INTERNATIONALE HILFSORGANISATION Newsletter für Freunde und Unterstützer Ausgabe März 2016 Liebe Freunde und Unterstützer, heute geht es in unserem Compact um einen fernen Kontinent – um Afrika. Im Fokus stehen dabei vor allem junge Leute aus afrikanischen Ländern mit all ihren Träumen und Plänen. Sie sind es schließlich, die die Zukunft ihrer Heimatländer mitbestimmen werden. Wir versuchen, ihnen beim Studium an der Nehemiah Gateway Hochschule starke Visionen und Werte und das beste Handwerkszeug für ein erfolgreiches Berufsleben mitzugeben. Es ist ermutigend, dass viele von ihnen nicht nur sich selbst verwirklichen wollen, sondern ganz konkrete Pläne haben, ihren Mitmenschen zu helfen und in ihren Ländern etwas Gutes zu bewirken. Wir wollen sie dabei begleiten und ihnen Starthilfe geben. Es bleibt zu hoffen, dass es ihnen gelingen wird, ihre Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Portrait Markus Drotleff – der weiße Tansanier Ein „Macher“ in der Hochschule in Albanien: Bachelor-Student Markus Drotleff hat große Pläne für seine Wahlheimat in Afrika. Er ist 27 Jahre alt, blond, hat einen deutschen Pass und spricht am liebsten Kiswahili, die Amtssprache in Tansania. Denn sie ist ihm genauso vertraut wie seine Muttersprache Deutsch. Markus Drotleff, Bachelor-Student an der Nehemiah Gateway Hochschule. Wie verschlägt es jemanden wie ihn nach Albanien? Wir haben nachgefragt. Markus ist ein typisches „Missionary Kid“ – als Kind von deutschen Missionaren ist er in Dar es Salaam, der größten Stadt in Tansania, aufgewachsen. Sein Heimatland Deutschland ist ihm da eher fremd geblieben – zu selten war er dort zu Besuch. Markus hat viel von seinem Vater Werner geerbt, einem Mann der Tat, der trotz schwerer Schicksalsschläge und viel Entbehrung ein blühendes christliches Hilfs- Viel Spaß beim Lesen, Ihr Compact-Team Lesen Sie auf der nächsten Seite weiter » Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 1 werk in Tansania aufgebaut hat. Seine Mutter Regina und zwei Schwestern stehen ihm dabei in nichts nach. Sie alle engagieren sich für das Wohl der Menschen in Tansania – auch wenn dies sehr viel persönlichen Verzicht bedeutet. So zum Beispiel auf den erträumten Studienplatz an einer Universität in England, der ganz einfach zu teuer war. Erst einige Jahre nach seinem Schulabschluss, die er vor allem bei der Arbeit im Hilfswerk „zuhause“ in Tansania verbrachte, wurde seine Geduld belohnt: Ein Stipendium an der Nehemiah Gateway Hochschule. Markus ist sehr dankbar für diese Chance, denn er hat große Ziele und genaue Vorstellungen davon, wie man die Länder Afrikas besser fördern könnte. Er meint: „Viele Menschen stellen sich Afrika nur als arm und hilfsbedürftig vor. Dabei sind das Länder mit enormem menschlichen und wirtschaftlichen Potential. Die Herausforderung ist, Kompetenz und ein solides Wertesystem zu vermitteln, dann gibt’s nachhaltige Veränderung.“ Er bedauert, dass dieses Potential noch zu wenig erkannt und gefördert wird. Im Moment bleiben Hilfswerke meist auf die Spenden und Förderung aus westlichen Ländern angewiesen. Hier sieht Markus seine Chance zu helfen: Junge Leute fördern und Kompetenz vermitteln, wirtschaftliche Initiativen unterstützen und Werte praktisch umsetzen. Nach und nach Familien, Betriebe, Staat und Kultur positiv beeinflussen. Und natürlich die Arbeit der Hilfswerke unabhängig machen vom Ausland, indem man selber die nötigen Mittel im Land erwirtschaftet. Markus’ Ideal: Nicht mehr Ausländer, sondern die Afrikaner selber sollen für Veränderung sorgen. Diese Entwicklung wird Markus nach Kräften unterstützen. Mit großem Respekt berichtet er von der Arbeit der Tansanier im Land, so z.B. von Johannes Kazimbasi im Waisendorf in Kemondo, der die Leitung der Arbeit vor Ort mit Engagement und Kompetenz übernommen hat. Er freut sich deshalb besonders, dass die zwei Söhne von Johannes Kazimbasi auch mit ihm zusammen an der Nehemiah Gateway Hochschule studieren können. Ganz der Praktiker, träumte Markus eigentlich immer davon, Energietechnik zu studieren. Anfangs war er etwas skeptisch, da an der Nehemiah Gateway Hochschule für ihn nur der Bachelor-Kurs in „Economy and Businesses“ möglich war. Doch mittlerweile ist er darüber mehr als froh: „Das Studium der Betriebswirtschaft vermittelt mir die wichtigen Grundlagen dafür, wie man professionelle Konzepte entwickelt, das Wirtschaften lernt und nicht zuletzt auch den ‚bürokratischen Kram’ bewältigt. All das fehlt oft bei Hilfswerken oder Start- Ups, die ich begleiten möchte. Dieses Wissen kann ich nun sehr gut vermitteln.“ Sehr wertvoll waren für ihn auch die beiden Praxissemester bei deutschen Firmen, die bereits Expansionspläne nach Afrika haben, und zwar in Markus’ Lieblings-Sektor, der Energietechnik. So werden jetzt schon Netzwerke aufgebaut und die ersten Grundsteine für die Verwirklichung seines Traums gelegt. Bei Nehemiah Gateway in Albanien ist sein Engagement ebenfalls mehr als willkommen. Als „europäischer Afrikaner“ kann er gut vermitteln zwischen den albanischen Studenten und seinen Freunden aus den afrikanischen Ländern. So ein Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen ist nicht immer einfach, doch es bringt einen Riesengewinn für die jungen Leute, wenn sie sich darauf einlassen. Gerade heute in unserer globalisierten Welt. Wir wünschen Markus jedenfalls viel Erfolg (und Spaß!) beim Studium in Albanien. Und wer weiß, vielleicht wird es ja doch noch irgendwann etwas mit dem Studium der Energietechnik? Wir drücken die Daumen! Nicht nur Namensvettern Nehemiah Gateway und das Nehemia Hilfswerk in Tansania haben nicht nur einen ähnlichen Namen, sondern auch dieselben Wurzeln: Das „Nehemia Christliches Hilfswerk e.V.“ in Nidda bei Frankfurt am Main (www.nehemia.org). Von hier wurden vor vielen Jahren Werner und Regina Drotleff nach Tansania ausgesandt, Arnold und Esther Geiger nach Albanien. Mittlerweile ist die Albanienarbeit unter Nehemiah Gateway längst selbständig geworden, doch die Verbundenheit bleibt! Nehemia & Nehemiah Gateway – eine Partnerschaft Bei Nehemia in Tansania dreht sich fast alles um bedürftige Kinder. So gibt es z.B. ein Waisendorf in Morogoro und eine Arbeit unter Straßenkindern in Dar es Salaam. Ein weiterer wichtiger Arbeitszweig ist das Waisendorf „Bethania“ in Kemondo am Viktoriasee, mit dem es seit einigen Jahren eine gute Zusammenarbeit gibt. Nehemiah Gateway hat hier ein Study Lab mit 25 Laptops und Internetverbindung eingerichtet und hilft bei der Finanzierung eines neuen Gebäudes für die Grundschule. Das alte Grundschulgebäude ist einem neuen Projekt gewichen, das den Waisenkindern gute Zukunftsperspektiven bieten wird: eine Berufsschule. Dazu kommen Stipendien für drei Studenten an der Nehemiah Gateway Hochschule. Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 2 Im Kampf um Respekt und Unabhängigkeit – Eine Studentin spricht über Frauen in Uganda Es ist nicht leicht, eine Frau in Uganda zu sein. Frauen haben dort einen deutlich niedrigeren sozialen Status als Männer. Jeden Tag sind sie mit Diskriminierung, finanzieller Abhängigkeit, schlechten Bildungsmöglichkeiten, Armut und Missbrauch konfrontiert. In den letzten Jahren begannen ugandische Frauen für die Gleichberechtigung der Geschlechter in ihrem Land zu kämpfen. Vor ihnen liegt jedoch noch ein sehr langer und steiniger Weg. Sandra Akoli ist 25 Jahre alt und kommt aus der nord-ugandischen Stadt Lira. Dort wuchs sie mit drei Schwestern und vier Brüdern auf. Seit 2015 studiert sie an der Nehemiah Gateway Hochschule in Albanien im Studiengang „Economy and Businesses“. Sie erinnert sich an ihre Kindheit: „Ich wurde anders behandelt und nicht in der gleichen Weise respektiert wie meine Brüder. Sie hatten auch Vorrang, wenn es um Bildung ging. Es war sehr schwer für mich“. In Uganda sind traditionelle Geschlechterrollen noch immer weit verbreitet: „Die ideale ugandische Frau ist in der Küche und kocht das Essen, während die Männer zusammensitzen, sich Geschichten erzählen und Spaß haben. Sie muss sich um alles kümmern, nach dem Feuer sehen, das Wasser holen und so weiter. Der Mann ist der Chef in der Familie, er hat die absolute Macht über das Geld, den Besitz – und seine Frau! Tatsächlich kaufen sich die Männer ihre Frauen. Wenn eine Frau verheiratet wird, muss ihr zukünftiger Ehemann zum Beispiel zehn Kühe für sie bezahlen. Damit wird sie zu seinem Besitz“, sagt Sandra. „Oft sind es die Frauen, die den Großteil der Arbeit alleine machen, und doch profitieren sie in keinster Weise von ihrer Arbeit. Das ist schon seit Generationen so und wird von einem ungebildeten Mann zum nächsten weitergegeben.“ Doch ist eine schrittweise Veränderung spürbar, besonders in gebildeten Familien. Sandra bekam mit 15 die Chance, bei einem Pastor und seiner Familie zu leben und zur Schule zu gehen. „Wenn ich bei meiner Familie geblieben wäre, würde ich heute nicht hier mit dir sprechen, denn ich wäre verheiratet und hätte drei oder vier Kinder.“ Ihre höhere Bildung hat Sandras sozialen Status deutlich verbessert: „Als ich zu meiner Familie zurückkehrte, merkte ich, dass sich das Verhalten mir gegenüber verändert hatte. Die Leute behandeln mich inzwischen anders. Wenn du schwach bist und dich nicht verteidigen kannst, dann wirst du klein gehalten – aber sobald du etwas erreicht hast oder gebildet bist, sagen die Leute: ‚Sie wird zu einer wichtigen Person, sie geht ihren Weg.’ Und dann beginnen sie, dich zu respektieren.“ 2010 wurden in Uganda Gesetze gegen häusliche Gewalt und gegen weibliche Genitalverstümmelung verabschiedet. Aktivistinnen kämpfen für die Durchsetzung dieser Gesetze sowie für weitere Frauenrechte. „Seitdem es das Gesetz gibt, kommt die Genitalverstümmelung deutlich weniger vor“, sagt Sandra. „Aber in manchen Regionen denken die Menschen immer noch, dass sie ihren ‚kulturellen Verpflichtungen’ nachkommen müssen und dass ihre Töchter nicht vollkommen sind, wenn sie es nicht tun. Sie haben das Gefühl, die Regierung will ihnen ihre Rechte und ihre Kultur wegnehmen – deshalb machen sie es im Geheimen. Auch hier steht und fällt alles mit der Bildung. Je gebildeter die Menschen sind, desto eher können sie alte Traditionen hinterfragen. Bildung ist der Schlüssel“, sagt sie nachdrücklich. Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 3 Sandra liegt das Thema Frauenrechte sehr am Herzen, weshalb sie künftig mit und für Frauen arbeiten möchte: „Ich plane ein Unternehmen zu gründen, das Frauen beschäftigt und unterstützt. Vielleicht eine kleine Druckerei, die Papierwaren und Bücher herstellt. Ich habe schon recherchiert und die Marktsituation analysiert – ich denke, ich habe gute Chancen. Außerdem möchte ich eine Hilfsorganisation für die Stärkung von Frauen ins Leben rufen. Bei gesellschaftlichen Veränderungen ist soziales Wissen und Charakterentwicklung von großer Bedeutung: Ehrfurcht vor Gott, Ehrlichkeit, Integrität, Mut oder das Wissen, wie man Kinder erzieht und die Menschen in seiner Gemeinschaft behandelt... wenn man das lernt, gewinnt man Selbstvertrauen und Respekt. Bevor ich an die Nehemiah Gateway Hochschule kam hatte ich eine ganz andere Mentalität. Ich hatte keine Vorstellung davon, wie mein Leben weitergehen würde. Hier in Albanien habe ich verschiedene ProfessorInnen kennengelernt und habe angefangen, die Realität in dem zu erkennen, was ich lerne. Und nach einiger Zeit dachte ich: Ja, Sandra, du kannst dein eigenes Unternehmen führen – es ist möglich! Dass ich hier an der N.G. Hochschule die Ausbildung machen konnte, hat es mir ermöglicht, meine Pläne und Träume zu verfolgen. Jetzt bin ich stark. Ich kenne meine Rechte und niemand kann mich klein halten.“ Mit großen Hoffnungen und einer guten Ausbildung gehört Sandra zu einer neuen Generation ugandischer Frauen, die es schaffen können, eine wirkliche Veränderung für Frauen und Mädchen in ihrer Gesellschaft herbeizuführen. Was ist weibliche Genitalverstümmelung? Weibliche Genitalverstümmelung bezeichnet eine Menschenrechtsverletzung, bei der Mädchen aus nicht-medizinischen Gründen die äußeren Genitalien entfernt werden. Dies kann zu schweren Blutungen, Problemen beim Urinieren, Zysten, Infektionen oder Komplikationen bei der Geburt führen. Aktuellen Angaben von Unicef zufolge sind weltweit mehr als 125 Millionen Frauen und Mädchen in Afrika und dem Mittleren Osten betroffen. Quelle: WHO – World Health Organization (www.who.int/mediacentre/factsheets/fs241), gekürzt Project Empowerment – ein Säule der Nehemiah Gateway Strategie „Den Menschen helfen, in Würde und Unabhängigkeit ihr eigenes Leben selbst zu bestimmen und nachhaltig zu gestalten“ – so lautet die Grundausrichtung von Nehemiah Gateway. Mit Hilfe vier wichtiger Säulen lassen wir das Wirklichkeit werden: Soziale und medizinische Hilfe, die Implementierung von Grundwerten, Bildung und Project Empowerment. Die Säule Project Empowerment ist im Zusammenhang mit der internationalen Arbeit in den Entwicklungs- länder der besonders wichtig – gerade auch im Blick auf die Flüchtlingskrise. Aber was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Ausdruck? Der Blick in die Geschichte Fahrdienste, Bäckerei, Zahnarztpraxis, Autowerkstatt, Schreinerei – das waren die ersten Betriebe, die von Nehemia schon in den frühen Neunzigerjahren in Albanien ins Leben gerufen wurden. Das Ziel: Arbeits- Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 4 plätze schaffen, Standards im Handwerk setzen und den Menschen eine Lebensperspektive geben – Hilfe zur Selbsthilfe eben. Diese ersten Betriebe haben sich inzwischen weiterentwickelt oder teilweise stark verändert, doch das Prinzip hat überlebt und wurde über die Jahre immer wieder angegangen, von partnerschaftlichen Starthilfen, Handwerkerschulung bis Outsourcing von Dienstleistungen. Auch das Fundraising zur Finanzierung der Hilfsprojekte gehört dazu. Heute erreicht Project Empowerment bei Nehemiah Gateway ein ganz neues Niveau: Project Empowerment für die Hochschule Im dualen Bachelor-Studium „Economy and Businesses“ lernt man einen Betrieb professionell zu führen, eine eigene Existenz zu gründen oder in einer gemeinnützigen Organisation oder einer Behörde nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu arbeiten. Während der praktischen Ausbildung können die Studenten das Gelernte umsetzen in Firmen oder Organisationen. Im Zentrum steht gemäß unserer Grundausrichtung der Mensch. So versuchen wir die jungen Auszubildenden und Studierenden dahin zu führen, möglichst frühzeitig ihre eigenen Ziele zu erkennen, zu formulieren und umzusetzen. Manch einer hat zuhause einen kleinen Familienbetrieb, andere sind von einer Firma oder von ihrer Organisation geschickt, und entwickeln gemeinsam mit Dozenten und Fachleuten ihre Konzepte bereits während des Studiums. .... aber was passiert nach dem Studium? Während der ersten zwei Jahre des Arbeitslebens begleitet Nehemiah Gateway die jungen Leute. Gerade die internationalen Studenten aus Afrika oder Lateinamerika möchten bei den Hilfsorganisationen, die sie fürs Studium empfohlen haben, weiterarbeiten oder diesen Organisationen durch wirtschaftliche Unterstützung zuarbeiten und dort professionelles Know-how und Innovation einbringen. Andere träumen von eigenen Start-Ups, um Arbeitsplätze zu schaffen und in ihren Heimatländern zu investieren. Und diejenigen, die selbst karitativ tätig werden wollen, legen das Fundament für „Nehemiah Gateway Local Centers“ – ganzheitliche Hilfsprojekte, die auf den vier oben genannten Säulen basieren – nach dem bewährten Modell in Albanien. Ob Kredite für Start-Ups, Coaching durch Profis, Networking, Fortbildung oder Problemlösungen – vieles ist geplant, um ihnen den bestmöglichen Start ins Berufsleben oder in die Selbständigkeit zu ermöglichen. Wir beobachten gespannt unsere ersten afrikanischen Studenten Doka, Joshua, Geoffrey, Ahmed und Martin die vor kurzem in den Südsudan und nach Uganda zurückgekehrt sind. Wir können es kaum erwarten zu sehen, wie ihre Pläne und Träume Wirklichkeit werden! Project Empowerment von Kindesbeinen an Viele Kinder haben bereits große praktische Fähigkeiten. Diese Gruppe werden wir in Zukunft noch stärker fördern - vom Grundschulalter an, in einem Schulzweig, der den Schwerpunkt auf angewandtes Wissen legt. Damit deutsche Fachkräfte – auch Pensionäre – ihr Wissen direkt weitergeben können, steht Deutsch ganz oben auf dem Lehrplan. So werden die zukünftigen Handwerksmeister und innovativen Köpfe geformt. Der Anfang eines langen Weges, um jungen Menschen in ihrem Land eine tragfähige Lebensperspektive zu geben und Migration zu verhindern. Vanessa Secondary School in Tansania Im Dezember machte sich eine Gruppe auf die Reise nach Mbeya in Tansania. Sie besuchten die Vanessa Secondary School, die von Nehemiah Gateway unterstützt wird. Die Schule ist nach der Tochter von Gründer Wolfgang Machowetz benannt – Vanessa ist das nette Gesicht in unserem Büro in Berlin. 300 Schüler und Schülerinnen erhalten dort eine Schulbildung, darunter 38 Waisenkinder, die auch Unterstützung in Form von Kleidung und Essen bekommen. Lesen Sie Impressionen von der Reise auf der nächsten Seite. Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 5 Karibu sana – herzlich willkommen in Tansania! Eindrücke von einer Reise zu einem fremden Kontinent Von Anke Neuzerling Anke Neuzerling ist im Beirat von Nehemiah Gateway. Um die Projekte in Afrika kennenzulernen und dem Filmteam zur Seite zu stehen, macht sie sich zusammen mit Arnold und Samuel Geiger, Arlinda Merdani, der Architektin Ina Musaj und Markus Drotleff auf ihre erste Reise dorthin. Finger auf mich. Markus lacht: „Weißt du, was sie gerufen haben? ‚Msungu’ – das Wort für ‚Europäer, Weißer’ in Kiswahili.“ Aha. Ich bin ein Msungu. Bei Kapuściński, dem polnischen Journalisten und Afrikakenner lese ich später, dass früher die Mütter ihren Kindern sagten: „Sei artig, sonst frisst dich der Msungu“. Heute scheint ein Msungu nicht mehr so bedrohlich zu wirken. Mein Eindruck ist, dass ich eher Heiterkeit auslöse. Fremde Welt – Karibu sana Moses „Du wirst auf eine völlig fremde Welt treffen“, sagt Vanessa zu mir. „Aber du wirst es mögen.“ Ich bin sehr gespannt. Wir kommen aus dem deutschen Winter, es ist Dezember. Ankunft in Dar es Salaam. Ein Schock: Es fühlt sich an, als ob man mit einem glühend heißen, feuchten Tuch zugedeckt wird. Das Haus, in dem er lebt, ist klein, mit gestampftem Lehmboden. In der Ecke ein Waschgeschirr, so wie ich es von meiner Oma kannte. Der 15-jährige Moses lächelt nie. Auch als wir Fotos zusammen machen und versuchen, mit ihm zu scherzen. Er ist eine Waise. Als kleiner Junge kümmerte sich seine Großmutter um ihn, nachdem die Eltern gestorben waren. Von seiner Mutter hat er nur ein winziges Foto, schwarz-weiß, offenbar ein Passfoto, vom Alter zerschlissen. Vom Vater gibt es kein Bild. Im Schlafzimmer steht ein Bett, ein paar Gegenstände auf einem wackeligen Brett. In einer Ritze in der Hauswand klemmt die Zahnbürste. Inmitten der Teenager-Unordnung, die mangels der Menge an Gegenständen nicht allzu groß ist – ein paar rote adidas Fußballschuhe! Wie eine Trophäe der Hoffnung ragen sie heraus aus der ärmlichen Kargheit der Umgebung, hübsch zusammengestellt auf einem kleinen Vorsprung. Moses hat keine Familie, hier alleine im Haus hat er oft Angst. Msungu Wir fahren im Jeep nach Mbeja, 900 Kilometer. Die Klimaanlage haucht einen schwachen Strom lauwarmer Luft. Ich nehme dankbar den Ehrenplatz vorne neben dem Fahrer an, auf den Rücksitzen werden meine Mitfahrer durchgerüttelt bis die Bandscheiben schmerzen. Wir machen alles gemeinsam vom Morgen bis zum Abend, unterhalten uns, essen zusammen, bekämpfen die Tsetsefliegen, die plötzlich im Schwarm durchs Fenster kommen. Schlagen, schlagen, schlagen, nicht stechen lassen, sie können die Schlafkrankheit übertragen! Gemeinsam gruseln wir uns über die Schreckensgeschichten, die Markus zum Besten gibt. Viele Zebras und sanfte, großäugige Giraffen am Straßenrand. Und Elefanten! Markus fährt stoisch und ohne Müdigkeit bis in die späte Nacht durch das Land. In einem Dorf eine Gruppe Kinder, so um die zehn Jahre alt. Sie lachen, stoßen sich an und zeigen mit dem Sein wichtigster Halt und seine große Hoffnung ist die Vanessa School, für die er ein Stipendium hat. Moses bleibt oft noch nach Schulschluss, weil die Schule sein eigentliches Zuhause ist und die Hoffnung, an die er sich klammert: Einen Schulabschluss machen, studieren, Geld verdienen, ein gutes Leben haben. Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 6 Life Coach, Unternehmer, Politiker – Die To-do-Liste eines Nehemiah Gateway Hochschulabsolventen Joshua Luyonza wuchs als eines von sechs Kindern in Ugandas Hauptstadt Kampala auf. Als Joshua elf Jahre alt war, starb sein Vater, und seine Mutter arbeitete seitdem unaufhörlich dafür, ihn und seine Geschwister allein groß zu ziehen und ihnen die besten Chancen für ihr Leben zu ermöglichen. Im Januar dieses Jahres war Joshua, der inzwischen 24 ist, einer der glücklichen Bachelor-Absolventen der Nehemiah Gateway Hochschule in Pogradec, Albanien. Nach drei Jahren schloss er sein Studium in „Economy and Businesses“ erfolgreich ab und kehrt nun zu seiner Familie nach Uganda zurück. „Die Menschen hier sind herzlich und gastfreundlich“, war Joshuas erster Eindruck, als er durch die Nehemiah-Gateway-Partnerorganisation „Cornerstone“ nach Albanien kam. Er war außerdem begeistert, zum ersten Mal vier Jahreszeiten mitzuerleben – denn das ugandische Klima umfasst nur zwei. Auch die wunderschöne albanische Landschaft beeindruckte ihn: „Für mich ist Albanien das Land der 1000 Hügel“, sagt Joshua. Und das typisch albanische Byrek, eine gefüllte Blätterteigtasche, findet er unglaublich lecker. Seine Studienzeit war richtungsweisend für Joshua: „Ich habe eine enorme Entwicklung durchlaufen – nicht nur was meine Ausbildung betrifft, sondern auch in Bezug auf meine Persönlichkeit”. Einen Großteil seiner Freizeit verbrachte er damit, sich noch mehr Wissen anzueignen, und nutzte den umfangreichen Zugang zu Informationen auf dem Campus – entweder in der Bibliothek oder mithilfe der guten Internetverbindung: „Ich habe in mich selbst investiert”, erklärt er. Natürlich ist Joshua auch sehr glücklich über die guten Beziehungen, die er zu seinen KommilitonInnen knüpfen konnte, denn „niemand ist eine Insel.” Zusammenfassend sagt er: „Meine Studienzeit an der Nehemiah Gateway Hochschule hat mir geholfen, herauszufinden, wer ich bin und was meine Ziele im Leben sind – ich habe erkannt, was mich antreibt.” Joshua ist ohne Zweifel ein sehr bemerkenswerter, zielstrebiger und wissenshungriger junger Mann, mit einer starken Vision für seine eigene Zukunft und die Zukunft seines Heimatlandes Uganda. Zwei Schicksale, die vielleicht irgendwann miteinander verwoben sein könnten – denn auf Joshuas To-do-Liste finden sich ein paar außergewöhnliche Punkte: Als Life Coach und Motivationstrainer möchte er seinen Mitmenschen helfen, ihr volles Potenzial zu entdecken und auszuleben, denn „alle Menschen tragen etwas Höheres in sich”. Außerdem möchte er sein eigenes Unternehmen gründen, voraussichtlich im Immobilienbereich, um die ugandische Infrastruktur und die schlechten Wohnverhältnisse zu verbessern. Auf lange Sicht sieht sich Joshua allerdings in einer nationalen Führungsposition ... und zwar nicht in irgendeiner – seine Ambition ist es, in der Landespolitik aktiv zu werden und vielleicht sogar eine Führungsrolle zu übernehmen! In dieser Funktion möchte er die Korruption bekämpfen und mit Weisheit und Vernunft die Lebensbedingungen für alle Ugander und Uganderinnen zu verbessern. Für Joshuas Mutter ist es eine große Freude, die Früchte ihrer harten Arbeit sehen zu können und mitzuerleben, wie ihr Sohn sein Studium erfolgreich abschließt. „Ich kann es nicht erwarten, sie noch stolzer zu machen!”, sagt Joshua. Alles in allem möchte Joshua ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben führen und anderen dabei helfen, dasselbe zu tun. Wir hoffen, die Nehemiah Gateway Hochschule hat ihn mit vielen nützlichen Instrumenten ausgestattet, mit denen er seine Vision verwirklichen kann. Natürlich werden wir dieses junge Talent weiterhin unterstützen. Joshua, wir wünschen Dir und Deinen Mit-AbsolventInnen das Beste für die Zukunft! Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 7 INTERNATIONALE HILFSORGANISATION Nachrichten in Kürze Interview bei Radio Vatikan Arnold Geiger, Geschäftsführer der Nehemiah Gateway gGmbH, hat für Radio Vatikan ein Interview gegeben. Der 15-minütige Beitrag in deutscher Sprache wurde im Rahmen des Programms „Menschen in der Zeit“ ausgestrahlt. Den Link zum Podcast finden Sie auf unserer Homepage www.nehemiah-gateway.org Nehemiah Gateway Forum Seit Jahresbeginn organisiert das Nehemiah Gateway Forum in Buçimas in Zusammenarbeit mit der N.G. Hochschule monatliche Veranstaltungen zu verschiedensten Themen, so z. B. die Neuauflage einer bedeutenden klassischen Übersetzung der Psalmen ins Albanische oder eine Forumsdiskussion zur Entwicklung Albaniens seit dem Fall des eisernen Vorhangs. Akkreditiert! Beide Studiengänge der Nehemiah Gateway Hochschule, B.A. „Economy and Businesses“ und M.Sc. „Leadership and Assessment in Education“ haben jetzt das deutsche FIBAA Qualitätssiegel und sind damit in Deutschland anerkannt. Die institutionelle Akkreditierung der amerikanischen Agentur TRACS steht kurz vor dem Abschluss und auch in Albanien ist der BachelorAbschluss bereits akkreditiert. Die allerbesten Voraussetzungen also für unsere Studenten; so z.B. für die neun Bachelor-Absolventen aus Albanien, Uganda und dem Südsudan, die am 8. Januar ihren Abschluss feierten. ® NEHEMIAH GATEWAY, NEHEMIAH GATEWAY is a registered trademark of the NEHEMIAH GATEWAY gGmbH. © NEHEMIAH GATEWAY, 2016 Bauarbeiten in Griechenland Nach der Winterpause wollen die Helfer aus Colmberg wieder durchstarten: Sobald die Genehmigungen vorliegen wird die Lagerhalle für den Hilfsverein GAIA in Agios Nikolaos aufgestellt, wo Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge ihren Platz finden, Hilfsgüter sortiert und gelagert werden und Veranstaltungen stattfinden können. NEHEMIAH GATEWAY gemeinnützige GmbH Kontumazgarten 3, 90429 Nürnberg T +49 911 60009960 F +49 911 60009969 [email protected] www.nehemiah-gateway.org IBAN: DE66 7605 0101 0011 0409 38 BIC: SSKNDE77 Newsletter für Freunde und Unterstützer von NEHEMIAH GATEWAY 8
© Copyright 2024 ExpyDoc