BESCHÄFTIGUNGSFÄHIGKEIT BESCHÄFTIGUNGSFÄHIGKEIT ABSTRACT Die G.I.B. führt gemeinsam mit dem Landesschlichter NRW Bildungsberatung und Kompetenzentwicklung ein Projekt durch, um weitere Informations- und BeratungBernhard Pollmeyer, sangebote rund um das Thema Arbeits- und Einkommens- Landesschlichter und Leiter bedingungen in NRW zu entwickeln, die sich insbesonde- des Tarifregisters NRW re an nicht tarifgebundene Unternehmen und Beschäftigte Regionales Qualifizierungszentrum für Weiterbildungsberaterinnen und -berater in NRW wenden. Zum einen soll hiermit eine breitere Informations- und Serviceangebote über Arbeits- und Einkommensbedingungen in NRW verbessern. Gerade dem zunehmenden Informationsbedarf mit Schwerpunkt Nachfrager aus dem Niedriglohnsektor und aus eher atypischen Arbeitsverhältnissen soll Rechnung getragen werden. Wir wollen fundierte Auskünfte gegeben, die sich natürlich an tariflichen Standards orientieren. Durch die Orientierung auf die zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften vereinbarten tariflichen Normen und die damit verbundene Werbung für Sozialpartner und ihr jeweiliges Leistungsangebot soll gezielt ein Beitrag zur Stabilisierung des Tarifvertragssystems und zu auskömmlichen Löhnen geleistet werden. Das Angebot richtet sich dabei nicht nur an Beschäftigte und Betriebe, sondern auch an Arbeits- und Ausbildungssuchende. Mittelfristig könnte über das Projekt im Zusammenwirken mit dem Landesschlichter auch Hilfestellung bei der Lösung (kollektiver) betrieblicher und innerbetrieblicher Konflikte um Lohn und Arbeitsbedingungen geleistet werden. Das bleibt abzuwarten und würde in engster Abstimmung mit den Sozialpartnern erfolgen. basis u.a. in Bezug auf geltendes Recht geschaffen werden, gleichzeitig sollen aber auch die Vorteile einer tariflichen Bindung transparent gemacht werden. In Vorbereitung ist neben den bestehenden Informations- und Hotline-Angeboten der weitere Ausbau der Informationsbasis u.a. auf den Seiten des Tarifregisters sowie die Schaffung der Möglichkeit, spezielle Fragen direkt an ausgewählte Experten zum Thema Arbeit und Einkommen in NRW zu stellen. ANSPRECHPARTNER/-IN IN DER G.I.B. Heike Ruelle Telefon: 02041 767-214 E-Mail: [email protected] Andreas Knapp Telefon: 02041 767-248 E-Mail: [email protected] KONTAKT Bernhard Pollmeyer Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW) Der Landesschlichter Fürstenwall 25 G.I.B.: Welche Vorteile würde eine Tarifbindung den Arbeitgebern sowie den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in NRW bieten? Bernhard Pollmeyer: Transparente Entgeltstrukturen, die auch schon in Betrieben mit wenigen Beschäftigten keine Neid- und Misstrauenskulturen aufkommen lassen. Konflikte über Lohnanpassungen werden weitgehend aus dem Betrieb herausgehalten. Während der Laufzeit der Tarifverträge herrscht Friedenspflicht. Streiks und Warnstreiks können die Produktion und Dienstleistungsarbeiten nicht unterbrechen. Für die Geschäftsführung und auch die Beschäftigten besteht Planungssicherheit. In wirtschaftlichen Notlagen des Unternehmens kann in die individuellen Arbeitsverträge – auch gegen den Willen des Arbeitnehmers – eingegriffen werden, um 78 40219 Düsseldorf Der einmal erlernte Beruf und die einmal erworbenen Qualifikationen garantieren www.tarifregister.nrw.de heute in vielen Branchen immer seltener eine dauerhafte Erwerbstätigkeit bis DAS INTERVIEW FÜHRTE zur Rente. Wechselnde Aufgaben, Weiterqualifizierung, Stellen- und manchmal Heike Ruelle Telefon: 02041 767-214 sogar Berufswechsel werden zunehmend zum Normalfall. Diese gesellschaft- E-Mail: [email protected] lichen Entwicklungen stellen immer höhere Anforderungen an die Individuen und deren Verortung in der Lebens- und Arbeitswelt. Deshalb ist Bildungsbe- auf diese Weise zu solidarischen Lösungen zu kommen. Voraussetzung ist, dass der entsprechende Branchentarifvertrag Härtefall- oder Öffnungsklauseln vorsieht. Dies ist heute in nahezu allen Branchen der Fall. Eine Tarifbindung sichert Arbeitnehmern und Arbeitgebern darüber hinaus vielfältige Serviceangebote der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, insbesondere den Rechtschutz im Konfliktfall. G.I.B.INFO 1 08 ratung als notwendige Unterstützung bei der alltäglichen und beruflichen Lebensbewältigung, beim Erhalt und Wiedergewinn von Beschäftigungsfähigkeit und generell bei Prozessen der Bildung und des Lernens von großer Bedeutung. Bildungsberatung ist somit ein konstitutiver Bestandteil des lebenslangen Lernens. Sie wird von einer Vielzahl von Institutionen für unterschiedliche Zielgruppen und mit unterschiedlicher Ausrichtung angeboten. G.I.B.INFO 1 08 Kompetente Beratung, die Menschen dabei unterstützt, ihren beruflichen Weg mit Blick auf Weiterbildungsmöglichkeiten zu planen und die dafür notwendigen Schritte zu tun, muss dabei vieles leisten: Die Entwicklung von Veränderungskompetenz unterstützen, Ressourcen und Fähigkeiten sicht- und nutzbar machen, die Zielfindung begleiten sowie die Suche nach und die Auswahl von Weiterbildungsangeboten flankieren. Damit sind auch die Anforderungen an Beraterinnen und Berater hinsichtlich Bildung, Beruf und Beschäftigung größer und differenzierter geworden. Bildungsberater/-innen brauchen deshalb Unter- 79 BESCHÄFTIGUNGSFÄHIGKEIT BESCHÄFTIGUNGSFÄHIGKEIT Modul 1 • Grundhaltungen und Selbstverständnis • Beratungskonzepte und –formen • Kommunikation und Gesprächsführung • Steuerung und Ablauf des Beratungsprozesses Gestaltung des Beratungsprozesses II • Beratungstechnik und –methodik • Aufgabenfelder in der Beratung • Evaluation • Praxisreflexion Modul 3 Selbstlern-Phase • Reflexion des eigenen Handlungsfeldes Modul 2 Selbstlern-Phase Gestaltung des Beratungsprozesses I Rahmenbedingungen professioneller Beratung • Vernetzung und Schnittstellenmanagement • Rechtliche Grundlagen im Beratungskontext (Fördermöglichkeiten + einschlägige Gesetze) • Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes und im Bildungswesen Bettina Albrot, „Lernende Region“ – Netzwerk DOKUMENTATION EINES BERATUNGSFALLES Köln e. V. und Martin Partner, Hagener Forum Modul 4 Modul 5 Lebenslanges Lernen: Kompetenzerfassung Herausforderungen und Themenfelder • Lernen im Lebenslauf: kritische Lebensereignisse • Entwicklungspsychologische Aspekte im Kontext von Bildungsberatung • ressourcenorientierte Beratung Selbstlern-Phase Selbstlern-Phase Beschäftigung, beide Trainer im RQZ NRW ZERTIFIKAT ZUM PROFILPASS-BERATENDEN • Überblick über Konzepte, Berichte und Instrumente • Methode der Kompetenzbilanzierung/ProfilPASS ABSCHLUSSARBEIT • Kompetenzbilanz am Beispiel ausgewählter Tätigkeitsfelder • Beratungsangebote: Profil und Präsenz ABSCHLUSSKOLLOQUIUM Jedes Modul dauert 3 Tage Zusatz- und Vertiefungsmodule • Bildungsberatung in Unternehmen • Berufsorientierung • Kompetenzbilanzierung • Bildungsberatung für Menschen ZERTIFIK AT BILDUNGSBERATUNG UND KOMPETENZENT WICKLUNG in der 3. Lebensphase • Interkulturelle Kompetenz in der Bildungsberatung stützung, finden in Deutschland und auch in NRW aber noch kaum Qualifizierungsangebote, die sie auf diese anspruchsvollen Aufgaben vorbereiten und zur Erweiterung ihrer Kompetenzen beitragen. Gefragt sind deshalb Qualifizierungsangebote, die Berater/-innen in die Lage versetzen, mit der Komplexität des Handlungsfeldes Bildungsberatung angemessen umzugehen. Seit Anfang des Jahres gibt es ein regionales Qualifizierungszentrum für Weiterbildungsberaterinnen und -berater in NRW (RQZ NRW). Es gehört zu einem bundesweiten Verbund, der zur Professionalisierung der Bildungsberatung in Deutschland beitragen will. Im Rahmen des BMBF-Programms „Lernende Regionen – Förderung von Netzwerken“ haben sich Ende 2006 sieben „Lernende Regionen“ in einem Verbund zusam- 80 mengeschlossen. Mit Unterstützung der Universitäten Mainz und Leipzig wurde eine Basisqualifizierung „Bildungsberatung und Kompetenzentwicklung“ entwickelt, die inzwischen in den regionalen Qualifizierungszentren in Neumünster, Dessau/Berlin/Brandenburg, Bremen, Leipzig, Braunschweig, Mainz und am Bodensee angeboten wird. Das RQZ NRW wird derzeit von der agentur mark GmbH (Trägerin der „Lernenden Region“ Hagen-Märkische Region) in Kooperation mit der G.I.B. aufgebaut. Das RQZ NRW hat den ersten Durchgang der Qualifizierung bereits im Februar begonnen. Adressaten sind Mitarbeitende in Bildungsberatungsstellen, in Einrichtungen der Weiterbildung, in den Agenturen für Arbeit und ARGEn, in Kammern, Schulen und Hochschulen, aber auch in freiberuflichen Arbeitsformen. Dabei richtet sich das Angebot bewusst auch an Beraterinnen und Berater, die Bildungsberatung als eine Aufgabe unter anderen innerhalb ihrer Berufstätigkeit ausüben. Für die Teilnehmenden besteht die Möglichkeit, die Weiterbildung mit einem Zertifikat abzuschließen. Voraussetzung hierfür ist die Dokumentation eines Beratungsfalls aus ihrer Praxis und die Anfertigung einer praxisorientierten Abschlussarbeit und deren Erörterung in einem Kolloquium. Hierfür arbeitet das RQZ NRW mit der Universität Paderborn, Institut für Erziehungswissenschaft, zusammen. Die fünf Module der Basisqualifizierung Die Reflexion des eigenen Handlungsfeldes, Beratungskonzepte und -formen, Kommunikation und Gesprächsführung, G.I.B.INFO 1 08 die Steuerung des Beratungsprozesses sowie Beratungstechnik und -methodik sind die Kernthemen der ersten beiden Module, die durch Praxisreflexionen ergänzt werden. Vernetzung und Schnittstellenmanagement, rechtliche Grundlagen und Fördermöglichkeiten sowie die Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes und des Bildungswesens stehen dann im Mittelpunkt des dritten Moduls. Nachdem im vierten Modul eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Konzept und den Facetten des lebenslangen Lernens und seiner Bedeutung für die Bildungsberatung erfolgt, widmet sich das fünfte Modul dem aktuellen Thema „Kompetenz“. Hier wird zunächst ein Überblick über Konzepte, Methoden und Instrumente der Kompetenzbilanzierung und -messung gegeben. Anschließend werden zwei Instrumente, Talentkompass-NRW und ProfilPass, ausführlicher vorgestellt, sodass die Teilnehmenden auch das Zertifikat zum/r ProfilPass-Berater/-in erwerben. Da Bildungsberatung auf die Vernetzung mit anderen Institutionen zur Unterstützung lebenslangen Lernens angewiesen ist, spielt auch das Thema Netzwerkund Schnittstellenmanagement als Besonderheit dieser Weiterbildung eine bedeutende Rolle. Das Beratungsverständnis Bildungsberatung, in Anlehnung an das Begriffsverständnis der Europäischen Union, stellt höchste Anforderungen an Berater/-innen und muss somit professionell betrieben werden. (Bildungs-)Beratung ist ein Beziehungsgeschehen zwischen zwei Menschen oder in einer Gruppe. G.I.B.INFO 1 08 Die Person kann hier geradezu als „Instrument der Arbeit“ angesehen werden. Deshalb bedeuten der Erwerb von Kenntnissen und die Entwicklung von Fähigkeiten für Bildungsberatung immer auch persönliche Entwicklung. Der Berater oder die Beraterin bringt in den Beratungsprozess spezifische Fragen, Anregungen oder Vorschläge ein. Diese Interventionen zielen darauf ab, Eigenverantwortlichkeit und Selbststeuerung bei denen zu unterstützen, die eine Beratung in Anspruch nehmen. Die Kenntnisse und Fähigkeiten, die solches Beratungshandeln erleichtern, sind mit der Person und ihrem konkreten Verhalten eng verbunden. Didaktisch-methodisches Vorgehen die qualifiziert werden soll, werden in der Weiterbildung nicht nur abgebildet, sondern erfahrbar gemacht. Dadurch werden diejenigen Herausforderungen, Handlungsabläufe und „Techniken“, die für Bildungsberatung konstitutiv sind, während der Qualifizierung vergegenwärtigt. So wird zugleich die Reflexivität gefördert, die zum Beratungshandeln dazugehört. Dieser enge Praxisbezug ist notwendig, weil es in der Praxis um ein Denken, Verhalten und Handeln geht, das sich im konkreten Tun niederschlägt. Deshalb braucht es ein eben solches bewusstes Tun für das Erlernen und Üben. ANSPRECHPARTNERIN IN DER G.I.B. UND AUTORIN Ursula Wohlfart „Beraten lernen durch Beraten und Beratenwerden“ ist für Prof. Knoll, Universität Leipzig, einen der Mitentwickler der Basisqualifizierung, die didaktische Leitlinie der Weiterbildung, die an dem erläuterten Beratungsverständnis ausgerichtet ist. Es ermöglicht die Entwicklung von Grundhaltungen und Verstehensmöglichkeiten für die Struktur und Dynamik von Beratungsvorgängen sowie die gemeinsame Erarbeitung von Techniken und Methoden. Der Praxisbezug ist dabei auf mehrfache Weise grundlegend: Zum einen werden die Erfahrungen aus der Beratungspraxis der Teilnehmer/-innen aufgenommen und reflektiert. Zum Zweiten werden die hinzukommenden Fachinhalte jeweils auf das aktuelle Handlungsfeld Bildungsberatung und dessen Anforderungen bezogen. Zum Dritten wird in der Qualifizierung erfahrungsorientiert gearbeitet: Die Situationen mit Beratungscharakter, für Telefon: 02041 767-240 E-Mail: [email protected] KONTAKT agentur mark GmbH Mireille Monkos Telefon: 02331 800331 E-Mail: [email protected] LINK www.bildungsberatung-verbund.de Die Internetseite bietet aktuelle Informationen sowie eine umfangreiche Linksammlung zum Thema „Bildungsberatung“. AUTOR Jörg Michel agentur mark GmbH Telefon: 02331 800322 E-Mail: [email protected] 81
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