Leibniz-Laudationes 2016 Benjamin List Organische Molekülchemie Es gibt Menschen, bei denen zeichnet sich schon in frühen Jahren ab, dass die Forschung ihre Bestimmung ist. Zu diesen Menschen gehört auch Benjamin List. Schon im Alter von 12 Jahren entschied er für sich, dass er Chemiker werden wolle, weil ihn nach eigener Auskunft damals die Frage zu interessieren begann, woraus Materie aufgebaut sei. Seitdem hat er sich zu einem der einflussreichsten Forscher seines Fachgebietes entwickelt, der nach der Promotion in Frankfurt und einer daran anschließenden Postdoktorandenzeit am Scripps Research Institute seit 2003 am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr forscht. Im Mittelpunkt seiner Arbeiten – das hat man eben schon gesehen – steht die Organokatalyse, ein Forschungsfeld, das er selbst mit begründet hat: Wie lassen sich organische Moleküle als Katalysatoren in der Herstellung von Chemieprodukten einsetzen? Solche Moleküle sind im Vergleich zu herkömmlichen Katalysatoren meist weniger toxisch und leicht wiederzugewinnen. In ihnen liegt daher auch ein immenses Potenzial für die Entwicklung Ressourcen-effizienter und nachhaltiger Katalyseverfahren, schließlich werden fast 80% aller Chemie-Erzeugnisse mithilfe von Katalysatoren hergestellt. Mit seinen Arbeiten hat Herr List ganz wesentlich dazu beigetragen, die Wirkmechanismen und Prinzipien der Organokatalyse aufzuklären. Wegweisend war dabei vor allem seine im Jahr 2000 gemachte Entdeckung der Prolin-katalysierten intermolekularen Aldol-Reaktion. Eine hochinnovative Arbeit, die das Forschungsfeld der Organokatalyse überhaupt erst geöffnet hat und seither nicht nur in der Katalyseforschung weltweit einen nachhaltigen Einfluss gehabt hat, sondern auch zu einer vielfältigen Reihe von Anwendungen geführt hat, beispielsweise in der Herstellung von Medikamenten zur Behandlung von HIV-Infektionen. In jüngerer Zeit hat Herr List zudem Pionierarbeit bei der Erforschung der Textilorganischen Katalyse geleistet – ein Forschungsfeld, das bislang kaum beachtet wurde, aber vielfältige Anwendungsmöglichkeiten eröffnet, bis hin zur Aufbereitung von Wasser. DFG Seite 2 von 2 Meine Damen und Herren: Mit Benjamin List haben wir hier in Deutschland einen Chemiker und Katalyseforscher, der weltweit zu den einflussreichsten Vertretern seines Fachs gehört und in den letzten 16 Jahren eine beachtenswerte Wirkung auf die Forschungslandschaft gehabt hat. Und damit hat er übrigens auch vollkommen die Erwartung der vorhin schon erwähnten Ausstellung über die „100 Köpfe der Zukunft“ erfüllt – denn neben Herrn Bradke wurde damals auch Herr List als große Zukunftshoffnung der Forschung vorgestellt. Lieber Herr List, in der Hoffnung, dass die Zukunft sich immer weiter öffnen möge und in Anerkennung Ihrer bisherigen Leistungen darf ich Ihnen nun den Leibniz-Preis überreichen, zu dem ich Sie ganz herzlich beglückwünsche! DFG
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