Tanzcafé im Seniorenzentrum „Villa Toscana“ in Kottenheim Der „schwarze Zigeuner“ weckt Erinnerungen Heinrich und Mathilde Rüber, die in diesem Jahr Eiserne Hochzeit feiern, stießen mit einem Glas Sekt aufeinander an. Musik-Geragoge Heiko Schiller hatte mit seinem Akkordeon immer die passenden Schlager parat. Kottenheim. Die Testphase ist abgeschlossen, die Veranstaltung hat sich mittlerweile fast schon etabliert: Zum dritten Mal fand im Seniorenzentrum „Villa Toscana“ in Kottenheim ein Tanzcafé für die Bewohner und für Gäste aus nah und fern statt. Bereits im Dezember und im Januar zeigten sich alle begeistert. Auch von außerhalb kommen ältere Menschen angereist, meist zehn bis 15 an der Zahl. Bei der dritten Veranstaltung zog es sogar einen Mann aus Andernach in die „Villa Toscana“, er hatte aus der Zeitung davon erfahren. Nicht so weit hatte es der 91-jährige Heinrich Rüber; er lebt in der Ortsgemeinde Kottenheim. Seine Ehefrau Mathilde, die im Seniorenzentrum lebt, besucht er jeden Tag; da lässt er sich das Tanzcafé nicht ent- gehen. Im Normalfall bringt er noch ein paar Freunde mit; diesmal kam er allein, sie waren alle erkrankt. Rüber ließ sich das Stück gedeckten Apfelkuchen, serviert von den Mitarbeiterinnen des Seniorenzentrums, schmecken: „Ich muss zwar nicht unbedingt auf meine Linie achten, aber mehr als ein Stück geht nicht.“ Danach stieß er mit seiner Ehefrau (die beiden feiern in diesem Jahr Eiserne Hochzeit) mit einem Glas Sekt an - und verschwand auf der Tanzfläche, „obwohl die Beine doch ganz schön wackelig sind.“ „Mir war schon im Vorfeld klar, dass es gut funktioniert“, freute sich Leiterin Ellen Schäfer (48), die die Gäste immer wieder selbst zum Tanz aufforderte: „Wenn die älteren Bewohner vertraute Musik hören, weckt das Erin- nerungen. Die Menschen fühlen sich in frühere Zeiten versetzt und können beim Tanzen ihre Schmerzen vergessen.“ Vor zwei Jahren kam Schäfer und ihrer Mitarbeiterin Claudia May bei einer Veranstaltung des „Netzwerks Demenz“ im Café au Lay“ in Mendig die Idee, so etwas auch im eigenen Haus anzubieten. „Wir haben gemerkt, dass eine solche Veranstaltung den Menschen ganz einfach Spaß macht. Unsere Bewohner begeben sich gefühlsmäßig in eine andere Welt und spüren das damals Erlebte. Mit diesem Aha-Erlebnis können wir auch die Bewegungsabläufe fördern.“ Einmal im Monat (an einem Samstag von 15 bis 17 Uhr) präsentiert der Musik-Geragoge Heiko Schiller aus Koblenz mit seiner Gitarre und Leiterin Ellen Fischer forderte die Gäste immer wieder zum Tanz auf. Fotos: SK seinem Akkordeon Schlager aus den Zwanziger-, Dreißiger- oder Vierzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts bis heute. Mit Liedern wie „Tanze mit mir in den Morgen“, „Du schwarzer Zigeuner“ oder „La Paloma“ lässt der examinierte Krankenpfleger, der seit acht Jahren im Kreis Mayen-Koblenz lebt und 2011 seine Ausbildung an der Fachhoch- schule im westfälischen Münster abgeschlossen hat, die Besucher in Erinnerungen schwelgen. „Ich habe das schon 20 Jahre lang in Mecklenburg-Vorpommern gemacht“, so Schiller, „aber es ist auch für mich immer wieder aufs Neue eine Freude, die glänzenden Augen der älteren Menschen zu sehen.“ - SK -
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