MESSEN VON STOFF- UND ENERGIESTRÖMEN KONZENTRATIONSMESSUNG Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach Wintersemester 2015/2016 Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 1 KONZENTRATIONSMESSUNG - MESSEN VON GASFÖRMIGEN EMISSIONEN Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 2 Absorptionsspektroskopie Ziel: Analyse von Gaskonzentrationen • Einsatz der Messmethode im Wellenlängenbereich von Ultraviolett bis zu Mikrowellen, hauptsächlich jedoch im infraroten Wellenlängenbereich. • Der Messeffekt entsteht durch Wechselwirkung der elektromagnetischen Strahlung mit inneren Energiezuständen der Moleküle der Atome. • Der Absorptionsgrad der Strahlung ist ein Maß für die entsprechende Gaskonzentration im Abgas. Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 3 Nichtdispersives Infrarotmessverfahren (NDIR) (I) Abbildung: Schematischer Aufbau eines NDIR- Gerätes Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 4 NDIR (II) Messprinzip • Ein Strahler emittiert breitbandiges, infrarotes Licht, das sowohl durch eine mit dem Abgas durchströmte Messküvette als auch durch eine mit Inertgas gefüllte Vergleichsküvette gelangt. • Das benutzte Inertgas (z.B. Stickstoff) lässt Infrarotstrahlen im interessierenden Spektralbereich ungehindert durch. • Anschließend durchläuft die Strahlung eine mit der zu messenden Gaskomponente (z.B. CO) gefüllte Detektorkammer. Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 5 NDIR (III) Absorptionsspektren eines Messgases/Detektorgas Absorptionsspektren eines Messgases/Detektorgas und Spektrum des Strahlers Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 6 NDIR (IV) • Das Gas im Detektor wird abhängig von der absorbierten Menge angeregt und erwärmt sich => Änderung des Drucks • Die Infrarotstrahlung regt das Gas in der zweiten Detektorkammer um den in der Messküvette im Abgas absorbierten Anteil stärker an • Die Druckdifferenz zwischen dem Detektor im Abgasstrahlengang und dem Detektor im Referenzstrahlengang ist proportional zur Komponente im Abgas, die gemessen werden soll. Sie kann bspw. kapazitiv mit einem Membrankondensator oder pneumatisch mittels Strömungsmessung bestimmt werden. • Einsatz der NDIR-Methode für Gaskomponenten: CO, CO2, NO und C6H14 Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 7 Chemilumineszenzverfahren (I) Ziel: Bestimmung der Anteile von Stickstoffoxiden (NO oder NOx ) im Messgas Messprinzip: ca. 10% NO2 befindet sich im angeregten Elektronenzustand. Moleküle geben ihren Energieüberschuss in Form einer optisch messbaren Fluoreszenzstrahlung = Chemilumineszenzstrahlung h ab und wechseln in ihren Grundzustand zurück: Die abgegebene Strahlung liegt in einem Spektralbereich zwischen 590 nm und 3000 nm und ist ein direktes Maß für die zu messende NO-Konzentration im Abgas. Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 8 Chemilumineszenzverfahren (II) Messprinzip (Forts.) • Um auch die im Abgas enthaltenen NO2 - Anteile messen zu können, müssen diese vor der Reaktion von NO mit Ozon in einem Konverter zu NO reduziert werden. • Die Reaktion läuft oberhalb einer Temperatur von 925 K ab. • Als Katalysator der Reaktion wirken die Molybdänanteile im Rohrmaterial des Konverters bzw. die Aktivkohle im Konverter: Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 9 Chemilumineszenzverfahren (III) Ablauf • Das Abgas wird einen Thermo-Konverter geleitet: Ende der Reaktion von NO2 zu NO • Das konvertierte Gas gelingt in die Reaktionskammer. Das Ozon wird in einem Ozonisator aus Sauerstoff der Umgebungsluft oder aus einem Sauerstoffvorrat erzeugt: • Aus dem Ozonisator strömt das Ozon durch eine Kapillare in die Reaktionskammer • Die Strahlung gelangt durch einen Interferenzfilter auf einen Fotomultiplier => aus dessen Signal wird die Stickoxid-Konzentration im Abgas bestimmt Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 10 Chemilumineszenzverfahren (IV) Messaufbau Abb.: Prinzipieller Aufbau eines Chemilumineszenzanalysators (CLA bzw. CLD) Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 11 Ionisationsverfahren (I) Ziel: Messung von Kohlenwasserstoffen Analysegerät: Flammenionisationsdetektor (FID) (laut ECE-R 83 Vorschrift) Prinzip: Messung der Summe aller Kohlenwasserstoffe = jeder Kohlenwasserstoff trägt entsprechend der Anzahl der in den jeweiligen Molekülen enthaltenen Kohlenstoffatome zum Gesamtergebnis bei Beispiel: Hexan (C6H14) besitzt sechs Kohlenstoffatome und muss damit theoretisch das sechsfache Signal des Methans (CH4) mit einem Kohlenstoffatom erzeugen Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 12 Ionisationsverfahren (II) Flammionisationsdetektor (FID), Messprinzip Kohlenwasserstoffmoleküle werden in einer Wasserstoffflamme ionisiert Anzahl der Ionen entspricht der Anzahl der Kohlenstoffatome Abb.: Messaufbau des Flammionisationsdetektors Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 13 Ionisationsverfahren (III) Flammionisationsdetektor (FID), Beschreibung des Messprinzips • Das Abgas wird vor der Brennerdüse mit dem Brenngas (z.B. Wasserstoff oder ein Gemisch aus Helium und Wasserstoff) vermischt. • Die Luft für die Verbrennung strömt in den Brennraum hinein. • Die Diffusionsflamme brennt zwischen zwei Elektroden, an denen eine Spannung von ca. 200 V anliegt. • Die Brennerdüse dient als Anode, die Kathode ist ringförmig um die Düse angeordnet. Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 14 Ionisationsverfahren (IV) Flammionisationsdetektor (FID), Beschreibung des Messprinzips (Forts.) • Die an den Elektroden angelegte Saugspannung zieht die gebildeten Ionen zur Kathode. Dieser Ionenstrom ist dem C-Gehalt des gemessenen Abgases proportional. • Vor der Ionisation müssen Kohlenwasserstoffmoleküle mit mehreren CAtomen in Krackprodukte zerlegt werden, die jeweils nur ein C-Atom enthalten. • Da das Messsignal des Detektors durch die pro Zeiteinheit in die Flamme gelangenden Kohlenwasserstoffmoleküle bestimmt wird, muss der Volumenstrom des Messgases, des Brenngases und der Brennluft konstant gehalten werden. Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 15 Ionisationsverfahren (V) Flammionisationsdetektor (FID), Nachteile und mögliche Fehlerquellen Nachteil des Verfahrens: Beeinflussung der Ionisation durch andere Abgaskomponenten. Entstehung möglicher Messfehler durch wechselnde Konzentrationen von Sauerstoff, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Wasserdampf, Stickoxid und Stickstoff sowie durch die die Struktur der Moleküle Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 16 Paramagnetisches Messverfahren (I) Grundlagen • Sauerstoff lässt sich nicht mit Absorptionsverfahren messen, da er keine Strahlung in spektralen Bereichen absorbiert. • Sauerstoff ist paramagnetisch; er wird in Magnetfelder hineingezogen. • Bei Abgasuntersuchungen muss beachtet werden, dass auch Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid paramagnetisch sind. Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 17 Paramagnetisches Messverfahren (II) Paramagnetisches Drehwaageverfahren, Messaufbau Abb.: Paramagnetisches Drehwaageverfahren Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 18 Paramagnetisches Messverfahren (III) Paramagnetisches Drehwaageverfahren, Messprinzip • Das Abgas strömt in eine Messkammer mit zwei Permanentmagneten, die ein inhomogenes Magnetfeld erzeugen. • In der Mitte des Magnetfeldes befindet sich ein drehbar aufgehängter hantelförmiger Körper, an dessen Enden sich zwei mit diamagnetischem Stickstoff gefüllte Verdrängungskörper befinden. • Die Lichtstrahlen, die von einer Lichtquelle auf einen am hantelförmigen Körper befestigten Spiegel fallen, werden von Fotozellen aufgenommen, die jede Drehbewegung des Körpers registrieren. Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 19 Paramagnetisches Messverfahren (IV) Paramagnetisches Drehwaageverfahren, Messprinzip (Forts.) • Befindet sich in dem einströmenden Abgas Sauerstoff, so wird er aufgrund seiner paramagnetischen Eigenschaft in die Mitte des Magnetfeldes gezogen und verdichtet sich dort. • Dies bewirkt, dass die zwei Verdrängungskörper aus dem Feld herausgedrängt werden und es zu einer Drehung des gesamten Körpers kommt. • Diese Winkeländerung wird mit Hilfe des Spiegels und der Fotozellen registriert und daraus ein dem Anteil des Sauerstoffs im Abgas proportionales Messsignal erzeugt. Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 20 Paramagnetisches Messverfahren (V) Paramagnetisches Drehwaageverfahren, Nachteile • Andere paramagnetische Gase wie NO und NO2 beeinflussen stark das Messergebnis. • Der kleinste realisierbare Messbereich für O2 liegt bei 1 Vol.-% und die Ansprechzeiten des Gerätes bei über 2 Sekunden Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 21 Paramagnetisches Messverfahren (VI) Paramagnetisches Differenzdruckverfahren, Messaufbau Abb.: Paramagnetisches Differenzdruckverfahren Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 22 Paramagnetisches Messverfahren (VII) Paramagnetisches Differenzdruckverfahren, Messprinzip Methode 1 • In eine Messkammer strömen das zu messende Abgas und von zwei gegenüberliegenden Seiten ein diamagnetisches Referenzgas (z.B. Stickstoff). • Eine Zuführung des Referenzgases in die Messkammer liegt in einem Wechselmagnetfeld. • Im Grenzbereich zwischen zugeführtem Referenzgas und sauerstoffhaltigem Abgas entsteht ein Druck, der größer ist als der Druck in der Messkammer. • Durch das Wechselmagnetfeld entsteht eine wechselnde Druckdifferenz, die in einem Querkanal, der beide Referenzkanäle miteinander verbindet, von einem Mikroströmungsfühler registriert wird. • Aus den Druckschwankungen kann auf den Sauerstoffgehalt im Abgas geschlossen werden. Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 23 Paramagnetisches Messverfahren (VIII) Paramagnetisches Differenzdruckverfahren, Messprinzip Methode 2 • Abgas mit paramagnetischem Sauerstoff und ein diamagnetisches Referenzgas strömen von entgegen gesetzten Seiten in eine Messkammer, in deren Mitte sich ein magnetisches Wechselfeld befindet. • Der Sauerstoff wird in das Magnetfeld hineingezogen, das Vergleichsgas daraus verdrängt, so dass Druckschwankungen auf beiden Seiten der Kammer entstehen. • Diese sind bei konstanter Mess- und Referenzgaszufuhr proportional zum Sauerstoffgehalt im Abgas und werden von einem Drucksensor registriert. Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 24 Elektrochemisches Messverfahren (I) Lambda-Sonde, Messaufbau Abb.: Messaufbau einer Lambda-Sonde Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 25 Elektrochemisches Messverfahren (II) Lambda-Sonde, Messprinzip • Die Lambda-Sonde ist ein Sauerstoffsensor, der im Abgasstrom das Luft-Brennstoff-Verhältnis bestimmt. • Die meistens aus Zirkoniumdioxid (ZrO2) bestehende Sonde ist derart in das Abgasrohr eingebaut, dass die Außenelektrode (äußere Platinschicht auf dem ZrO2) vom Abgas umspült wird, während die Innenelektrode (innere Platinschicht) mit Umgebungsluft in Verbindung steht. Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 26 Elektrochemisches Messverfahren (III) Lambda-Sonde, Messprinzip (Forts.) • Da die ZrO2-Keramik bei Temperaturen ab ca. 300 °C für Sauerstoffionen leitend wird, entsteht bei unterschiedlichen Sauerstoffanteilen zwischen beiden Grenzflächen eine elektrische Spannung. • Ist der Sauerstoffanteil auf beiden Seiten der Sonde verschieden groß, so ergibt sich aufgrund der Eigenschaften des verwendeten Werkstoffes ein sprunghafter Spannungsverlauf im Bereich λ = 1 (hohe Spannung bei λ < 1 und kleine Spannung bei λ > 1). • Diese Sauerstoffsensoren werden vor allem für die Regelung λ = 1 von Katalysatormotoren eingesetzt. • Alternativ zur Zirkoniumdioxidsonde können auch Halbleiter -Widerstandssensoren aus Metalloxiden wie TiO2 oder Nb2O5 verwendet werden. Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 27 Überblick Messverfahren Konzentrationsmessung Zusammenfassend die Verfahren, auf denen die meisten Messgeräte basieren: •CO=CO2: NDIR (Nichtdispersives Infrarotabsorptionsmessverfahren) •HC: FID (Flammenionisationsverfahren) •O2: Paramagnetisch •NOx: CLD (Chemilumineszenzverfahren) oder •NOx :NDUV (Nichtdispersives Ultraviolettmessverfahren) Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 28 Messgeräte Konzentrationsmessung (I) Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 29 Messgeräte Konzentrationsmessung (II) Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 30 Messgeräte Konzentrationsmessung (III) Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 31 Rauchgasvolumenstrommessung Mobil ↔ Stationär • Mobil, mit tragbaren Analysegeräten (Schornsteinfeger, Servicearbeiten etc.) • Stationär, über fest eingebaute Geräte - Direktmessung eines Prozessstroms (in situ) - Messung von Proben aus einem Prozessstrom (extraktiv) Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 32 Literatur • Klingenberg, H.: Automobil-Messtechnik, Band C: Abgasmesstechnik. Heidelberg: Springer-Verlag 1995 • Hoffman, Jörg et al.: Taschenbuch der Messtechnik. Leipzig: Fachbuchverlag im Carl Hauser Verlag 2004 Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 33 VIELEN DANK FÜR DIE AUFMERKSAMKEIT Prof. Dr.-Ing. Jens Hesselbach 34
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