354 FMH Tarif fragen Revidierte ambulante Tarifstruktur: Einen gemeinsamen Nenner finden Maximiliano Wepfer a , Christian Oeschger b a stv. Leiter Abteilung Kommunikation, b Wissenschaftlicher Mitarbeiter Abteilung Ambulante Tarife und Verträge Schweiz Die 2010 gestarteten Arbeiten an der Tarifrevision nähern sich dem Ende. Nach der abgeschlossenen Vernehmlassungsphase und der Einarbeitung der zahlreichen Feedbacks stehen nun die Genehmigungsprozesse zur revidierten ambulanten Tarifstruktur an. Die Abteilung Ambulante Tarife und Verträge Schweiz blickt zurück und bedankt sich bei allen Beteiligten für die Mitarbeit während der Erarbeitung und Vernehmlassung der Tarifstruktur. bestätigt Christian Oeschger, Wissenschaftlicher Mit- 2004 in Kraft gesetzte TARMED-Tarifstruktur. Obwohl arbeiter der Abteilung Ambulante Tarife und Verträge sich seither die medizinischen Möglichkeiten und die Schweiz: «Der Aufwand, um alle Beteiligten auf densel- dahinterstehenden Parameter der Kostenmodelle ge- ben Wissensstand zu bringen, ist nicht zu unterschät- wandelt haben, blieb die Tarifstruktur nahezu unver- zen.» Zudem müssten die unterschiedlichen Interessen ändert. Sie bildet nicht mehr die Realität ab, und ist aufeinander abgestimmt werden – zunächst FMH-intern damit weder sachgerecht noch betriebswirtschaftlich. zwischen den Fachgesellschaften, anschliessend extern 2010 hat die FMH deshalb beschlossen, die dringende zwischen den Tarifpartnern. «Es ist nicht einfach, all Tarifrevision gemeinsam mit den medizinischen Fach- diesen unterschiedlichen Anspruchsgruppen gerecht gesellschaften sowie ärztlichen Dachorganisationen zu werden und ihre Interessen unter einen Hut zu eigenständig an die Hand zu nehmen. bringen», hält Kerstin Schutz, Expertin der Abteilung Was 2010 als «Sololauf» angefangen hat, ist nun zu Ambulante Tarife und Verträge Schweiz, fest. In einer einem veritablen Gemeinschaftsprojekt angewachsen. solchen Situation sei eine hohe Frustrationstoleranz Seit 2012 arbeiten H+ und MTK bei der Tarifrevision gefordert: Man dürfe sich nicht durch Rückschläge aus eng mit der FMH zusammen, im Juli 2015 ist curafutura der Ruhe bringen lassen, sondern müsse flexibel und als eine Vertreterin der Krankenversicherer mit Beob- konsensorientiert sein und bleiben. Für ambulante ärztliche Leistungen gilt bekanntlich die achterstatus hinzugestossen. Bei der Tarifrevision haben sich die Tarifpartner zum einen das Ziel gesetzt, eine sachgerechte, betriebswirtschaftliche und gesetzeskon- Grosses Dankeschön forme Tarifstruktur zu schaffen. Dies schreibt auch das Umso wichtiger ist hier die Motivation der Beteiligten, Krankenversicherungsgesetz vor: Alle medizinischen wie Patrick Müller, Leiter Abteilung Ambulante Tarife Leistungen sind realistisch, sachgerecht und betriebs- und Verträge Schweiz, hervorhebt: «Die Einsatzbereit- wirtschaftlich korrekt abzubilden. Zum anderen wollen schaft der Fachteams war riesig, die Leute haben Tag und die Tarifpartner die Tarifautonomie behalten. Deshalb Nacht gearbeitet.» Die Delegierten der Fachgesellschaf- lehnen sie auch jegliche Eingriffe des Bundesrats sowie ten haben freiwillig und mit grossem Verantwortungs- ähnliche Massnahmen Richtung Staatsmedizin klar ab. bewusstsein viel Zeit investiert und während drei Jahren engagiert mitgearbeitet, obwohl sie teilweise viel Hoher Koordinationsaufwand Kritik einstecken mussten. «Ihnen allen gebührt deshalb der grösste Dank», betont Müller. Bedanken will sich Müller auch bei all denjenigen, die nen in über 25 Fachteams, in welchen die Delegierten der sich in der Vernehmlassung eingebracht haben. Nach- Fachgesellschaften zusammen mit den Tarifpartnern dem die Arbeiten an der Nomenklatur Mitte Januar ab- vertreten waren, Kapitel für Kapitel der Tarifstruktur geschlossen waren, wurden alle FMH-Mitglieder ange- revidiert. Dies hat eine strenge Koordination erfordert, schrieben, um die revidierte Tarifstruktur zu beurteilen SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI In den vergangenen drei Jahren haben rund 200 Perso- 2016;97(10):354–355 355 struktur bei ihren Mitgliedern genehmigen. Am 28. Ap- vier Wochen gab es über 15 000 komplette Downloads ril 2016 entscheidet die Ärztekammer zum einen, ob sie des Tarifbrowsers und insgesamt über 5000 Rückmel- die Tarifstruktur genehmigt, und zum anderen auch, dungen. Diese Rückmeldungen wurden gemeinsam mit ob dazu eine Urabstimmung durchgeführt wird. Nach den Fachteams soweit als möglich in die revidierte Tarif- einem positiven Entscheid wird die FMH gemeinsam struktur eingearbeitet. Die hohe Anzahl an Feedbacks mit den Revisionspartnern die Tarifstruktur am 30. Juni und Downloads erstaunt den Projektleiter des Revisions- 2016 beim Bundesrat zur Genehmigung einreichen. projektes seitens der FMH, Christian Oeschger, nicht: Unterdessen laufen bis Ende 2016 die Vorbereitungs «Bei der Tarifrevision geht es schlussendlich um das arbeiten, um die Mitglieder bei der Inkraftsetzung der ärztliche Einkommen, und damit auch um ein emotio- Tarifstruktur im kommenden Jahr zu unterstützen, wie nales Thema.» Entsprechend sind Besonnenheit und beispielsweise Schulungen und Tools zur Abrechnung. Geduld gefragt, um mit den verschiedenen Emotionen Gemäss der Abteilung Ambulante Tarife und Verträge umzugehen. «Als Dienstleister müssen wir uns in die Schweiz soll der mit der Tarifrevision angestossene Pro- Menschen versetzen können und versuchen ihre legi- zess weitergehen: «Die Tarifstruktur soll nicht mehr timen Anliegen zu verstehen», meint denn auch Kers- jahrelang unangetastet bleiben, sondern jährlich an- tin Schutz. gepasst werden», sagt Christian Oeschger. Patrick Mül- und ihren Input einfliessen zu lassen. Während diesen FMH Tarif fragen ler wiederum würde sich freuen, die jahrelang erarbei- Weiterer Prozess teten Ergebnisse in die Praxis umsetzen zu können: «Damit hätten wir einen Beitrag für eine sachgerechte, Als nächster Schritt stehen nun die regulären FMH- betriebswirtschaftliche und gesetzeskonforme Tarif- Korrespondenz: internen Genehmigungsprozesse bevor: Die Delegier- struktur geleistet.» Zum Schluss unterstreicht Müller FMH / Abteilung Ambulante tenversammlung wird als erstes Gremium über die den Türöffner-Effekt der Tarifrevision. «Die abteilungs- Frohburgstrasse 15 revidierte ambulante Tarifstruktur befinden und ihre übergreifenden Kontakte, aber auch diejenigen über CH-4600 Olten Empfehlung betreffend Genehmigung des Tarifs zuhan- die FMH hinaus, werden uns für künftige Projekte zu- den der Ärztekammer abgeben. Gleichzeitig lassen die gutekommen», ist er sich sicher. Tel. +41 31 359 12 30 Fax +41 31 359 12 38 tarife.ambulant[at]fmh.ch anderen Tarifpartner H+, MTK und curafutura die Tarif- SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI Tarife und Verträge Schweiz 2016;97(10):354–355
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