Ausgabe | 08 26. Februar 2016 powered by Wirtschaft Nach Ärzteschwund: Droht ein Apothekenmangel auf dem Land? In mehreren Bundesländern haben die Apothekerverbände mittlerweile vor einem Nachwuchsmangel gewarnt I Das wiederum führt dazu, dass sich ch bin händeringend auf der die Situation hinsichtlich der mediSuche nach Pharmazeuten. So zinischen Versorgung auf dem Land langsam muss ich auch einen mögweiter verschlechtert. Auf dem Land lichen Nachfolger aufbauen, der irbietet sich dann die Einrichtung einer gendwann einmal meine Apotheke Rezeptsammelstelle an, um wenigsübernehmen möchte“, sagte Andrea tens den Zugang zu Arzneimitteln Göhren bei einem Treffen der Aposicherzustellen. Allerdings gibt es für theker mit Pharmaziestudenten in derartige Sammelstellen ganz klare Magdeburg Ende Januar. Vorschriften im §24 der ApothekerbeIn Brandenburg werden in den triebsordnung. Der Deutschen Apokommenden zehn Jahren ein Drittel theker Zeitung zufolge kann nicht in aller Apothekeninhaber in Rente gejedem Fall einfach einer derartige hen. Hier bereitet auch die Einstellung Sammelstelle eingerichtet werden. des Studiums der PharmazieingeniEine Alternative ist der elektroeure 1991 erhebliche Probleme. Diese nische Apotheken-Kiosk, der zurzeit durften Approbierte vertreten. In Thüringen gab es im September des 135 Apotheken verschwanden innerhalb nur eines Jahres in in Schottland zum Einsatz kommt. In Foto: Flicrk/Casey Hugelfink/CC by sa 2.0 einem Gemeinschaftsprojekt hat das vergangenen Jahres 561 Apotheken, Deutschland. digitale Dienstleistungsunternehdoch der Sprecher der Thüringer Apothekenkammer, Lutz Gebert, rechnet von fehlenden Nachwuchs betroffen. Oft men Atos zusammen mit anderen Partnern damit, dass in den kommenden Jahren jede zieht es die neu ausgebildeten Apotheker wie etwa den Universitäten von Glasgow, eher in die Städte als aufs Land, da stehen Edinburgh und der Robert Gordon Universizehnte dieser Apotheken schließen wird. Gerade die ländlichen Regionen sind sie ihren ärztlichen Kollegen in nichts nach. ty den Roboter-Apotheken-Kiosk entwickelt. Analyse Arznei-Ausgaben auf Rekordniveau Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Arzneimittel steigen weiter kräftig. Die Aufwendungen der Kassen in diesem Bereich sind laut den aktuellen Berechnungen der Techniker Krankenkasse im vergangenen Jahr um etwa fünf Prozent auf einen Rekordwert von rund 35 Milliarden Euro geklettert. Kostentreiber seien teure innovative Medikamente gegen Hepatitis C sowie Kombi-Therapien gegen Krebs, sagte Arznei-Experte Tim Steimle von der Techniker Krankenkasse. Schon 2014 war mit 33 Milliarden Euro ein neuer Höchststand erreicht worden. Steimle forderte im Zuge der gestiegenen Ausgaben Änderungen vom Gesetzgeber. Einige Patienten erhielten neue Therapien nicht schnell genug, andere bekämen teure Präparate verordnet, die im Vergleich zu anderen Mitteln keinen Zusatznutzen hätten, so Steimle. Ergebnisse von Nutzenbewertungen müssten daher etwa in den medizinischen Leitlinien für Ärzte berücksichtigt werden. Das würde einerseits Ärzten bei der Wahl der Therapie helfen und andererseits den Einfluss der Pharmafirmen auf die medizinischen Leitlinien verringern. Problematisch hinsichtlich der Zusatznutzens sind weiterhin auch Arzneimittel, die gegen seltene Krankheiten eingesetzt werden (Orphan Drugs). Eine Untersuchung der Gesetzlichen Krankenkassen zeigte im Januar, für etwa die Hälfte der Patientengruppen bei Arzneimitteln gegen seltene Krankheiten einen „nicht quantifizierbaren“ Zusatznutzen. „Um Patienten mit seltenen Krankheiten eine sichere Arzneimitteltherapie anbieten zu können, muss der G-BA (Gemeinsamen Bundesausschusses) in begründeten Einzelfällen auch bei Orphan Drugs das Nutzen- und Schadenspotenzial vollständig prüfen dürfen“, sagt JohannMagnus von Stackelberg vom GKV-Spitzenverband. „Hier ist eine Rechtsänderung dringend notwendig.“ Derzeit ist es so, dass der Gemeinsame Bundesausschuss, weil der Gesetzgeber einen Zusatznutzen unterstellt, diesen Zusatznutzen bei Medikamenten gegen seltene Krankheiten nur noch dem Ausmaß nach prüfen: erheblich, beträchtlich, gering oder nicht quantifizierbar. Nur, wenn bei einem dieser Arzneimittel der Umsatz die Marke von 50 Millionen Euro übersteigt, muss der Gemeinsame Bundesausschuss prüfen, ob es tatsächlich einen Zusatznutzen gibt. Ansonsten wird er zunächst einmal angenommen und als Basis für Preisverhandlungen genutzt. 1 powered by Ausgabe | 08/16 Platziert in einem beliebigen Dorfladen, können sich die Einwohner quasi in den Kiosk setzen und über einen Bildschirm direkt mit einem Apotheker sprechen. Dann ist der Einwohner in der Lage, dem Apotheker seine Symptome zu beschreiben und sich ein Medikament empfehlen zu lassen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Verschreibung des Arztes von dem Roboter-Kiosk einscannen zu lassen, so dass der Apotheker direkt darauf zugreifen kann. Sobald das Medikament bereitsteht, erhält der Nutzer eine Nachricht auf sein Handy. Einmal den über die Textnachricht übermittelten Code eingegeben, kann das entsprechende Medikament entgegengenommen werden. Doch nicht nur auf dem Land ringen 26. Februar 2016 Apotheken um Nachwuchs. Im Kreis Recklinghausen etwa wurden in den vergangenen 15 Jahren zwischen Waltrop und Dorsten 13 Apotheken geschlossen. Deutschlandweit gab es im September 2015 etwa 20.296 Apotheken, Ende 2014 waren es noch 20.441. Allein in Nordrhein-Westfalen schlossen 46 Apotheken, in Baden-Württemberg 26 Apotheken. Medizintourismus Immer mehr Deutsche erwägen Behandlung im Ausland Günstigere Kosten und die Verbindung einer Behandlung mit einem Urlaub scheinen dabei besonders attraktiv. D der Deutschen sich mittlerweile vorstellen können, sich auswärts behandeln zu lassen. Für mehr als die Hälfte der Befragten spielen dabei vor allem die günstigeren Kosten eine wesentliche Rolle. Vielen gefällt auch die Vorstellung, einen Urlaub mit einer Behandlung zu verknüpfen. So werden auch bewusst Behandlungen gesucht, die in Deutschland nicht durchgeführt werden. Neben Reha- und Kuraufenthalten im Ausland sind Zahn- und Augenbehandlungen ebenfalls häufig erwünscht. Eine kleine OP am Auge verbunden mit einem Strandurlaub - für viele Die Entwicklungen Deutsche klingt das mittlerweile nach einem guten Plan. im Medizintourismus Foto: Flickr/Raúl González/CC by 2.0 kann für ReiseunterDeutsche erwägen für eine Behandlung nehmen bzw. Anbieter ein lukratives den Gang ins Ausland. Eine aktuelle Be- Geschäft werden. Die Organisation von fragung der Internationalen Hochschule Urlaub und Behandlung weckt bei den Bad Honnef (IUBH) zeigt, dass 55 Prozent potentiellen Patienten den Wunsch nach er globale Medizintourismus hat in den vergangenen zwei Jahren deutlich Fahrt aufgenommen. Nicht nur, dass viele Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, um sich hier behandeln zu lassen. Auch ordentlicher Organisation. Hier wird sich in den kommenden Jahren ein starkes Geflecht von Dienstleistungsunternehmen etablieren. Ähnliches ist in Berlin zu sehen. Eine Stadt, die von ausländischen Patienten gern für Behandlungen gewählt wird. Berlin konnte die Zahl der Patienten aus dem Ausland von 2004 bis 2014 verfünffachen. „Berlin ist derzeit sehr engagiert und erfolgreich bei der Vermarktung als Medizintourismusstandort. Der direkte wirtschaftliche Effekt durch die Medizintouristen beträgt schätzungsweise 150 Millionen Euro pro Jahr“, so Jens Juszczak von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Hier haben sich auch Hotels, Dienstleister, Kliniken und Ärzte in dem Netzwerk „Berlin Medical Tourism Guide“ zusammengetan. Einer Studie der Hochschule BonnRhein-Sieg in Sankt Augustin zufolge kamen 2014 über 251.000 Patienten nach Deutschland, um sich hier ambulant und stationär behandeln zu lassen. Das ist ein Plus von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Forschung Deutschen Forschern gelingt Durchbruch in der Aids-Forschung Mittels eines Gentherapie-Ansatzes ist es deutschen Forschern gelungen, auch den Erreger selbst unwirksam zu machen W eltweit werden etwa 37 Millionen HIV-positive Menschen gezählt. Und jedes Jahr kommen mehr als zwei Millionen Neuinfektionen hinzu. Zwar gibt es mittlerweile zahlreiche Medikamente, um den Ausbruch der Infektion hinauszuzögern bzw. die Folgen abzuschwächen, doch eine Heilung gibt es noch nicht. Forscher der TU Dresden und des Heinrich-Pette-Instituts könnte der Heilung nun jedoch einen entscheidenden Schritt näher gekommen sein. Ausgerechnet deutschen Wissenschaftlern ist es gelungen, zum ersten Mal HI-Viren aus lebenden menschlichen Zellen vollständig zu entfernen. „Zellschädigende oder genotoxische Nebeneffekte waren dabei nicht zu beob- 2 powered by Ausgabe | 08/16 achten“, so die Wissenschaftler. Grundlage dafür war ein künstlich erzeugtes Reparatur-Enzym, Rekombinase Brec1. Dieses konnte „Provirus der Mehrheit (>90%) der klinischen HIV-1 Isolate zielgenau aus der menschlichen Wirtszelle herausschneiden und entfernen“. Entsprechend eigne sich Brec1 den Wissenschaftlern zufolge als vielversprechender Kandidat für eine mögliche Anwendung in zukünftigen HIVHeilungsansätzen. „„Das Generieren von molekularen Skalpellen, wie der Brec1 Rekombinase, wird die Medizin verändern“, sagte Frank Buchholz, TUD Leiter der Studie. Von dieser Entwicklung würden nicht nur HIV-Patienten, sondern auch viele andere Patienten mit genetisch-bedingten Erkrankungen profitieren. „Wir stehen kurz davor, das Zeitalter der Genom-Chirurgie einzuläuten.“ Die Brec1 Rekombinase ist somit in der Lage, wie ein molekulares Skalpell die HI-Viren im Blut der Patienten zu finden und sie von den Wirtszellen abzuspalten. „Nur eine komplette Entfernung des HIV-Provirus aus dem Genom der Patienten kann zu einer vollständigen Heilung der Infektion führen“, sagt Joachim Hauber vom Heinrich-Pette-Institut. „Unsere Entwicklung der Brec1-Rekombinase ist dazu in der Lage, fast alle bisher bekannten klinisch relevanten HI-Viren ohne erkennbare Nebeneffekte wieder aus infizierten menschlichen Zellen zu entfernen.“ Dies stelle die Grundlage für erste klinische 26. Februar 2016 Mit HIV infizierte T-Zelle Foto: Flickr/ NIAID/CC by 2.0 Studien zur Heilung von HIV-Patienten dar, die in absehbarer Zeit in Hamburg durchgeführt werden sollen. Forschung Diagnose Eisenmangel ganz ohne Blutabnahme Wissenschaftler haben ein Verfahren entwickelt, um Eisenmangel schneller diagnostizieren zu können F ür Schwangere und Kleinkinder ist ein Eisenmangel nicht ungefährlich. Bei Kleinkindern kann dieser zu einer verzögerten Gehirnentwicklung führen. Bei Schwangeren steigt das Risiko Ärzte am LMU-Klinikum führen eine nicht-invasive Eisenmangelmessung durch. Foto: Klinikum Universität München einer Frühgeburt. „Etwa die Hälfte aller Schwangeren, die bei uns im Perinatalzentrum Großhadern entbinden, ist von Eisenmangel betroffen. Neben dem Risiko einer Frühgeburt beeinträchtigt der Eisenmangel auch die Leistungsfähigkeit der Betroffenen erheblich“, sagt Uwe Hasbargen, Leiter des Perinatalzentrums am Klinikum der Universität München. Doch nicht nur Schwangere und Kinder sind betroffen. Bei vielen Menschen wird der Eisenmangel erst gar nicht erkannt. Das liegt auch daran, dass die Diagnostik nicht schnell und kostengünstig genug ist, um systematisch die Bevölkerung daraufhin zu untersuchen. Ein neues Verfahren des Klinikums der Universität München setzt hier an. Hier haben Wissenschaftler ein Screening entwickelt, das ohne die Abnahme von Blut funktioniert. Dafür setzen die Forscher auf einen Marker für Eisenmangel, ZinkProtoporphyrin, der mit Hilfe einer fluoreszenzspektroskopischen Untersuchung das Maß für einen möglichen Eisenmangel messen kann. Dafür wird em Patienten eine flexible Lichtfaser auf die Unterlippe gelegt. „Bei der Bildung von roten Blutkörperchen wird bei Personen mit Eisenmangel während des Aufbaus des roten Blutfarbstoffs, dem Häm als Teil des Hämoglobins, häufiger ein Zinkion anstelle eines Eisenions eingebaut“, sagt Michael Vogeser vom Institut für Labormedizin. „Dadurch entstehen Zink-Protoporphyrin-Moleküle und es erhöht sich das Verhältnis der Zink-Protoporphyrin- zu Häm-Moleküle in den roten Blutkörperchen, die unter Eisenmangelbedingungen gebildet wurden.“ Zink-Protoporphyrin weist ein charakteristisches Fluoreszenzspektrum auf. Gerade bei Schwangeren und Kleinkindern kann ein Eisenmangel zu erheblichen Schwierigkeiten führen. Foto: Flickr/Adam Tas/ CC by 2.0 Beim Auflegen der Lichtleitfaser regt Blaues Licht die Fluoreszenz des Moleküls 3 powered by Ausgabe | 08/16 an. Anhand dieser lässt sich dann der Eisenmangel bestimmen. Ilknur Teksan, Ärztin am Perinatalzentrom Großhadern zufolge hat der gesamte Messprozess insgesamt nur zwei Minuten gedauert. Die neue Diagnostik erlaubt es, auch in Ländern, in denen eine Blutabnahme mit anschließender Laboruntersuchung nicht möglich ist, einen Eisenmangel festzustellen. Aber auch in Europa 26. Februar 2016 würde ein nicht-invasives Eisenmangelmessgerät die Versorgung speziell von Kindern verbessern, bei denen eine Blutentnahme oft schwierig ist und eine Hürde darstellt. Gesundheitssystem Niedrigzinsen belasten deutschen Gesundheitsfonds Im vergangenen Jahr musste der Gesundheitsfonds erstmals Strafzinsen an seine Banken zahlen: 1,8 Millionen Euro R egelmäßig fließen Krankenkassenbeiträge und Bundeszuschüsse in den deutschen Gesundheitsfonds. Dieser ist unter anderem dazu da, Krankenkassen Pauschalen zu zahlen. Doch ten. Das erste Mal überhaupt musste der Gesundheitsfonds für die hohen Summen, die wenige Tage regelmäßig auf seinen Konten liegen, Strafzinsen zahlen. „Im Jahr 2015 erzielte der Gesund- Millionen eingezahlte Euro erreichten die Krankenkassen nicht einmal, damit mussten Strafzinsen beglichen werden. Foto: Flickr/Images Money/CC by 2.0/TaxRebate.org.uk die regelmäßigen Transaktionen waren für den Fonds im vergangenen Jahr teuer. Die Niedrigzins-Politik der EZB trifft nicht nur Bankkunden und Betriebsren- heitsfonds erstmalig ein negatives Zinsergebnis von rund 1,8 Millionen Euro“, sagt ein Sprecher des für den Gesundheitsfonds zuständigen Bundesversi- cherungsamtes der FAZ. Gemessen am Gesamtvolumen des Gesundheitsfonds von mehr als 200 Milliarden Euro, sei der Schwund aber als „gering anzusehen“. Nicht nur der Gesundheitsfonds ist von den Niedrigzinsen durch die EZB-Politik betroffen. Auch die Industrie klagt über das schwierige Zinsumfeld, das nachhaltig das System der Betriebsrenten gefährden könnte. Die auf den Konten des Fonds eingehenden Beiträge werden gesammelt und zwischen dem 1. und dem 15. des darauffolgenden Monats an die 118 Krankenkassen ausgezahlt. Diese wiederum verteilen ihr erhaltenes Geld ebenfalls auf mehrere Banken, um nicht auch noch Strafzinsen zahlen zu müssen. Das derzeit noch hohe Geldvermögen der großen Sozialversicherungsträger sei jedoch liquide und sicher angelegt, so der BVA-Präsident Frank Plate in der FAZ. Sein Amt werde eine ordnungsgemäße Anlage des Vermögens weiterhin schwerpunktmäßig prüfen, „gerade auch in Zeiten einer Niedrigverzinsung beziehungsweise von Negativzinsen“. Erst im vergangenen Jahr hatte der deutsche Gesundheitsminister Gröhe angekündigt, dass sich der Bund 2016 mit 14 Millionen Euro am Gesundheitsfond beteiligen will. Eigentlich sollten schon in den Jahren zuvor jedes Jahr 14 Millionen Euro in den Fonds fließen. Zwischen 2013 und 2015 wurde der Bundeszuschuss zum Fonds jedoch gekürzt, um den Bundeshaushalt zu sanieren. Angesichts der Prognose des Instituts für Weltwirtschaft braucht der Gesundheitsfonds die neuen Gelder dringend. Das Institut sprach von einem drohenden Defizit der Kassen und Gesundheitsfonds in Höhe von 3,3 Milliarden in diesem Jahr. 4 powered by Ausgabe | 08/16 26. Februar 2016 Zika Brasilien will Gammastrahlung zur Zika-Bekämpfung nutzen Brasilien greift nun zu einer radikalen Lösung. Mittels atomarer Strahlung sollen die Mücken sterilisiert werden B rasilien ist bisher am stärksten vom Zika-Virus betroffen. Da ein entsprechender Impfstoff noch auf sich warten lässt, greift die Regierung des Landes nun zu anderen Methoden. Mit Gammastrahlung sollen Millionen von männlichen Mücken sterilisiert werden, um so die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Anfang der Woche gab die Internationale Atomenergiebehörde bekannt, dass es die Kosten für den Transport der notwendigen Gerätschaften nach Juazerio in Brasilien übernehmen werde. Hier soll die atomare Sterilisierung getestet werden. Funktioniert es, sollen landesweit Milliarden gezüchtete männliche Mücken mit der Gammastrahlung bestrahlt und in die freie Natur entlassen, um so die Population zu verringern. Die männlichen Mücken können die Weibchen dann zwar noch befruchten, aber es kommen keine Larven zur Welt. „Das ist wie Geburtenkontrolle bei der Familienplanung von Menschen“, zitiert Reuters Kostas Bourtzis von der Internationalen Atomenergiebehörde Der stellvertretende Direktor des IAEA, Aldo Malavasi (Mitte) kündigt die Unterstützung Brasiliens im Kampf gegen den Zika-Virus an. Foto: IAEA, J. Inácio/Brazil wurde damit versucht, die Fruchtfliegen zu reduzieren. Aber auch Motten können damit sterilisiert werden. Zu etwaigen Risiken bei dieser Methode machte die Behörde jedoch keine Angaben. Unterdessen hat der Zika-Virus zu einem deutlichen Einbruch der Flugbuchungen nach Lateinamerika geführt. Zwischen 15. Januar und 10. Februar seien die Flugbestellungen um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken, teilte die Reisedatenfirma ForwardKeys mit. Am 15. Milliarden gezüchteter Mücken sollen mit Gammastrahlung sterilisiert werden. Foto: Flickr/Day Donaldson/CC by 2.0 Januar hatte die Behörde für Krankheitskontrolle (IAEA). Die brasilianische NGO namens in den USA einen Reisehinweis erteilt. Moscamed soll dafür bis zu zwölf Millionen In den zehn Tagen nach dem Ausrufen männliche Mücken pro Woche züchten. des weltweiten Gesundheitsnotstandes Die Methode zur Sterilisierung wurde am 1. Februar durch die WHO sind die bereits andernorts genutzt. Auf Madeira Flugbuchungen laut der Firma um zehn Prozent eingebrochen. Auf der anderen Seite lässt der Virus derzeit beim Chemiekonzern Lanxess die Nachfrage nach einem MückenabwehrWirkstoff sprunghaft steigen. „Wir rechnen aktuell damit, unseren Absatz von Icaridin gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent zu steigern“, sagte der Chef der Lanxess-Tochter Saltigo, Wolfgang Schmitz. Derzeit werde die Kapazität der Anlagen an den höheren Bedarf angepasst. Die Nachfrage habe seit Jahresbeginn „sehr stark“ zugenommen. Der Wirkstoff Icaridin, der unter dem Namen Saltidin vertrieben wird, wird von zahlreichen Herstellern in Insektenabwehrmitteln eingesetzt. Angaben zum Umsatz von Saltidin und der FeinchemieTochter Saltigo macht Lanxess nicht. Es sei eines der wichtigen Produkte von Saltigo, sagte ein Sprecher. Saltigo ist Teil des Geschäftsbereichs Advanced Intermediates mit Basis- und Feinchemikalien, der 2014 auf einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro kam. Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredakteurin: Jennifer Bendele.Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Elke Baumann. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de 5
© Copyright 2024 ExpyDoc