Trierischer Volksfreund - Trierer Zeitung vom 27.02.2016 Autor: Seite: Ressort: Von unserem Redakteur Heribert Waschbüsch [hw] Ausgabe: 6 Gattung: Gesamt-Geld Auflage: Rubrik: Trierer Zeitung Reichweite: Hauptausgabe Tageszeitung 19.265 (gedruckt) 17.626 (verkauft) 18.796 (verbreitet) 0,06 (in Mio.) "Lohnpolitik überfordert die Firmen nicht" IG-Metall-Chef Jörg Hofmann im TV-Interview: Vorgehen der CSU bei Werkverträgen ist skandalös Es sind stürmische Zeiten für Politik und Gewerkschaften. Vor den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt (13. März) kommt so manches Thema wieder auf den Plan, das eigentlich schon abgehakt war. Mit dem IG-Metall-Chef Jörg Hofmann sprach TV Redakteur Heribert Waschbüsch über diese Entwicklung. Von unserem Redakteur Heribert Waschbüsch Trier. Er ist Chef der mächtigen Industriegewerkschaft Metall (IG Metall): Jörg Hofmann ist heute, am Samstag, als Hauptredner auf dem Frühjahrsempfang des DGB Trier. Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie und anderen Branchen laufen an. Die Arbeitgeber warnen vor überzogenen Forderungen. Wie sehen Sie die Ausgangslage? Hofmann: Die Wirtschaft ist auf einem guten Niveau. Natürlich haben wir Risiken im politischen Umfeld. Aber die Konjunktur wird vor allem von der starken Binnennachfrage getragen. Der private Konsum macht sich deutlich bemerkbar. Das belegt eindeutig, dass die gute Lohnentwicklung 2015 konjunkturtragend ist und dies auch 2016 sein wird. Wir sehen ja derzeit an den guten Ertragslagen der Firmen, dass die Lohnpolitik der IG Metall die Firmen nicht überfordert hat. Deshalb ist es sinnvoll, diesen Weg fortzusetzen. In vielen Regionen gibt es immer weniger Unternehmen, die tarifgebunden sind. Flächentarifverhandlungen betreffen viele Arbeitnehmer gar nicht mehr Hofmann: Das betrifft einige Regionen. Insgesamt hat sich die Tarifbindung zwar stabilisiert - aber doch auf einem Abbildung: Wörter: Ort: © 2016 PMG Presse-Monitor GmbH zu niedrigen Niveau. Wir wollen in der Tarifrunde 2016 einen ersten Schritt gehen und auch nicht tarifgebundene Betriebe wieder einbeziehen. Sie haben den Referentenentwurf zu Werkverträgen und Leiharbeit als Minimalkompromiss bezeichnet. Nun schießt die CSU auch dagegen, lehnt etwa das Verbot für Leiharbeiter ab, als Streikbrecher einzutreten. Wie sehen Sie das? Hofmann: Das aktuelle Vorgehen der CSU ist skandalös. Nachdem die Sozialpartner und das Arbeitsministerium einen mühsamen Kompromiss erreicht haben, droht nun das alles am Veto der CSU zu scheitern. Damit bestehen weiter Rechtsunsicherheiten für Betriebe, die Leiharbeiter beschäftigen, und vor allem Nachteile für Beschäftigte. Es muss wieder Ordnung am Arbeitsmarkt einkehren. Das heißt: für gleiche Arbeit gleiches Geld und nicht Lohndumping nach unten. Haben Sie Angst, dass Europa an der Flüchtlingswelle zerbricht? Hofmann: Es ist eine ganz große Herausforderung, dass Europa solidarische Lösungen findet. Uns muss es gelingen, die Menschen, die ein Bleiberecht haben, durch Arbeit und Ausbildung zu integrieren. Dass ist für Gewerkschaften und Arbeitgeber eine zentrale Aufgabe. Haben Sie Befürchtungen, dass Lang- zeitarbeitslose bei diesen großen Herausforderungen vergessen werden? Hofmann: Nein, weil wir als Gewerkschaften die Unterstützung von Langzeitarbeitslosen immer wieder einfordern: Integration in den Arbeitsmarkt verlangt passgenaue Lösungen. Gleiche Maßstäbe, gleichwertige Maßnahmen für alle und insgesamt mehr Anstrengungen. In Rheinland-Pfalz stehen in wenigen Tagen die Landtagswahlen an, und es scheint so, als könnte die AfD in den Mainzer Landtag einziehen. Wie sehen Sie die AfD? Hofmann: Wir stellen fest, dass die AfD auf viele wichtige Fragen, keine Antworten bietet. Die AfD ist eine Ein-Punkt-Partei, die versucht, mit dem Schüren von populistischen und oft rassistischen Ressentiments zur Flüchtlingsfrage auf Stimmenfang zu gehen. Fragen wie: Was tut der Staat für Bildung und gute Arbeit, wie schützen wir Umwelt und Verbraucher, da bietet die AfD eine Doppelnull. Am Samstag sind Sie Gast in Trier Hofmann: Ich komme endlich wieder nach Trier. Das freut mich. Mein letzter Besuch war ein Schulausflug. hw IG-Metall-Chef Jörg Hofmann fordert: Für die gleiche Arbeit muss es gleiches Geld geben. Foto: dpa 536 Trier
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