CfP_ AK

14. Jahrestagung 2016 des Arbeitskreises Verkehr der Deutschen Gesellschaft für Geographie
(DGfG), 23. bis 25. Februar 2016 in Dortmund
Call for Papers
Dynamiken von Mobilität und Erreichbarkeit
Seit etwa der Jahrtausendwende beobachten wir in Deutschland und anderen Ländern eine
bemerkenswerte Stabilität des Verkehrsgeschehens. Für einzelne Bevölkerungsgruppen stellt
sich dies allerdings sehr differenziert dar. Während die Pkw-Mobilität älterer Menschen bedingt
durch Kohorteneffekte und länger anhaltende Gesundheit zunimmt, wird unter jungen
Erwachsenen im Vergleich zu früheren Generationen ein Rückgang der Verkehrsnachfrage im
Alltag und eine Abwendung vom Auto beobachtet. Vor dem Hintergrund des dynamischen
Wachstums des Verkehrs, insbesondere des Pkw-Verkehrs im gesamten 20. Jahrhundert kommt
dies einer Sensation gleich. Diese findet ihr Echo in der verkehrswissenschaftlichen Debatte in
den Begriffen 'peak travel' und 'peak car'. Das Ende des Automobils wurde bereits ausgerufen.
Auf der anderen Seite wird eine starke Wachstumsdynamik im Fernverkehr beobachtet.
Längsschnittstudien zeigen, dass sich unter der Stabilität auf der Aggregatebene vielfältige
Dynamiken auf der Individualebene in Form kurzfristiger Variabilität und langfristiger
Neuorientierungen im Lebenslauf verbergen.
Die Rahmenbedingungen der Mobilität haben sich durch steigende Nutzerkosten und
ökonomische Polarisierung stark verändert. Mobilität wird zunehmend als sozialer Marker
verstanden, in dem sich wachsende soziale Ungleichheiten ausdrücken. Dies führt auch zu
Polarisierungen in der Erreichbarkeit: Diese nimmt einerseits durch zunehmende
Geschwindigkeiten und Preisverfall im Fernverkehr – in geringerem Maß auch auf der regionalen
Ebene – zu, andererseits durch die Konzentration von Freizeit-, Einzelhandels- und
Verwaltungseinrichtungen, Schulen und Arbeitsplätzen in größeren Einheiten immer weiter ab.
Dies steht der planerischen und politischen Rhetorik von Nahmobilität, Quartiers- und Dorfläden
deutlich entgegen.
Diese kurz skizzierten Trends adäquat zu erfassen erweist sich als zunehmend schwierig, weil
mit Mobilitätsbefragungen immer weniger Personen erreicht werden (abnehmende
Stichprobenausschöpfungen) und die Ausfälle mit hoher Wahrscheinlichkeit die soziale
Wirklichkeit stark verzerren. Damit erhalten Überlegungen zu Erhebungsmethoden und neuen,
noch nicht ausgeschöpften Datenquellen größeren Stellenwert.
Auf der Jahrestagung 2016 möchten wir aktuellen Trends des Verkehrsgeschehens nachgehen
und deren Einflussfaktoren und Auswirkungen diskutieren, die Veränderungen regionaler und
überregionaler Erreichbarkeiten aufdecken sowie uns über Methoden der empirischen
Annäherung an Mobilität und die Möglichkeiten ungenutzter Datenquellen austauschen.
Wir suchen Beiträge zu
1. Mittel- bis längerfristigen Trends in Mobilitäten und Erreichbarkeiten
2. Lebenslauf- und biografischen Analysen der Mobilität
3. Studien mit einem Fokus auf Raumentwicklungen und ihren Beziehungen zur Entwicklung
von Mobilitäten und Erreichbarkeiten
4. Zukunftsorientierten Studien zu neuen Mobilitäts- und Erreichbarkeitsformen (Multimodalität,
neue Verkehrsmittel, Fernreisen, Multilokales Wohnen, periodisches oder episodisches
Pendeln, Fernpendeln)
5. Politik- und planungsorientierten Untersuchungen zu Mobilitäten und Erreichbarkeiten, sofern
sie einen Bezug zu zeitlichen Dynamiken besitzen
6. Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen Mobilitäten und Erreichbarkeit einerseits sowie
sozialen, ökonomischen und räumlichen Entwicklungen auf der Individual- oder
Aggregatebene andererseits
7. Studien zu längsschnittorientierten Erhebungs- und Analysemethoden.
Über den Themenschwerpunkt hinaus suchen wir auch:
1. Aktuelle Beiträge zur geographischen Mobilitäts- und Verkehrsforschung, die nicht
unmittelbar zum Thema der Jahrestagung passen, aber aufgrund ihrer Aktualität neue
Erkenntnisse in die verkehrsgeographische Diskussion einbringen
2. Beiträge zum Nachwuchsforum, in dem Projekte in einer Frühphase vorgestellt werden
können. Das Format dient der Diskussion erster Ideen, dem Methodendesign oder einer
möglichen Ergebnisinterpretation. Damit soll es möglich sein, bereits frühzeitig in den
Austausch mit dem Fachpublikum zu treten und die eigene Arbeit vorzustellen.
Die Jahrestagung wird vom 23.2. (Nachmittag/Abend) bis 25.2.2016 im Dortmunder U stattfinden
und vom Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung der TU Dortmund (Prof. Dr. Joachim
Scheiner, Dipl.-Verk.wirtsch. Karin Kirsch) organisiert. Die Tagung findet zeitlich unmittelbar nach
der 3. Dortmunder Konferenz Raum- und Planungsforschung (DOKORP) statt (22.-23.2.2016 an
der TU Dortmund).
Bitte senden Sie uns Ihre Vortragsvorschläge (Zusammenfassung von ca. 250 Wörtern) bis zum
30. Oktober 2015 an Karin Kirsch ([email protected]).
Mitgliedschaft im Arbeitskreises Verkehr der Deutschen Gesellschaft für Geographie
(DGfG)
Für den Arbeitskreis Verkehr besteht keine formelle Mitgliedschaft. Mitglieder sind alle Personen,
die sich an dem Arbeitskreis beteiligen. Die angestrebte Netzwerkarbeit wird vor allem vom
Austausch interessierter Wissenschaftler/innen und Vertreter/innen der Praxis untereinander
getragen. Zu diesem Zweck existiert ein E-Mailverteiler, der relevante Themen (Publikationen,
Tagungen, Stellenangebote, usw.) umfasst. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen sich
diesem Verteiler anzuschließen. Dafür übersenden Sie bitte einfach nur eine kurze E-Mail an
Frau Zeppan ([email protected]).
Das Sprecherteam des AK Verkehr
Prof. Dr. Barbara Lenz, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)
Prof. Dr. Cordula Neiberger, RWTH Aachen
Prof. Dr. Joachim Scheiner, Technische Universität Dortmund
Dr. Mathias Wilde, Goethe-Universität Frankfurt am Main