Leibniz-Laudationes 2016 Peter Scholze Arithmetische Algebraische Geometrie Dass Sie als Letztes an die Reihe kommen, das ist meistens das Schicksal der Jüngsten – und so ist es auch heute. Freilich hat das heute eine große Besonderheit: Denn Peter Scholze, 28 Jahre alt, ist nicht nur der jüngste Preisträger des heutigen Abend – er ist überhaupt der jüngste Preisträger in der 31-jährigen Geschichte des Leibniz-Preises. Dass Jugendlichkeit dennoch nicht vor wissenschaftlichen Ausnahme-Leistungen schützt, belegt der Lebenslauf von Herrn Scholze, sehr eindrücklich. Geboren im Jahr 1987 in Dresden, machte Herr Scholze nicht nur als Schüler des naturwissenschaftlich-mathematisch orientierten Berliner Heinrich-Hertz-Gymnasiums früh auf sein Spitzentalent aufmerksam, sondern auch durch den fünfmaligen Gewinn beim Bundeswettbewerb Mathematik, durch zahlreiche Erfolge bei der Mathematik-Olympiade in Deutschland und durch vier Gold-Medaillen bei der internationalen Mathematik-Olympiade. Er studierte dann Mathematik in Bonn und wurde nach seiner Promotion 2012 in einem außergewöhnlichen Berufungsverfahren auf einen der fünf Lehrstühle am Hausdorff Center for Mathematics in Bonn berufen. Dort ist er noch heute der jüngste W-3 Professor Deutschlands. Peter Scholze gehört heute zu den großen Koryphäen seines Fachs – und zwar weltweit. Seine Arbeiten zeichnen sich durch methodische Kreativität und große schöpferische Kraft aus, weltweit werden sie als bahnbrechend gefeiert, weil sie grundlegende und seit Jahrzehnten ungelöste Probleme der arithmetischen Geometrie lösen. Von den zahlreichen Beiträgen und mathematischen Leistungen Herrn Scholzes hat der Nominierungsausschuss besonders zwei hervorgehoben: Erstens sein Beweis der sogenannten Langlands-Vermutung für p-adische lokale Körper – einer der wichtigsten Beiträge zur Theorie der Automorphen Formen in den letzten zwei Jahrzehnten. DFG Seite 2 von 2 Zweitens hat Herr Scholze mit seiner „Theorie der perfektoiden Räume“ einen Ansatz ausgearbeitet, der das Methodenspektrum der Mathematik in ungeahnter Weise geöffnet hat und weithin als geradezu revolutionärer Durchbruch in der algebraischen Geometrie gilt. Wie tragfähig diese Theorie ist, hat Herr Scholze dabei selber anhand seiner partiellen Lösung der Monodromievermutung von Deligne belegen können, wie auch am Beispiel der p-adischen Hodge-Theorie für rigide Räume, womit er eine seit über 40 Jahren offene Frage der Mathematik beantworten konnte. Und bei alledem, so hebt es der Nominierungsausschuss hervor, besticht Herr Scholze nicht nur durch analytische Brillanz, sondern auch durch eine außerordentliche Gabe, „die Ausgangsidee und das endgültige Resultat so einleuchtend und elegant zu formulieren, wie wir es sonst nur von den großen Klassikern der Mathematik kennen.“ Meine Damen und Herren: Mit Herrn Scholze zeichnen wir heute einen Ausnahme-Mathematiker aus, der bereits in jungen Jahren Außerordentliches geleistet hat, und ich darf gestehen: Es ist mir eine außerordentliche Freude, Ihnen heute hier den Leibniz-Preis überreichen zu dürfen! Meinen herzlichen Glückwunsch! DFG
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