Mutterlandbriefe Ausgabe 5

5
:
Fruhling
1
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Inhaltsverzeichnis
Begrüßung durch Edith, Erika und Eva + Unsere Redaktionsarbeit….....................4-5
Zuschriften und Glückwünsche…………………….………………………….…………………….….. 6-7
Spendenaufruf, Download und Druckservice……..………..…………………………..……………8
Frauenherrschaft? Das ist Unfug! –
Ein Interview mit Heide Göttner-Abendroth……………….……………………………………9-13
Interview in der Frankfurter Rundschau –
Auf einen Kaffee mit Uschi Madeisky……………..….……….……..…...……………………. 14-20
Mathilde - Was bringt Sie zum Lachen?..............................................................................21
Aufruf Frauenportraits…………………………………………………………………………………………. 21
10 Jahre MatriaVal-Verein – große Feier in Bad Oldeslohe…………………………..22-23
Ritual des Rates der Großmütter - „Wir hüten die Weisheit!“…………………..………. 24
Mythologie-Wochenende - „Drachin, Schlange, Frauenkraft“………………………..…..25
„Der rote Faden“ – Familienaufstellung in der Matri-Linie……….……….…………. 26-27
Das Mädesüß……….……….………………………….....................................................................28-30
„Isch, die Löwenzahnwurzel bin eine hervorragende Verbündete“…………..…..31-32
Mit dem Farn fliegen – Pflanzen-Begegnungen…………………..………………………. 33-37
Brutblätter - Eine parthenogenetische Mutterpflanze..…………...…..………………..38-40
Gemüse aus dem Sack – Ein Garten auf kleinstem Raum………………….…………41-42
Buchvorstellung: Hexenwerk………………..……………………………………………………………… 42
Wilde Delikatessen – Vom Arme-Leute-Essen zum Gaumenschmaus………….43-46
Sommerlinde – Tilia Platyphyllos……….……….………………………………………………………. 47
Baum-Smoothie mit Lindenblättern………………….……..…………………………………………. 48
Der Grüne Mann – Das unbezähmbare Leben.………………………….…………………. 48-49
Der Grüne Mann – Gedicht………………………….………………..……………………………………. 50
Ruthenisches Salzkraut - Rollende Büsche…………………………………………………………. 51
Wie ich das Wesen des Schlehdorns kennen lernte…………………………………….. 52-53
2
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Inhaltsverzeichnis
Eine Bitte um Berichtigung zur letzten Ausgabe………………….………………………… 54-55
„Der Anbeter“ oder „Das Angebetete“……………………………….….…….………………………..56
Post aus Cornwall – KaraMa schreibt…………………………………….………..…………..……….. 57
Matri-Zirkel in München
Genähtes Labyrinth im Stuttgarter Matri-Zirkel…………………………………………………… 58
Das Matria-Zentrum Ostfriesland entsteht!...........................................................................59
Kunst im Ahninnenwald…………………….........………………………………………………………. 60-61
Tanz Kultur Natur – FrauenReise nach Rumänien…………………………………………………62
Humor ist, wenn frau trotzdem lacht……………………………………………………………………..62
Sie kam, sie sah, sie klebte – Portrait einer Straßenkünstlerin……..………………….63-65
Bierdeckel-Kampagne – Mach mit!………………….….…..……………………………………………. 66
Herrenlose Damenunterwäsche gesichtet………………………………………………………. 67-68
Nacktprotest im Kölner Dom……………………………………………………….………………….. 69-70
Kreative Pause!..................................................................................................................................70
Humor weiblich……………….……………………………..………………………………………………….71-72
Vogelgöttin + Leberblümchen - Himmelskonfetti……………………………….………………. 73
Verleihung einer MatriAna……………………………………………………….……………………………..74
Geburtstagswünsche für KaraMA und Maria Mies………………………….……………….75-79
Wichtiges Buch: Die Stärken der Mütter………….........…………..…………………………………79
Ein weiterer Protestbrief………………………………………………….…………………………..………….80
Buchbesprechung: AVE DEA –
13 Göttinnen der griechisch-römischen Myhologie neu begegnen.….……..………… 81
Rekonstruierte Wandmalereien der Jungsteinzeit aus dem Bodensee……………..… 82
Themen beim nächsten Mal + Impressum……..……………………….…………………………… 83
Ich habe mich verloren
und gehe mich jetzt suchen...
Sollte ich zurück sein,
bevor ich wieder da bin,
sagt mir bitte Bescheid,
dass ich hier
auf mich warten soll...
3
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
Begrussung durch Edith, Erika
und Eva
Liebe Frauen!
Es geht eine helle Flöte, der Frühling ist über dem Land…
…und mit ihm sprießen die Beiträge über Kräuter und Pflanzen, über
den Grünen Mann und großartige Frauen, über matriarchale Projekte
und Werke. Doch nicht nur schöne WortBeiträge wachsen den MutterlandBriefen zu: auch GönnerinnenBeiträge, wie die lieben Schweizerinnen ihre Spenden nennen. Dies alles bringt unsere matriarchale
Zeitung zum Erblühen.
Wie lebt es sich matriarchal? Das ist für immer mehr Menschen eine
Hoffnung weckende, ja fast frühlingshafte Frage, denn dort, wo Mutter
Natur Vorbild und Grundlage für eine Ethik des Lebens ist, gedeiht alles
wunderbar. Auch in dieser Ausgabe finden sich viele große und kleine
Antworten, die wie Saatkörner aufgehen können, um sich bald in bunter
Vielfalt zu entfalten.
Flöte aus
MammutElfenbein,
Fundort
Geißenklösterle,
Schwäbische Alb
Birken horchen auf die Weise,
Birken und die tanzen leise.
Es geht eine helle Flöte,
der Frühling ist über dem Land.
Edith, Erika und Eva
4
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Unsere Redaktionsarbeit
Wir ändern morgen, ändern heut',
wir ändern wütend und erfreut.
Wir ändern ohne zu verzagen,
an allen sieben Wochentagen.
Wir ändern bei Tag und auch bei Nacht,
weil Ändern einfach Freude macht.
Wir ändern teils aus purer Lust,
mit Vorsatz teils, teils unbewusst.
Wir ändern gut und auch bedingt,
weil Ändern immer Arbeit bringt.
Wir ändern resigniert und still,
wie jeder es so haben will.
:
:
Die Alten ändern und die Jungen,
wir ändern selbst die Änderungen.
Wir ändern, nehmen‘s sehr genau,
und stehen dabei uns‘re Frau.
Und ist der
Plan auch
gut gelungen,
bestimmt
vertragt er
Anderungen.
Und ist der Plan auch gut gelungen,
bestimmt verträgt er Änderungen.
Wir ändern deshalb früh und spät
alles, was zu ändern geht.
Wir ändern heut' und jederzeit,
zum Denken kaum Gelegenheit.
5
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
:
Zuschriften und Gluckwunsche
Ein fräundlicher Gruß von Meret-Eva Windele,
der Autorin des Buches „Jahreszeiten, Magie, Heilung“:
:
Danke fur
die Zeit
die Muhe
und den
Humor
:
6
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
7
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Spendenaufruf
Vielen Dank für die kleinen und großen Spenden, die laufend bei uns für
die Mutterlandbriefe eingehen!
Gespendet werden sowohl Jahresbeiträge, als auch Einzelbeträge pro
Heft. Jede noch so „kleine“ Spende bringt uns weiter.
Mehrere Frauen spenden uns z.B. jeden Monat 5 Euro. Das klingt nach
wenig, führt aber übers Jahr zu einer Spende von 60 Euro.
Alle Frauen, die noch nicht gespendet haben, sind weiterhin aufgerufen,
uns nach den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, etwas zukommen
zu lassen (Kontonummer s. Druckservice).
Auch Sachspenden sind willkommen!
Eure Überweisung auf das Konto MatriaVal e.V. sollte als Betreff
haben: Spende Mutterlandbriefe.
Kontonummer: 200 367 170
BLZ: 500 502 01
Frankfurter Sparkasse
IBAN: DE19500502010200367170
SWIFT-BIC: HELADEF1822
Download
Die Zeitung kann hier www.mutterlandbriefe.de heruntergeladen werden.
Druckservice
Auf Grund der Nachfragen bieten wir einen
exklusiven Service für Frauen an, die, aus
welchen Gründen auch immer, eine Ausgabe
der Mutterlandbriefe auf Papier erhalten
wollen.
Wir bitten in diesem Fall um Überweisung des
Selbstkostenpreises von 10 Euro. Das Porto ist darin enthalten.
Bitte schickt uns nach der Überweisung eine E-Mail mit der Bitte um
den Ausdruck, da es für uns aus dem Überweisungstext oft nicht
ersichtlich ist, ob es sich um eine Spende oder um eine Überweisung
für den Ausdruck handelt!!!
8
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Frauenherrschaft? Das ist Unfug!
Wie lebt es sich im Matriarchat
Sind Matriarchate tatsächlich das Paradies für Frauen? Wie ergeht es
den Männern dort? n-tv.de spricht mit Dr. Heide Göttner-Abendroth,
der Begründerin der modernen Matriarchatsforschung. Seit mehr als
30 Jahren ist sie auf diesem Gebiet aktiv. Sie kennt zahlreiche Menschen
aus matriarchalen Gesellschaften und hat selbst bei den Mosuo in Südwestchina geforscht, die inmitten des chinesischen Staatsgebildes auch
heute noch nach klassischen matriarchalen Mustern leben. Im Gespräch
zeigt sich: Klischee und Wirklichkeit haben wenig miteinander zu tun.
Und wir können viel aus dem matriarchalen Leben lernen.
:
Wir konnen
viel aus
dem
matriarchalen
Leben
lernen.
Ashaninka:
Peru/ Brasilien
Frau Göttner-Abendroth, die Matriarchatsforschung geht davon aus,
dass das Matriarchat in der menschlichen Frühzeit allgemein
verbreitet war. Wie ist die Situation heutzutage? Wie viele
Matriarchate gibt es noch?
Von den Gesellschaften, die ich als voll matriarchal bezeichnen würde,
gibt es heute höchstens noch 20. Mit ausgeprägt matriarchalen Spuren
und Mustern gibt es sehr viel mehr.
Wie gelingt es diesen Kulturen, mit matriarchalen Mustern weiter zu
existieren, wenn die Welt drum herum so anders tickt?
Die heute noch lebenden matriarchalen Gesellschaften in Asien, Amerika
und Afrika haben eine jahrhundertelange Geschichte des Widerstands
hinter sich. Viele leben in Rückzugsgebieten wie Gebirgen oder Wüsten,
die bis vor Kurzem einfach nicht gut erreichbar waren. Heute sind sie
viel mehr von Straßen- und Industriebau betroffen, aber der Widerstand
hält an. Viele von diesen Völkern haben sich in Aufständen gegen die
fremden Kulturen aufgelehnt.
9
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Sind die klassischen Matriarchate wirklich – so wie wir gern glauben
wollen – das Paradies für Frauen?
Wissen Sie, ich rede nie von Paradies. Die Muster sind einfach anders.
Matriarchate stärken die Stellung der Frau. Wenn die stark ist, heißt das
aber nicht, dass die Stellung des Mannes schwach sein muss. Ich bezeichne Matriarchate als Gesellschaften in Balance. Ihre Muster zeigen
deutlich, dass sie von einer Egalität der Geschlechter ausgehen, dass
also beide Geschlechter gleichwertig sind. Jedes Geschlecht hat seine
eigene Aktionssphäre und seinen eigenen ökonomischen, rituellen und
sozialen Bereich. Das übertreten sie auch nicht, weil sie der Auffassung
sind, dass sich die Geschlechter gegenseitig respektieren müssen, und
der gleiche Respekt gebührt ihren jeweiligen Handlungssphären.
Die Minangkabau auf
Sumatra, ein 6-Millionen-Volk, sind die
größte nach matriarchalen Mustern lebende Gesellschaft auf
der Welt. Die Kinder
lernen die Kultur, indem sie von Anfang
an teilnehmen.
Die
Geschlechter
respektieren
sich
gegenseitig.
Wie sieht denn die
Aufgabenverteilung
aus? Was ist Frauensache und was sind rein männliche Angelegenheiten?
Das ist von Gesellschaft zu Gesellschaft anders. Bei den Mosuo in Südwestchina zum Beispiel, wo ich geforscht habe, sind die Männer für
Fischerei und Handel zuständig. Die Frauen machen dort den Garten
und Ackerbau. Das wird auch nicht vermischt. In Juchitán, das ist eine
matriarchale Stadt in Mexiko, ist es genau umgekehrt.
Die Männer können damit gut leben? Da gibt es keine
Machtkämpfe?
Die brauchen keine Machtkämpfe, eben weil matriarchale Gesellschaften
genau auf die Balance und die Egalität der Geschlechter achten. Matriarchate werden ja meist mit Frauenherrschaft verwechselt. Das ist aber
völliger Unfug. Diese Stereotype "Dann geht es den Männern schlecht",
"Dann müssen die revoltieren" und ähnliches Zeug, sind nichts als Vorurteile aus unseren westlichen Köpfen. Die Männer dort müssen nicht in
die Frauensphäre eindringen und die Frauen nicht in die Männersphäre.
Das würde man als nicht in Ordnung betrachten, weil jedes Geschlecht
seinen eigenen Machtbereich hat. Matriarchale Männer – das ist sehr
interessant – verteidigen ihre Kulturen intensiv gegenüber patriarchalen
Übergriffen von außen. Sie leben gern in ihrer Gesellschaft.
10
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Ist die Gleichrangigkeit beider Geschlechter das, was das Leben im
Matriarchat besonders prägt?
Das prägende Merkmal ist die Ausgewogenheit in allem: bei Männern
und Frauen, zwischen Jüngeren und Älteren, und vor allem auch, was
ganz wichtig ist, zwischen Mensch und Natur.
Die
Mutter
sind
zentral.
:
Inwiefern spielt die Frau
im Matriarchat dennoch
die zentrale Rolle?
Matriarchale Gesellschaften
sind in der Mutterlinie organisiert. Die Menschen leben
in großen Clans zusammen,
Arawak:
meist in einem Clan-Haus,
Guyama/
und die Clans bestehen aus
Suriname
den Verwandten in der
Mutterlinie. Deswegen sind
die Mütter zentral. Das heißt
aber noch lange nicht, dass
sie dort herrschen. Sie haben
einfach die größte Achtung,
weil alle, die in dem Clan-Haus wohnen, ihre Töchter und Söhne und
Enkelinnen und Enkel sind. Auch ökonomisch gibt es da einen interessanten Aspekt: Beide Geschlechter tragen zur Ökonomie bei. Aber
die Güter werden in die Hände der Clan-Mütter gegeben, und die haben nicht das Recht, sie zu besitzen, sondern sie haben das Verteilungsrecht. Die Clan-Mütter sind dafür verantwortlich, dass die Güter gleichmäßig verteilt werden, und das bedeutet, dass alle Clan-Mitglieder
gleich viel erhalten.
Kommt es trotzdem auch mal zu Konflikten? Wie werden die gelöst?
Läuft das anders als bei uns?
Klar, die im Matriarchat lebenden Menschen sind ja keine Engel. Die
streiten sich natürlich auch, haben mal Probleme miteinander, oder es
vertragen sich zwei Clans im Dorf nicht. Aber die Lösungen für solche
Konflikte sind anders als bei uns. Wenn bei uns zwei Menschen in Streit
geraten, kommt es zu seelischen Verletzungen, und die beiden Menschen sind meist allein, es hilft ihnen niemand. In matriarchalen Gesellschaften ist bei einem individuellen Streit der ganze Clan da. Und
wenn Clans in Schwierigkeiten geraten, dann hilft das gesamte Dorf, die
Streitigkeit zu lösen. Das bedeutet: Es ist niemand im Streit allein. Es ist
immer eine Gemeinschaftsaufgabe, Konflikte zu lösen. Und es geschieht
stets durch Verhandlungen und Gespräche. Denn so funktioniert auch
die ganze politische Entscheidungsfindung. Matriarchale Gesellschaften
regieren sich selbst stets durch Verhandlungen mit dem Ziel der
Konsensfindung.
11
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Das heißt, sie leben in einer Art Konsensdemokratie?
Das ist äußerst interessant: All ihre politischen Entscheidungen fallen
tatsächlich in Einstimmigkeit. Und das nicht nur im Clan, sondern im
ganzen Dorf und in der Region. Das geschieht über ein sehr ausgeklügeltes System von verschiedenen Räten. Der Clan-Rat kommt zusammen, dann der Dorf-Rat und dann der Regional-Rat. Die Beratungen zeugen davon, dass die Menschen eine enorm hohe kommunikative Kompetenz haben. Sie beraten so lange, bis sich über ein
Problem, das die Region betrifft, alle Menschen dieser Region einig
sind. Ich habe das selbst in China miterlebt. Das funktioniert. Es ist ein
politisches Muster, das von vornherein Hierarchie, Klassen, Abwertung
und Mundtotmachen von anderen unterbindet. Da sind alle - auch die
Minderheiten - integriert, und alle haben was zu sagen. Ich muss
natürlich hinzufügen: Es sind keine Riesen-Gesellschaften wie unsere,
sondern kleinere.
Welche Rolle spielt die
Familie und insbesondere
die Vaterschaft im matriarchalen Alltag?
Die Kleinfamilie aus Vater,
Mutter, Kind, wie wir sie
kennen, gibt es nicht. Die
Kinder gehören grundsätzlich zur Mutter und bleiben
in deren Clan.
Die Mütter - das ist dann
eine Gruppe von Schwestern
- erziehen die Kinder gemeinsam. Großmütter, Großtanten
und Brüder sind auch da.
Die
Menschen
haben
eine
enorm
hohe
kommunikative
Kompetenz.
Arawak: Guyama/Suriname
Das Interessante ist: Die Brüder betrachten die Kinder der Schwester als
ihre Kinder, während die in unseren Augen biologischen Väter die
Kinder nicht als ihre Kinder ansehen. Das liegt an der Mutterlinie. Der
Bruder der jungen Mutter trägt denselben Clan-Namen wie sie selbst
und damit auch denselben wie ihre Kinder. Daher betrachten sie sich als
verwandt. Der biologische Vater aber hat einen anderen Clan-Namen,
nämlich den seiner Mutter. Die Nachkommen, die er mitbetreut und für
die er mitsorgt, das sind die Kinder seiner Schwestern. Das ist eine ganz
andere Verwandtschaftsordnung, als wir sie haben. Die biologische
Vaterschaft, wie wir sie verstehen, hat für sie keine Bedeutung. Manchmal wissen sie gar nicht, wer der biologische Vater des Kindes ist, weil
es sie nicht interessiert. Falls sie es aber wissen, respektieren sie das
natürlich. Denn der Mann ist ja der Geliebte der Frau. Der wird gern
gesehen und bekommt Geschenke. Aber er ist nicht im Clan der Frau
zu Haus.
12
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Es gibt also keine Eheschließungen?
Nein, nicht in unserem Sinne. Es sind freie Beziehungen. Die Frauen
wählen sich ihre Liebsten wie sie wollen. Da gibt es dann zum Teil kurze
Beziehungen, zum Teil lange, je nachdem, wie die Liebe eben aussieht.
Auch die Männer sind in ihren Liebesbeziehungen frei. Das Interessante
ist, dass daraus keine sozialen Probleme für die Kinder entstehen, denn
die sind ja immer im ganzen Clan zu Haus und können sich ihre Bezugspersonen aussuchen, wie sie wollen. Sie sind bestens aufgehoben.
:
Wir
konnen
viel von
diesem
Wissen
in
unsere
Gegenwart
ubernehmen.
:
Wie lernen die Kinder? Ist das "Learning by Doing", ein Leben lang?
Ja, genau. Die Tätigkeiten von Frauen und
Männern lernen die Kinder natürlich von den
Erwachsenen, und die kulturellen Angelegenheiten lernen sie durch die großen Feste. Diese Gesellschaften feiern ja sehr viele Feste.
Die ganzen agrarischen Feste im Jahreskreis
und ihre Lebensstadien-Feste, Ahnenfeste, das
wird alles mit sehr viel künstlerischem und
spirituellen Aufwand gefeiert. Die Kinder lernen die Kultur, indem sie von Anfang an teilnehmen. Das ist keine Kultur wie wir sie haben,
die aus Buch, Theater etc. besteht. Wir haben
eine sehr abgespaltene Kultur, die oft am Leben
vorbei geht. Den matriarchalen Gesellschaften
dagegen ist die Erde heilig, und damit werden
Arapesh: Neuguinea
die Kinder groß. Es ist eine Kultur, die ständig im
Lebenszusammenhang stattfindet. Ununterbrochen.
Haben wir eine Chance, matriarchale Strukturen in unserer
Gesellschaft zu etablieren? Sie zeigen ja eindrücklich, dass eine
Gesellschaft in Balance mit ökonomischer Gleichverteilung und
politischem Konsens kein idealisierter Hokuspokus ist, sondern
gelebt werden kann.
Ja, es ist lebbar. Und die Frage, was wir von diesem Wissen und diesen
sehr menschenfreundlichen Mustern in unsere Gegenwart übernehmen
können, wird tatsächlich immer lauter, weil mittlerweile viele Frauen und
auch Männer von dieser Forschung wissen. Da muss man nicht warten,
bis einzelne Staaten eine Veränderung in Gang bringen. Es gibt zahlreiche Beispiele, wo Menschen anfangen, in ihrem Zusammenhang
matriarchal zu leben. In alternativen Bewegungen werden matriarchale
Clans gegründet. In der Öko-Bewegung gibt es Menschen, die ihren
anderen Umgang mit der Erde als matriarchalen Wert betrachten. In
manchen Gemeinschaften probieren sie auch die Konsensfindung. Die
Menschen beginnen damit von unten.
:
Ein Interview mit Heide Gottner-Abendroth
entdeckt bei n-tv.de
13
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Interview in der Frankfurter
Rundschau
Das mütterliche Prinzip ist besser für die Welt
Auf einen Kaffee mit Uschi Madeisky. Die Filmemacherin aus Frankfurt
dokumentiert Matriarchate und wurde für ihr Lebenswerk mit dem
Elisabeth-Selbert-Preis des Landes Hessen ausgezeichnet.
:
Der
Mann
fuhlt
sich
seiner
Mutter
und allen
Muttern
verpflichtet.
:
Uschi Madeisky hat einen schönen Ausblick auf Bäume und Gärten in
ihrem Arbeitszimmer in Frankfurt-Berkersheim, das hell und modern
eingerichtet ist. An der Tür hängt ein Bild mit Schriften von Elisabeth
Selbert, ein Geschenk von Freundinnen zur Preisverleihung. Die
64-Jährige ist schlank und hat kurze blonde Haare, in ihrer Wohnung
trinkt sie Filterkaffee oder sie geht hinunter in die Küche ihrer Schwester,
die im gleichen Haus lebt. Die Filmemacherin ist viel unterwegs, hat
Matriarchate in vielen Ländern und Kulturen besucht. Wo Frauen die
Verantwortung tragen, sagt sie, leben die Menschen besser als in
partriarchalen Strukturen, an denen die Emanzipation nicht viel ändern
könne.
Frau Madeisky, Sie sehen im Matriarchat eine Perspektive zum
Überleben der Menschheit. Sind Frauen doch die besseren Menschen?
Nein, das mütterliche Prinzip ist überlegen. Für alle, die nichts über
Matriarchate wissen, muss ich das erklären. In solchen Gesellschaften
ehren alle Menschen die Mutter. Sie ist die Frau, die Leben schenken kann
und damit einen sehr hohen Status hat. Auch der Mann fühlt sich seiner
Mutter verpflichtet. Darauf sind Sozialstruktur, Wirtschaft und Spiritualität
ausgerichtet. Die Frauen verwalten und verteilen den Besitz und alle
gehen davon aus, dass sie dies so gerecht wie möglich machen. Es geht
also nicht um Mann oder Frau, sondern um das mütterliche Prinzip, das
besser als das männliche ist, so wie wir es kennen.
14
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Ihr jüngster Film „Wo die freien Frauen wohnen“ beschäftigt sich mit
einem Matriarchat in China, den Mosuo. Haben Sie dort ein Paradies
für Frauen vorgefunden?
Paradies ist nicht der richtige Ausdruck, aber die Frauen sind dort so frei,
wie nirgendwo sonst auf der Welt, auch freier als in unserer Gesellschaft,
wo sie sich männlichen Werten unterordnen. Die Frauen leben in Harmonie, sind wohlwollend zueinander, es gibt keine starke Aggression
und Egozentrik. Insofern ist dies von allen Gesellschaftsformen, die ich
kennengelernt habe, für Frauen und auch für Männer der schönste Ort.
Wie lange waren Sie dort?
Zu allen Jahreszeiten, und jeweils für mehrere Wochen. Unser Team hat
immer in der gleichen Großfamilie gelebt, wir sind schon fast adoptiert.
Fur
Frauen
und
Manner
der
schonste
Ort.
:
:
:
Wie organisieren sich die Menschen dort?
Ein Clan lebt auf dem Hof, mit Mutter und Großmutter als Oberhaupt.
Nach ihrem Tod geht die Großmutter in die Reihe der Ahnen ein, die
verehrt werden und die Schutz gewähren. Die Babys werden von allen
gehalten und sind damit umfassend
umsorgt. Als Kinder kümmern sie
sich auch von klein auf um andere.
Sie lernen das von den Alten, es gibt
gibt kein Trotzalter und keine Pubertätskrisen. Sie können sich frei entfalten, es wird kein Wissen in sie hineingestopft. In dieser Fülle wachsen anders konditionierte Menschen heran.
Sie sind nicht neidisch, handeln aus
Liebe. Weil sie satt sind, müssen sie
andere nicht beurteilen oder belehren.
Privatbesitz hat keine Bedeutung und
kein Prestige, er wird auch oft weitergegeben.
Und die Männer?
Die Söhne bleiben bei der Mutter und übernehmen die harten Aufgaben,
beispielsweise Handel, anstrengende körperliche Arbeiten, auch das
Schlachten von Tieren. Frauen erledigen die Hausarbeit und bestellen
auch die Felder.
Damit müssen sie aber die größten Lasten tragen.
Die Frauen sind körperlich sehr fit. Die Arbeit ist nicht schwer, weil sie
gemeinsam und selbstbestimmt erledigt wird. Entscheidungen werden
im Konsens getroffen. Das Leben ist nicht aufgespalten in Arbeit,
Freizeit, und Sozialkontakte wie bei uns. Man sieht sie singend bei der
Feldarbeit, es wird nie eine Schuldige angeprangert, wenn etwas schief
geht. Bei uns lasten oft alle Aufgaben auf einer einzigen Frau. Das ist
ein enormer Druck.
15
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Wo kommt das Einkommen her?
Die Mosuo sind ziemlich autark und gut beschützt vor äußeren Einflüssen.
Sie leben vom Fischfang und haben fruchtbares Land. Es gibt zwar Handys
und Fernseher, aber es herrscht eine vorindustrielle Wirtschaftsweise.
Und wie sieht es mit der romantischen Liebe aus?
Die stärkste Bindung, die lebenslang hält, besteht zur Familie. Damit haben
sie eine Zweierbeziehung nicht so nötig. Menschen verlieben sich schon,
leben aber nicht zusammen. Die Frau lädt einen Mann ein, er bleibt über
Nacht und kehrt am nächsten Tag zum Hof seiner Mutter zurück. Solche
Beziehungen wechseln häufiger, können nur eine Nacht, ein paar Wochen
oder Jahre dauern, aber sie sind nicht wichtig. Sex muss nicht als Ersatz
für Zärtlichkeit und Berührung herhalten, denn die haben die Frauen in
ihrem Familienverband immer.
Haben Sie keine Liebesdramen erlebt?
Nein, das Glück hängt ja nicht von einem einzigen Menschen ab. Wenn
sich eine Frau mal zu sehr nach einem Mann sehnt oder traurig ist, weil
er nicht mehr kommt, wird sie von der Familie aufgefangen. Es gibt auch
keine Eifersucht. Bei uns basiert die Familie auf der erotischen Paarbeziehung. Bei den Mosuo passiert Sexualität außerhalb der Familie, deswegen
kommt auch kein Missbrauch vor.
:
Chinesische Männer, die von
außerhalb kommen, glauben,
dass sie bei den Mosuo leicht
unverbindlichen Sex haben
können. Wird die Kultur durch
diese Sextouristen gefährdet?
Im Internet und einschlägigen
Zeitungen ist viel Falsches geschrieben worden, solche Männer, die trinken und grob sind,
haben keinen Erfolg. Mosuo-Frauen sind sehr wählerisch und finden nicht
die dominanten abenteuerlustigen Typen attraktiv, sondern Männer, die
charmant sind, sie unterstützen, gut aussehen und gute Sänger und Tänzer
sind.
Frauen
bevorzugen
Manner
die
sie
unterstutzen.
:
Väter existieren nicht?
Kinder kennen nur den Mutterbruder, der sich mit um sie kümmert. Der Mann als Liebhaber
zeugt zwar das Kind, aber er hat
keine unmittelbare Bindung zu
ihm und keinen Erzeugerstolz.
16
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Und was machen Männer mit ihrem Testosteron?
Sie leben es mit Humor aus. Männer müssen ja ihre Kräfte messen, das
machen sie auf spielerische Art, zum Beispiel bei Bootswettkämpfen.
Auch wenn sie provoziert werden, reagieren sie nur verbal schlagfertig,
sie haben es nicht nötig, einen Kampf anzufangen.
Sie haben Matriarchate in vielen Teilen der Welt aufgespürt. Was
glauben Sie, warum gibt es nur so wenige?
Ich denke, dass alle urzeitlichen Gesellschaften matriarchalisch organisiert
waren. Die Dominanz der Männer ist nicht entwicklungsgeschichtlich
angelegt. Es gibt die These von einer Naturkatastrophe, die einen großen
Ressourcenmangel verursachte. Um zu überleben haben sich Horden
gebildet, die friedliche Stämme überfallen und beraubt haben. So hat sich
das auf Gewalt basierende Prinzip durchgesetzt. Heute ist der Mangel
programmiert, zum einen materiell, weil einige wenige alles horten. Zum
anderen emotional, durch die vielen Termine und den Druck, den Mütter
erleben und auf die Kinder übertragen. Wir geben ihnen Konsumgüter
zum Abspeisen, statt sie zu umfangen.
Meine
Mutter
hat
mir
vertraut.
Es gibt auch Naturvölker, die im Einklang mit der Natur und ohne
Besitzanhäufung leben, die keine Matriarchate sind. Hängt diese
ganzheitliche Lebensweise nicht stärker von den Produktionsbedingungen als von den Geschlechterverhältnissen ab?
Nein, in patriarchalischen Strukturen herrscht immer auch eine gewisse
Strenge und Unterdrückung, bedingt durch männliche Dominanz.
Haben Sie die als Kind auch erlebt oder wie sind Sie aufgewachsen?
Mein Vater war ein klassischer Nachkriegsmann, wir hatten Angst vor
seinem Jähzorn. Meine Mutter war eine sinnesfreudige Frau, sie hat nicht
zu viel eingegriffen und mir vertraut. Sie wollte, dass ich wie sie Lehrerin
17
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
werde, was Sicheres mache. Ich habe Soziologie und Pädagogik studiert,
auch das zweite Staatsexamen abgelegt. Danach habe ich mich aber lieber
aufs Filmen konzentriert.
Seit den 70er Jahren haben sie sich in Frankfurt für die Frauenbewegung engagiert. Sind Sie mit den Ergebnissen zufrieden?
Die Frauenbewegung ist ja noch lange nicht am Ende, sie ist weltweit die
größte soziale Bewegung überhaupt. Im Sinne des Gleichheitsfeminismus
hat sie viel erreicht. Frauen haben Zugang zu fast allen Institutionen, sie
sind präsent, das ist schon mal gut. Aber wir wollen ja die Institutionen
nicht lassen wie sie sind, so entfremdet, unterdrückerisch und hierarchisch.
Sie müssen weiblicher werden.
:
Grund
und
Boden
gehoren
in
Mutterhand.
Beim Thema Emanzipation geht es derzeit hauptsächlich um Chancen
in Führungspositionen, Quoten und bessere Kinderbetreuung. Was
halten Sie von solchen Forderungen?
Frauen müssten eigentlich mit mehr als 50 Prozent in allen Schlüsselpositionen sein, sie vertreten ja auch die Kinder. Aber wenn die Strukturen
bleiben, haben wir gar nichts gewonnen, dann wird sich nichts ändern, die
Ausbeutung der Erde wird weitergehen. Ich bin auch nicht dafür, dass wir
Kinder bekommen und sie dann den ganzen Tag in Krippen stecken.
Kinderbetreuung muss zu Hause geschehen, allerdings in einem Kollektiv,
damit sich immer jemand kümmern kann. Eine einzige Frau wird nie genug
geben können. Das habe ich von den Mosuo gelernt.
Eine vorindustrielle Kultur kann doch kein Modell für unsere Gesellschaft sein.
Warum nicht? Grund und Boden gehören in Mütterhand, das Männliche
muss zurückgehalten werden. Da müssen wir uns was ausdenken.
Was meinen Sie damit?
Ich spreche von fehlgeleiteter zerstörerischer Männlichkeit, die Krieg
verursacht, Aggressionen, Missbrauch, Sexismus, übertriebenen Wettbewerb mit allen negativen Folgen der Wachstumsgesellschaft. Für die
18
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Ausgebrannten werden immer mehr Heiler gebraucht, und so geht das
immer weiter. Frauen müssen den Männern auf die Finger schauen und
sie zuhause einsperren, wenn sie Krieg machen wollen, das hat schon
Erich Kästner vorgeschlagen.
Im Moment führen bei uns Frauen, also eine Bundeskanzlerin und eine
Verteidigungsministerin, Krieg in Syrien. Wie erklären Sie das?
Sie haben das mütterliche Prinzip auf ihrem Weg nach oben aufgegeben
und die männlich-patriarchalen Strukturen verinnerlicht. Solche Frauen
meine ich nicht. Ich kenne kein Matriarchat, das jemals einen Krieg angefangen hat.
Sie betreiben Studien, ein Archiv und eine Vernetzung der noch
existierenden Matriarchate. Wie viele haben Sie erfasst?
Weltweit sind es etwa 200, acht davon habe ich besucht. Der Wunsch,
mehr über solche Kulturen zu erfahren, wird bei uns immer größer. Als
ich vor zwanzig Jahren anfing, Filme über Matriarchate zu machen, hatten
Männer Angst und glaubten, wir wollen das Patriarchat umkehren. Oder
sie machten sich lustig. Wenn ich damals Fernsehredakteuren das Thema
anbot, haben sie abgewinkt mit der Bemerkung: „Das hab‘ ich doch schon
zu Hause.“
Wir
bauen
matriarchale
Strukturen
auf.
Inzwischen werden Sie ernst genommen. Für ihr Lebenswerk haben Sie
den Elisabeth-Selbert-Preis des Landes Hessen bekommen. Werten Sie
das auch als gutes Zeichen für das Matriarchat?
Ja, die Abwehr ist weg. Männer sind aufgeschlossener, weil die Krisen des
Systems immer offensichtlicher werden und viele nach Alternativen suchen.
Es gibt immer mehr Initiativen in dieser Richtung, ob Urban Gardening,
Wohnprojekte, Tauschringe oder Ökodörfer. Das ist gut, wir sollten uns
nicht mit Forderungen an die Politik aufhalten, sondern diese Dinge
einfach machen. Das geht nur in Gruppen und wir brauchen dazu keine
Ideologie.
19
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Sie haben viele Jahre mit einem Mann gelebt und gearbeitet, die Beziehung hat nicht gehalten. Wie sieht heute Ihr privates Matriarchat
aus?
Die Frauen meiner Familie leben zusammen in unserem gemeinsamen
Haus am Stadtrand, meine Schwester, meine Nichte mit ihrer Tochter,
die wir gemeinsam groß gezogen haben, und bis zu ihrem Tod auch
meine Mutter. Die Frauen halten das Haus zusammen. Das funktioniert
seit 13 Jahren sehr gut. Ich bin die kleine Mutter, so heißt die Tante bei
den Mosuo.
Die klassische Familie, Mutter, Vater, Kind, geht oft in die Brüche.
Es gibt immer mehr alleinerziehende Mütter mit Söhnen, die nicht
zuhause ausziehen wollen. Sehen Sie das auch als Schritt in Richtung
Matriarchat?
Naja, Muttersöhne sind im Matriarchat keine verwöhnten, bedienten
Prinzen, sondern Jungen, die ihrer Mutter aus Liebe sehr viel helfen. Nur
eine Mutter mit einem Sohn als Kleinfamilie finde ich viel zu wenig, da
kann das Kind kein soziales Verhalten lernen. Es ist auch nicht gesund,
dass sich der mütterliche Trieb des Verwöhnens und Umsorgens voll
auf ein Kind konzentriert.
Die
Frauen
sind
fur
Bildung
zustandig.
:
:
Ihre nächste Reise
führt sie zu Dreharbeiten in ein Matriarchat in Westsumatra in Indonesien, zu den
Minangkabau, die
Muslime sind. Wie
passt das zusammen?
Dieses Volk ist dafür
berühmt, dass es eine Balance halten und den Islam in die Schranken
weisen kann. Der Islam musste sich ihrem Mutterrecht fügen. Das ist ein
Bravourstück, das zeigt, was möglich ist, wenn die matriarchale Kraft stark
genug ist. Frauen verfügen dort über Grund und Boden, halten Wirtschaft
und Bildung in den Händen. Wenn sie heiraten, kommt der Mann ins
Mutterhaus, das heißt die Frau behält den Schutz ihres Clans. Die Minangkabau erfüllen damit alle Kriterien eines Matriarchats und sie sind
eine große Gruppe von fast sieben Millionen Menschen, die auch in
Städten leben.
Der Islam unter weiblicher Kontrolle, das klingt nach einem neuen
spannenden Film.
Ja, ich hoffe sehr, dass sich diese matriarchalen Traditionen trotz Erstarken
des Islams halten können.
Interview: Regine Seipel
20
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Uscha Madeisky in MATHILDE No. 140
Jan/Feb 15 JdF auf die Frage:
Was bringt Sie zum Lachen?
Missverständnisse, Projektionen, falsche
Erwartungen, Unterstellungen, Machtspiele, falls ich diese durchschaue.
Da ich sie ohnehin meist nicht ändern
kann, geben sie wenigstens etwas her,
worüber ich lachen kann.
www.mathilde-frauenzeitung.de
Aufruf Frauenportraits
Sicherlich kennt ihr eine prominente Frau, über die wir unbedingt in den
Mutterlandbriefen berichten sollten. Oder, ihr habt eine Fräundin, die
unbedingt dem Rest der Welt vorgestellt werden muss.
Schreibt einen Bericht über eine Frau
oder gute Fräundin und schickt ihn
an uns. Unsere nächste Ausgabe
beschäftigt sich intensiv mit Frauenportraits: promininente und weniger
prominente.
Auch Selbstdarstellungen können
eingeschickt werden. Bringt zu
Papier, was Euch bewegt und
womit ihr Euch beschäftigt.
Schreibt
uns!
Was sollte die Welt schon immer
mal über Euch erfahren?
Wir fräuen uns sehr über Eure
Berichte.
Bitte schickt uns die Artikel so früh wie irgend möglich, da die Zahl der
Zusendungen immer groß ist!
Eure Redaktion
21
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
10 Jahre MatriaValMatriaVal-Verein
Große Feier 24.-26. Juni 16 JdF
im Bella Donna Haus Bad Oldesloe
Ihr seid alle herzlich eingeladen.
Kommt massenhaft.
Freyatag, den 24. Juni 16 JdF
18.00h Abendessen im Mai Thai Restaurant
des Bella Donna-Hauses
19.00h Ankommen
Begrüßungstänze
Geheimtipp PREVIEW:
neuester matriarchaler Film !
Grosse
Feier!
Samstag, den 25. Juni 16 JdF
10.00h Werden und Wirken des MatriaVal-Vereins
Begrüßung und Einführung
Aufgaben des Verein
Jahrzehntbericht
Vorteile einer Mitgliedaschaft im Verein
Neugegründete Matria-Schule u.a.
11.00h Ausgelassene Geburtstagsfeier nach dem Motto:
Je länger wir Kind bleiben, desto älter werden wir.
13.00h Mittagessen in der Stadt, von hier aus geht’s los:
14.00h Kreative Überraschung für alle !!!!
16.30h Pause und Aufbau des Matria-Marktes
17.00h Matria-Markt
18.00h Abendessen bei gemeinsamem (Mitbring-)Buffet
19.00h Beisammensein mit Open-End
22
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Sonntag, den 26. Juni 16 JdF
10.00h Vorstellung der neugegründeten Matria-Schule
11.30h Kaffe/Tee-Pause
11.45h Vereinssitzung
13.00h Mittagessen bei
den netten Wirtinnen des
Mai Thai Restaurants.
Zehn
rote
Rosen
Ende
Da es die Zeit der Mitsommersonne ist, könnten wir so viel Rot,
wie möglich, zusammentragen, z.B. in Form von Kleidung oder
anderen schönen Dingen.
Und noch etwas: Für den Matria-Markt bringe eine jede mit, was
sie dafür hat und für richtig hält. Er ist eine Chance für
wunderschöne Dinge...keine Verpflichtung.
Liebe Leserinnen,
Bitte feiert fröhlich mit uns, egal, ob ihr Mitfrau seid oder nicht.
Auch für Nicht-Mitfrauen wird es spannend sein, zu hören, was
unser Verein alles auf die Beine stellt.
Lasst uns wissen, ob ihr kommen wollt und bringt noch
Fräundinnen mit.
Der Eintritt ist frei!
Um eine Unterkunft sollte eine jede sich selbst rechtzeitig
kümmern.
Wir fräuen uns auf Euch!
MatriaVal e.V.
Uschi Madeisky, Dagmar Margotsdotter,
Daniela Parr
23
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
“Wir huten die Weisheit“
Weisheit“
Der Rat der Großmütter vom Hohlen Fels lädt ein zum
zweiten öffentlichen Ritual
Samstag, 29. Oktober 2016, 16 – ca. 18 Uhr
vor und im Hohlen Fels bei Schelklingen
Wir freuen uns auf viele Frauen, Kinder und Männer, die mit uns dieses
Ritual feiern wollen.
Bitte Sitzgelegenheit und warme Kleidung mitbringen, in der Höhle ist es
feucht und kalt.
Der Rat der Großmütter vom Hohlen Fels besteht aus Vertreterinnen
kraftvoller Kreise, die sich der Tradition Alteuropas verbunden fühlen. Sie
haben sich miteinander vernetzt, um den roten Faden auf dem Weg in
eine Zivilisation wieder aufzunehmen, in der Politik und Spiritualität
zusammen gehören. Unser Herzensanliegen ist die Liebe zu allem
Lebendigen und die Verantwortung für unsere Erde und die nächsten
Generationen.
In
der
Tradition
der
Alten
Europa.
Wir feiern an dem Ort, an dem die älteste menschliche Figur der Welt, die
„Urmutter(Venus) vom Hohlen Fels“ gefunden wurde.
Im Kreis um eine Mitte verbinden wir uns mit unseren Ahnen, unseren
uralten Wurzeln, um neue Wege zu beschreiten. Wir bündeln die Energien
für ein achtsames, geschwisterliches Sein auf Mutter Erde. Im Sinne eines
unserer 13 Machtworte wollen wir miteinander zu Hüterinnen und Hütern
der Weisheit werden:
Wir hüten die Weisheit
Du trägst das Wissen
und die Weisheit deiner
Ahnen und der Welt in dir.
Erinnere dich! Ehre und
achte deine Wurzeln!
Entwickle dich selbst
zum Wohle aller!
Die 13 Machtworte und weitere Informationen zum Rat der Großmütter:
www.ratdergrossmuetter.org
24
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
MythologieMythologie-Wochenende
Thema: „Drachin, Schlange, Frauenkraft“
Mythologie hat einen Zauber. Wer einmal davon ergriffen wurde, wem
sich diese Welt geöffnet hat, der kann sich ihr nicht mehr entziehen.
Auf einmal ist da nicht nur eine Höhle, sondern es ist der Eingang in die
Unterwelt, in das Reich der Göttin Holla und der Hel. Ein Berg ist nicht
nur mehr der Berg, sondern es schwingen das Bergen, das Verbergen,
das Verborgene, die Bethe Borbeth und die Geborgenheit mit.
Innere
Urbilder
der
Seele.
Mythologie gibt der Landschaft ihre Tiefe, ihre Heiligkeit, ihre Stimmungen
und ihre Wesen zurück. Dies ist ein Vorgang, der den Menschen mit einschließt. Es ist ein Weg aus der Oberflächlichkeit in die Vielschichtigkeit, in
das Ganze und Vollständige hinein. Mythologie führt aus der toten Technikwelt hinaus in die Fülle von Ahnungen und Intuition. Diese Begegnung
verlangt Liebe, Demut und Respekt. Für manchen ist es ein Heilungsvorgang, der die inneren Urbilder der Seele zum Leben erweckt.
Am schönsten ist es, diesen Weg nicht allein zu beschreiten, sondern die
Erfahrungen auszutauschen und Gleichgesinnte kennenzulernen. Diesem
Zweck dient das Mythologie-Wochenende, das sich vor allem mit der
Mythologie in den Alpen beschäftigt.
Wenn Sie sich angesprochen
fühlen, sind Sie herzlich eingeladen!
29.04.-01.05.2016
Im Freizeit- und Fortbildungshaus
Frauensee, A 6600 Lechaschau
Anmeldung:
Bei Elisabeth Wintergerst:
[email protected]
Oder online:
www.mythologie-wochenende.com
25
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Der rote Faden - Familien
Familienaufstellung in der MatriMatri-Linie
„Was erwartet mich, wenn ich da mitmache?“
Gestern – es schneeregnete und war kalt- zog ich mir meine Wanderschuhe an und beschloss, in die Innenstadt zu laufen und den
schönsten „roten Faden“ zu erstehen, den ich finden könnte. Einige
Stunden und 9 Kilometer später saß ich in meinem Wohnzimmer
und wickelte einen wunderbaren Ahninnen-Wollknäuel.
Tue
nichts,
was
sieben
Generationen
nach
dir
schaden
konnte.
:
Seit mich die Idee, Mutterlinien aufzustellen, umtreibt,
habe ich die eigene unzählige
Male aufgemalt und laut hergesagt. Und je öfter ich das
tue, umso stärker scheint das
Band zu den Ahninnen, zu
der Ahninnenlinie zu werden,
aus der ich „stamme“. Wenig
weiß ich von den Urgroßmüttern und Ururgroßmüttern,
aber immerhin ihre Namen, ihre Geburtsdaten, ihre Religionszugehörigkeit, ihren Geburts- und manchmal auch den Sterbeort. Ich, die
ich mich nie irgendwo wirklich heimisch und zugehörig gefühlt habe,
so lange ich der Vaterlinie folgte: mit einer Großmutter, die als
Adoptivkind und mit Flüchtlingsschicksal selbst völlig traumatisiert
und entwurzelt war. Erst in der Mutterlinie scheint eine erstaunliche
auch regionale Kontinuität auf: Ricarda, Roswithastochter, Mariasenkeltochter, Helenesurenkeltochter, Cäciliasururenkeltochter, Katharinasurururenkeltochter… Nehme ich noch meine Tochter hinzu,
dann sind es 7 Generationen in direkter Mutterlinie! Sieben Generationen – das ist die Zahl, die die indigenen Völker Amerikas als Bewusstseinskontinuum einfordern: Tue nichts, was 7 Generationen
nach Dir schaden könnte. Ich erschauere ob dieser immensen
Zeitspanne: Katharina, geboren 1811, wirkt sich aus bis zu Lia,
geboren 1992. Dazwischen liegen 181 Jahre. Wie sah die Welt der
Frauen an der saarländischen Grenze zu Frankreich 1811 aus? Und
wie heute? Grenzgängerinnen, Hagazussas waren wir, sind wir.
Und wäre es nicht wunderbar, wenn ich, Ricarda, in einer Aufstellung
zu Katharina sagen könnte: „Schau her, Katharina, es ist gut
weitergegangen! Wir alle sind aus Dir geboren.“ Und ich sehe, wie
wir dastehen, in der Hand den roten Faden, den jede Mutter an ihre
Tochter weitergibt, der uns verbindet und stärkt, bis zurück in
uranfängliche Zeiten.
26
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Was erwartet uns also beim Aufstellungsseminar „Der rote Faden“?
Verbundenheit, Kontinuität, Frauenkraft, Schutz und Stärkung. Es
geht darum, wieder zu lernen, die Ahninnen zu ehren, sie im Bewusstsein zu haben. „Alles ist aus der Frau geboren“ – so lautet
eines der „heiligen Gesetze“ der Ureinwohner Amerikas. Jede Geburt ist ein Geschenk des Lebens an das Leben. Und wo Leben
geboren wird ist der Einsatz immer hoch. Ehre gebührt den
Müttern…
Es geht darum, Dank zu sagen für das Leben, das uns geschenkt
wurde. Es geht darum gut hinzuhören, was sie uns zu sagen haben,
die Ahninnen. Worum es nicht geht, ist „aufzuräumen“ oder
„Ordnung zu schaffen“ oder altes Familien-Karma neu zu beleben.
Es geht nicht darum, in die Dramen einzusteigen. Es geht darum,
die Mütter sichtbar zu machen, ihr Schicksal zu ehren und bei
ihnen zu lassen und damit unsere Frauenkraft zu stärken.
Diese Art der Familienaufstellung ist Pionierarbeit! Meines Wissens
gibt es das so noch nicht. Welche von euch also neugierig ist und
mutig, welche Offenheit für den Prozess mitbringt und kein
„richtig“ oder „falsch“ erwartet, welche ihre eigene Mutterlinie
stärken will und sich einlassen kann, welche die Verantwortung bei
sich lässt und sich doch führen lässt - diese ist eingeladen und
wird fräudig erwartet am „Muttertag“ zum ersten matrilinearen
Aufstellungstag in Frankfurt!
Wo: Raum Frankfurt, Näheres
wird noch bekannt gegeben.
Die
Mutter
sichbar
machen,
die
Frauenkraft
ehren.
:
ANMELDUNG JETZT:
Wann: Muttertagswochenende,
7.-8. Mai 2016,
Beginn samstags um 10 Uhr,
Ende um 18 Uhr,
Beginn sonntags um 10 Uhr,
Ende um 16 Uhr.
Kosten: € 140*
Mit FRÜHBUCHA-RABATT: € 100*
bei Anmeldungen bis inkl. 29.2.2016
ANMELDUNG nur schriftlich, gerne per Email an:
Ricarda Scherzer: scherzer(at)acca-beratung.de
Ihr erhaltet ausführlichere Informationen nach schriftlicher
Anmeldung.
*Angemeldet ist, welche die Seminarkosten überwiesen und eine schriftliche
Bestätigung von mir erhalten hat.
27
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
:
Das MadesuB
Filipendula ulmaria
Das Mädesüß gehört zur Familie der Rosengewächse und wird auch
Sonnwendwedel genannt, da es in der Zeit des höchsten Sonnenstandes,
um den 21. Juni, blüht und bis zum Ende des Sommers geerntet werden
kann. Kühe und Pferde meiden es, Ziegen und die Bienen lieben es, so
nennt man es im Volk Impenkraut, aber auch Wiesenkönigin oder Wiesengeißbart. In Schweden hat man auf dem Land die Tanzböden damit bestreut.
Botanik
Oft in Gemeinschaft mit dem Baldrian finden wir es an Bächen und in
Feuchtwiesen, zwischen 1 und 1,60 m hoch. Die Pflanze ist ausdauernd,
der Stängel aufrecht, derb, kantig, oben verzweigt, die Blätter sind groß,
unterbrochen gefiedert, deren Ränder gesägt und die Endfieder größer
und 3-5 spaltig. Die Früchte sind gewunden, der Wurzelstock knotig
verdickt. Ihr Geruch und Geschmack sind aromatisch angenehm, der
Bittermandel ähnlich. Die Blüte gestaltet sich in vielen kleinen gelblichweißen Blütchen mit meist 5-6 Kron- und Kelchblättern in vielstrahligen
Trugdolden.
Ziegen
und
Bienen
lieben
es.
Inhaltsstoffe
Sie enthält schwach giftige Glykoide, (also nicht zuviel davon am Tag,
Blüte 2,5-3,5g, Kraut 4-5g, sonst Magenweh oder Übelkeit!) und Gerbsäure, Phenolglykoside, Flavonglykoside und Mineralsalze.
Entdeckung des ASPIRIN!
Berühmt wurde das Mädesüß 1835, als man in ihr die schmerzstillende
Salicylsäure entdeckte (hauptsächlich in Blüten und Wurzel), die auch in
der Rinde der Silberweide zu finden ist. 1899 kam das berühmte ASPIRIN
28
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
auf den Markt, das zwischenzeitlich nur noch chemisch hergestellt wird
(Acetylsalicylsäure). Doch bereits unsere Vorfahren
kannten die fiebersenkende, schmerzstillende,
entzündungshemmende und stimmungserhellende
Kraft des Mädesüß.
Name
Ihr wunderbarer Duft und Geschmack, der Bittermandel ähnlich, wurde zum Aromatisieren des Met und des Bieres
eingesetzt, daher der Name „Metesüß“. Oder war es ihr betörender Duft
nach der ersten Mahd? Astrologisch wird sie dem Mond, Jupiter und
Merkur zugeordnet.
Heilwirkung
Die stark schweißtreibende Kraft des Mädesüß bewirkt Ableitung
von Giftstoffen, daher gilt es auch als blutreinigend. Zudem ist sie
schmerzstillend, harntreibend, krampflösend, gefäßerweiternd, magenwirksam, entzündungshemmend, astringierend, narbenbildend und
allgemein stärkend.
:
Mädesüß ist einsetzbar bei Fettleibigkeit, Wassersucht, Rheuma, Gicht,
Durchfall, Arteriosklerose, Couperose, Steinerkrankungen, Cellulitis und
Wunden. Zudem stärkt sie die Herzfunktion.
Duft
und
Geschmack
der
Bittermandel
ahnlich.
Küche
Auch heute können wir einen schmackhaften
Sirup aus ihr machen oder Marmeladen mit
ihr aufwerten, wenn wir sie mitkochen.
Kopfwehsirup: 6 Blütenstände, 1l Wasser,
50 g Zitronensäure, 1,6 kg Rohrzucker
Blüten mit Wasser, Zitronensäure und
der Hälfte des Zuckers ansetzen. Nach
3 Tagen abseihen und restlichen Zucker zufügen, auf 80° erhitzen, kurz vor
dem Sieden wegziehen und heiß in sterile Flaschen abfüllen, einige
Minuten auf den Kopf stellen.
Ernte
Wir sammeln für Tee oder die Tinktur die Sproßspitzen mit den
oberen Blättern bei Sonne und „Blüte“ im Mondkalender. Getrocknet
mischen wir sie in Grippe- und Erkältungstees, z.B. mit Holderblüten und
Lindenblüten gemischt, das bringt zum Schwitzen. Die Tinktur verwenden
wir innerlich und äußerlich. Zur energetischen Reinigung und Wundbehandlung können wir auch Waschungen mit einem Absud (starker Tee!)
durchführen.
29
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Räuchern
Eine Räucherung mit Mädesüß eignet sich bei Übergängen vom Mädchen
zur Frau (Marlis Bader). Geräuchert hilft sie, Altes loszulassen, macht Neubeginn möglich; sie weckt das unschuldige innere Kind in uns und löst
Verhärtungen. Als Mondpflanze fördert sie Traumbewußtsein und
Intuition.
Tiere
Mädesüß gilt als Heilpflanze des Milchviehs.
Früher wurden Kühe
und Ziegen damit abgeräuchert, Euter mit
dem Absud gewaschen. Man hat die Bienenstöcke damit ausgewischt
(Impenkraut). Bei Hundebiß durch einen tollwütigen Hund wurde es
eingesetzt. Man kaute 3 bis 4 Tage lang klein geschnittene Wurzeln.
Die
Mondpflanze
fordert
die
Intuition.
:
Räuchermischung
nach Marlis Bader:
Mädesüß, Kamille,
Beifuß, Holunder,
Lavendel, Myrrhe,
Fichtenharz
Brauchtum
Im Volksglauben hieß es: Das Mädesüß zieht Glück an, ist Symbol der
Unschuld und es kann Diebe anzeigen.
Ulrike Aicher
Literaturquellen:
Griebl, Von den heiligen Pflanzen unserer Ahnen, Leopold Stocker Verlag
Willfort, Richard; Gesundheit durch Heilkräuter, Trauner (1959)
Marlis Bader, Räuchern mit einheimischen Pflanzen, Kösel
Bächtold/ Stäubli: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens
Ulrike Aicher
Sagen-, Moor und Wildkräuterführerin
Rößleweg 8, 87459 Pfronten
Tel. 08363 925759
www.hollasaga.de; [email protected]
www.mythologie-wochenende.com
30
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
Isch,
Isch, die Lowenzahnwurzel bin eine
hervorragende Verbundete
::
Ist dir eigentlich klar, wie sehr dein Leben (sozusagen) in den Händen
deiner Leber liegt? in jeder Minute zirkulieren 1500 ccm (das sind 1,5 Liter)
Blut durch deine Leber. Einerseits holt deine Leber Stoffe heraus; sie filtert
chemische Verunreinigungen, nicht gebrauchte Hormone, Stoffwechselnebenprodukte (manchmal auch Toxine genannt), infektiöse Organismen
und Ammoniak aus deinem Blut, andererseits fügt sie Stoffe hinzu:
Cholesterin, Phospholipide, Plasmaproteine - um nur einige zu nennen.
Excusez-moi, chérie, hab keine Angst,
du musst dir das nicht alles merken –
du sollst nur wissen, dass deine Leber
über 500 Funktionen übernimmt und
viel Zuwendung und Liebe braucht
(und Docteur Löwenzahn 'ilft dir dabei!), wenn du lange und glücklich
leben willst.
Oui - glücklich, heureusement -! Wenn
bei einem Menschen die Leber nicht in
Ordnung ist, kann sie/er das Leben nicht
genießen, n'est-ce pas? Sind solche
Menschen nicht voll Bitterkeit? Und stört
das nicht den Schlaf? oder den Appetit?
oder das Liebesleben? Ah, wie kann so
jemand joyeuse sein?
“Isch
leuschte
in
disch
hinein.“
So, und wodurch qualifiziert sich Docteur
Löwenzahn als deine Leberverbündete? Ma chérie, isch liebe das Leben isch bin die Leber des Lebens! Und bin randvoll mit lauter guten Sachen,
die deine Leber liebt: Choline, Carotine, Mineralsalze,.. Ich bin also wirklich
der heiße Stoff für deine Leber!
Ich aktiviere und energetisiere deinen Solarplexus - lade ihn auf, leuchte in
ihn hinein, versorg ihn mit Kraftnahrung, bring ihn auf Touren. Und ich
rege den Gallenfluss an, in Leber und Gallenblase. Du brauchst mich, wenn
du Fleisch isst und du brauchst mich, wenn du in der Stadt lebst. Also auf geht’s!
Ich und deine Weisheit als Weise Frau - wir können uns verbünden, wenn
du dir oder anderen bei Leberbeschwerden helfen willst - Schwellung,
Empfindlichkeit, Trägheit, Stauung; oder bei Beschwerden während der
Schwangerschaft, von fettem Essen, nach Chemotherapie oder wenn du
sonstwie chemischen Einflüssen ausgesetzt warst, bei Schäden durch
Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Gelbsucht und Hepatitis.
31
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Docteur Löwenzahn geht ans Werk, wenn die Gallengänge geschwollen
oder blockiert sind, bei Gallensteinen (auf Cholesterinbasis), Verdauungsstörungen, Dyspepsie und chronischer Verstopfung (vor allem bei alten
Menschen, die nicht mehr aus dem Bett kommen).
Und dann kannst du mich auch 'olen, wenn du dich vergiftet 'ast. Besonders gut bin isch bei Lebensmittel- oder Pilzvergiftungen - dann wecke ich
die Lebensgeister (Holzkohle und slippery elm 'elfen mir, das Gift zu neutralisieren und die Leber zu entlasten). Alors - isch kann dir sogar 'elfen
bei beginnender Leberzirrhose. Aber wart lieber nicht so lange um mich
kennenzulernen, chérie!
Adele Dawson berichtet, dass in chinesischen Krankenhäusern 80% der
Appendizitis-PatientInnen nach Behandlung mit LöwenzahnwurzelPräparaten ohne Operation gesund wurden.
Löwenzahnwurzel ist ein Tonikum - was denn sonst?
(Zahlen geben Milligramm pro l00g Löwenzahnwurzel an)
Bin ich etwa nicht über Jahrhunderte auf der ganzen Welt - vom Mittelmeer bis China als bitteres Tonikum benutzt worden?
Docteur Löwenzahn ist stark, kann zubeißen und 'at soviel Grütze im Kopf,
dass sie deine Innereien garantiert in
Gang kriegt. Tu dich mit mir zusammen,
dann werden wir deine Leber schon auf
Trab bringen ('ab isch dir schon gesagt,
n’est-ce pas?), deine Milz auch, und den
Magen, die Bauchspeicheldrüse, die
Nieren, die Haut, das Nerven-, Drüsen-,
Verdauungs-, Harn-, Kreislauf-, Immunund Lymphsystem. Also, ich sag ja - ich
bin eine phantastische Ärztin!
Isch
kann
dir
elfen,
Chérie.
Du weißt ja: isch bin voller Extreme, eh?
Aber in meiner Zusammensetzung bin
ich total ausgeglichen! Ich tonisiere alles
mit einer ausgezeichneten Mischung von
Erd-Mineralsalzen, und deine Ernährungsgrundlagen verbesser' ich auf der
zellulären Ebene.
Kein Wunder, dass man mir nachsagt, appetitanregend zu sein. Da bekommst du Lust auf das Leben selbst! Und ich verschaff' dir die nötige
Kraft dazu.
Susun Weed
Übersetzt von Anne Gentner, Rat der Großmütter
32
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Mit dem Farn fliegen
Pflanzen-Begegnungen: Heilsame Wege mit der
Pflanzen-Kraft
Auszüge aus dem Buch von Andrea Wild
SIE
findet
dich
vielgestaltig
Draußen zu mir kommen, meinen Atem verbinden
mit dem Atem der Erde und allem, was wächst. Meine Verbindung zur
Erde spüren
und zu allem,
was mit mir wächst.
Mich von einer Pflanze rufen lassen. Ein Kraut? Ein Strauch? Ein Baum?
Ein Pilz? Ein Gras?
Zu ihr finden, ihre Bekanntschaft machen,
eine Weile mit ihr zusammen sein. Schwingung, Lied, Farben, Anteil des
Lebens dieser Pflanze sein.
Eine Erfahrung, eine Botschaft?
Eine Antwort, eine Aufgabe? Stille? Ruhe?
Die Fülle? Die Leere?
Alles ist willkommen.
Ich bin willkommen.
So viel Schönheit,
deren Teil ich sein darf.
Gerade jetzt.
Aus der Einleitung
Der noch zu Zeiten unserer Großeltern vorhandene Wissensschatz
Trancehaltung der
um die Nutzung von Wildpflanzen
südmährischen Frau
wird in unserer heutigen Zeit immer seltener. Pflanzen-Erkennungsbücher gibt es viele, das Internet bietet eine breite Palette, sich Wissen über die Pflanzen und deren Erkennungsmerkmale sowie ihre heilkundlich erforschten und medizinisch
anerkannten Wirkungen zugänglich zu machen. Die Beschäftigung mit
den Pflanzen ist eher auf die ergebnis- und konsumorientierte Nutzung
beschränkt.
33
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Was aber wäre, wenn ich grundsätzlich zuerst einmal fragen würde, was
ich geben, was ich für ein Pflanzen- oder Tierwesen tun kann, bevor ich
selbst mir nehme, nehme, nehme …? Ich spreche bewusst von „ich“, bin
ich doch selbst so darauf fixiert, mir von allem und jedem in meinem
Leben zunächst einmal den möglichen Nutzen zu verschaffen. Sehr viele
Menschen sind am größtmöglichen Profit orientiert, ohne den Sinn des
Schenkens, des Gebens, des Austauschens jemals gelernt oder gar
begriffen zu haben. Ich bemühe mich seit Jahren sehr darum, dies in
meinem kleinen Kosmos zu verändern. Nicht immer gelingt es, aber
wenn ich mich bewusst in das Feld des Wahrnehmens begebe, bin ich
„im Austausch“.
Pflanzen sind – wie die Tiere – unsere Partner im Ökologischen System.
Wir können unsere Versorgung von einem System des Ausbeutens und
Ausblutens der ökologischen Ressourcen zu einem Leben im Austausch
mit, in Achtsamkeit und Respekt vor den Formen anderen Lebens entwickeln. Schritt für Schritt werden wir in den kommenden Jahrzehnten
diese Wandlung vollziehen müssen, um ein Überleben unseres Planeten
gemeinsam zu ermöglichen. Ein kleiner Schritt auf diesem Weg ist die
Wahrnehmung der noch weitestgehend unerforschten Zugänge zu
anderen Formen der Lebensenergie und der Umgang damit.
:
SIE
fullt
dich
mit
Frieden
Andrea Wild: Schwelle
Dieses Buch lädt dazu ein, den Pflanzenwesen näher zu kommen, die
Lebensformen von Menschen und Pflanzen zu verbinden, eine neue Art
des Zugangs zu den Heilkräften von Pflanzen zu finden und zu einem
achtsamen Austausch zwischen Menschen und Pflanzen beizutragen.
34
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Wie eine Pflanzen-Begegnung „passiert“
Das Konzept „Trance-Reisen in Pflanzen-Räume“
Innere Reise zum Kontakt mit der Pflanzenkraft
Trance-Reise zur Botschaft der Pflanze
Die rhythmische Anregung
Eine allgemeine Körperhaltung, um in Trance zu reisen
Kontakt mit der Pflanze herstellen
Trance-Haltungen nach Prof. Dr. Felicitas Goodman
Heilungstrancen
Schwellengang
Visualisierung und Trance
Die Magie der Pflanzen … die Weise Frau
Trance draußen in der Natur
Baum-Trancereise in der Gruppe
Dein Märchen als Spiegel
Visualisierung zur Verbindung mit einem Baumwesen
Andrea Wild:
Veränderung
SIE
umarmt
dich
mit
Leichtigkeit
Das Buch umfasst 108 Seiten und ist erhältlich direkt bei der Autorin.
„Mit dem Farn fliegen – Pflanzen-Begegnungen – Heilsame Wege mit
der Pflanzen-Kraft“
Andrea Wild
Es gibt auf Wunsch auch eine dazu erstellte CD, die Anleitungen zu Visualisierungen,
Tranceritual, Schwellengang, Pflanzen-Meditation und mit Pflanzen gerasselte und
getrommelte Rhythmen für die Trance enthält. Mehr dazu und zum Angebot PflanzenBegegnungen 2016 gern auf Anfrage:
Andrea Wild - Remscheid - Tel. 02191/21854
[email protected]
35
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Liebe Pflanzen-Begeisterte,
Begegnung mit den Pflanzen-Geistern erleben wir seit 2008 in
Gruppen zwischen fünf und vierzehn Personen. Dazu haben wir das
Angebot der gemeinsamen Pflanzen-Trancen mit Liebe und Freude
auf- und ausgebaut.
Wir lassen uns von einer Pflanze einladen, nähern uns ihr in der Natur, dort wo sie wächst, gehen später mit Ihrem Geistwesen in eine
Tranceverbindung und erleben so einen ganz besonderen Austausch,
erfahren Heilung und Botschaften der Pflanzengeister, die uns nähren,
unterstützen, bereichern, stärken.
:
TranceErleben
in
Korperhaltungen,
die uns
aus vielen
Kulturen
der Welt
uberliefert
wurden,
bringt
uns in
Kontakt
mit den
PflanzenWesen
:
Die Trance-Verbindung bauen wir auf mit Hilfe eines kleinen Rituals, in
dem wir die Kräfte zu uns rufen, die uns nähren und stärken, und die
Pflanze bitten, ihre Informationen und ihr Feld für uns zu öffnen. Sodann nehmen wir in dazu geeigneten Körperhaltungen den Rhythmus
von Trommel oder Rassel in uns auf und reisen auf diesem Rhythmus
in eine andere Wahrnehmungsebene, auch als „schamanisches
Reisen“ bekannt.
Die Begegnungen boten wir monatlich abends für Gruppen interessierter Menschen an, es brauchte hierzu keine besonderen Vorkenntnisse. Jeder Abend bot ein in sich geschlossenes Ritual, das heilende,
klärende, verbindende Schwerpunkte offenbarte. In diesem Rahmen
fand auch das Seminar "Zauberpflanzen um uns herum" mit einer festen Gruppe an fünf Abenden statt. Mit dem Jahresverlauf haben wir
die Pflanzen an den Orten aufgesucht, wo sie wachsen, sind mit ihnen
in Kontakt - in feinstoffliche Verbindung - gegangen, haben im geschützten Kreis Trancereisen und Pflanzenmeditationen erlebt und
durften im Austausch miteinander Altes Wissen neu für uns entdecken.
36
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Welche Pflanzen wir kennen lernen, hängt von der Einladung der Pflanzenwelt selbst ab - vom Jahresverlauf, von der Witterung, der Entwicklung in der Natur – und wir schauen immer kurzfristig, welche Pflanzen
uns wann erwarten und wo wir gut in Kontakt gehen können. Es geht
um Kontakt auf feinstofflicher Ebene - mit Hilfe von Pflanzenmeditation
und Trancereise. Dazu hilft uns im Äußeren oft die körperliche Kontaktaufnahme mit zum Beispiel dem ätherischen Öl der Pflanze oder der
wässrigen Pflanzenessenz, vielleicht eine Räucherung oder ein Tee, soweit es sich um genießbare Pflanzen handelt. Auf diese Weise wollen
wir in achtsame Verbindung mit dem Geist der Pflanze gehen.
Ob es Kräuter, Gräser, Bäume,
Sträucher oder Blumen sind –
wir erleben immer wieder, wie
sie sich öffnen, uns einlassen
in ihr Feld, wie sie für jede und
jeden der so unterschiedlichen
Teilnehmenden eine ganz persönliche Botschaft haben, wie
jede Person berührt und beschenkt wird. Manchmal findet
eine sich in den einzelnen
Erlebnissen der Trancereise
ergänzende Botschaft im ganzen Kreis ihre Resonanz, und
fast jedes Mal durften wir draußen
in der Natur magische Momente im Feld des Pflanzenwesens erleben.
DU
musst
nur
bereit
sein
und
vertrauen
Ob es der heilsame Austausch mit dem Salbei-Gamander, überraschende Geschichten vom Hohlzahn, die am Bach murmelnde Magie der
Pestwurz, die so besondere Kraft der Mistel, die Informationsnetze der
Moose oder Wilde Flüge mit Eberesche oder Rotem Holunder sind, nie
wissen wir vorher, was uns zuteil wird – oft ist es sehr viel mehr als die
botanischen und kräuterheilkundigen Informationen, die wir zum praktischen Pflanzenwissen zusammengetragen haben.
Andrea Wild
Mehr dazu gern auf Anfrage:
Andrea Wild – Remscheid
Tel. 02191/21854
[email protected]
37
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
Brutblatter
Eine parthenogenetische Mutter-Pflanze
Die Pflanzen der Sorte Bryophyllum, die zu den Calanchoen gehören, sind
die perfekten Single-Mütter. Keine Bestäubung ist nötig, um sich zu vermehren, das können sie ganz allein. Darin sind sie so perfekt, dass ich
Probleme hatte, von den Pflänzchen einen Ableger zu bekommen. Wen
auch immer ich fragte, ich bekam zur Antwort: „Brutblatt? Geh mir damit!
Ich habe ALLE Pflanzen ausgerissen und weggeworfen!“ Gerne wurde dann
noch die Schilderung angehängt, wie aus einer einzigen Pflanze plötzlich
gaaaaanz viele wurden, die alles in ihrer Umgebung gnadenlos überwucherten. Schade, denn wer mehr über sie weiß, ist vielleicht dankbar dafür,
dass sich die Brutblätter so schnell vermehren, denn sie haben eine ganze
Menge zu bieten.
Sie gehören zu den Dickblattgewächsen, und wer ein Blatt in der Hand
hat, weiß warum: Es ist fleischig, dick und saftig. Bryophyllum kommt
ursprünglich aus Madagaskar und hat ca. 120 verschiedene Arten.
Foto:
Wikipedia
Die
perfekte
SingleMutter
Medizinisch interessant und ein bisschen erforscht sind davon zwei:
Calanchoe Pinnata/Bryophyllum Pinnatum/Bryophyllum Calycinum, die
Keimzumpe und Calanchoe Daigremontiana/Bryophyllum Daigremontianum, der Einfachheit halber hier „Brutblatt“ genannt. Man findet die
Pflanzen in der Literatur unter Bryophyllum ebenso wie unter Calanchoe
als Oberbegriff. Es herrscht ein leichtes Durcheinander, aber die beiden
wichtigsten Arten sind ganz gut zu erkennen. Nicht zu den Brutblättern
gehört die beliebte Zimmerpflanze „Flammendes Käthchen“ (Calanchoe
Blossfeldiana), also bitte bei Experimenten nicht aus Versehen diese
Pflanze verwenden! Ich habe zwar gelesen, dass sie ungiftig ist, aber über
eine therapeutische Wirkung ist nichts bekannt. Gehen wir zurück zu den
Brutblättern.
38
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Zusätzlich zu ihren botanischen Namen haben sie auch eine Menge
volkstümliche: Teufelsrückgrat, Mother of Millions, Ferkelnde Sau, Mutter –
Kind – Pflanze und Kindlpflanze. Bei den spanisch sprechenden Völkern
Süd- und Mittelamerikas und der Karibik heißt die Keimzumpe Yerba Bruja
(Hexengras), Hoja Bruja (Hexenkraut) oder einfach Bruja. Und die Hexe
hielt man für ein Allheilmittel, rundum gesund und „gegen alles“. Bei uns
ist die Zumpe auch bekannt als Goethepflanze, denn als der sie 1818
kennenlernte, war er so begeistert von ihr, dass sie ihn zu seiner
Beschreibung der Urpflanze und zu seiner „Metamorphose Pflanzen“
inspirierte. Direkt beschrieb er sie in einem Brief an Marianne von
Willemer, dem er auch ein Blatt beilegte:
Mit einem Blatt Bryophyllum
calycinum
Merke,
wie
sie
Wurzeln
schlagt!
:
Was erst still gekeimt in Sachsen,
soll am Maine freudig wachsen;
Flach auf guten Grund gelegt,
Merke, wie es Wurzeln schlägt!
Dann der Pflänzlein frische Menge
steigt in luftigem Gedränge.
Mäßig warm und mäßig feucht
ist, was ihnen heilsam däucht;
Wenn Du's gut mit ihnen meinst,
blühen sie Dir wohl dereinst.
Das Brutblatt vermehrt sich, wie der Name schon sagt, indem es junge
Pflänzchen an seinen Blättern bildet. Rund um den Blattrand können bei
einem großen Blatt etwa 50 kleine Kindel hängen. Wenn sie ein paar
Würzelchen gebildet haben, fallen sie ab und wachsen meistens gleich
wieder an. Vielleicht nicht gerade auf Asphalt, aber ich habe manchmal
die Vorstellung, dass ein Kindel sogar anwachsen würde, wenn man es
sich in den Bauchnabel steckte. Das gäbe bestimmt ein hübsches
Pflanzenpiercing.
Die Keimzumpe macht es sich noch einfacher. Ein Blatt oder sogar ein
Blattstück, das sie verliert, vergammelt nicht, sondern bleibt knackig feucht
auf dem Boden und lässt sich Wurzeln wachsen. Die neue Pflanze lässt
dann nicht lange auf sich warten. Trotz ihrer schnellen Vermehrungsmethode können sie auch Blüten und Samen bilden und sich dadurch
fortpflanzen. Schließlich muss nicht die ganze Familie um die Mutter
herumhocken, ein paar Samen können ruhig davonwehen und woanders
eine neue Großfamilie gründen. Bevor sie eine Blüte bilden, zieren sich die
Pflanzen ein bisschen. Sie blühen erst bei weniger als 10 Stunden Licht am
Tag auf. In einem normalen Raum ohne künstliche Beleuchtung kann man
sie bei uns im Winter ganz gut zum Blühen bringen. Auch bei den Blüten
sind sie nicht sparsam und bilden Blütenkronen, in Beuteln wachsen dann
winzig kleine Samen, natürlich auch hier „viele“, wegen der Winzigkeit
macht sich niemand die Mühe, zu zählen, wie viele genau.
39
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Brutblätter wachsen schnell. Die beiden winzigen Pflänzchen, die ich
letztes Jahr zu Jul gekauft habe, sind jetzt schon stattliche Pflanzen mit
vielen Jungen, die mir öfter ein Blatt spenden. Die Fähigkeiten, für die ihr
der Titel „Hexe“ verliehen wurde, sind aber nicht nur ihrem schnellen
Wachstum und ihrer Vermehrungsfreudigkeit geschuldet, sondern ihrer
medizinischen Wirkung. Zerquetscht und äußerlich aufgetragen helfen sie
bei Ekzemen, Fußpilz, Geschwüren, Entzündungen und gegen Warzen. Bei
Ohrenschmerzen soll man sich etwas Saft in die Ohren träufeln. Trinken
soll man ihren Press-Saft bei Schmerzen und Entzündungen aller Art,
gegen erhöhte Cholesterinwerte, bei Rheuma, Husten und Erkältungen.
Sogar bei Tumoren sollen sie helfen. In Russland isst man sie wohl
regelmäßig zur Stärkung der Abwehrkräfte und schnuppert bei Schnupfen
an den Blättern (die allerdings kaum riechen). Ich bin über die Brutblätter
gestolpert, als ich auf der Suche war nach einem pflanzlichen Valium
gegen hormonbedingte Panikanfälle. Gerade hier, bei Depressionen und
Angstzuständen, sollen die Brutblätter besonders wirksam sein. Ich fand
sie einen Versuch wert, und da ich schon seit Jahren jeden Monat zwei bis
drei Nächte von Panikanfällen traktiert werde, war es leicht, es einmal
auszuprobieren. Also habe ich diesmal nach der ersten Paniknacht sowohl von Zumpe als auch von Brutblatt ein großes Blatt verspeist – sie
schmecken leicht nach Gurken und
sonst nach nichts – und tatsächlich
die Nacht darauf gut geschlafen.
Dasselbe die Nacht darauf. Dasselbe
im Monat darauf.
Sie
schmecken
leicht
nach
Gurken.
Nun ist so ein Selbstversuch natürlich
noch lange kein Beweis, Placeboeffekt
und Zufälle können ein Ergebnis verfälschen und eine einzige Versuchsperson mit zwei Versuchen ist noch lange nicht repräsentativ. Aber ich
finde es trotzdem vielversprechend und werde weiterhin meinen Schlaf
mit Hoja Bruja unterstützen. Zusätzlich landen immer mal wieder ein paar
Kindel oder ein Blatt im Salat. Eine Pflanze, die einen so guten Ruf hat,
kann man schon öfter essen. Ob sie wirklich bei Erkältung hilft, werde ich
dann im nächsten Winter testen.
Als Fertigprodukt gibt es von Weleda sowohl homöopathische Mittel als
auch ein Pulver aus dem getrockneten Press-Saft, das ich als nächstes
testen werde. Denn obwohl die Pflanze schon sehr schnell wächst, um ein
Blatt pro Tag zu opfern, ist sie doch nicht schnell genug. Bryophyllum von
Weleda unterstützt auch werdende Mütter, denn seine Wehen hemmende
Wirkung hilft gegen Frühwehen.
Marion
www.schlangengesang.com
40
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
Gemuse aus dem Sack
Ein Garten auf kleinstem Raum
Wie kann man sein eigenes Gemüse anbauen, ohne auch nur ein
winziges Stück Land zu besitzen? In dem man die Pflanzen in einem
Sack hochzieht. Man befüllt einen großen Sack aus Sisal oder Nylon
mit Erde und setzt oben und in Löcher, die man in die Seiten
schneidet, die Pflanzen.
In der Mitte des Sackes wird ein
Plastikrohr mit kleinen Steinen
befüllt. Anschließend füllt man
Erde und Dünger in den Sack
und zieht das Rohr wieder raus,
so dass die Steine wie eine Säule
in der Mitte des Sacks stehen
bleiben. Sie sorgen dafür, dass
später das Wasser auch wirklich
bis zum Boden gelangt und die
gesamte Erde gut bewässert werden kann.
Mutterland
fur
eine
jede.
:
In mehreren Ländern halten Organisationen in den Armenvierteln
nach freien Grundstücken Ausschau und verhandeln mit den Besitzern.
So können ganze Grundstück mit Sackgärten bestückt werden und
verschaffen den Frauen eine Möglichkeit, ihre Familie mit frischem
Gemüse zu vorsorgen, welches sie sich auf dem lokalen Markt oft
nicht leisten können.
41
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Filmempfehlung der
Mutterlandstiftung:
http://www.3sat.de/mediathek/
index.php?display=1&mode
=play&obj=32468
www.mutterland-stiftung.de
Buchvorstellung: Hexenwerk
Wildkräuter-Sammelsurium rund ums Jahr
All-Wetter-Tagebuch
Zwei
Krauterhexen
unterwegs.
:
Ein Blick in die Hexenwelt, der sich lohnt: Hier sammeln zwei Kräuterhexen jeden Donnerstag Wildkräuter – einmal rund durchs ganze Jahr.
Sie suchen nach vergessenen Geschichten und Bräuchen der Kräuter,
Dichten und erfinden Rezepte neu. Sie lassen sich von der Natur inspirieren, sammeln Wissen um verborgene Heilkräfte der Wildpflanzen
und bereiten Tees, Tinkturen, Öle, Umschläge und viel anderes zu. Sie
brauen sich ein Hexenbier und setzen sich einen wirksamen Magenbitter,
Waldmeisterschnaps und jede Menge Liköre, auch Limonaden an.
Sie backen Wildkräuterbrötchen und verraten, woher der Name Hexe kommt.
Sie erzählen sich Kräutergeschichten
am Feuer und schreiben ein Raunachtsmärchen. Zu den Jahreskreisfesten holen
sie ihren Besen raus und feiern auf ihre
ganz eigene Art. Wenn sie nicht mehr
weiter wissen, unternehmen sie einen
Medizingang und gelangen so an unbekannte Wegkreuzungen.
Wie? Lest selbst.
Ulla Janascheck, Elise Richer,
Freya Verlag, Linz, Dez. 15,
19,95 €
ISBN 978-3-99025-215-4
42
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Wilde Delikatessen
Vom Arme-Leute-Essen zum Gaumenschmaus
Daniela Parr führt ein Interview mit Dr. Markus Strauß, dem Autor der
Buchreihe „Natur und Genuss“.
Wie kommt es zu ihrem Interesse für Kräuter? Beim Thema
Wildkräuter denken wir eher an die Kräuterfrau.
Schon von klein auf habe ich mich die Natur interessiert. Ich bin auf
einem Bauernhof in der Nähe des Bodensees aufgewachsen und kannte
schon als Kind die Namen der meisten Bäume und Pflanzen. Lange Zeit
war mir allerdings nicht klar, dass man so gut wie alles, was bei uns
wächst, mit der entsprechenden Zubereitung auch essen kann.
Was ist das Spezielle an Wildkräutern?
In unseren Breiten gedeihen um die 1.500 essbare Kräuter, Blumen, Blätter
und Früchte. Erst seit rund
6.000 Jahren bauen die
Menschen Obst und Gemüse
an. Davor ernährten wir uns
Millionen Jahre lang von
Wildpflanzen. Wildpflanzen
haben einen sehr hohen
Anteil an Vitaminen, Eiweißen
und Mineralstoffen. Sie müssen nicht gesät, gegossen,
gedüngt oder gejätet, sondern nur geerntet werden.
Besser kann man es nicht
haben.
Besser
kann
man
es
nicht
haben.
Es sieht so aus, als ob das Thema Wildkräuter sich durch ihr Leben
zieht.
Nach meinem Geologiestudium in Heidelberg, verbrachte ich ein Jahr in
Nepal im Himalaja. Ich wollte herausfinden, wie die Hochgebirgsbewohner
ökologisch Tee anbauen und schrieb meine Promotion über dieses Thema.
Neben Tee werden hier auch so genannte „cash crops“ kultiviert, z.B. Ingwer oder Kardamon. Diese tauschen die Bewohner gegen alltägliche Dinge, die sie zum Leben benötigen. Fast die ganze Wirtschaft funktioniert
ohne Geld. Die Landwirtschaft wird als reine Subsistenzwirtschaft betrieben.
43
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Nach meinem Auslandaufenthalt arbeitete ich bei einem Finanzdienstleister, wo ich Businesspläne erstellte und Unternehmen beriet, wie sie
am besten ihr Geld anlegen. Dies stand im krassen Gegensatz zu dem,
was ich bei den Ureinwohnern im Himalaja erlebt hatte. Bei uns in Europa
verlassen sich alle darauf, dass sie in einen Supermarkt gehen und alles
kaufen können, was sie benötigen. So gut wie niemand besitzt Land, auf
dem etwas angebaut werden könnte. Wir sind sehr abhängig von der
Geldwirtschaft.
Essbares
zwischen
den
Gemusebeeten.
:
Schließlich musste ich mir eingestehen, dass der Job bei dem
Finanzdienstleister nicht zu mir
passte. Mein Weg führte mich
in eine Lebensgemeinschaft in
Thüringen, in der ich mehrere
Jahre gelebt habe. Mir fiel auf,
dass ich mehr von dem aß, was
zwischen den Gemüsebeeten
wuchs. Vor allem Löwenzahn
im Salat war für mich zwischenzeitlich zur Selbstverständlichkeit
geworden. In Thüringen beschäftigte ich mich schließlich auch mit den
Inhaltsstoffen der Kräuter. Sämtliche Wildkräuter enthalten bei weitem
mehr Nährstoffe als konventionell erzeugte Lebensmittel. Auch Bäume, die
keine Obstbäume waren, rückten damals in meinen Focus.
Wie kommt es, dass sie heute in einer Großstadt leben?
Es dauerte nicht mehr lange, bis ich mein erstes Buch schrieb. Für meine
Tätigkeit als Autor übersiedelte ich nach Stuttgart, da hier mein Verlag
sitzt. Auch schnelles Internet ist wichtig für meine Arbeit. Das gab es in
Thüringen nicht. Es gefällt mir, den Menschen in der Großstadt zu zeigen,
dass es auch hier ohne großen Aufwand möglich ist, mit selbst
gesammelten Wildkräutern den Speiseplan mehr als nur zu ergänzen.
Seit über 10 Jahren schreibe ich nun Bücher, gebe Seminare über
Selbstversorgung in der Natur und organisiere botanische Wanderungen
in Stuttgart-Degerloch im „Haus des Waldes“. In einem Ballungsraum wie
Stuttgart finden diese Veranstaltungen ein interessiertes Publikum.
In ihrem Buch „Köstliches von Waldbäumen“ stellen Sie Waldbäume
vor, die mit ihren Früchten und teilweise auch mit ihren Blättern zu
einer gesunden Ernährung beitragen.
Bei einer meiner botanischen Wanderungen sprach mich ein Mann an,
dass es ja gut und schön sei mit der Ernährung durch Wildkräuter, aber
eine gewisse Menge an Kohlenhydraten brauche der Körper doch auch.
44
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Da mich dieses Thema nicht mehr losließ, beschäftige ich mich seit dieser
Zeit auch mit Esskastanien, Bucheckern und Lindennüsschen. Besonders
die vielseitigen Eicheln rückten dabei in meinen Focus. Über ein Antiquariat kam ich an ein sehr altes Buch einer Frau, die beschreibt, wie sie ihre
Kinder nach dem Krieg im ausgebombten Berlin mit einem Sack Eicheln
durch den Winter gebracht hat. Das Buch enthält verschiedene Rezepte,
z.B. eine sehr gute Anleitung zur Herstellung eines Brotes aus Eichelmehl.
Der Trick besteht darin, die Eicheln für vier Tage in Natron einzuweichen.
Dabei verlieren sie ihren bitteren Geschmack. Es ist sogar möglich, die
gemahlene Eichelmasse als Fleischersatz zu verwenden. Zubereitet mit
Tomatensoße ergibt sie eine sehr gute „Bolognese-Soße“ zu Nudeln. Bei
meinem jährlichen Studiengang „Fachberater_innen für Selbstversorgung
mit essbaren Wildpflanzen“ kommt diese Soße immer sehr gut an. Das
Schälen der Eicheln ist zudem eine gute Beschäftigung, um vom Stress
des Alltags herunter zu kommen und zu entschleunigen.
Eicheln
werden
zu
Brot.
Welchen Rat können Sie frau geben, wenn sie gerade erst mit dem
Sammeln von Wildkräutern beginnt?
Auch in meiner Küche gibt es nur 15 Kräuter, die ich regelmäßig nutze.
Für Einsteiger_innen empfehle ich Giersch und Brennnessel. Giersch kann
als Gemüse ganz ähnlich wie Spinat zubereitet werden und schmeckt
ausgezeichnet. Er wirkt Harnsäure ausleitend und enthält viel Eiweiß. Die
vielseitige Brennnessel enthält viel Eisen und ist daher gerade für Frauen
besonders zu empfehlen. Als drittes Wildkraut empfehle ich den Löwenzahn. Die jungen Triebe können im Frühjahr im Salat verwendet werden.
Mutigere Naturen können sich auch einen reinen Löwenzahnsalat zubereiten. Dazu würde ich aber erst raten, wenn sich die Geschmacksnerven
an die Bitterstoffe in den Wildkräutern gewöhnt haben. Bitterstoffe werden leider schon seit Jahren aus vielen Kulturpflanzen herausgezüchtet.
Dabei regen sie die Verdauung an, reduzieren das Hungergefühl und
wirken sich auf bestimmte Krankheiten positiv aus. Ich finde, eine Mahlzeit
sollte alle unsere Geschmacksknospen ansprechen: von salzig über sauer,
scharf, bis zu süß und bitter.
45
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Wir hören oft von einer Gefahr durch den Fuchsbandwurm? Ist es
gefährlich, sich Kräuter direkt aus dem Wald zu holen?
Wenn diese Behauptung zutreffen würde, dürften wir auch keinen Kopfsalat aus dem Freiland essen, denn auch dort läuft der Fuchs herum. Laut
Robert-Koch-Institut gibt es in Deutschland 25 Fälle einer Infektion mit
dem Fuchsbandwurm im Jahr. Die meisten davon werden durch Haustiere
übertragen. Die Lage ist also nicht so schlimm, wie es uns weisgemacht
wird.
:
Anbau
von
Wildkrautern
in
Parks.
Im vorigen Jahr haben Sie die Stiftung Essbare WildpflanzenParks
(Ewilpa) gegründet.
In den Wildpflanzenparks werden ausschließlich Wildkräuter angebaut und
Bäume und Sträucher gepflanzt, deren wilde Früchte in der Küche von
Nutzen sind. Das Thema „Ernährung mit Wildkräutern“ soll damit mehr in
die Mitte der Gesellschaft gerückt werden.
Weitere Infos zur Stiftung finden Sie unter: www.ewilpa.net
Vielen Dank für dieses Interview.
Ich danke Ihnen.
:
Das Interview fuhrte Daniela Parr
Mehr Infos:
www.dr-strauss.net
Aus dem Buch „Köstliches von Waldbäumen“ stellen wir auf den nächsten
Seiten die Sommerlinde vor und präsentieren das Rezept für erfrischende
grüne Smoothies aus den Knospen der Linde. Beides hat uns Dr. Markus
Strauß zum Abdruck überlassen.
46
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Sommerlinde
Tilia platyphyllos
Erkennungsmerkmale
Sommerlinden werden bis zu 35 m hohe und bis zu 1000 Jahre alte
Bäume. Der Name „plathyphyllos“ bedeutet „mit breitem Blatt“: die
weichen, herzförmigen Blätter sind größer als bei der anderen heimischen
Art, der Winterlinde. Die Blätter stehen wechselständig, haben einen
einfach gesägten Rand uns sind lang gestielt. Die Blätter fühlen sich weich
und flauschig an, da sie behaart sind. Auffallend sind die in den Winkeln
der Blattnerven an der Blattunterseite in weißen Büschelchen stehenden
Haare. Jeweils 3-5 der kleinen gelblich-weißen Blüten hängen gemeinsam
an einem Blütenstil nach unten. Ein mit dem Blütenstil verwachsenes
Hochblatt dient im Herbst als Flugsegel und hilft die Samen, kleine
Linden-Nüsschen, zu verbreiten.
Lindenblatter
als
Salat
und
Gemuse.
:
:
Sammeltipps
Sommerlinden zählen zu den Edellaubhölzern und gedeihen von Natur aus auf
nährstoffreichen Böden in wintermilden
und eher feuchten Lagen. Die Sommerlinde ist ein weit verbreiteter Zier-, Parkund Alleebaum. Vom Frühjahr bis in den
Herbst hinein gibt es an der Sommerlinde
immer wieder etwas wertvolles zu sammeln:
von April bis Ende Juni die jungen Blätter,
Blütenknospen von Mai bis Mitte Juni, die Blüten selbst etwa Ende Juni,
junge Früchte ca. zwei Wochen nach der Blüte und schließlich die reifen,
ölhaltigen Nüsschen im Oktober.
Inhaltsstoffe
Lindenblüten enthalten ätherische Öle, Flavonoide, Schleim- und Gerbstoffe. Lindenblütentee wird bei Erkältungskrankheiten verordnet. Er lindert
den Hustenreiz, wirkt schweißtreibend und fördert den Schlaf. Die Früchte
der Linde, kleine Nüsschen, enthalten 20-28% fettes Öl und lassen sich
daher auch zur Speiseölgewinnung nutzen.
Verwendung in der Küche
Die jungen Blätter schmecken als Salat und eigenen sich auch zur Zubereitung von einem spinatartigen Lindenblatt-Gemüse. Die Blütenknospen
lassen sich ebenfalls im Salat und auch als Gemüse zubereiten. Aus den
frisch aufgeblühten Blüten lässt sich nicht nur der bekannte Tee herstellen,
sondern auch „Lili“ – erfrischende Linden-Limonade. Die jungen Früchte
der Linde kann man, in Balsamico- oder Estragonessigwasser gekocht, als
Linden-Kapern einlegen, um diese später als Antipasti zu genießen. Mittels
einer Ölpresse kann man aus den ausgereiften kleinen Nüsschen ein sehr
schmackhaftes, zitronenfarbenes Speiseöl gewinnen. 6-8 kg Nüsschen
ergeben 1 Liter Öl.
47
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
BaumBaum-Smoothie mit Lindenblattern
Ein Rezept für das Frühjahr
Das folgende Rezept ist für jeweils 4 Gläser berechnet:
100 g junge Lindenblätter (Tilia plathyphyllos oder T cordata)
2 Äpfel
2 Orangen, geschält
1 Zitrone oder Limette
2 EL Ahornsirup
400 ml reines Wasser
Besondere Inhaltsstoffe der
Lindenblätter: viel Chlorophyll sowie
Schleimstoffe, organisch gebundene Mineralstoffe und Spurenelemente
Linden findet man häufig in Laub- und Mischwäldern, Parkanlagen und
Alleen. Das junge Laub beider bei uns heimischen Lindenarten ist essbar,
jedoch ist das der Sommerlinde schmackhafter und weicher und kann
auch längere Zeit - bis in den Juni gesammelt werden. Besonders ergiebig
sind die an den Linden typischen Stockausschläge (Triebe direkt aus dem
Stamm). Sie liefern bis weit in den Juni hinein noch junge und zarte Blätter.
Das Abernten dieser Stockausschläge schädigt den Baum in keiner Weise
und hilft sogar den Stadtgärtnern bei der Pflege der Bäume.
Dr. Markus StrauB
:
Der Grune Mann
Das unbezähmbare Leben
Ein Auszug aus dem Buch: „Der grüne Mann“ von William Anderson
Der Grüne Mann steht für das unbezähmbare, durch nichts zu unterdrückende Leben. Wenn man erst einmal auf ihn aufmerksam geworden
ist, trifft man überall auf ihn, und er spricht zu einem. Er ist ein Bild aus
der Tiefe der Prähistorie: er taucht auf und scheint wieder zu vergehen;
dann tritt er nach langen Abschnitten des Vergessens in vielen Perioden
der letzten 2000 Jahre wieder in Erscheinung. Seine Ursprünge sind sehr
alt, sie liegen weit vor unserem christlichen Zeitalter. In all seinen Erscheinungsformen ist er ein Sinnbild der Erneuerung und der Wiedergeburt,
und in diesem Buch möchte ich zeigen, dass seine Wiederkehr in der
Kunst von heute und als Symbol der Umweltbewegung für die Menschheit von tiefgreifender Bedeutung ist.
Sinnbild
der
Erneuerung
und
Wiedergeburt.
48
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Als visuelles Bild findet er sich in drei Hauptformen. Bei seiner ersten und
ältesten Form handelt es sich um einen von einer Blattmaske gebildeten
Männerkopf. Haar, Gesichtszüge und -ausdruck entstehen entweder durch
ein einzelnes Blatt oder durch viele Blätter (3). Bei der zweiten Form
handelt es sich um einen Männerkopf, aus dessen Mund - und oft auch
aus Ohren und Augen - sich Pflanzen ergießen; dieser Pflanzenwuchs
umgibt manchmal sein Gesicht und bildet Haar, Bart, Augenbrauen und
Schnurrbart (10). Die dritte Form ist von einem Typus, der bisher noch
nicht mit dem Grünen Mann in Verbindung gebracht wurde - meine
Argumente, die dafür sprechen, das zu tun, werde ich zu gegebener Zeit
anführen; in diesem Falle ist der Kopf die Frucht oder die Blüte einer
Pflanze (20).
Wachter
uber
Schatze
: :
:
Die organische Verbindung eines menschlichen Kopfes mit einer Pflanze
bedeutet, dass der Grüne Mann, vergleichbar mit Einhorn, Greif und
Zentaur, ein Mischwesen bzw.
Mischbild ist. Das Einhorn, ein
Pferd mit dem Spiralhorn eines Narwals, symbolisiert spirituelles Wissen; es unterwirft
sich nur einer Jungfrau, das
heißt dem Geist im Zustand
der Reinheit. Der Greif, ein
Hybridwesen aus einem Adler und einem Löwen, ist der
Wächter über Schätze, zu denen auch geheime Mysterien
zählen können. Der Zentaur,
ein Mischwesen aus Mann
und Pferd, ist der Erzieher
von Helden; von ihm lernen
sie, sich mutig zu verhalten
und instinktiv zu reagieren.
Der Grüne Mann, eine Komposition aus Blättern und dem
Kopf eines Mannes, steht für
die Vereinigung der Menschheit mit der vegetativen Welt.
Er kennt die Naturgesetze und bringt sie zum Ausdruck. Wenn ein so
machtvolles Bild wie der Grüne Mann nach langer Abwesenheit unter
neuem Aspekt zurückkehrt - wie das heute der Fall ist -, dann besteht
der Sinn dieses Wiederauftretens nicht nur darin, vergessene Erinnerungen
neu zu beleben, sondern auch, frische, unverbrauchte Wahrheiten und
Emotionen zu präsentieren, die gebraucht werden, um die Möglichkeiten
auszuschöpfen, die die Zukunft bietet.
49
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
Der grune Mann
Gedicht
Ein Auszug aus dem Buch: „Der grüne Mann“ von William Anderson
Wie Geweihe, wie Adern des Gehirns zeichnen
Birken Muster des Geistes am roten Winterhimmel;
«Ich bin das Wesen aller Pflanzen», sagt der Grüne Mann,
«Ich bin das Wesen aller Pflanzen», sagt er.
Hungrige Vögel plündern die letzten Beeren der Eberesche,
doch weiß ist ihre Rinde in der nassen Finsternis;
«Ich steige mit dem Saft», sagt der Grüne Mann,
«Ich steige mit dem Saft», sagt er.
Wie Schwerttänzer kreuzen die Eschen die Zweige,
die schwarzen Knospen zeichnen Fratzen in die Wolken;
«Ich komme mit dem Wind», sagt der Grüne Mann,
«Ich komme mit dem Wind», sagt er.
Die Erlen lärmen wie zum Kampf bereit,
Wächter des Hains, wo sie auf den Liebsten wartet;
«Ich brenne vor Verlangen», sagt der Grüne Mann,
«Ich brenne vor Verlangen», sagt er.
Emsig zwischen gelben Weidenruten
plündern Bienen pollenglänzend Kätzchen;
«Ich bin der Honig der Liebe», sagt der Grüne Mann,
«Ich bin der Honig der Liebe,» sagt er.
Ich
bin
das
Wesen
aller
Pflanzen.
Weißdornhecken prangen in Maienblüte,
wenn die Tänzer sich dem laubbedeckten König nähern;
«Mein Kopf muß ab», sagt der Grüne Mann,
«Mein Kopf muß ab», sagt er.
Der Grüne Mann wird in Flammen der Eiche erwachsen,
ihr Wipfel bildet seine Maske, ihr Laub seine Züge;
«Ich spreche durch die Eiche», sagt der Grüne Mann,
«Ich spreche durch die Eiche», sagt er.
Stechpalmen blühen, wenn die langen, glänzenden
Grashalme auf den Wiesen wie Meereswellen wogen;
«Ich scheine mit der Sonne», sagt der Grüne Mann,
«Ich scheine mit der Sonne», sagt er.
50
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Ruthenisches Salzkraut
Rollende Büsche
Was sind das für Büsche, die im Western durchs Bild rollen?
Gesehen haben wir sie alle schon – die Büsche, die im Western immer im
Hintergrund durch die Prärie rollen. Gemeint ist das ruthenische Salzkraut.
Ursprünglich stammt es aus
dem Mittelmeerraum, fühlt sich
aber mittlerweile auch in Asien
und Afrika heimisch. Sogar in
Österreich und Deutschland
haben bestimmte Arten Fuß
gefasst.
Besonders bekannt ist das Ruthenische Salzkraut, das auch
Kali-Salzkraut genannt wird in
Nordamerika, wo es zwischenzeitlich besonders in trockenen Gegenden und Wüsten zu den großflächigen
Unkräutern zählt. Aufgrund seines hohen Anteils an Alkalisalzen diente es
früher zur Herstellung von Pottasche und Waschsoda.
Beim Salzkraut handelt es sich um eine einjährige Pflanze, die je nach
Wachstumsbedingungen zwischen dreißig Zentimetern und einem Meter
hoch wird. Von der Pflanzenfamilie her, zählen es zu den Fuchsschwanzgewächsen. Die trockenen Büsche lösen sich von ihrer Wachstumsstelle und
werden vom Wind herumgerollt und verstreut. So können sich die Samen
des Busches gut verteilen.
Frau
Wind
macht
ihm
Beine.
Diese Eigenart ist uns aus Western-Filmen wohlvertraut. Wenn eine verlassene Gegend dargestellt werden soll, rollt im Hintergrund ein trockener
Busch des Ruthenischen Salzkrautes durchs Bild, meist begleitet von Windgeräuschen und dem leisen Rascheln des Busches.
Daniela Parr
51
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Wie ich das Wesen des
Schlehdorns kennen lernte
Bäume mit heilender Kraft und Erkenntnis
stiftendem Vermögen
Als ich ein Kind war, führte mich mein Schulweg an einem Schlehdornbusch vorbei. Er stand in der Feldmark auf halbem Wege der Anhöhe, die
ich passieren musste. Im Winter erschien er mir wie eine gestrüppig aufgetürmte schwarze Gestalt, wehrhaft mit ihren Dornen.
Um den Busch herum lagen zusammengetragene Steine von den Äckern.
Gelegentlich sah ich Kreuzottern, sie sich in der Form einer Spirale darauf
sonnten.
Hinter diesem Bollwerk fand
ich Schutz, wenn aus dem Tal
ein mir fremdes Auto heraufkam und ich den Eindruck
hatte, ich sollte mich lieber
verstecken.
Im zeitigen Frühjahr verwandelte sich die Wintergestalt.
Der Busch bekleidete sich mit
einer Vielzahl schlohweißer
Blütchen zur „Feier der österlichen Auferstehung der Natur“.
Der süße, mandelähnliche Duft kroch mir in die Nase. Bald war der
Blütenschleier verweht. Mit dem Früchtebringen hatte es keine Eile. Erst
einmal umgab sich der Busch über und über mit dem Grün seiner kleinen
Blättchen.
Schlohweisse
Auferstehung
der
Natur.
Der Sommer konnte den Schlehdorn offensichtlich nicht dazu bewegen,
die Früchte reifen zu lassen, wie es Kirschbaum oder Pflaumenbaum taten.
Er verblieb als grüner Busch.
Und langsam, ganz langsam wuchsen die senkrecht nach oben getragenen
Früchte, die sich farblich nicht abhoben. Als das Getreide geerntet und der
Boden bereits umgebrochen war, kam die dunkelblaue Färbung zu Tage.
Unter dem ersten Frost wurden sie süß. Ich streckte die Hand aus, um eine
Frucht in den Mund zu stecken.
Da ist es wieder ganz nahe, das Gefühl, wie ich sie auf der Zunge spürte,
diese kleine Kugel, hart, kühl. Wie ich sie im Mund hin und her schob bis
sich endlich winzige Stückchen des Fruchtfleisches vom Kern lösten. Die
Safttröpfchen wirkten zusammenziehend. Und dann allmählich, in der
Wärme der Mundhöhle, kam die unverwechselbare herbe Süße zur
Entfaltung.
52
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Die Pflanze beschäftigte meine Gedanken. Der Schlehdorn trägt seine
Lebenskräfte nicht so sehr nach außen, er behält sie in einer gewissen
Innerlichkeit. Wie manche Menschen, die erst in zunehmendem Alter
ihre Lebensaufgaben bündeln, oder sie überhaupt sehen.
Die Beobachtung des Schlehdorns schenkte mir Momente lebendiger
Unmittelbarkeit. Eine in ihm wirkende Kraft kommunizierte mit mir. Für
den eigenen Werdegang zeigt er Parallelen. Und da ist nicht nur die
individuelle Bedeutung, ebenso auch die Spiegelung von Kreisläufen.
Durch die Beschäftigung mit dem Matriarchat erhielt ich Kenntnis der
triadischen Göttin als Muster der Weltdeutung früherer Menschen. Mir
gefällt es, in der Natur eine spirituelle Ebene wahrzunehmen.
Die weißen Blüten im zeitigen Frühjahr, die aus dem schwarzen Holz
hervorbrechen, erinnern an die Göttin der 1. Phase, die Mädchengöttin.
Schließlich tut sich die dunkle Farbe hervor in Form der dunkelblauen
Frucht. Sie erinnert an die Göttin der dritten Phase, die weise Alte. In
ihrem Gepäck hat sie den Frost, welcher der Frucht Süße gibt. Was liegt
da näher als der Gedanke, die „Alte" bringt den Tod, aber auch die
Hoffnung auf Wiedergeburt als ihr zyklisches Geschenk?
Der Schlehdorn kommt fast in ganz Europa vor. Die Blüten enthalten
Cumarine, Flavone und Blausäureglykoside, die Früchte Gerbstoffe,
organische Säuren und Vitamin C. *
Bereits die Menschen der Jungsteinzeit verwerteten Schlehen. Darauf
weisen Schlehenkernfunde in Pfahlbauten hin. In mittelalterlichen Kräuterbüchern gibt es zahlreiche Rezepte für Heilmittel aus Blüten und Früchten.
Auch heutzutage ist Schlehenelixier erhältlich. Es wird als Stärkungsmittel
nach Infektionskrankheiten empfohlen.
Die
dunkelblaue
weise
Alte.
Um eine so markante Pflanze wie den Schlehdorn - in welchem auffallende matriarchale Symbole stecken - ranken auch christliche Legenden.
„In Posten heißt es, dass die Schlehe vom Kreuzdorn verdächtigt wurde,
die Zweige für die Dornenkrone Christ geliefert zu haben. Da erbarmte
sich aber Gott und überschüttete den Strauch als Zeichen seiner Unschuld
plötzlich über Nacht mit weißen Blüten.*“
Marlies Kruse
Wilhelm Pelikan, Heilpflanzenkunde Verlag Goetheanum Dornach/Schweiz 1988
Manfred Bocksch, Das praktische Buch der Heilpflanzen München 1996
Heide Göttner-Abendroth, Das Matriarchat Kohlhammer 2000
53
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Eine Bitte um Berichtigung zur
letzten Ausgabe
von Li Shalima
Meine lieben fleißigen Mutterlandbriefe-Schreiberinnen und Verteilerinnen,
ich möchte euch ganz herzlich bitten, eine Berichtigung zur letzten Ausgabe in den nächsten Brief mit aufzunehmen. Da heißt es, das von mir
selbst geschaffene Schild „Hier ist Mutterland“ stünde in meinem privaten
Garten. Ich habe aber gar keinen eigenen Garten. Leider immer noch
nicht. Sehr zu meinem Bedauern übrigens.
Und deshalb steht dieses Schild zusammen mit noch vielen anderen zur
Aufklärung der matriarchalen Thematik, in einem öffentlich begehbaren
Rasenlabyrinth, das ich im Mai 2015 im Rahmen der Veranstaltung „Kunst
begegnet Kriegsdienstverweigerung“ auf der Neuwagenmühle im Jammertal bei Kördorf angelegt habe.
Frieden,
Paix,
Paz
Das Labyrinth ist eine Station des wunderschönen Wanderweges, der,
immer direkt am Dörsbach entlang, durch ein felsiges Tal mit noch sehr
wilder Natur, vom Mühlental bei Katzenelnbogen bis hin zum Kloster
Arnstein in Obernhof verläuft. Die Künstler_innen-Gemeinschaft Neuwagenmühle liegt ca. in der Mitte und lädt das ganze Jahr u.a. auch
mit Getränken zum Verweilen ein.
54
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Traditionell am 1. Mai gibt es dort jedes Jahr ein großes Fest mit Livemusik.
Das ist immer der Auftakt zu den sehr interessanten Workshops und SommerCamps, in denen Menschen die Möglichkeit haben, sich zu aktuellen Themen,
die uns alle etwas angehen, künstlerisch auszuprobieren und öffentlich zu
zeigen.
Hier
ist
Mutterland
Von einem Aussichtspunkt aus, der bei Kördorf liegt, ist das Labyrinth in
seinem ganzen Ausmaß von oben zu sehen. Es wird von Birgit Weidmann
und Kalla Sieger, den Besitzer_innen und Betreiber_innen der Mühle liebevoll
gepflegt, d. h. u. a., dass der Weg regelmäßig gemäht und das Labyrinth
vielfach begangen und genutzt wird.
Li Shalima
www.neuwagenmuehle.de
55
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
“Der Anbeter“
Anbeter“ oder “das Angebetete“
Angebetete“?
Vertikal oder Horizontal
„Der Adorant“
Fundstück aus dem Geißenklösterle, einem Kraftort ganz in der Nähe der Höhle
bei Schelklingen, Blaubeuren, in der die Ur-Mutter vom Hohle Fels gefunden
worden ist.
Matriarchale
Sichtweise
Religiöser Kult-Gegenstand oder profaner Kultur-Gegenstand?
Warum nicht auch ein eiszeitlicher Mutterpass?
Auf die Einkerbungen, mit denen scheinbar etwas gezählt worden ist, und die ich
hier zur besseren Erkennung farbig markiert habe, hatten uns Nicola Poppe und
Regina Golke bei ihrer Führung zu diesem magisch
schönen Fundort hingewiesen. Das war während der
Gerda Weiler Tagung, die 2014 in Blaubeuren stattfand. Ich hatte daraufhin spontan eine ganz andere
Assoziation und erlaube mir mal aus der Sicht einer
matriarchal (mutterzentriert) fühlenden, denkenden
und handelnden Frau zu interpretieren, was ich sehe.
Li Shalima
www.atelier-lishalima.de
56
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Post aus Cornwall
KaraMA schreibt
...den
Lauf
der
Gestirne
begleiten.
57
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
MatriMatri-Zirkel in Munchen
Ursula Fournier
Auf-Ruf zu einem neuen Matri-Zirkel
In München möchte ich im Frühjahr 16 JdF einen Matri-Zirkel nach dem
Vorbild des Rhein-Main-Matri-Zirkels ins Leben rufen. Die regelmäßigen
Zusammenkünfte im Abstand von ein oder zwei Monaten sollen Gelegenheit bieten, neue Lebensmodelle wie die Gründung von Muttersippen zu
erkunden, die sich an matriarchalen Gemeinschaften und ihren Werten orientieren. Hier
sollen Frauen zusammenfinden können, die
für sich eine neue Muttersippe suchen.
:
Bei Interesse meldet Euch
bei Ursula Fournier
[email protected]
Neuer
MatriZirkel
in
Munchen
:
Genahtes Labyrinth
Im Stuttgarter Matri-Zirkel: MaLeDea
Brigitte aus der Stuttgarter Matriarchatsgruppe hat in den Weihenächten
ein Labyrinth von 4,20 x 4,30 m für uns zusammengenäht. Wir brauchen
es nur auszulegen und können sofort das Labyrinth begehen. Für die
Labyrinth-Mitte gibt es einen gehäkelten roten Korb, in den Überraschungen hineingelegt werden können (Karten,Bilder, etc.). Aus den
Zöpfen der Figur kann frau auch andere Frisuren wie z.B. Schnecken
oder Krone legen.
:
Ein
Labyrinth
aus
den
Weihenachten
58
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Das MatriaMatria-Zentrum Ostfriesland
entsteht!
Liebe Frauen,
ich lade Euch hiermit herzlich ein zum vorbereitenden Treffen des
"Matriarchalen Friedens- und Kulturzentrums in Ostfriesland"!
Treffpunkt ist - ab März 2016 - jeden Freitag um 19 Uhr
in meinen Räumen in der Schloßstrasse 8 in Großheide!
(Hinweis für Mütter: Ihr könnt später eintreffen, falls die lieben Kleinen wieder mal nicht
rechtzeitig schlafen. Das Treffen geht bis ca. 21.00 /21.30 Uhr...auch mal länger....ist ja
Freitag....je nach Thema und Stimmung..)
Früher gab es Frauenzentren, Frauencafes oder Frauen-helfen-Frauen
Vereine – diese schönen Zeiten sind leider vorbei, aber nun wird es Zeit,
auch hier in Ostfriesland, den neo-patriarchalen Gewalttendenzen etwas
entgegen zu setzen - nämlich matriarchale Friedenskultur!
Weitere Informationen über meine Beobachtungen, Erfahrungen und
Rückschlüsse in den letzten dreißig Jahren sowie über meine Pläne bzgl.
des Matria-Zentrums gebe ich Euch dann bei unseren Treffen.
Und ich bin gespannt auf Euch und Eure Erlebnisse und Eure Ideen!
Neben persönlichem Kennenlernen und Vernetzung wollen wir uns mit
Kultur und Politik aus patriarchatskritischer und matriarchaler Perspektive
beschäftigen und, natürlich, den Aufbau eines "Matriarchalen Friedensund Kulturzentrums" gemeinsam gestalten!
Matriarchales
Friedensund
Kulturzentrum
Jede Frau ist eingeladen, sich in ihrer persönlichen Weise einzubringen!
Hast Du Ideen, Wünsche oder Beiträge, die zum Thema passen ?
Neben Reden und Planen soll auch getanzt, gelacht, gesungen oder
musiziert werden - denn Lebensfreude ist das zentrale Element
matriarchaler Kultur....
Kulinarische Genüsse werden nicht zu kurz kommen – jede Teilnehmerin
kann gern eine Kleinigkeit mitbringen. (Bitte ohne Fleisch, ohne Alkohol)
Gebt mir möglichst bis einen Tag vorher telefonisch Bescheid, ob Ihr
kommt, es reicht auch, kurz auf den AB zu sprechen, damit ich ungefähr
weiß, wieviele Stühle etc. jeweils gebraucht werden...
Oder Du kannst Dich per mail mit mir in Verbindung setzen:
[email protected]
Bis dahin, viele Grüße
Angela Bachmann
PS.: Mundpropaganda erwünscht!
Hast Du Freundinnen, Töchter, Mutter, Schwiegermütter, Schwestern,
Bekannte, Kolleginnen, Nachbarinnen, die vielleicht auch interessiert sind?
Gerne mitbringen! Männer sind - vorläufig - noch nicht eingeladen.
59
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Kunst im Ahninnenwald MatriaWis
Maria Kirsten-Haas spendet unserem Archiv in Göttingen
ihre Matriarchatsgemälde
Ein wahrlich königinnenhaftes Geschenk bekamen wir an Weihnachten von
unserer Mitfrau und Malerin Maria Kirsten-Haas überreicht: 5 Gemälde aus
ihrem Zyklus „Wo die freien Frauen wohnen“ gingen über in den Besitz des
„Archive of matriarchal wisdom“. Die Jubilarin, die jüngst ihren 80. Geburtstag feierte, wollte auf diese Weise sicherstellen, dass ihr Gemäldezyklus ein
angemessenes neues Zuhause findet. Wir sind sehr stolz auf diese Schenkung und das damit ausgesprochene Vertrauen. Danke, Maria!
Entstanden sind Marias Gemälde in Folge ihrer Auseinandersetzung mit dem
matriarchalen Volk der Mosuo in Südchina. Als Mitglied unseres Frankfurter
Matri-Zirkels erlebte Maria über viele Monate die Entstehungsgeschichte des
Films „Wo die freien Frauen wohnen“ von Uscha Madeisky, Dagmar Margotsdotter-Fricke und Daniela Parr. Bei der Filmpremiere im November 2014 in
Frankfurt stellte Maria ihre Gemälde erstmals aus, die nun, bei entsprechendem Anlass, vom Archiv ausgeliehen werden können.
:
Gonnerin
stiftet
funf
Olgemalde.
:
:
60
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Die Bilder im Einzelnen in der Beschreibung der Künstlerin:
„Schwarz – Rot –Weiß“ - Das Wort der alten Frau, der Großmutter links in
schwarzer Kleidung hat besondere Bedeutung. In der Mitte sitzt die in Rot
gekleidete Mutter, sie drückt ihr Kind liebevoll an ihr Herz, mit ihrer rechten
Hand hält sie Früchte auf dem Schoß, Nahrung für den Klan. Rechts neben
ihr sitzt die junge Frau, ganz in Weiß, als Jüngste die Hoffnungsträgerin des
Klans. Ganz links steht ein Mann mit einem Korb, auch er verpflichtet sich
dem mütterlichen Prinzip.
"Matriarchin mit Enkelkind" - Zur mutterrechtlichen Ethik und Kultur gehört
die Verehrung des Alters, der Kinder und schwachen Menschen. Jede Person
hat Rechte und Aufgaben, ganz nach Kraft und Fähigkeit. Besondere Ehre
wird der Matriarchin des Klans zu Teil. Das kleine Kind auf ihrem Schoß fühlt
sich geborgen, denn es ist von vielen mütterlichen Menschen umgeben.
"Mutter und Tochter" - Heilige Orte sind Berg und See in der Heimat der
Mosuo. Davor stehen Mutter und Tochter in bestem Einvernehmen; sie sind
eines Sinnes. Dieses gute Verhältnis garantiert bis auf den heutigen Tag das
Fortbestehen des Clans und die Zufriedenheit der Mosuo seit Jahrhunderten.
Ein Weg führt vorbei am blühenden Baum in eine gute Zukunft.
"Blumen der Liebe" - Im großen Haus eines Mosuo-Klans bewohnt jede der
jungen Frauen ein eigenes Zimmer, das mit duftenden Blumen geschmückt
ist. Als Blumen werden auch die jungen Frauen selbst bezeichnet.
In ihrem „Blumenzimmer“
empfangen sie nachts ihren
Geliebten.
Die
tiefe
Verwurzelung
der
Mosuokultur
in
der
Natur.
"Wurzeln" - Die tiefe Verwurzelung der Mosuo-Kultur in der
Natur kommt in der Verehrung
des Sees, den sie „Mutter See“
und des Berges, den sie „Mutter
Berg“ nennen zum Ausdruck.
Dieser Berg wird auch als liegende Löwin gesehen, eine LöwenGöttin also.
Bis zum nächsten Mal
Eure ArchiVera
Ricarda Scherzer
61
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Tanz Kultur Natur
FrauenReise nach Rumänien
3. - 17. September 2016
Wir reisen auf den Spuren alter Frauenkulturen, lernen Land und Leute und
besondere Kraftplätze kennen, tanzen
rumänische und Roma-Tänze.
Anmeldung& Information:
Ingemar Rohn, Überlingen
Tel:07551/9891678
www.kreistanz-ingemar.de
Humor ist, wenn frau trotzdem lacht
Frauen
und
Humor
62
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Sie kam, sie sah, sie klebte
Portrait einer Straßenkünstlerin
Die Straßenkünstlerin „Barbara" prägt das Bild in einigen deutschen
Städten: Überall, wo sie strenge Schilder oder dumme Schmierereien
findet, wird sie aktiv. Die Ergebnisse sind verboten schön.
Am Anfang war das Hakenkreuz. Eine Schmiererei, die mit einem Filzstift
auf eine Berliner Hauswand gemalt war. Die kleine Barbara, ein Kindergartenkind, begegnete der Krakelei auf einem Spaziergang mit dem Großvater. Der versuchte das. Hakenkreuz mit Spucke und einem Taschentuch
wegzuwischen - Vergeblich. Der alte Mann, einst aus russischer Kriegsgefangenschaft als gebrochener Mann zurückgekehrt, erklärte ihr, wofür
das Symbol steht. Und das beschäftigte das. Mädchen so sehr, dass es für
den nächsten Spaziergang eine lachende Sonne auf ein Stück Papier
malte. Als die beiden wieder an der Hauswand vorbei kamen, überklebte
Barbara das Hakenkreuz mit ihrer Sonne und zauberte dem Großvater ein
Lächeln auf die Lippen.
Ich
(k) lebe,
also
bin
ich.
Mehrere Jahre ist das her, Barbara ist inzwischen erwachsen. Mit dem
Bekleben von Dingen hat sie aber nicht aufgehört.
Auf Hakenkreuze beschränkt sich die Straßenkünstlerin dabei schon lange
nicht mehr. „Wenn ich an einer Wand gelesen habe: „Nadine du fette
Kuh“, oder „Jan ist ein Arschloch“, dann wurde ich tätig und habe meinen
Senf dazu geklebt", erzählt sie. Besonders Verbotsschilder haben es ihr
angetan. Wenn sie ein Schild mit der Aufschrift „Bekleben verboten" sieht,
dann kann sie gar nicht anders, als es mit einem ihrer Plakate zu kontern.
Etwa mit der Aufschrift: „Ich kam, ich sah, ich klebte!" Um Erlaubnis bittet
sie dafür freilich nicht, Barbara klebt illegal.
63
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Obwohl ihre Kunst von der Öffentlichkeit lebt, will Barbara anonym
bleiben. Nicht aus Angst vor Strafe, so sagt sie, ihre Kunstwerke könnten
schließlich mit Leichtigkeit entfernt werden. Sondern, weil sie ihre Kunst
unabhängig von ihrer Person betrachtet wissen möchte. Das klappt bisher
ganz gut, schließlich starren die Menschen auf der Straße ohnehin lieber
auf ihre Smartphones, als Barbara beim Plakatieren zu beobachten.
Eine
zum
Lacheln
bringen.
:
Barbaras Antrieb ist immer noch der gleiche, den sie auf dem Spaziergang
mit ihrem Opa hatte „Wenn ich Jemanden zum Lächeln bringe, habe ich
genauso viel erreicht, wie wenn ich jemanden mit einer gesellschaftskritischen Aktion zum Nachdenken anrege. "Bis vor einiger Zeit hatte sie aber
selten Gelegenheit Reaktionen auf ihre Kunstwerke zu beobachten. Kunst
im öffentlichen Raum ist vergänglich, besonders dann, wenn sie aus Papier
besteht. Deshalb hat sie irgendwann begonnen, ihre Arbeit zu fotografieren und über soziale Netzwerke zu verbreiten.
64
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Die Rückmeldungen sind überwältigend. Vor einem Jahr hatten 11.000
Facebook-Nutzer auf Barbaras Profil „gefällt mir" geklickt, heute sind es
fast zwölfmal so viele. Fast täglich gibt es dort ein neues Foto von Barbaras Schaffen. Hier empfängt sie Feedback und gibt Interviews per LiveChat. Auch der Bastei Lübbe Verlag wurde so auf sie aufmerksam - und
hat nun einen Fotoband mit Barbaras liebsten Klebeaktionen herausgegeben mit dem Titel: „Dieser Befehlston verletzt meine Gefühle". Mehrere
tausend Exemplare wurden bereits verkauft.
Geklebt hat Barbara vor allem in Berlin, wo sie aufgewachsen ist, aber
auch schon in Kopenhagen. Und in Heidelberg, wo sie zurzeit wohnt.
Gerne auch in Mannheim, weil es dort, anders als in Heidelberg und mehr
wie in Berlin, mitunter so schön dreckig ist. Und auch, weil sie dort noch
nicht so viel Aufmerksamkeit erregt.
:
Facebook:
388.245
Personen
gefallt
das.
Weder ihre Eltern, noch ihre Freunde wissen von Barbaras Doppelleben.
Nicht einmal der Verlag kennt ihre wahre Identität. Wie sie an ihr Autorinnenhonorar gelangt, mag Barbara nicht verraten. „Ein Zauberer erklärt
auch nicht alle seine Tricks“, sagt sie bloß. Ihr Buch kann sie auch niemandem zeigen. Fast niemandem denn eine Person gibt es doch, die
Barbaras wahre Identität kennt. Über sie kommuniziert der Verlag mit
Barbara, und über sie erhält Barbara auch ihr Honorar, wie ihr Lektor
verrat. Wer diese Person ist? Klar Barbaras Geheimnis.
Erschienen in der Süddeutschen Zeitung
65
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
BierdeckelBierdeckel-Kampagne
Mach mit!
Mit der Kampagne wollen wir einen Beitrag leisten, für das Thema sexuelle
Übergriffe gegen Frauen in öffentlichen Räumen - und möglicherweise folgende Vergewaltigungen - zu sensibilisieren sowie das Auftreten und die
Duldung sexueller Gewalt gegen Frauen zu reduzieren.
Durch Hinweise sollen Reflektionen angeregt werden, welche Verhaltensweisen gegenüber Frauen bereits Übergriffe darstellen (können). Daneben
soll die Kampagne durch die beispielhafte Nennung von Handlungsoptionen ermutigen und auffordern, sich frühzeitig in sexuell übergriffige Situationen einzumischen – insbesondere indem die belästigte Frau angesprochen und ihr ggf. Hilfe angeboten wird. Ziel ist es, in die herrschende
Toleranz von sexueller Gewalt gegen Frauen zu intervenieren.
:
Uns
gehort
der
offentliche
Raum.
:
Die Kampagne spricht bewusst die klassische Rollenzuweisung "Täter =
Männer" und "Opfer = Frauen" an, obwohl sexualisierte Gewalt auch jenseits solcher Geschlechterzuschreibungen in vielfältigen Formen ausgeübt
und erfahren wird. Durch eine gezielte Konzentration auf einen wesentlichen Bereich gesellschaftlicher Realität und durch den Verzicht auf weitere Differenzierungen soll in der vorliegenden Kampagne die Prägnanz
und damit die Wirksamkeit des Materials erhöht werden.
Aktuelle Bestellmöglichkeit:
http://antisexistischebierdeckel.wordpress.com
Rückmeldungen zur Kampagne:
[email protected]
66
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
Herrenlose Damenunterwasche
gesichtet
Entnommen aus »Laut & Luise«
Die Deutschen gelten bekanntlich als steif und humorlos. Zum Glück hilft
uns unsere deutsche Männersprache, reichlich unfreiwilligen Humor zu
produzieren. In dieser Hinsicht sind wir wahrscheinlich Weltmeister.
So meldeten bspw. die Stuttgarter Nachrichten am 3. Juni:
Herrenlose Damendessous
Ein Rätsel um herrenlose Damenunterwäsche beschäftigt die Polizei im
Main-Tauber-Kreis. Die Beamten entdeckten am Dienstag jede Menge
gebrauchte Dessous an einer Kreisstraße bei Bad Mergentheim. Die
Ermittler zählten 31 BHs und fünf Slips.
:
Mannliche
Polizistinnen
schwer
beschaftigt
:
„Also normal ist das nicht“, sagte ein Sprecher. Schon in den vergangenen
Wochen war in der Gegend Unterwäsche im Wald und am Fahrbahnrand
aufgetaucht.
Ein Foto, das die Ermittler zeigt, wie sie die genaue Anzahl der BHs und
Slips ermitteln, ist leider nicht beigefügt. Auch das Auftauchen der Unterwäsche im Wald wurde leider optisch nicht zur Anschauung gebracht.
Um mehr zu erfahren, googelte ich „herrenlose Damenunterwäsche“.
Das Haller Tagblatt hatte noch Interessantes beizusteuern, nämlich:
Warum der mysteriöse Wäscheausleger die Slips verteilt, blieb unklar. Die
Polizei will einen Diebstahl etwa von einer Wäscheleine nicht ausschließen.
Wer seine Höschen oder BHs vermisst, soll sich bei der Polizei melden.
67
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
„Wer seine Höschen oder BHs vermisst, soll sich bei der Polizei melden“ was für ein Satz! Leider war der Titel meiner Glosse schon vergeben, sonst
hätte ich diese Perle deutschen Humors als Überschrift gewählt.
Der „mysteriöse Wäscheausleger“ wird auch „Dessous-Verteiler“ genannt.
Und über die Unterwäsche war noch zu erfahren, dass sie gebraucht war.
Ob sie vielleicht zu der Spezies „duftende Unterwäsche“ gehörte, fragte ich
mich. Nein, eine andere Zeitung meldete, die Wäsche sei gebraucht, aber
gewaschen gewesen.
Das ziehe sich nun seit etwa
zwei Jahren hin, sagte ein
Polizeisprecher am Mittwoch.
Da es anfangs nur einzelne
Kleidungsstücke gewesen
seien, seien manche der
Vorfälle nicht erfasst worden.
Die Dessous lagen unter
anderem auf Straßen oder
Hecken in der Stadt. So viel
Damenunterwäsche wie dieses Mal, sei aber noch nicht gefunden worden,
sagte der Sprecher.
Unsere
Strasse
soll
weiblicher
werden.
Es handele sich wohl um jemand, der die Dessous aus irgendeinem Grund
zur Schau stellen will. Die Ordnungshüter schließen nicht aus, dass die
Wäsche gestohlen wurde. Die BHs und Slips haben verschiedene Größen.
Auf jeden Fall bringt „der Wäscheverteiler“ mit „seiner Auslegeware“ die
Beamten ganz schön zum Grübeln. Bemerkenswert! Aber unsere
Männersprache bringt sie zuverlässig auf die falsche Fährte!
Ich denke, wir haben es mit einer Gruppe (die BHs haben verschiedene
Größen) von Frauen (die Slips sind gewaschen) zu tun. Sie haben sich
der Land Art verschrieben: „Unser Wald / Fahrbahnrand soll schöner
(weiblicher) werden“. Vielleicht auch der Konzeptkunst, wenn wir den
Grübeleffekt und die sprachliche Kreativität in Betracht ziehen, die die
Kunstwerke freisetzten.
Leider hat aber die Polizei die Absicht der Künstlerinnen nicht erfasst und
die Kunstwerke mutwillig zerstört, indem sie die Unterwäsche aus ihrem
mit Bedacht gewählten Umfeld entfernte: «Die Wäsche wurde eingesammelt und liegt in einem Sack auf der Dienststelle.»
Nicht nur humorlos, diese Deutschen, sondern auch ohne jeglichen
Kunstverstand.
Louise Pusch
Dank an Sigrid und Peter Schild für den Ausschnitt aus den Stuttgarter Nachrichten.
68
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
Nacktprotest im Kolner Dom
Femen-Aktivistin muss Geldstrafe zahlen
Sie protestierte halbnackt im Kölner Dom: Die frühere Femen-Aktivistin
Josephine Witt ist auch im Berufungsprozess zu einer Geldstrafe
verurteilt worden. Sie zeigt keine Reue, will aber jetzt mit anderen
Aktionen auffallen.
Die frühere Femen-Aktivistin Josephine Witt, die während der Weihnachtsmesse 2013 barbusig auf den Altar des Kölner Doms gesprungen war,
muss eine Geldstrafe von 600 Euro zahlen.
Das Landgericht Köln verurteilte die 22-Jährige im Berufungsverfahren
wegen Störung der Religionsausübung und folgte damit der Forderung
der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung hatte dafür plädiert, es bei einer
"gerichtlichen Standpauke" zu belassen und andernfalls das Jugendstrafrecht anzuwenden.
:
“Ich
bin
die
Gottin.“
Das Kölner Amtsgericht hatte Witt im Dezember 2014 zur Zahlung von
1.200 Euro verurteilt. Dagegen hatte die Aktivistin Berufung eingelegt.
Die junge Hamburgerin war mitten im Gottesdienst am ersten Weihnachtstag 2013 vor den Augen Kardinal Joachim Meisners nur mit einer Art Lendenschurz bekleidet und der Aufschrift "I am god" (Ich bin Gott) auf dem
nackten Oberkörper aufgetreten.
Die Studentin der Zahnmedizin wollte damit gegen die Missachtung der
Frauenrechte in der katholischen Kirche und gegen Meisners Position zur
Abtreibung protestieren.
69
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Vor Beginn der Berufungsverhandlung sagte sie: "Ich bin nicht hierhergekommen, um Reue zu zeigen." Aber sie habe sich weiterentwickelt
und versuche jetzt, andere Wege in ihrem Protest zu gehen. Ihr jüngster
Protest sei deshalb nicht topless gewesen. Im April hatte sie EZB-Chef
Mario Draghi auf einer Pressekonferenz mit Konfetti beworfen und
gerufen: "End ECB Dictatorship"- diesmal voll bekleidet.
:
“Ich
schame
mich
nicht.“
Wichtig sei ihr, betonte sie nun vor Gericht: "Ich schäme mich nicht für
das, was ich getan habe.“
Kreative Pause!
Zugeschickt von Monika Bunte
70
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Humor weiblich
“Die lachende Frau,” das ist viel komplizierter als nur “Lachen”. Da sind wir
wieder bei der Frage, wer über was oder wen lachen darf. Frauen über
Männer? Über Macht und Machthabende und das, was sie tun und sind?
Es ist doch so, dass normalerweise Frauen die Witze machen, den humorvollen Input geben und Männer darüber lachen. Wenn jemand den Lebensunterhalt mit Humor verdient, dann sind es Frauen. Sie haben auch
weniger Sorge, sich lächerlich zu machen oder anzuecken. Im Kabarett
sehen wir hauptsächlich Frauen und wenn man Clowns sagt, dann denken
alle sofort an Frauen.
Natürlich nicht. Alle Forschungsergebnisse widersprechen dem. Lachen –
Sprengkraft, Befreiung,
Macht, Souveränität …
wenn sich Frauen all das
zueigen machen,
dann wird es brisant.
Deshalb gibt es auch
so wenig weiblichen
Humor im öffentlichen
Raum. Clownfrauen,
Kabarettistinnen, Hofnärrinnen, alle waren
und sind sie gezählt.
Wenn die Machthabenden schon kritisiert
und belacht werden,
dann wenigstens von
Männern. Frauen, die
dem System entgegenlachen, ihm lachend
ans Bein pinkeln und
den Finger in die soziale
Wunde legen, sind rar. Es ist nicht erwünscht, geschweige denn gefördert.
Frauen,
die
dem System
lachend
ans
Bein
pinkeln....
Radikale, humorvolle Frauen, die über gesellschaftliche Grenzen gehen, die
neue Bilder von sich und der Welt entwerfen, die entlarven, schöpferisch
und frei, sie kennen den scharfen Gegenwind. Was, wenn wir uns schamlos
einfach nicht fügen, wenn wir gewaltige Veränderungen wagen, wenn wir
uns lachend und uns selbst gemäß der Ordnung widersetzen? Frauen als
gewürdigte Law-Outs, als Anarchietänzerinnen, Widersacherinnen, geheiligte Rebellinnen? Wir könnten die wenigen Alten von ihnen erinnern, die
Lebenden besuchen und in die Zukunft investieren, indem wir uns etwas
von dieser Medizin zurückholen. Sie gehört zu uns, immer schon.
71
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Humor weiblich – das ist eine andere Perspektive, wahrscheinlich ein anderer Humorstil. Gut, wenn wir uns die Verbote anschauen, durchschauen,
die Sanktionen und Maßregelungen, die mit Lachen zu tun haben. Zum
Beispiel dies: “Türkei, Juli 2014: Frauen sollen in der Öffentlichkeit nicht
mehr lachen. Lautes Lachen verträgt sich nicht mit der Tugendhaftigkeit
türkischer Frauen. Dies findet Bülent Arınç. Er ist Stellvertreter Erdoğans.”
21. Jahrhundert, Europa, nicht meine Erfindung, Tatsache.
Es hätte ja auch in unserem Schulzeugnis stehen können: “Wir freuen uns
über dieses unverschämte Mädchen und ihr lautes Lachen.” Im Brief an
unsere Eltern stünde dann: “Gratulation, ihre Tochter sagt lachend, klar
und unverblümt die Wahrheit. Das wissen wir sehr zu schätzen.”
:
“Wir
frauen
uns
uber
dieses
unverschamte
Madchen.”
:
:
:
Wenn das Lachen, der
Humor, die heililigen
Clownfrauen, die wildweisen Närrinnen so
gefährlich sind, dann
los. Dann fangen wir
den Wind, der das
Lachen in sich trägt
in unseren Segeln und
holen uns als Freibeuterinnen so viel davon,
wie es nur geht. Mit
den Schatzkarten des
Lachens durchstreifen
wir jede Insel, Schiffe
mit Humorladung werden geentert. Lasst uns
die verschlossenen Medizinschränke öffnen
und die Humor-Depots
hemmungslos plündern.
Das wäre eine klassische
Stealing-Fire-Story, in der
wir unser Feuer, unser
Lachen zurückstehlen, etwas, das uns rechtmäßig gehört. Es braucht
Beherztheit, Mut, Verbündete, Mutterwitz, Tricksterqualitäten, keine falsche
Scheu.
Wie wohl das Lachen der Piratin über den Weltmeeren klingt, wenn sie mit
ihren Schätzen nach Hause fährt? Und was es dann macht mit unseren
Leben?
Cambra Skadé
72
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
Vogelgottin
Karin von Wangenheim hat uns ein Foto einer wenige Zentimeter großen
"Vogelgoddess Skulptur" geschickt, die sie aus Lehm geformt hat.
„Mich fasziniert immer wieder wenn "dicke Fruchtbarkeits-GöttinnenSkulpturen" den winzigen Vogelkopf tragen, da der Vogel das einzige
Lebewesen ist welches auf der Erde gehen, auf und unter Wasser
schwimmen - und über den Horizont hinaus fliegen kann...“
:
Vogelgottin
und
Himmelskonfetti
:
Leberblumchen - Himmelskonfetti
Das Himmelsblau bricht aus der Erde,
auch wenn sie braun und schwer von alten Blättern ist.
Jedes Jahr aufs neue, dieser zauberhafte Liebesakt
der Sonne mit dem Boden.
Nun 79 mal steh´ ich als Zeugin,
staunend, vor diesem Wunder
und kann's nicht glauben...
überall, alles ist voll vom Himmelsblau der Erde
und nun tauchen auch schon
die ersten weißen Wolken
der Annemonen auf !
Eben sang ich noch "Schneeflöckchen, weiß Röckchen",
nun tanz ich barfuß über Moos, im weichen Wind.
Ganz verwirrt bin ich im Frühling - Herbstgestöber.
Karin von Wangenheim
73
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Die MatriAna wird verliehen
Um dem Dank Dauer und Ausdruck zu verleihen
Im November des Jahres 15 JdF haben wir Frauen vom MatriaVal-Verein
Ricarda Scherzer, ArchiVera unseres Archivs für matriarchales Wissen MatriaWis, unsere Anerkennung und unseren Dank ausgedrückt. Wir ehrten
sie durch die Überreichung einer MatriAna - dieser schönen steinzeitlichen Godefigur mit unserem Vereinslogo - streuten Rosenblätter über
die Geehrte und sangen ihr das Rosenfraulied, worin es heißt: „Sei wie
Du bist!“
Ricarda hat innerhalb eines Jahres, neben dem, was sie sonst noch zu
tun hat, das MatriaWis in Göttin-gen zum Blühen gebracht. In den Jahren zuvor hatten wir in erster Linie alles, was in solch ein MatriarchatsArchiv gehört, gesammelt. Nun, dank Ricardas Ausdauer, kann mit allem,
was im Archiv steht, erfolgreich gearbeitet werden, denn alle Bücher, Filme, Veröffentlichungen in der Presse, Doktor- und Diplomarbeiten und
vieles mehr sind nun in einer Excelliste registriert. Diese Liste kann - für
alle zugänglich - über unsere Webseite gefunden werden. Ricarda
schrieb auch Autorinnen und Verlage an, die dann gerne ihre Bücher
MatriaWis stifteten. Schließlich hat Ricarda unserem Archiv noch Töchter
verliehen, Filialen: Sie registrierte alle Matriarchatsbücher und -werke aus
Uschas persönlicher Bibliothek, so dass nun klar ist: Diese gehören dem
Archiv - derzeit noch von Uscha ausgeliehen. Dasselbe wird noch mit
Dagmars persönlicher Bibliothek geschehen. Auch in diesen Filialen
können so interessante Werke gefunden und ausgeliehen werden. Damit
hat Ricarda ein erweitertes Archiv-Modell geschaffen. Und so können es
andere aus der Matri-Szene ähnlich handhaben: MatriaWis-Filiale werden.
Danke, liebe Ricarda
Rosenfrau:
“Sei
wie
Du
bist.“
74
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
Geburtstagswunsche
Für Maria Mies
Herzliche Glückwünsche, liebe Maria!
Eine von uns zog es früh in ihrem Leben aus ihrem kleinen Dorf in der
Eifel in die große, weite Welt hinaus, trotz Heimwehs: Maria Mies. Dabei
lernte sie riesige Mauern kennen, wie sie in ihrer Autobiographie „Das Dorf
und die Welt“ berichtet - die Mauern, welche „uralte Herrschaftssysteme
errichtet haben: die patriarchale Herrschaft zwischen Männern und Frauen,
zwischen Kapitalisten und arbeitenden Menschen, zwischen Kolonialisten
und Kolonisierten und schließlich zwischen Mensch und Natur.“
Unbändig verspürte Maria Mies in sich den Impuls, diese uralten Herr-schaftssysteme verändern
zu wollen. Doch nicht nur, indem sie analysieren
und beschreiben würde, nein: sie wollte auch gegen sie kämpfen. Und so wurde aus der Bauerntochter aus dem Deutschen Vaterland eine international bekannte activist scholar, die schließlich
das Mutterland entdeckte.
Auf dem Weg dahin entwickelte sie zusammen
mit Veronika Bennholdt-Thomsen und Claudia
von Werlhof zwei in der patriarchalen Wissenschaft bis dahin nie dagewesene Forschungsansätze: die Aktionsforschung und den Subsistenzansatz. Für die Aktionsforschung stellten
Maria Mies und ihre Mitkämpferinnen sieben
Methodische Postulate auf, welche bis heute
weltweit gelten und ohne die feministische Forschung undenkbar ist.
Dabei ging es Maria vor allem um die Einbeziehung der eigenen Subjektivität in die wissenschaftliche Forschung: Der Forschungsprozess sollte zu
einem Bewusstwerdungsprozess sowohl für die bisherigen Forschungs“subjekte“ als auch für die bisherigen Forschungs“objekte“ werden. Diese
sieben Postulate revolutionierten die herr-schende Wissenschaft von
Grund auf.
Von
sich
selbst
ausgehen.
Viel Streit gab es über den Titel der Zeitschrift „Beiträge zur feministischen
Theorie und Praxis“, die 30 Jahre lang ein bedeutsames Organ der Frauenbewegung war: Das Wort „Feministin“ war damals noch ein Tabu, doch
Maria hielt an dem provozierenden Begriff fest. Sie argumentierte, dass
„feministisch“ ein historischer Kampfbegriff sei, mit dem eine klare Position
signalisiert wurde. Das erinnert doch sehr an die Auseinandersetzung um
das Wort Matriarchat, das auch einen historischen Begriff darstellt und mit
dem eine klare Position signalisiert werden soll. Wie wäre es - unter uns mit „Beiträgen zur matriarchalen Theorie und Praxis?“
75
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Womit wir beim Mutterland sind. Maria verbrachte mehrmals einige Jahre
in Indien und schrieb ihre Doktorarbeit über die Widersprüche, „denen
gebildete und/oder berufstätige indische Mittelklassenfrauen in einem patriarchalischen System ausgesetzt sind.“ Diese Widersprüche und Konflikte
hatte sie bei ihren eigenen indischen Studentinnen kennen gelernt: In
diesem so patriarchalen Land gab es nicht nur sehr viel mehr Professorinnen und Frauen in gehobenen Positionen als in Deutschland – auch
hatten Männer kein Problem damit, „unter“ einer weiblichen Chefin zu
arbeiten. Für Deutschland unvorstellbar. Durch die Forschung über diese
Widersprüche entdeckte Maria dann eine für sie neue Grundstruktur: das
Mutterrecht. Sie stellte fest:
„…dass indische Männer „starke Frauen“ auch deshalb akzeptieren – siehe
Indira Gandhi – weil die Grundstruktur der indischen Gesellschaft
mutterrechtlich ist. Dieses mütterzentrierte Erbe ist in Indien und in ganz
Südasien nie ganz vernichtet worden.“ (S.137)
Parallel dazu entdeckte Veronika Bennholdt-Thomsen eine große matriarchale Gesellschaft und deren Wirtschaft in Mexiko, über die sie viel publizierte, z.B. in „Frauen Wirtschaft. Juchitán, Mexikos Stadt der Frauen.“ (2000)
Und Claudia v. Werlhof entwickelte die grundlegende Forschung für
Patriarchatskritik und alternative Zivilisationen.
Verantwortung
fur
das
Leben.
:
Durch das optimistische Gemüt ihrer Mutter war Maria Mies schon immer davon
überzeugt gewesen, dass Frauen die Dinge
irgendwie anders anpacken. Ihre Mutter
war zwar keine Feministin, doch sie hatte
ihrer Tochter vermittelt, „dass wir Verantwortung für das Leben übernehmen müsLinzer Torte:
sen, wenn wir wollen, dass es weitergeht.“
Vorlage „Göttin mit dem Netzhaupt“
Und dass es bislang die Frauen - Frauen
wie ihre Mutter - waren, die im Alltag die
Verantwortung übernahmen, sodass das Leben weiterging, für ihre Töchter,
Söhne, Männer und für die Natur. Juchitán wurde in den Kreisen rund um
Maria, Veronika und Claudia zu einem Beispiel für eine Kultur, die deshalb
blüht, weil die Wirtschaft und damit Verantwortung fürs Leben in den
Händen der Frauen liegt: Mutterland.
Und damit entwickelten sie dann auch den Subsistenzansatz. „Subsistenzproduktion oder Lebensproduktion umfasst alle Arbeit, die bei der Herstellung und Erhaltung des unmittelbaren Lebens verausgabt wird und
auch nur diesen Zweck hat.“ (S.189) Und wieder sind es meist die Frauen,
wie Marias Fräundinnen Vandana Shiva und Farida Akhter nachwiesen,
welche den Widerstand um die Erhaltung der Subsistenzgrundlagen
weltweit anführen. Offensichtlich wissen Frauen als Vertreterinnen von
Mutter Erde auf besondere Weise, dass, solange sie noch über Boden,
76
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Wasser, Wald, Allmenden und Subsistenzwissen verfügen und in einer
noch funktionierenden Gemeinschaft leben, Menschen weniger erpressbar
sind als Lohnarbeiter. Und Maria ist optimistisch: Die Subsistenzperspektive ist überall möglich – in der Stadt wie auf dem Land, in armen wie in
reichen Ländern. Und: Die Subsistenzperspektive hat in vielfältiger Weise
weltweit begonnen und bedeutet nicht zuletzt Frieden zwischen den
Geschlechtern. (S.196 f)
Als logische Folge ihrer Forschung und Aktionen beteiligt sich Maria Mies
bis heute am Kampf gegen die Politik der Globalisierung, Liberalisierung
und Privatisierung (GLP). Die Souveränität über das eigene Land und das
eigene Leben zu behalten bzw. zurückzugewinnen, war und ist ihr großes
Anliegen, international und regional. MAI, GATS, TTIP, CETA und wie die
„GLP-Abkommen“ alle heißen, führen für sie unweigerlich dazu, dass alle
natürlichen, lebenswichtigen Ressourcen der Erde zu „Roh-Stoffen“ und
Privatbesitz gemacht werden – auch das Leben an sich. Viele Menschen
auf der Welt fühlen und erleben sich als hilflos gegenüber „der Verwandlung aller Dinge in Waren“. Auch in den reichen Ländern grassiert längst
die Volkskrankheit Depression. Doch der Optimismus ihrer Mutter hat sie
selbst nie verlassen: „Was mir selbst in all den Jahren des Widerstandes
gegen die Macht der Konzerne Hoffnung gab, war die Erkenntnis, dass die
Menschen überall die Kontrolle über ihre unmittelbaren Lebensbedingungen wieder zurückfordern. Sie akzeptieren nicht mehr, dass über ihr Essen,
ihre Luft, ihr Wasser, die Krankenversorgung, die Schulen, die Umwelt, den
Personennahverkehr und viele andere Bereiche ihres unmittelbaren Lebens
in irgendwelchen Chefetagen ferner multinationaler Konzerne oder von
Bürokraten in Brüssel oder in Genf im Namen von globalen Abkommen,
die sie nicht einmal kennen, entschieden wird.“
Protect
the
local,
globally!
„Und“, gibt uns Maria als Weise Alte mit auf den Weg, „eine andere
Welt ist möglich“. Denn überall auf Mutter Erde entstehen zurzeit kleine
Wirtschaftsräume, in denen die Menschen tatsächliche demokratische
Mitwirkung bei der Gestaltung ihres Lebens haben. „Protect the local,
globally!“ – dieser Slogan gefällt der Ökofeministin.
Das Heimweh hat nie aufgehört, wenn sie in der Ferne war. Aber auch
das Fernweh hörte nie auf, wenn sie ins Dorf ihrer Mutter heimkehrte.
„Es kostete mich viel Kraft. Aber ich habe auch viel aus dieser Spannung
gelernt. Sie hat mir Lebenskraft und Lebensfreude gegeben. Trotz allem.“
Von dieser Lebenskraft und Lebensfreude wünschen wir Dir, Maria,
grenzenlos viel!!!
Dagmar Margotsdotter
77
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
Geburtstagswunsche
Für KaraMa
KaraMa Beran, Herthastochter,
Freifrau vom Bodensee, Schirmhera der Konstanzer Impera, Ratsfrau im
Rat der Großmütter, MaestraSchülerin von ALMA MATER, Klanmutter,
Matriarchatskundige, Reiseschriftstellerin, Kolumnistin, Chronistin, Lehrende,
Schreibende, Liebende wurde gefeiert. Siebzig Menschen bewegten sich
mit ihr in der Spirale. Und Tochter Anne mit Ankelinnen initiierte die
Goldspirale, die ihre Fräundin in Form goss.
Und was da so drin steht in dieser Goldspirale, ja, das Du bist alles, liebe
KaraMa, auch wenn Du behauptest das seien Zuschreibungen für alle
Frauen, für die Frau an sich, ja, das ist wohl auch richtig, da können wir
kaum etwas hinzufügen lediglich unsere innigsten Glückwünsche und
tiefen Dank an Deine Mutter Hertha, die Dich vor 7x10 Jahren geboren hat.
Deine Wünsche mögen alle in Erfüllung gehen, sowie unser Wunsch: Lass
uns weiterhin an Deinen Ur-kenntnissen und Ur-lebnissen in der MatriWelt teilhaben.
Schreite
in
der
Goldspirale.
Uscha, Dagmar, Daniela
KaraMA berichtet von ihrer Feier:
„Das Spiralgedicht habe ich vor vielen Jahren meiner Mutter Hertha (!)
zum 80. Geburtstag geschenkt und jetzt in der Einladung zu meinem
70. verwendet, zusammen mit dem Lied von Amei Helm „einfach gehen...
als Motto. Dazu habe ich mit meinen Gästen getanzt.“
78
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Lebens-Spirale
So wie sich die Spirale dreht:
dreht und dreht und niemals steht
von innen nach aussen
von aussen nach innen
Anfang und Ende und Wiederbeginnen.
So geht das Jahr und so geht dein Leben
zur Erdmitte wurzeln
zum Himmel hochstreben
die Kindheit, die Jugend, die fruchtbare Zeit
es dreht sich das Rad in Unendlichkeit
das Altern, das Sterben ---geh durch das Tor
so bringt das Leben das Neue hervor.
Es trägt dich zur weisen Schwingung hin
und alles hat seinen ureigenen Sinn
Sei getragen, gehalten, im Tanze gedreht
bis deine Mitte im kosmischen Einklang steht.
So wie sich die Spirale dreht
Anfang und Ende miteinander verwebt.
Sei
getragen
und
gehalten.
KaraMa mit ihrem
Geburtstagsgeschenk
:
Wichtiges Buch: Die Starken der
Mutter
:
MatriaVal e.V. konnte bei dem Verlag Frauenoffensive wegen Schließung
100 Bücher von "Die Stärken der Mütter" von Ursula Fassbender erwerben
und damit vor der Vernichtung retten. Wir zahlten 3 Euro pro Buch und
bieten es jetzt für 5 Euro an, so dass auch eine kleine Spende für den
Verein drin ist.
Wir haben die Bücher mit folgendem Aufkleber versehen:
MatriaVal e. V. feiert 10-jähriges Jubiläum und empfiehlt jeder Frau, ob
Mutter oder nicht, dieses Buch.
www.MatriaWis.de Das Archiv in Göttingen für matriarchale Materialien:
Bücher, Filme, Bilder, alles, in dem es um Matriarchate, Matriarchatsforschung und "mütterliche Ordnung" geht.
Li Shalima fertigte dafür aus unserem Logo, dieses Logo von Mutter
und Tochter.
Das Buch ist für 5 Euro plus 1 Euro (Versand) beim Verein zu bestellen.
Eine, die es schon bekommen hat schrieb:
„Heute Morgen bin ich mit dem Mutterbuch fertig geworden. Das ist der Hammer! Ich
konnte es nur in kleinen Portionen lesen, weil es emotional sehr anstrengend war. Aber das
Ende ist grandios!
Ich kann mir vorstellen, dass es vielen Müttern helfen kann. Ich freue mich so sehr, dass es so
etwas gibt. Das darf nicht von der Bildfläche verschwinden.“
79
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Ein weiterer Protestbrief
Ausstellung Mädchenland
Sehr geehrte Frau Stolle,
Sie haben bereits viele Protestschreiben zu Ihrer Ausstellung „Mädchenland“ bekommen. Diesen Schreiben möchte ich mich anschließen und
Ihnen sagen, dass ich sehr betroffen und entsetzt war, als ich die Bilder
der Ausstellung gesehen habe. Ich habe Sie immer regelmäßig mit meiner
Spende bedacht in der Hoffnung, dass Sie parteilich für Frauen sind und
gerade gegenüber der Sexualisierung von Frauen und Mädchen sensibel
sind und sich dafür einsetzen, dass Frauen und Mädchen vor allen Formen
des sexuellen Übergriffes geschützt werden.
Khasimadchen
sind
selbstbestimmt.
:
In den Mutterlandbriefen habe ich Ihre Stellungnahme zu den kritischen
Reaktionen gelesen. Leider musste ich zu dem Schluss kommen, dass Sie
über diese Sensibilität nicht verfügen und nicht verstehen, was Sie den
Mädchen der Khasi mit dieser Ausstellung angetan haben. Vielleicht
wissen Sie gar nicht, wie Frauen und auch Mädchen, die selbstbestimmt,
geschützt und in ihrer Gemeinschaft behütet leben, aussehen würden und
welche Ausstrahlung auf ihren Fotos den BetrachterInnen ihre Lebensform
vermitteln könnte. Wir leben ja nun mal alle hier nach wie vor im Patriarchat und kennen die Seite der entmachteten Frauen besser als die der
ermächtigten. Ich hätte es sehr interessant gefunden, unbeschadete
Mädchen und Frauen in einer Ausstellung kennen zu lernen, gerade wenn
sie aus einer Kultur mit matriarchalen Wurzeln kommen. Wie konnte die
Fotografin solche Mädchen nicht bei den Khasi finden, wenn sie so lange
bei ihnen gelebt hat? Terre des Femmes hat jedenfalls mit dieser
Ausstellung die Würde der fotografierten Mädchen massiv verletzt, indem
sie Fotos aus der Perspektive der patriarchalen Sexualisierung, wo
Mädchen zu Objekten werden, der Öffentlichkeit preisgegeben hat.
Schlimm genug, dass die Fotografin selbst dafür keine Sensibilität hat und
nach meiner Meinung das Vertrauen der Khasi missbraucht hat im Namen
der Kunst.
Es tut mir nun wirklich Leid, dass auch mein Vertrauen in Sie und in Terre
des Femmes nachhaltig gestört ist und ich Ihnen nicht mehr meine
Spenden zukommen lassen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Sirilya von Gagern
80
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
:
AVE DEA - 13 Gottinnen der
griechischgriechisch-romischen Mythologie
neu begegnen
:
Ulrike Pittner & Ursa Krattiger
Faden
in
die
Gegenwart
spinnen.
:
Ob Gaia, Hekate, Aphrodite, Athene oder Medusa – AVE DEA eröffnet eine
neue Sichtweise auf scheinbar Bekanntes. Meist sind diese und weitere
inspirierende Göttinnen nur aus der griechisch-römischen Mythologie
bekannt – in ihrer Bedeutung verkürzt oder verzerrt dargestellt. AVE DEA
zeigt sie in ihrer Ursprünglichkeit als Große Dreifaltige Göttinnen, als
kosmische Schöpferinnen. Kulturgeschichtliche Vertiefungen legen ihre
Wurzeln frei und spinnen Fäden bis in unsere Gegenwart – wo wir ihnen in
Kunstwerken, Literatur, Filmen, Fantasy, Sprache und Werbung begegnen.
Eine Einladung an alle, die erkennen
wollen, wie Mythen unsere Vorstellungen über Frauen und Männer
prägen, wie sie gesellschaftliche
Strukturen spiegeln und seelische
Kräfte entwickeln. Auch bereichernde persönliche Begegnungen mit
den Göttinnen verdeutlichen das
gemeinsame Begehren der Autorinnen: andere Geschichten von
unserer kulturellen Wiege zu erzählen, besonders auch unseren
Kindern – im Wissen um matriarchale
Werte und Strukturen.
Ulrike Pittner unterrichtete Latein, Französisch, Deutsch in Basel und
Umgebung auf sämtlichen Schulstufen. Sie wirkte in der
LehrerInnenausbildung und -fortbildung, in der Gleichstellungskommission
und als Genderbeauftragte. Ihr Anliegen: die weitreichende
Bildungsrelevanz der Matriarchatsforschung. Sie schuf eine Neuversion der
Schweizerischen Landeshymne in gerechter Sprache.
Dr. Ursa Krattiger wurde als erste Frau Inlandredaktorin der „Basler
Nachrichten“ und war 20 Jahre als Programmschaffende und Redaktorin
beim Schweizer Radio tätig. Schwerpunkte: Frauenrechte, Frauenkultur,
feministische Wissenschaften, weibliche Spiritualität. 1983 erschien ihr
Buch „Die perlmutterne Mönchin. Reise in eine weibliche Spiritualität“.
:
Christel Gottert Verlag
www.christel-goettert-verlag.de
81
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Rekonstruierte Wandmalereien der
Jungsteinzeit aus dem Bodensee
Funde aus einer Pfahlbausiedlung bei BodmannLudwigshafen
Eine archäologische Sensation aus dem Bodensee haben Archäologen
und Restauratoren des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg der Öffentlichkeit präsentiert: Ein rund sieben Meter langes monumentales Wandbild, dem die Wissenschaftler den Arbeitstitel "Busenwand" gaben. Es zeigt Frauen mit vollplastisch geformten Brüsten. Das
Bild befand sich an der Innenwand eines Pfahlbauhauses am Bodensee,
das vor 6000 Jahren verbrannte und versank. Zwanzig Jahre dauerte es,
bis das Bild aus 2000 Einzelteilen rekonstruiert und zusammen gesetzt
werden konnte.
Das Besondere an diesen Reliefs sind die in die Malereien einbezogene,
fast lebensgroß geformte weibliche Brüste (hier in einem 3D-Scan).
Lange rätselten die Wissenschaftler, was auf diesen
Wandbildern abgebildet war.
Inzwischen sind sie sich
sicher: Es handelt sich um
Ahnenreihen, die zu den
sieben Frauenfiguren
hinführen. Auf der Großen
Landesausstellung BadenWürttemberg „4.000 Jahre
Pfahlbauten“ im Kloster Schussenried und im Federseemuseum Bad
Buchau (gleichzeitig) werden die Funde ab 16. April 2016 erstmals zu
sehen sein.
Wir hoffen,
Euch alle
am
16. April
dort zu
Treffen.
82
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF
Die Themen beim nächsten Mal
:
Mutter
•Frauenportraits
Frauenportraits
Schickt
uns
Eure
Artikel ! *
Impressum
Medieninhaberin und Herausgeberin:
MatriaVal e.V., Im Klingenfeld 37, 60435 Frankfurt
[email protected]
Redaktion:
Uscha Madeisky, Dagmar Margotsdotter, Daniela Parr
Layout:
Daniela Parr
* Handschriftliche
oder zu spät
eingesandte
Manuskripte
können wir
leider nicht
berücksichtigen
Erscheinungsart:
vier-jahreszeitlich
83
Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF Mutterlandbriefe – Ausgabe 5 – Frühling 16JdF