Schreiadler und Windkraft - Dachverband Deutscher Avifaunisten

63. Jahrgang · März 2016 · D: € 4,95 · A: € 5,00 · CH: CHF 8,20
3 2016
Schreiadler
und Windkraft
Illegaler Singvogelhandel:
Stieglitze
Projekt:
Erfassung häufiger Brutvögel
Liebe Leserinnen und Leser,
Einfluss von Windenergieanlagen
die Auswirkungen von Windkraftanalgen auf die Vogelwelt waren be- auf den Mäusebussard stellen wir
in der aktuellen Ausgabe von DER
reits häufig Gegenstand von BeiträFALKE in Form eines Interviews mit
gen in DER FALKE. Auch im aktudem Verhaltensforscher Oliver Krüellen Heft greifen wir dieses Thema
ger von der Universität Bielefeld dar.
auf. Für viele Naturschutzverbände
Weiterhin beschreiben
ist Windenergie ein „heißes
wir im vorliegenden
Eisen“: Einerseits wünscht
Heft anhand von
man sich mit gutem Grund
Beispielen, zu welch
eine Abkehr von fossilen
kriminellen Handlungen
Energieträgern und Atomder Konflikt zwischen
kraft, andererseits wissen
den wirtschaftlichen
wir alle, dass Windenergie
Interessen der Wind– eine zentrale Säule der
energie und dem VogelEnergiewende – zu einem
schutz führen kann. Für
Aderlass für bestimmte
Schreiadler.
Vogel- und Fledermaus
Foto: T. Krumenacker. mich ist klarer als je
zuvor: Ohne Windenerarten führen kann. Dazu
gie wird die Energiewende, die von
kommen in vielen Regionen die
zentraler Wichtigkeit für unser aller
negativen Auswirkungen auf unser
Landschaftsbild. Greifvogelarten wie Zukunft ist, nicht gelingen. Eine
Rotmilan und Schreiadler, aber wohl pauschale Ablehnung der Windauch der Mäusebussard, leiden ganz energie ist ebenso wenig sinnvoll
wie eine bedingungslose Akzeptanz.
besonders durch WindenergieanAls Vogelbeobachter, Vogelkundler
lagen, vielleicht sind sie hierdurch
und Vogelschützer müssen wir eine
sogar in ihrem Bestand gefährdet.
solide Datengrundlage schaffen, die
Neueste Ergebnisse zum möglichen
es uns erlaubt, die Auswirkungen
von Windkraftanlagen auf unsere
Vogelwelt objektiv zu beurteilen.
Nur so wird es uns gelingen, untragbare Standorte für Windkraftanlagen zu identifizieren und schmerzhafte Verluste in unserer Tierwelt
zumindest zu reduzieren.
Am 12. Februar habe ich dieses Jahr
meinen ersten Buchfink singen oder
– wie man eigentlich sagt – schlagen hören. Unpolitisch, unkritisch
– einfach schön! Nicht mehr lange
und der charakteristische Gesang
des Zilpzalps wird wieder allgegenwärtig sein. Auch unsere Spechte
sind bereits sehr aktiv. Deutschlands
längstes und größtes Konzert hat
begonnen. Ich wünsche Ihnen dabei
viele Freude!
Beste Grüße,
Ihr
Dr. Norbert Schäffer
Inhalt
Ornithologie aktuell
Neue Forschungsergebnisse
Beobachtungstipp
Madeleine Flür, Christoph Moning, Christopher König,
Christian Wagner, Felix Weiß:
Die Königshovener Höhe in Nordrhein-Westfalen
– neuer Lebensraum für für Schwarzkehlchen & Co.
Waldvögel
Anita Schäffer:
„Waldgeister“ und Bodenhöhlen: Hohltaube
Vogelschutz
Im Gespräch mit Oliver Krüger:
Windenergie und Mäusebussard: „Wir haben eine
2
potenziell bestandsgefährdende Entwicklung“
Axel Hirschfeld:
Illegaler Handel mit Singvögeln in Deutschland:
Stieglitze zu Schleuderpreisen – eine Fallstudie
5
29
Veronika Stegmann:
9 Unverschlossene Schildermasten:
Tödliche Falle für Vögel
Im Gespräch mit Ugis Bergmanis:
Schreiadler-Hochburg Lettland: „Intensivierung der
Landwirtschaft bringt Adler unter Druck“
Im Gespräch mit Alexander Mischenko:
Russischer Experte zum Schreiadler:
„Maximal 2000 Paare Schreiadler in Russland“
Thomas Krumenacker:
Vom Spion zur Friedenstaube:
Gänsegeier zwischen Fronten des Nahostkonflikts
46
leserbeobachtungen
Achim Zedler:
Nistkastenkamera beim Turmfalken
29
Thomas Krumenacker, Hinrich Matthes, Carsten Rohde:
Fotogalerie
Schreiadler in Deutschland:
Augenblicke
Vom Allerweltsvogel zum Opfer der Energiewende? 12
Thomas Krumenacker:
Wie Windkraftplaner die letzten Tabus umgehen
wollen: Skandale im Sperrbezirk
40
30
Mitmachen
Jasper Wehrmann:
21 Kaukasischer Zugtrichter:
Herbstzählung des Greifvogelzugs in Batumi
34
Projekt
25 Johanna Karthäuser, Sven Trautmann
Vögel beobachten für die Wissenschaft:
Das Monitoring häufiger Brutvögel in Deutschland
38
27 Leute & Ereignisse
Termine, TV-Tipps
42
Bild des Monats
36 Rätselfoto und Auflösung
Bitte beachten Sie die Beilage der Fa. Humanitas Versand in einer Teilauflage.
44
Der Falke 63, 3/2016
1
Vogelschutz
Schreiadler in Deutschland:
Vom Allerweltsvogel
zum Opfer der Energiewende?
Vor weniger als 200 Jahren war der Schreiadler ein Allerweltsvogel in weiten Teilen Norddeutschlands, und selbst bis Bayern gab es Brutvorkommen. In einigen Regionen wurde
er sogar als der häufigste Greifvogel beschrieben, gleichauf mit dem Mäusebussard. Diese
Zeiten sind lange vorbei, mittlerweile kämpft Deutschlands am stärksten gefährdeter Adler
hierzulande ums nackte Überleben. Nach Niedersachsen und Schleswig-Holstein erlosch vor
einigen Jahren auch das Restvorkommen in Sachsen-Anhalt. Die gegenwärtig noch annähernd 110 Paare in Deutschland sind der klägliche Rest einer einst ansehnlichen Population am westlichen Rand ihrer Verbreitung. Das hierzulande besiedelte Gebiet ist heute
zusammengeschrumpft auf eine Fläche von nur noch rund 12 000 km2, verteilt auf die
nordöstlichen Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Und der Abwärtstrend setzt sich langsam aber stetig fort. Der Erhaltungszustand des Schreiadlers wird als
schlecht eingestuft. Die anspruchsvolle Vogelart gerät durch die beständig fortschreitende
Intensivnutzung der letzten naturnahen Flächen immer weiter unter Druck.
E
uropäische Union und deutsche Bundes- wie Landesregierungen betreiben unbeirrt
vom wachsenden Wunsch vieler
Menschen nach einer Agrarwende
eine Landwirtschaftspolitik, die auf
Anreize für eine überholte Form
der Bewirtschaftung setzt, die nicht
Nur noch in wenigen Regionen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns finden Schreiadler ausreichend intakte Feuchtwiesen, in denen sie auf Jagd nach Amphibien gehen. Nur
noch etwa 110 Paare brüten in Deutschland.
Foto: T. Krumenacker. Brandenburg, 13.5.2015.
12
Der Falke 63, 3/2016
nachhaltig die Ressourcen schützt,
sondern die Erwirtschaftung maximaler Erträge zu unverantwortbar
hohen Umweltkosten fördert. Dies
hat unmittelbare Folgen für viele
Vogelarten der Agrarlandschaft
und auch für den Schreiadler: Sein
Lebensraum wird ihm genommen,
seine Nahrung wird vergiftet oder
vernichtet. Hinzu kommt seit einigen Jahren der Boom der erneuerbaren Energien in Form von Windkraft
und der massenhaften Erzeugung
sogenannter Bioenergie. Während in
den einstigen industriellen Zentren
wie dem Ruhrgebiet Kohlezechen zu
Kulturdenkmälern werden, schreitet
die flächendeckende Industrialisierung der ländlichen Regionen unter
dem vermeintlichen Gütesiegel von
„Ökostrom“ und „Bio-Kraftstoff“
in atemberaubendem Tempo voran.
Raps, Mais und Windräder: Auch hier
zählt der Schreiadler zu den großen
Verlierern. Wie steht es also um die
Zukunft des „Pommernadlers“, der
einstigen Charakterart einer bäuerlich geprägten Kulturlandschaft?
In diesem Dossier wollen wir einige
Schlaglichter auf die gegenwärtige
Situation der Art in Deutschland
werfen.
Horstzerstörung:
Mit Kettensäge und Quad
– Schreiadler als Hindernis für Windparks
A
ls sich Arnold Ritter wie in
jedem Jahr an einem Frühlingstag 2014 auf den Weg
in seinen Wald macht, ist die Welt
noch in Ordnung. Der Naturschützer
kümmert sich seit vier Jahrzehnten
als Horstbetreuer um einige Schreiadlervorkommen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Der Besuch
an diesem Tag – Wochen vor Ankunft
der Adler aus den Winterquartieren –
gilt der Vorkontrolle. Der Horst hatte
den Winter unbeschadet überstanden, erinnert sich Ritter. Mitte April
dann registriert er das Adlerpaar im
Revier, ein Vogel sitzt in Nestnähe.
Die seltenen Adler sind zurück aus
dem Winterquartier und bereiten sich
auf die Brut vor. Ritter tritt zufrieden
den Heimweg an. Er lässt den Adlern
die nötige Ruhe. Erst Anfang Juni
besucht er sie erneut, um den Bruterfolg zu kontrollieren. Doch statt
des Nests mit Jungvogel findet er –
nichts! Vom Horst keine Spur. Da,
wo er stand, nicht einmal mehr ein
Baum. Außer einem kleinen Stumpf,
dicht über der Erde abgesägt, blieb
nichts übrig von der Fichte, in der
die Schreiadler über Jahre hinweg
erfolgreich gebrütet hatten. Keine
Zweige, kein Stamm. Von dem oder
den jungen Schreiadlern ebenfalls
keine Spur. Der Horstbaum wurde
samt Nest komplett aus dem dichten
Wald entfernt. Das Forstamt erstattet Anzeige, die Staatsanwaltschaft
wird eingeschaltet. Doch die Nachforschungen erbringen kein Ergebnis. Ein paar Monate später wird das
Ermittlungsverfahren eingestellt. Seit
mehr als einem halben Jahrhundert
brüten Schreiadler in diesem Wald.
Doch 2014 ziehen sie hier keine Jungen auf. Die Täter haben das Schreiadlervorkommen förmlich vom Erdboden verschwinden lassen.
Der zerstörte Horst liegt dicht an
einem geplanten Windpark – innerhalb des 3000-Meter-Radius, der in
Mecklenburg-Vorpommern als Tabuzone für die Errichtung neuer Windräder festgelegt ist. Hier kann ein
einzelner Vogelhorst darüber entscheiden, ob ein Grundbesitzer Millio-
när wird oder nicht. Denn pro Anlage
sind 80 000 Euro Jahrespacht keine
Seltenheit. Bei einer Laufzeit von
zwanzig Jahren sind das 1,6 Millionen Euro. Mit dem zunehmend knapper werdenden Platz für immer weitere Windräder steigt auch die Zahl
der registrierten Fälle dieser besonders krassen Form der Umweltkriminalität. Und so rückt auch der Schreiadler, eine der seltensten Vogelarten
Deutschlands, immer stärker ins Visier
der Wind-Goldgräber. Die Horstzerstörung im Revier des Naturschützers
Ritter ist nach Recherchen von DER
FALKE kein Einzelfall. In einem anderen Revier in Mecklenburg-Vorpommern – aus Schutzgründen wird hier
nur der amtliche Standortcode W-36
genannt – wird 2012 zunächst die Brut
eines Schreiadlerpaares massiv durch
„gezieltes Herumfahren mit einem
Quad unmittelbar am Horstbaum“
(Protokoll des Horstbetreuers) gestört.
Das Paar hat keinen Bruterfolg und
baut im Folgejahr ein Nest an einem
anderen Standort im gleichen Revier.
Daraufhin verschwinden beide Nester
spurlos. „Da sie (die Horste) jeweils
in den Stammgabeln angelegt und
damit nicht absturzgefährdet waren,
nach ihrem Verschwinden auch kein
Nestmaterial unter den Horsten nachweisbar war, besteht der Verdacht
einer vorsätzlichen Beseitigung“,
stellt das Landesamt für Umwelt und
Naturschutz (LUNG) in einem Schreiben fest. Auch hier steht mutmaßlich
eine Windparkplanung in unmittelbarer Nähe im Hintergrund. Ein dritter Fall von Horstzerstörung ereignet
sich nach gleichem Muster in Brandenburg, ebenfalls in unmittelbarer
Nähe zu einem geplanten Windpark.
Dort verschwanden 2013 und 2014
die Horste spurlos. Auch die Fledermauskästen wurden im ganzen Wald
entfernt, „ganz so, als sollte hier ganz
sichergegangen werden, dass auch
wirklich jedes Planungshindernis für
die Anlage beseitigt ist“, sagt ein mit
dem Fall vertrauter Artenschützer.
Dieses Revier ist seitdem verwaist. In
keinem der Fälle wird ein Täter überführt.
Arnold Ritter am Tatort: Mit seinem Wanderstock
zeigt der Naturschützer, wo die Fichte stand, in der
bis zu ihrer illegalen Fällung Schreiadler erfolgreich gebrütet haben.
Foto: T. Krumenacker. Mecklenburgische Seenplatte, 14.1.2016.
Für die Umweltbehörden stellt sich
hier eine schwierige Frage: Einerseits müssen sie einen weiten Kreis
von Personen informieren, um einen
wirksamen Schutz eines Adlervorkommens zu gewährleisten: Revierförster, Untere Naturschutzbehörde,
Privatwaldbesitzer, andere Ämter –
sie alle erhalten die genauen Standortdaten von Schreiadlerhorsten auf
den Meter genau. Denn sie müssen
Bescheid wissen, um die Beschränkungen in den Horstschutzzonen einhalten oder kontrollieren zu können.
Die Windfirmen selbst bekommen
eine Karte, auf der zwar keine punktgenauen Standorte eingezeichnet
sind, aber natürlich die von ihnen zu
beachtenden Horstschutzzonen um
ein Nest herum. Auch damit ist ein
Horst bei entsprechendem Interesse
rasch gefunden. So wächst der Kreis
der Eingeweihten. Und das bei einer
der störungsempfindlichsten Vogelarten überhaupt.
Die Zahl von kriminellen Horstzerstörungen nimmt offenbar deutlich
Der Falke 63, 3/2016
13
Vogelschutz
Viele Vogelarten werden Opfer der Windkraftanlagen. Wie gewaltsam die für das
menschliche Auge so gemütlich drehenden Rotoren auf Vögel einwirken, zeigt dieses
Bild. Einem Weißstorch ist der Schnabel bei der Kollision abgehackt worden.
Foto: Wildtierauffangstation Struck/www.wildtierauffangstation.homepage.eu. 7.8.2015.
zu. Je knapper die Flächen für den
Windenergieausbau werden, desto
größer der Druck auf Vögel und
Horste. Eine Idee des Ausmaßes von
Straftaten gegen Greifvögel geben
auch Recherchen von Deutscher
Wildtier Stiftung, NABU und Komitee
gegen den Vogelmord. Sie registrierten bereits 42 Fälle illegaler Verfolgung von Großvögeln im Umfeld von
neuen oder geplanten Windparks –
aber die Dunkelziffer ist hoch.
Betroffen sind vor allem der Rotmilan, aber auch andere „windkraftrelevante“ Arten wie Seeadler, Schwarzstorch, Baumfalke – und eben Schreiadler, bei denen die drei bekannten
Fälle auch 3 % der deutschen Population ausmachen!
Schreiadlerreviere von Windrädern umzingelt
H
orstzerstörungen sind die
wohl kriminellste und primitivste Form, „Planungshindernisse“ für Windkraftanlagen
zu beseitigen. Aber sie sind beileibe
nicht die Einzige. Denn die im Zuge
der Energiewende ausgegebenen
Ziele verlangen nach immer neuen
Standorten für Windkraftanlagen
±
0
Windkraftanlagen in Betrieb
Entfernung zu
Schreiadlerbrutwäldern
20
40
Km
Windenergie und Schreiadler
Kartennummer: 1
Datum: 08.02.2016
Eignungsgebiete für Windenergie
3000 m
Entwurf
6000 m
bestehend, noch nicht bebaut
Quellen: Regionale Planungsverbände,
Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern,
Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg
Die Deutsche Wildtier Stiftung hat die Konzentration von
Windeignungsgebieten in den letzten deutschen Schreiadler-Brutgebieten in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg analysiert.
14
Der Falke 63, 3/2016
und dies verschärft den Konflikt. Und
die Windbranche eilt gerade auch
in den einzigen beiden verbliebenen
Bundesländern mit Schreiadlerbruten
von Rekord zu Rekord: 2015 war das
Jahr mit dem zweithöchsten Zubau in
der Geschichte der Windenergie. Bundesweit erzeugten Windräder zu Ende
2015 mehr als 41 000 Megawatt (MW)
Strom. Die Zahl der Windräder stieg
auf knapp 26 000 in ganz Deutschland – ungezählte weitere Anlagen
sind im Bau und in der Planung. Mit
3700 MW Leistung lag der Zubau im
vergangenen Jahr sogar noch deutlich über den von der Bundesregierung angepeilten 2500 MW pro Jahr.
Das Schreiadler-Bundesland Brandenburg ist mit 3463 Anlagen das
Land mit der zweithöchsten Zahl
von Windrädern in Deutschland.
Mecklenburg-Vorpommern liegt mit
1788 Windriesen auf Platz sechs aller
Bundesländer. Obwohl die Schreiadlerländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern nur rund 14 % der
Fläche Deutschlands ausmachen, stehen hier rund 20 % aller Windräder.
Im Wettlauf um die knapper werdenden Flächen steigt in allen Bundesländern der Druck, in der Abwägung
zwischen Naturschutz und Energiepolitik zugunsten der Windräder zu
entscheiden. Dabei ist angesichts der
ehrgeizigen Ausbauziele noch lange
nicht Schluss. Die Zahl der Windräder dürfte sich in den nächsten zwei
Jahrzehnten mindestens verdoppeln.
In Brandenburg etwa wird derzeit
nach Angaben des Umweltministeriums in Potsdam knapp ein Drittel des
Stromverbrauchs aus erneuerbaren
Energien gedeckt. Bis 2030 sollen
es 100 % sein – die Windkraft soll
daran einen Anteil von 80 % haben.
Ähnlich ambitionierte Ziele hat sich
Mecklenburg-Vorpommern gesetzt.
Die Reviere der letzten Schreiadler in Deutschland sind entsprechend
vollgestellt mit Windrädern: Im brandenburgischen Teil des Vorkommens
drehen sich 662 der Riesenräder, im
größeren mecklenburg-vorpommerschen sind es derzeit 1017 Anlagen.
Diese Zahlen illustrieren den Konflikt. Und sie erklären wohl auch den
anhaltenden Widerstand, mit dem
einige Landesregierungen die Verabschiedung der Abstandsempfehlungen
der Staatlichen Vogelschutzwarten
immer wieder verzögert haben. Dabei
wollte die ursprünglich unter dem
Begriff „Helgoländer Papier“ bekanntgewordene fachliche Leitlinie für die
Abstände zwischen Brutplätzen und
anderen bedeutenden Vogellebensräumen einerseits und Windenergieanlagen andererseits doch gerade
einen wissenschaftlich abgesicherten
Beitrag dazu leisten, absehbare Zielkonflikte zwischen Energiewende
und Naturschutz zu vermeiden – im
Interesse von Umwelt und Windenergie. Denn für die Investoren bedeuten
klare Empfehlungen zugleich Planungssicherheit und das Vermeiden
kostspieliger Prozesse. Zwar sind
die überarbeiteten Abstandsempfeh-
lungen der Vogelschutzwarten mittlerweile veröffentlicht, doch just die
einzigen beiden Länder mit Schreiadlervorkommen haben sich entschlossen, ihnen bei dieser besonders anfälligen Art nicht zu folgen.
Brandenburg und MecklenburgVorpommern halten statt des von
den Vogelschutzwarten empfohlenen
6000-Meter-Abstands zu den Brutvorkommen einen 3000-Meter-Radius für
ausreichend. Doch selbst der wird im
großen Stil nicht erreicht. In Brandenburg befinden sich gegenwärtig nach
einer Analyse der Deutschen Wildtier
Stiftung mindestens 33 Windkraftanlagen innerhalb des 3-KilometerSchutzradius um Schreiadler-Brutvorkommen. Die von den Vogelschutzwarten als Mindestabstand definierten
6000 m unterschreiten sogar mehr als
270 Windräder. In Mecklenburg-Vorpommern – Heimat von rund 80 % der
deutschen Schreiadler-Population –
sieht es nicht besser aus: Hier befinden
sich mindestens 136 Windräder innerhalb des eigentlich als Tabubereich
angesehenen 3000-Meter-Radius und
439 unterhalb von 6000 m. Zusammengefasst: Im deutschen SchreiadlerSiedlungsgebiet stehen nicht weniger
als 169 Windräder innerhalb des heute
nicht als genehmigungsfähig angesehenen Minimalst-Tabubereichs von
3000 m und mehr als 700 unterhalb
der von den Vogelschutzwarten als
Minimum empfohlenen 6000 m um
Schreiadlerbrutvorkommen. In anderen Worten heißt das, fast jedes sechste Windrad in diesen beiden Ländern
dreht sich schon jetzt in einer von den
Vogelschutzwarten als unzureichend
eingestuften Entfernung zu Schreiadlervorkommen.
» Es wird noch enger
Auch die nähere Zukunft verspricht
keine Besserung, denn in beiden
Bundesländern sind Windeignungsgebiete für künftige Anlagen festgesetzt worden – sowohl innerhalb des
3000-Meter-Tabubereichs und vor
allem im kaum geschützten Bereich
zwischen 3000 und 6000 m. Ein
Grund dafür ist, dass das Konzept der
Waldschutzareale in MecklenburgVorpommern mit einem Schutz vor
Windanlagen in einem Umkreis von
3000 m um den Brutwald erst seit
2008 gilt. Zuvor galt – wie in Brandenburg bis heute – die 3000-MeterGrenze vom Horst, nicht vom Rand
des Brutwaldes aus, was den Schutzraum verkleinert. Durch die Ausweisung der Waldschutzareale können
Windkraftanlagen so in den Mindestabstand hineingerückt sein.
Nach der Analyse der Wildtier
Stiftung sind in Brandenburg bereits
acht Windeignungsgebiete in einem
Umkreis von 3000 m zu Schreiadlervorkommen festgesetzt und in
Mecklenburg-Vorpommern
sogar
neunzehn. Die meisten sind in beiden
Ländern bereits zumindest teilweise
bebaut.
Wie locker über lange Zeit Windräder selbst unterhalb der 3000-MeterMarke von den Behörden durchgewunken wurden, zeigt ein Genehmigungsbescheid des Staatlichen
Amts für Umwelt und Natur Neubrandenburg für einen Windpark in
der Mecklenburgischen Seenplatte
vom April 2006: „Das nächstgelegene
Schreiadler-Brutpaar südlich in der
Feldflur ... [Anmerk. d. Redaktion:
Wir nennen den Namen des noch
bestehenden Reviers aus Schutzgründen hier nicht.] ist vom neuen Windpark dann mindestens 2 km entfernt,
direkte Beeinträchtigungen für die
Brut sowie das Brutverhalten der Altvögel lassen sich hierbei für diesen
Standort nicht ableiten.“
Doch auch der heute in den beiden
Schreiadlerländern als Maßstab angelegte 3000-Meter-Abstand wird von
den Vogelschutzwarten nicht ohne
Grund als viel zu gering erachtet, wie
folgendes Beispiel zeigt.
Weideland ist ein idealer Lebensraum für Schreiadler. Hier können
sie zu Fuß auf Beutejagd gehen.
Foto: T. Krumenacker. Brandenburg, 7.8.2015.
Der Falke 63, 3/2016
15
Vogelschutz
Schreiadler gegen Klimaschutz
– Das Schicksal von Schreiadler CA 002471
D
as Urteil, welches das Schicksal von Schreiadler
CA 002471 besiegeln sollte, wird am 23. März 2007
im Verwaltungsgericht Potsdam gesprochen. Ein
Umweltverband hatte gegen die Genehmigung für sieben Anlagen im Windpark Hetzdorf in der brandenburgischen Uckermark geklagt. Im unmittelbar angrenzenden
Vogelschutzgebiet Uckermärkische Seenlandschaft brüteten gleich vier Schreiadlerpaare, argumentierten sie. Die
Klage wurde abgewiesen, mit einer bemerkenswert offenen Begründung durch den Vorsitzenden Richter: „Den
Belangen des Naturschutzes kommt vorliegend ... ein
geringeres Gewicht zu, als dem wirtschaftlichen Interesse
der Beigeladenen (Windinvestor) und dem öffentlichen
Interesse an der Förderung von Windenergie als regenerativer Energieform zum Schutz des Weltklimas.“
Schon sieben Jahre vor dem Urteilsspruch kam im
benachbarten Mecklenburg-Vorpommern ein Schreiadler
Das traurige Ende von Schreiadler CA 002471 im Windpark Hetzdorf in der brandenburgischen Uckermark. Die Dunkelziffer der
Kollisionsopfer ist vermutlich sehr hoch.
Foto: M. Göttsche. 12.9.2008.
zur Welt, für den der Richterspruch das Todesurteil bedeuten wird. Er wird im Juli 2000 im Nest durch Andreas
Hofmann beringt und erhält den Ring mit der Nummer
CA 002471. Der Adler wächst heran, brütet wahrscheinlich mehrere Jahre erfolgreich und übersteht insgesamt
mehr als 100 000 km oft widriger, teils extrem gefährlicher Zugwege in seine afrikanischen Winterquartiere
und zurück. Doch den nur gut 30 km von seinem Geburtsort entfernten Windpark Hetzdorf überlebt er nicht. Am
12. September 2008 wird er unter einem Windrad gefunden. „Sterbend bzw. frischtot“, wie es im Protokoll der
Beringungszentrale Hiddensee heißt. 2991 Tage oder gut
acht Jahre nach seiner Beringung „32 Kilometer Ost-Südost“ von seinem Geburtsort entfernt. Todesursache: „Kollision mit Windkraftanlage.“ Im Autopsiebericht des Instituts für Zoo- und Wildtierforschung Berlin liest sich das
Ende des Adlers so: „Der adulte, männliche Schreiadler
ist an den Folgen eines Traumas gestorben. Diese Gewalteinwirkung führte zur Fraktur des Schädels, des sechsten
und siebten Halswirbels, diverser Rippen und des linken
Mittelhandknochens. Aufgrund der nachgewiesenen Verletzungen und des Fundortes kann davon ausgegangen
werden, dass der Adler durch den Rotor einer Windkraftanlage getötet wurde. Der Schreiadler befand sich zum
Todeszeitpunkt in einem sehr guten Ernährungszustand.“
Schreiadler CA 002471 war also gut gerüstet für seinen
unmittelbar bevorstehenden Zug nach Afrika, als er in der
Uckermark starb – in jenem Windpark, den das Potsdamer
Gericht für so wichtig zum Erhalt des Weltklimas und die
Profitinteressen des Betreibers gehalten hatte. CA 002471
starb in seinen besten Jahren und hätte noch lange erfolgreich zur Reproduktion seiner Art beitragen können.
Stattdessen ging er als erstes dokumentiertes SchreiadlerSchlagopfer in Deutschland in die Statistik ein. Der Windpark Hetzdorf liegt unterhalb der von den Vogelschutzwarten empfohlenen 6000-Meter-Grenze um die nächsten
Schreiadler-Brutplätze, die 3,5, 5,2 und 5,7 km entfernt
sind. Nach den in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern angewandten Abstandsregeln von 3000 m wäre
die Anlage auch heute voll genehmigungsfähig.
Intensivlandwirtschaft verschärft Probleme für Schreiadler
I
Hetzdorf ist kein Einzelfall:
Insgesamt elf Kollisionen von
Schreiadlern mit Windanlagen
sind dokumentiert. Mit fünf Zusammenstößen entfällt fast die Hälfte
davon auf Deutschland. Vier verliefen tödlich. Ein Adler überlebte, weil
er nicht mit dem Rotor, sondern mit
der Nabe kollidierte. Doch die dokumentierten Fälle sind allenfalls die
Spitze des Eisbergs. Darauf deuten
allein die Fundzeiten hin, die meistens im Spätsommer liegen – also zu
einer Zeit, in der Felder und Wiesen
16
Der Falke 63, 3/2016
meist schon gemäht sind und Schlagopfer leichter entdeckt werden. Es
ist davon auszugehen, dass nur ein
verschwindend kleiner Teil der Kollisionsopfer gefunden wird. An weit
über 1000 Windanlagen im Schreiadler-Siedlungsgebiet ist noch nie
nach Schlagopfern gesucht worden.
Das ganze Ausmaß der Vogelverluste
durch Windräder könnte nur durch
systematisches Monitoring ermittelt
werden, das es aber nicht gibt.
Ein weiterer Hinweis auf eine hohe
Dunkelziffer ist die für Laien oft nicht
leichte Bestimmung der Schreiadler. Zwei der vier in Deutschland tot
aufgefundenen Vögel wurden lediglich aufgrund ihres Ringes überhaupt
gemeldet und so als Schreiadler
erkannt. Ein weiterer Totfund wurde
zunächst als Schwarzmilan fehlbestimmt. Erst als ein versierter Federkenner hinzugezogen wurde, wurde
das Opfer korrekt als Schreiadler
bestimmt. Auch ein an der Autobahn
A 20 als Verkehrsopfer gefundener
Schreiadler wurde zunächst für einen
„Bussard“ gehalten und nur wegen
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— Vögel
sicher
bestimmen
In einem Radius von 6000 m um Brutvorkommen sollten keine Windräder gebaut
werden, empfehlen die Staatlichen Vogelschutzwarten. Brandenburg und MecklenburgVorpommern halten 3000 m für ausreichend. In der Praxis rücken die Windgiganten oft
noch näher an die Nistplätze.
Foto: T. Krumenacker. Lettland, 11.7.2015.
seines Ringes weitergemeldet. Betreiber von Windparks ihrerseits haben
kein Interesse daran, dass Kollisionen
bekannt werden. „Keiner will einen
toten Adler haben. Deshalb werden
keine Suchen veranstaltet, denn das
müsste dann ja Konsequenzen haben“,
sagt ein amtlicher Naturschützer.
Die nachgewiesenen Schreiadleropfer an Windrädern in Deutschland deuten also auf eine viel höhere
Zahl tatsächlicher Opfer hin und
sind angesichts der kleinen Population alles andere als eine Kleinigkeit.
Und es gibt weitere Hinweise auf eine
hohe Gefährdung von Schreiadlern
durch Windenergieanlagen. In Polen
ermittelten Wissenschaftler jüngst
das Flugverhalten zweier mit Sendern versehener adulter Schreiadler,
in deren unmittelbarer Horstnähe ein
Windpark errichtet wurde. „Fast ein
Viertel oder 23 % aller Aktivitäten der
beiden Adler wurden in Höhen zwischen 55 und 145 m gemessen, also
innerhalb der Reichweite der Rotoren
von 2-Megawatt-Windrädern“, erläutert der Co-Autor der Studie, Pawel
Mirski im Gespräch mit DER FALKE.
Auch die häufige Raumnutzung in
Entfernungen deutlich über 3000 m
vom Nest bestätigt die Untersuchung – und untermauert damit die
Forderung nach einem 6000-MeterSchutzradius. „Eines der Männchen
besuchte regelmäßig – mindestens
elf Mal – eine Wiese, die 5,5 km vom
Nest entfernt ist“, berichtet Mirski.
Die polnische Untersuchung bestätigt
auch frühere Analysen in Deutschland durch Bernd-Ulrich Meyburg,
der anhand von Daten eines über
sechs Jahre hinweg telemetrierten
Schreiadlers belegt, dass sich die
Raumnutzung von Jahr zu Jahr
änderte und im Laufe der Jahre weite
Teile des 6-Kilometer-Radius um den
Horst mit wechselnder Regelmäßigkeit genutzt wurden.
»»Schreiadler werden nicht
mehr satt
In Deutschland ist die Lage für Schreiadler dabei ohnehin noch zugespitzter als in den Schreiadlerhochburgen
in den baltischen Staaten oder Polen,
wo das Nahrungsangebot an Kleinsäugern und Amphibien in Nestnähe
insgesamt noch weitaus reichhaltiger ist. Deutsche Adler müssen zur
Nahrungssuche doppelt so weit fliegen wie lettische oder polnische Artgenossen, weil sie in unmittelbarer
Horstnähe oft nicht mehr genügend
Nahrung finden. Weitverbreitete
landwirtschaftliche Praktiken, wie
das Walzen oder das Totspritzen von
Grünland mit dem Herbizid Glyphosat („Roundup“) zerstören (neben vielem anderen) auch die Ernährungsgrundlage für die Schreiadler – gelten
aber als Praktiken „ordnungsgemäßer
Landwirtschaft“. Damit ist ihr Einsatz
legal. Auch der Grünlandumbruch
selbst in unmittelbarer Horstnähe
kommt weiterhin vor – illegal, aber
ebenso mit behördlicher Genehmigung. Auch andere Formen der
Intensivlandwirtschaft machen dem
Schreiadler Probleme, ein neuerer
Trend ist der Spargelanbau. In einem
Brandenburger Schreiadlerrevier verschwanden so innerhalb von zwei
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Der Falke 63, 3/2016
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17
Vogelschutz
»»Ministerien teilen Analyse –
aber nicht Schlussfolgerung
Müssen die Schreiadler-Altvögel wegen schlechter Nahrungsbedingungen in Nestnähe weitere Wege
zurücklegen und deshalb ihr Nest länger allein lassen, erhöht sich auch die Gefahr, dass Gelege oder
Junge zum Opfer von Prädatoren werden. Hier sieht sich ein Waschbär in einem bereits bezogenen
Schreiadlerhorst um, allerdings vor der Eiablage.
Foto: A. Ritter. Mecklenburg-Vorpommern, 24.4.2010.
Jahren mehr als 400 ha Wiese und
Acker unter Plastik.
Auch der Anteil von Mais – vor
allem zur Energiegewinnung in Biogasanlagen – am Ackerland hat sich
nach Daten des Statistischen Landesamtes Mecklenburg-Vorpommern
zwischen 2005 und 2014 von 7,8 %
auf 14 % fast verdoppelt. Wurden
2005 bereits 79 000 ha Fläche mit
Silomais bepflanzt, explodierte dieser Anteil bis 2014 noch einmal auf
147 000 ha – riesige Flächen wurden
für den Schreiadler und viele andere
Arten unbrauchbar. Im gleichen Zeitraum gingen die für die Adler überlebenswichtigen Brachflächen von
82 000 ha auf 16 000 ha zurück.
Diese industrialisierte Form der
Landwirtschaft bleibt nicht ohne
Folge für die wenigen verbliebenen
natürlichen Nahrungsflächen in den
Schreiadler-Revieren. Analysen in
einem Dichtezentrum des Schreiadlers in der Uckermark (Brandenburg)
haben eine extreme Belastung von
Feldsöllen mit Herbiziden belegt.
Am stärksten waren die Grenzwertüberschreitungen bei Bestandteilen
des Breitbandherbizids Glyphosat.
Hier wurde teils das 19-Fache des
Erlaubten festgestellt. Entsprechend
schlecht steht es um die Zahl der
Amphibien – eine besonders für die
18
Der Falke 63, 3/2016
Schreiadlerweibchen während der
Brutzeit wichtige Nahrung (siehe
Interview S. 25).
Die Problemfaktoren Intensivlandwirtschaft und Windenergie verschmelzen hier zu einer gravierenden
und komplexen Gefahrenlage für
Schreiadler. Müssen die Adler weitere
Strecken zurücklegen, um genügend
Nahrung zu finden, bedeutet das
auch: Mehr Navigieren durch die mit
Windrädern und Leitungen verbauten
Lebensräume
mit
entsprechend
höherem Kollisionsrisiko und längere Abwesenheiten vom Nest – mit
größeren Risiken durch Prädatoren
wie Waschbären oder Habichten. Das
bleibt nicht ohne Auswirkungen auf
den Bruterfolg. In der Tat zeigen die
polnischen wie auch deutsche Untersuchungen einen deutlich geringeren
Bruterfolg von Schreiadlern in geringerer Entfernung zu Windrädern.
Pawel Mirski fasst die Ergebnisse
seiner Studie im Windpark Tolkowiec
im ermländischen Schreiadler-Konzentrationsgebiet zusammen: „Der
Bruterfolg in Nestern, die innerhalb
eines 5-Kilometer-Radius um den
Windpark lagen, war geringer als der
in einem Puffer von 5 bis 10 km. Im
Jahr davor – vor der Errichtung der
Anlagen – waren die jetzt erfolglosen
Reviere noch die erfolgreicheren.“
Die Umweltministerien in beiden
deutschen Schreiadlerländern teilen
die Analyse einer erheblichen Gefährdung des Schreiadlers durch die
Windkraft – die von den Vogelschutzwarten geforderte Konsequenz daraus
wollen sie aber nicht ziehen. „Windenergieanlagen sind geeignet, Adler
von Nahrungsflächen fernzuhalten
und dadurch direkt den Bruterfolg zu
beeinflussen“, heißt es beispielsweise
in den Brandenburger „Tierökologischen Abstandskriterien“, in denen
die Mindestdistanzen geregelt sind.
Trotz der auf eindeutigen Untersuchungsergebnissen
basierenden
Empfehlungen der Vogelschutzwarten nach einem Mindestabstand von
6000 m legen beide Länder aber nur
einen 3000-Meter-Radius als „Schutzbereich“ um den Horst (Brandenburg)
beziehungsweise als „Tabubereich“
um den Brutwald (MecklenburgVorpommern) fest. Auch im Entwurf
für eine neue – wahrscheinlich für
mindestens ein Jahrzehnt gültige –
„Artenschutzrechtliche Arbeits- und
Beurteilungshilfe für die Errichtung
und den Betrieb von Windenergieanlagen“ für Mecklenburg-Vorpommern
wird an dem 3-Kilometer-Radius festgehalten. Dies wird von der Projektgruppe Großvogelschutz, einem Beratergremium aus Experten aus Forst,
Wissenschaft und Ministeriumsfachleuten scharf kritisiert: „Die Raumnutzungen nach Telemetrieuntersuchungen zeigen, dass sich lediglich in
Jahren ohne Bruterfolg der Aktionsradius überwiegend auf den 3 km Radius
beschränkt. In Jahren mit Bruterfolg
wird auch der Entfernungsbereich von
3 bis 6 km zum Horst in erheblichem
Maße zur Nahrungssuche genutzt.
Daraus begründet sich die Abstandsempfehlung der Vogelschutzwarten
von 6 km. Es ist nicht nachvollziehbar, warum in Mecklenburg-Vorpommern von dieser Empfehlung derartig gravierend abgewichen und der
Tabu-Radius auf die Hälfte reduziert
wird“, schreibt die Expertengruppe
in einer Stellungnahme. Gefordert
wird von den Praktikern neben einer
Freihaltung der Kerngebiete der Brutverbreitung eine Erweiterung des
Tabu-Radius „auf mindestens 5, besser 6 km“. Die Projektgruppe zieht ein
eindeutiges Fazit aus der bisherigen
Erfahrung mit einer Schutzzone nur
3 km um den Brutwald: „Die bisher
praktizierten Mindestabstände bieten
für den Schreiadler keinen ausreichenden Schutz.“
Einen wirksamen Schutz vor tödlichen Kollisionen kann es nach Meinung der Projektgruppe nur geben,
wenn die Dichtezentren der Art von
Windanlagen freigehalten werden.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Der
Flächenanteil an Windeignungsgebieten ist genau in den Gebieten des Landes mit hoher und sehr
hoher Schreiadlerdichte mit 0,84 %
der Gesamtfläche deutlich höher als
im Landesdurchschnitt mit 0,57 %
– denn der scheue Schreiadler liebt
die dünn besiedelten Regionen des
Landes und eben dort werden Windanlagen häufiger genehmigt als in
der Nähe menschlicher Siedlungsbereiche. Hinzu kommt, dass anders als
etwa beim Seeadler, die Dichtezentren der Schreiadlerverbreitung nicht
in den wasserreichen Großschutzgebieten und Nationalparks liegen und
die Art damit wenig von den großen
Flächenschutzgebieten profitiert.
„Es kommt auf jeden einzelnen Adler an"
D
ass die Auswirkungen des
Windkraftbooms auf den
Schreiadler gravierend sind,
kann also nicht ernsthaft bestritten
werden.
Aber sind die Verluste durch
Windenergie mehr als bedauerliche
Vorfälle? Fallen sie für das Überleben
der Art in Deutschland ins Gewicht?
Die Antwort auf diese Frage gibt
womöglich eine schon 2004 veröffentlichte Studie, die den vielsagenden Titel trägt: „Warum kommt
es auf jeden einzelnen Schreiadler
in Brandenburg an?“ Darin gingen die Autoren Jörg Böhner und
Torsten Langgemach mittels einer
Computermodellierung auf Basis der
Brandenburger Teilpopulation (rund
20 % des deutschen Bestands) der
Frage nach, wie sich Veränderungen
des Reproduktionserfolgs und der
Sterblichkeitsrate auf den Bestandstrend auswirken. Sie kommen zu
dem Schluss, dass der Brandenburger
Schreiadlerbestand bei Fortbestehen
der damaligen Bedingungen weiter
schrumpfen und nach fünfzig Jahren
fast erloschen sein werde. Bereits eine
Verschlechterung des Bruterfolgs von
damals 60 auf 44 % – entsprechend
vier flüggen Jungvögeln pro Jahr –
würde den Bestand den Berechnungen
zufolge innerhalb von nur 25 Jahren
auf weniger als die Hälfte schrumpfen lassen. Eine nur geringfügige
Erhöhung der Sterblichkeitsrate unter
adulten Adlern würde zu einer klar
negativen Bestandsentwicklung führen, ermittelten Böhner und Langgemach. Im Klartext heißt dies: Schon
ein Altvogel als Schlagopfer eines
Windrads – wie Adler CA 002471 in
Hetzdorf – hätte unmittelbare nega-
Stimmt das Nahrungsangebot, können Schreiadler auch zwei Junge erfolgreich großziehen.
tive Auswirkungen auf den Bestand.
Auch die seitdem gewonnenen
Erkenntnisse zum reduzierten Bruterfolg in der Nähe von Windkraftanlagen sind in diesem Zusammenhang
ein Alarmzeichen.
Umgekehrt lässt sich das Ergebnis der
Computermodellierung auch positiv
lesen: Schon die Erhöhung der Population um einige wenige Individuen
kann den Schwund weitgehend aufhalten. Doch dazu müssten sich die
Bedingungen für die Adler verbessern. Die Autoren der Studie haben
schon 2004 die Notwendigkeit stärkerer Schutzanstrengungen angemahnt:
„Leichtfertige Fehlentscheidungen bei
der forstlichen Planung oder bei der
Planung von Vorhaben insgesamt,
beim Wirtschaften oder beim Jagen
Foto: C. Rohde. Mecklenburg-Vorpommern, 31.7.2014.
Der Falke 63, 3/2016
19
Vogelschutz
Literatur zum Thema:
Böhner J, Langgemach T 2004: Warum kommt es auf jeden einzelnen
Schreiadler Aquila pomarina in
Brandenburg an? Ergebnisse einer
Populationsmodellierung. Vogelwelt
125: 271-281.
Dierschke V, Bernotat D 2012: Übergeordnete Kriterien zur Bewertung
der Mortalität wildlebender Tiere im
Rahmen von Projekten und Eingriffen
– unter besonderer Berücksichtigung
der deutschen Brutvogelarten. www.
bfn.de/0306_eingriffe-toetungsverbot.
html
Schreiadler verteidigen Revier
und Jungvogel furchtlos auch
gegen größere Gegner, hier einen
Seeadler. Gegen Windräder und
Lebensraumzerstörung sind sie
aber machtlos
Foto: C. Rohde.
Mecklenburg-Vorpommern, 31.7.2015.
in dem Gefühl, Brutverluste oder
Habitatentwertungen können durch
die Population kompensiert werden,
müssen der Vergangenheit angehören“, schrieben sie vor mehr als zehn
Jahren. Das Thema Windenergie war
damals noch eher ein Randaspekt.
„Auch die Kollision nur eines Individuums einer seltenen Art, beispielsweise des Schreiadlers, mit einer
Windenergieanlage kann bereits
negativen Einfluss auf die Population
haben.“, bestätigt auch Oliver Krüger
(siehe Interview auf S. 40). Und in
einem Mortalitäts-Gefährdungsindex
(Bernotat & Dierschke 2012) wird die
Art unter allen deutschen Brutvögeln hinter dem Steinadler an zweiter Stelle eingeordnet, was bedeutet,
„dass der Verlust bereits weniger
Individuen „naturschutzfachlich kritisch“ zu sehen und in der Windkraft
„planungsrelevant“ ist.
Der Windstromboom ist nicht
die alleinige Ursache für die alarmierenden Zukunftsaussichten für
unseren am stärksten gefährdeten
Adler. Aber in Verbindung mit
einem „Weiter so“ in der Agrarpolitik könnte die Energiewende auf
mittlere Sicht zum Sargnagel für den
Schreiadler in Deutschland werden.
Der bisherige Grundkonsens auch
aller Naturschutzverbände, wonach
ein naturschutzgerechter Ausbau der
erneuerbaren Energien möglich ist,
wird von immer mehr Praktikern mit
einem Fragezeichen versehen. „Die
20
Der Falke 63, 3/2016
festgesetzten Ausbauziele für die
Windenergie lassen sich nicht mehr
im Einklang mit dem Naturschutz
realisieren. Meinen wir es mit ökologischer Energiegewinnung ernst,
bräuchten wir für einige Regionen
einen sofortigen Ausbaustopp, sonst
hat das mit ‚ökologisch’ nichts mehr
zu tun“, warnt ein amtlicher Naturschützer, der – wie viele Gesprächspartner für diesen Artikel – seinen
Namen aus Furcht vor Konsequenzen
nicht genannt sehen will.
Soll der Schreiadler auch in
Deutschland überleben, muss den
Naturschutzinteressen eine gewichtigere Stimme bei der Festsetzung der
Rahmenbedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien gegeben werden. Das würde Mensch und
Natur, Verbrauchern und Schreiadlern – sowie vielen weiteren Tier- und
Pflanzenarten helfen. Der Schreiadler
mit seinen komplexen Anforderungen
an seinen Lebensraum ist geradezu ein
Symbol für das notwendige Umsteuern in Forst-, Landwirtschafts- und
Energiepolitik – für die gerade erst
20 000 Menschen unter dem Motto
„Wir haben es satt“ in Berlin auf die
Straße gegangen sind. Denn: Wo es
dem Schreiadler gut geht, herrscht
eine verträgliche Balance zwischen
Naturnutzung und ihrem Schutz. Wo
er unter die (Wind-)Räder gerät, leiden auch Menschen.
Thomas Krumenacker,
Hinrich Matthes, Carsten Rohde
Krumenacker T 2012: Der Durchzug
von Schreiadler Aquila pomarina,
Wespenbussard Pernis apivorus,
Kurzfangsperber Accipiter brevipes,
Weißstorch Ciconia ciconia und
Rosapelikan Pelecanus onocrotalus
über Nordisrael – eine Bilanz aus 30
Jahren. Limicola 26 (3): 161-235.
Langgemach T, Blohm T, Frey T 2001:
Zur Habitatstruktur des Schreiadlers (Aquila pomarina) an seinem
westlichen Arealrand – Untersuchungen aus dem Land Brandenburg.
Acta ornithoecologica 4.2-4:
237-267.
Langgemach T, Meyburg B-U 2011:
Funktionsraumanalysen – ein Zauberwort der Landschaftsplanung mit
Auswirkungen auf den Schutz von
Schreiadlern (Aquila pomarina) und
anderen Großvögeln. Ber. Vogelschutz
47/48: 167-181.
Scheller W 2007: Standortwahl von
Windenergieanlagen und Auswirkungen auf die Schreiadlerbrutplätze
in Mecklenburg-Vorpommern.
Naturschutzarb. Meckl.-Vorp. 50
(2):12-22.
Thomas Krumenacker arbeitet als Journalist in Berlin
und ist Mitglied der Fachredaktion von DER FALKE.
www.krumenacker.de
Hinrich Matthes, Dipl.-Ing.
für Landschaftsnutzung
und Naturschutz ist freiberuflicher Fachgutachter im
Bereich des Natur- und Artenschutzes, ehrenamtlicher
Mitarbeiter im NABU und betreut über
viele Jahre mehrere Schreiadlerbrutvorkommen.
Carsten Rohde ist freiberuflicher Kartierer und Gutachter mit Schwerpunktbereichen im Großvogelschutz,
besonders zu den Themen
Raumnutzung, Verhaltensbiologie und Beringung.
http://blackstorknotes.blogspot.de
Wie Windkraftplaner die letzten Tabus umgehen wollen:
Skandale im Sperrbezirk
Der Kampf um die knapper werdenden Flächen für den weiteren Ausbau der Windkraft
führt zu einem immer stärkeren Druck selbst auf die Mindeststandards des Artenschutzes.
Denn der von den Stromkunden stark subventionierte Windstrom verspricht weiterhin hohe
Gewinne. Und so werden von Investoren immer noch Windräder in Gebieten geplant, die
nach geltenden Bestimmungen eigentlich nicht genehmigungsfähig sind. Ermutigt werden
sie dadurch, dass der Artenschutz auf der politischen Ebene der Ausweisung von Windeignungsgebieten nicht ausreichend berücksichtigt wird. So werden die Weichen oft schon
früh in eine Richtung gestellt, an deren Ende die Konfrontation steht und die für Naturschutz wie Investoren gleichermaßen unerfreuliche Alternative: Der Biodiversitätsschutz
bleibt auf der Strecke oder er muss über langwierige und teure Prozesse durchgesetzt werden. Auch der intransparente Umgang und die weitreichenden Freiheiten der Windplaner
bei den für Genehmigungen mitentscheidenden avifaunistischen Gutachten führt oft zu
Problemen, die frühzeitig vermieden werden könnten. Zwei Beispiele aus MecklenburgVorpommern.
Das Windeignungsgebiet Gnoien:
„Nicht mit dem Breitschwert“
– aber gegen die Regeln
Der Fund des Gutachters war ebenso
eindeutig wie ernüchternd für den
Investor. In weniger als 300 m Entfernung zum Windeignungsgebiet
Gnoien im Landkreis Rostock hatte
der beauftragte Ornithologe einen
besetzten Schreiadlerhorst gefunden. Die in den „Tierökologischen
Abstandskriterien“
MecklenburgVorpommerns festgelegte Tabuzone
für die Errichtung von Windrädern
im Umfeld zu einem Horst dieser
Vogelart beträgt 3000 m um den
Brutwald – zehnmal so viel. Die
Sache schien gelaufen, die Errichtung von zwölf großen Windrädern
– eine Investition im zweistelligen
Millionenbereich – geplatzt. „Mir
ist die Brisanz dieses Fundes für Sie
als Investoren und Planer sehr wohl
bewusst“, schrieb der Fachmann
noch am Abend des 24. Mai 2013,
Stunden nach Auffinden des Nests,
an seine Auftraggeber. In seinem
Abschlussgutachten fasste er weitere während der Kartierungssaison
ermittelte Ausschlussgründe für
den Bau eines Windparks zusammen:
• 62,5 % der beobachteten Flugrouten der Adler befanden sich innerhalb des Eignungsgebietes.
• Die bevorzugte Flughöhe der
beobachteten Schreiadler lag zu
72 % im gefährlichen Rotorblattbereich.
• Das Gebiet wurde nach der Ansiedlung des neuen Adlerpaares
zudem in schreiadlertypischer
Manier von nicht weniger als vier
weiteren Paaren „besucht“, die
innerhalb des festgelegten 6-Kilometer-Prüfbereichs brüten.
„Nach fachlicher Prüfung und umsichtiger Auswertung der Raumnutzungsdaten sind die Zugriffsverbote nach
§ 44 (1) BNatSchG zweifelsfrei in
einem signifikant erhöhten Umfang
Ein Schreiadler-Brutpaar im Tabubereich von 3000 m und Einzugsgebiet für vier weitere Paare: Ein
Windpark dürfte in Gnoien nach geltenden Bestimmungen nicht entstehen.
Der Falke 63, 3/2016
21
Vogelschutz
Viele Schreiadler müssen auf der Nahrungssuche unter Lebensgefahr Windkraftanlagen
passieren. Und der Ausbau der erneuerbaren Energien steht erst am Anfang.
Foto: T. Krumenacker. Brandenburg, 30.4.2011.
vorhanden“, so das Gutachterfazit.
Mit anderen Worten: Ein Windpark
ist eindeutig nicht genehmigungsfähig. „Das wird auf jeden Fall eine
sehr knifflige Angelegenheit“, schrieb
einer der Planer an den Gutachter
zurück.
Der Windprojektentwickler, die
Rostocker UKA (Eigenwerbung: „Sensible Gebiete bleiben außen vor“),
zog ihren Antrag auf die Errichtung
der zwölf Anlagen zwar zunächst
zurück. Doch nun will man offenbar
110 m
Standort Foto
Schreiadler und Rotmilan (Brutvogel und
Nahrungsgast) sowie u.a. Schwarzmilan
und Rohrweihe als regelmäßige
Nahrungsgäste
doch noch zum Zuge zu kommen –
trotz des vernichtenden Expertenbefundes.
Auf Basis des ursprünglichen
Gutachtens ist dies allerdings nicht
möglich. Also wurde der alte Gutachter bezahlt, das Gutachten abgeheftet – und ein neuer Gutachter
beauftragt. Und der kommt nach
„intensiver Raumnutzungsanalyse
des Schreiadlerpaars“ im vergangenen Jahr nun zu einem ebenso
erstaunlichen wie für den Auftrag-
110 m zwischen essenziellen
Nahrungshabitaten und der
WEA-Planungsfläche „Gnoien“
WEA/Planung „Gnoien“
geber erfreulichen Ergebnis: „Unser
Gutachter hält grundsätzlich eine
Errichtung von Windkraftanlagen
dort für möglich“, sagt der zuständige UKA-Projektentwickler Daniel
John unserem Journal.
Eine steile Gutachterthese angesichts der Tatsachen, dass das gesamte
Windeignungsgebiet innerhalb der
Schreiadler-Schutzzone liegt, ein
Teil in der für einen Seeadler und
das Gebiet zudem von vier weiteren
Schreiadlerpaaren genutzt wird. Das
Gutachten hätte DER FALKE gerne
eingesehen. UKA wollte es nicht zur
Verfügung stellen. Wie hält UKA das
Gebiet also trotz Unterschreitung der
3000-Meter-Tabuzone für genehmigungsfähig? Im Gespräch mit DER
FALKE zieht UKA-Mann John die
vom Landesamt für Umwelt (LUNG)
festgelegte und seit Jahren angewandte Regelung der Tabuzonen
grundsätzlich in Zweifel: „Die Frage
ist, wie werthaltig sind solche Radien.
Aus der Sicht eines Ingenieurs ist es
sinnvoller, den jeweiligen Einzelfall
anzusehen und aus den spezifischen
Erkenntnissen dieses Einzelfalls Entscheidungen zu treffen, statt pauschale Radien festzulegen.“ Auch
einen weiteren zentralen Baustein
des Schreiadlerschutzes in Deutschland will UKA nicht gelten lassen:
den zehnjährigen Bestandsschutz für
die Horste. Nach derzeitiger Regelung könnte selbst dann, wenn der
Adler das Revier jetzt aufgäbe, frühestens im Jahr 2024/2025 mit einer
neuen Windanlagenplanung begonnen werden.
„Auch das Problem ist uns bekannt“,
sagt John. „Es stellt sich aber die
Frage, wie sinnvoll so etwas ist.“ UKA
will die Umgehung der Mindeststandards nun mit Umweltverbänden und
Behörden diskutieren: „Wir werden
das ganze Vorhaben im Dialog mit
den Naturschutzverbänden und den
Behörden betreiben“, versichert John.
Man wolle nicht „mit dem Breitschwert an die Sache gehen“.
»»Ansturm auf
Windeignungsgebiete
In unmittelbarer Nähe zum geplanten „Windpark“ befinden sich bevorzugte und überlebensnotwendige
Nahrungshabitate für Schreiadler.
22
Der Falke 63, 3/2016
Dass in Gnoien überhaupt weiter
auf Windräder gesetzt wird, ist nur
möglich, weil das Gebiet immer noch
als Windeignungsgebiet eingestuft
wird, wie Matthias Plehn vom Amt
für Raumordnung und Landesplanung in Rostock auf Anfrage bestätigt. Dies, obwohl sich spätestens seit
dem Schreiadler-Brutnachweis hier
niemals ein Windrad drehen dürfte.
Aber ist ein Windeignungsgebiet erst
einmal ausgewiesen, wird es in der
Regel auch bebaut, selbst wenn dies
rechtlich nicht zwingend ist. Denn
sofort nach seiner Festsetzung setzt
der Ansturm der Investoren ein. Im
Wettlauf um die Flächen schicken Firmen ganze Scharen von Gutachtern
los (ein weiterer erheblicher Störfaktor in Greifvogelrevieren), überbieten
sich in Verhandlungen mit Landeigentümern und Gemeinden, um
Land zu pachten oder zu kaufen. So
werden von den Unternehmen bereits
vor Beginn von Genehmigungsverfahren für konkrete Windparks teils
erhebliche Summen investiert – selbst
in Gebieten, die offenkundig nicht
genehmigungsfähig sind. Der harte
Konflikt wird dann später vor Ort
ausgetragen: zwischen Projektbetreibern, die ihre Interessen wahren wollen, und Naturschützern. Mittendrin
die oft personell und gelegentlich
fachlich hoffnungslos überforderten
Unteren Naturschutzbehörden, auf
denen häufig genug enormer politischer Druck lastet. Denn Windanlagen bringen in der strukturarmen
Region wichtige Einnahmen.
Als Konsequenz aus dieser Situation fordert etwa der NABU, mögliche Konflikte frühzeitiger in der
Planung zu berücksichtigen. „Trotz
des auf dieser Ebene nicht vorhandenen Klagerechts der Naturschutzverbände fordern wir, dass die Behörden Artenschutzaspekte schon in der
Regionalplanung
berücksichtigen
und Projektplaner bereits ganz am
Anfang des Planungsprozesses mögliche Konflikte mit dem Artenschutz
ausloten und berücksichtigen“, sagt
NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. „Damit könnte verhindert werden, dass es nicht erst zu einem sehr
späten Zeitpunkt, im schlimmsten Fall
nach Erteilung der Genehmigung, zu
Verzögerungen und wirtschaftlichen
Verlusten durch Widersprüche und
Klagen von Naturschutzseite kommt.
Mögliche Konflikte sind immer am
Anfang einer Planung leichter zu
vermeiden als später, wenn bereits
viel Geld in eine geplante Investition
geflossen ist.“
Windkraft in der Schreiadler-Tabuzone: Ein „Vogelradar“ soll aus Investorensicht retten, was nach gültigen Bestimmungen nicht genehmigungsfähig ist.
Das Beispiel Gnoien zeigt exemplarisch auch das Problem des intransparenten Umgangs mit Gutachten
auf. Die Gutachter werden von den
Investoren bezahlt, die ein Interesse
daran haben, dass die Expertise keine
unüberwindlichen Hindernisse für ihr
Vorhaben aufwirft. Expertisen können nach Belieben verwendet werden
oder in der Schublade verschwinden.
Selbst Genehmigungsbehörden haben
teils Probleme, die Original-Kartierungen einsehen zu können. Ihnen
wird in der Regel eine bewertende
Zusammenschau des Projektbetreibers vorgelegt.
Die Gutachter selbst befinden sich
in einer ökonomischen Abhängigkeit
vom Auftraggeber, was mit dem von
der Internationalen Naturschutzorganisation IUCN geforderten Prinzip
nach „unabhängig und frei von Einseitigkeiten gewonnenen Erkenntnissen“ kaum zu vereinbaren ist. Oder,
wie ein langjähriger Gutachter es
formuliert: „Bei der Begutachtung
strikt auch den artenschutzrechtlichen Anforderungen den gebührenden Rang einzuräumen, ist immer
auch ein bisschen das Sägen am Ast,
auf dem man sitzt“. Dem Weg für
Gefälligkeitsgutachten wird durch
diese Struktur Tür und Tor geöffnet.
Lachmann plädiert für ein gebüh-
renfinanziertes System, bei dem der
Windkraftbetreiber zwar weiterhin
die Gutachten bezahlt, die Vergabe
aber durch eine unabhängige Behörde
stattfindet. Die Gutachtenkosten würden in die Genehmigungsgebühr aufgenommen, die es bereits gibt.
Das Vogelradar von Badresch
– Der Schreiadler als Versuchskaninchen
Um neue Anlagen auch innerhalb
der Tabubereiche von 3000 m um
ein Brutvorkommen des Schreiadlers
genehmigt zu bekommen, verfallen
Windplaner auf immer neue Ideen.
Diese Tabubrüche werden dann häufig als Innovationen deklariert. Das
Risiko eines Scheiterns liegt bei diesen
„innovativen“, sprich: nicht erprobten Anlagen stets bei den Vögeln. Ein
besonders eklatantes Beispiel hierfür ist der Versuch, eine Anlage in
einem Windeignungsgebiet in weniger als einem Kilometer Entfernung
von einem Schreiadlervorkommen zu
errichten.
Nahe Badresch an der Mecklenburgischen Seenplatte will die
Schweriner Firma Naturwind zusammen mit den Stadtwerken Neustrelitz elf Riesenwindräder mit einer
Gesamthöhe von 193 m betreiben.
Der Falke 63, 3/2016
23
Vogelschutz
In der Umgebung befinden sich ein
Rotmilan- und ein Schreiadlerhorst.
Die Anlage ist damit nach gängigen
Maßstäben nicht genehmigungsfähig. Um das Projekt dennoch realisieren zu können, sollen zunächst
zwei Anlagen innerhalb des Gebietes
verschoben werden, sodass der
1000-Meter-Tabubereich um den
Milanhorst einzuhalten wäre. Der
Schreiadler-Schutzradius deckt aber
das ganze Eignungsgebiet ab – ein
K.-o.-Kriterium. Zudem brüten vier
weitere Schreiadlerpaare innerhalb
des 6000-Meter-Prüfbereichs.
Die Lösung aus Sicht des Investors: Ein Vogelradarsystem soll die
profitablen Windräder im Tabubereich des Adlers ermöglichen. Das
bisher zu diesem Zweck nie angewendete Radar (es wird derzeit mit
Blick auf Zugvögel und an Flugplätzen eingesetzt) werde bei „unmittelbarer Präsenz von windkraftsensiblen Arten“ eine Abschaltung der
Anlagen auslösen, versprechen die
Planer. Bei Präsentationen wird das
von der Schweizer „Swiss Birdradar“ entwickelte System als technisches Wunderwerk dargestellt und
als Königsweg und Modellprojekt
zur Vereinbarkeit von Windkraft und
Artenschutz gepriesen. „Durch das
Kollisionsmanagement (werden) die
Belange des Artenschutzes umfassend berücksichtigt und „neue Wege“
zur Vereinbarkeit von Artenschutz
und die Verwirklichung landespolitischer Klimasetzungen aufgezeigt“,
schwärmt der Projektträger in einer
Projektskizze. Mehr noch: Die Errichtung eines Windparks im Tabubereich
des Schreiadlers wird zum Beitrag
zum Artenschutz umgedeutet. „Der
Vorhabenträger leistet seinen Beitrag zur Verantwortung des Landes
für die Erhaltung der Population
von Schreiadler und Rotmilan und
gleichzeitig zur Verwirklichung der
landespolitischen Klimaziele, welche
sich im Umkehrschluss langfristig
auch nachhaltig auf den Erhalt der
Flora und Fauna auswirken soll.“
Tatsächlich scheint nicht nur die
Wirksamkeit und technische Realisierbarkeit des Vorhabens zweifelhaft und nicht erwiesen. Der Schreiadler als einer der seltensten Vögel
Deutschlands genießt auch den
größtmöglichen gesetzlichen Schutz.
Blickt in eine ungewisse Zukunft: ein junger Schreiadler in seinem Horst in Mecklenburg-Vorpommern.
Foto: C. Rohde. 7.7.2010.
24
Der Falke 63, 3/2016
Damit sind Experimente mit „Vogelradaren“, bei denen die Adler gleichsam als Versuchskaninchen herhalten, nicht vereinbar.
Zentrales Element der Risikominimierung ist nach gegenwärtigem
Konsens die Standortwahl für eine
Anlage. Diese Säule des Schreiadlerschutzes soll nach dem Willen der
Planer offenbar ausgehebelt werden.
Das Konzept hebt ausschließlich
auf das Risiko einer Kollision ab und
ignoriert völlig weitere, ebenso gravierende Gefahren im Zusammenhang
mit der Windenergie: Schreiadler sind
Charaktervögel der unzerschnittenen
und unverbauten Landschaften. Sie
siedeln möglichst fernab menschengemachter Strukturen wie Leitungen,
Straßen, Eisenbahnlinien oder auch
Windkraftanlagen. Die Errichtung
von Windrädern in den Aktionsräumen der Adler ist damit – jenseits des
Kollisionsrisikos – ein Problem an
sich. Auch gehen aufgrund des Meidungsverhaltens großflächig Nahrungsflächen verloren. Geringerer
Bruterfolg und Brutplatzaufgaben als
Folge von Windkraft-Ansiedlungen
sind dokumentiert (siehe Beitrag ab
S. 12). Gegen diese Gefahren durch
Windkraft kann auch das „Vogelradar“ nichts ausrichten – selbst, wenn
es funktionieren sollte.
Der Versuch, auch in Tabuzonen
Windstrom zu erzeugen, ist auch deshalb unakzeptabel, weil er in eine Zeit
fällt, da der massive Zubau die Netze
ohnehin stark belastet. Immer wieder
müssen die Netzbetreiber eingreifen
und die Stromzufuhr aus Windanlagen wegen Überlastung abregeln – zu
Kosten von mehreren Hundert Millionen Euro allein im vergangenen
Jahr. Vielerorts stehen auch in den
Schreiadlergebieten
Brandenburgs
und Mecklenburg-Vorpommerns bei
etwas stärkerem Wind die Anlagen
still. Dennoch will die Branche mit
aller Macht weitere Zubauten. Der
Ansturm auf die sensiblen Flächen
könnte sich sogar noch verstärken.
In der Branche macht sich nämlich
so etwas wie eine „Torschlusspanik“
breit. Denn die Bundesregierung
plant eine Umstellung des Fördersystems, das den Windstromern derzeit auf zwanzig Jahre Abnahmepreise garantiert, die deutlich über
den Marktpreisen liegen.
Thomas Krumenacker
Schreiadler-Hochburg Lettland:
„Intensivierung der Landwirtschaft
bringt Adler unter Druck“
Lettland beherbergt gemeinsam mit Weißrussland, Litauen und Polen eine der größten
bekannten Schreiadlerpopulationen. Der Biologe und Artenschutzexperte der Staatlichen
Wälder Lettlands, Ugis Bergmanis, ist einer der besten Kenner der Art, die er seit vielen
Jahren erforscht und schützt. Mit ihm sprach Thomas Krumenacker.
DER FALKE: Lettland zählt zu den Top-3-Ländern für
den Schreiadler. Der dortige Bestand spielt deshalb für
die gesamte Weltpopulation eine wichtige Rolle. Wie hat
sich die Population bei Ihnen in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt?
Ugis Bergmanis: Die hiesige Schreiadler-Population
dürfte bis in die Zeit zum Ende der 1990er und der ersten
Jahre nach der Jahrtausendwende ihre höchsten Bestände
gehabt haben, ich schätze landesweit rund 4500 Brutpaare.
Zwischen 2003 und 2011 verzeichneten wir eine moderate
Abnahme und in den vergangenen drei Jahren stabilisierte
sich der Bestand wieder auf dem etwas niedrigeren Niveau
und nimmt zum Teil auch wieder leicht zu. Ich schätze,
dass zurzeit 3700 bis 4000 Paare hier brüten.
Das sind beeindruckende Zahlen. Welche Siedlungsdichten erreicht der Schreiadler in seinen lettischen Hochburgen im Vergleich etwa zu 0,44 Paaren auf 100 km2
beispielsweise in seinem brandenburgischen Vorkommensgebiet?
Zu Spitzenzeiten gab es Regionen mit 30 bis 32 Paaren auf 100 km2. In Topgebieten meiner Probeflächen in
Ostlettland sind es derzeit gebietsweise immer noch 23
bis 25 Paare. In guten, aber nicht herausragenden Gebieten sind es 10 bis 18 Paare. Als schreiadlerarm gelten
hierzulande Regionen mit 2 bis 3 Paaren auf 100 km2. Die
Art ist flächendeckend in Lettland verbreitet, keine Adler
finden sich nur im direkten Einzugsgebiet der Hauptstadt
Riga und entlang eines schmalen Streifens der Kiefernwälder unmittelbar an der Ostsee. Aber auch dort brüten
die Adler bereits in einem bis drei Kilometern landeinwärts.
Den Übergang nach dem Beitritt Lettlands zur Europäischen Union im Mai 2004 scheint die Art damit einigermaßen unbeschadet überstanden zu haben.
Ja und nein. Der EU-Beitritt fällt in die Zeit des eben
beschriebenen Rückgangs, hat aber wohl eher hausgemachte Ursachen in der Forstwirtschaft. Es wäre falsch,
der EU die alleinige Schuld zu geben – obwohl die in Brüssel verfolgte Landwirtschaftspolitik naturunfreundlich ist,
um das Mindeste zu sagen. Der Rückgang in dieser Zeit
fiel in Lettland aber geringer aus als etwa in Litauen, wo
der Bestand nach der Jahrtausendwende um mehr als ein
Viertel einbrach.
Was sind denn gegenwärtig die größten Gefahren oder
Bedrohungen für die lettischen Schreiadler?
Eindeutig sind die Intensivierung der Forst- und der
Landwirtschaft die gefährlichsten Entwicklungen. Der
Umbau der Landwirtschaft in – für lettische Verhältnisse
– großflächigen Ackerbau, der damit verbundene Verlust
von Grünland und natürlich der auch hier immer weiter
voranschreitende Flächenverbrauch für Energiepflanzen
wie Mais und Raps sind ernsthafte Bedrohungen für die
Schreiadler.
Spielt Windkraft eine Rolle?
Zum Glück konzentrieren sich die Windkraftanlagen hierzulande auf einen schmalen Streifen entlang der Küste,
der ohnehin nicht von Schreiadlern bewohnt wird. Aber
ich sollte noch eine weitere Entwicklung nennen, die zwar
deutlich hinter den genannten Gefahren rangiert, aber
nicht zu vernachlässigen ist: nämlich den voranschreitenden Flächenverbrauch. Wie in anderen europäischen Ländern wachsen die Städte auch hierzulande immer weiter
in die Peripherie hinein. Auch in entlegeneren Landesteilen werden viele neue Straßen gebaut, Wege nahe Dörfern
werden ausgebaut und die Zahl der Hochspannungsleitungen nimmt zu.
Welchen Schutz genießt der Schreiadler in Lettland?
Rechtlich einen sehr guten! Wir haben ein Konzept durchsetzen können, das sogenannte Mikroschutzzonen um
Schreiadlerbrutplätze vorsieht. Diese müssen aber von
Experten initiiert werden.
Das bedeutet, dass um ein
Nest herum zwischen 5 und
30 ha als totales Schutzgebiet
gelten, in dem es das ganze
Jahr keine forstlichen Maßnahmen geben darf. Darum
gibt es eine Pufferzone, die
einschließlich der Kernzone
bis zu 100 ha umfassen kann.
Darin sind forstliche Aktivitäten vom 1. März bis zum
31. Juli verboten. Auch die
Ugis Bergmanis mit einem
Jagd und Wildfütterung sind jungen Schreiadler aus seiner
in Mikroschutzgebieten zur Pflegestation. Foto: T. Krumenacker.
Der Falke 63, 3/2016
25
Vogelschutz
mit rund 1000 angegeben. Das ist schon eine erheblich
größere Zahl als bislang genannt. Mir erscheint sie dennoch zu gering. Wie bewerten Sie das Potenzial in Ihrer
Nachbarregion?
Eine Zahl kann ich natürlich nicht nennen, aber 1000
Brutpaare erscheint auch mir angesichts des riesigen
potenziell geeigneten Gebietes zu gering. Ich selbst habe
Horste unmittelbar an der russischen Grenze und die westrussische Region, die an unser Land angrenzt, ist von ihrer
Struktur her sehr ähnlich der unsrigen. Dazu kommt, dass
die Art nun nachgewiesenermaßen bis weit östlich von
Moskau brütet. Auf der anderen Seite nimmt die Dichte
nach Norden und Osten hin ab. Estland etwa ist im Vergleich zu Lettland bereits viel borealer geprägt mit einer
entsprechend geringeren Dichte als hier. Gleiches gilt
wahrscheinlich auch für Russland mit gebietsweise nur
ein bis zwei Paaren auf 100 km2. Dennoch erscheint mir
die Zahl von 1000 Brutpaaren für Russland als deutlich zu
gering gegriffen. Weitere Forschungen unserer russischen
Kollegen werden sicher spannend.
Nach jeder Brutsaison machen sich Schreiadler auf den weiten
Weg in ihre Winterquartiere im südlichen Afrika. In vielen Ländern entlang der Route wird ihnen nachgestellt.
Foto: T. Krumenacker. Nordisrael, 5.10.2012.
Brutzeit verboten. Das Problem bei einer flächendeckend
verbreiteten Art ist aber natürlich, dass man nicht jeden
einzelnen Horst kennen kann. Im Gegenteil: Wir kennen
nur einen Bruchteil der Horste und können so nur einen
kleinen Teil entsprechend schützen. Ein kleiner Teil von
circa 7 % unserer Schreiadler brütet in Natura 2000-Gebieten. Das bietet einen gewissen, aber keinen hundertprozentigen Schutz.
Gibt es Lücken im Schreiadlerschutz?
Ich denke, der gesetzliche Schutz der Brutpopulation ist
ziemlich gut. Ein Problem ist aber, dass immer wieder
Schreiadler durch die unbeabsichtigte Fällung von Horstbäumen zu Schaden kommen. Die Forstwirtschaft ist einer
der bedeutendsten Wirtschaftszweige und sie ist außerhalb
von Natura 2000-Gebieten und Mikroschutzgebieten das
ganze Jahr über erlaubt. Damit sind bestimmte Brutverluste verbunden. Ältere Jungvögel können in Pflegestationen überleben und ausgewildert werden und auf diese
Weise für die Population erhalten werden. Daher habe ich
nahe meines Hauses die erste Pflege- und Auswilderungsstation eingerichtet und die ersten Vögel vor dem letzten
Herbstzug in die Freiheit entlassen.
Aber natürlich darf man den Schreiadlerschutz nicht
nur lokal oder regional sehen: Mit großer Sicherheit tragen die Verluste von Altvögeln auf dem Zugweg dazu bei,
dass einige optimale und über Jahrzehnte besetzte Reviere
von einer Saison auf die nächste verwaist sind. Abschuss,
Vergiftung, Leitungskollisionen, Verkehrsopfer – das
sind einige der Schlagworte. Hier bedarf es viel strikterer
internationaler Schutzbemühungen durch unsere Regierungen.
Über den Bestand des Schreiadlers in einigen wichtigen
Ländern seiner Verbreitung ist wenig bekannt, beispielsweise in Russland. Dort wird nun die Zahl der Brutpaare
26
Der Falke 63, 3/2016
Viele Menschen auch in Deutschland verfolgen die Bruten „Ihrer“ Schreiadler, die Sie per Webcam im Internet
übertragen. Eigentlicher Sinn der Videobeobachtung
ist aber die Erforschung der Nahrungsgewohnheiten.
Die ausführliche Analyse werden Sie noch publizieren.
Können Sie uns schon ein paar spannende Details vom
Speisezettel des Schreiadlers verraten?
Ich habe fast 3000 einzelne Nahrungsobjekte aus zwei von
2008 bis 2013 mit Webcams überwachten Horsten präzise
bestimmen können. Die überragende Bedeutung kommt
den drei Arten bzw. Artengruppen der Feldmäuse, Frösche
und Maulwürfe zu. Die ersten beiden bilden mit fast 90 %
den Löwenanteil an Beutetieren. Doch auch den Maulwürfen kommt wegen ihrer größeren Biomasse eine herausragende Bedeutung zu, auch wenn ihr Anteil an den
Beutetieren nur rund 10 % ausmacht. Ein Maulwurf bietet
so viel Nahrung wie fünf Frösche.
Was verrät der Speisezettel noch – beispielsweise über
die Bedeutung des Brut- und Nahrungshabitats für den
Bruterfolg?
Viel. Vögel zum Beispiel machen zwar nur ein Prozent der
Nahrung aus, aber es sind die Charakterarten des Schreiadlerlebensraums, die erbeutet werden: Wachtelkönig, Feldlerche und Wiesenpieper. Noch deutlicher wird die Bedeutung von nestnahen Feuchtgebieten für den Bruterfolg
durch die Nahrungsanalyse belegt: Schon kurz nach dem
Schlupf tragen auch die Adlerweibchen zum Nahrungserwerb bei, immerhin zu einem Drittel. Das ist für sich
schon eine wichtige Erkenntnis, denn ihr Beitrag wurde
bislang als nicht so existenziell bedeutend erachtet. Aber
noch spannender wird es, wenn wir sehen, dass die Weibchen fast ausschließlich Frösche zum Nest bringen. Das
liegt daran, dass Frösche viel einfacher und somit schneller zu fangen sind als etwa Mäuse. Denn das Weibchen
schützt den Jungvogel und entfernt sich als gute Mutter
nie lange vom Nest. Und wegen dieser engen Bindung an
den Jungvogel und damit die unmittelbare Horstnähe liegt
die Bedeutung von Feuchtgebieten in direkter Nestumgebung für den Bruterfolg auf der Hand.
Russischer Experte zum Schreiadler:
„Maximal 2000 Paare Schreiadler
in Russland“
Russland ist potenziell eines der wichtigsten Länder für den Schreiadler. Aber aus dem riesigen Land liegen nur punktuelle Erkenntnisse zur Verbreitung vor. Alexander Mischenko ist
Forscher am Moskauer Severtsov-Institut für Ökologie und Evolution der Russischen Akademie der Wissenschaften und einer der wenigen Experten, die sich mit der Art befassen.
Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Forschung an Offenlandarten und die Erarbeitung von
Schutzkonzepten für die zentralen und nordwestlichen Teile des europäischen Russlands.
Über den gegenwärtigen Kenntnisstand zur russischen Population des Schreiadlers sprach
Thomas Krumenacker mit Alexander Mischenko.
DER FALKE: Das Wissen über die östliche Verbreitung
des Schreiadlers ist in den vergangenen Jahren dank
der Arbeit von Ihnen und Ihren Kollegen gewachsen.
Früher galt es als Gewissheit, dass der Schreiadler etwa
auf der Höhe Moskaus seine östliche Verbreitungsgrenze
hat. Das ist überholt. Wo würden Sie gegenwärtig die
östliche Verbreitungsgrenze der Art ziehen?
Alexander Mischenko: Wir haben nicht genügend Daten,
um dies mit Sicherheit zu sagen. In den Jahren zwischen
2000 und 2012 wurden Schreiadler in den relativ östlichen Bezirken Nischni Nowgorod, Saratow und Wolgograd nachgewiesen. Hinweise auf Brutvorkommen haben
wir aber nicht gefunden, wahrscheinlich handelte es
sich um Irrgäste. Nach meiner Einschätzung könnte das
Wolga-Tal die östlichste Linie der gegenwärtigen Verbreitung darstellen.
Seit einigen Jahren wird sowohl in Russland wie auch
beispielsweise in der Ukraine eine weitere Ostausweitung des Schreiadlers beobachtet. Was wissen Sie bislang über dieses Phänomen?
Die ersten Hinweise auf eine Neukolonisierung von Gebieten stammen von Mitte bis Ende der 1990er Jahre. Sie
betrafen die Region Moskau und einige weitere Bezirke
Alexander Mischenko versucht seit vielen Jahren, den tatsächlichen
Brutbestand des Schreiadlers in Russland zu ermitteln.
Foto: privat.
nördlich, südlich und auch östlich davon. Eine wirkliche
Erklärung dafür habe ich nicht. Wahrscheinlich spielt die
Abnahme des Schelladlers und sogar das Verschwinden
des (nahe verwandten, aber größeren) Schelladlers aus
einigen Gebieten eine Rolle dabei. Systematische Daten
zur Ostausweitung des Schreiadlers haben wir nicht. Wir
können somit auch nicht sagen, ob der Trend anhält oder
gestoppt ist.
Schon zu Beginn der 2000er Jahre war ein Brutvorkommen rund 80 km südöstlich der Bezirkshauptstadt Iwanowo – rund 300 km östlich Moskaus – gefunden und
als östlichster je nachgewiesener Brutplatz beschrieben
worden. Gilt dies immer noch?
Ja, das stimmt nach gegenwärtigem Wissen. Aber es kann
wahrscheinlich daraus nicht geschlossen werden, dass von
hier eine gerade Linie nach Süden bis zum Nordkaukasus verläuft und es eine flächendeckende Besiedlung der
westlich dieser Linie gelegenen Regionen gibt. Das Brutvorkommen im Nordkaukasus ist isoliert von dem in der
Mitte des europäischen Russlands, denn die Schreiadler
besiedeln die zwischen beiden Populationen liegende
Steppenzone nicht.
Aus einigen Gebieten, beispielsweise Ostpolen, wissen wir, dass durch die zunehmende Entwässerung
von flussbegleitenden Überschwemmungsflächen der
Lebensraum zulasten des Schell- und zugunsten des
Schreiadlers verändert und so quasi die Tür für den
Schreiadler in die ökologische Nische des Schelladlers
geöffnet wird. Gibt es den Trend zu großflächiger Trockenlegung auch in Russland und könnte dies Teil einer
Erklärung für die Ostausweitung des Schreiadlers sein?
Die intensive Phase der Entwässerungen hat in Russland bereits in den 1960er bis 1980er Jahren stattgefunden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde
in diese Richtung kaum noch etwas unternommen. Dies
allein kann also kaum eine Ursache für die Ostausweitung
des Schreiadlers sein.
Der Falke 63, 3/2016
27
Vogelschutz
Haben Sie eine Hypothese, die das Phänomen erklären
könnte?
Meine Hypothese ist, dass die tiefgreifende Krise der russischen Landwirtschaft, die am Ende der 1980er Jahre
begann und immer noch anhält, hier eine Rolle spielt.
Riesige Ackerflächen wurden aus der Nutzung genommen
oder weitaus weniger intensiv genutzt. Der Pestizideinsatz
ist stark zurückgegangen, Heuwiesen und Weiden werden
nicht mehr umgebrochen. Damit dürfte sich das Nahrungsangebot für den Schreiadler vielerorts deutlich verbessert
haben. Ein weiterer Grund kann auch das seit einigen Jahren wärmere und trockenere Klima sein, das die Bedingungen für den Schelladler wiederum verschlechtert hat.
Haben Sie eine Schätzung dazu, wie groß die für den
Schreiadler heute geeignete Fläche in Russland ist?
2001 schätzten Sie diese auf 400 000 km2. Wenn man
die Fläche der seitdem bekanntgewordenen neu besiedelten Bezirke hinzunimmt, kommt man auf eine Fläche
von 750 000 km2.
Ja, das klingt realistisch.
Unmittelbar westlich an Russland angrenzend finden sich in den baltischen Staaten sehr hohe Dichten
des Schreiadlers. In lettischen Gebieten sehr nahe der
Grenze wurden 20 Brutpaare auf 100 km2 ermittelt. Die
Struktur in Teilen Westrusslands ähnelt sehr derjenigen
in diesen lettischen Regionen. Halten Sie ähnliche Siedlungsdichten dort für denkbar?
Wir haben nur sehr wenige Erkenntnisse zu Siedlungsdichten. Aber ich denke, die Dichten in einigen Teilen der
westlichen Regionen Russlands wie Kaliningrad, Pskow,
Nowgorod und Briansk können hoch und durchaus den
lettischen vergleichbar sein. Leider haben wir aber keine
eigenen Forscher, die sich darum kümmern.
Ihre neueste Populationsschätzung für den Schreiadler
in Russland lautet auf circa 1000 Brutpaare, nachdem
lange nur rund 400 Brutpaare angenommen wurden.
Auch die neue Zahl erscheint gering angesichts der großen Fläche und der hohen Dichte in den Nachbarländern
mit ähnlicher Struktur.
In der bislang letzten Schätzung gehen wir von 1000 bis
1300 Paaren inklusive der Kaukasus-Population aus. Diese
Schätzung geht auf Daten aus dem Birdlife-Projekt zur
Europäischen Roten Liste von 2012 und 2013 zurück. Diese
Zahlen können durchaus eine Unterschätzung sein, denn
es handelt sich um Expertenschätzungen auf der Basis
von Interpolationen einiger Probeflächen-Zählungen.
Aber insgesamt glaube ich nicht, dass diese Annahme eine
gewaltige Unterschätzung darstellt. Wahrscheinlich haben
wir keinesfalls mehr als 2000 Brutpaare. Denn die Dichten
sind – mit Ausnahme der genannten Grenzregionen – viel
geringer als in den baltischen Staaten.
Was sind die größten Bedrohungen für den Schreiadler
in Russland?
Das größte Problem ist die völlige Aufgabe der Landwirtschaft und das damit verbundene Zuwachsen geeigneter
Nahrungsflächen über große Gebiete hinweg. Der zweite
große Negativfaktor ist das großflächige Abholzen von
Wäldern.
Gefährlicher Zug in den Süden
Als Langstreckenzieher sind Schreiadler auch auf dem Zug
vielen Gefahren ausgesetzt. Windenergie spielt dabei zunehmend eine Rolle. Entlang des östlichen Zugweges nach
Afrika – den fast alle Schreiadler nehmen – sind viele große
Windkraftprojekte im Bau, etwa in der Türkei und in Ägypten. Am Golf von Suez, einer der wichtigsten Engstellen
des Vogelzugs, reihen sich im Zafarana-Windpark schon
jetzt Windräder aneinander, so weit das Auge reicht.
Gravierender sind derzeit aber Gefahren für Zugvögel
durch menschliche Nachstellung, vor allem im Nahen
Osten: Hier fallen ungezählte Adler der Schießwut zum
Opfer. Genaue Daten gibt es nicht, aber Indizien zeichnen ein düsteres Bild. So werden in jedem Jahr Hunderte
Greifvögel, Störche und Pelikane im israelischen Wildtierhospital in Tel Aviv behandelt. Die meisten werden
nahe der Grenzen zu Syrien, dem Libanon oder Jordanien aufgefunden. „30 Prozent der Greifvögel weisen
Schusswunden auf, oft durch verschiedene Kaliber, also
durch Mehrfachbeschuss“, sagt der Ornithologe der Israelischen Nationalparkbehörde, Ohad Hatzofe. Schreiadler
sind wegen ihres geballten Zugs durch die Region besonders stark betroffen. Seit 2006 wurden 245 Schreiadler
behandelt – eine angesichts der geringen Entdeckungswahrscheinlichkeit erschreckende Zahl.
Das Komitee gegen den Vogelmord kämpft seit Langem gegen die illegale Vogeljagd im Nahen Osten. 2013
28
Der Falke 63, 3/2016
wertete es gemeinsam mit dem libanesichen Lebanon
Eco Movement Einträge auf Facebook aus, in denen sich
Jäger mit ihrer Beute brüsteten. Auf 700 Trophäenfotos
wurden 11 200 Vögel bestimmt, darunter 318 Greifvögel,
und unter diesen sieben Schreiadler. Kurz nach Veröffentlichung der Auswertung wurde ein Foto bekannt,
das gleich fünf oder sechs geschossene Schreiadler zusammen an einen Mast gebunden zeigt. „Die in unserer
Auswertung entdeckten Adler sind mit Sicherheit nur ein
sehr geringer Teil der pro Saison tatsächlich geschossenen Tiere“, sagt Axel Hirschfeld vom Komitee. „Die
meisten libanesischen Jäger werden die Vögel nicht fotografieren oder die Fotos nicht ins Internet stellen“, ist
er sicher. Und nur ein Bruchteil von ihnen dürfte überhaupt ein Facebook-Profil haben, der für die Vogelschützer einzige Anhaltspunkt zur Spurensuche. „Wir gehen
deshalb davon aus, dass die Dunkelziffer enorm hoch
ist und die Anzahl der pro Jahr im Libanon geschossenen Schreiadler mindestens im niedrigen dreistelligen
Bereich, wahrscheinlich aber deutlich höher liegt“, sagt
Hirschfeld im Gespräch mit DER FALKE. Welche Folgen
dies haben kann, zeigt sich immer wieder im Brutgebiet:
Selbst optimale Habitate verwaisen von einem Jahr auf
das andere – ein Hinweis darauf, dass die Reviervögel
die gefährliche Reise in den Süden nicht überlebt haben.
Thomas Krumenacker
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