Dafür will ich weiter kämpfen

Offenes Blatt
Informationen und Meinungen aus dem Kreisverband DIE LINKE. Schwerin
Dafür will ich weiter kämpfen
Großes bürgerschaftliches Engagement zum Schlossfest die Schwerinerinnen und Schweriner können stolz sein.
Nach sieben Jahren Amtszeit
zieht Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow Bilanz und
spricht über große Herausforderungen.
Im Sommer haben Sie
angekündigt, im nächsten
Jahr erneut für das Amt der
Oberbürgermeisterin zu
kandidieren. Haben Sie
noch nicht genug von
14-Stunden-Tagen, Hundehaufen auf Gehwegen und
den ewigen Baustellen in
der Stadt?
Angelika Gramkow: Ich habe
große Lust, weiter an der erfolgreichen Entwicklung der
kleinsten, aber schönsten
Landeshauptstadt zu arbeiten.
Schauen wir uns doch mal an,
was wir alles geschafft haben. Ein für Schwerin großes
Unternehmen - Nestle mit
zunächst 450 Arbeitsplätzen hat sich bei uns angesiedelt.
Weitere Ansiedlungen werden
folgen. Wir haben Schulen und
Kitas, auch 24-Stunden-Kitas,
neu gebaut oder saniert. Auch
der Marienplatz hat ein neues
Gesicht. Wir haben eine neue
Schwimmhalle. Ja, ich weiß,
viele wünschen sich, wir hätten
zwei. Etliche Neubaugebiete
sind entstanden. Wir haben
viele Vereine und Verbände,
die hervorragende Arbeit vor
allem für Kinder und Jugendliche leisten. Ja, wir haben auch
Hundehaufen auf Gehwegen,
gefühlt zu viele Baustellen und
andere Probleme, wie z.B. den
Haushalt der Stadt. Trotzdem
finde ich, dass Schwerin in
den vergangenen sieben Jahren gut vorangekommen ist.
Dank einer gemeinsamen Arbeit aller, denen Schwerin am
Herzen liegt.
Apropos Haushalt. Da
haben Sie ja Unterstützung
von einem Beratenden
Beauftragten per Innenministerium bekommen, um
die Stadtfinanzen wieder in
Ordnung zu bringen…
Angelika Gramkow: Was heißt
hier Unterstützung! Wir sollten
streichen, kürzen, schließen,
eindampfen und auf der anderen Seite Steuern erhöhen
und die Fahrpreise für Busse
und Bahnen gleich noch dazu.
An manchem kamen wir nicht
vorbei. Zum Beispiel an der
Erhöhung der Grundsteuer
und der Preise für den Nahverkehr. Manches aber haben
wir gemeinsam mit der Stadtvertretung und der Verwaltung abgewehrt und gesagt:
So lassen wir nicht mit uns
umgehen. Den Speicher gibt
es immer noch, hervorragend
geführt von Dieter Manthey,
das Schleswig-Holstein-Haus
wurde nicht privatisiert. Wir
sind schließlich Landeshauptstadt. Da erwarte ich im Übrigen auch etwas mehr Solidarität vom Land.
Was haben Sie in den
vergangenen sieben Jahren
vermisst?
Angelika Gramkow: Zeit. Zeit
für Freundinnen und Freunde
und Zeit, um aus dem Tagesgeschäft heraus wichtige Fragen langfristig anzugehen,
Konzepte zu entwickeln.
Was machen Sie in Ihrer
knappen Freizeit?
Angelika Gramkow: Ich bin
eine Leseratte, mache zum
Stressabbau Sport und fahre
mit meinem Mann gern Boot
auf dem Schweriner See.
Frau Gramkow, Sie sind jetzt
sieben Jahre Oberbürgermeisterin in Schwerin. Was
war Ihr wichtigstes Erlebnis
in dieser Zeit?
Angelika Gramkow: Die Entwicklung des Wir-Gefühls in
der Stadt im Zusammenhang
mit der Bundesgartenschau
2009 und dem Stadtjubiläum
2010. Und gerade jetzt können
wir dieses Wir-Gefühl gut gebrauchen.
Richtfest für den Erweiterungsbau des Goethegymnasiums.
Die kleinste, aber schönste
Landeshauptstadt.
Wo sehen Sie Schwerin in
zehn Jahren?
Angelika Gramkow: Natürlich
immer noch als eine wunderschöne Stadt mit wieder steigender Einwohnerzahl. Weil
sich Schwerin zunehmend
als eine Stadt zum Leben und
zum Arbeiten entwickelt. Weil
Schwerin eine weltoffene Stadt
ist und ganz viele Besucherinnen und Besucher kommen,
um sich unser Weltkulturerbe
anzusehen. Und ich kann mir
gut vorstellen, dass auch eine
zweite Bundesgartenschau in
unserer Stadt große Resonanz
findet.
Offenes Blatt
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Entschlossen demonstrieren Schwerinerinnen und Schweriner für Toleranz und Weltoffenheit.
Lassen Sie uns über die
Schwerpunkte für die
nächsten Jahre reden.
Welche setzen Sie?
Angelika Gramkow: Wir müssen im Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Armut besser
werden. Wer von seiner Arbeit
leben kann, schafft die besten
Voraussetzungen für eine gute
Entwicklung der eigenen Kinder. Die Kulturstadt Schwerin
wird sich für uns, die wir hier
Zuhause sind, und für Gäste
weiter entwickeln. Schwerin ist
ein exzellenter Bildungsstandort für Alt und Jung. Und dies
alles können wir uns leisten,
weil die Wirtschaft boomt.
Schwerin ohne Probleme,
halten Sie das für möglich?
Angelika Gramkow: Ich sehe
unsere Probleme sehr wohl.
Die
Langzeitarbeitslosigkeit
und die Kinderarmut sind viel
zu hoch. Auch bei uns. Deshalb bin ich konsequent dafür,
dass wieder so etwas wie ein
öffentlich geförderter Beschäftigungssektor entsteht. Wir
haben so viel gesellschaftlich
notwendige Arbeit. Warum
also nicht mehr Arbeitsplätze
nach dem Motto Bürgerarbeit
schaffen, den Langzeitarbeitslosen wieder eine sinnvolle
Tätigkeit zu geben und ihr
Selbstwertgefühlt zu erhöhen,
weil sie wissen, dass die Gesellschaft sie braucht. Auch
das ist ein Weg gegen Kinderarmut, denn Armut erzeugt
wieder Armut. Wir müssen hier
praktikable Lösungen finden.
Parteiprogramme nützen an
dieser Stelle nicht so sehr. Das
interessiert die Leute auch
nicht. Sie wollen Lösungen.
Jetzt. Heute. Deshalb haben
wir auch gerade fünf Frauen
aus der Langzeitarbeitslosigkeit herausgeholt und ein Arbeitsplatzangebot in der Stadtverwaltung gemacht - natürlich
gefördert durch das Jobcenter.
Sie haben vorhin von weltoffen gesprochen. Das ist
ja gegenwärtig auch nicht
unproblematisch. Viele
Menschen machen sich
Sorgen, dass ihnen etwas
weggenommen wird, wenn
so viele Flüchtlinge
kommen …
Angelika Gramkow: Da müssen wir mal mit ein paar Vorurteilen aufräumen. Keine
Flüchtlingsfamilie nimmt ei-
ner Schweriner Familie die
Wohnung weg, kein Flüchtlingskind einem Schweriner
Kind den Kitaplatz. Und auch
kein Flüchtling nimmt einem
Schweriner den Arbeitsplatz
weg. Ich kann verstehen, dass
sich Menschen Sorgen machen, ob das Zusammenleben
mit Menschen aus uns fremden Kulturen mit ganz anderen
Auffassungen, zum Bespiel
zur Rolle der Frau, funktionieren kann. Da ist viel Aufklärungsbedarf. Den müssen wir
leisten. Ich weiß, dass ganz
viele Schwerinerinnen und
Schweriner persönlich helfen
mit Spenden oder selbst vor
Ort. Dafür möchte ich allen
danken. Es gibt aber auch die
anderen, die Hass säen, Parolen brüllen, mit Flaschen werfen und Schlimmeres tun oder
tun wollen. Und ich sage ganz
klar: Dafür habe ich null Verständnis. Es ist unsere Pflicht,
Menschen, die vor Krieg und
Misshandlungen
geflohen
sind, zu helfen, ihnen ein
menschenwürdiges Obdach
zu bieten und diejenigen, die
bleiben dürfen, zu integrieren.
Das beginnt mit der Sprache.
Und natürlich gehört die Bil-
dung allumfassend dazu. Ich
weiß, das ist kein Kinderspiel.
Die gegenwärtige Situation
wird Deutschland verändern,
auch Schwerin. Aber ich habe
beim Verteilen von Kleidung
und Handtüchern in die Augen
vieler gesehen. Da wird man
schon ein bisschen demütig.
Sehen Sie diese
Herausforderung als eine
der wichtigsten für die
nächsten Jahre?
Angelika Gramkow: Ja, ganz
klar. Und dieses Thema eignet
sich ganz und gar nicht für
Profilierungsversuche von
Parteien oder Kandidaten.
Womit wollen Sie sich denn
profilieren?
Angelika Gramkow: Mit guter
Arbeit. Ich brauche die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern. Ich
brauche den Dialog mit der
Wirtschaft, die Verabredungen
mit Vereinen und Verbänden.
Ich brauche die Diskussionen
um den besten Weg für die
Entwicklung unserer Stadt.
Meine Freundin sagt, Geli
sammelt jedes Bonbonpapier
von der Straße auf. Dann sage
ich: Ja, es fängt im Kleinen an,
nicht mit Sonntagsreden. Und
wenn die Menschen sagen,
jetzt ist es besser in der Stadt
als noch vor einigen Jahren,
dann haben wir doch viel erreicht. Und dafür will ich weiter kämpfen – als Oberbürgermeisterin.
Impressum
Eine zweite Bundesgartenschau in Schwerin? Viele wünschen sich das.
V.i.S.d.P.: Peter Brill
DIE LINKE. Schwerin
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