weiterlesen - Gewerbliche Schule Ehingen

» Prüfungsleiter Tobias
Michalak mit Schützlingen:
Der Bundesleistungswettbe­
werb will Talente zeigen und
fördern.
Die Teilnehmer
Parkettleger
- Johann Egger
(Ausbildungsbetrieb: Egger,
Wohnort: Gaißach)
- Philipp Meinl
(Bembe, Schkeuditz)
- Moritz Schöfer
(Rohr, Neustadt)
- Oliver Strube
(Michalak, Recklinghausen)
- Jan-Niklas Rücklies
(Freidhof, Berlin)
- Piotr Cyga (Esper, Wiesbaden)
- Matthis Tscherner (Abker, Beim)
Bodenleger
- Pascal Galle (Lenzen und
Reugels, Mönchengladbach)
- Denis Lippert
(Hammer, Hamburg)
- Gusein Nurutdinov
(Flieger, Bremen)
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Heft 1 /2016
Leistungswettbewerb Parkett- und Bodenleger
10 Landessieger
geben ihr Bestes
Sie sind bereits Sieger, als sie in Ehingen ankommen. Beim
Bundesleistungswettbewerb in der dortigen Berufsschule treten die zehn
landesbesten Parkett- und Bodenleger 2015 um die Deutsche Meisterschaft an.
Vor viel Publikum, mit ungewohnter Technik und wenig Zeit für zwei Werkstücke.
D
ie erste Hürde des Bundesleistungs­
wettbewerbs vom Zentralverband
Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF)
ist der Austragungsort. Zwei Bodenleger sagen
ab. 930 Kilometer Anreise sind zu viel. Die Stim­
mung unter den verbleibenden sieben Parkett­
legern und drei Bodenlegern ist gut. Jeder hat
mit seiner Gesellenprüfung eine Begabtenförde­
rung von der Handwerkskammer bereits in der
Tasche, je nach Bundesland zwischen 3.000 und
6.000 EUR.
Donnerstagabend:
Die Aufgaben werden verteilt
Kaum angekommen, geht die Arbeit schon los.
Spanplatten mit Rand einfassen und grundie­
ren. Abends wird es spannend, die Prüfungs­
aufgaben werden verteilt: Statt Kreis sind in
diesem Jahr von den Bodenlegern zwei Winkel
als Intarsie im Zentrum einzupassen, eine Ecke
ist abgeschrägt.,,Gut machbar'; sagt Pascal Gal­
le aus Nordrhein-Westfalen.
Die Parkettleger sollen Stabparkett mit Würfel
im Fries und Flechtmuster verlegen. Die An­
ordnung der Friesstäbe orientiert sich an der
Lage der Würfel in der Musterfläche, lautet die
Anweisung.
Gemeinsam stellen sie für den nächsten MorFussboden Fuxx
TALENTE
» Philipp
Meinl:
Erste
Berührung
mit Tro­
ckenkleber.
» Volle Konzentration bei Parkettleger
» Aufgabe für Bodenleger:
gen einen Arbeitsplan zur Umsetzung der Parkettplatte
auf. Um halb elf wird es Zeit, das Licht zu löschen.
hinter der roten Absperrung interessiert zu. Daneben die
Parkettleger vom dritten Lehrjahr. Sie schnuppern schon
mal Prüfungsluft.
Oliver Strube.
Zwei W inkel als In­
tarsie im Zentrum, eine Ecke ist abgeschrägt.
Freitag, 8 Uhr: Gleich geht's los
Am nächsten Morgen: Die Teilnehmer kommen in einheit­
licher Arbeitskleidung zum Wettbewerb - ein Geschenk
der Hauptsponsoren Uzin und Pallmann. Jeder Teilneh­
mer hat seine Strategie im Kopf. Ob der Parkettleger erst
den Fries legt und dann das Muster nach innen weiterlegt
oder erst mit dem Muster beginnt und sich nach außen
arbeitet, ist Prüfungsleiter Tobias Michalak egal. ,,Das Er­
gebnis zählt", betont er. Zeitvorgabe: 240 Minuten.
10 Uhr: Unterschiede werden sichtbar
Über die Absperrung hinweg blicken die Lehrlingswarte
auf ihre ehemaligen Schützlinge. Erich Ohmer, zustän­
dig für Saarland und Rheinland-Pfalz, setzt viel Hoff­
nung in Moritz Schöfer. Er arbeitet schnell und sauber.
Nebenan sein Schulkollege Philipp Meinl, der ebenfalls
mit dem Muster fertig ist und sogar schon einen Teil
vom Fries hat.
Eine halbe Stunde später schallt bereits Energie durch die
Luft, als sich die Sägen mit hohem Ton drehen. Präzise
liegt das Holz am Anschlag. Kontrolle - und Schnitt. Geh­
rungsschnitte sind Übungssache. Gut, wer in der Schule
eine Werkstatt hatte. Die ersten Zuschauer kommen. Eine
Schreinerklasse im zweiten Lehrjahr schaut den Profis
Anders arbeitet Olive Strube aus NRW. Er hat mit dem
Fries begonnen und bereitet gerade das Muster vor. Mar­
tin Weil, Lehrlingswart aus Hessen, hat dahinter Piotr Cyga
genau im Auge. Ruhig und strukturiert zeigt sich der hes­
sische Landessieger. Neben ihm liegt bereits ein Stapel
vorbereiteter Parkettstäbe. Auf der Platte liegt noch
» Matthis
Tscherner
trat für
Nieder­
sachsen
an.
»
» Weiteste
» Prüfungsteam:
Christoph Skaletzka, Marie Albert, Rene Caran, Bruno Frommer, Benjamin Weber
und Tobias Michalak.
Fussboden Fuxx
Anreise:
Denis
Lippert
und Gusein
Nurutinov.
Heft 1 / 2016
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TALENTE
Johann Egger (23).
Sieger bei den Parkettlegern
„Ab Januar
auf Meisterkurs"
» Zweite Aufgabe für Parkettleger ist das Verlegen eines elasti­
schen Bodenbelags.
nichts. Doch sein Coach weiß, ,,bei
der Gesellenprüfung lag er auch lan­
ge zurück und zog erst zum Schluss
an".
» Johann Egger lernte im elter­
lichen Betrieb im oberbayerischen
Gaißach. Sein Vater ist Maurer-,
Estrich- und Parkettlegermeister
- genug Ansporn für ihn.
FussbodenFuxx: Wie fandest du die Aufgaben?
Johann Egger: Technisch nicht zu anspruchsvoll,
doch die Zeit war knapp. Der Fries wollte nicht da
hin, wo ich wollte, das ärgerte mich. Lino war gut.
Oliver Strube hat ein dreieckiges
Holzklötzchen am Anschlag seiner
Kreissäge mit einer Flügelmutter be­
festigt. Damit stellt er Längen und
Winkel schnell und präzise ein. An­
dere befestigen ihren zusätzlichen
Anschlag mit der Zwinge. Philipp
Meinl, der bei Bembe lernte, hat sich
eine Parkettdiele mit Schleifpapier
beklebt. Damit schleift er die Federn
an, so rutschten sie leichter in die Nut.
Parallel: Rahmenprogramm
mit Vorträgen
Nebenan spannt Bundesinnungs­
meister Peter Fendt, einst selbst
Bundesssieger, den Bogen zu einem
aktuellen Brennpunktthema. ,,Eine
Chance gegen Nachwuchsmangel im
Handwerk kann die Integration von
Asylsuchenden sein'; meint er. Wie es
praktisch funktioniert, beweist Mo­
dou-Lamin Njai, ein junger Mann aus
Gambia, der jetzt in Ehingen zur Be­
rufsschule geht. Der 31-jährige Tisch­
ler hat im September seine Lehre bei
Ökoparkett in Ammerbuch begon­
nen und sieht sich jetzt mit seinem
Fuxx: Welche Zukunftspläne hast du?
Egger: Im Januar werde ich den Meister in Ehingen
machen, Teil III und IV habe ich schon. Danach
vielleicht noch den Estrichlegermeister.
Fuxx: Heinz Brehm hat dich zur
Europameisterschaft der Parkettleger nach
Bozen eingeladen. Übst du noch vorher?
Egger: Wohl kaum, denn wegen der Meisterprü­
fung ist der Termin für mich sowieso schwierig.
Fuxx: Was ist dein Ausgleich?
Egger: Mountainbiken, Skifahren und Bergsteigen.
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Heft 1 / 2016
» Volles Haus in der Berufsschule.
Fussboden Fuxx
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TALENTE
Pascal Galle (25),
Sieger bei den Bodenlegern
,,Keine Zeit zu verschenken"
./
» Die Werkstatträume bieten viel Platz zum Arbeiten.
Ausbilder Armin Schäfer und dessen
Frau beim Wettbewerb um.
11.30 Uhr: Schwierigkeiten
trennen das Feld
Zu straff? Man sieht einige aufgeregt
beim Klopfen und Wiederherauszie­
hen der Federn in den Nut-Nut-Stä­
ben. Auch der schnell abbindende
Kleber ist anscheinend für einige Teil­
nehmer ein Problem. Kleberreste auf
dem Holz und eine unfertige Platte
deuten darauf hin. Ein Trockenkleb­
stoff vom Hauptsponsor für den elas­
tischen Belag ist für manche eben­
falls Neuland.
Die drei Bodenleger im Nebenraum
verschweißen gerade ihre Bahnen.
Statt PVC wird in diesem Jahr Lino­
leum verwendet. Auch bei den Par­
kettlegern gibt es eine Änderung.
Sie schleifen mit einem modernen
Randschleifer statt der historischen
Ziehklinge.
13 Uhr: Start frei für Teil 2
Die Bodenleger sortieren sich nach
der Mittagspause die Dielen aus der
Packung mit Fertigparkett - und le­
gen los. Die Parkettleger arbeiten ne­
benan elastisch. Immer wieder kom­
men Zuschauer vorbei. Der Vater von
Oliver Strube strahlt übers Gesicht:
Sein Sohn liefert eine klasse Leistung.
Fussboden Fuxx
Die zwei Stunden sind um. Der Zeit­
druck war für viele die größte He­
rausforderung. Das Niveau für die
Beurteilung entspricht dem der Ge­
sellenprüfung. Doch die Leistung ist
in 4 statt in 16 Stunden zu bringen.
Zudem sind die Aufgaben vorher
nicht bekannt.
15 Uhr: Banges Warten
Wir lauschen bei den Parkettlegern:
,,Ich hatte noch nie mit Trockenkle­
ber gearbeitet, deshalb hatte ich da
Schwierigkeiten''. sagt Philipp Meinl.
locker nimmt es Matthis Tscherner,
nachdem er seine Platte mit den An­
schlägen nicht einsetzen kann. ,,Die
Gesellenprüfung habe ich, das ist
entscheidend:'
,,Am Anfang ging es mit der Aufre­
gung, doch als Fehler passierten,
verlor ich zu viel Zeit'; bedauert Jan­
Niklas Rücklies aus Berlin. Auch Oli­
ver Strube war nervös. ,,Aber unter
Zeitdruck denkt man nicht darüber
nach:' Der Hesse ist recht still. Er
hatte Probleme mit den Federn und
dem Klebstoff, das ärgert ihn. Auch
Johann Egger ist nicht ganz zufrie­
den,,,der Fries wollte nicht da hin, wo
ich wollte."
Was sagen die Bodenleger? ,,Zwei­
schichtparkett habe ich noch nie
»
» Pascal Galle lernte bei Reugels und Len­
zen, das in großen Objekten im Rhein­
land arbeitet.
FussbodenFuxx: Viel Zeit war nicht, oder?
Pascal Galle: Sie war knapp bemessen, man hat­
te nichts zu verschenken. Parkett mache ich in der
Praxis nicht, dafür haben wir einen Parkettleger im
Betrieb.
Fuxx: Was folgt nach dem Gewinn in Ehingen?
Galle: Da gibt es noch nichts Konkretes. Erst mal
weiter Erfahrung im Beruf sammeln.
Fuxx: Dein Gesellenstück ist außergewöhnlich.
Wie kamst du auf den Entwurf?
Galle: Ich wollte etwas machen, das heraussticht.
Etwas Diagonales oder so. Die Meisterplatten der
Parkettleger im Schulflur gefielen mir und brachten
mich auf die Idee für dieses Design.
Fuxx: Viele klagen im Job über Rückenschmer­
zen. Weißt du, was dagegen helfen kann?
Galle: Das Fitnessstudio ist ein gutes Training für
den Beruf. Zu Beginn der Lehre hatte ich auch Pro­
bleme mit dem Rücken, jetzt ist alles gut.
Heft 1 / 2016
13
TALENTE
so verlegt'; gesteht Denis Lippert aus Hamburg. Gusein Nu·
rutdinov findet den Anspruch bei Linoleum mit Fries und In­
tarsie hoch. Pascal Galle meint dagegen: Die Aufgaben wa­
ren dem Wettbewerb angemessen.•Ich verlege im Betrieb
viel elastische Beläge, Parkett macht unser Parkett-leger."
16 Uhr: Das Ergebnis steht fest
Die neuen Trophäen stehen in Reih und Glied: Das H aus
Parkettstäben steht für Handwerk, dem die jungen Parkett·
» Jan-Niklas
Rücklies
hat die
Teilnah­
me nicht
bereut.
» Alles richtig gemacht? Die Prüfer schauen
» Bestes Gesellenstück Parkett:
und Bodenleger treu bleiben sollen, erklärt Tobias Micha­
lak bei der feierlichen Übergabe. Jeder Teilnehmer erhält
ein H, schließlich sind sie alle Sieger, betont er und lobt das
Leistungsniveau. Sieger bei den Parkettlegern wird Johann
Egger aus Bayern, gefolgt von Philipp Meinl aus Baden­
Württemberg und Moritz Schöfer aus Rheinland-Pfalz.
Auch bei den Bodenlegern können wieder alle Treppchen
besetzt werden. Gold erreicht Pascal Galle aus Nordrhein­
Westfalen, Silber geht an Denis Lippert aus Hamburg und
Bronze sichert sich Gusein Nurutdinov aus Bremen.
Im Designwettbewerb für das gelungenste Gesellen­
stück können sich Parkettleger Oliver Strube und Bo­
denleger Pascal Galle durchsetzen. Dafür gibt's eine
Randschleifmaschine bzw. einen Estrichfugenschnei­
der.
Der europäische Leistungswettbewerb der Parkettleger
findet am 10. März 2016 in Bozen/ltalien statt. Der nächste
Bundeswettbewerb der Parkett· und Bodenleger folgt im
X
November in Gelsenkirchen.
» Licht an für den Oberflächenschliff.
» Vom Asylsuchenden zum Parkettleger:
genau hin.
» Struktu­
riert zeigt
sich der
hessische
Landessie­
ger Piotr
Cyga.
Oliver Strube
gewinnt den Designwettbewerb.
» Heimvorteil
für Moritz
Schäfer:
Er lernte in
Ehingen.
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Heft 1 /2016
Mo­
dou-Lamin Njai mit Berufsschullehrer Ernst
Müller und Ausbilder Armin Schäfer.
Fussboden Fuxx