Die Ergebnisse der Baukostensenkungskommission

Die Ergebnisse der
Baukostensenkungskommission
Dipl.-Geoökologe Daniel Dangel
Forschungskoordinator
InWIS GmbH, Bochum
Dipl.-Ökonom Michael Neitzel
Geschäftsführer
InWIS Forschung & Beratung GmbH, Bochum
Partnertreff
Bochum, den 10. März 2016
Agenda
• Hintergrund Baukostensenkungskommission
• Ursachen für den Anstieg von
Baupreisen und insbesondere Baukosten
• Wesentliche Anknüpfungspunkte
zur Reduktion von Baukosten
• Follow-Up-Prozess der Baukostensenkungskommission
und Perspektiven
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
2
Hintergrund Baukostensenkungskommission
Baukostensenkungskommission
im Rahmen des Bündnisses für
bezahlbares Bauen und Wohnen:
• Analyse der Entwicklung der
Baukosten,
• Identifikation der Kostentreiber,
• Untersuchung der Ursachen für
diese Entwicklungen,
• Aufzeigung von
Verbesserungsmöglichkeiten
für eine Erhöhung der
Wirtschaftlichkeit des Bauens.
© Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
3
Moderate Preisentwicklung für Bauleistungen
• Die Preisentwicklung für
einzelne
Bauleistungen liegt
im Bereich des
Verbraucherpreisindexes.
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
4
Moderate Preisentwicklung für Bauleistungen
bei Erhöhung des Technisierungsgrades
• Die Preise für
Materialien und
Produkte im
technischen Ausbau
(KG 400) steigen
stärker als der
Verbraucherpreisindex und
Preise für einzelne
Bauleistungen.
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
5
Moderate Preisentwicklung für Bauleistungen
bei Erhöhung des Technisierungsgrades
• Ausgewählte
Kostentreiber
innerhalb der KG
400.
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
6
Deutliche Verschiebung der Kostenanteile von
Rohbau zu Ausbaugewerken
Erhöhung der Materialkosten im Zeitraum von 2000-2013 um über 30 %.
• Starker Anstieg der Weltmarktpreise für Metalle (plus 50%)
• Preissteigerungen für Ausbaugewerke, wie z. B. Abwasser-, Wasser- und
Gasanlagen (KG 410): 55,1 %
Verhältnis Rohbaukosten zu Kosten für technischen Ausbau heute bei 46 zu
54 % (2000: Rohbau 54 % - Ausbau 46 %)
• höhere technische Ausstattung infolge des EEWärmeG/EnEV
• bessere Ausstattungen (kabelgeb.Dienste, hochwertigere Beläge etc.)
• stärkerer Anstieg der Produktpreise für die technische
Gebäudeausrüstung (z. B. Brennwertkessel von 2000 bis 2013: 49 %).
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
7
Entwicklung der Baukosten
Zentrale Erkenntnisse
– BKI-Kostenkennwerte im
Trend deutlich stärker
gestiegen als
DESTATISBaupreisindex
– Baukostensteigerung
über Baupreissteigerung
nicht vollständig
erklärbar
– BKI-Trends bestätigen
die Beobachtungen der
Wohnungsbauakteure
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
8
Einschätzung wesentlicher Ursachen
für die Entwicklung der Baukosten
Nur moderate Preissteigerungen der Rohbaugewerke zeigen, dass die
Kostensteigerungen nicht durch das Bauhandwerk ausgelöst werden.
Baukostensteigerungen hängen im Wesentlichen ab von:
• gestiegenen Anforderungen der Nachfrage,
• generellen Ausstattungs- und Qualitätsveränderungen,
(einschl. gestiegener Wohnflächen),
• einer zunehmenden Bedeutung technischer Gebäudeausrüstung,
• Veränderungen von Regelungen wie Gesetze, Verordnungen,
technischen Baubestimmungen und Normen
• ein höherer Bedarf an Fachplanungen, der durch Änderungen des
Regelrahmens ausgelöst wird.
Für Veränderungen des Regelrahmens sind Bund, Länder und Kommunen
sowie andere Regelgeber in unterschiedlichem Ausmaß verantwortlich.
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
9
Vielfältige Ansatzpunkte zur
Reduzierung von Baukosten
Beispiele für Ansatzpunkte
• Gestaltung von Baukörpern/Grundrissen
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
10
Gestaltung von Baukörpern/Grundrissen
• Hohe Flächeneffizienz reduziert Baukosten - Flächeneffizienz kann
durch entsprechende Planungs- und Baukonzepte optimiert werden
• Kompakter Baukörper
• Minimierung von Verkehrsflächen
• Abstellräume im Erdgeschoss bei Verzicht auf Keller
 Geringere benötigte Gesamtfläche, Senkung der
Gesamtbaukosten
• Nutzungsneutrale Grundrisslösungen gewährleisten nachhaltige
Vermietung
• Mikrowohnungen als Alternative zu einem einfachen Standard in
Ballungsräumen (Referenz zum Förderprogramm Vario-Wohnungen
des BMUB)
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
11
Vielfältige Ansatzpunkte zur
Reduzierung von Baukosten
Beispiele für Ansatzpunkte
• Gestaltung von Baukörpern/Grundrissen
• Konstruktion im Hinblick auf Industrialisierung
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
12
Konstruktion, Industrialisierung und serielles Bauen
• Modularisierung, Standardisierung und industrielle, serielle Vorfertigung bergen
Kosteneinsparpotenziale insbesondere mit Blick auf die Optimierung von
Bauprozessen.
• Modularisierten und standardisierten Bauweisen kommen bislang noch zu
wenig Bedeutung zu, weil häufig die Grundvoraussetzungen nicht erfüllt sind.
• Urheberrechtliche Fragestellungen müssen eindeutig geklärt werden.
• Die Vorteile modularisierter Bauweisen werden zu wenig kommuniziert und in
Studium bzw. Ausbildung von Architekten und Ingenieuren verankert.
• Vorurteilsfreie Übernahme von Konstruktionslösungen aus dem Gewerbebau.
• Bei Modularisierung und industrieller, serieller Vorfertigung von Gebäude bzw.
Bauteil muss die Problematik von Akzeptanzhemmnissen berücksichtigt
werden. Es gibt insbesondere Grenzen, wo die Architekturqualität
eingeschränkt wird.
• Industrielles Bauen erfordert die Zusammenarbeit von Planern und
Ausführenden von Anfang an, um Ausführungskompetenzen, Kreativität und
Innovationen einbringen zu können.
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
13
Vielfältige Ansatzpunkte zur
Reduzierung von Baukosten
Beispiele für Ansatzpunkte
• Gestaltung von Baukörpern/Grundrissen
• Konstruktion im Hinblick auf Industrialisierung
• Prozessqualität im Hinblick auf integrierte Planungsprozesse und
Optimierung in der Bauphase
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
14
Verbesserung von Planung und Prozessqualität
• Durch integrale Planung können sich Einsparpotenziale ergeben.
• Es bestehen unterschiedliche Auffassungen zu den Potenzialen der
integralen Planung und ob diese durch vergaberechtliche Vorgaben
begrenzt werden.
• Die projektinterne Kommunikation und Bauprozessteuerung birgt
Optimierungspotenziale.
• Integrierte Ansätze lassen sich durch computergestützte
Planungsmethoden unterstützen.
• Kostenoptimales Bauen sollte als Gegenstand der Ausbildung und
in der Praxis gestärkt werden.
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
15
Vielfältige Ansatzpunkte zur
Reduzierung von Baukosten
Beispiele für Ansatzpunkte
• Gestaltung von Baukörpern/Grundrissen
• Konstruktion im Hinblick auf Industrialisierung
• Prozessqualität im Hinblick auf integrierte Planungsprozesse und
Optimierung in der Bauphase
• Umfang der Regelwerke und des Normungswesens
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
16
Regelungssatzungen im Bauwesen
überschaubar machen
• Anwendung und Auslegung bauordnungsrechtlicher Vorgaben,
Regelungen und des Baunebenrechts sowie technischer
Bestimmungen können im Einzelfall zu einem vergleichsweise hohen
Kostenanstieg beitragen.
• Einzelne Situationen werden dabei oft durch Belange auf
kommunaler Ebene weiter verschärft:
• zweiter baulicher Rettungsweg zur Erfüllung der
Brandschutzanforderung erforderlich, weil Feuerwehr andere
Techniken nicht bereithält.
• Umsetzung kommunaler Stellplatzsatzungen kostet den Bauherrn
zwischen 200 und 400 Euro je m2 Wohnfläche. Flexibilisierung der
Stellplatzsatzungen unter Berücksichtigung neuer
Mobilitätserfordernisse.
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
17
Das Volumen und die Taktzeit der Erneuerung
von Normen müssen eingeschränkt werden
• Schätzungsweise über 3.000 für den Bau relevante Normen
aufgrund des Anstiegs des Technisierungsgrads und einer
hohen Übernahme internationaler und europäischer Normen:
• Anwender (insbesondere Planer oder Bauherren) oft nicht
mehr am Normungsprozess beteiligt.
• Europäische Bemessungsnormen führen zu erhöhtem
Planungsaufwand, nicht aber zu schlankeren
Konstruktionen bei mehr Sicherheit.
• Konkurrierende Normungsaktivitäten führen, z.B. im
Bereich des Schallschutzes, zu Rechtsunsicherheiten.
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
18
Hervorgehobene Empfehlungen der
Baukostensenkungskommission
•
Industriedialog zu robusterer, preisgünstigerer Produktion und Entwicklung
(z. B. modulare Technik).
•
Baupolitische Prüfung von Abschreibungsmöglichkeiten für TGA.
•
Für das Bauordnungsrecht möglichst bundeseinheitliches Regelungswerk
(einheitliche Bauordnung).
•
Keine zusätzlichen Anforderungen der Länder gegenüber dem Bundesrecht.
•
Anpassung der Stellplatzanforderungen an die heutige Nachfrage und
Berücksichtigung neuer Mobilitätskonzepte.
•
Kritische Prüfung der Mindestanforderungen an den Schallschutz (KostenNutzen-Betrachtung, Vereinheitlichung und rechtliche Absicherung).
•
Brandschutzanforderungen der örtlichen Feuerwehren sollten öffentlichrechtliche Regelungen nicht verschärfen.
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
19
(Weitere) Hervorgehobene Empfehlungen der
Baukostensenkungskommission
•
Transparenzinitiative des Bundes und der Länder zur Darstellung
kostenverursachender Anforderungen und Prüfung neuer Anforderungen
unter Kosten-Nutzen-Überlegungen.
•
Verpflichtende Folgenabschätzung für die Kosten des Wohnens für alle
Entwürfe von Gesetzen, Verordnung und Normen; Entwicklung einer
geeigneten Methodik anhand von Mustergebäuden.
•
Stärkere Berücksichtigung der Interessen der Normenanwender.
•
Abschätzung der Auswirkungen von Normverschärfungen auf die Höhe der
Bau- und Wohnungskosten.
•
Nachverdichtung anstreben, Aufgreifen in Förderprogrammen (einschl.
Anbau, Aufstockung), höhere Baudichte bei Ausweisung Flächen für Neubau.
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
20
Follow-Up-Prozess der
Baukostensenkungskommission
• Wohnungsbauoffensive
Maßnahmenpaket aus Baulandbereitstellung, steuerlichen Anreizen, Überprüfung
von Bauvorschriften auf Vereinfachungspotential und steigenden Mitteln für
sozialen Wohnungsbau und Wohngeld.
• 10-Punkte-Programm
…
4. Zielgenaue steuerliche Anreize für mehr bezahlbaren Wohnraum;
5. Übernahme einer einheitlichen Musterbauordnung in den Ländern anstreben;
6. Normungswesen auf den Prüfstand stellen;
7. Serielles Bauen für ansprechenden und günstigen Wohnraum forcieren;
8. Stellplatzverordnung flexibilisieren;
9. EnEV und EEWärmeG strukturell neu konzipieren;
…
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
21
Follow-Up-Prozess der
Baukostensenkungskommission – Perspektiven
• Unterstützung der Länder und Kommunen durch den Bund, um bei den aus
der Kompetenzordnung rührenden Aufgaben Anreize und Erleichterungen für
die Wohnungs- und Bauwirtschaft zu schaffen.
• Normungswesen: Sonder-Präsidialausschuss beim Deutschen Institut für
Normung e.V. (DIN), Einsetzung einer Arbeitsgruppe Standards im Bauwesen
durch das BMUB. Ausrichtung der Normung an Kosten- und Praxisaspekten.
• Unterstützung des seriellen Bauens seit Januar 2016 im Rahmen einer
Arbeitsgruppe der Bündnispartner. Start eines Architekturwettbewerbs im ersten
Halbjahr 2016 durch das BMUB. Diskussion der Losgrößenproblematik mit der
Bau- und Wohnungswirtschaft.
• Bessere Abstimmung von EnEV und EEWärmeG aufeinander und
strukturelle Neukonzeption. Eine hohe Klimaschutzwirkung soll mit niedrigen
Bau- und Bewirtschaftungskosten vereinbar sein. Für Juni 2016 wurde eine
Sonderbauministerkonferenz einberufen.
Ergebnisse der Baukostensenkungskommission | Partnertreff| 10.03.2016
22
im Auftrag des
VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT
InWIS Forschung & Beratung GmbH
Springorumallee 5
44795 Bochum
Tel.: +49 (0) 234.89034.0
Fax: +49 (0) 234.89034.49
[email protected]
www.inwis.de