Senkung der TAL-Mietpreise schafft Investitionsschub

PM 09/2016
02.03.2016
VATM: „Senkung der TAL-Mietpreise schafft Investitionsschub in Glasfasernetze“
Branche kritisiert von der Telekom beantragte Preiserhöhungen für letzte Meile
Bonn/Köln, 02. März 2016. „Wir befinden uns hier in einem sehr wichtigen Verfahren für den
weiteren Glasfaserausbau und Deutschlands Weg in die Gigabit-Gesellschaft“, sagt VATMGeschäftsführer Jürgen Grützner nach der heutigen Anhörung bei der Bundesnetzagentur
(BNetzA) zur Höhe der zukünftigen Entgelte für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL). Die
von der BNetzA zu genehmigenden Mietpreise für das letzte Stück Kupferleitung bis zum
Kunden haben einen erheblichen Einfluss auf die Möglichkeit der Wettbewerber der Telekom, selbst in den Ausbau von Glasfasernetzen investieren zu können. Erstmals seit der
Liberalisierung wird eine Preissenkung unisono von allen alternativen Wettbewerbern und
allen TK-Verbänden, einschließlich der Unternehmen, die überwiegend FTTB/H ausbauen,
gefordert.
Die Telekom hat hingegen eine rund zehnprozentige Erhöhung der TAL-Entgelte beantragt.
Diese lehnt der VATM klar ab. „Der Antrag basiert auf einer Kostenrechnungsmethode, die
Investitionen nicht optimal fördert. Seit 18 Jahren werden die TAL-Entgelte nach der gleichen
Berechnungsmethode festgelegt. Sie basiert auf Neubaukosten für ein Anschlussnetz bis
zum Endkunden. Die Telekom weigert sich aber, ein solches auf Basis der zukunftsträchtigen Glasfaser – FTTB/H – zu tun und nutzt stattdessen die alte Kupferleitung mit billiger
Vectoringtechnik weiter“, unterstreicht Grützner.
Unter Zugrundelegung neuer von der EU vorgeschlagenen Berechnungsmethoden müssten
Preissenkungen vorgenommen werden, die den Ausbau mit Glasfaser zunächst bis zum
Kabelverzweiger (KVz) deutlich attraktiver machen. Derzeit beträgt der Preis für die Wettbewerber 10,19 Euro pro Monat für die Anmietung der TAL am Hauptverteiler und 6,79 Euro
bei der Anmietung am KVz. Die Telekom Deutschland hat nun eine Erhöhung auf 11,20 Euro
für die HVt-TAL und auf 7,51 Euro für die KVz-TAL für den nächsten Genehmigungszeitraum
ab 1. Juli 2016 beantragt. Die Wettbewerber zahlen jedes Jahr rund eine Milliarde Euro für
die Vorleistungsprodukte an die Telekom.
Die Studie „TAL-Preise – Investition und Wettbewerb in Deutschland“ von Dr. Karl-Heinz
Neumann und Prof. Ingo Vogelsang im Auftrag der 1&1 kommt ebenfalls zu dem Ergebnis,
dass eine Neujustierung des Preissetzungsmodells dringend erforderlich ist, die u. a. auch
abgeschriebene Netzteile berücksichtigt und auf ein glasfaserbasiertes Netz abstellt. Die
Wissenschaftler haben einen entsprechenden Vorschlag entwickelt.
Dr. Neumann und Prof. Vogelsang führen in ihrer Studie aus, dass die Telekom in der Zeit
von 1999 bis 2015 über die regulatorisch festgesetzten Entgelte rund 40 Milliarden Euro anhand von Abschreibungen verdiente. Demgegenüber habe sie nur 18 Milliarden Euro in das
Anschlussnetz investiert. Damit ergebe sich eine Investitionslücke von mehr als 20 Milliarden
1
Euro. „Den Vorleistungsnachfragern, also den Wettbewerbern, hingegen wurden eigene Finanzmittel durch die überhöhten Entgelte entzogen, die damit für Investitionen in eigene
Glasfasernetze fehlten“, betont VATM-Geschäftsführer Grützner. Es müsse ein Anreiz auch
für die Telekom bestehen, altes Kupfer abzubauen und in moderne Glasfasernetze mit entsprechenden Vorleistungsprodukten zu investieren.
Außerdem, ergänzt Grützner, erwarte das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur allein durch das Gesetz zur Erleichterung des Ausbaus digitaler Hochgeschwindigkeitsnetze (DigiNetzG) deutliche Einsparungen beim Breitbandausbau – bis zu 20 Prozent.
„Davon wird die Telekom als bundesweit agierendes Unternehmen deutlich profitieren“, so
Grützner.
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Im VATM sind 120 der im deutschen Markt operativ tätigen Telekommunikations- und Dienstleistungsunternehmen aktiv. Alle
stehen im direkten Wettbewerb zum Ex-Monopolisten Deutsche Telekom AG und engagieren sich für mehr Wettbewerb im
Telekommunikationsmarkt – zugunsten von Innovationen, Investitionen und Beschäftigung. Die VATM-Mitgliedsunternehmen
versorgen 80 Prozent aller Festnetzkunden und nahezu alle Mobilfunkkunden außerhalb der Telekom. Seit der Marktöffnung im
Jahr 1998 haben die Wettbewerber im Festnetz- und Mobilfunkbereich Investitionen in Höhe von rund 66 Mrd. € vorgenommen.
Unmittelbar sichern die neuen Festnetz- und Mobilfunkunternehmen über 52.600 Arbeitsplätze in Deutschland sowie zusätzlich
etwa 50 Prozent der Beschäftigung in den Zulieferbetrieben.
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