2%) und der Industrie (–4%). Anders
entwickelte sich die Goldnachfrage in China, das mit
fast 900 Tonnen rund 4% mehr Gold kaufte als im
Vorjahr. Noch stärker rückläufig als die Goldnachfrage
war allerdings das Goldangebot infolge geringerer
Altgoldverkäufe.
Opportunitätskosten eines Haltens von Gold
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream
Anlagebarometer 03/2016 | Zürcher Kantonalbank
Anlagebarometer 3/2016 | Zürcher Kantonalbank
7
7
Finanzmärkte
Finanzmärkte im
im Überblick
Überblick
Wirtschaft
Wirtschaft und
und Finanzmärkte
Finanzmärkte
Wachstumsdynamik bleibt aus
An den Aktienmärkten ist in den letzten Tagen wieder
Ruhe eingekehrt. In den ersten Wochen des Jahres
hielten die Investoren ihr Augenmerk auf die Abwärtsrisiken gerichtet, sodass der Jahresstart gründlich
misslang. Zuletzt machte sich jedoch wieder eine gewisse Zuversicht bemerkbar, dass die globale Konjunktur doch nicht geradewegs in eine Rezession schlittern
wird. Dennoch überwiegt der Pessimismus. Das Vertrauen, dass die Notenbanken mit mannigfaltigen
Massnahmen die Konjunktur anzukurbeln vermögen,
schwindet. So wurden in den letzten Wochen die
Wachstumsprognosen für alle Weltregionen wiederholt nach unten revidiert. Jüngstes Beispiel ist die
OECD, die für 2016 noch ein Wachstum der Weltwirtschaft von 3% prognostiziert. Für das nächste Jahr
sehen aber die meisten Auguren, nicht nur die OECD,
eine leichte Konjunkturbeschleunigung. Diese Zuversicht teilen wir nicht. So befindet sich die US-Wirtschaft bereits im siebten Jahr des Aufschwungs. Der
private Konsum wirkt zwar weiterhin stützend, eine
erhöhte Nachfrage ist aber nicht auszumachen. In der
Eurozone werden zudem die aktuell wirkenden positiven Effekte wie der schwächere Euro, die expansive
Geldpolitik und der niedrige Erdölpreis ihr Momentum
verlieren. Und die Schwellenländer stecken weiter im
strukturellen Reformstau fest. Dies spricht nicht für
eine Beschleunigung des globalen Wachstums – aber
auch nicht für einen Einbruch. Wie Grafik zeigt,
rechnen wir für 2016 und 2017 mit einem konstanten
Weltwirtschaftswachstum von knapp 3%.
Geopolitische Risiken halten Märkte auf Trab
In der kurzen Frist bleiben die Fundamentaldaten
allerdings zufriedenstellend. Entsprechend sind die
Aktienmärkte vorerst noch attraktiv. Allerdings spricht
die geopolitische Situation nicht für ruhige Zeiten.
Überraschungen im US-amerikanischen Wahlkampf,
erhöhte Spannungen im Südchinesischen Meer, Verzögerungen bei den Regierungsbildungen in den südeuropäischen Ländern, die verworrene Lage im Syrienkrieg, aber vor allem die Diskussionen um einen
Austritt Grossbritanniens aus der EU sowie die Flüchtlingskrise in Europa werden die Finanzmärkte auf Trab
halten. Regen und Sonnenschein werden sich abwechseln, die Volatilität also hoch bleiben (Grafik ).
Grafik 1: BIP-Wachstumsprognosen Zürcher Kantonalbank
Grafik 2: Aktienmarktvolatilität
6.0
5.0
4.0
3.0
2.0
1.0
0.0
2004 - 13
2014
Industrieländer
* Prognose
2015
2016*
Schwellenländer
2017*
Global
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream
Kantonalbank
88 Anlagebarometer
Anlagebarometer3/2016
03/2016| Zürcher
| Zürcher
Kantonalbank
Japan: Abenomics verstärkt in der Kritik
In Japan ist die Volatilität nicht nur an den Finanzmärkten, sondern auch beim BIP-Wachstum ausgeprägt: Im 1. Quartal 2015 war das BIP positiv, im 2.
negativ, im 3. wieder positiv und im Schlussquartal
erneut negativ. Im Jahresdurchschnitt hat das BIP um
0.4% zugelegt. In jüngster Zeit wird die Wirkung der
Abenomics kritischer hinterfragt. Eine ihrer Stossrichtungen bestand darin, mittels quantitativer Lockerung
den Yen zu schwächen und damit Unternehmensgewinne und Aktienpreise zu steigern. Dank dem verbesserten Umfeld sollten die Unternehmen in der Folge ihre Investitionen erhöhen und die Löhne anheben,
was wiederum den privaten Konsum beleben sollte.
Der erste Teil dieses Transmissionsmechanismus war
erfolgreich, sind doch die Unternehmensgewinne und
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
01/15
04/15
07/15
10/15
01/16
Volatilitätsindex (VIX)
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream
die Aktienkurse seit 2013 eindrücklich gestiegen. Mit
dem zweiten Teil hapert es aber. Die Investitionen haben sich nicht im gewünschten Ausmass verbessert.
Auch der leichte Lohnanstieg ist deutlich geringer als
erhofft und noch zu bescheiden, um die Konsumausgaben anzukurbeln (Grafik 3). Die Unternehmen werden trotz besserer Ertragslage die Investitionen nicht
stark aufstocken und keine nennenswert höheren
Löhne zahlen, solange die Nachfrageperspektiven eingetrübt sind. Und diese sind im Inland u.a. wegen der
schrumpfenden Bevölkerung und im Ausland aufgrund des moderaten globalen Wachstums nicht rosig. Das Wirtschaftswachstum Nippons wird bescheiden bleiben, und weitere geldpolitische und möglicherweise fiskalpolitische Lockerungen sind zu erwarten.
ben seit einiger Zeit zu massiven Kapitalabflüssen geführt, was entsprechenden Abwertungsdruck auf den
Renminbi ausübt. Die Regierung versucht mittels verschiedenster Massnahmen das Vertrauen zurückzugewinnen und somit die Kapitalabflüsse einzudämmen: Seit einigen Wochen hält die Zentralbank den
Renminbi recht stabil, was aber mit hohen Interventionen am Devisenmarkt verbunden ist (Grafik 4). Zudem ergreift die Zentralbank Massnahmen, Lecks zu
orten, um vor allem illegale Abflüsse zu unterbinden.
China: Kein Interesse an starker CNY-Abwertung
Die weitere Entwicklung des Renminbis steht seit einiger Zeit im Fokus der Investoren. Manche befürchten,
dass sich der Renminbi massiv abschwächen und einen deflationären Schock für die Weltwirtschaft auslösen wird. Allerdings hat die chinesische Regierung
keine Absicht und kein Interesse an einer starken Abwertung ihrer Währung. Vielmehr will sie erstens den
Wechselkurs des Renminbis in Zukunft von den
Marktkräften bestimmen lassen. Zweitens soll er sich
von der Ankoppelung an den US-Dollar lösen und sich
verstärkt an einem Währungskorb ausrichten. Das
ökonomische und geldpolitische Umfeld, das angeschlagene Vertrauen in Chinas Wirtschaftspolitik sowie die Öffnung der Märkte in den letzten Jahren ha-
Kommunikation muss verbessert werden
Für Unsicherheit hat die ungenügende Kommunikation der Währungshüter bei der Ankündigung von Liberalisierungsschritten im letzten Jahr gesorgt. Mitte
Februar gab der Zentralbankpräsident nun ein längeres Interview, in dem er sich zum Wechselkursregime
äusserte. Diese offene Kommunikation wurde vom
Markt begrüsst. Um das Vertrauen zu stärken, müssen
auch die Konjunkturängste der Anleger abgebaut
werden. Dazu sind weitere Stimulierungsmassnahmen
notwendig. China verfügt noch über umfangreiche
Mittel und bewegt sich auf der Lernkurve nach oben.
Unser Basisszenario beruht auf einer leichten Abschwächung des Renminbis vor allem gegenüber dem
US-Dollar. Sollten aber die massiven Kapitalabflüsse
unverändert anhalten, würden die Devisenreserven
mit der Zeit auf ein kritisches Niveau sinken. Bei diesem Risikoszenario wären eine strikte Kapitalverkehrskontrolle, eine restriktivere Geldpolitik oder eine stärkere Abwertung des Renminbis mögliche Folgen.
Grafik 3: Moderate Lohnentwicklung in Japan
Grafik 4: Chinas Devisenreserven schrumpfen
1.5
1.0
0.5
0.0
-0.5
-1.0
-1.5
-2.0
-2.5
-3.0
2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016
Basis-Monatslohn (in % vs. Vj.)
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream
150
4500
100
4000
3500
50
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0
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-100
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-150
2007
1000
2009
2011
2013
2015
Devisenreserven (Ver. vs. Vm. in Mrd. USD)
Devisenreserven (in Mrd. USD, r. S.)
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream
Anlagebarometer03/2016
3/2016 || Zürcher
Anlagebarometer
Zürcher Kantonalbank
Kantonalbank
99
Finanzmärkte
Finanzmärkteim
imÜberblick
Überblick
Anlagepolitik
Anlagepolitik
Fortschreitender Marktberuhigungsprozess
Wir halten an unserem moderat positiven Makrobild einer fortschreitenden globalen Konjunkturerholung unverändert fest. Die Krisenstimmung zu
Jahresbeginn, die zu kräftigen Kurskorrekturen
geführt hat, war fundamental nicht gerechtfertigt.
Insbesondere bleibt die US-Binnenkonjunktur als
wichtige globale Wachstumsstütze robust. Die in
den letzten Tagen zu beobachtende Beruhigung an
den Märkten sollte sich daher in den nächsten
Wochen fortsetzen und gleichzeitig Opportunitäten
eröffnen, die genutzt werden können. Interessant
erscheinen auch Schweizer Immobilien, die bei dem
überaus unattraktiven Zinsumfeld vermehrt als risikolose Anlagealternative gesucht werden dürften.
Strategieüberblick
Liquidität
Obligationen
Aktien
Alternative Anlagen
unattraktiv
neutral
attraktiv
Quelle: Zürcher Kantonalbank
Anlagepolitik Obligationen
Schweiz
Europa
Nordamerika
Bonds in Europa weniger attraktiv als zuvor
Angesichts der wohl anhaltenden und währungsbelastenden Unsicherheiten mit dem bereits am 23.
Juni 2016 stattfindenden «Brexit»-Referendum erscheinen GBP-Engagements derzeit wenig interessant. Ähnliches gilt für das EUR-Segment. So dürfte
EZB-Präsident Draghi Anfang März kaum weitreichendere monetäre Stimuli ankündigen, als sie vom
Markt ohnehin schon erwartet werden und in den
Kursen bereits eskomptiert sind. Umgekehrt können Opportunitäten bei den sehr stark in Mitleidenschaft gezogenen Emma-Bonds genutzt werden.
Pazifik
Emerging Markets
unattraktiv
neutral
attraktiv
Quelle: Zürcher Kantonalbank
Anlagepolitik Aktien
Schweiz
Europa
Nordamerika
Pazifik
Emerging Markets
Aktien Japan und Emma im Mittelpunkt
Im Gegensatz zu den Emma-Bonds haben sich die
Emerging-Markets-Aktien in den vergangenen
Wochen relativ zum Markt gut entwickelt. Interessanter erscheinen uns daher zurzeit japanische
Aktien. Hintergrund bilden das nun weniger stark
getrübte Konjunkturbild in China als einem der
grössten Abnehmer japanischer Exportgüter und
die erwarteten weiteren Stimuli der Bank of Japan.
Interessante Alternative Anlagen
Gold, aber auch Schweizer Immobilien profitieren
vom Tiefzinsniveau und von der vermehrten Suche
nach risikolosen Alternativanlagen.
10 Anlagebarometer
Kantonalbank
10
Anlagebarometer3/2016
03/2016| Zürcher
| Zürcher
Kantonalbank
unattraktiv
neutral
attraktiv
Quelle: Zürcher Kantonalbank
Anlagepolitik Alternative Anlagen
Rohstoffe
Gold
Immobilien
unattraktiv
neutral
attraktiv
Quelle: Zürcher Kantonalbank
Anlageideen
Übersicht
Übersicht
Region
Valor
Name
Währung
Beschreibung
TER* Performance in CHF (%)
(%) YTD** 1 Jahr 3 Jahre
Anlagezielfonds
Global
Global nachhaltig
237 924
Swisscanto (CH) Anlagezielfonds Zinsertrag
CHF
Schwerpunkt CHF-Obligationen (>70%) und
Investment-Grade-Segment
0.90
1.3
3.1
0.6
3 929 945
Swisscanto (CH) Anlagezielfonds Nachhaltigkeit
Zinsertrag
CHF
Nachhaltige Schuldner, Schwerpunkt CHFObligationen (>70%) und Investment-Grade
0.91
1.6
3.2
3.8
Global
583 328
Swisscanto (CH) Fonds
Frankenertrag
CHF
Obligationen und Geldmarkt (90%), Aktien
(max. 10%), CHF (>85%)
0.74
0.0
0.4
3.6
Global
237 926
Swisscanto (CH) Anlagezielfonds Einkommen
CHF
Obligationen (65%), Aktien (23%), Liquidität
(4%), alternative Anlagen (8%)
1.33
–0.9
0.3
3.1
10 747 825
Swisscanto (CH) Anlagezielfonds Nachhaltigkeit
Einkommen
CHF
Obligationen (65%), Aktien 25%, Liquidität
(10%)
1.25
–1.1
1.0
5.8
237 927
Swisscanto (CH) Anlagezielfonds Ausgewogen
CHF
Aktien (45%), Obligationen (45%), Liquidität
(3%), alternative Anlagen (7%)
1.49
–2.6
0.6
3.8
10 747 827
Swisscanto (CH) Anlagezielfonds Nachhaltigkeit
Ausgewogen
CHF
Aktien (49%), Obligationen (41%), Liquidität
(10%)
1.46
–2.6
1.9
8.6
Global
504 078
Swisscanto (CH) Anlagezielfonds Wachstum
CHF
Aktien 66%, Obligationen (26%), alternative
Anlagen (8%)
1.49
–4.4
0.7
3.3
Global
277 951
Swisscanto (CH) Anlagezielfonds Kapitalgewinn
CHF
Globale Aktien mit hohem Schweiz-Anteil
(40%)
1.77
–7.2
–1.5
10.3
10 747 834
Swisscanto (CH) Anlagezielfonds Nachhaltigkeit
Kapitalgewinn
CHF
Nachhaltige globale Aktien mit hohem
Schweiz-Anteil (30%)
1.77
–6.5
–0.4
11.8
Global nachhaltig
Global
Global nachhaltig
Global nachhaltig
Daten per 25.02.2016 in CHF
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Lipper
* TER: Total Expense Ratio (Gesamtkostenquote)
** YTD: Year to Date (laufendes Jahr)
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Informationen aufgrund der geltenden Gesetzgebung verbieten. Dieses Dokument wurde von der Zürcher Kantonalbank mit grösster Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Die Zürcher Kantonalbank bietet jedoch keine Gewähr für dessen Inhalt und Vollständigkeit und lehnt jede Haftung für Verluste ab, die sich aus der Verwendung
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Anlagebarometer03/2016
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