Pressemitteilung als PDF

Nr. 13
10. März 2016 (Koh)
Harald zur Hausen zum 80. Geburtstag
Harald zur Hausen, Nobelpreisträger, „geistiger Vater“ der Impfung gegen
Gebärmutterhalskrebs und langjähriger Vorstandsvorsitzender des Deutschen
Krebsforschungszentrums, feiert am Freitag, dem 11. März, seinen 80. Geburtstag.
„Im Namen aller Beschäftigten des Deutschen Krebsforschungszentrums gratulieren wir
Harald zur Hausen sehr herzlich und wünschen ihm viele gesunde Jahre“, sagen Michael
Boutros und Josef Puchta als Vorstand des DKFZ. „Wir sind stolz darauf, mit ihm eine
Persönlichkeit in unserer Mitte zu haben, die ein Stück Medizingeschichte geschrieben hat
und dafür überwältigende weltweite Anerkennung findet.“
Zur Hausen war von 1983 bis 2003 wissenschaftlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender
des Deutschen Krebsforschungszentrums. Auch heute noch leitet er eine
Forschungsabteilung am DKFZ. Seine Mitarbeiter suchen nach neuen Viren, die unter
anderem mit Darmkrebs in Verbindung stehen.
„Wenn über Harald zur Hausen berichtet wird, ist sehr häufig von Beharrlichkeit die Rede“,
so Josef Puchta, der viele Jahre mit zur Hausen eng zusammengearbeitet hat. „Wir alle
bewundern die Beharrlichkeit, mit der er auch nach dem Nobelpreis weiter nach
unbekannten krebserregenden Viren fahndet. Viele von uns warten gespannt auf seine
neuen Erkenntnisse und wundern würde es uns nicht, wenn er auch diesmal Recht behielte!“
Harald zur Hausen begann bereits sein Medizinstudium mit dem Ziel einer
wissenschaftlichen Laufbahn. Ein glücklicher Zufall führte ihn nach seiner Approbation 1966
in das Labor von Gertrude und Werner Henle ans Children’s Hospital in Philadelphia. Bei
diesen Pionieren der Tumorvirologie fand zur Hausen zu seinem wissenschaftlichen
Lebensthema, dem Zusammenhang von Virusinfektionen und Krebs.
Nach drei wissenschaftlichen erfolgreichen Jahren an der Universität Würzburg erhielt zur
Hausen bereits 1972 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Virologie in Nürnberg/Erlangen. Dort
machte er sich erstmals Gedanken über das Thema, das ihm später zu seinem bisher
größten wissenschaftlichen Durchbruch verhalf: Aus alten Fallbeschreibungen schloss er auf
einen möglichen ursächlichen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit humanen
Papillomviren, den Warzen-Erregern, und Krebs des Gebärmutterhalses. Dies sollte für die
nächsten Jahrzehnte zu seinem wissenschaftlichen Leitmotiv werden.
Mit aufwändigen Methoden der damaligen Zeit wiesen zur Hausen und seine Mitarbeiter
heraus, dass es sich bei den Papillomviren um eine äußerst vielköpfige Familie handelt.
Schließlich gelang ihnen, Virus-Erbguts im Krebsgewebe nachzuweisen. Damit hatten sie ein
starkes Indiz für eine ursächliche Rolle von HPV bei der Krebsentstehung gefunden.
1977 folgte zur Hausen einem Ruf auf den Lehrstuhl für Virologie in Freiburg. Hier gelangen
ihm und seinen Mitarbeitern schließlich die entscheidenden Durchbrüche: In
Gebärmutterhalskrebs-Gewebeproben entdeckten sie die beiden wichtigsten
krebserregenden HPV-Typen. Zusätzlich konnten sie auf molekularer Ebene aufklären, wie
HPV-infizierte Zellen zu Krebs entarten. Spätestens von da an waren auch die zahlreichen
Skeptiker davon überzeugt, dass eine Infektion mit Hochrisiko-HPV ursächlich für die
Entstehung von Gebärmutterhalskrebs ist.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Harald zur Hausen bereits längst sein neues Amt als
Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums übernommen, das er die
folgenden 20 Jahre bekleiden sollte. Gleich zu Beginn seiner Heidelberger Jahre strukturierte
er das DKFZ gründlich um und führte moderne Methoden des Wissenschaftsmanagements
ein. In zur Hausens Amtszeit stieg das Forschungszentrum zu einer der weltweit führenden
Krebsforschungsinstitutionen auf. Vor allem seine Beharrlichkeit beim Aufbau von
Kooperationen mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat Früchte getragen: Klinikum und
Krebsforschungszentrum haben schließlich gemeinsam das heute ungemein erfolgreiche
Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg auf den Weg gebracht.
Nachdem die wichtigsten krebserregenden Hochrisiko-Papillomviren identifiziert waren,
stand auf einmal eine zuvor undenkbare Möglichkeit im Raum: Mit einem Impfstoff gegen die
krebserregenden Viren müsste sich Gebärmutterhalskrebs verhindern lassen. Nichts ist
stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist: Zur Hausens ehemalige Schüler waren
maßgeblich daran beteiligt, die technischen Schwierigkeiten bei der Entwicklung dieser
Vakzine lösen. Seit 2006 schließlich sind Impfstoffe gegen die wichtigsten HPV-HochrisikoTypen verfügbar. Wissenschaftler erwarten, dass die HPV-Impfung jedes Jahr Tausende von
Frauen vor Gebärmutterhalskrebs schützen wird, der in vielen Teilen der Welt oftmals einen
tödlichen Verlauf nimmt.
Ohne Zweifel ist Harald zur Hausen der „geistige Vater“ dieses ersten gezielt gegen Krebs
entwickelten Impfstoffs. Miterleben zu dürfen, wie die eigene Forschungshypothese
schließlich die Prävention einer lebensbedrohlichen Erkrankung ermöglicht, ist die
großartigste Bestätigung seiner wissenschaftlichen Lebensleistung.
Für seine wissenschaftlichen Erfolge ist zur Hausen mit Ehrungen und Auszeichnungen reich
bedacht worden. Die gewaltige Anzahl seiner Ehrendoktortitel lässt sich kaum noch
nachhalten. All diese Preise wurden schließlich in den Schatten gestellt vom Nobelpreis für
Medizin, den ihm die schwedische Akademie der Wissenschaften 2008 zuerkannte.
Ein Bild zur Pressemitteilung steht zur Verfügung unter:
http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2016/bilder/Harald_ZurHausen.jpg
(Tobias Schwerdt/DKFZ)
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die
größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen
Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen
Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über
die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale
Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der
Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung
(DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren
an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der
hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von
Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft
deutscher Forschungszentren.
Ansprechpartner für die Presse:
Dr. Stefanie Seltmann
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42-2854
F: +49 6221 42-2968
E-Mail: [email protected]
Dr. Sibylle Kohlstädt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
T: +49 6221 42 2843
F: +49 6221 42 2968
E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected]
www.dkfz.de