Das global vernetzte galizische Dorf Mag. Dr. Matthias Kaltenbrunner (Universität Wien) Dienstag, 15. März 2016, 19.00 Uhr Jan III Sobieski-Saal Polnische Akademie der Wissenschaften Wissenschaftliches Zentrum in Wien Boerhaavegasse 25, 1030 Wien 71 Kleistgasse Rennweg Eintritt frei Anmeldung erbeten unter: [email protected] Über den Vortrag Thema dieser Veranstaltung ist die mikrogeschichtliche Untersuchung von sechs Dörfern in der historischen Region Ostgalizien, die vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart von intensiven und lang anhaltenden Migrationsprozessen geprägt wurden (in diesem Fallbeispiel vor allem nach Kanada). Die Migranten und die zurückbleibenden Nicht-Migranten waren durch vielfältige Netzwerke miteinander verbunden. Diese Kontakte funktionierten auch dann noch, als die Migrationsbewegungen selbst durch den Kalten Krieg längst zum Erliegen gekommen waren, weshalb hier von "global vernetzten Dörfern" die Rede ist. Diese Dörfer entwickelten sich nicht trotz, sondern dank der intensiven Migrationsprozesse und der dadurch kreierten Netzwerke und erlebten im Laufe des 20. Jahrhunderts, anders als viele andere Dörfer in Osteuropa, keine Entvölkerung. Der hohe Grad an globaler Vernetzung auch während der Sowjetperiode zwingt außerdem, die weit verbreitete Vorstellung einer hermetisch abgeriegelten Sowjetunion kritisch zu hinterfragen. Mag. Dr. Matthias Kaltenbrunner leistete 2006-07 seinen Zivildienst in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und arbeitete auch später an verschiedenen wissenschaftlichen Projekten im Archiv der Gedenkstätte mit. 2007 bis 2012 studierte er Geschichte und Slawistik an den Universitäten Wien und Warschau. Während seines Studiums war er Projektmitarbeiter bei der "Kommission für die Geschichte der Habsburgermonarchie" an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seine Diplomarbeit beschäftigt sich mit dem Massenausbruch sowjetischer Offiziere aus dem KZ Mauthausen und der sog. "Mühlviertler Hasenjagd" und wurde 2012 in erweiterter Form unter dem Titel "Flucht aus dem Todesblock" vom Studienverlag publiziert. Für das Buch, in dem zahlreiche Quellen aus russischen und ukrainischen Archiven erstmals publiziert wurden, erhielt er den "Herbert-Steiner-Preis" sowie den "ErwinWenzl-Anerkennungspreis". Im Rahmen seines Dissertationsprojekts untersuchte er die Migrationsgeschichte des östlichen Galiziens bzw. der heutigen Westukraine vom späten 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts im Kontext der dadurch kreierten globalen Vernetzung. Seit 2015 arbeitet er als Assistent (postdoc) am Institut für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien.
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