CHIP (04/2016)

04
2016
04/2016
WWW.CHIP.DE
Profi-Tuning für Windows » Sicher surfen mit jedem Browser » Ordnung für die Mediensammlung » Online shoppen ohne Ärger » Im Test: Kopfhörer für unterwegs » LTE-Update 2016
Nur
3 €
40
Win10-PC
für 100 €
Ausprobiert: Intels
neuer Mini-Rechner
Profi-Tuning
für Windows
Win
7 / 8 / 10
100 Prozent schneller booten
PC automatisieren mit Batchskripten
GByte-Datenmüll in Sekunden löschen
Sicher surfen
Schritt
für
Schritt
erklärt
mit jedem Browser
Der Schutz vor Flash-Lücken, Ransomware & Viren
Fotos, Filme, Musik
Alle Medien schnell im Zugriff!
ordnen PLUS: Alles abspielen
Gigabit-Speed
im LTE-Netz
ÖSTERREICH: EUR 3,90 SCHWEIZ: CHF 6,00 BENELUX: EUR 4,10
Mobilfunk-Upgrade
bricht alle Rekorde!
Online
shoppen
ohne Ärger
Rückgabe, Garantie &
Co: Ihre Rechte beim
Kauf im Internet
PPPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPPP
TWITTER < TREND
Keine Zeit für Twitter
Facebook fesselt seine (US-)Nutzer zehn
Mal länger an sich als Twitter. Twitter
versucht nun verzweifelt, interessanter zu
werden, bislang mit zweifelhaftem Erfolg.
Twitter verliert Nutzer
Der Twitter-Hype ist längst vorbei, das belegt die rote Wachstumskurve. Die
blauen Balken zeigen an, wie viele Nutzer jeden Monat Twitter benutzten, die
hellblauen Anteile das absolute Wachstum. Im 4. Quartal 2015 verlor Twitter
erstmals aktive Nutzer. Die Frage ist jetzt: Trend oder Ausrutscher?
in Mio.
monatl. aktive Nutzer
350
37 min
Tag
3,7 min
Tag
in %
300
250
200
150 138
war.” Devitts Argumentation passt in drei
Schaubilder: Twitter bindet immer weniger Nutzer immer schlechter ein und verdient zu wenig an ihnen. Gleichzeitig ist
das Unternehmen an der Börse massiv
überbewertet, was den Aktienkurs weiter
nach unten ziehen wird. Fazit: „Twitter
wird Schwierigkeiten haben, seine kurzund langfristigen Ziele zu erreichen.“
Devitts Argumente zielen auf Twitters Position am Aktienmarkt ab. Aber sie
sind verankert in den gravierenden Problemen auf Produktebene. Mehr als alles
andere braucht Twitter mehr aktive Nutzer, die ein gutes Werbepublikum abgeben. Aber dafür müsste das Unternehmen sein zehn Jahre altes Tweet-Prinzip
aufgeben, in dem jede Stimme überall
gleich viel wert ist. Derzeit funktioniert
Twitter jedenfalls nur für eine kleine
Nachrichten-Elite wirklich gut. Der Rest
twittert gegen einen immensen Strom
von Trivialitäten an und konkurriert mit
den dominanten Feeds Prominenter und
Unternehmen. Andererseits hat Twitter
ein erhebliches Problem mit Störenfrieden, Fake-Profilen und Spammern. Das
ist Gift für ein soziales Netzwerk und
schreckt Werbekunden ab. Wer zielgerichtet Werbung in einem angenehmen
Umfeld machen will, geht lieber zu Facebook. Da sind die Twitter-Nutzer eh
schon längst. Twitter-Insider und SiliconValley-Experte Chris Sacca fasst das mit
einer Zahl zusammen: Im Juni 2015 hatte
Twitter seinen Daten zufolge einen Berg
von einer Milliarde Karteileichen aufgehäuft. So verlockend und zugleich wenig
überzeugend ist der Dienst. Kein Wunder:
Twittern sei zu schwierig, angsteinflößend und einsam, schreibt Sacca. Zumal
das, was Twitter ausmachen könnte, vor
allem schnelle Live-Inhalte, längst auch
bei anderen Internetdiensten funktio-
Wachstum/Jahr
Nutzer-Wachstum
21
151
14
167
16
185
18
204
19
218
14
232
13
241
9
255
14
271
16
284 288
4
13
302
14
304 307
3
2
305
-2
100 %
80 %
60 %
40 %
100
20 %
50
0
120 %
1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q 1Q 2Q 3Q 4Q
2012 2012 2012 2012 2013 2013 2013 2013 2014 2014 2014 2014 2015 2015 2015 2015
niert. Twitter kennt die Probleme und arbeitet längst an Lösungen. Algorithmisch
sortierte Chroniken und Tweet-Sammlungen zu einem Thema („Moments“) sollen Einsteigern und Gelegenheitsnutzern
einen interessanteren Feed bescheren.
Die Aufhebung des 140-Zeichen-Limits
könnte mehr Blogger und Journalisten zu
Twitter bringen. Und auch atmosphärisch soll sich durch verstärkte Anstrengungen gegen Online-Belästigungen etwas verbessern. Trotzdem bleibt ein
Problem: Twitter kann nicht beides sein,
breites Massenmedium und Spielplatz einer selbsternannten Informationselite.
Alles auf Anfang
Farhad Manjoo von der New York Times
hat eine bessere Idee: Statt an Facebook
und Google sollte sich Twitter lieber an
Wikipedia orientieren. Er schlägt Jack
Dorsey einen drastischen Plan vor:
Schrumpfe Dein Unternehmen, gib die
Börse auf! „Nicht jede Internetfirma
muss die größte sein, die mutigste und
immer weiter wachsen.“ Vielleicht hätte
Twitter bessere Aussichten als unabhängiges Privatunternehmen, als kleine,
nachhaltig wirtschaftende Abteilung eines größeren Konglomerats oder gar
Non-Profit-Organisation. Nur so könnte
Twitter die übertriebenen Erwartungen
dämpfen, die einer gesunden Entwicklung im Weg stünden. Denn lässt man
Nutzerwachstum und Facebook-Ver-
0%
Quelle: Stifel
gleich beiseite, erscheint Twitter als erstaunlich robustes Unternehmen mit einer starken Entwicklung. Doch wie
können die nächsten Schritte aussehen?
Twitter könnte auf Zersplitterung statt
maximale Breitenwirkung setzen. Zum
Beispiel auf nach Regionen, Themen und
Ereignissen kanalisierte Tweets, bessere
Gruppen- und Privatfunktionen oder kuratierte Inhalte. Twitter würde damit sein
Prinzip des offenen Netzwerks abschwächen, könnte aber seine Stärken als InfoPlattform ausspielen. Twitter könnte
Infrastruktur werden. Das erscheint halsbrecherisch, könnte aber Schule machen.
Denn neben Twitter stehen derzeit auch
einige andere Stars der Internet-Szene
auf dem Prüfstand. Der Ausstieg aus der
Wall Street wäre die Emanzipation vom
Diktat des Shareholder-Values und des
Nur-mehr-ist-Mehr – und damit vielleicht
erst der Anfang von Twitters richtiger
[email protected] S
Zukunft.
PPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPP
CHIP < 2016 < 04
Zu wenig Geld pro Nutzer
Pro Nutzer macht Facebook doppelt so viel
Umsatz wie Twitter, vor allem durch Werbung. Der Average Revenue Per User (ARPU)
ist Erfolgsanzeiger für Internetfirmen.
Umsatz mit Werbung pro Nutzer
$ 5,40
$ 12,84
<
17
TREND > RECYCLING
Zurück zum
Händler
Elektroschrott landet viel zu selten im RecyclingContainer. Mit einem neuen Gesetz nimmt
der Staat nun die großen Händler in die Pflicht
S
atte 21,6 Kilogramm Elektroschrott,
vom kaputten Haarfön bis zum ausrangierten Kühlschrank, hinterließ jeder
Deutsche im Jahr 2014 – und belegte damit einen Spitzenplatz unter den Bürgern
der großen Industrienationen. Abgesehen von der riesigen Menge des jährlichen Schrottaufkommens in Deutschland – nach einer Untersuchung der
United Nations University kamen 2014
1,8 Millionen Tonnen zusammen (siehe
Infografik unten rechts) – gibt es ein weiteres Problem. Nur gut ein Drittel des
Elektroschrotts landet in den dafür vorgesehen Sammelbehältern auf den kommunalen Wertstoffhöfen. Der Rest wird
offenbar verbotenerweise im Hausmüll
entsorgt oder illegal exportiert.
Eine deutliche Erhöhung der Recyclingquote verspricht sich die Bundesregierung vom neuen Elektronikgerätegesetz,
das Ende Oktober 2015 in Kraft getreten
ist und nach einer neun Monate dauernden Übergangsfrist ab 24. Juli volle Geltung erlangen wird. Um den Verbrauchern die sachgerechte Entsorgung von
Elektroschrott zu erleichtern, sind ab die-
sem Zeitpunkt die großen Elektronikhändler zur kostenlosen Rücknahme ausrangierter Geräte verpflichtet.
Wenig verbraucherfreundlich sind allerdings die Ausführungsbestimmungen:
Während in den meisten europäischen
Ländern jeder Elektronikhändler ein Altgerät zurücknehmen muss, wenn der
Kunde ein neues kauft, gilt die Rücknahmepflicht in Deutschland nur für
Händler mit einer Verkaufsfläche ab 400
Quadratmetern. Immerhin: Kleingeräte
müssen diese großen Händler auch dann
annehmen, wenn kein Neukauf erfolgt.
Der Verbraucher wiederum muss vor der
umweltfreundlichen Rückgabe beim
Händler zum Zollstock greifen, denn nur
Geräte mit einer Kantenlänge von maximal 25 Zentimetern werden ohne Neukauf gratis angenommen. Andernfalls
bleibt nur der Weg zum Wertstoffhof.
Auch Onlineshops sind betroffen
Die Gesetzesnovelle erfasst auch den Onlinehandel. Shops mit einer Regalfläche
von mehr als 400 Quadratmetern sind
ebenso wie stationäre Elektromärkte zur
Rücknahme von Altelektronik verpflichtet. Ob jedoch viele Verbraucher die Mühe
auf sich nehmen werden, Elektroschrott
fachgerecht zu verpacken und per Post
an einen Onlineshop zu schicken? Davon
kann auch die Politik nicht ausgehen.
Händler, die europaweit liefern, müssen
sich in jedem einzelnen EU-Land bei einem dortigen Recyclingsystem registrieren, das die Rückgabe von Altgeräten organisiert. Besonders zu diesem organisatorischen und finanziellen Mehraufwand
wird Kritik laut. Viele mittelständische
Shopbetreiber könnten wegen dieser Regelungen den internationalen Versand
einstellen, befürchtet Oliver Prothmann,
Präsident des Bundesverbands Onlinehandel. In der verbleibenden Übergangsfrist von gut vier Monaten haben aber
auch die großen Onlinehändler offenbar
noch jede Menge Vorbereitungsarbeit zu
leisten: Wir haben führende deutsche
Hardware-Versender gefragt, wie sie die
Rücknahmepflicht konkret umsetzen
wollen. Darauf antworten wollte oder
konnte keiner der befragten Onlineshops.
[email protected] S
Foto: iStockphoto/BluIz60
VON ANDREAS VOGELSANG
PPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPP
PPPPPPPPPPPP
Mit dem „Gesetz zur Neuordnung des
Rechts über das Inverkehrbringen, die
Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten“ setzt die Bundesregierung eine EU-Richtlinie in deutsches
Recht um. Das Gesetz ist seit 24. Oktober 2015 in Kraft, bis zum 24. Juli
2016 gilt noch eine Übergangsfrist.
> Wo können Verbraucher vor dem
24. Juli Elektroschrott loswerden?
Die Entsorgung im Hausmüll ist und
bleibt verboten. Die kommunalen
Wertstoffhöfe sowie viele Elektro- und
Baumärkte nehmen Altgeräte in haushaltsüblichen Mengen kostenlos zu-
18
>
rück. Bei fast allen Mobilfunkanbietern kann man alte Handys abgeben.
> Welche zusätzlichen Optionen
haben Verbraucher ab dem 24. Juli?
Kleingeräte mit einer Kantenlänge
von maximal 25 Zentimetern können
die Kunden bei allen Händlern ab
400 Quadratmetern Verkaufsfläche
(beziehungsweise Regalfläche bei
Onlineshops) abgeben – auch wenn sie
das Gerät nicht dort gekauft haben.
> Was ist mit Großgeräten? Größere
Elektrogeräte muss der Händler nur
zurücknehmen, wenn der Kunde ein
gleichwertiges Neugerät kauft. Sonst
ist der Wertstoffhof zuständig.
Wer wie viel E-Schrott produziert
Mit 1,8 Millionen Tonnen insgesamt und
21,6 Kilogramm pro Kopf liegt Deutschland
bei den E-Schrott-Produzenten ganz vorn.
kg/Einwohner
22,1
7
4,4
17,3 21,6 23,5 22,1
7,0
8,7
Elektroschrott in Mill. t
7,1
6,0
6
5
4
3
2,2
2
1
0
US
CN
JP
1,8
DE
1,5
1,4
1,4
1,2
GB
FR
BR
RU
QUELLE: UNITED NATIONS UNIVERSITY, STATISTA.COM
E-Schrott – was Sie jetzt wissen müssen
04 > 2016 > CHIP