Leitungen der DRK-Kindergärten des DRK-Kreisverbandes Oberberg e.V. Wir wollen nicht abgegeben werden! DRK-Erzieherinnen bekennen sich zu ihrem Träger. Uns, die Angestellten der DRK-Kindergärten, beschäftigt seit Wochen ein Thema: Wie die von der Gewerkschaft Verdi und den kommunalen Arbeitgebern ausgehandelte tarifliche Erhöhung von unserem Arbeitgeber, dem DRK-Kreisverband Oberberg e.V., geschultert werden kann. Es lagen bis vor zwei Wochen jedoch noch keine belastbaren Zahlen vor, so dass noch nicht klar war, wie hoch die Belastung letztendlich sein würde. In offener und transparenter Weise hat der Kreisgeschäftsführer Rolf Braun von Beginn an die Beschäftigten über die Problemlage informiert. Nun steht die Höhe der zusätzlichen Gehaltszahlungen einschließlich der Nachzahlungen für die zurückliegenden Monate fest und der Kreisverband sieht seine Befürchtungen bestätigt. Wir als die unmittelbar Betroffenen möchten an dieser Stelle einmal unsere Sichtweise darlegen. Die Bundesregierung schuf den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für Kinder unter Drei, den das Land NRW umsetzte. Das Gesetz über Tageseinrichtungen für Kinder (GTK) wurde vom Kinderbildungsgesetz (KIBIZ) abgelöst, das die Zuweisung von Personalstunden von dem Buchungsverhalten der Eltern abhängig macht. Die Finanzierung wurde ebenfalls neu geregelt: als Kopfpauschale pro Kind, in unterschiedlicher Höhe für die Betreuung von u3 oder ü3-Kindern. Seitdem werden in jedem Jahr die Personalstundenkontingente in den Einrichtungen neu festgelegt. Die Mitarbeiterinnen müssen jährlich damit rechnen, dass ihre Arbeitszeiten gekürzt oder verlängert werden – je nach Bedarf. Als wir Kindertagesstätten mit der Betreuung der u3-Kinder begannen und die neuen Personalstundenkontingente kennenlernten, stellten wir sehr schnell fest, dass es nichts nützt, die Arbeitszeiten von teilzeitbeschäftigten Kolleginnen zu erhöhen. In einer Gruppe von 20 Kindern mit fünf Zweijährigen besteht ein deutlich höherer Betreuungsbedarf und trotzdem dürfen die älteren Kinder nicht zu kurz kommen. Außerdem haben auch Erzieherinnen einen Dienstplan, der Pausen vorsieht, Urlaubstage enthält und sie sind deutlich mehr als andere Berufsgruppen mit Krankheiten konfrontiert – denen der Kinder und eigenen, berufsbedingten Krankheiten. Wir brauchten also mehr Personen, mehr Hände und mehr Köpfe. Unser Träger, der DRK-Kreisverband Oberberg, vertreten durch Herrn Braun und Herrn Kreimendahl, haben von Anfang an die Problemlage erkannt und auf die Erkenntnisse der wahren Fachleute - nämlich der Erzieherinnen und nicht der älteren Herren am grünen Tisch – gehört. Die Personalstundenbudgets wurden so aufgeteilt, dass in den u3-Gruppen zumindest für einen Teil des Kindergartentages regelmäßig drei Kräfte eingesetzt werden konnten. Die teilweise Freistellung der Leitungskräfte von der Gruppenarbeit erleichterte allen Kolleginnen die Arbeit, da dadurch viele organisatorischen und administrativen Aufgaben aus den Gruppen genommen werden konnten. Die Ausstattung mit genügend Personal hat zur Folge, dass – wie von unserer Ministerpräsidentin Frau Kraft gefordert – kein Kind zurückgelassen wird. Erziehung geht nur über Beziehung. Dafür ist Kontinuität in der personellen Besetzung unerlässlich. Eltern und Kinder brauchen und finden bei uns verlässliche Ansprechpartner. Beratungsgespräche, Problemlösung in besonderen Lebenslagen, Planung, Beobachtung und Dokumentation, Sprachförderung, Inklusion, Zusammenarbeit mit Schulen, Ärzten, Therapeuten, Jugendämtern usw. gehören wie selbstverständlich zu den Aufgaben der Erzieherinnen (die ja sonst „immer nur spielen“). Das braucht Menschen und dafür hat unser Träger gesorgt. Die vom DRK-Kreisverband Oberberg geschaffenen Rahmenbedingungen ermöglichen hohe Qualtität in der täglichen Arbeit. Zufriedene Eltern, glückliche Kinder, die gerne unsere Kitas besuchen und gut vorbereitet in die Schulen gehen, sind die Folge. Zufriedene, sehr engagiert Erzieherinnen, die diesem Arbeitgeber aufgrund der Arbeitsbedingungen und des Arbeitsklimas lange treu bleiben, sind eine weitere, nicht unerhebliche Folge dieser Personalpolitik. Das führt dazu, dass in vielen unserer Kitas viele Kolleginnen mit langen Dienstzeiten arbeiten. Personen, die trotz etlicher Möglichkeiten, in andere Kitas zu wechseln, diesem Arbeitgeber treu geblieben sind. Leitungen der DRK-Kindergärten des DRK-Kreisverbandes Oberberg e.V. Dass diese an sich erfreuliche Tatsache nun dazu führt, dass die tariflichen Vereinbarungen so hoch zu Buche schlagen, dass der Kreisverband seine Kindertagesstätten nicht mehr halten kann, ist eine bittere Pille. Die Diskussion, wie diese finanzielle Belastung zu schultern ist, gehen unausweichlich in die Richtung, Personal einzusparen, Stundenkontingente zu kürzen, Leitungsfreistellungen aufzuheben und zum Verzicht auf Teile des Gehaltes aufzurufen. Ein solcher Verzicht ist für viele Kolleginnen nur schwer zu leisten und hat darüber hinaus Langzeitwirkung: Er schmälert nicht nur das aktuelle Einkommen sondern auch den späteren Rentenanspruch. Das trifft genau diejenigen, die am unschuldigsten am ganzen Geschehen sind und denen mit diesem Tarifabschluss Wertschätzung durch erhöhtes Einkommen gezeigt werden sollte (so „Verdi“). Welch ein Widerspruch! Eine Schande, dass dadurch diese tariflichen Errungenschaften genau ins Gegenteil verkehrt werden! Darüber hinaus ist zu befürchten, dass selbst der Gehaltsverzicht und die o.g. Personal-Einsparungen nicht ausreichen, um die Finanzlücke zu schließen. Die Rückgabe einzelner oder aller Kitas an die kommunalen Träger ist eine konkrete Überlegung. Das heißt für uns Beschäftigten, dass wir uns mit dem neuen Träger auch auf neue Rahmenbedingungen einstellen müssen. Auch der neue Arbeitgeber hat keinen Goldesel. Wir werden eine erhebliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen erleben sowie den Unmut der Eltern abbekommen, da die gewohnte Qualität der Bildung, Erziehung und Betreuung nicht aufrecht erhalten werden kann. Wir alle – Arbeitgeber wie Arbeitnehmer – fühlen uns im Stich gelassen von der Landesregierung, die Gesetze schafft und Standards vorgibt, ohne für die notwendige finanzielle Ausstattung zu sorgen. Wir sind sehr bewusst Angestellte des DRK-Kreisverbandes Oberberg. Das Bild vom Menschen, das Bild vom Kind, das vom DRK postuliert und vertreten wird, ist das Leitbild für unsere Arbeit. Wir wollen beim DRK-Kreisverband bleiben und nicht „abgegeben“ werden! Die Leitungen der DRK-Kindertagesstätten Lichtenberg, Hermesdorf, Denklingen, Harscheid, Drabenderhöhe, Lindlar, Lindlar-Klause, Rebbelroth, Bernberg, Wiedenest, Hackenberg, Loope, Marienheide und Wipperfürth.
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