Unsere Vorstellungen von Bildungslandschaften in Hannover

Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) Region Hannover
Vorsitzender Hans-Dieter Keil-Süllow, Kastanienallee 11, 30519 Hannover
Tel. 0511 71 59 30
Handy 0163 27 21 377 E-Mail [email protected]
Internet www.afb-region-hannover.de
Frau Schul- und Jugenddezernentin Rita Maria Rzyski
Einladung zur AfB Region Hannover, Do, 03. März 2016, 17:00-19:00 Uhr
Gespräch mit unserer Schuldezernentin Rita Maria Rzyski (ab 17:30 Uhr)
im Kurt-Schumacher-Haus, Odeonstraße 15/16, ACHTUNG: wieder im Besprechungsraum im Erdgeschoss !!!!
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Zugangscode 511027#
Bitte um Darstellung Ihrer Überlegungen und Pläne zur Gestaltung der Bildungs- und Schullandschaft in
Hannover
Hannover, 22.02.2016
Sehr geehrte Frau Rzyski,
herzlichen Dank für Ihre Zusage, uns am Donnerstag, den 03.03.2016, ab 17:30 Uhr Ihre Vorhaben zu erläutern und
auf unsere Fragen und Vorstellungen zur Schulentwicklung in Hannover einzugehen. Wir freuen uns auf eine
facettenreiche Diskussion. Im Hinblick darauf möchten wir Sie mit unserer Ausgangsposition bekannt machen und
schon einmal für unser Gespräch einige Fragen formulieren und Gesichtspunkte ansprechen.
Unser AfB- Jahres-Arbeitsprogramm 2016/2017 ist programmatisch und thematisch auf die Umsetzung der Inlusion
in Hannover (und darüber hinaus in Niedersachsen) und die Schaffung einer inklusiven Bildungs- und Schullandschaft ausgerichtet. Inklusion gemäß ihrer Zielsetzung umzusetzen, d.h. Bildungsgerechtigkeit herzustellen und dafür
im Schulwesen nötige Strukturveränderungen herbeizuführen, betrachten wir als erstrangige Aufgabe nicht nur für die
Landespoltik, sondern auch für die Landeshauptstadt. Dabei orientieren wir uns an einem „weiten“ Inklusionsbegriff,
der sich nicht nur auf Kinder und Jugendliche mit individuellen Beeinträchtigungen bezieht, sondern auf alle Heranwachsenden, die aus unterschiedlichen sozialen Gründen benachteiligt sind und um deren Chancen es auch in der
Institution Schule schlecht steht. Kinderarmut, Herkunft aus sog. bildungsfernen Schichten oder neuerdings die Ankunft der Flüchtlingskinder – für Schulen sind dies Herausforderungen, die sie nicht allein mit inneren pädagogischen
Reformen meistern können. Beim Umbau zu inklusiven und heterogenitätstauglichen Systemen, in denen alle Schüler
mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen mit- und voneinander lernen, brauchen die Schulen Rückendeckung und Ermutigung aus Politik und Verwaltung und Erleichterungen durch inklusionsfördernde Unterstützungsmaßnahmen.
Unter diesem Blickwinkel schauen wir auch auf Hannover und haben Fragen, die wir Ihnen gerne stellen und mit
Ihnen besprechen würden:
1. Wie beurteilen Sie auf Grund Ihrer beruflichen Vor-Erfahrungen den Schulstandort Hannover? Welche Vorzüge und
Nachteile sehen Sie? Worin besteht Handlungsbedarf?
2. In Hannover gehen in Zukunft auf Grund der Anwahlen Kinder mehrheitlich auf das Gymnasium – die Schulform,
die laut Schulgesetz Schüler auf direktem Weg zum Abitur führen und auf ein Hochschulstudium vorbereiten soll, und
die demnach sich nur in sehr bescheidenem Maß an der Umsetzung von Inklusion beteiligen kann. Aus unserer Sicht
ist dies ein Ausdruck des Grundwiderspruchs, dass Inklusion auf der Grundlage des gegliederten Schulwesens umgesetzt werden soll. Welche Möglichkeiten der Stadt zur Korrektur dieses Strukturfehlers sehen Sie?
3. Quantitativ, aber auch als qualitative Herausforderung stellen sich in erster Linie in Hannover Gesamtschulen der
Inklusion, in Zukunft wohl auch Oberschulen.
Welche Stützungsmaßnahmen des Schulträgers gewährleisten aus Ihrer Sicht, dass die Gesamtschulen die Zusatzaufgabe Inklusion stemmen und dennoch ihren schulgesetzlichen Auftrag erfüllen können, durch heterogenitäts-
tauglichen Unterricht allen Schülerinnen und Schülern einen bestmöglichen Abschluss bis hin zum Abitur zu ermöglichen? Wie gewährleisten Sie, dass Oberschulen zu IGSen werden können?
Zur Frage der Konkurrenzfähigkeit von IGSen mit Gymnasien werden Vertreter der IGS Südstadt ihre Position einbringen, dass ihre IGS ohne eine eigene Oberstufe letztlich in ihrem Stadtgebiet nur zur „Restschule“ werden könnte
– und zu dieser Position um Ihre Stellungnahme bitten.
4. Wie nutzen Sie die Möglichkeit, die Umsetzung von Inklusion durch die Steuerung von Ressourcen voranzubringen
und zu begünstigen? ….also Schulraum, Ausstattung etc. dort bevorzugt anzubieten, wo vor Ort ein entsprechender
inklusiver Bedarf besteht.
5. Welche Befugnisse und welchen Auftrag bekommt das Bildungsbüro, um als effektives Instrument der Umsetzung
inklusiver Schule tätig werden zu können?
6. Hannovers Schulen, aber auch die Stadtpolitik haben in der Vergangenheit eine Vorreiterrolle in Niedersachsen bei
der Umsetzung der Idee einer für alle Kinder und Jugendlichen offenen Schullandschaft gespielt, etwa durch den Ausbau von Ganztagsschulen, das Netzwerk Nord-West zur Zusammenarbeit von Schulen in einem Stadtteil oder durch
die Etablierung inklusiver Leuchtturmschulen wie der IGS Linden (bundesweiter Jakob-Muth-Preis 2009) und der IGS
Stöcken.
Wie wird die inklusive Vorbildrolle der Landeshauptstadt in der Schulentwicklungsplanung zum Ausdruck gebracht?
7. Nachdem sich ab 2012 viele Schulen hoffnungsvoll auf den Weg gemacht haben, um die anspruchsvollen
Aufgaben einer inklusiven Schule zu stemmen, wird immer deutlicher, dass sowohl die von der rot-grünen
Landesregierung verabschiedeten und für diese Legislaturperiode und bis 2018 gültigen schulgesetzlichen und
untergesetzlichen Vorgaben nicht immer widerspruchsfrei sind ( z.B. hinsichtlich der Beibehaltung des bisherigen
Förderschulsystems). Bisher tragen hauptsächlich nur die Schulformen die Inklusion, die gemeinsames Lernen
programmatisch fördern. Auch scheint der Anfangselan von Lehrkräften wegen der aktuell nach wie vor
unzulänglichen Rahmenbedingungen in den Schulen (hinsichtlich Raumgestaltung, Klassengröße, Ganztagsschulrealisierung, Unterrichtsversorgung, Zuweisung mit passenden Förderschullehrkräften, qualifiziertem Assistenzpersonal,
Fort-und Ausbildungsangeboten, Schulinspektion, Vergleichsarbeiten sowie umfangreichen DokumentationsBeratungs- und Informationspflichten, kollegialer Beratung /Teamarbeit und einer im Vergleich zu Gymnasien sehr
hohen Unterrichtsverpflichtung) in den Kolleginnen zu schwinden. Die Angst vor Überforderung und Überbelastung
nimmt bei Lehrkräften zu. Das Wollen und das Können beißen sich. Eine holperig umgesetzte Inklusion kann aber die
Akzeptanz von Inklusion in der Gesellschaft schmälern und die künftige Realisierung einer sozial gerechten Schule für
alle Kinder auf Dauer gefährden.
Zur Zeit ist in Schulen eine eher resignative Haltung gegenüber der Aufgabe, Inklusion umzusetzen, zu beobachten.
Wird die Stadt Möglichkeiten nutzen, inklusive Anstrengungen besonders zu würdigen, etwa durch
•
Bestandsaufnahme inklusiver Bildung und Einrichtungen in den Stadtbezirken,
•
besondere Unterstützung von Schulen, in denen Inklusion stattfindet,
•
Bildungskonferenzen zum Thema Inklusion im Stadtbezirk
•
Unterstützung der Schulen in einem Stadtbezirk bei der Bildung von Netzwerken zur gegenseitigen
Unterstützung und Absprache bei der Umsetzung von Inklusion?
8. Das Konzept des Landes geht dahin, die Umsetzung von Inklusion durch eine neue Behördeneinrichtung, die Regionalstellen für schulische Inklusion („Reschis“) zu steuern. „Top down“ sollen die Reschis den Schulen in den Gemeinden sonderpädagogische Lehrkräfte zuweisen und für den aus ihrer Sicht angemessenen Einsatz sonderpädagogischer Expertise an der jeweiligen Schule sorgen. Die Schaffung einer neuen zusätzlichen Behörde würde sowohl
Befugnisse der eigenverantwortlichen Schule als auch des zuständigen schulfachlichen Dezernenten der Landesschulbehörde sowie der kommunalen Schulentwicklungsplanung bzw. des Bildungsbüros bei der Umsetzung der Inklusion
beschränken. Auf welche Aufgabenverteilung zwischen Land und Landeshauptstadt bei der Umsetzung der Inklusion
arbeiten Sie hin?
9. Der neue Zuschnitt der Dezernate der Landeshauptstadt ermöglicht eine Verbindung von sozialen und schulischen
Inklusionsaufgaben. Wie werden Sie diese Möglichkeit nutzen, vor allem in Hinblick auf die Integration von
Flüchtlingen?
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Dieter Keil-Süllow, Jessica Löser, Jörg Lohmann, Christoph Walther
Wolfgang Dorn, Hans-Jürgen Hartmann, Stephan Meyer, Riza Uka, Regina Runge-Beneke