Wenn der Trainer erst 17 ist - Ski- und Wanderverein Goldlauter

Wenn der Trainer erst 17 ist
Ehrensache- mit dieser Serie wollen wir die aufopferungsvolle Tätigkeit von
Trainern und Übungslei. tem würdigen, die einen
Großteil ihrer Freizeit dem
Nachwuchssport widmen.
Teill: Gregor Seifert, Skilanglauftrainer beim SWV
Goldlauter-Heidersbach.
Von Ulrich Klemm
Suhl- Wenn Eltern ihre Kinder zu einem Sportverein schicken, rechnen
sie im Normalfall damit, dass ihnen
ein etwa 40- bis SO-jähriger Trainer
gegenübersteht. Aus dieser Altersgruppe stammen erfahrungsgemäß
die meisten Übungsleiter, die sich
ehrenamtlich um den Nachwuchs
kümmern, wo~i kleine Abweichungen nach oben oder unten durchaus
zum Standard gehören. Völlig aus
dem Rahmen fällt allerdings die
Nachwuchsgruppe der Skilangläufer
beim SWV Goldlauter-Heidersbach.
Hier kümmert sich Gregor Seifert an
der Seite weiterer Trainer und
Übungsleiter um die Talente aus dem
Grundschulbereich - und der junge
Mann ist gerade einmal17 Jahre alt.
Ich war von der 6. bis zur 8. Klasse
selber Sportgymnasiast in Oberhof
und habe dort auch zwei Jahre im Internat gewohnt", berichtete Seifert.
Zum Ende der .8. Klasse habe ich
dann aus freien Stücken .am Sportgymnasium aufgehört und bin auf
das Suhler Gymnasium gewechselt."
Da die Liebe zum Langlauf trotz seines frühzeitigen Karriereendes nicht
gelitten hatte, schnallte er sich in regelmäßigen Abständen weiterhin die
Ski unter. Dies blieb auch Thomas
Straube nicht verborgen, der Seifert
bereits seit Kindesbeinen kennt und
trainiert hat. "Eineinhalb Jahre nach
meinem Wechsel an das Suhler Gymnasium kam Thomas auf mich zu
und fragte mich, ob ich mir eine Tätigkeit als Trainer im Kinderbereich
zutrauen würde", berichtete Seifert.
lch musste gar nicht lange überle11
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Absprache: Zu Beginn der Übungsstunde erklären die Trainer Thomas Straube und Gregor Seifert den Verlauf der Trainingseinheit
gen und habe sclmell zugesagt, weil
ich große Lust darauf hatte." Der damals 15-Jährige absolvierte eine Trainer-Grundausbildung und legte parallel dazu den obligatorischen ErsteHilfe-Schein ab. Dann ging es auch
schon los mit der Betreuung der Erstbis Viertklässler - und Seifert merkte
schnell, dass er einen richtig guten
Dra,ht zu den Kindem fand.
Da ~tannen die Eltern
Einige Eltern ·waren zunächst ein
wenig verwundert, dass ihre Kinder
von einem Jugendlichen trainiert
wurden. "Natürlich wurde da auch
einmal nachgefragt, wie alt ich eigentlich bin", erinnerte sich Seifert.
Aber das war nach kurzer Zeit überhaupt kein Thema mehr." Die Eltern
merkten, dass sich ihre Kinder in der
Trainingsgruppe des Ski- und Wandervereins Goldlauter-Heidersbach
wohl fühlten und dass sie oavon profitierten, einen Trainer zu haben, der
sich sehr gut in die Gedankenwelt
der Kinder hineinversetzen konnte.
Da muss man schon darauf reagieren, wenn einem mehrere Kinder sagen, dass sie heute nicht so gut drauf
sind", betonte Seifert. 11 Es gibt einen
klaren Plan, wie wir trainieren. Aber
der ist nicht so festgezurrt, dass wir
wie in der Schule einen vorgegebenen Stoff abarbeiten müssten." Vielmehr gehe es darum, die Wünsche
der jungen Loipenfüchse nach Möglichkeit in die Trainingsstunden zu
integrieren und gleichzeitig darauf
zu achten, die vorgenommenen Aufgaben trotzdem umzusetzen.
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Würdigung: Im Dezember hat Gregor
Seifert von der Stadt Suhl eine Ehrung
in der Kategorie "Junge Übungsleiter,
Kampf- und Schiedsrichter" erhalten.
Bei der Gestaltung des Trainings
kommt Seifert zugute, dass er selber
aktiver Skilangläufer war. 11 Das hilft und wenn ich Fragen habe, stehen
mir mit Thomas Straube, SvenJacob,
Josefine :krause und vielen Anderen
jederzeit Leute zur Seite, die mir helfen", erläuterte Seifert. Oft kommt
das allerdings nicht vor: 111ch habe
bei der Trainingsgestaltung freie
Hand und mache mir gern Gedanken darüber, womit ich die Kinder
während der Einheiten beschäftige."
. Dass dies eine Menge Zeit kostet,
nimmt der sportbegeisterte Gymnasiast gern in Kauf. 111ch wohne in Mäbendorf und darf auf Grund meines
Alters noch nicht Autofahren. Demzufolge dauert die An- und Abfahrt
zum Training ziemlich lange", gab
Seifert einen Einblick in seinen Terminplan. 11 Die Trainingseinheiten,
von denen es wöchentlich eine und
manchmal zwei gibt, dauern etwa 90
Minuten. Dann kommt die Nachbereitung - und schon ist es Abend geworden." Es gäbe.durchaus Skeptiker
Fotos (3): {rankphoto.de
in der Schule oder im privaten Um- doch auch ein Ende dieser ehrenamtfeld, die ilm nach dem Warum fra- lichen Tätigkeit abzusehen. Der Elftgen: "Aber prinzipiell kommt es gut klässler des Friedrich-König-Gymnaan, was ich mache. Viele meiner siums will nach dem Ende seiner AbiFreunde gehen in eme älmliche turzeit studieren und wird somit auRichtung und stärken mir den Rü- tomatisch die Südthüringer Heimat
cken. Auch meine Eltern stehen voll verlassen müssen. Bevor er sich an eidahinter." Es sei für ihn kein Pro- · ner Universität einschreibt, zieht es
blem, Schule, Training und Privatle- · ilm jedoch über den großen Teich
ben unter einen Hut zu bringen. Das nach Nordamerika. "Nach der Schuglaubt man ihm sofort, denn Seifert le möchte ich ein Jahr nach Kanada
spielt auch noch Klavier, geht selber gehen", verriet Seifert mit großer
gern Skilaufen und spannt regelmä- Vorfreude. 11 lch bin unglaublich naßig die Slackline, um auf dem wacke- turverbunden und will die Weite des
ligen Gurtband zu balancieren.
Landes genießen." Bis es soweit ist,
werden aber noch zahlreiche SkiTraumziel Kanada
langlauf-Kinder aus der Region bei
So gern, wie Gregor Seifert den Seifert Skifahren lernen oder ihre FäNachwuchs trainiert, so klar ist je- higkeiten in der Loipe verbessern.
Spaß gehört dazu: Die Knirpse vom SWV sind stets mit Feuereifer bei der Sache.