KOFF Newsletter Nr. 144, März 2016 Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen KOFF NEWSLETTER NR. 144 - Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 2 Editorial 250‘000 Todesopfer, 4,7 Millionen Flüchtlinge, 6,6 Millionen Binnenvertriebene, 13,5 Millionen Menschen abhängig von humanitärer Hilfe: Trotz der Ausmasse dieser Zahlen und der Dringlichkeit der humanitären Lage ist eine friedliche Lösung des Syrienkonflikts noch immer nicht in Reichweite. In einem Kontext, in der konventionelle Medien den Grossteil ihrer Berichterstattung der militärischen Intervention, der internationalen Dimension des Konflikts und den diplomatischen Verhandlungen widmen, ist nur wenig von den Initiativen für den Frieden zu hören, die von der lokalen Bevölkerung ergriffen werden. Dennoch, und sei es durch humanitäre Einsätze, Vermittlungsaktivitäten oder Entwicklungsprojekte, setzen sich viele SyrerInnen täglich für eine nachhaltige und friedliche Lösung des Konflikts ein. Diese Ausgabe will den Fokus nicht nur auf die Situation in Syrien und die Auswirkungen auf die Nachbarländer legen, sondern auch auf diese lokalen Initiativen und die Unterstützung, die ihnen von staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen aus der Schweiz entgegengebracht wird, um ihnen und den Herausforderungen, denen sie sich gegenübersehen, mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Marie Seidel Redakteurin Inhalt SCHWERPUNKT >> Frieden in Syrien: Warum lokale Akteure wichtig sind dossier >> Syrien: Die Expertise von swisspeace 3 4 >> Geschlechterspezifische Dimensionen der Syrien-Krise 5 >> Psychosoziale Selbsthilfe für Frauen in Rojava 6 >> Nothilfe als Mittel zur Stärkung lokaler Wirtschaftsstrukturen 6 erfahren sie mehr darüber >> Hoffnungsvolle Stimmen aus Syriens Zivilgesellschaft 10 >> Stand der Gouvernanz in Syrien? 10 >> Lernen für den Frieden: Wirksamer Handeln in Syrien 10 aktuell >> swisspeace / KOFF 11 >> Trägerorganisationen12 >> Förderung des sozialen Zusammenhalts zwischen Flüchtlingen und lokaler Bevölkerung 7 >> Internationale Track-II-Koordination für Syrien 7 >> Das Schweizer Engagement in Syrien 8 >> Internationale Partnerorganisationen 13 AGENDA >> Bevorstehende Veranstaltungen 13 Herausgeber: Kompetenzzentrum Friedensförderung KOFF Sonnenbergstrasse 17 Postfach, CH - 3001 Bern Tel: +41 (0)31 330 12 12 www.koff.ch KOFF Kompetenzzentrum Friedensförderung Centre pour la promotion de la paix Centre for Peacebuilding SCHWERPUNKT 3 Frieden in Syrien: Warum lokale Akteure wichtig sind Ein friedlicher Wandel in Syrien ist ohne eine echte Beteiligung lokaler Akteure nicht möglich. Damit diese Beteiligung aber positive Auswirkungen hat, muss sie statt auf Normen auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Akteure gestützt sein. swisspeace Yosra Nagui Program Officer, Mediation Links swisspeace, Conflict Dynamics International und FarikBeirut. net Inside Syria: What Local Actors Are Doing For Peace. 2016 Aktivitäten von swisspeace zu Syrien FarikBeirut.net Conflict Dynamics International Finn Church Aid „Sprechen Sie mit uns, nicht nur über uns.“ Das sagte Dr. Rouba Mhaissen in ihrer Rede an der Konferenz „Supporting Syria and the Region“, die im Februar 2016 in London stattfand. Dr. Mhaissen kritisierte, dass SyrerInnen in letzter Minute ad hoc und nicht als PartnerInnen eingeladen worden waren. Das Ziel der Konferenz waren Zusagen zu humanitärer Hilfe und die Diskussion über langfristigen Strategien zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Prozessunterstützung. Mit der Zuspitzung des Konflikts und der Eskalation an mehreren militärischen Fronten leiden die SyrerInnen vor Ort als Erste unter den humanitären und politischen Auswirkungen. Obwohl in den meisten Diskursen die SyrerInnen als Hauptopfer des Konflikts anerkannt werden, stehen lokale Akteure bei der Planung der humanitären Hilfe oder bei Friedensförderungsprozessen immer noch im Abseits. Die internationale Dimension dieses Konflikts nicht anzuerkennen, wäre trügerisch. Jedoch ist der Gedanke, ein Wandel könnte ohne eine echte Beteiligung lokaler syrischer Akteure funktionieren, im gleichen Mass unrealistisch. Damit aber die Beteiligung lokaler Akteure Wirkung zeigt, muss diese auf den jeweiligen Bedürfnissen und Fähigkeiten von ihnen beruhen und nicht auf normativen Ansätzen oder oberflächlichen Massnahmen. Die Ergebnisse von „Inside Syria: What Local Actors Are Doing For Peace“, einer von swisspeace, FarikBeirut.net und Conflict Dynamics International durchgeführten und von Finn Church Aid in Auftrag gegebenen Studie, zeigen, dass zahlreiche lokale Akteure trotz anhaltend hoher Gewaltraten immer noch an bedeutenden Aktivitäten zur Friedensförderung beteiligt sind. Dazu zählen Anführer von Gemeinschaften, Fraueninitiativen, Jugendgruppen, NGOs und bürgernahe Organisationen, Gemeinderäte sowie Versöhnungskomitees. Diese Akteure sind an vielfältigen Aktivitäten beteiligt, darunter Verhandlungen zur Freilassung und zum Austausch inhaftierter und entführter Personen, Konfliktlösung und Mediation, Förderung friedlicher Werte, der Kampf gegen sektiererische Rethorik, Hilfs- und Entwicklungsarbeit sowie Menschenrechtsaktivismus. Ausgehend von diesen Aktivitäten sind lokale syrische Akteure, aufgrund ihrer Netzwerke und ihres Einflusses, ihrer Legitimität vor Ort sowie ihrer Eignung für die Beobachtung, unentbehrlich für jegliche Prozesse geworden. Erstens besitzen alle in der Studie genannten lokalen Akteure wichtige Netzwerke, auf die man sich für alle Prozesse stützen kann. Anführer von Gemeinschaften haben beispielsweise einen bedeutenden Einfluss auf die Konfliktlösung, Verhandlung und Mediation auf lokaler Ebene, wobei der Einfluss je nach Region variiert. In Sweida spielten sie eine wichtige Rolle bei der Beruhigung von angespannten Verhältnissen mit einem Nachbarsort, die sich zu einem bewaffneten Konflikt hätten zuspitzen können. Wenn also die Feindseligkeiten wie an der jüngsten Münchner Sicherheitskonferenz besprochen eingestellt würden, könnten Anführer von Gemeinschaften mit ihren starken Netzwerken und dem grossem Einfluss vor Ort auf die Zivilbevölkerung und auf bewaffnete Gruppen einen entscheidenden Beitrag leisten. Aufgrund ihrer traditionellen Position, ihrer Ressourcen oder auch ihrem Zugang zu bestimmten Gruppen werden sie als Einflussträger angesehen. Allerdings haben Anführer von Gemeinschaften, wie auch alle anderen Akteure, ebenso schon eine negative oder eskalierende Rolle inne. Daher ist es wichtig, jeden Fall sorgfältig zu analysieren und nicht von einer kollektiven Retter- oder Täterrolle auszugehen. KOFF NEWSLETTER NR. 144 Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 4 Zweitens sorgen lokale Akteure in einer Zeit, in der die lokale Bevölkerung internationalen und nationalen Akteuren gegenüber zynischer und misstrauischer wird, durch ihre Dienste für Vertrauen und Legitimität innerhalb ihrer Gemeinschaften. Dies trifft besonders auf Akteure zu, die an der Hilfs- und Entwicklungsarbeit beteiligt sind, unabhängig davon, ob es sich dabei um Jugendgruppen, Fraueninitiativen oder Organisationen handelt. Diese Gruppen haben ein tiefgehendes Verständnis der Bedürfnisse und Prioritäten vor Ort, was für die Gestaltung jeglicher internationaler Programme wichtig ist. Durch die Sicherung der Lebensgrundlagen leisten sie auch einen Beitrag zur Friedensförderung. So erklärte ein Akteur aus Rif Damaskus, dass manche Menschen „Waffen tragen, um die Nahrung für ihre Kinder zu beschaffen“. Das Gleiche gilt für Akteure, die sich für Bildung als Schutz vor einer Rekrutierung durch den IS engagieren. Andere wiederum nutzen Hilfsarbeit als Zugangspunkt und üben danach andere friedensfördernde Aktivitäten wie Mediation aus. Die Verflechtung von humanitärer und friedensfördernder Arbeit muss unbedingt berücksichtigt werden, insbesondere aufgrund des sich stetig verändernden Kontextes. Dabei ist aber ein konfliktsensitiver Ansatz wesentlich, um die Arbeit lokaler Akteure nicht zu beeinträchtigen. Schliesslich sind lokale Akteure trotz hoher Sicherheitsrisiken weiterhin an der Beobachtung und Dokumentierung der Menschenrechte beteiligt. Diese Organisationen und Einzelpersonen sind wesentlich für die Bestätigung der Berichterstattung über das Geschehen vor Ort und für die Überprüfung, ob schriftliche Abkommen eingehalten werden. Bei einer Beendigung der Feindseligkeiten oder im Falle humanitärer Abkommen wird ihre Arbeit als beobachtende und dokumentierende Organisationen von grösster Bedeutung sein. Wie das Büro des Sondergesandten des Generalsekretärs für Syrien kürzlich während der Syrien-Gespräche in Genf erklärte, verlagert sich die allgemeine Strategie zu einer Einbindung einer breiten Auswahl an Mitgliedern der syrischen Gesellschaft in die Prozesse. Trotzdem müssen bei jedem Engagement mehrere Punkte beachtet werden. Erstens sollten lokale Akteure Raum für eigene Definitionen und einen Diskurs darüber, was Friedensförderung für die verschiedenen SyrerInnen bedeutet, erhalten, anstatt sich vordefinierten Konzepten stellen zu müssen. Zweitens sollten internationale Akteure anstelle von normativen Ansätzen, die oft mit Idealisierungen einhergehen, bei der Einbindung der verschiedenen lokalen Akteure pragmatisch vorgehen. Drittens sollte die internationale Gemeinschaft ihr zivilgesellschaftliches Engagement nicht nur auf etablierte Organisationen beschränken, sondern informelle Akteure wie Anführer von Gemeinschaften oder Basisbewegungen mit einschliessen. Zu guter Letzt sollten sich lokale Akteure in Syrien weiterhin um eine Zusammenarbeit und die Bildung von Netzwerken untereinander bemühen, um Partnerschaften und ihre Sichtbarkeit zu fördern. dossier Syrien: Die Expertise von swisspeace swisspeace Sara Hellmüller Senior Researcher, Mediation Focal Point für Syrien KOFF NEWSLETTER NR. 144 Durch Kurse, Konferenzen, Prozessunterstützung und Forschung hat swisspeace Expertise zu Syrien aufgebaut. Im Oktober 2014 organisierten die Syrian Peacebuilding Advisory Unit, swisspeace, LSE und NOREF eine Konferenz über die Kriegswirtschaft in Syrien, an der AkademikerInnen und politische EntscheidungsträgerInnen zusammenkamen. Ausserdem stand Syrien im Zentrum der swisspeace Sommerschule 2015 mit dem Ziel, den Teilnehmenden durch die Vermittlung von Friedens- und Konflikttheorien ein besseres Verständnis des Konfliktes zu ermöglichen. Das KOFF organisierte Rundtische über Syrien, um die geschlechterspezifischen Aspekte des aktuellen Konflikts zu analysieren. Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 5 Links Übersicht über die Aktivitäten von swisspeace zu Syrien Mediationsprogramm von swisspeace NOREF Kodmani, Bassma, NOREF. Syrian Voices on the Syrian Conflict: A Solution for Syria. Mai 2015 Alzoubi, Zedoun, NOREF. Syrian Voices on the Syrian Conflict: Syrian medical NGOs in the crisis: realities, perspectives and challenges. Oktober 2015 swisspeace arbeitet seit Herbst 2014 auch an einer vom Carter Center geführten und gemeinsam mit NOREF implementierten Initiative, in der sie Treffen mit syrischen Interessensgruppen einberuft, um die Möglichkeiten eines politischen Übergangs in Syrien zu besprechen. Seit Kurzem engagieren sich swisspeace und NOREF für den Aufbau einer von SyrerInnen geleiteten Plattform für die Zivilgesellschaft. Im Forschungsbereich haben Conflict Dynamics International, swisspeace und FarikBeirut.net im Auftrag von Finn Church Aid einen Bericht über die Aktivitäten lokaler Akteure in Syrien, „Inside Syria: What Local Actors Are Doing For Peace“, veröffentlicht. Ausserdem untersucht swisspeace friedensschaffende Massnahmen in Syrien im Rahmen eines dreijährigen Projekts über die Rolle von Normen in der Friedensförderung. swisspeace und NOREF veröffentlichen auch die Beitragsreihe „Syrian Voices on the Syrian Conflict“, in der syrische Autoren Meinungen über verschiedene Aspekte des Friedensprozesses austauschen können. Durch all diese Aktivitäten hat swisspeace eine Expertise zu politischen Aspekten, Ursachen und Wirkungen des bewaffneten Konflikts in Syrien, zur Beteiligung regionaler sowie internationaler Akteure und zu internationalen Bemühungen für die Förderung einer politischen Konfliktlösung entwickelt. swisspeace arbeitet mit einer Vielfalt an lokalen und internationalen Partnerorganisationen zusammen und pflegt einen engen Kontakt zu ihnen. Geschlechterspezifische Dimensionen der Syrien-Krise KOFF Marieke Fröhlich Program Assistant Annemarie Sancar Senior Program Officer Links KOFF NGO-Arbeitsgruppe zu Frauen, Frieden und Sicherheit Der Bund. „Ich dachte das syrische Regime fällt bald“,Interview mit Laila Alodaat, syrische Expertin für Menschenrechte. 30. November 2015. KOFF NEWSLETTER NR. 144 Die KOFF NGO-Arbeitsgruppe zu Frauen, Frieden und Sicherheit organisierte im November 2015 eine Veranstaltungsreihe, um dem zivilgesellschaftlichen Bericht über die Umsetzung des schweizer nationalen Aktionsplans zur UN-Sicherheitsrat Resolution 1325 zu Frauen, Frieden und Sicherheit (UNSCR 1325) Gestalt zu geben. Im Fokus der Veranstaltungen standen die Untersuchung und Diskussion verschiedener Bereiche der Sicherheitspolitik aus einer kritischen Gender-Perspektive. Um die Krise in Syrien aus der Gender-Perspektive zu diskutieren, lud das KOFF verschiedene Interessensgruppen und AkteurInnen der Zivilgesellschaft sowie aus dem Kunst- und Medienbereich ein. Ziel war das Verständnis der gendergeprägten Dimensionen des Kriegs in Syrien und der spezifischen Sicherheitsrisiken für Frauen, weshalb vor allem der Zusammenhang von Militarismus, Gewalt und Männlichkeit im Zentrum stand. Betont wurde ausserdem, dass stereotypische Berichterstattung und deren enge Verknüpfung mit Geschlechterverhältnissen und Militarismus eingehend besprochen werden müssen, da vor allem gendergeprägte Aspekte meist weder in Berichterstattungen noch Sicherheitsdiskussionen explizit vorkommen. Eine genauere Erörterung der Erkenntnisse dieser Veranstaltungen wird im zivilgesellschaftlichen Bericht über den schweizer nationalen Aktionsplan zur UNSCR 1325 im März veröffentlicht. Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 6 Psychosoziale Selbsthilfe für Frauen in Rojava medico international schweiz Nina Schneider, Maja Hess Links Träumen auf Kurdisch Pilotprojekte in Rojava Rojava/Kobanê Hintergründe und Artikel Stiftung der Freien Frau in Rojava WJAR Die Medien zeigten kurdische Frauen im letzten Jahr meist mit der Waffe in der Hand. In Rojava im Norden Syriens kämpften sie unerschrocken gegen den IS und für die Befreiung der Stadt Kobanê. „Wenig bekannt hingegen ist“, sagt unsere Partnerin von der Stiftung der freien Frau in Rojava (WJAR), „dass ihre herausragendste Waffe nicht die Schusswaffe ist. Ihr wichtigster Kampf ist ein emanzipatorischer und gilt dem Umbau der Gesellschaft.“ Damit verweist sie auf die Tatsache, dass Frauen sich in allen Entscheidungsgremien der Gemeinden und Kantone mit einer Mindestquote von 40 Prozent beteiligen und zusätzlich bei Yekitiya Star engagieren, ihrer feministisch-kurdischen Frauenorganisation. Dort sorgen sie in inklusiven politischen Prozessen dafür, dass die zur Verfügung stehenden Mittel und Ressourcen Frauen und ihren Projekten zugute kommen. Wichtiger Grundsatz der Stiftung WJAR ist es, dass arabische und kurdische Frauen gezielt zusammenarbeiten. Gemeinsam entwickeln sie Projekte, um Frauen und Mädchen zu stärken, die im Krieg alles verloren haben, vertrieben oder gar als Sexsklavinnen von den Männern des IS missbraucht worden sind. Sie unterstützen Frauen sowohl in ihrem Widerstand gegen die erlebte Gewalt als auch darin, psychisch und physisch zu überleben. Dabei geht es nicht nur darum, das kollabierte Gesundheitssystem wieder aufzubauen, sondern auch die gesamte männerdominierte Gesellschaft für psychische Leiden und die Traumatisierung von Frauen zu sensibilisieren und deren Blick auf sexuelle Gewalt gegen Frauen zu verändern. International tätige TherapeutInnen bilden vor Ort Psychologinnen aus, die zusammen mit Vertreterinnen der kurdischen Frauenstrukturen die psychosozialen Angebote auf lokale Bedürfnisse anpassen. Zusammen mit anderen Geberorganisationen unterstützt medico international schweiz diese Kurse sowie den strukturellen Aufbau des Frauengesundheitszentrums in Serê Kaniyê. Nothilfe als Mittel zur Stärkung lokaler Wirtschaftsstrukturen Caritas Schweiz Mandy Zeckra Senior Program Manager Link Weitere Aktivitäten von Caritas Schweiz in und um Syrien Caritas Schweiz ist seit 2012 in der Verteilung von Hilfsgütern in unterschiedlichen Regionen Syriens aktiv. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Abgabe warmer Mahlzeiten sowie der Verfügungstellung von Nahrungsmittelpaketen zur Aufwertung der Ernährungssituation. Die Kriegssituation verhindert zwar eine flächendeckende und systematische Versorgung der Syrerinnen und Syrer, dennoch ist Caritas bestrebt, die Stärkung lokaler Einkommensmöglichkeiten durch die Organisation von Nothilfeleistungen, insbesondere in lang andauernden Krisen und Konflikten, nicht zu vernachlässigen. Im Rahmen von vier Projekten wurden seit 2012 insgesamt rund 2,9 Millionen warme Mahlzeiten in Homs, Aleppo und Damaskus verteilt. Derzeit werden über 36‘000 Menschen über mehrere Monate durch die lokalen Partner der Caritas täglich mit Nahrungsmitteln versorgt. So werden in der Region um Damaskus Grundnahrungsmittel verteilt, die ca. die Hälfte des täglichen Kalorienbedarfs der unterstützten Familien decken. In Aleppo werden täglich warme Mahlzeiten zur Ergänzung der Ernährungs- und Nährwertversorgung unter Verwendung von Milchprodukten, Frischgemüse, Fleisch und Gewürzen bereitgestellt. Die lokale Beschaffung solcher Güter ist ein Grundgedanke, der in den meisten Notsituationen eingehalten werden kann. In langwierigen Krisen, wo Grundversorgung und Basisdienstleistungen über einen langen Zeitraum hinweg aufrecht erhalten KOFF NEWSLETTER NR. 144 Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 7 werden müssen, kommt dem jedoch eine besondere Rolle zu. Caritas gewährleistet dies über auschliesslich lokale Produktions- und Verarbeitungsprozesse. In der Praxis bedeutet dies, dass Beschaffung, Lagerung, Sortierung, Verpackung, Zubereitung und Verteilung durch Mitarbeiter vor Ort bewerkstelligt wird, was eine Vielzahl von Arbeitsplätzen schafft. Allein in Aleppo werden täglich 2-3 Tonnen warmes Essen auf diesem Weg zubereitet, was lokale Arbeitskräfte, Produzenten und Vertriebe einbindet. Nothilfemassnahmen können auf diesem Weg Einkünfte sichern, soziale Strukturen stärken und der betroffenen Bevölkerung Zugang zu psychosozialer Unterstützung und anderen Dienstleistungen bieten. Förderung des sozialen Zusammenhalts zwischen Flüchtlingen und lokaler Bevölkerung World Vision Schweiz Manuela Eberhard Mediensprecherin Link Guay, Joseph, World Vision International. Social cohesion between Syrian Refugees and Urban Host Communities in Lebanon and Jordan. 2016 Der syrische Konflikt hat bereits über vier Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Die meisten von ihnen verweilen in der Türkei, in Jordanien oder im Libanon, was sowohl Behörden und Hilfsorganisationen als auch die lokale Bevölkerung vor nie dagewesene Herausforderungen stellt. Dabei erweisen sich die Förderung des sozialen Zusammenhalts sowie die Linderung gesellschaftlicher Spannungen zwischen Flüchtlingen und lokaler Bevölkerung als prioritär. Wie Studien zeigen, können wachsende soziale Spannungen zwischen Flüchtlingen und lokaler Bevölkerung Konflikte in Aufnahmeländern verursachen. Diese Spannungen können sich auf den Zugang zu grundlegenden Gütern und Dienstleistungen sowie auf die Lebensgrundlage auswirken. Steigen die Spannungen weiter, ist die Gefahr gross, dass sich Vertriebene sogar in die Isolation zurückziehen. Auch die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt kann zu Frustration, Vorverurteilung und Diskriminierung führen und somit die Chancen auf Verdienstmöglichkeiten bei Flüchtlingen beeinträchtigen. Diese Herausforderungen sind Ausgangspunkt für die von World Vision International publizierte Studie zum sozialen Zusammenhalt zwischen Flüchtlingen und lokaler Bevölkerung im Libanon und in Jordanien. In dieser Studie wird nach einem neuen, ganzheitlichen Ansatz für humanitäre Interventionen verlangt, um den sozialen Zusammenhalt für alle betroffenen Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten, sowie strategische Ziele für nationale, internationale und lokale Interessengruppen definiert, um die fragile Stabilität in den beiden Ländern zu schützen. Internationale Track-II-Koordination für Syrien Europäisches Friedensinstitut Maria Chalhoub Program Assistant Search For Common Ground Katherine Boyce Program Manager KOFF NEWSLETTER NR. 144 Die traditionellen diplomatischen Track-I-Bemühungen konnten die Gewalt in Syrien nicht beenden, doch nichtstaatliche Friedensfördernde (Track II) setzen sich weiterhin für das gemeinsame Ziel einer friedlichen Beilegung des Konflikts ein. Für Syrien gibt es kein offizielles Koordinationssystem und im Hinblick auf die verschiedenen Track-II-Bemühungen der NGOs und Agenturen, die mit vielen SyrerInnen in Kontakt stehen, braucht es mehr Verknüpfungen zwischen den Prozessen, effizientere und weniger doppelte Arbeit sowie einen besseren Informationsaustausch über die Bemühungen für eine Konfliktlösung in Syrien. Zu diesem Zweck verfolgen Search For Common Ground (SFCG) und das Europäische Friedensinstitut (EIP) seit Anfang 2015 einen gemeinsamen Koordinationsprozess mit dem Ziel, eine Plattform Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 8 Links Europäisches Friedensinstitut Search For Common Ground für internationale Track-II-Organisationen, die zu Syrien arbeiten, aufzubauen, damit regelmässig Treffen und ein Austausch von Erkenntnissen stattfinden können. Die Grundlage dafür ist der seit 2013 bestehende Prozess von SFCG. An den Treffen nehmen Track-II-PraktikerInnen, regionale AnalytikerInnen, VertreterInnen von Regierungen sowie europäische und internationale multilaterale Institutionen teil, welche die Bemühungen für eine Konkfliktlösung in Syrien aktiv unterstützen. Die Themen vergangener Treffen waren unter anderem die regionale Dynamik und ihre Auswirkungen auf eine Konfliktlösung, internationale Beschlüsse und „Roadmaps“ für den Frieden in Syrien sowie breiter gefächerte Diskussionen über Gouvernanz und Übergang, Wege zur Versöhnung sowie bewaffnete Gruppen und Extremismus. Diese Plattform dient ausser der Verbesserung der Koordination auch der Ausarbeitung praktischer Empfehlungen und politischer Optionen bezüglich grundlegender Belange, welche die Lage des Konflikts beeinflussen. Die Resultate der Plattform sind bis anhin ein deutlich höherer Informationsaustauch und eine bessere Abstimmung unter den teilnehmenden Organisationen. Die Plattform hat Verbindungen zwischen dem von der UNO geleiteten Track-I-Prozess für den Frieden in Syrien und dem Track-II-Prozess auf internationaler und lokaler Ebene geschaffen. Das Schweizer Engagement in Syrien Angesichts des Ausmasses der syrischen Krise ist ein koordiniertes Engagement der Schweiz erforderlich. Die Politische Direktion, die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und die Direktion für Völkerrecht des EDA sind im Namen der Schweizer Regierung auf drei Pfeilern aktiv: Suche nach einer politischen Lösung des Konflikts, Humanitäre Hilfe und Förderung der Resilienz, und Eintreten für das humanitäre Völkerrecht. Drei Prioritäten für die Friedensförderung in Syrien Abteilung Menschliche Sicherheit des EDA Gregorio Bernasconi Programmverantwortlicher für Syrien Link Abteilung Menschliche Sicherheit des EDA Seit Beginn der Krise in Syrien 2011 betreibt die Schweiz ein Programm zur zivilen Friedensförderung, das sowohl die unmittelbaren als auch die grundlegenden Ursachen für die Spannungen in Syrien angeht. Vor dem Hintergrund der zu einem bewaffneten Konflikt eskalierenden Krise und der zunehmenden Internationalisierung der Kämpfe, passte die Schweiz ihr Engagement in Syrien an. Aktuell basiert die schweizerische Friedensförderung in Syrien auf drei Schwerpunkten: Die Schweiz trägt zu einer politischen Konfliktlösung bei, unterstützt lokale Friedensförderungskapazitäten und setzt sich für die Verteidigung und Förderung des internationalen Rechts ein. Diese Schwerpunkte werden im Folgenden erläutert. Die Schweiz unterstützt die Bemühungen des UNO-Sondergesandten für Syrien, Staffan de Mistura, um die notwendigen Bedingungen für eine Konfliktlösung auf dem Verhandlungsweg zu schaffen. Die Schweiz bemüht sich, den Dialog zwischen den Konfliktparteien über diplomatische Kanäle und durch eine informelle Kontaktpolitik zu fördern. Genf als Durchführungsort für die Syrien-Gespräche bedeutet für die Schweiz sowohl besondere Möglichkeiten als auch eine besondere Verantwortung. Weiter fördert die Schweiz lokale Friedensinitiativen. Die Projekte beinhalten die Schaffung von Möglichkeiten für den innergemeinschaftlichen Dialog, die Unterstützung der Medien, die Stärkung der lokalen Gouvernanz und die Unterstützung von Frauen-Netzwerken. Auf diesem Weg setzt sich die Schweiz für den KOFF NEWSLETTER NR. 144 Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 9 Miteinbezug lokaler Akteure in den von der UNO geförderten formellen Dialog ein, um die lokale und internationale Ebene des Friedensprozesses näher zusammenzubringen. Zudem weiss die Schweiz, wie wichtig Recht und Gerechtigkeit für jedes nachhaltige Friedensabkommen sind. Deswegen unterstützt sie Ausbildungskurse im humanitären Völkerrecht für die Konfliktparteien und ist darauf bedacht, dass die internationalen Normen in die Verhaltensregeln mit einfliessen und von den kriegführenden Parteien respektiert werden. Ausserdem hilft die Schweiz syrischen Organisationen bei der Dokumentation von Verletzungen des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte durch die Konfliktparteien. Das Ziel ist es, sich zu gegebener Zeit mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und die nationale Versöhnung zu ermöglichen. Das humanitäre Engagement der Schweiz in der Syrien-Krise DEZA / Humanitäre Hilfe Regine Kilchenmann Programmleiterin Syrien-Krise (Syrien, Jordanien, Libanon, Türkei, Irak) Link Das Engagement der Schweiz für die Opfer der Syrien-Krise Der Konflikt in Syrien hat eine der grössten humanitären Krisen unserer Zeit ausgelöst. Über 13,5 Millionen SyrerInnen und damit beinahe 75 % der syrischen Gesamtbevölkerung sind aktuell von humanitärer Hilfe abhängig. Bis jetzt sind 4,7 Millionen Menschen in Nachbarländer geflüchtet, vor allem in die Türkei, den Libanon und nach Jordanien. Seit Ausbruch der Krise 2011 hat die Schweiz zur Unterstützung der betroffenen Bevölkerung in- und ausserhalb Syriens und zur Linderung ihres Leidens über 200 Millionen Franken für Opfer bereitgestellt und zusätzliche 50 Millionen für 2016 gutgesprochen. Die Hälfte der Gelder wurde für Projekte in Syrien eingesetzt, während mit der anderen Hälfte Nachbarländer bei deren Hilfe für Menschen in Not unterstützt wurden. Der humanitäre Beitrag der Schweiz ist auf die folgenden vier Aktivitäten aufgeteilt: die Unterstützung humanitärer Projekte von Partnerorganisationen, die Umsetzung eigener Projekte, die Entsendung von Schweizer ExpertInnen an Partnerorganisationen sowie die Unterstützung internationaler Koordination und humanitärer Diplomatie. Die Syrien-Krise zeigt, dass eine Stärkung der Resilienz von Gemeinschaften für die langfristige Wirkung humanitärer Hilfe wesentlich ist. Sie gibt Menschen Kraft und bringt sie wieder auf die Beine. Daher stellt die Schweiz Beiträge für Projekte im Bereich Resilienz bereit, welche die sozioökonomischen Auswirkungen der Krise mildern und das Umfeld für ein menschenwürdiges Leben schaffen. Eine der Hauptstützen resilienter Gemeinschaften ist die Bildung. Deshalb hat die Schweiz seit 2012 über 100 Schulen in Jordanien und im Libanon saniert, damit nun über 60‘000 Kinder die Schule besuchen können. Zudem unterstützt sie ein Projekt des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) in Syrien mit dem Fokus auf Resilienz, das durch die Unterstützung von Kleinstunternehmen und LandwirtInnen Arbeitsplätze schaffen soll. KOFF NEWSLETTER NR. 144 Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 10 erfahren sie mehr darüber Hoffnungsvolle Stimmen aus Syriens Zivilgesellschaft Link Syria Justice and Accountability Centre. “Maybe We Can Reach a Solution” Syrian Perspectives on Local Initiatives for Peace, Justice, and Reconciliation. Februar 2015. Diese Studie von Charney Research im Auftrag von Syria Justice and Accountability Centre stützt sich auf Tiefeninterviews, die mit verschiedensten syrischen Bevölkerungsgruppen durchgeführt wurden, um ihren Ansichten, Meinungen und Anliegen eine Bühne zu geben, darunter Sunniten, Schiiten, Alawiten und Christen, Anhänger des Assad-Regimes, ihre Kontrahenten sowie Vertriebene und Flüchtlinge. Sie stellt fest, dass trotz einer Polarisierung durch alle Bevölkerungsschichten der Wunsch nach Frieden vieler Syrerinnen und Syrer immer noch präsent ist. Durch die Untersuchung erwies sich jedoch die Unterstützung für eine international ausgehandelte Beilegung des Konfliktes als stark rückgängig. Die Unterstützung inklusiver Verhandlungen auf lokaler Ebene und der Miteinbezug der Zivilgesellschaft scheinen besser zu funktionieren und könnten laut den Autoren einen Weg in eine friedlichere Zukunft weisen. Stand der Gouvernanz in Syrien Link Khalaf, Rhana. Governance without Government in Syria: Civil Society and State Building during Conflict. In dieser Studie analysiert Rhana Khalaf den aktuellen Stand der Gouvernanz in Syrien. Während des Syrienkonflikts hat sich gemäss ihrer Analyse die Gouvernanz von der Regierung auf lokale Akteure verlagert. Zivilgesellschaftliche Gruppierungen, religiöse Autoritäten, Clangesellschaften und Bürgerbewegungen füllen die entstandene Machtlücke aus, darunter auch Warlords und terroristische Vereinigungen wie der IS und Al-Quaida. Auf internationaler Ebene sind ähnliche Effekte auszumachen – Ausländische Regierungen, internationale Organisationen und private Institutionen bestimmen das Schicksal Syriens mit. In alle diesen Entwicklungen sind Konkurrenz und Hybridisierungen derselben Regierungsformen festzustellen. Diese Prozesse bedeuten zwar noch nicht einen umfassenden Staatsbildungsprozess, doch sie gewähren den Syrerinnen und Syrern ein Minimum an Stabilität in dieser Zeit der Zerrissenheit ihres Landes. Lernen für den Frieden: Wirksamer Handeln in Syrien Link SyriaLearning.org KOFF NEWSLETTER NR. 144 Das vom ALNAP (Active Learning Network for Accountability and Performance in Humanitarian Action) Sekretariat betriebene Portal SyriaLearning.org zielt darauf ab, kollektives Lernen zur Krise in Syrien zu fördern und somit koordinierte Reaktionen internationaler Akteure zu unterstützen. Ein breites Angebot an relevanten Informationen, Daten, Diskussionen und Analysen soll den Interessen der verschiedenen NutzerInnen gerecht werden. Das Portal ist von besonderer Wichtigkeit für diejenigen, die an Lernprozessen und der Planung und Auswertung von Programmen beteiligt sind und Informationen über laufende und geplante Forschungsarbeiten, Untersuchungen sowie andere Arten von Lernaktivitäten in ihre Arbeit Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 11 miteinbeziehen möchten. Hierdurch trägt das Portal dazu bei, ein gemeinsames Verständnis der sich entwickelnden Situation zwischen den verschiedenen Akteuren und Sektoren zu schaffen. AKTUELL swisspeace / KOFF KOFF Sidonia Gabriel Project Director Marie Seidel Communications Officer Link KOFF Webseite swisspeace Lukas Krienbühl Head of Communications Link swisspeace Strategie 2016-2020 swisspeace Ursina Bentele Program Officer, Training Links CAS in ziviler Friedensförderung MAS in ziviler Friedensförderung Die Friedensförderung stärker, relevanter und sichtbarer machen Das KOFF ist ein gut etabliertes Austausch- und Dialognetzwerk von 48 nichtstaatlichen und zwei staatlichen Schweizer Organisationen aus den Bereichen Frieden, Menschenrechte und Entwicklung. Es soll dazu beitragen, die Schweizer Friedensförderungsaktivitäten zu stärken, sichtbar zu machen und ihre Relevanz aufzuzeigen. Dazu wird das KOFF-Team 2016 die bekannten Rundtische und Dialogforen in der Schweiz strategischer einsetzen, um für gemeinsame Herausforderungen Lösungsansätze zu diskutieren, Zugänge zu schaffen und den Austausch zu fördern. Gemeinsame Lernprozesse in lokalen Kontexten werden von KOFF und seinen Trägern aufgegleist, um die Wirksamkeit der Friedensförderungsaktivitäten und die strategisch-politische Arbeit der Träger und Partner zu erhöhen. Zudem will das KOFF als Netzwerk mehr Einfluss auf die Schweizer Friedenspolitik und internationale Policy-Prozesse nehmen und die Zusammenarbeit zwischen Frieden, Entwicklung und Sicherheit stärken. Die Kommunikation zwischen den Trägerorganisationen sowie zwischen der Praxis und der Politik spielt dabei eine Schlüsselrolle. In dem die Trägerschaft aktiv ihr Wissen einbringt, mit dem KOFF Rundtische organisiert, gemeinsame Lernprozesse anstösst sowie zum Inhalt der KOFF-Kommunikationsmittel beiträgt, ist sie mehr denn je das zentrale Element des KOFF. Zukunftsweisende Strategie für swisspeace Im Dezember letzten Jahres hat der Stiftungsrat von swisspeace unter der Leitung von Jakob Kellenberger die neue Strategie 2016-2020 der Schweizer Friedensstiftung gutgeheissen. swisspeace schickt sich an, in den nächsten fünf Jahren zur Verbesserung der Konfliktprävention und -transformation beizusteuern und so ihren Auftrag zu erfüllen. Als akademisch angesehene Forschungs- und Ausbildungsinstitution will die Stiftung weiter den Austausch zwischen Friedensforschung, Policy und Praxis fördern. So soll swisspeace Raum für Dialog, gemeinsame Analysen und Reflexionen bieten. Das praxisorientierte Forschungsinstitut setzt sich als weitere strategische Ziele, zu inklusiven und legitimen Friedens- und Staatsbildungsprozessen beizutragen sowie die konfliktsensitive Arbeit verschiedener Akteure in Krisengebieten zu stärken. Diese Strategie soll swisspeace in eine erfolgreiche Zukunft führen. Konflikte entschärfen, Frieden fördern – mit dem CAS in Ziviler Friedensförderung Welche Wirkung hat die Friedensförderung? Welche Herausforderungen stellen sich bei der Arbeit in fragilen Kontexten? Wie und mit welchen Folgen verändern sich Geschlechterrollen während eines Konfliktes? Wann und wie kann Mediationsarbeit Konflikte entschärfen? Wie können schwerste Menschenrechtsverletzungen und Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht verarbeitet werden? Wie kann aus einer „Kriegswirtschaft“ ein dem Frieden zuträgliches Wirtschaftssystem entstehen? Anmeldung Diese Fragen stehen beim Nachdiplomstudium (CAS) in ziviler Friedensförderung – Jahreskurs im Fokus. Die berufsbegleitende Weiterbildung bringt Teilnehmende an 21 Kurstagen (monatlich jeweils Freitag/Samstag) auf den neusten KOFF NEWSLETTER NR. 144 Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 12 Stand in ausgewählten Bereichen der zivilen Friedensförderung und bietet Schulung in praktischen Methoden. Der CAS findet vom September 2016 bis August 2017 statt und kann als Modul des neuen Master of Advanced Studies (MAS) in ziviler Friedensförderung der Universität Basel und swisspeace belegt werden. Anmeldeschluss ist der 30. Juni 2016. Trägerorganisationen FDFA Claudia Rizzo cfd Regula Brunner Kommunikationsverantwortliche Links Weitere Informationen zum Projekt und Daten der Vorführungen Trailer des Films Dokumentarfilm „Wir Mitbürgerinnen“ bestellen KOFF NEWSLETTER NR. 144 Senior Level Peacebuilding Course Vom 16. bis 20. November 2015 fand der Trainingskurs „Senior Level Peacebuilding Course“ mit dem thematischen Fokus auf „Enhancing Leadership for Peacebuilding“ statt. Er wurde gemeinsam mit der Abteilung Menschliche Sicherheit, dem Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik (GCSP), dem International Peacebuilding Advisory Team (IPAT) und dem Ausbildungs- und Forschungsinstitut der Vereinten Nationen (UNITAR) organisiert. Die Kursziele waren ein besseres Verständnis der neusten Fachkenntnisse hinsichtlich nachhaltiger Friedensförderung, die Schaffung günstiger Bedingungen für den Austausch und die Auswertung bisheriger Erkenntnisse sowie die Erschliessung von Führungsstilen und -kompetenzen, mit denen Herausforderungen der Friedensförderung bewältigt werden können. Im Hinblick auf die durchmischte Gruppe fand unter den 25 TeilnehmerInnen ein bereichernder Austausch statt. Diese Vielfalt bewirkte zudem eine hohe Sensibilität für Genderfragen. Neben Zivilpersonen und Mitgliedern der Armee, die vor Ort oder bei Entscheidungsgremien arbeiten, nahm auch der Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Genf an den Podiumsdiskussionen zur Einleitung und zum Abschluss teil. „Wir Mitbürgerinnen“ – Ein Projekt vom cfd Was ist eine Bürgerin? Was ist ein Schweizer? Was ist eine Migrantin? Wer entscheidet in der Demokratie? Welche gesellschaftlichen Mitgestaltungsmöglichkeiten bestehen? Diesen Fragen gingen zugewanderte Frauen im Rahmen des cfd-Projekts „Mitgestalten festgehalten“ auf den Grund. Während eines Jahres haben sie ihre partizipativen Möglichkeiten ausgekundschaftet und für sich erschlossen. In gemeinschaftlicher Arbeit entstand daraus ein Film über Bürgerschaft in einem weiteren Sinn: Bürgerschaft ist nicht bloss als ein vom Staat verliehenes Recht, sondern als aktiver Prozess der Teilhabe an der Gesellschaft aufzufassen, unabhängig von der Staatsangehörigkeit. Im Film beanspruchen „Migrantinnen“ ihr Mitspracherecht in der Öffentlichkeit, schaffen Reflexionsräume zum Thema politische Teilhabe und werden als teilhabende Bürgerinnen sichtbar. Im März finden in der Deutschschweiz Vorführungen des Films mit anschliessenden Diskussionen statt. Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 13 Internationale Partnerorganisationen International Alert Seit einigen Monaten engagiert sich International Alert aktiv in der Konfliktlösung in Syrien. Die Organisation betreibt Projekte, um die Rolle der syrischen Zivilgesellschaft zu stärken und zur Lösung der humanitären Krise beizutragen. Unter diesen Aktivitäten befindet sich zum Beispiel „Create Syria“, ein Projekt, um die Resilienz von syrischen Flüchtlingen im Libanon zu stärken, indem Kunst und Kultur gefördert werden. Das Programm „Peace Education“ zielt darauf ab, junge SyrerInnen für die Probleme des gewalttätigen Extremismus zu sensibilisieren und ihnen die Friedensförderung näher zu bringen. Durchgeführt wird das Programm in Zusammenarbeit mit Organisationen aus Syrien, der Türkei und dem Libanon. Schliesslich hat International Alert Anfang Februar, nach der vierten internationalen Geberkonferenz für Syrien, eine Stellungnahme von NGOs mitunterzeichnet, in welcher die internationale Gemeinschaft dazu aufgefordert wird, die humanitäre Krise rasch zu lösen, die syrische Zivilgesellschaft in die Verhandlungen miteinzubeziehen und eine Verbindung zwischen dem Friedensprozess und der Lösung der humanitären Krise herzustellen. AGENDA Bevorstehende Veranstaltungen 5. März 2016 Wie kann man sich für Menschenrechte einsetzen? Peace Brigades international (PBI) und Peace Watch Switzerland (PWS) organisieren zu dieser Frage eine Informationsveranstaltung an der Universität Zürich. Geboten werden Infos zur konkreten Freiwilligenarbeit in der Schweiz und im Ausland, zum Ausbildungsprozess, sowie zur Struktur der Organisationen. Weitere Informationen bei PBI und PWS. 13. März 2016 Es ist etwas mehr als fünf Jahre her, als die Schweizer Stiftung für Kunst in Konfliktregionen artasfoundation gegründet wurde. Aus diesem Anlass wird ein Rückblick über die Aktivitäten und gewonnenen Erfahrungen aus dem Südkaukasus, Russland und Syrien geboten. Die Veranstaltung, organisiert im Rahmen des Festivals „How Artists Approach War“, findet am 13. März im Theater am Neumarkt in Zürich statt. Weitere Informationen. 18. März 2016 Die Jahrestagung der Humanitären Hilfe und des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe (SKH) wird dieses Jahr der Syrienkrise und dem Schweizer Engagement in der Lösung der humanitären Krise, der Förderung der Resilienz der syrischen Zivilbevölkerung und der Suche nach einer politischen Beilegung des Konflikts gewidmet sein. Unter den Rednern befinden sich Bundesrat Didier Burkhalter, Staffan de Mistura, UN-Sondergesandter für Syrien, und Carla del Ponte, Mitglied der UN-Sonderkommission für Syrien. Weitere Informationen und Anmeldung bis 11. März. 28. März 2016 Zahlreiche Trägerorganisationen des KOFF schliessen sich für den Ostermarsch am 28. März 2016 (Ostermontag) in Bern einem Bündnis der Zivilgesellschaft an. Das diesjährige Motto lautet „Entrüstung für den Frieden – Geflüchtete willkommen heissen“. Weitere Informationen. 4.-8. April 2016 Fragile Staaten sind zu einem wichtigen Anliegen für die internationale Gemeinschaft geworden. Aber was genau ist staatliche Fragilität? Der Kurs „Fragility, Conflict & Statebuilding“ von swisspeace nimmt sich dieser Frage an und untersucht die konzeptuellen, politischen und umsetzungsbezogenen Herausforderungen KOFF NEWSLETTER NR. 144 Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 14 des Staatsaufbaus in fragilen und konfliktbetroffenen Kontexten. Weitere Informationen und Anmeldung (so bald wie möglich). 6. April 2016 Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) bietet von September 2016 bis Juni 2017 und in Kooperation mit cinfo den CAS-Studiengang „Internationale Zusammenarbeit – Bausteine für Leadership-Kompetenz“ an. Eine Informationsveranstaltung findet am 6. April an der ZHAW in Zürich statt. Weitere Informationen. 9. April 2016 Sandstrand, Sonne, Palmen – Ferienidylle pur? Hinter den Kulissen sieht es oft weniger rosig aus. Amnesty Internationals Kurs „Mit Menschenrechten wirtschaften?“ in Basel thematisiert das Zusammenspiel und die Konfliktfelder zwischen Menschenrechten und wirtschaftlichem Handeln. Im Fokus steht der Tourismus. VertreterInnen von Staat, Wirtschaft und NGOs beleuchten die Verantwortung von Staaten und Unternehmen sowie die Handlungsmöglichkeiten von Konsumenten. Weitere Informationen und Anmeldung. 14. April und 18. Mai 2016 swisspeace führt am 14. April um 18.15 in Basel eine Informationsveranstaltung zu ihrem Weiterbildungsangebot durch. So bietet sich die Möglichkeit, sowohl das breite Angebot thematischer Kurse und Trainings von swisspeace zu entdecken als auch Informationen zu den diversen Nachdiplomstudiengängen von swisspeace und der Universität Basel zu erlangen. Alternativ findet in Bern am 18. Mai um 18:15 Uhr eine zweite Informationsveranstaltung statt. 27.-29. April 2016 Friedensförderung, Entwicklung und humanitäres Eingreifen sollen zu positiven Auswirkungen auf die Kontexte, in denen sie erfolgen, beitragen. Im Rahmen des swisspeace Trainings zu Konfliktsensitivität soll das Konzept der Konfliktsensitivität besser verstanden und praktische Tools für dessen Anwendung in strategischen und operativen Aspekten des Programmmanagements zur Verfügung gestellt werden. Weitere Informationen und Anmeldung (so bald wie möglich). 9.-13. Mai 2016 Einen Weg zu finden, um mit einer konfliktreichen Vergangenheit umzugehen, wird oft als Schlüssel zu einem dauerhaften Frieden, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit angesehen. Aber wie kann man sich über Relevanz und Wirksamkeit von Vergangenheitsbewältigung vor Ort überhaupt sicher sein? Der swisspeace Kurs „Dealing with the Past: Theory & Practice“ bietet Antwortmöglichkeiten auf diese Frage, in dem er den Fokus auf Möglichkeiten und Herausforderungen beim Entwerfen und der Umsetzung eines Prozesses zur Vergangenheitsbewältigung legt. Weitere Informationen und Anmeldung (so bald wie möglich). 12.-19. Juni 2016 Das Institut für Konfliktbearbeitung und Friedensentwicklung (ICP) organisiert zum neunten Mal die „international Summer Academy and Forum on Peace Mediation and Dialogue“, die dieses Jahr der Mediation in Konflikten zwischen Gemeinschaften und Unternehmen gewidmet ist. Die Sommerakademie wird in Zusammenarbeit mit CAUX-Initiativen der Veränderung organisiert und findet im Kongresszentrum in Caux statt. Weitere Informationen. Bis am 31. Mai 2016 Ab sofort nimmt die Rotary Foundation Bewerbungen für den Rotary Peace Fellowship entgegen. Das Programm bietet eine akademische und praktische Ausbildung mit dem Ziel, WissenschaftlerInnen auf weltweites Konfliktmanagement vorzubereiten. Bis zu 100 ausgewählte Stipendiaten erhalten die Chance, in einem der sechs Rotary Peace Centers einen Masterabschluss oder ein Berufszertifikat im Bereich Frieden und Konfliktlösung zu erlangen. Weitere Informationen und Anmeldung bis am 31. Mai 2016. 13.-17. Juni 2016 „Building peace by managing change“ ist ein von Steps for Peace organisierter Trainingskurs, der MitarbeiterInnen darin unterstützt, ein differenzierteres Verständnis von organisatorischen Rahmenbedingungen in gesellschaftspolitischen Veränderungsprozessen zu entwickeln und Projekte kontextspezifischer einschätzen, planen und begleiten zu können. Weitere Informationen und Anmeldung. 27. Juni - 1. Juli 2016 Mit dem Training „Designing trainings for peacebuilding“ vermittelt Steps for Peace eine Übersicht über praktische Grundkompetenzen zu Analyse, Planung und Durchführung von Bildungsmassnahmen in schwierigen Kontexten. Weitere Informationen und Anmeldung. KOFF NEWSLETTER NR. 144 Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen 15 11.-15. Juli 2016 Frieden als Grundrecht zu definieren würde nicht nur die Bewertung von Friedensarbeit erleichtern, sondern auch die friedliche Beilegung von Differenzen auf allen Ebenen fördern, die Kontrolle über Machtausübung verbessern und neue Werkzeuge für die Friedensförderung zur Verfügung stellen. Eine Arbeitsgruppe des Rates für Menschenrechte diskutiert vom 11. bis 15. Juli in Genf über diese Möglichkeit. Die Teilnahme zahlreicher NGOs ist erwünscht. Weitere Informationen. 9.-11. September 2016 Build Peace ist eine jährliche Konferenz, die ExpertInnen, AktivistInnen und TechnologInnen aus der ganzen Welt zusammenbringt, um sich über ihre Erfahrungen und Ideen im Einsatz von Technologie im Bereich der Friedensförderung auszutauschen. Die Veranstaltung findet dieses Jahr vom 9.-11. September in Zürich statt. Weitere Informationen. 22. August - 9. September Föderalismus und Dezentralisierung sind immer beliebtere Modelle, um gute Regierungsführung zu gewährleisten, Demokratie zu fördern und zur Entwicklung beizutragen. In der 27. Sommerakademie über Föderalismus, Dezentralisierung und Konfliktlösung wird den TeilnehmerInnen ermöglicht, ihre Kenntnisse in diesem Fachgebiet zu vertiefen. Die Sommerakademie findet vom 22. August bis 9. September in Freiburg (Schweiz) statt. Weitere Informationen und Anmeldung bis 31. März 2016. KOFF-Veranstaltungen Auf der KOFF-Webseite finden Sie weitere Informationen zu den aktuellen Rundtischen und Veranstaltungen des KOFF. KOFF Kompetenzzentrum Friedensförderung Centre pour la promotion de la paix Centre for Peacebuilding Herausgeber KOFF von swisspeace Kontakt Sonnenbergstrasse 17 Postfach, CH-3001 Bern Tel.: +41 (0)31 330 12 12 Redaktion Marie Seidel, Manuel Respondek Layout Liliana Rossier Übersetzung Furrer Übersetzungen Übersetzergruppe Zürich Bildmaterial Blick über Damaskus, 2009 copyright: swisspeace / Franziska Sigrist KOFF ist ein Projekt der Schweizerischen Friedensstiftung swisspeace. Es wird gemeinsam getragen vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten und den folgenden Schweizer Nichtregierungsorganisationen: Alliance Sud APRED artasfoundation BAHA’I Brücke · Le pont Caritas Schweiz Caux - Initiativen der Veränderung cfd DCAF Eirene Schweiz Fastenopfer Fondation Hirondelle FriedensFrauen Weltweit Frauen für den Frieden Schweiz Gesellschaft für bedrohte Völker Geneva Call Graines de Paix Green Cross Schweiz GSoA HEKS HELVETAS Swiss Int. IAMANEH Schweiz Institute for Conflict Transformation and Peacebuilding IFOR-Schweiz Interpeace Luzerner Initiative für Frieden und Sicherheit (LIPS) medico international schweiz Medienhilfe mission 21 miva Schweiz - transportiert Hilfe Palmyrah Peace Watch Switzerland Peace Brigades International Quaker United Nations Office Schweizerische Flüchtlingshilfe Schweizerischer Friedensrat Schweizerischer Katholischer Frauenbund Schweizerisches Rotes Kreuz SCI Schweiz Solidar Suisse SOS Kinderdorf Stiftung Kinderdorf Pestalozzi Swiss Academy for Development SWISSAID Terre des Femmes Schweiz terre des hommes schweiz TRIAL World Vision Schweiz Frühere Ausgaben online KOFF NEWSLETTER NR. 144 Einsatz für den Frieden in Syrien: Initiativen und Herausforderungen
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